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Geheimprojekte und Challenges

Bei aller Bescheidenheit: Das ist jetzt wirklich ungewöhnlich für mich, eine Challenge so klar zu verlieren. Aber hier ist es wohl passiert. Ich hatte mit Nicky vereinbart, bis heute final fertig zu werden mit dem Minimieren, und das hat nicht funktioniert. Dabei ist hier einiges ins Rutschen gekommen. Ich bin dabei, die Wohnung noch einmal umzudekorieren und zu renovieren, wenn man das so nennen kann. Ich habe alle Bücher weggelesen, die ich nicht behalten wollte, ich habe meinen Papierkram final in Angriff genommen, ich habe selbst jahrzehntealte Andenken sortiert. Bin damit aber schlicht noch nicht fertig geworden. Etwas ungünstig ist auch, dass zu diesem Zeitpunkt kein Sperrmüll war. Das motiviert immer, weil man da auf einen Schlag vieles loswerden kann.

Anyway, hab verloren. Neues Ziel ist nun in einem Monat. Dann ist nämlich wirklich Sperrmüll.

Und bei der Gelegenheit…

In der Challenge mit Christian habe ich neulich temporär zumindest 7 Kilos verloren – von denen ich jetzt zwei wieder drauf habe. Elendiger Jojo-Effekt! Geht mir aber ohnehin nur darum, das Bauchfett final loszuwerden – wenn das überhaupt geht. Ich habe ein paar Möglichkeiten dafür gefunden und möchte es versuchen.

Und das Geheimprojekt? Seufz. Ich saß vor einem Jahr schon einmal dran. Ich bleibe dabei, dass die Idee gut ist und es etwas ist, was mir liegt, einmal aufgesetzt auch ziemlich einfach umzusetzen wäre. Das Problem ist der technische Unterbau. Der ist nämlich nicht ganz trivial, wie ich gerade feststelle. Nichts ist unmöglich, aber die Sache ist komplex. Ziel wäre, das noch im ersten Halbjahr an den Start zu bringen.

Und da der Sommer naht und mich schon häufig Fragen ereilen, wohin ich denn in Urlaub fahre, sage ich: Ja, wohin eigentlich…

Mir kam die Idee, die Deutschlandreise zu einer Europareise hochzuziehen. Gibt da viele Möglichkeiten: Von Nord nach Süd, West nach Ost, Ost nach West… Oder schlicht die Donau entlang. Brauche noch Motivation und eine gute Strecke. Und was ich mich immer frage: Was macht man denn eigentlich, wenn man am Ziel ist? Wie kommt man von da mit dem Fahrrad wieder zurück?

Eure Pläne?

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Mein aktuelles Lieblings-KI-Tool Ideogram ist ein interessanter Hybrid aus Bildgenerierungs-KI und Social Network. Man kann dort nicht nur sehr elegant Bilder erstellen, sondern sieht auch, welche Bilder die anderen haben erschaffen lassen und kann sie liken.

Die Frage, die ich mir gerade stelle: Darf ich eigentlich auch Bilder der anderen Nutzer herunterladen und benutzen? In den Nutzungsbedingungen steht: Ja, Free Use für alle. Aber wer hat denn hier eigentlich das Recht am Bild? Die KI? Der, der geprompt hat? Oder das Tool, das die KI dafür eingesetzt hat?

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Ist derjenige, der clever geprompt und ein schönes Bild da herausbekommen hat, damit eigentlich schon ein Künstler?

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Wissenschaften erfinden

Wie du auf Linkedin richtig durchstarten kannst, stand neulich in der Mail, und deinen Output dort um 10x steigern.

Dieses 10x- oder 100x-Ding ist so ein BWL-Ding, non?

Opa will jetzt hier gar nicht wieder von vor dem Krieg erzählen, wie schön das Internet doch war, bevor Business-ADHSler es für sich entdeckt haben. Mich ärgert diesmal eigentlich nur, dass man Wissenschaften aus Dingen macht, die keine sein müssten. Nur damit findige Geschäftsleute was zum Skalieren haben und den Leuten Angst machen, sie würden einen Trend verpassen.

