Manchmal kommt eins zum anderen. Der Traum von einem neuen Fahrrad, und wie ich heute „Morgen“ nach dem Aufstehen (1300 Uhr!) das Internet nach einem Fahrrad durchgeschaut habe. Meine Nachbarin Jessi und ich lagen gestern noch bis 0400 auf Liegestühlen bei Lagerfeuer im Garten und haben Sternschnuppen beobachtet. Eine Nacht nach dem großen Perseidenregen. 😃 Aber es gab noch welche! Und vielleicht werden die Wünsche ja wahr.
Beim Suchtreffer „Fahrrad Bonn“ kam eine Werbung von einem Radshop in Süddeutschland und ein Trekking-Rad für 799 statt 1.799. Und es sah gut aus! Kleine Lust auf ein Abenteuer: Deutschlandticket lösen und da einfach hinfahren und das wegshoppen. Aber die Realität, die Realität! Es war schon viel zu spät, um es da vor Ladenschluss noch hinzuschaffen. Das Internet noch einmal durchforstet: Zweirad Feld hier um die Ecke hat das gleiche Rad zwar für 500 Euro mehr, aber showroomen könnte ich es da, und bei Gefallen das Rad in Süddeutschland reservieren und dann morgen noch dahin… ist ja Urlaub.
Deutschlandticket so oder so gelöst und nach Sankt Augustin gefahren. Aber dort steht neben dem Discount-Fahrrad in der Auslage plötzlich noch ein anderes. „Diamant“, ganz in Schwarz, Riemenantrieb, leicht! Unter 15kg – ist selten heutzutage. Reduziert auf 1.000 Euro. Ich bin instantan verliebt. Dass es dann nur 8 Gänge hat und nach der Probefahrt klar ist, dass es selbst im ersten Gang schwierig wird, einen Hügel raufzuklettern… „Sie sind ja noch jung und superfit“, umschmeichelt mich der schon etwas ältere Verkäufer. Na ja, na ja. Aber wenn man einmal verliebt ist, sieht man ja sowieso gerne über mögliche Nachteile hinweg. Ich bin spontan und kaufe das Ding:
Und zumindest die Fahrt zurück nach Bonn nahe der Sieg entlang schnurrt es wie eine Katze und fährt sich fast von selbst. Damit werde ich auch Berge raufkommen, das steht fest. War eigentlich mal jemand in Sankt Augustin-Meindorf? Ist erstaunlich hübsch:
Aber der elendige Kapitalismus: Etwas Neues kaufen, obwohl man noch etwas (beinahe!) voll Funktionsfähiges da stehen hat, das kein Joy mehr sparkt. Macht irgendwie jeder mittlerweile. Geld ausgeben, das wir eigentlich gar nicht mehr haben (na gut, ich eigentlich schon): Willkommen in Amerika…
Ich bin gestresst dieser Tage, auch noch vier Tage nach Urlaubsbeginn. Auf lange Touren habe ich diesmal keine Lust. Aber mal sehen, wo ich damit noch lande. Hab richtig Bock, mit dem Ding zu fahren!
Abends meldet sich Jens (!) per WhatsApp und schlägt mir das neue Funny-van-Dannen-Album vor. Ich hab bisher kaum mehr als die „Basics“ (1996) von ihm gehört. Und das neue – klingt fast genauso. Sind die letzten 25 Jahre bei Funny nicht passiert? Aber gegen Mitte kommen ein paar richtig gute Songs. „Die Wut“ ist der Hammer! Habe ich selbst nicht in mir, wenn, dann Stress – und ein kleines bisschen Resignation. Und du?
Es wird heiß, die nächsten Tage. Heiß und gewittrig. Bestes Wetter für aufs Rad. 🙂
Unser neuer Suchmaschinenoptimist hat mir zu einem Wikipedia-Eintrag über mich selbst geraten. Gäbe unserer Seite mehr Credibility, wäre auch für mich selbst nicht schlecht.
And this got me thinking: Was würde in einem solchen Beitrag stehen? Man darf den offiziell gar nicht selbst anlegen oder muss, wenn, dann alles mit Quellen belegen. Wie beläge (sic!) ich, wann ich Geburtstag habe? 🤔
Die eigentliche Frage kann man sich aber auch abseits davon stellen oder auch, sich als Trockenübung mal einen Eintrag schreiben, wie er in der Wikipedia stehen könnte. Wie würde man das formulieren? Was kämen da als Stationen rein? Als Errungenschaften? Wie schafft man es, sich möglichst neutral zu beschreiben?
