Die Idee spukt jetzt schon eine ganze Weile in meinem Kopf rum, und sie ist natürlich auch nicht original von mir. Aber ich höre und lese immer mehr darüber sie klingt erfrischend: Wie wäre es, wenn man einfach den Rest seines Lebens ungebunden bleibt? Also nicht so selbstmitleidig, nach dem Motto: Buhuhu, keiner liebt mich, sondern gewollt. Und selbst die Chance auf sexuelle Abenteuer links liegen lässt, weil es einen einfach nicht mehr interessiert? Sofort melden sich die inneren Stimmen:
- Das darfst du nicht!
- Du musst dich fest binden!
- Alle anderen machen das auch.
- Das ist der natürliche Ritus des Menschen.
- Sonst bist du nichts wert.
- Nur gemeinsam ist der Mensch vollkommen.
- Nur als Frauenheld bist du begehrenswert.
- Sonst sind die anderen erfolgreicher als du.
- Alleinsein im Alter ist grausam.
- Du willst doch jemanden haben, der dich auf deinem Weg begleitet, der morgens neben dir aufwacht, mit dem du durch dick und dünn gehen kannst.
Die Stimmen 1 bis 6 können mich mittlerweile mal. Ich muss gar nichts, und da lobe ich mir die heutige Gesellschaft, in der praktisch jede Form von Sexualität akzeptiert ist, auch die Asexualität. Ich erinnere mich gerne an die gute Freundin von mir, die meinte, wenn sie sich zurückerinnere, war sie als Single immer glücklicher als in einer Beziehung.
Ich nicht unbedingt, aber auch mich haben viele Dinge an Beziehungen immer genervt. Unbedingt irgendwas zusammen machen müssen, auch wenn man gar keine Lust darauf hat. Mehr Nähe als einem lieb ist etc.
Punkt 7 und 8 haben mir tatsächlich lange zu schaffen gemacht. Andere sind begehrenswerter… Und wenn schon! Kann ich eh nicht ändern. Außerdem löst sich der Ärger darüber in Luft auf, wenn dich das Thema plötzlich nicht mehr interessiert und dir was anderes wichtiger ist. Wie du deine ganz persönliche Weltreise organisierst, zum Beispiel.
Punkt 9 und 10 – okay. Da werde ich sentimental. Tief in mir drin will ich jemanden haben, mit dem ich alles teile, dessen Nähe ich vermisse, wenn er (also sie) nicht da ist, der mich vollkommen macht, neben dem ich morgens aufwache, für den ich da bin, wenn es ihm (also ihr) schlecht geht, oder auch gut, und anders herum genauso. Ja, das will ich, das wäre meine 1a-Lösung, das steckt vielleicht in jedem von uns tief drin.
Aber wenn sich der passende Mensch für die 1a-Lösung gar nicht findet? Findet wirklich jeder den/die Partner/in, der/die genau das für ihn/sie ist? Welche elendigen Kompromisse geht man ein, um etwas zu bekommen, das nur so halb passt. Wer den Deckel auf dem Topf findet: sehr cool, meinen Glückwunsch! Aber wer nicht, wird der wirklich glücklich? Und was gibt man alles auf dafür, nur um semi-glücklich zu sein?
Natürlich bin auch ich nur ein Mensch, bei dem andere Menschen zu Weilen gewisse Reize auslösen, und ich dann entsprechend reagiere – also so:
Aber dann? Selbst wenn du denjenigen eroberst – was seltener passiert, als einem lieb ist – wie geht es dann weiter? Für einen kurzen Moment der Ego-Boost dass du jemand Attraktiven für dich gewonnen hast, dann die 6 Wochen Dopamin-Rausch des Verliebtseins, bevor dann die ewige Frage ansteht: Was machen wir denn heute? Isst du wirklich zwei Burger statt einen? Kannst du mal deine Socken wegräumen?! Wann fahren wir zu Onkel Walters Silberhochzeit?
Wie viel Energie habe ich in meinem Leben schon da rein gesteckt, jemandem gefallen zu wollen? Gebracht hat es genau genommen nichts.
Wenn das Schicksal sich entscheidet, dass da jemand meinen Weg kreuzt und beiden klar ist: das passt, dann: klar, ich bin bereit. Aber bis dahin versuche ich es einfach mal ohne. Und ich könnte mir denken, dass das ungeahnte Energien freisetzt.
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Typ vor mir in der Bahn hat eine Maske auf, aber wird vom Kontrolleur ermahnt, weil er kein T-Shirt anhat. „Bitte anziehen, sind die Kleidervorschriften hier.“ Er fügt sich, widerwillig.
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Hendrik hat Geburtstag. Alles Gute!
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Düsseldorfer Altstadt, huiuiui…

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Daily sort-out: Meine letzte Kladde mit Vokabeln, Sätzen aus meinen letzten Niederländisch- und Englisch-Kursen. Bin fertig damit. Es geht mit Babyschritten voran, aber der Gipfel rückt trotzdem langsam näher.
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