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Argh

84: Nicht ob, sondern wie

Da setze ich mich heute früh ins Auto zum Termin, und die Karre springt nicht an. Da wird doch wohl nicht gestern jemand vergessen haben, das Licht… Scheiße… Verdammt!

Der erste Impuls: Zum Telefon greifen, den Partner anrufen und mich entschuldigen, vielleicht eine Ausrede erfinden. Wäre kein Problem, würden alle verstehen. Und sooo wichtig ist der Termin heute auch nicht. Es geht um eine Probefahrt mit dem Aiways U5. Allerdings noch mit dem 2020er-Modell, nicht dem 2021er, das Aiways und Euronics ab Ende des Jahres letztendlich verkaufen wollen. Das soll ich in ein paar Wochen auch noch testen. Insofern vielleicht Trotz, dass der alte Benziner nicht anspringt, mit dem ich zum Elektroauto fahren will.

Mein neues, und wie ich finde: konstruktiveres, Motto ist aber: „Nicht ob, sondern wie“. Also nicht: Geht das, sondern wie geht das? Nachdem ich zehn Sekunden später damit fertig bin, wütend auf dem Lenkrad herumzuhämmern, heißt es, mal schnell den Kopf anzuschmeißen: Wie komme ich jetzt binnen 50 Minuten von der Bonner Altstadt nach Mechernich-Kommern?

Von den folgenden 10 Minuten weiß ich nur noch, was ich alles gemacht habe. Ich weiß nicht mehr, was wie lange gedauert hat und ich kann auch nicht erklären, wie es möglich ist, das alles in 10 Minuten zu packen. Aber es war anscheinend möglich.

Mein Kopf entscheidet sich spontan für Flinkster. Noch im nicht startenden Lupo lade ich mir die App herunter, steige aus dem Auto, schließe es ab, sprinte hoch in meine Wohnung, krame die vier Jahre alte Flinkster-Kundenkarte heraus, die ich auch seitdem nicht mehr benutzt habe, starte die App, habe Glück: mein Account existiert noch, lasse mir ein neues Passwort zuschicken, finde ein Fahrzeug in 500 Metern Entfernung, buche es, renne aus dem Haus, wo zufällig gerade ein Leih-Scooter vor der Tür steht, dessen App ich noch installiert habe, buche die Fahrt, fahre damit zum Parkplatz, stelle den Scooter ab, gehe zum Auto, bekomme es mit der App nicht aufgeschlossen, versuche es mit der Kundenkarte, es funktioniert, starte das Auto, verstelle auf dem Weg zur Ausfahrt Sitz und Spiegel, treffe irgendwie mit der Fernbedienung den richtigen Knopf, um das Gatter zu öffnen und bin auf dem Weg. Puh!

Ich behaupte aber auch: Das wäre im Jahr 2015 noch nicht möglich gewesen. Einmal weil es da noch keine E-Scooter gab. Aber auch, weil man sich da nicht so schnell Apps unterwegs runterladen konnte und mobile Anwendungen einfach noch nicht so reibungslos funktioniert hatten.

Müßig zu erwähnen, dass ich mich noch einmal verfahre, am Ende aber trotzdem nur 5 Minuten später als vereinbart in Kommern ankomme. Der Andrang ist so riesig, dass die Leute von Euronics Urfey ohnehin andere Sorgen haben. 😉 Aber ich bekomme meine Probefahrt mit dem Aiways U5 und bin durchaus angetan:

Wieder in Bonn, bleibt mir der Gang nach Canossa nicht erspart: der Anruf beim Pannendienst, um zum (wenn ich mich nicht verzählt habe) sechsten Mal seit meiner Mitgliedschaft um Starthilfe zu bitten. Wer kommt natürlich raus? Mein Dude, der schon meinen Espace bestens kannte und mit mir zusammen vergangenen Sommer den legendären Bus-Unfall miterlebt hat. Der Typ gehört schon fast zur Familie und darf dann natürlich auch sticheln: „Geben Sie’s zu, Sie hatten Sehnsucht nach mir!“ ?