Linkedin, Facebook und auch Google waren mal ganz einfache Tools mit einer recht klaren Struktur und einfachen Usability. Man war damit zufrieden. Dann fingen die Unternehmen irgendwann damit an, ihre Produkte komplexer und komplexer zu machen. Und heute brauchst du fast schon ein Studium, um zum Beispiel Google Analytics zu verstehen.

Warum wollen wir das so?

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Spam wird besser. Diese Nachricht erhielt ich neulich per SMS:

Ich habe wirklich ein Konto bei der Bank und ich benutze wirklich das PhotoTan-Verfahren. Nur der Link konnte nicht stimmen. Und diese „Sicherheitsprüfung“ irgendwie auch nicht.

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Euroback 2000

Hinter dem Namen und dieser verranzten Hütte im Sankt Augustiner Industriegebiet verbirgt sich genau das, was man erwarten würde.

Der beste Italiener der ganzen Gegend! 💁🏻‍♂️

Göttliche Pizzini! 👌🏻

Danke an Christian für den Tipp und das halbe Frühstück!

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Wo einen durchziehen?

Seit Cannabis nun legal ist, stellt sich auch die Frage, wo es denn eigentlich legal ist. Also wo es weit genug weg von allen Schulen, Kindergärten und anderen Bildungseinrichtungen wie dem Hallenbad mit Lehrschwimmbecken direkt vor der Tür. Also wo man es dann rauchen und wo einen Cannabis-Verein stationieren dürfte.

Ein Entwickler aus Koblenz hat deswegen die Bubatzkarte ins Leben gerufen, die solche Abstände misst und auf der Open Street Map anzeigt. Kurz gesagt: Hier in der Hood wird’s draußen eher nix:

Screenshot

Aber am Bahnhof sieht’s gut aus. 😉

Screenshot

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DuoLingo Music

Ist mal richtig cool. Lernsoftware können die!

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That Special Someone

Im Grunde ist es ganz einfach: Finde jemanden, der zu dir passt, bei dem du dich fallen lassen kannst, dich nicht verstellen musst, um geliebt zu werden, der deinen verschrobenen Humor teilt – sei du selbst! Der auf deiner Seite ist, selbst wenn es mal schlecht läuft, der deine Schwächen akzeptiert und du seine. Ein Seelenpartner, mit dem du durchs Leben streifst, dich niederlässt, vielleicht sogar Nachwuchs in die Welt setzt. Es ist das Gute, es ist das, wie es sein sollte. Es ist das, wonach wir alle irgendwo streben, zumindest die 95 Prozent, die ich kenne, die so jemanden eben noch nicht gefunden haben.

Why is it so fucking hard?!

Ich kenne Menschen, die so jemanden haben, mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich sowas sehe, aber es ist die absolute Ausnahme. Der ganze Rest hatte so jemanden vielleicht mal kurzzeitig oder auch nicht. Er arrangiert sich mit irgendwem, schaut sich verzweifelt um, sucht sein Glück im Alkohol, Hobbys oder anderen Drogen, wenn es nicht klappt, geht Affären ein, gibt sich mit weniger zufrieden oder gibt irgendwann ganz auf.

Klar: zu einfach darf es auch wieder nicht sein, das wäre langweilig. Aber wenn es wirklich für jeden Topf einen Deckel gibt, dann wäre es doch für alle gut, wenn jeder seinen passenden Gegenpart zumindest irgendwann im Laufe seiner 20er oder 30er kennenlernt. Jedem einzelnen wäre damit gehofen. Der Welt wäre damit geholfen.

Warum um alles in der Welt geht das nicht?

Adele hat das in „Someone like you“ und ihrem magischen Video in der Royal Albert Hall sehr treffend thematisiert. Dass nachher die ganze Halle mitsingt, sagt ja wohl alles! Achtet auch mal auf das Pärchen, das in Minute 6:11 einmal kurz eingespielt wird. Das ist das, was ich meine. Diese 5%, die es irgendwie doch gibt. Aber warum nur 5% Prozent? Warum?

