Ich mag es, die Romanvorlagen von Serien zu lesen und dann die Unterschiede zu studieren. In „The Handmaid’s Tale“ sind diese gar nicht einmal so groß. Das Buch ist klasse, Margaret Atwood erschafft mit wenigen Worten die Welt, die man so ähnlich in der Serie erleben kann. Auch wenn die Beschreibungen der Hauptpersonen maßgeblich auf Dialogen basieren, hat man ein gutes Bild von ihnen und ihren Eigenschaften im Kopf. Hat ein bisschen gedauert, um reinzukommen, aber habe ich dann zum Ende hin weitestgehend verschlungen.
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Heute habe ich offiziell ein Ehrenamt übernommen. Ich betreue für die Malteser alte Menschen und verbringe einfach nur ein wenig Zeit mit ihnen. Mein Klient ist Anfang 60, hatte einen Schlaganfall, ist bettlägerig und hat einen so unglaublich warmen Gesichtsausdruck, dass mir fast die Tränen kamen, ihn da so zu sehen. Vor dem Haus steht noch sein Motorrad, mit dem er bis zu seinem Schlaganfall unterwegs war. Jetzt will er sich zurück ins Leben kämpfen. Mir war es heute fast, als hätte er mit meiner Koordinatorin, die zur Vorstellung dabei war, nur mit Blicken ein wenig geflirtet. Und mir später tolle Geschichten von seiner großen Liebe erzählt. Ich dachte lange: Für so etwas habe ich nicht auch noch Zeit und Kraft. Aber ich glaube, ihm wird es gut tun, und ich werde einiges von ihm lernen können.
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Es hat gedauert, aber das EM-Fieber hat jetzt auch mich gepackt. Schätze, das Viertelfinale wird der Knackpunkt oder sogar das vorgezogene Finale, weil dort die Spanier warten werden, also die beiden dann bis dahin besten Turniermannschaften aufeinandertreffen. Ich weiß noch nicht, wie wir die schlagen sollten. Tun wir das, gewinnen wir auch das Turnier, da bin ich mir fast sicher.
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Werde nächste Woche einmal das Land verlassen. Urlaub ist es noch nicht wirklich. Sommer ist aber auch noch nicht da. Es sind höchst sonderbare Tage derzeit.
Es fühlt sich in dem Moment nicht so an, in dem die Krise akut ist. Es fühlt sich dann völlig hoffnungslos an und dass es nie wieder gut werden könnte. Ist aber nicht so. Jede Krise geht vorbei. Einige mentale Krisen lösen sich sogar komplett auf. Und man fragt sich ein paar Tage später fast: Was war denn eigentlich noch mal los?
Man müsste nur zum Zeitpunkt der Krise selbst schon nach vorne schauen können und sich dann denken: „Was bin ich jetzt so hoffnungslos, ist doch nur eine Krise, kriege ich schon hin.“ Kriege ich aber nicht gut hin; ich bin in dem Moment lieber hoffnungslos…
Schlafen, schlafen, schlafen. Ich behaupte sogar, die ganze Welt wäre eine bessere und deutlich friedlichere, wenn jeder Mensch jeden Abend mindestens 9 Stunden schlafen würde.
Spazieren gehen, mehrfach, weit.
Sport treiben, mehrfach, energisch
Arbeiten. Den Fokus auf etwas anderes lenken.
Die Probleme niederschreiben, braindumpen, mögliche Lösungen dahinter schreiben. Wichtigste Krisenlöser sind aber eindeutig:
Menschen, die zuhören und ehrlich daran interessiert sind, dir in Zeiten der Krise zu helfen.
Deswegen danke an alle, die ich die letzten Tage mit meinen Problemen heimsuchen durfte und die auch wirklich zugehört haben. Ich kann euch nicht genug danken, mir dafür aber eine dicke Scheibe von euch abschneiden!
