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Alright!

Sozialphobie

Jetzt, wo ich meine, sie überwunden zu haben, kann ich auch mal darüber sprechen: Ich litt jahrelang unter einer leichten bis mittelschweren Sozialphobie. Die meisten denken dabei an jemanden, der sich zu Hause völlig einigelt, nur noch wenige Bezugspersonen hat und allenfalls zum Einkaufen mal rausgeht. Das wäre dann ein eine mittelschwere bis schwere Sozialphobie.

Phasen davon hatte ich auch. Etwa mehrere Tage am Stück niemanden sehen zu wollen, einfach aus Angst davor, die Kraft dafür nicht zu haben, die gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu erfüllen. Ist man dazu noch introvertiert (und das dürfte bei vielen Sozialphobikern der Fall sein) und hat diese Eigenschaft nicht akzeptiert, kommen oft Schuldgefühle dazu, die das ganze noch verschlimmern. Du hattest endlich mal die Chance, ein paar nette Leute wiederzutreffen oder sogar neue kennenzulernen, aber hast sie wieder einmal ausgelassen, weil du dich nicht fit genug für die Party oder das Jahrgangstreffen fühltest.

Anflüge akuter Introversion – so habe ich das einmal genannt – hatte ich zum Glück schon lange nicht mehr. Das war noch schlimmer, als nicht auf einer Party zu erscheinen. Da ist ein netter Abend mit Freunden geplant, aber du weißt, dass dir die Konstellation einfach zu viel ist – oft ist es auch Tagesform. Bist du schlecht drauf, fehlt dir schon am Morgen die Energie, du steigerst dich immer weiter rein in dieses Bild – und musst am Ende absagen, weil du weißt, dass dir der Abend sonst um die Ohren fliegen würde.

Schonmal auf einer Party gewesen, auf der sich niemand mit dir unterhält? Passiert dir als Sozialphobiker immer mal wieder – wenn du dich dann überhaupt noch einmal auf eine wagst. Dir fehlen dann leider nicht nur die Energie, sondern oft auch die sozialen Fähigkeiten, um dich mit jemandem zu unterhalten. Du reagierst einsilbig, weil du überfordert bist, die Leute stempeln dich schnell als „weird“ ab und gehen zum nächsten Gesprächspartner über. Du machst dir Vorwürfe, dass du es schon wieder nicht gebracht hast und du einsam sterben wirst. Und dann spiegelt sich das auch an deiner Ausstrahlung wider und es wird noch schlimmer. Am Ende gehst du nicht selten unter einem Vorwand nach Hause.

Hilfe an solchen Abenden? Entweder sehr nette, einfühlsame Gäste, an die du mit etwas Glück gerätst und die sich trotz aller Widerstände mit dir unterhalten, die so lange versuchen, ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden. Die sind engelsgleich. An manchen Abenden wurde es besser, je später es wurde und je höher der Alkoholpegel bei allen Beteiligten stieg. Ist weit davon entfernt ideal zu sein, aber dann werden alle Gäste gelöster und machen sich weniger Gedanken um alles, du selbst auch.

Mir ist aber noch etwas eingefallen, was bei einer leichten Sozialphobie auftritt, woran man nicht unbedingt denkt: Du siehst das Leben nur als Zuschauer, nicht als Mitspieler. Du siehst die gelösten Menschen auf einer Party und denkst dir: Wow, eine andere Liga!

Die siehst Menschen in Straßencafés sitzen, lachen und miteinander scherzen und denkst dir: Wie machen die das, warum bin ich selbst nicht so, das könnte ich nie.

Du siehst eine schöne Frau, die dir entgegen kommt, und es ist nicht nur, dass du dich nicht traust, sie anzusprechen, sondern sogar so, dass du denkst: Wie ist wohl das Leben für so jemanden? Wie lebt es sich in diesen anderen Sphären?

Du versuchst, Treffen mit anderen kurz zu halten, möglichst wenig Aufmerksamkeit dabei zu erregen.

Du baust dir selbst unsichtbare Barrieren auf. Bei Treffen mit Bekannten lässt du eher die Anderen reden und hältst dich zurück. Interessieren sich Freunde oder Familie doch für dich und fragen nach deinem Befinden, weichst du aus oder reißt Witze darüber.

Es ist definitiv nicht schön, zumal eine Sozialphobie eine Depression begünstigt und dann noch oft mit einer solchen einhergeht.

Was ich jemandem raten würde, der eine Sozialphobie hat? Dich um eine Therapie bemühen, den Gedanken nicht einfach wegwerfen! (Hausarzt z.B. als erste Anlaufstelle). Streng genommen müsstest du eigentlich „nur“ herausfinden, dass die meisten Menschen freundlich sind, dich mitspielen lassen wollen, wenn du dich und sie so akzeptierst, wie ihr seid, und wenn du einfache gesellschaftliche Gepflogenheiten akzeptierst, statt sie zu hinterfragen. Etwa, dass Smalltalk dazugehört. Das alles ist leichter gesagt als getan, ist alleine sehr schwer, dauert Jahre. Deswegen rate ich zu Therapie.

Was ich jemandem raten würde, der es mit jemandem mit einer Sozialphobie zu tun hat? Mal ein klein wenig Geduld an den Tag legen, zuhören. Es akzeptieren, wenn der andere etwas länger braucht, um zu antworten und vielleicht nicht so schlagfertig ist. Dich daran erinnern, dass stille Wasser tief sind, die Person nach einiger Zeit durchaus interessant sein kann und auch andere Qualitäten haben kann. Zuverlässigeit, zum Beispiel. Suche nach einem gemeinsamen Gesprächsthema, frage nach FORD (Family, Occupation, Recreation, Dreams). Schenke demjenigen ein paar Minuten deiner Zeit, du kannst sie entbehren.

Musste mal gesagt werden.

Dass die FIFA den Slogan „Human Rights for all“ auf den Trainingstrikots der dänischen Nationalmannschaft bei der WM in Katar verbietet, sagt eigentlich alles über diese Organisation und das Gastgeberland. Wann schaffen wir diesen elendigen Laden (FIFA) endlich ab und gründen einen neuen?

Ich war fünf Tage in Berlin und alles, was ich vorzuweisen habe, ist diese Foto von mir mit einer roten Mütze auf. ??‍♂️

Oha, was ist hier passiert? Gar nicht mitbekommen, dass auf dem Kamera-Schutz meines iPhone 14 Pro dieser veritable Riss entstanden ist. Also dann wohl besser, wenn man so einen benutzt.

Superfood: Mood Bomb (2014):

2 Antworten auf „Sozialphobie“

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