Spannend würde es auch noch, wenn der Eintrag dann online wäre und andere daran herumdoktern, zum Beispiel auch Kritik einbauen könnten. Wie klänge die? Welche Ex-Freundin würde vom Leder ziehen? Wie käme man damit klar, Kritik über sich selbst auf Wikipedia zu lesen? 🤔🤔
Ich werde mich mal damit befassen. Vielleicht erdet sowas einen ja auch. 🤷🏻♂️
Könntest du dir einen eigenen Wikipedia-Eintrag über dich vorstellen?
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Christian und Christoph brechen morgen zum Nimwegenmarsch auf (4x 50 km). Und so absurd das klingt: Ich bin ein wenig neidisch, nicht dabei sein zu können. An die beiden: „Succes!“ – wie der Niederländer sagt. Ihr packt das! 💪🏻
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Bonn auf dem Kreuzberg:
Etwa da, wo das rechte Drittel beginnt, kannst du den Kölner Dom sehen.
Die Fahrt von Düsseldorf zurück nach Bonn hat Verspätung und dauert ewig, ich bin ganz schön geschafft. War klasse, mit Duc ein paar Altbier zu trinken und über das große Ganze zu sprechen; Duc ist ein kluger Mann! Aber jetzt bin ich irgendwie nachdenklich, ziellos. Weil die Fahrt ewig dauert, komme ich auf die Idee, bei Skyscanner nach Flügen nach Toronto und zurück von Vancouver zu schauen. Teuer, aber bezahlbar. Von A nach B dann mit einem Camper, das wär’s. Aber alleine?
Als wir in Bonn ankommen, ist mir irgendwie nicht nach Partypeople in der Innenstadt; ich gehe den etwas längeren Weg durch das Musikerviertel. Da kommt mir auf einmal eine Joggerin entgegen. Jetzt? Um die Zeit? Es ist 2330 Uhr. Sie sieht vergnügt aus. Clever eigentlich. Jetzt brennt die Sonne ja nicht mehr, es stehen weniger Fußgänger herum als am Tag. Ich überlege kurz: Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal etwas Spontanes gemacht oder etwas Beklopptes? Etwa, joa, nachts joggen zu gehen? Aber wenn ich das jetzt täte, wäre das nicht irgendwie gefährlich? Ich habe auf dem Weg noch ein paar Haribo gegessen und dürfte vom Altbier noch Restalkohol haben. Was ist, wenn besoffene Jugendliche mir im Dunkeln auflauern? Oder ich den Weg nicht finde? Oder… oder?
Only one way to find out!
Zuhause angekommen, schmeiße ich direkt meine Sachen in die Ecke und ziehe mir Sportklamotten an. Das Handy lasse ich da, die Sportuhr muss den Weg aufzeichnen. Schuhe an, noch ein Glas Wasser trinken, Haustür abschließen und los. Es ist kurz vor Mitternacht. Auf dem Weg nach unten treffe ich meinen Nachbarn aus dem Erdgeschoss, der mit seinen Jungs im Garten chillen war, und weihe ihn kurz in meine Pläne ein. „Joa“, sagt der, „Jetzt ist ja auch endlich was kühler. Viel Spaß!“. Vor der Tür schalte ich die Sportuhr ein und laufe direkt los.
Der Tuscolo hat schon geschlossen, zwei Typen eine Ecke weiter gehen überrascht zur Seite, als sie mich hören. Sonst ist wenig los auf den Straßen und den Bürgersteigen. Den ersten Kilometer fliege ich nur so dahin. Ein klein wenig merke ich im Magen die Haribos von der Fahrt, aber noch ist das kein Problem. Hundert Meter hinter dem Römerkran runter zum Rhein läuft ein Igel über den Weg, ansonsten sehe ich bis zum Schänzchen nichts und niemanden. Erst da sind die ersten kleinen Gruppen von jungen Leuten, die dort abhängen, aber von mir keine Notiz nehmen, oder zumindest nichts sagen.
Es ist gar nicht so viel anders, als würde ich an einem Wintertag nach Feierabend laufen gehen. Die Wege sind belechtet, ein paar Leute sind halt unterwegs, aber niemand interessiert groß, was ich mache. Hoch in Richtung Kennedybrücke sind nur drei Mädels, die etwas zu viel getankt haben und mich erst im letzten Moment kommen sehen, erstaunt zur Seite weichen, aber ebenfalls nichts sagen.