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Enno Bunger: Ponyhof
Passend dazu. Werdet ihr euch eh nicht anhören. Schade, denn für einen deutschen Song ist das richtig gut!
Stammt übrigens aus dem Newsletter Ein Song reicht, den ich an dieser Stelle mal wärmstens empfehlen kann. Hab’s mir zum Ritual gemacht, den Song des Tages morgens beim Aufstehen direkt zu hören. Kamen schon einige von auf meine Playlist.
Manchmal bin ich schlecht gelaunt, geradezu traurig, und dann halte ich kurz inne und frage mich: Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal mit jemandem gesprochen? Gerade am Wochenende passiert das mir als introvertiertem Home-Office-Arbeiter zuweilen, dass ich mit niemandem rede, weil schlicht niemand da ist. Vor einiger Zeit habe ich dann gemerkt, dass Reden meine Laune an solchen Tagen oft steigert. Generell aber hilft es mir, in Aktion zu kommen, Ärger zu reframen. Manchmal nehme ich mir dafür eine Stunde Zeit – was in der Hektik des Alltags selten ist. Ich fasse mal zusammen:
Reden > Jemanden anrufen, Sprachnachricht schicken, zur Not eine Sprachaufnahme oder ein Video für dich selbst aufnehmen oder sogar ein Reel draus machen.
Braindumpen > Einfach aufschreiben, was nicht gut gelaufen ist und was sonst so im Kopf herumspukt. Vielleicht sogar dazu schreiben, wie es beim nächsten Mal besser laufen könnte.
Reframen (Pro-Level): Im Kopf einen Schritt zurückgehen, das Erlebnis uminterpretieren, dem Kopf mitteilen, dass in Wahrheit etwas Gutes passiert ist.
Drei Dinge notieren > Oder auch mehr, die an diesem Tag gut liefen.
Bewegen > Spaziergang, kleine Runde mit dem Rad, zur Not Wohnung putzen oder in den Keller, die Wäsche anstellen
Sich selbst in den Arm nehmen und sich Trost spenden, gerade wenn’s ein besch*er Tag gewesen ist > Klingt kitschig, hilft aber, gerade für Singles
In meiner Anleitung zum Fröhlichsein riet ich neulich dazu, den Ärger zu mindern, indem man ihn „einfach“ zulässt. Da würde ich immer zu raten, auch wenn es schwer und ungewohnt ist. Man tendiert ja eher dazu, den Ärger sofort betäuben oder einfach unterdrücken zu wollen. Ganz schlechte Idee.
Mir hilft auch aufbauende Musik, und die darf ruhig plakativ sein, wie:
„Nur nicht aus Liebe weinen“
„Steh auf, wenn du am Boden bist“
„Weak“ (AJR)
„I don’t know what I can save you from“ (Kings of Convenience)
Kurz: den Ärger zulassen und dann angehen, bevor er dich übermannen kann.
Welche Techniken kennst du?
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Newsletter
Newsletter gelten mittlerweile als der Königsweg zur Glückseligkeit für Publisher. Finde deine Leidenschaft, erreiche ein großes Publikum und lebe irgendwann von den Einnahmen, die in Form einer zahlenden Klientel oder Sponsoring reinkommen. So weit, so erstrebenswert. Habe ich auch vor. 🙂 Talking about Geheimprojekt.
Du brauchst allerdings dafür einen Provider, der die Technik für dich abwickelt. Versand, Anmeldungen, Abmeldungen und all das. Und hier kann es RICHTIG teuer werden, denn die Anbieter rechnen gestaffelt pro Nutzer oder Menge der E-Mails pro Monat ab, die von der Zahl der Abonnenten abhängt.
Natürlich preisen sich alle Anbieter als die Besten und Günstigsten. Ghost etwa: „Wir sind viiiiel, viel besser als Substack“:
Nur dass Ghost mal richtig abkassiert, wenn der Newsletter ein paar Abonnenten hat, zum Beispiel 10.000:
Oder bei 100.000:
Es gibt gar noch teurere. Deutlich günstiger sind allerdings die wenigsten.