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My biggest feat

Gestern Morgen auf der Waage: 75,8. Wir hatten gesagt: kleinen Toleranzbereich lassen wir zu, auf rund 75 muss ich kommen. Von 6x Sport in 5 Tagen war ich einfach nur noch platt, hab mich aber noch ein letztes Mal ins Fitnessstudio geschleppt. 30 min auf dem Rudergerät + meine drei Geräte. Danach ein ganz kleiner Schluck Wasser und dann in die Sauna, zwei Gänge. Den zweiten dehne ich sogar über die vorgeschlagenen 15 Minuten aus. Ich hatte noch nicht genug geschwitzt. Anschließend sehr langsames Auskühlen auf der Ruheliege. Die Waage hatte ich gleich mitgenommen ins Studio. Danach also fly or die. Und siehe da:

Also note for later: Der gute, alte Saunatrick bringt 1,5 kg! Challenge won! Christian – der aber auch immerhin 4-5 kg geschafft hat, darf morgen die Tapas zahlen. 🙂

Und jetzt, da ich es geschafft habe? Mache ich weiter! Jetzt, wo ich gesehen habe, dass Abnehmen geht und wie es geht, versuche ich mal ein wenig Muskelaufbau, und das Bauchfett wirklich noch ganz loszuwerden. Geschrumpft immerhin isses merklich.

Aber erst nach Ostern und nachdem ich meinen Kreislauf stabilisiert habe. Der ist jetzt natürlich hin.

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Mein Kumpel, der Verschwörungsmythiker

Als er wieder davon anfing, dass Russland sich ja nur verteidige und der Westen Putin den Krieg aufgezwungen habe, habe ich mir gesagt: diesmal nicht. Diesmal halte ich nicht die Klappe und sage wie immer „jaja“ oder gar nichts, weil man überzeugte Verschwörungsmythiker eh nicht zurücküberzeugt. Ich fragte also ruhig aber bestimmt zurück, wie er darauf komme, woher er meint, seine Informationen zu haben, warum er glaubt, dass diese richtiger seien als die der „westlichen Propagandamaschine“ und was bitteschön einen Krieg legitimiere.

Er reagierte mit einer Schimpftirade, vielen Buzzwords wie dem 2. Minsker Abkommen und Whataboutism. Wenn die Amerikaner irgendwo einen Krieg vom Zaun brächen, würde das auch niemanden interessieren und Israel seien überhaupt die schlimmsten. Was das jetzt damit zu tun hätte, fragte ich zurück, und was einen Krieg legitimieren würde, unabhängig davon, ob jemand anders auch einen vom Zaun bräche.

Es ging noch eine Weile hin und her, ein dritter Bekannter stand die ganze Zeit still daneben und sah uns zu.

Als wir fertig waren, waren wir beide erstaunlich gelassen und sahen uns an. Grinsten. Da schien jeweils Druck auf dem Kessel gewesen zu sein, der einfach mal raus musste. Und jetzt wo er das war, war es auch wieder gut.

„Ich muss los. Sehen wir uns heute Abend?“

„Ja, ich denke, ich bin auch da. Schreibe noch in die Gruppe.“

„Dann bis nachher.“

„Bis nachher.“

Wir trafen uns später, unterhielten uns ganz normal über andere Dinge, und das Thema kam nicht mehr auf.

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Friedefeld

Bitte mal aufzeigen, wer eine deutsche Animationsserie kennt!

Ich nämlich auch nicht. Deswegen wollte ich „Friedefeld“ doof finden, was wohl die deutsche Antwort auf die Simpsons sein soll und inhaltlich irgendwo zwischen Futurama und Rick & Morty liegt.

Friedefeld. Bild: BR

Und was soll ich sagen? Die erste Folge fand ich noch okay, bei der zweiten hat’s mich aber schon genervt. All zu offensichtliche Gags, die dann zu weit ausgeschmückt werden. Dass Lieferando-Fahrer etwa nach der Arbeit ihre Räder im Park abstellen und dann ihr wahres Dasein als Penner weiter fristen, weil sie halt zu schlecht und die Mieten in der Großstadt hoch… Ist genau zwei Sekunden lang originell, wird aber hier auf mehrere Minuten gestreckt. Zu wenige Gags, zu wenig lustig, brauche ich nicht.

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Abnehm-Challenge

6x Sport in 5 Tagen , heute nur 1 Mahlzeit, aber irgendwie stagniert mein Gewicht und ich bin kaputt. 76,4 kg heute Morgen. Ich kann es allenfalls noch mit dem Saunatrick schaffen. Mag aber auch nicht mehr.

