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Speed Friending

Unter fast vier Millionen Einwohnern ein paar Menschen kennenlernen. Ich bin zwar nur eine Woche in Berlin, aber ich könnte mir gut vorstellen hierhin auszuwandern ich dachte, ich kann die Anonymität ja mal dafür nutzen, ein paar Ängste abzubauen und mal zu sehen, wie schlecht ich wirklich darin bin, wildfremde Menschen kennenzulernen und ob sich da noch was verbessern lässt. Also auf zum Meetup „Speed Friending“ in Berlin.

  • Vor dem Treffen war ich ziemlich aufgeregt und wollte auch schon eigentlich gar nicht mehr, weil muss ja auch nicht zwingend. Aber man hat ja gelernt, mit dem Schmerz durch Dinge zu gehen, statt ihn zu betäuben.
  • A propos: Mit einem Bier in der Hand geht das alles viel einfacher, dachte ich. Praktisch, dass das Meetup in einer Craftbeerbar stattfand.
  • Gleich beim Bestellen vorab lernte ich einen anderen Teilnehmer des Meetups kennen, einen Inder, der sich auch gerade eins holen wollte. And needless to say, dass ich mich direkt aufdrängte und er derjenige war, mit dem ich mich am Ende mit am besten verstanden habe. Cos it came naturally.
  • Dann allerdings auch mit der Veranstalterin, mit der man gut reden konnte, die aber nach der Hälfte der Veranstaltung auch irgendwie verschwunden war. Es würde mich gar nicht wundern, wenn mit einem der Teilnehmer. Denn nach und nach wurden wir immer weniger.
  • Die ersten Übungen bestanden darin, 1:30 Minute mit einer:m Wildfremden Smalltalk zu halten. Ich unterhielt mich mit einem weiteren Inder, einem Italiener, einer Amerikanerin, einem Deutschen, einer Aserbaidschanin – und holla, die Waldfee, war das anstrengend!
  • Ich glaube dennoch, dass ich das für meine Verhältnisse ganz gut hinbekommen habe. Be interested, not interesting. Meistens haben die anderen mich zuerst was gefragt. Ich habe dann kurz gesagt, was ich so in Berlin und überhaupt mache, noch 50 Prozent obendrauf geschlagen, dann aber meistens die Fragen gestellt. Richtig deep ging das nicht, aber unangenehme Stillen kamen auch keine auf.
  • Als dann die erste Pause kam, war ich aber auch nicht unglücklich. Hatte dann ein wenig One-on-One-Talk mit Alessandro aus Italien. Nett, zuvorkommend, aufgeschlossen und – natürlich – auch irgendwie italienisch.
  • Nach der Pause hatte die Organisatorin den Ablauf dann aufgegeben und alle an drei Tische gesetzt, wo sich das ganze verselbständigte.
  • Zwei Typen an meinem Tisch waren ziemlich passiv und wollten sich von sich aus nicht in Gespräche integrieren. Weil ich das an schlechten Tagen von mir selbst kenne, habe ich versucht, sie dazu zu holen. Ich glaube, das hat auch funktioniert, aber danken tut einem das keiner. Sie werden mich direkt danach vergessen haben.
  • Die Amerikanerin sagte, sie wolle nie mehr nach Amerika zurück, sie hielte es nicht für ganz ausgeschlossen, dass ein Bürgerkrieg nahe, sie wäre ziemlich sicher, dass Trump oder andere ultrarechte Republikaner 2024 wieder an die Macht kämen und sie wüsste allgemein nicht, wie es mit der Welt jetzt weitergehen solle. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie das sagte. 🙁
  • Um sie zu trösten, sagte ich, dass die Situation gerade zwar verdammt schwierig wäre, dass ich mir aber ziemlich sicher wäre, dass Amerika nochmal die Kurve kriege, weil die Welt ein starkes Amerika brauche und dass sie die Hoffnung nicht aufgeben solle.
  • Und ja, das glaube ich insgeheim sogar wirklich.
  • Mit wem ich mich gut unterhalten hatte, der hat sich auch herzlich und persönlich von mir verabschiedet. Fand ich nett! Ist gar nicht mal selbstverständlich heutzutage.
  • Kontakte ausgetauscht habe ich letztendlich mit einem Simbabwer (toller Kerl!), dem Inder, dem Italiener und einem Engländer.
  • Der Engländer sagte, er würde morgen mit paar Leuten in einen Biergarten gehen und mir Bescheid geben. Bin gespannt, aber glaube ehrlich gesagt nicht daran, nochmal was von ihm zu hören.
  • Ich glaube, insgesamt war das alles trotzdem ein cooler Abend.
  • Das Craftbeer war verdammt lecker, vor allem das NEIPA („Protokoll Berlin“).

Eine Antwort auf „Speed Friending“

Die zwei Jahre, die es dauert bis du in Berlin eine Wohnung gefunden hast, die verbringst dann aber in Porto und nicht in Bonn, oder? ?

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