Deswegen wundere ich mich nicht, dass die meisten bei Substack landen. Die verlangen 10% (+4% Zahlungsdienstleister) ab dem Zeitpunkt, an dem du selbst mit dem Newsletter Geld verdienst. Abonnentenzahl und Zahl der E-Mails egal. Substack ist nicht unumstritten und auch lange nicht perfekt, aber dieses einfache Konzept ist genial und es ist das einzige, das ich kenne, das den Publisher in den Vordergrund stellt.
Leider kommen die aus technischen Gründen nicht für mich in Frage, auf die ich hier leider noch nicht eingehen kann.
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Gewalt in Serien und Filmen
Lange war übermäßige Gewalt in Serien oder Filmen eigentlich verpönt, und das hat mir gut gefallen. Irgendwie hat sich das in den letzten Jahren aber gewandelt und mittlerweile frage ich mich: Was soll der Scheiß eigentlich?
Los ging es für mein Gefühl mit „Westworld“. Diese teils abartige Gewalt, auf die die Macher setzten, hat mich irgendwann dazu veranlasst, dass ich nicht weiterschauen wollte. Das wäre nämlich überhaupt nicht notwendig gewesen. Diese Serie an sich war ja clever konzipiert, das Thema hatte gar etwas Metaphysisches.
Bei „See – im Reich der Blinden“ oder auch „The Witcher“ fiel mir auf, dass da in den einzelnen Schlachten hunderte masskriert werden und die Protagonisten das besonders beiläufig tun. Gezeigt wird alles. Warum bloß? Auch das wäre überhaupt nicht notwendig.
Zuletzt fiel mir das auf bei einem Trailer von „Rebel Moon“ oder auch der neuen „Fallout“-Serie. Gleich in der ersten Folge kommt es da zu einem Überfall, in dem zahlreiche Leute umkommen. Wird natürlich alles explizit gezeigt, und dabei werden noch Witze gerissen.
Man könnte jetzt argumentieren, dass die Welt an sich seit einiger Zeit wieder brutaler geworden ist. Kriege gelten leider wieder als probates Mittel für einige Mächte, um ihre Ziele durchzusetzen. Lässt das auch die Zuschauer abstumpfen?
Klar, auch Game of Thrones war brutal. Aber ich hatte da nie das Gefühl, dass Gewalt befürwortet wird. Die „Guten“ haben sich dem Kampf jeweils gestellt, weil sie mussten, nicht weil sie wollten. Die Trauer über die Gefallenen war am Ende groß. Das sehe ich in den anderen genannten Serien nicht. Dieses Beiläufige „Helden bringen ihre Feinde halt um“ halte ich für eine unschöne, sogar gefährliche Entwicklung und das gefällt mir nicht.
Gerade fertiggelesen. Kann ich im Endeffekt gar nicht so viel zu sagen. 🤷🏻♂️ Eine frühe Dystopie (1932 geschrieben), leicht zu lesen, durchaus spannend und natürlich existentiell. Die Menschen, einige hundert Jahre nach unser Zeit haben Henry Ford (!) nach außen hin zum Gott erklärt. Familien und klassische Fortpflanzung gibt es nicht. Menschen werden gezüchtet und in Kasten geboren. Hässlichkeit und Alltagsherausforderungen sind abgeschafft. Wem es aus welchimmer Grund nicht gut geht, ist dazu angeraten, Stimmungsaufheller zu nehmen – an denen kein Mangel herrscht. Den Alltag vertreiben sich die oberen Kasten mit Vergnügen – jeder schläft mit jedem. Abfuhren gibt es praktisch nicht. Nicht alle aber sind endlos zufrieden mit diesem System. Als ein jugendlicher Halbwilder aus einem Reservat in die schöne neue Welt geholt wird, gerät alles kurzzeitig ins Wanken.