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Ikea, der real gelebte Kommunismus

Kommt man raus aus seiner loftigen Großstadtwohnung und strebt das Aufhübschen dersolchen an, geht es immer erst zu Ikea. Und dann steht immer auch ein Besuch im Restaurant dort an.

Warum eigentlich? Es gibt die überwürzten Hackebällchen aus Fleisch und die aus Pflanzenzeugs, die nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Mausgrauer Kartoffelklecks dazu, siebzehn Erbsen, die sehr lange eingefroren waren, braune Soße aus dem Reservoir, abgepackter Salat.

Zur Mittagszeit ist es dort voll. Du musst um deinen Platz im schummrigen Neonlicht kämpfen, weil die wenigen Plätze am Fenster sofort weg sind. Kannste nämlich raus auf den Parkplatz gucken!

Brühwarme Kaffeespezialitäten aus dem Vollautomaten. Free-Flow-Limo für 1,75 Euro (es waren mal 50 Cent), und die Leute gehen Eiger-Nordwand-steil. Schweden-Cola, Himbeerbrause oder Zitronenlimo. Der Clou ist das Mischen! Man achtet darauf, mindestens ein zweites Mal hinzugehen und auf die abgefingerten Knöpfe zu drücken. Man will das Geld wieder raushaben.

Als ich da sitze, erinnere ich mich an einen Besuch in der originalgetreu erhaltenen Kantine eines DDR-Museums vor zwei Jahren in Oschersleben. Die Deko dort war uriger – Ernst Thälmann faustete dir zum Essen zu. Die Lichtfarbe war genauso, das Essen – irgendwie auch.

Egal ob Sao Paolo, Peking, New York oder halt Köln-Godorf: Es gibt dieselben Grönsaksbullar, dieselbe Himbeerlimo, dasselbe Billy-Regal, dieselben Topflappen. Und jeder kauft da, weil die Preise halt noch ganz okay sind und die Auswahl auch nicht so schlecht ist. Und weil er so eine Weile vom kapitalistischen Alltag da draußen entfliehen kann.

Ich will hier gar nicht die alten Kamellen aufwärmen, dass schon DDR-Zwangsarbeiter für Ikea schuften mussten, aber es passt ganz gut ins Bild. Ikea ist gelebter Kommunismus mit all seinen Licht- und Schattenseiten.

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Ach, Autokorrektur…

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Was ich an der deutschen Sprache gerne ändern würde

Ob ich mich selbst als solchen sehe oder nicht, ist beinahe einerlei: Ich bin ein Sprachprofi, weil ich mich täglich mit Sprache befasse, insbesondere der deutschen. Und jetzt, wo ich diese Sprache seit über 40 Jahren benutze und viel darüber gelernt habe, muss ich sagen: Ich mag sie. Man kann viel mit ihr anstellen, wunderbar treffende Formulierungen finden und einiges schöner ausdrücken als in allen anderen Sprachen. Was sich in der Grammatik der deutschen Sprache aber auch widerspiegelt, ist die Regelungswut, mit der sie aufgebaut ist. Frag mal einen Einwander oder eine Einwanderin, die Deutsch lernen, was die über die Grammatik sagen. Platt gesagt: Wir haben über 30 verschiedene Fälle, in denen der Engländer einfach „the“ sagen kann.

Es gibt allerdings selbst für Muttersprachler und Sprachprofis immer wieder Ungenauigkeiten, Fallstricke, Regeln, die bei genauerer Betrachtung überflüssige Relikte sind. Und einige davon könnte man relativ einfach abschaffen und den Menschen damit das Leben erleichtern. Ich möchte mal einige Vorschläge der Dinge ins Feld werfen, die ich an der deutschen Sprache gerne ändern oder abschaffen würde.

1. Das Großschreiben von Hauptwörtern

Das Großschreiben von Substantiven (Hauptwörtern) ist etwas, was die deutsche Sprache relativ exklusiv hat. Man findet es nicht im Spanischen, nicht im Französischen, nicht im Niederländischen, nicht im Englischen. Es gibt dort Ausnahmen, wie natürlich Eigennamen, Ortsnamen, im Spanischen oder Englischen auch Monatsnamen und natürlich Satzanfänge. Das war es aber für gewöhnlich auch schon. Herrlich einfach!