Drüben in Beuel ist ein wenig Beschallung am Rhein, in den Anwesen entlang der Promenade klingt es nach Gartenpartys. Auf Höhe Schwarzrheindorf nach fünf gelaufenen Kilometern dann etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Hier enden plötzlich die Straßenlaternen, und es wird bis zur Brücke zappenduster. Ist das im Winter auch so? Ich kann mich eigentlich nicht an so viel Dunkelheit erinnern, freue mich auf jeden Fall über jeden Radfahrer, der mir entgegenkommt oder mich überholt und ein wenig der Strecke ableuchtet.
Es ist sternenklar an diesem Abend und sehr angenehme Luft. Es duftet ein wenig nach Heu, nach Blüten, hinter dem Klärwerk in Bonn ist es dann zwar dunkel aber auch himmlisch ruhig.
Womit ich auch nicht gerechnet hatte: Auch auf der Nordbrücke ist das Licht aus. Hier sind ja tatsächlich Scheinwerfer über der Fahrbahn, die für gewöhnlich auch die beiden Fußwege links und rechts ableuchten. Sie waren mir nie aufgefallen, solange sie angeschaltet waren. Nun sind sie aus – und ich sehe nicht mehr, wo ich hintrete. Als ich einem Radfahrer ausweiche, knicke ich fast um, weil neben dem Fußweg ein Loch ist. Die entgegenkommenden Autos leuchten zwar die groben Umrisse aus, doch die Lichtkegel reichen nicht bis zum Boden. Zwei Kilometer laufe ich dadurch nur auf Verdacht. Zum Glück kenne ich die Strecke von früheren Laufen und weiß, dass sie im Großen und Ganzen eben ist.
Die Bonner Seite ist dann wieder beleuchtet. Der Rhein ist derart niedrig im Moment, dass es einige Grüppchen es sich am Ufer bequem gemacht haben. Vier Jungs haben dort einen Tisch aufgestellt, ihn mit Lichtkringeln beleuchtet und spielen dort allen Ernstes Bierpong. 😅
Ansonsten passiert nicht mehr viel. Ein wenig fühlt es sich in meinem Magen nach Sodbrennen an, aber nach keinem all zu schlimmen. Mein Knie schmerzt weniger als sonst. Ich bin wie immer durchgeschwitzt, als ich zuhause ankomme, aber vielleicht sogar etwas weniger, als wäre ich am Tag gelaufen.
Alles in allem hat das Spaß gemacht. Een klein avontuurtje, nicht mehr, nicht weniger. Aber ich strahle bis über beide Ohren, während ich die Geschichte jetzt aufschreibe. Einfach toll, mal eine spinnerte Idee spontan umzusetzen. 🙂
Ach so, und die Zeit? Nicht der Rede wert: 59:22 min für genau 10 km. Ich war schonmal schneller, auch schonmal langsamer. Alles unter 1 Stunde freut mich eigentlich immer, also bin ich ganz zufrieden damit.
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Düsseldorfer Altstadt: Schwer zu erklären warum, aber irgendwie mag ich es, alle paar Monate ausgerechnet da ein wenig durch die Straßen zu streifen, die Atmosphäre aufzusaugen und ein paar leckere Alt zu trinken (Kürzer hat ein ziemlich gutes). Und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht warum. Klar, ein kleinen Asi wohnt in jedem von uns, aber ich kann mit der Kölner Altstadt recht wenig anfangen, mit dem Ballermann auch nicht. In Düsseldorf ist es nicht weniger stumpf, oberflächlich, bekloppt, viel zu laut und verrückt. Als wir im Kürzer am Fenster sitzen, ist draußen die vielleicht sechsköpfige Gruppe von Expats derart laut, dass ich mein eigenes Wort nicht mehr verstehe. Sie brüllen sich bei jedem Satz an. Warum, weiß ich nicht. Es herrscht Massenabfertigung im Kürzer, im Fünfminutentakt folgt ein Altbierspaziergang auf einen Junggesellin:nenabschied. Ich komme nicht schnell genug weg und muss einer Zukünftigen für 5 Euro ein Stück aus dem Party-T-Shirt schneiden. Nach dem zweiten Alt stört mich das aber alles kaum noch. Es ist laut, es ist primitiv, ich fühle mich da irgendwie wohl. Verrückt.