Ich mag Dystopien, weil an ihnen immer auch ein Stück Wahrheit haftet und die Spannung genau dadurch entsteht, dass man sich fragt, wie man selbst in diesem System agieren würde. „Schöne neue Welt“ ist tatsächlich noch nie ernsthaft verfilmt worden. Könnte sich aber noch lohnen. Vielleicht zum hundertjährigen Geburtstag 2032?
Mir fallen noch ein paar weitere Dystopien ein, die mich ziemlich beeindruckt (mitgenommen) haben:
Der Report der Magd (grandiose TV-Serie!)
Children of Men (extrem beunruhigender Film)
Farm der Tiere (erschien als nicht unkomischer Trickfilm)
A Clockwork Orange (super gespielt, keine schöne Geschichte)
1984 (bisher nur den Film gesehen, aber so ungefähr stelle ich mir die Hölle vor)
Inside (ein Videospiel, das Hendrik mir mal empfohlen hat, kleiner Junge muss aus einer menschenfeindlichen Umgebung flüchten)
Es darf gerne noch mehr Dystopien geben.
„Schöne neue Welt“ habe ich neulich in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden. Geht jetzt auch dahin zurück. 🙂
Bevor ich schlafen gehe, blogge ich oft noch, lese ein paar Seiten, notiere mir drei Dinge, für die ich an dem Tag dankbar war, trinke noch ein Glas Wasser, checke meine Termine für morgen, putze mir die Zähne, höre einen Podcast weiter, meditiere noch manchmal, spiele mein Mobile Game, chatte…
Dass ich in letzter Zeit schlecht einschlafe, kommt da vielleicht nicht so überraschend…
Womit ich deswegen jetzt angefangen habe: 5 Minuten Nichtstun vor dem Schlafengehen. Ich liege dann einfach auf meiner Couch, lege alle Gegenstände weit weg, liege nur da, entspanne ein wenig und denke über den Tag nach.
Aus den 5 Minuten wurden auch schon mal 10 oder 15. Ich mache das erst seit ein paar Tagen. Zu früh also für ein Resümee oder gar dafür, es Gewohnheit zu nennen. Aber bisher tut mir das nicht nur sehr gut und ich schlafe wieder besser ein, es geht mir auch erstaunlich leicht von der Hand. Oft brechen wir ja in Panik aus, wenn wir nichts zu tun haben, ich für gewöhnlich auch.
Vielleicht gelingt es mir allein deshalb, weil ich auf der Couch seit ein paar Tagen zur Tür blicke, nicht zum Fenster raus, wo die große weite Welt wartet. Dafür verantwortlich ist mein neuer Fernseher, der in der Ecke der Tür wohnt. So trägt der jetzt indirekt dazu bei, dass ich besser schlafe. Verrückt.
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Deniz Undav
Ist der erste ehemalige Spieler des SV Meppen, der es in die deutsche Nationalmannschaft geschafft hat. Heute beim tollen 2:0-Spektakel gegen Frankreich feierte er sein Debüt:
Freue mich sehr für ihn. Seit ich 2019 mal mit Mattes zusammen in Duisburg bei einem Auswärtsspiel des SV war (3:1 gewonnen) und Undav ein Tor schoss, verfolge ich seine Karriere ein wenig. Er wurde in der Saison vom „Kicker“ zum besten Spieler der 3. Liga gewählt, wechselte dann – in meinen Augen etwas unglücklich – in die 2. belgische Liga immerhin zum aufstrebenden Klub Union St. Gilloise, mit denen er aufstieg und ein weiteres Jahr später Torschützenkönig in Belgien wurde. Sein Wechsel in die Premier League zu Brighton & Hove Albion war bisher dann leider gar nicht von Erfolg gekrönt, so dass er in dieser Saison an den VfB Stuttgart verliehen wurde. Dort fügte er sich wunderbar in das Überraschungsteam ein (aktuell Platz 3 in der Bundesliga), schoss bereits 14 Tore, lieferte 7 Vorlagen. Und nun das Debüt in der Nationalmannschaft.
