Unter Linux habe ich noch kein wirklich gescheites Mailprogramm gefunden, das mir zugesagt hätte (Empfehlungen nehme ich gerne entgegen!). Deswegen bin ich bei Mailspring hängen geblieben. Aufgeräumt, schön designt. Da war klar, dass ein kommerzieller Anbieter dahinter steht. In dem Falle ist es ein Webdesign-Unternehmen namens Foundry 376 aus Nashville, Tennessee. Und wie ich mir schon dachte, gibt es den Client auch für Windows und Mac.
Mailspring hat aber einige, sagen wir, sehr interessante Zusatzfunktionen. Der Dienst informiert euch etwa standardmäßig, wenn euer Empfänger eure Mail gelesen hat.
„Welche Empfangsbestätigung?“
So eine Möglichkeit ist nicht neu. Bei der ersten dieser Benachrichtigungen dachte ich noch, die Empfangsbestätigung sei eingeschaltet. So etwas hatte man vor 20 Jahren mal ausprobiert und dann schnell wieder aufgegeben, weil es die Leute zu sehr genervt hatte. Sie bekamen dann eine Benachrichtigung, dass der Sender eine Bestätigung angefordert hatte und mussten dann „ja“ oder „nein“ klicken, um diese zurückzusenden.
Ich schrieb meinem letzten Empfänger eine Mail hinterher, um mich zu entschuldigen. „Welche Empfangsbestätigung?“, fragte der zurück. Er habe nichts bekommen. Mailspring scheint das also beim Empfänger heimlich zu tracken.
Das Ganze geht allerdings noch weiter. Als ich gerade an eine Bekannte eine Mail verschickte, die einen Link enthielt, schickte mir Mailspring sehr bald nach der Empfangsbestätigung noch eine weitere Nachricht hinterher: „Dein Empfänger hat folgenden Link geöffnet…“.
Holla! Geht das nicht ein bisschen weit? Sicher ist die Info für mich interessant, dass derjenige, dem ich Mails schicke, diese auch liest, und sogar, was genau er darin liest. Aber die Technik des heimlichen Sammelns grenzt ja fast schon an einen Trojaner. Solche Infos würde nicht einmal Facebook liefern (selbst sammeln ja, aber nicht an seine Nutzer herausgeben).
Etwas zu interessant für Newsletter-Marketer
Ganz so heimlich ist das allerdings nicht. Foundry 376 wirbt auf der Mailspring-Website öffentlich damit:
Und auch einen eigene Seite hat die Funktion namens „Link Tracking„, die übrigens zu sogenannten Activity Reports beiträgt.
Sicher, das ist gerade für Newsletter-Marketer ein sehr interessantes Tracking. Und eine, die in meinen Augen zu weit geht. Klick-Statistiken generiert man eigentlich anonymisiert und über Drittanbieter. Etwa über Linkdienstleister. Was Mailspring da macht, dürfte kaum DSGVO-konform sein, weiß ich damit doch genau, dass Hein Müller unter den 10 Nachrichten-Links im Newsletter den zum Playboy-Abo angeklickt hat.
In Mailspring werde ich die standardmäßig aktivierte Funktion erst einmal abstellen. Und auf ein anderes Mailprogramm wechseln werde ich dann in Kürze besser auch. Denn denen traue ich jetzt natürlich zu, dass sie noch so einiges mehr an Daten über mich sammeln…
Eine letzte Mail habe ich über Mailspring noch verschickt: An den Chefentwickler von Foundry 376 mit der Frage, ob die Praxis des Link Trackings mit gängigen Datenschutzbestimmungen konform sei. Ich werde hier updaten, sollte Antwort kommen. Dass er die Mail gelesen hat, weiß ich derweil schon. 😉
2 Antworten auf „„Der Empfänger hat folgenden Link in deiner E-Mail angeklickt““
Ich bin schon auf hey.com gespannt:
https://hey.com/
Kein Tracking, aber auch keine Verschlüsselung.
Vor allem geht es wohl darum, die UX neu zu denken.
Klingt gut!