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Camper Van Beethoven: Take the Skinheads Bowling (2007):
Manche Lebensweisheiten entnimmt man Tischtennis-Newslettern. 🙂 Die letzte Ausgabe empfahl einen Trainingstipp von einem Mentalcoach. Christian Zepp, der auch sportpsychologischer Berater des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB) ist, analysiert in seinem Video, wie es passieren kann, dass man gegen vermeintlich schlechtere Gegner verliert (was mir andauernd passiert 🙄 oder ich halte mich einfach nur für den Größten und bin es dann doch nicht…). Das Video lässt sich leider hier nicht einbetten, deswegen hier der Link auf die Webseite, wo es zu sehen ist.
Was ich interessant finde: Zepp unterscheidet in seinem Video eine interessante Sache: Willst du gewinnen oder willst du nicht verlieren?
Klingt im ersten Moment wie dasselbe. Aber es gibt einen feinen, entscheidenden Unterschied: die Herangehensweise. Wer gewinnen will, spielt auf Sieg. Er ist aktiv, idealerweise locker, er kämpft und versucht das Heft in der Hand zu behalten. Wer nicht verlieren will, etwa um sich nicht zu blamieren oder dem Abstieg zu entgehen, agiert ganz anders. Die Angst spielt eine viel größere Rolle, man ist gelähmt, wird passiv, vergibt sich Fehler viel weniger.
Spannend, weil das eben nicht nur für Tischtennis gilt, sondern auch viele andere Lebenslagen. Bürokratie, Gesundheit, Arbeit, Dating… 🤷🏻♂️ Behalte das Heft in der Hand und agiere. Finde ich gut!
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Von Tauben und Menschen
Tauben hatten ja hinter meinem Blumenkübel auf dem Balkon ein Nest gebaut und dann auch flugs ein Ei gelegt:
Ich wollte das eigentlich nicht, aber hab mir vor zwei Wochen dann gesagt: Pfeif drauf, du bist ja jetzt eh erstmal in Porto. Vielleicht hat sich das danach von selbst erledigt.
In der Zwischenzeit waren Hitzewelle, Tage über 30 Grad, Unwetter, Sturm, starker Regen…
Anfang der Woche gucke ich dann nochmal hinter den Pott, und: whale hello there…
Nebenbei ist da das meiste bisher sehr ordentlich und noch nicht alles vollgekackt. Auch mit den Mauerseglern nebenan scheinen sie sich ganz gut zu vertragen. Also, warum nicht.
Heute am späten Nachmittag, ich esse gerade eine Schale Müsli halb auf dem Balkon, sehe ich die Taubenmutter, wie sie kurz das Nest verlässt. Sie fliegt aber nicht davon, sondern setzt sich auf den Mauervorsprung neben dem Nest, minutenlang. Es sieht mir fast so aus, als würde sie einfach nur ein bisschen Pause machen, den Blick in die Ferne schweifen lassen oder über was nachdenken…
Was war nochmal so schlimm an Tauben?
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ChatGPT: Zu höflich, um die Wahrheit zu sagen
In meinem Technikbuch stand heute das hier. Und ich so: WTF?!
Ich hab jetzt erst vor Kurzem angefangen, mich überhaupt ein wenig mit Chemie zu befassen (und sehr viel davon habe ich direkt wieder vergessen…). Aber eins habe ich mir gemerkt: Organische Verbindungen sind die, die Kohlenstoff enthalten. Wie um alles in der Welt kann Kohlenstoffdioxid (CO2) dann anorganisch sein?
Ich gehe wutschnaubend zu ChatGPT, was für mich das neue Google ist, und beschwere mich direkt mal:
Hä?
Nee, ChatGPT, die Antwort gefällt mir nicht. Ich hake nochmal nach:
Und ChatGPT so… gibt klein bei…
Ja, aber Moment mal, ist ja nett, dass du so diplomatisch bist, KI, aber nur weil ich dagegen bin, wird es dadurch ja noch lange nicht richtig (oder? 🤔). Entschuldigt sich für den vermeintlichen Fehler, der eigentlich keiner ist…
Ich bin dann doch noch zu Google, um mir das genauer erklären zu lassen. Eine Seite namens Cumschmidt.de hat es gut erklärt, finde ich:
CO2 enthält also zwar Kohlenstoff, wird aber aufgrund seines Reaktionsverhaltens eher zu den anorganischen Stoffen gezählt. Na gut, damit kann ich leben…
Und immer die Frage nach dem Warum, die in so vielen Technikbüchern (und von meinem damaligen Chemielehrer) nie beantwortet wird. „Isso, müsster auswendig lernen“. Ahja.