Steht außer Frage, dass „wir“ in Meppen alle stolz auf ihn sind. 🙂 Ich behaupte sogar, das wäre schon 2-3 Jahre früher möglich gewesen, wenn er diesen Schlenker in die 2. belgische Liga ausgelassen hätte, aber nun ja, besser spät als nie.
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Abnehm-Challenge Endspurt
Bin wieder halbwegs gesund und habe jetzt noch genau 1 Woche Zeit, um die Challenge gegen Christian zu gewinnen und von ursprünglich 83 auf 75 kg zu kommen. Ich habe trotz aller Widrigkeiten (immer wieder verletzt und öfter krank als gesund) weiter abgenommen und bin jetzt bei 77 kg. Obwohl ich die letzten 2 Wochen kein Sport machen, geschweige denn mich viel bewegen konnte.
Jetzt bin ich noch weit vom Ziel entfernt, und die Woche dürfte hart werden, wenn ich das noch schaffen will. Aber schon jetzt finde ich es verblüffend, wie mein Körper die Kilos abwirft, seit er realisiert hat, dass ich sie definitiv nicht mehr haben will. Die Psyche spielt da eine enorme Rolle.
Gut, ich habe mit KI diese meine Geburtstagseinladung designen lassen. Witzig ist das schon. Und ungeheuer praktisch: Man stelle sich den Aufwand vor, selbst so einen Flyer entwerfen zu müssen oder gar für teuer Geld in Auftrag zu geben. Bilder erzeugen lassen war noch nie so einfach. Dass dies dann voller Fehler ist, mein Name immer falsch geschrieben und Copilot/GPT4.0 ums Verrecken nicht den eigentlichen Text mit den Eckdaten der Party auf das Bild drucken wollte… beinahe geschenkt. Ich kann es gut benutzen.
In der letzten Woche habe ich mich verstärkt einmal mit dem Thema KI befasst. Gefunden habe ich Tools, die…
Betreffzeilen von E-Mails selbst erstellen können
Aus Videos Text erstellen
Aus Text Social-Media-Posts generieren
Audio-Nachrichten transkribieren
Aus Texten Podcasts erstellen
Präsentationen erstellen lassen
Lange Inhalte zusammenfassen lassen
Marketing-Kampagnen entwerfen
…
Ich habe jetzt viele dieser Tools ausprobiert und bekomme ganz okayene Ergebnisse dabei heraus. Aber bisher war immer noch viel Nacharbeit nötig, oder ich konnte Dinge erstellen lassen, die ich selbst nicht kann, über die aber ein Profi auf dem Gebiet lachen würde. Der Content, den man so sieht und liest, wirkt schnell beliebig.
Es gibt seriöse und weniger seriöse Quellen zu dem Thema. Allerhand Newsletter – The Neuron etwa gefällt mir ganz gut – haben derzeit viel zu schreiben, weil Google Gemini 1.5 in den Startlöchern steht und sehr gut sein soll und ChatGPT-Anbieter OpenAI beeindruckende Demos der Text-to-Video-KI Sora vorgestellt hat. Aber auch weil Klagen laufen. Die KI bedient sich bei vorhandenem Material, das kann sie gar nicht anders. Und das hat irgendwer erstellt, selbst wenn es hinterher verfremdet ist. Drehbuchschreiber um Sarah Silverman etwa haben Meta und OpenAI verklagt. Und auch die New York Times hat Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen gegen OpenAI und Microsoft angestrengt. Die Beispiele dürften Schule machen. Wer immer Content erstellt, wird es irgendwann nicht mehr einsehen, dass andere mit ihren leicht veränderten Werken Kasse machen.
