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132: 30 Tage Niederländisch

Mal eben schnell eine neue Sprache lernen…

Ich spreche neben Deutsch eigentlich nur Englisch fließend. Von fünf Jahren Französisch auf der Schule (die ich gehasst habe, wie die ganze Schule selbst auch) weiß ich gerade noch genug, um in Paris etwas zu Essen zu bestellen. An Spanisch, eine Sprache, die ich viel schöner finde, habe ich mich ein paarmal versucht, bin aber nie über die Anfänge hinausgekommen. Auch einen Sprachkurs Chinesisch habe ich auf der Fachhochschule ein Semester lang einmal besucht, aber davon ist noch weit weniger geblieben. Ein besonderes Sprachtalent habe ich also nicht.

Und jetzt Niederländisch. Vor 30 Tagen fing ich damit auf DuoLingo an. Bisher habe ich jeden Tag durchgehalten:

Und richtig rangeklotzt. Teilweise mehrere Stunden am Tag, aber jeden Tag mindestens ein bisschen. Geschafft habe ich jetzt geschätzt 1/3 des ganzen Kurses. Und das finde ich ebenso bemerkenswert wie erschreckend. Denn mal eben so eine Sprache lernen, ist nicht. Es ist harte Arbeit, die allenfalls mit einem guten Tool etwas versüßt werden kann. (Und warum muss das eigentlich so f*ing aufwändig sein, eine Sprache zu lernen? Was hat die Natur sich dabei gedacht?)

Mit Niederländisch und mir lief es aber von Anfang an super, hat gerade in den ersten Tagen auch rich-tig Spaß gemacht. Sehr viele Wörter kann man sich aus dem (Nord-)Deutschen herleiten. Der Satzbau ist dem deutschen sehr, sehr ähnlich. Und weißt du mal ein Wort nicht, kannst du auf Verdacht einfach mal ein deutsches einsetzen. Sehr oft passt es. Ich habe schnell ein gutes Anfangsgefühl für die Sprache entwickelt. Und DuoLingo macht es dir leicht. Vor allem in den ersten Tagen schnappst du dir Baustein für Baustein:

Und du denkst, wenn das so weiter geht, bist du in ein paar Wochen fertig und kannst die Sprache vielleicht sogar schon zum größten Teil sprechen.

Mit ein paar Sätzen ist das bei mir jetzt auch der Fall. Natürlich nur bei solchen, die aus den Übungen stammen. Für den Alltag fehlen mir noch zu viele Vokabeln und Redewendungen, aber es kommt so langsam was. Und wie gesagt: 2/3 stehen noch aus.

Was mich freut und was vielleicht gar nicht so dumm war: Ich hab vor 30 Tagen einfach mal angefangen, ohne groß darüber nachzudenken. Ich wollte nicht anfangen, um irgendetwas zu erreichen, es ging mir auch nicht um Karriere oder irgendwas. Ich habe mir genau genommen gar keine Gedanken darüber gemacht, warum ich eigentlich anfange. Und wenn ihr mich heute fragt, kann ich mich auch gar nicht mehr genau erinnern, warum gerade dann und warum überhaupt. Ich würde gerne Niederländisch im Radio verstehen können, wenn ich in die Heimat fahre, um auf NDR2 und Radio ffn verzichten zu können, und das nächste Mal im Urlaub dort zumindest mit Service-Personal ein paar Worte wechseln können. That’s it.

Nach zwei Wochen hatte ich das erste kleine Tief. Jetzt, noch einmal zwei Wochen später habe ich das nächste. DuoLingo macht die Sache zunehmend schwerer und setzt sie leider auch nicht immer so klug um wie zu Beginn. Anfangs besteht jede Lektion aus 3-5 Kapiteln mit 5 Einzellektionen à 10-13 Übungen. Im Schnitt machst du also so 200 Übungen pro Thema, hämmerst dir die Ausdrücke durch ständiges Vervollständigen, Hörverstehen und selber Formulieren ins Gedächtnis ein und kommst sehr schnell vorwärts.

Mittlerweile besteht fast keine Lektion mehr aus weniger als 5 Kapiteln, einige haben sogar 7. Übungen gibt es nun 20 pro Einzellektion, von denen es ebenfalls wieder 5 gibt. Das heißt, du machst hier pro Thema mindestens 500 Übungen, also mehr als das Doppelte, und kommst kaum noch vorwärts. An den letzten 6 Kapiteln hier saß ich die ganze letzte Woche. Klingt wenig, aber um die abzuschließen, waren insgesamt mehr als 3.000 Übungen nötig.

Und langsam fragt man sich, warum DuoLingo das derart erschwert. Es geht auch zu Lasten des Spaßes. Zumal vieles aus Wiederholungen besteht. Das Kapitels Numbers 2 etwa behandelt Zahlen über 20. Und wenn du zum 20. Mal eingetippt hast, dass de boer drieëntwintig koeien hat, dann ist das auch eine ganze Menge Tipparbeit und nervt irgendwann.

Aber alles in allem ist DuoLingo schon ein tolles Tool. Macht Spaß, macht süchtig, hat das Sprachenlernen wunderbar gamifiziert. Und folgt dem simplen Konzept, dich den Stoff immer und immer wieder wiederholen und aus deinen Fehlern lernen zu lassen.

Ich werde jetzt weitermachen, aber das Tempo etwas verlangsamen. Es sind einfach jetzt zu viele Übungen zu absolvieren, um noch schnell vorwärts zu kommen. Irgendwo muss man auch akzeptieren, dass man keine 15 mehr ist, wo man Wissen (theoretisch!) aufsaugen konnte wie ein Schwamm. Andererseits habe ich hier den riesengroßen Vorteil, nach eigenem Tempo, außerhalb einer Schule, frei von schlechten Lehrern oder im Durckkessel Klassengemeinschaft zu lernen. Lieber so. So macht es Spaß. 🙂

Biden also jetzt wohl US-Präsident (wobei ich das erst sicher glaube, wenn er Ende Januar im Oval Office sitzt). Zumindest haben alle großen US-TV-Sender seinen Sieg verkündet. That’s why I think it’s safe to say:

Thank you, United States of America!

Der Aufstand der Anständigen – das war er für Amerika. Es ging überhaupt nicht darum, wer der richtige Kandidat ist und ob Joe Biden der bestmögliche Präsident wäre. Es ging einzig und allein darum, dass das Riesenbaby da aus dem Weißen Haus verschwindet. Dafür ist das rechtschaffene Amerika aufgestanden, hat alles und jeden zur Wahl mobilisiert, früh abgestimmt, ist auf die Straße gegangen, hat seine Demokratie (oder zumindest das, was noch davon übrig ist) verteidigt. Wie knapp das war, haben wir gesehen. Dass immer noch knapp die Hälfte der Amerikaner wieder den Bekloppten gewählt hat, ist erschreckend, ja. Aber zu sehen, dass es am Ende doch gereicht hat, macht Hoffnung. Amerika – und vor allem: der Rest der Welt – ist doch noch nicht verloren. Mir fällt ein Stern vom Herzen. Und euch?

Bild des Tages:

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