Im Deutschen brechen wir uns einen ab mit der Groß- und Kleinschreibung. Es ist nicht besonders kompliziert bei klar erkennbaren Hauptwörtern wie Gegenständen (Auto, Fahrrad, Türklinke). Aber Zweifelsfälle gibt es dennoch zuhauf:

Wenn ich deutsch [groß oder klein?] spreche, etwas im Großen und Ganzen [groß oder klein?] über kurz oder lang [groß oder klein] meine, den einen [groß oder klein?] mit einschließe, den anderen [groß oder klein] aber nicht. Schreibe ich „hundert“ groß oder klein? Kann ich dir das eine [groß oder klein?] sagen, aber nicht das Andere [groß oder klein]? Im Folgenden [groß oder klein?] nämlich halte ich dich auf dem Laufenden [groß oder klein?].

mein punkt ist: die großschreibung von hauptwörtern hat keinerlei vorteile. der text wird dadurch nicht verständlicher, das lesen nicht einfacher. in diesem absatz schreibe ich gerade – du wirst es gemerkt haben – alles klein. und obwohl das für dich ungewohnt aussieht, wirst du alles problemlos verstehen. ein dickes argument dafür, die großschreibung von hauptwörtern abzuschaffen.

2. Das ß

Eigentlich hat die Rechtschreibreform die Regel ganz gut hinbekommen und jahrzehntelange Zweifelsfälle beendet:

  • Nach einem kurz gesprochenen Vokal schreibst du ss, z.B. Fluss.
  • Nach einem lang gesprochenen oder Doppelvokal schreibst du ß, zum Beispiel fließen oder Fußball.

Das war anno 1996 im Grunde schon die halbe Abschaffung des ß. Die große Frage ist: Warum nicht ganz weg damit, wenn man es mit ss sowohl schriftlich als auch phonetisch doch gleichwertig ersetzen kann?

In der Schweiz klappt das seit den 1930er-Jahren ziemlich gut. Ja, es gibt einzelne Zweifelsfälle wie Busse: Sehe ich Busse über die Straße fahren ohne tue ich gerade Busse, indem ich eine Woche lang nichts esse? Es erschließt sich meist aus dem Kontext.

Nicky, die ja seit einigen Monaten meine Kollegin ist, hat sich das ß bereits abgewöhnt. Das ist ein wenig nervig, weil ich das dann in ihren Texten wieder zurückändern muss (lasse ich dich bald selbst machen, freu dich drauf! 😉 ). Und jedes Mal frage ich mich dabei: Warum eigentlich noch? Wozu braucht es das ß noch?

Ich prophezeie, dass das ß in wenigen Jahrzehnten sowieso abgeschafft wird, weil es das Schreiben nicht einfacher macht und das Erlernen der Sprache auch nicht. Vor allem aber, weil man es ganz einfach abschaffen kann: Man benutzt es einfach nicht mehr und kaum jemandem wird es auffallen.

Ich geb es ehrlich zu: Ich bin sogar ein kleiner Fan des ß. Es ist eine ganz niedliche Eigenart der deutschen Sprache, ähnlich wie die Tilde im Spanischen („señor“), das Trema im Französischen oder Niederländischen („geïnteresserd“) oder den Accent circonflexe im Französischen („ragoût“) – der aber auch nur historische Gründe hat und für die korrekte Aussprache nicht notwendig ist.

Ähnlich wie das ß. Ist ganz hübsch, aber brauchen tut es das nicht mehr. Für eine niedliche Eigenart blieben uns im Deutschen ja noch die Umlaute.

3. „Person!“

Ich möchte einiges abschaffen; das hier würde ich gerne neu einführen. Und zwar die Möglichkeit, fremde Menschen auf der Straße mit einer Anrede anzusprechen, wie es auch die Briten, Niederländer, Franzosen, Italiener, Spanier können:

ItalienischSignor, Signora
SpanischSeñor, Señora
FranzösischMonsieur, Madame
NiederländischMeneer, Mevrouw
EnglischSir, Madam
Deutsch?, ?

Im Prinzip haben wir im Deutschen „Herr“ und „Frau“ dafür. Klingt aber komisch, sagt man nicht, ruft man schon gar nicht. „Herr, Sie haben Ihre Tasche dort vergessen!“, „Frau, Frau! Bitte warten Sie.“ Klingt komisch, fast wie eine Belästigung.

