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Argh

In den Fängen

Der Geldtransfer von Katar an die Ex-EU-Parlaments-Vize-Präsidentin Eva Kaili ist vor allem eins: plump. In Deutschland hätt’s das nicht gegeben. Da nennen wir sowas Lobbyismus statt Korruption und machen es weniger offensichtlich. Dennoch sind bezahlte Nebentätigkeiten von Parlamentariern Gang und Gäbe und der gängige Weg für Ex-Parlamentarier ist nach wie vor der Gang zu einem Lobby-Verband. Das ZDF Magazin Royale hat das Thema in einer sehr coolen Folge kürzlich einmal aufgegriffen:

Trotzdem, Katar. Was für eine Farce! Bis auf Versprechungen, Arbeitsbedingungen zu verbessern, hat das Emirat nichts gemacht. Da geht man jetzt lieber hin, schmiert EU-Parlamentarier – was übrigens dumm ist – und will sich so einen besseren Ruf in der EU erschaffen, statt Dinge wirklich zu verbessern. Dabei ist es uns doch sowieso egal. Wir vergeben die WM trotzdem dahin und verfolgen jetzt die Spiele (ja, ich auch). Welchen Unterschied macht es da, ob Menschenrechte eingehalten werden oder nicht.

(Auf eine perfide Art cleverer macht das in meinen Augen übrigens Saudi-Arabien. Die starten lieber Großprojekte und PR, worauf Journalisten natürlich sofort anspringen und darüber berichten.)

Nebenbei: Der Tod von zwei Sport-Journalisten bei den Spielen deutet noch auf etwas anderes hin: dass die klimatischen Bedingungen und die Gesundheitsversorgung vor Ort womöglich einfach unmenschlich sind. US-Sportjournalist Grant Wahl hatte sich in Behandlung begeben, nachdem er durch die ganze Hektik mit der Anreise, dem Jetlag und dem Dauereinsatz bei der Arbeit offenbar einen Infekt zugezogen hatte. Etwas sonderbar ist das aber irgendwie schon: Warum sterben da so viele Menschen bei der Arbeit?

A propos sterben: In Deutschland kann es einem gut gehen, es sei denn, man braucht mal Gesundheitsversorgung. Der nächste freie Augenarzttermin, den ich bekommen habe, ist im März, also in einem Vierteljahr. Das alles ist aber nichts gegen das, was in Berlin am Wochenende los war. Zwei junge Frauen werden von einem Bus erfasst. Die eine stirbt wenig später, die andere ist schwer verletzt. Die Umstehenden kümmern sich, rufen einen Rettungswagen – und es kommt keiner. Weil einfach keiner verfügbar ist. Personalflucht, sagt der Verband. Oder vielleicht ein komplettes Kaputtsparen der Pflege/Rettung/Gesundheitsversorgung weit über einen Punkt hinaus, an dem das System noch tragfähig gewesen wäre. Es kollabiert gerade und wir können dabei zusehen. Hoffentlich bleibt ihr alle gesund!

Trotzdem noch ein Song des Tages. Dürbeck & Dohmen: Hello Beltracchi (2016):

https://www.youtube.com/watch?v=mK7YV9G0jBs

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