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1/2 Woche in Scheveningen

Gerade bei der Hausaufgabe war es mir zum ersten Mal, dass ein Satz ohne nachzudenken geschossen aufs Papier kam. Ansonsten kostet mich alles viel Gehirnschmalz, aber die Zeit verfliegt und ist besonders intensiv. Mein vierter Tag hier geht schon gerade zu Ende.

Denke ich an frühere Bildungseinrichtungen zurück, gab es da eigentlich drei Typen:

  1. Schule: Eine Art Diktatur, bei der die Herrschenden die Allmacht haben (ist heute längst nicht mehr so, war es aber in den 90ern noch!) und die beherrschte Klasse den Druck aneinander ablässt oder sich Sündenböcke dafür sucht.
  2. Studium: Die Demokratisierung der Bildung. Du musst fast gar nichts (ist heute auch nicht mehr so), dabei interessiert sich aber auch keiner für dich. Weniger Druck untereinander als auf der Schule
  3. Echte Erwachsenenbildung: VHS-Kurse, Erste-Hilfe-Kurs, Fortbildungen. Wie du aussiehst, was du anhast, wie alt du bist, wer du überhaupt bist – alles egal. Du hast den Kurs bezahlt und damit die gleichen Rechte wie alle. Der Dozent kümmert sich um dich und deine dummen Fragen. Hier fallen die üblichen Rollenmodelle weg. Dafür gibt es meist keinerlei Evaluierung, ob du auch wirklich etwas lernst. Das ist dann deine Sache.

Ich fühle mich gerade wie bei einem Mix aus diesen 3 Typen. Wir haben Frontalunterricht, schreiben mit Kugelschreiber auf Papier ins Lehrbuch und bekommen Hausaufgaben auf. Das Niveau ist durchaus das eines Sprachkurses auf der Universität. Straffes Programm, viel nachzubereiten, dazu werden die Hausaufgaben noch abgefragt (andererseits gibt es keinen Eintrag in irgendein Klassenbuch, wenn du die Hausaufgaben nicht machst oder vom Sitznachbar abschreibst und dich dabei erwischen lässt). Aber es gibt nur ganz wenig Druck, der irgendwo abgelassen werden müsste.

Gut, es ist Tag 4. Und wir pauken ziemlich viel Stoff. Trotzdem erwische ich mich dabei, wie ich etwa heute den Dude im Swapfiets-Büro (ich will mir eins ausleihen), direkt auf Englisch angesprochen habe. Die Schlange hinter mir ist lang, die Vertragsmodalitäten hätte ich nicht gut verstanden. Aber ja, ich drücke mich noch. Auch weil mir noch viele Alltagssätze fehlen.

Heute Abend am Eingang vom Supermarkt wollten ein anderer Mann und ich gleichzeitig rein und haben uns dann solange gegenseitig vorlassen wollen, bis er dann irgendwann lachte und einfach gegangen ist. Das wäre eigentlich der Moment gewesen, an dem ich dann irgendeinen lustigen Spruch hätte bringen können, um mit den jeweiligen Locals warmzuwerden. Aber mir wäre schon auf Deutsch nichts eingefallen… Und die Antwort hätte ich auch nicht verstanden. Ist noch ein weiter Weg.

Andererseits hilft es ungemein, 24 Stunden am Tag von Niederländisch und Niederländern (bis auf die erstaunlich vielen deutschen Touristen) umgeben zu sein. Wäre schon ein Wunder, wenn da nicht was hängen bliebe.

Die Hausaufgaben habe ich geschafft (Mann, ist das viel!), aber schon jetzt komme ich mit der Nachbereitung nicht ganz hinterher. Doch wie an der Uni damals…

2 Antworten auf „1/2 Woche in Scheveningen“

Wenn du nach vier Tagen schon lustige Sprüche reißen könntest und Verträge verstehen, kämet du nach sieben Wochen ja als Muttersprachler zurück 😉

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