*
A propos Chemie. Gestern gab es Tapas mit Mary, Jazzy und Christian, diesmal beim Portugiesen. 🙂 Und es war toll. Mary erzählte von Redoxredaktionen (ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen) und dass es dafür ganze Konferenzen gäbe. Und ich so: bitte was?!
Ja, denn obwohl Sauerstoff für uns Menschen so ein wichtiger Stoff ist, ist es für andere Objekte und Lebewesen ein ziemliches Problem, sagte Mary, sogar eher schädlich. Er sorgt für Rost, er klaut Pflanzen und Tieren im wahrsten Sinne des Wortes Energie. Freie Radikale etwa sind aggressive Verbindungen ungepaarter Sauerstoffatome, die sehr reaktionsfreudig sind, sprich: anderen Zellen Elektronen klauen. Das kann die Zelle schneller altern oder sogar sterben lassen. (Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben? 😉)
Wir waren in Köln in einer sehr netten Runde Tapas essen und das eine oder andere Getränk dabei trinken, als Mary sagte: „Das Glas ist halb“.
Wie, halb? Da fehlte doch noch was. Halb voll oder halb leer? Optimist oder Pessimist? Jeder kennt wohl den Vergleich. Aber wenn das Glas einfach nur halb ist…
Dann entspricht der Inhalt 50 Prozent der möglichen Füllmenge von 100 Prozent. 🤷🏻♂️ 1/2. Rein mathematisch die Zahlen betrachtend. Nicht wertend.
Ist der Urlaub zur Hälfte rum, liegt dann noch eine tolle Hälfte vor dir oder ist der Urlaub einfach halb? Ist das Leben halb gut oder halb schlecht oder ist es einfach das Leben?
Ich mag die Idee, nicht zu werten. Es wird dazu geraten, nicht zu werten, auch wenn ein sehr, sehr schweres Unterfangen ist. Aber das mit dem halben Glas ist schon mal ein sehr guter Anfang.
Sehr cooler Gedanke! 🙂
*
Ach so und ach ja, in bin gerade mal wieder in Porto, und es ist hübsch hier:
Ich wollte heute in der Eifel pilgern gehen. Bis Bad Münstereifel war ich ja schon gekommen, aber gestern wurde es spät, ich kam heute entsprechend spät raus, hatte dann doch noch ein paar Dinge auf der Arbeit zu erledigen. Ich setzte mir 1200 als Ziel, um loszufahren. Dann wurde es hektisch, noch dazu hatte ich noch gar keine Wanderschuhe. Die schon am Montag bestellten sollten erst zwischen 1400 und 1600 Uhr kommen, meldete die Sendungsverfolgung. Aber darauf warten?
Beim zweiten Kaffee plötzlich die „Eingebung“: Wozu eigentlich der ganze Stress. Ich hatte das Hotel zwar für heute Abend gebucht, aber ob ich vorher schon eine Etappe laufen würde oder nicht: doch eigentlich egal. Warum nicht erst am späten Nachmittag aufbrechen, erstmal nur akklimatisieren und dann in aller Ruhe morgen nach dem Frühstück los?
Und so legte ich mich beim zweiten Kaffee auf die Couch. Plötzlich einen ganzen Nachmittag zu verbraten, der nicht eingeplant war. Was tun? Etwas weiter zeichnen lernen, lesen, die Steuer… aber am ehesten war mir schon nach Bewegung… Ich könnte spazieren gehen, aber wäre das sinnvoll?
Auf einmal klingelte es an der Tür: die Trailrunner kamen doch jetzt schon. Ich schaute auf die Uhr: kurz vor 1200. Jetzt nur noch eben zum Penny, paar Snacks einkaufen, Bargeld abheben (es sollte ja in die Eifel gehen), noch einmal aufs Klo, den Rucksack – und dann könnte ich eigentlich doch schon los.
Auf dem Rückweg vom Penny sah ich zwei Jungs verzweifelt mit Starterkabeln an einer alten Rostlaube herumhantieren. Sollte ich… den einen von beiden kannte ich sogar flüchtig, aber jetzt wurde es auch Zeit, wenn ich da jetzt auch noch, aber eigentlich… ach verdammt!
Ich ging rüber und bot ihnen meine Hilfe an. Wie oft auch MIR schon geholfen wurde, wenn die Karre mal nicht ansprang… Die beiden Jungs sahen begeistert aus, ich bat sie, fünf Minuten zu warten und sie sagten okay.