Aber was nehmen wir stattdessen? Wir behelfen uns mit Verlegenheitskonstruktionen wie „Tschuldigung!“, etwas höflicher: „Verzeihen Sie…“ oder „Guten Tag! Könnten Sie…“. Richtig praktisch ist das alles nicht und – steile These – es könnte sogar dafür sorgen, dass wir im Alltag noch mehr für uns bleiben als sowieso schon. Es hält den einen oder anderen davon ab, jemand Fremden einfach anzusprechen.

Eine Lösung habe ich dafür leider nicht. Ich kann hier nur den Wunsch äußern, dass man da etwas einführt.

Und das war’s auch erstmal schon. Diese drei Dinge würde ich an der deutschen Sprache gerne ändern. Es gäbe noch viel mehr, wenn man erstmal anfinge, aber dafür bin ich dann doch wieder nicht Sprachprofi genug.

Was würdet ihr gerne an der deutschen Sprache ändern?

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Als ich heute Morgen in die Küche kam

Als ich heute Morgen in die Küche kam, saß ich da schon und las die Zeitung. Auch eine Tasse Tee stand neben mir.

„Ja, wie?!“, rief ich. „Was mache ich denn hier? Ich hab doch bis eben noch geschlafen!“

„Hm-mh“, murmelte das andere Ich, tief in seine Zeitungslektüre verstrickt. „Hast du gewusst, dass fünf von zehn Menschen Frühaufsteher sind? Steht hier.“

„Und das bedeutet?“

„Das bedeutet, dass ich es satt habe, immer bis fast mittags in den Seilen zu hängen. Und deswegen bin ich heute einfach schon mal um 5 Uhr raus.“

„Und die Zeitung?“

„Habe ich mir beim Bäcker gekauft. Sind auch noch Brötchen da. Möchtest du eins?“

„Das mit Körnern sieht nicht schlecht aus. Vielen Dank!“

„Gibt auch Aufschnitt und bisschen Marmelade.“

„Ich mag keine Marmelade, und du, also ich, dann doch eigentlich auch nicht.“

„Eigentlich nicht, nein“, sagte das andere Ich und lugte mich herausfordernd an.

Ich setzte mich erst einmal. Diese ungeahnte Begegnung hatte mich verwirrt, und ich schlief ja auch noch halb. Der Andere hatte einen zweiten Teller und ein Messer da stehen, noch unbenutzt. Ich zog beides zu mir rüber und schnitt erst einmal das Brötchen auf, murmelte dabei leise vor mich hin. Ich2 sagte nichts, aber ob er nun Zeitung las oder nicht – ich merkte seinen lauernden Blick auf mir. Er sah meinem Spiegelbild schon ähnlich, so ist es nicht. Aber dieser Gesichtsausdruck! Viel forscher, freier.

„Ump“, fragte ich mit vollem Mund, „woll daf jetf häufiger paffieren?“

„Dass ich Dinge einfach anders mache als du, dass ich aus dem engen Konstrukt ausbreche, dass du dir selbst angezogen hast, dass ich zum Freigeist werde und ab jetzt häufiger hier sitze? Ja, das soll passieren.“

Dieser Story Opener entstand im Rahmen einer fünfzehnminütigen Schreibübung in einem Seminar für kreatives Schreiben. Beim Transkribieren leicht abgeändert. Die anderen Kursteilnehmerinnen (ja, ausnahmslos Frauen) fanden es ganz gut, sagten höchstens, ich könnte noch mehr mit Ichs arbeiten, mit den Ebenen spielen, und eigentlich wäre das doch auch der ziemliche Horror, sich morgens selbst in der Küche zu treffen und das könnte ein solcher Text alternativ darstellen.

Was meint’s ihr? Und wie könnte es weitergehen?

*

Hrhr…

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Herz der Finsternis

Wenn ich von „Herz der Finsternis“ eins gelernt habe, dann, dass ich des Englischen weit weniger mächtig bin, als ich dachte…

Ich las die Novelle des polnischen (!) Autors Joseph Conrad zunächst auf Englisch, begann anfangs noch die meisten Worte nachzuschlagen, die ich nicht verstand, nur um dann irgendwann zu kapitulieren und einfach weiterzulesen. Der Kindle erlaubt zwar das Übersetzen per Knopfdruck – eine sehr praktische Funktion! Aber wenn man pro Seite eigentlich zehn Wörter nachschlagen müsste, die man nicht oder nur in einem anderen Kontext kennt, dann lässt man es besser irgendwann. Conrad hat offensichtlich mit einem Wörterbuch in der Hand geschrieben und sich bemüht, sich möglichst gewählt auszudrücken. Draped? Fringed? Flash? Crimson? Charms? Superb (in diesem Kontext)? Nee, zu viel…

Anschließend also die deutsche Übersetzung – die ich sehr gut verstand.