Den Rest der Prozedur kenne ich schon: Den Wagen jetzt mindestens eine Stunde laufen lassen, besser sogar damit fahren. Ich fahre im Feierabendverkehr nach Köln und Troisdorf, um ihn Juan zurückzubringen, der ihn eigentlich ausgeliehen hatte und von dem ich ihn mir gestern zurückausgeliehen hatte. Es ist kompliziert.

Wofür Corona immerhin gesorgt hat: Dass fast jeder in öffentlichen Verkehrsmitteln nur noch mobil bezahlt. Ich hatte mich lange dagegen gesträubt (warum eigentlich?), aber mittlerweile bin auch ich eifrig dabei. (Auch wenn ein Blinder sieht, was an der SWB.Go-App noch optimiert werden könnte: die Suchvorschläge. Wenn ich nach „Dorotheenstraße“ suche, dann zeig mir doch als erstes die Haltestelle Dorotheenstraße der Stadt an, für die die App programmiert ist, nicht alle Dorotheenstraßen samt Hausnummer in ganz NRW.)

Für alle, die noch interessiert, wie die Tischtennis-Corona-Geschichte weitergegangen ist: Ich habe zum Glück einen Partner in Crime gefunden, unseren Mannschaftsführer Nico. Er hält das Hygienekonzept des WTTV ebenfalls für nicht ausreichend, möchte kein Corona bekommen und hat deswegen unsere ersten beiden Spiele nach hinten verlegt. Nun hätten wir unser erstes Spiel erst Mitte September, und sollten wir das auch noch verlegt bekommen: Anfang Oktober.

Und sagen wir’s mal so: Weil der großen Mehrheit die Maßnahmen ja ausreichen und sie es gar nicht erwarten können, wieder zu spielen, werden wir bis dahin schon deutlich genauer wissen, ob sich Corona-Fälle durch Tischtennis in Sporthallen häufen oder nicht. Und dann gucken wir noch mal. ?‍♂️

Mein heimliches Highlight am Aiways U5:

Bilder des Tages:

5 Antworten auf „84: Nicht ob, sondern wie“

Moin! Ja, recht haste, 2015 wäre das so wahrscheinlich nicht gegangen, andererseits, Wege gibt es immer, wenn man nicht nach Vorwand, sondern nach Lösung sucht 😉 Das gute alte Taxi z.B…
Bin mal gespannt wie es mit dem Sport weiter geht.

Ja, ich auch…

Taxi ist zumindest innerstädtisch immer eine Lösung, klar. Und wenn’s um Leben und Tod geht, außerorts auch. Aber dann wird’s ja auch sehr schnell sehr, sehr teuer. Grob überschlagen, hätte mich die Fahrt von Bonn nach Kommern mit dem Taxi hin und zurück 250-300 Euro gekostet. Für das Geld kriege ich ja einen Wochenendurlaub finanziert. 🙂

Hm, meinst? Bin bei Sci-Fi- und AI-Serien immer vorsichtig. Das kann auch schnell nach hinten losgehen. Aber wenn du das schaust: berichte gerne mal!

Bei Tenet waren die Kritiken jetzt auch nicht so berauschend… Soll aber auf jeden Fall was fürs Auge sein.

Irgendwie ist das ganze PKW-System noch nicht ausgereift. Gerade in der Stadt, wo es viel zu wenig Parkplatze gibt ist es bekloppt dass 90% der Autos 90% der Zeit ungenutzt rumstehen (geschätzte zahlen, keine realen).

Man müsste die alle abschaffen und dafür mit einer Pauschale auf eine so große Masse an Carsharing-Autos zurück greifen können, dass man immer eins findet. Will man zu ikea nimmt man sich n Kombi, will man in ne Innenstadt einen Kleinwagen.

Ich bin mir sicher dass es da ein gutes Konzept gibt wenn man mal vernünftig drüber nachdenkt.

Aber in einem Land in dem die Autolobby so wichtig ist, wird das nix. Für Länder wie Dänemark oder Island könnte ich mir vorstellen dass die da eines Tages aber sowas durchziehen

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