Und jetzt ging es schnell. Hoch, die Einkaufssachen in die Schränke geworfen, den Rucksack geschultert (verdammt! Beinahe die Kulturtasche vergessen) und mit Sack und Pack in den Wagen gestiegen. An den beiden Jungs hätte ich eh vorbei gemusst. Motorhaube auf, die Kabel angeschlossen, dem Typen Starthilfe gegeben, noch schnell Navi und Musik angemacht und dann los.
Insgesamt wurde es so eine Stunde später als ursprünglich geplant. Aber es fühlte sich besser an, weil es nach meinem Tempo ging und nach dem Tempo von… ja wem eigentlich? 🤔 Dem gestessten Overachiever in mir?
Und wären die Schuhe überhaupt schon so früh gekommen, wenn ich verzweifelt gewartet hötte?
Sie passten dann übrigens nicht und gingen direkt wieder zurück. 😅 Darauf zu warten, hätte sich also so oder so nicht gelohnt.
* Kohle
Nicky und Juan fragen mich manchmal, wann ich mal wieder nach Porto käme. Ich finde dann viele Gründe dagegen: wenig Zeit, anstrengender Flug, Flightshaming. Aber natürlich auch Geld. Bei meinem letzten Besuch dort hatte der Flug über 200 Euro hin und zurück gekostet, wenn ich jetzt im Juni mal wieder rüberfliege (ick freu mir!) sind es immerhin noch 130, also 65 Euro pro Strecke.
Genau den gleichen Preis, 65 Euro, habe ich heute für eine zwanzigminütige Fahrt im Taxi von Blankenheim bis Bad Münstereifel bezahlt. Weil es keine Busverbindung ohne dreimal umsteigen zwischen den beiden 20 km entfernten Orten gibt.
Ich wollte das so, ich hatte das schon eingeplant (na gut, eigentlich eher 50€), aber es ist schon verrückt, wenn man die Distanzen vergleicht. Die schnellstmöglichen Verkehrsmittel zischen Bonn und Porto (2000 km) sowie zwischen Blankenheim und Bad Münstereifel (20km) kosten dasselbe.
Und ja, die Eifel ist völlig abgehängt. Aber dazu demnächst mal mehr.
*
Schön ist die Eifel aber! Blankenheim: wow!
* Mein Hotelzimmer hat ein Lehnstuhl mit Blick auf den Parkplatz. Hab den ganzen Abend darin verbracht, organisiert und gechillt. Ich glaube, so einen hätte ich auch ganz gerne.
Ich werde nicht alle meine letzten etwa 30 Bücher wegminimieren. Einige gefallen mir so gut, dass ich sie gerne für immer behalten möchte, auch in gedruckter Form. Ich will euch nicht damit langweilen, welche das alles sind, aber „Das Parfum“ von Patrick Süskind gehört zum Beispiel dazu. Da habe ich mich beim Lesen schimmelig gelacht (und das obwohl es gar keine Komödie sein soll… 😬).
Den Rest, den ich noch habe, würde ich gerne noch einmal lesen, das Wissen speichern und dann weg damit. Aber das dauert. Ein ganzer Schinken über Wissenschaft und Technik ist dabei, den ich noch nie ganz gelesen habe. Eventuell blättere ich den nur durch und das reicht mir dann. Schöner ist das erfreulich kurze „Schriftsteller werden“ von Dorothea Brande. Und dann ist da noch dieses Sketchnote-Buch, mit dem ich auf meine alten Tage noch rudimentäres Zeichnen lernen möchte, gerne auch digital am Mac.
Aber, ja, es ist ein Ding mit diesem Minimalismus. Es kostet einfach verdammt viel Zeit!
*
Shakespeare
Wir haben einen Englischlehrer im Tischtennisverein, mit dem ich mich ab und an über Literatur unterhalte. Meistens über solche, die ich im Englischunterricht damals nicht verstanden habe. 🙄 Gestern ging es um das Abitur und dass Shakespeare in einigen Jahren in der Oberstufe nicht mehr drankommen solle.
„Wir haben noch Macbeth im Englisch-LK gelesen“, erinnerte ich mich. „Aber ich hab erstens nicht verstanden, was die da reden, und zweitens nicht, was die Moral von der Geschicht ist.“
„Wer die göttliche Ordnung stört, wird den Preis dafür zahlen“, sagte er. „MacBeth tötet den König und alle möglichen Thronfolger, um sich selbst zum König zu machen, und wird darüber, wie seine Frau auch, blutrünstig und wahnsinnig.“
„Ach…“
„Jaja!“
Und das verlangt(e) man also, von adoleszierenden Jungerwachsenen aus 400 Jahre altem schottischen Englisch herauszulesen? Ich glaube, zwischen den Erwartungen der Kultusministerien und dem tatsächliche Leistungsstand der Schüler klaffen Welten. Warum dann doch die meisten das Abi schaffen, die es auch in die Oberstufe geschafft haben, ist mir da ein Rätsel. Das passt irgendwie nicht zusammen.