Auf Instagram sind derweil vor allem die Jungunternehmer unterwegs, die von 10-, ach was, 100-fachen Skaleneffekten sprechen. Endlich keine lästigen Skripte mehr für Social-Media-Posts erstellen. Motto: Das Klickvieh frisst ja eh alles, am liebsten Einheitsbrei. Aber die Tools und ihre Ergebnisse gleichen sich: immer irgendwas mit Text zu… oder … zu Text. Es scheint vor allem solche Menschen zu begeistern, die nicht gerne schreiben. (Da gehöre ich bekanntlich nicht zu.) Schnell kommen diese jungen KI-Anbieter dann auch mit sehr großen, sehr weit geöffneten Händen. Wir sind die Tollsten, aber Kosten sind halt hoch, zahl bitte 50, 100 oder ruhig gleich 450 Euro (auch schon gesehen) pro Monat.
Ich will das gar nicht schlechtreden, was da gerade alles passiert. Ich mag diese Aufbruchstimmung irgendwie. Täglich gibt es gefühlt ein Dutzend neue, spannende Tools. Und man kann sich selbst dabei ausprobieren, ja neu erfinden. Ich habe nur das geniale Tool, das mich umhaut, noch nicht entdeckt. Oder bin hier eher auf der fast schon konservativen Seite unterwegs: Ich finde das mittlerweile schon ein paar Monate alte ChatGPT Voice ganz große Klasse und verstehe nicht, warum das noch kein Hardware-Anbieter in einen Sprachlautsprecher eingebaut hat. Es schlägt die Siris, Alexas und Google Assistants dieser Welt um Lichtjahre.
Trotzdem bin ich mir mittlerweile sicher, dass das, was wir gerade sehen, ein Hype ist, auf dessen Spitze wir gerade stehen. Large Language Models werden ganz sicher bleiben und die Zukunft mitbestimmen; 98 Prozent der Tools, die wir gerade sehen, aber nicht. Und auch zum großen Jobvernichter wird diese KI-Generation nicht werden. Dazu ist sie nicht gut genug. 💁🏻♂️
Huckleberry Finn von Mark Twain war das erste Buch auf meiner Literaturliste, das ich unbedingt lesen wollte. Es gilt als Twains Meisterwerk. Das Lesen hat dann zwar Spaß gemacht, war aber auch ein klein wenig anstrengend.
Gelesen habe ich auf Englisch. Twain lässt alle Charaktere in ihrem eigenen Slang sprechen, was das Lesen etwas schwierig macht.
Erzählt wird das Buch von seiner Hauptfigur, Huck Finn selbst. Weil der der Rechtschreibung zu der Zeit noch nicht so mächtig ist, lässt Twain ihn viele Fehler machen.
Twain selbst wird auf der ersten Seite genannt. An Anfang und Schluss erzählt der Erzähler außerdem vom Schreiben des Buches. Das sind für diese Zeit (veröffentlicht 1884) sehr frühe Elemente der Metafiktion, die eigentlich erst fast hundert Jahre später ihre große Zeit erlebte.
In die Reise des jungen Huck Finn auf einem Fl0ß den Mississippi hinunter, webt er in Form von Erlebnissen und Begegnungen geschickt viele Themen der da noch jungen amerikanischen Geschichte mit ein. Sklaverei, Unterdrückung, Emanzipation, Freiheit, Krieg, Mut, Solidarität und Existenzialismus.
Worum es geht? Huckleberry Finn ist ein Halbwaise, der den ärmlichen Verhältnissen bei seinem brutalen Vater entkommen will. Indem er seinen Tod vortäuscht, flieht er, trifft wenig später auf den entflohenen Sklaven Jim. Gemeinsam treiben sie auf einem Floß den Mississippi hinunter und erleben dabei allerhand Abenteuer mit dem Ziel, Jim in Sicherheit zu bringen.
„Huckleberry Finn“ ist die Fortsetzung von „Tom Sawyer“, was auch die Namen der beiden Hauptfiguren sind. Letzteres hat man vielleicht mal als Kind oder in der Schulzeit gelesen oder die TV-Serie dazu gesehen. Beides sind Jugendbücher und irgendwie auch Schelmenromane. Huck Finn fehlte noch auf meiner Liste.
