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Non-judgemental Walk

Ich war mal in der StudiVZ-Gruppe „Angeblich gucke ich immer böse, bin’s aber nicht“. So unnützes Zeug aus der Vergangenheit fiel mir gerade ein, als ich zum Abendspaziergang aufbrach. Ich glaube nämlich, ich gucke nicht nur böse, ich bin es manchmal auch. Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Text von gestern, dass es mich auf die Palme bringt, wenn Leute vor mir auf dem Bürgersteig mich nicht herannahen hören. Ich bin für gewöhnlich recht flott unterwegs und muss an vielen Leuten vorbei. Und wenn die mir dann nicht ausweichen…

Mittlerweile sage ich mir oft: „Ruhig, Brauner, die können ja nichts dafür.“ Wenn ich mal genau in mich hinein horche, gucke ich aber auch andere Menschen auf der Straße böse an. Aus verschiedenen oder gar keinen Gründen. Vielleicht, weil mir bei dem einen das T-Shirt nicht gefällt, bei dem anderen ein schlimmes Tattoo (passiert mir in Deutschland leider oft), beim Dritten der ganze Aufzug und beim Vierten wasauchimmer.

Nicht werten, habe ich mal irgendwo gelesen. In Berlin gelingt mir das auch meist ganz gut. Da sieht sowieso jeder so verrückt aus, dass man aus dem Werten gar nicht mehr heraus käme. Bei meinem Abendspaziergang gerade habe ich das aber auch mal hier in Bonn versucht. A non-judgemental walk. Was mir dabei auffiel:

  • Es läuft sich tatsächlich entspannter. Ich bin selbst weniger verkrampft.
  • Mich gucken weniger Leute böse an. Vielleicht ist da was dran mit „Wie man in den Wald hineinruft…“
  • Ein paar Mädels haben mich angelächelt.
  • Eine Frau auf dem Fahrrad hielt an, um mich nach dem Weg zur nächsten Tankstelle zu fragen. (Ich habe sie aber nicht einfach dahin geschickt, sondern gefragt, was sie da eigentlich will. Sie wollte nur Flaschen abgeben. Ich hab sie statt dessen zum Friedensplatz-Rewe geschickt.)
  • Ein Gruppe von Leuten, die vor mir ging und die ich so schnell nicht überholt bekam, störte sich offenbar nicht daran, dass ich ein paar Schritte mit ihnen ging.
  • Insgesamt ein sehr entspannter Spaziergang.

Würde ich ab jetzt immer so machen, wenn es nur nicht so verdammt anstrengend wäre. ?

Daily sort-out: „Feeling Good“, Seiten 200-250.

Ich muss mal vorankommen hier mit dem finalen Ausmisten. Und wenn es erstmal Dinge sind, die ich eigentlich am Schluss machen wollte. Finales Ausmisten der Schränke. Behalten nur noch notwendiger Dinge und solcher, die ich ohne viel logistischen Aufwand und Platzbedarf bei einem Umzug schnell mitnehmen könnte.

Flurkommode vorher:

Ausgeräumt:

Nachher:

Prepper-Schublade in der Küche vorher:

Nachher:

Ich muss einen Plan machen, wie ich das hier beenden will. Alle Bücher noch einmal zu lesen, in denen noch etwas Interessantes stehen könnte, dauert zu lange. Dann lieber voll dekadent wegschmeißen und als Ebook neu kaufen, wenn die Zeit gekommen ist. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an…

Kreislauf, i haz it. Kann natürlich an den Temperaturen liegen oder daran, dass ich heute Mittag bei 30 Grad ins Intervalltraining eingestiegen bin. 5km Joggen, davon sieben 30-Sekunden-Vollgas-Sprints (mit 1 Minute Pause dazwischen). Das soll die Fettverbrennung deutlich erhöhen.

Woran es liegt, weiß ich nicht, aber immer wenn ich Kreislauf habe, schreit mein Körper nach Kaffee – und nach Soft Cake. Ihr wisst schon, diese Kekse mit dem Orangenglibber in der Mitte. Konnte meinen Körper gerade noch davon abhalten, den Pennymarkt leerzukaufen.

Hand of God (Netflix): 90 Minuten lang ein richtig toller italienischer Coming-of-Age-Film. Lustig, traurig, sinnlich, schön! Aber dann finden sie kein Ende und es wird so komisch schwermütiger Kram, der überhaupt nicht zum Anfang passt. Deswegen kriegt der von mir nur eine 2-, leider. Ist auf jeden Fall viel lustiger als hier im Trailer dargestellt:

4 Antworten auf „Non-judgemental Walk“

Lass mich raten – in Singapur fällt es dir auch leicht nicht zu werten?

Meine Theorie ist dass es daran liegt dass hier oft eine me-First-Mentalität ist, Egoisten statt Gemeinschaft, dem anderen unterstellt man eher Böses oder sieht seine Ressourcen in Gefahr (Stichwort hamstern). Deswegen wertet man die Menschen ab wenn man in der anonymen Masse unterwegs ist, das gibt der Psyche ein Gefühl von Überlegenheit und damit Sicherheit.

Wenn du in Kulturen unterwegs bist wo man mehr aufeinander achtet, wo mehr Gemeinschaft und weniger Konkurrenz ist, braucht man das (ab-) wertende und kritisch beäugende nicht.

Aber ist nur meine Theorie, bin da nicht vom Fach (und dass du es in Berlin weniger hast spricht dagegen, Berlin ist ja nu kein bisschen sozialer als Bonn)

In Singapur nerven mich die anderen Fußgänger noch mehr, weil die immer erst kurz vorher Platz machen. Die finden eine kürzere Distanz zueinander bequem. Dass man da jetzt mehr aufeinander achtet, würde ich gar nicht mal sagen. Auf die eigene Familie, ja. Aber Kollegen, Nachbarn, Unbekannte… Man arrangiert sich, man würde niemanden halbtot auf der Straße liegen lassen, man kann aber auch ganz schön austeilen, wenn man „getriggert“ wird. Es gibt Fomo, es gibt Rassismus, Missgunst, Konkurrenzdenken… Die Singapurer haben ein eigenes Wort für „für sich selbst das meiste rausholen, anderen nichts gönnen“. Aus entsprechenden Typen entstand sogar eine Comicfigur mit eigener Fernsehserie: Mr. Kiasu: https://www.youtube.com/watch?v=hgMdavDE5s4 Dass nach der 1. Szene sogar das Ministerium noch ein kurzes Werbefenster einschiebt, wie man gut mit Geld umgeht, ist auch wieder Singapur-typisch… Also kurz gesagt: Das ist insgesamt nicht besser oder schlechter als hier.

Meine These ist, dass „Me First“ ein globales Problem ist, getriggert durch das stationäre Internet, auf die Spitze getrieben dann durch das mobile. Jeder ist plötzlich im Zentrum der Macht, kann zu allen Tages- und Nachtzeiten alles bestellen oder allen seine Meinung kundtun. Und das Internet und seine Startups haben dieses Verhalten zumindest in der Anfangszeit noch hofiert. Teilweise tun sie es immer noch, weil die Kundengewinnung Geld bedeutet. Hat unserem Zusammenleben nicht nur gut getan.

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