Auf jeden Fall müsste ich jetzt eigentlich nochmal Macbeth lesen, dachte ich mir. Heute, wo ich – im Gegensatz zu damals – eigentlich ganz gut Englisch kann. 🤔
Vielleicht reicht es mir aber auch, die Botschaft jetzt zu wissen, ohne sie selbst erarbeitet zu haben. 😅
*
Fotografieren mit Digitalzoom: Sollte man ja mal eine Zeitlang ums Verrecken nicht tun. Nun hat Apple im iPhone 14 Pro eine 2x-Digitalzoomstufe eingebaut, die ich sehr gerne benutze, die nur den Innenbereich des Sensors ausliest und damit qualitativ verlustfrei arbeiten soll. Einfach weil der Sensor insgesamt so viele Pixel hat (48 MP).
Verlustfrei ist er allerdings nicht wirklich. Die Bilder sind deutlich schlechter. Also dachte ich, könnte ich auch gleich den Zoom benutzen, um zum Beispiel 1,3x an Motive heranzoomen, wenn das gerade der beste Ausschnitt ist. Mache ich jetzt einfach. So wie heute Abend, nachdem ich mit dem Rad den steilen Pfad den Kreuzberg hochgekraxelt bin (Puls auf beinahe 160) und die Kreuzberg-Kapelle mal wieder wunderschön in der Golden Hour dalag. 1,3x herangezoomt. Sieht man’s?
Ja, sieht man schon, fürchte ich, wenn man genau auf die Details schaut, wird es was krisselig. Verdammt!
*
Hab heute den ganzen Tag noch einmal REM gehört, nach dem Blogpost vorgestern und nachdem Jens, Jens J. und Christian mich drauf angesprochen haben. Und doch, haben schon tolle Musik gemacht, die Jungs, auch schon in den 80ern. „The One I love“ habe ich mittlerweile etwas zu oft gehört, aber auch „Orange Crush“ von der „Green“ (1988) ist klasse:
Ich hätte mal wieder Bock auf eine Challenge. Und in meinem Falle ist das theoretisch drin: Wie früh in einer Woche könnte ich eigentlich Wochenende machen? Ich habe mehr oder weniger ein Wochenpensum, das ich in meinem Job zu erfüllen habe. Soundsoviele Beiträge redigieren, selbst schreiben, Aufgaben vorgeben, im Team-Planungstool aktiv sein, E-Mails beantworten, konzeptuelles Planen. Das lässt sich in mehrere Schritte aufteilen, und zumindest die schwergewichtigen Aufgaben davon ließen sich en bloc zu einem beinahe beliebigen Zeitpunkt durchführen.
Heißt auf Deutsch: Wenn ich alle Beiträge geschrieben, redigiert, Arbeit verteilt, E-Mails beantwortet und noch ein Happen weiter konzeptioniert habe, wäre ich in der Woche quasi fertig. Wie früh ist das zu schaffen, ohne dass die Qualität oder irgendetwas anderes leidet? Das würde ich gerne mal herausfinden. Haupt-Stellschraube wäre wahrscheinlich die Effizienz. Clever arbeiten statt hart arbeiten.
Und wenn meine Kollegen das hier lesen: Keine Sorge: ich glaube nicht, dass mir die Arbeit so früh ausgeht und ich dann nicht mehr erreichbar wäre. Aber ich sage sogar zu euch/ihnen: Im Grunde ist es mir egal, wie lange ihr in der Woche arbeitet. Ihr müsst nur euer Pensum erfüllen. Schafft ihr das an einem einzigen Tag: super! Braucht ihr fünf Tage dafür: auch okay.
Vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Zeitlang erfolgreich die 4-Tage-Woche bei mir eingeführt. Ich hatte fast jeden Freitag frei, und wenn ich mich richtig erinnere, war ich sehr glücklich damit.
Da würde ich gerne wieder hin.
*
Sketchnotes
Eins der letzten Bücher, die ich noch nicht wegminimiert habe, ist ein Einführungsbuch in Sketchnotes. Kaum etwas hat mich seinerzeit mehr begeistert. Kunstlegastheniker wie ich können mit einfachen Mitteln binnen Stunden lernen, witzige, cartoonartige Zeichnungen anzufertigen. Selbst wenn sie (wie ebenfalls ich) eigentlich gar nicht richtig zeichnen können.