Was ich vorher nicht wusste, sich beim Lesen aber schnell andeutete: „Herz der Finsternis“ ist die Romanvorlage für den Filmklassiker „Apocalypse Now“. Der englische Kapitän Charles Marlow erzählt seiner Crew Jahre später von seiner einstigen Reise im Kolonialgebiet den Kongo hinauf, auf der Suche nach einem gewissen Mr. Kurtz.

„Herz der Finsternis“ wird als Kritik am Kolonialismus gesehen. Zwar spielt die Geschichte – wenn auch der Ort nicht näher benannt ist – recht zweifellos im Kongo, wo die damaligen belgischen Kolonialherren unfassbar gehaust haben müssen. Dass die Rahmenhandlung allerdings auf der Themse spielt und Marlow von dort erzählt, lässt die Allgemeingültigkeit der Kritik durchklingen. Europäer, die sich über die vermeintlich Wilden in Afrika oder anderswo auf der Welt erheben – ein Frevel, egal von welcher Nation ausgeübt.

In „Herz der Finsternis“ geht es allerdings auch um die Reise eines Menschen in die Untiefen der Seele, praktisch ins eigene Herz der Finsternis. Marlow trifft schließlich auf Kurtz, der diese Reise schon vor ihm getan hat und teils engelsgleich, teils teuflisch beschrieben wird. Seine Erkenntnis, dass am Tiefpunkt der Seele das Grauen liegt, er selbst mitgeholfen hat, es herbeizuführen und ihm nun keine Zeit mehr bleibt, es wieder gut zu machen, beschreibt die Tragik der Existenz.

War eins der Bücher, die ich unbedingt lesen wollte. Zumindest auf Deutsch hat’s mir sehr gefallen. 😉

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Nur zwei Songs

Was für eine wunderbare Band war eigentlich Roxette. Damals hielt man sie für selbstverständlich. Sie hatten diesen Durchbruch mit „The Look“ und dann waren sie ein paar Jahre einfach da. Mit diesem unverkennbaren Stil, ich würde ihn mal Gitarrenpop nennen. Drei, vier Alben lief das richtig gut, dann war die Story auch auserzählt. Was mir heute einfiel und was die Gruppe so bemerkenswert macht: Da sind zeitlose Klassiker darunter, an die man sich aktiv gar nicht mehr erinnert. „Queen of Rain“ fiel mir heute ein. Einfach nochmal reingehört, neu entdeckt. Ein wunderbarer Song, wenn man gerade eh irgendwie melancholisch ist. Aber was erzähle ich euch, das wisst ihr ja alles, die ihr damals schon dabei wart. Hört durchaus noch mal rein, das ist alles ziemlich gut gealtert!

Und dann gibt es Künstler:innen, bei denen es anders herum ist. Deren Songs mich nie so richtig gepackt haben, auch wenn sie handwerklich in Ordnung waren. Einfach nicht mein Geschmack. Bei Natalie Merchant war es so. Konnte ich nie viel mit anfangen, habe ich dann irgendwann nicht weiter verfolgt, die Karriere. Und damit diesen wunderbaren Song verpasst, der bereits 2003 herauskam. Den mir Spotify dann gestern zufällig aufs Ohr geschickt hat. Manchmal funktionieren diese Algorithmen dann doch. Gibt es wohl schon KI-Tools, die das Ganze nochmal so richtig aufbohren und jeden Song nach deinem Geschmack entdecken, den du bisher verpasst hast?

Okay, „Which Side are you on“ ist auch nur ein von ihr interpretierter Folksong, den viele schon einmal gesungen haben, darunter die Dropkick Murphys. Merchants Version gefällt mir aber am besten:

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Eigentlich sollte ich nicht schüchtern sein

Immer wieder denke ich mir: „Eigentlich geht das nicht! Ein Journalist darf eigentlich nicht schüchtern sein.“ Ich bin es aber hin und wieder, warum genau, habe ich noch nicht ganz rausgefunden. Es liegt an der Tagesform. Heute bin ich es.