Hab mir da heute Abend nochmal eine Übung angesehen und gemacht. Zeichne ein paar Gegenstände nur mit den Grundformen Kreis, Quadrat, Dreieck, Strich und Punkt. Alles andere als leicht…
Wie sieht denn überhaupt so ein Hund schematisch aus? Oder ein Mülleimer? Ein Baum? Ringe um den Saturn? Alles gar nicht so einfach. Und wie bitte soll man die Welt nur mit den Grundformen zeichnen? Aber, ja, im Prinzip kann ich – kann jeder – zeichnen. Das war eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens damals.
Und ja, bisschen Übung kann ich auf jeden Fall noch brauchen. 😅
*
Entweder ist es das iPhone, das meine Bilder aus dem eigenen Fotostream für den Startscreen aufhübscht (Stichwort: KI). Oder manchmal knipse ich gar keine so schlechten Bilder. You decide…
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Ach, einfach mal so, ja?!
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Das scheint denen wichtig zu sein:
*
1.FC-Köln-Fanpfahl in meiner Straße. I guess, because: why not?
Gestern bin ich spontan die erste Etappe des Bonner Jakobswegs gelaufen (Köln/Bonn – Trier – Metz), und es hat irrsinnig Spaß gemacht. Vor allem wegen der ersten Pause direkt nach 500 Metern (unten im Bonner HBF, ich brauchte unbedingt noch Kaffee und Kuchen, und der Haferkater ist eine erstaunlich gute Anlaufstelle dafür. Vor allem seit nebenan der Starbucks aufgemacht hat und deswegen im Haferkater alles leer ist). Klingt faul, aber am Ende wurden es genau 25 km mit einem steilen Anstieg bei Gielsdorf, dann bis kurz vor Lüftelberg und von da noch zur S-Bahn. Und genau da würde ich gerne demnächst hin zurückkehren und die nächsten Etappen gehen. Ist nicht der berühmte, „echte“ Jakobsweg unten in Spanien (den Nicky gerade geht!), aber ein guter Anfang.
Sehr cool war dann auch noch, hinterher Christian in Bonn zu treffen, die Ereignisse der letzten Tage und Wochen bei einem Bifteki und ein paar Bierchen beim Griechen und in Bonns einziger Craftbeerbar zu besprechen und zwei gemeinsamen Freunden feuchtfröhliche Sprachnachrichten aufs Handy zu schicken. Ich bin mit Alkohol sehr vorsichtig seit dem Ende, das löst bekanntlich keine Probleme, aber das gestern hat wirklich gut getan!
Dabei wollte ich eigentlich gar nicht raus. Ich wollte zuhause meinen letzten noch zu entrümpelnden Schrank angehen, in dem sich Kindheitserinnerungen und meine letzten Bücher stapeln. Der innere Jakobsweg sozusagen, die weit steilere Strecke. Deren erste Etappe bin ich dann heute aber auch noch angegangen:
Die letzten Bücher in Stapel sortiert: behalten / noch einmal reinschauen und dann weg / direkt weg. Die meisten kamen auf den zweiten Stapel, direkt weg kam nur mein Niederländisch-Arbeitsbuch vom Sprachkurs in Den Haag, das brauche ich nun wirklich nicht mehr.
Alte Mappen mit Spielberichten der Schul-Tipperliga, sozusagen meine ersten journalistischen Gehversuche.
Und da nochmal reinzuschauen, hat richtig Spaß gemacht. Sich Woche für Woche neuen Blödsinn einfallen lassen, den man dann zu quasi Fake-Spielberichten verarbeitet. Das habe ich damals gemacht. Was war das? Irgendwas genau zwischen Prosa mit zweistelligen Leserzahlen und harten News. Ich habe es „Sportsatire“ genannt – und Jahre später dann sogar meine Diplomarbeit darüber geschrieben.
Das war schon das größte Schelmenstück meines Lebens bisher, muss man sagen. Wenn auch alles ehrliche und teils harte Arbeit war, aber ich keine Scheu davor hatte und auch Rückschläge meist gut weggesteckt habe. So gesehen eine durchaus gelungene erste Etappe und anscheinend wenig Strecke, vor der man Angst haben müsste. Aber eben auch das: ein Weg mit vielen Etappen, der mit dem ersten Schritt beginnt.
Mehr Pilgern also in nächster Zeit: innerlich wie äußerlich.
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