Dumm nur, dass ich gerade heute Abend etwas aus erster Hand privat „recherchieren“ will. Ich feiere meinen Geburtstag am Wochenende und organisiere dafür ein Pubcrawl. Ob wir da mit einer größeren Gruppe noch überall unterkommen können, möchte ich wissen, und dazu noch ein paar Besonderheiten der jeweiligen Lokalität in Erfahrung bringen, um Fragen für das Quiz zu entwerfen.

Ich nehme tief Luft und marschiere rein.

  • Zum Kellner in Laden 1 bekomme ich auch kaum Augenkontakt hin, vergesse meine Fragen, sage aber dann doch klar und freundlich, was ich möchte. Er antwortet sehr nett, und wir plaudern ein wenig, während er am Tresen zapft. Am Ende sagt er: Ciao und bis Samstag!
  • Der Kellner in Laden 2 ist groß und wirkt abweisend – ist er aber überhaupt nicht, als ich zu ihm an den Tresen komme und ihn anspreche. Er hat einen spanischen Akzent, wirkt selbst etwas schüchtern, kommt schnell ins Plaudern, hat alle Zeit der Welt, sagt, dass seine Kneipe den besten [X] der Stadt hätte, von dem er mir gleich einen einschenkt. Ungefragt schaut er nach Reservierungen und sagt: Da bekämen wir noch die Ecke hinten frei. Dabei wollte ich eigentlich nur wissen, ob wir mit der großen Gruppe ein Kölsch im Stehen trinken könnten.
  • Der Kellner in Laden 3 hat wenig Zeit und kommt auch nicht zu mir rüber an den Tresen, sondern fragt aus drei Metern Entfernung, was ich will. Ich stelle mich gerade hin, schaue in seine Richtung und brülle dann halb durch den ganzen Laden, so dass alle Thekengäste es mitbekommen. Aber die anderen interessieren sich ohnehin nur für das gerade laufende Fußballspiel. Und der Kellner sagt so etwas wie: Kein Problem, irgendwo kriegen wir euch da kurz unter.
  • Die Kellnerin in Laden 4 flirtet mit mir. Zumindest kommt mir das immer so vor, wenn ich mit ihr rede. Dabei ist sie wohl einfach nur ein People Person, der anderen tief in die Augen blickt. Ich blicke zurück. Samstag sei schon recht voll, sagt sie. „Aber wir bekommen euch da schon unter.“ Als es um mögliche Quizfragen geht, weist ihre Freundin auf die hintere Wand: „Da hängt [X]“ – Ach wie cool! Das wird die Killerfrage werden!
  • Der Kellner in Laden 5 wirkt unsicher auf mich. Sagt, er sei eigentlich DJ und helfe hier nur aus. Zufällig legt er am Samstag auf. Ah, die Partyreihe, sage ich, die kenne ich, da wurde mir beim letzten Mal zu viel Pop gespielt. Was!? Könne gar nicht sein, sagt er, er spiele auch Rage. Es gäbe einen neuen Schnaps, den hätte er hier eingeführt, er hat ihn aus [X] mitgebracht, da käme er nämlich selbst her. Ein sehr nettes Gespräch.

Am Ende habe ich rund 30 Fragen gesammelt und zumindest drei echt gute Gespräche geführt, statt mir zu Hause Allerweltsfragen aus dem Internet zu suchen.

Heute gelernt: Die meisten Menschen reißen einem gar nicht den Kopf ab. Und Schüchternheit scheint auch andere zu betreffen. Ist vielleicht einfach so eine Gegenreaktion auf das Zeitalter der Überallundjederzeitkommunikation.

Man stellt sich Journalisten eigentlich immer irgendwie als Rampensäue vor. Aber schreiben die dann die besten Geschichten? Schüchtern sein heißt ja nicht, dass man nicht trotzdem Gespräche beginnen kann. Dann hört man halt mehr zu, lässt den anderen reden und bringt so einiges in Erfahrung. Also das, was als Journalist eh nicht schaden kann. Was heißt schon „eigentlich“.