Hat’s mir gefallen? Der Inhalt sehr, die Form: na ja, war mir zu gewöhnungsbedürftig.
Hat das jemand von euch gelesen, und wie fandet ihr’s?
Das hier ist eigentlich kein Wissens-Blog, aber weil man gelernte Dinge am besten behält, wenn man sie anderen erklärt, lest ihr hier heute frisch meine Zusammenfassung über Literatur, hauptsächlich – aber nicht nur! – basierend auf meiner Lektüre des „Literatur-Buches“ aus dem DK-Verlag. Die Erklärung hier kratzt selbstverständlich nur an der Oberfläche. Bei groben Fehlern und Unklarheiten bitte Bescheid geben, eine Liste mit Literaturvorschlägen hier finden.
Literatur meint gemeinhin alles, was geschrieben steht. Der Begriff bezieht sich aber enger auf die erhabenere Kunst hochwertiger Lyrik, Dramatik und Epik. Die ersten literarischen Werke speisen sich aus Jahrtausende alten, mündlichen Überlieferungen und wurden als erstes in Mesopotamien (Gilgamesch-Epos), Indien (Mahabharata) und dem antiken Griechenland (Ilias und Odyssee) verschriftlicht.
Das griechische Drama (ab ca. 600 v. Chr.) führt einen balladenhaften Chor ein, sowie die heute noch übliche Trennung zwischen Tragödie und Komödie.
Die ersten Romane entstanden derweil im alten China und Japan („Die Geschichte des Prinzen Genji“ um 1000). Als erster Roman der westlichen Welt gilt gemeinhin der „Don Quixote de la Mancha“ von Miguel Cervantes (um 1600). William Shakespeares Stücke mit oft sehr persönlichen und nachvollziehbaren Charakteren revolutionierten das Drama. Daniel Defoe schuf mit Robinson Crusoe ein Jahrhundert später die erste fiktionale Autobiografie und damit den Beginn des fiktionalen Ich-Erzählers.
Autor:innen der folgenden Jahrhunderte experimentierten mit immer neuen Stilen wie dem Schauerroman, nicht-chronologischen Abfolgen, Romantik, unzuverlässigen Erzählern, der Montage oder dem Bewusstseinsstrom. In jedem neuen Genre spiegeln sich auch die Besonderheiten der jeweiligen Epoche wider, wie der Entfremdung des Menschen während der Industriellen Revolution.
Epen waren Versgedichte in Langform, die meist Abenteuer großer Krieger oder Herrscher gegen die Mächte des Bösen erzählten. Zu einer Zeit, in der die wenigsten Menschen lesen und schreiben konnte, machte ihre Versform es einfacher, sie auswendig zu lernen und zu rezitieren.
Das Gilgamesch-Epos (etwa 2100 v. Chr. Babylon, auf Tontafeln verschriftlicht) thematisiert die Sterblichkeit des Menschen.
Die Fünf Klassiker aus China (etwa 12.-11. Jhr. v. Chr.) sind philosophische Schriften. Das Daodejing (Laozi, 5. Jh. v. Chr.) enthält zentrale Texte des Daoismus.
Die Ilias (etwa 8. Jh. v. Chr.) ist die Geschichte des trojanischen Krieges aus der Sicht des Kriegers Achill. Die sich daran anschließende „Odyssee“ handelt von der Irrfahrt des Odysseus. Beide Epen werden Homer zugeschrieben. Sie und auch ihre Poesie mit wohlklingenden Versmaßen haben die westliche Literatur beeinflusst wie keine anderen.
Das Mahabharata (5. Jh. v. Chr. Indien) handelt von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Herrscherfamilien und dem Dharma, der Frage des rechten Handelns.
Die Alten Griechen erfanden ebenfalls im 5. Jh. v. Chr. das Drama, die schauspielerische Darbietung einer Geschichte. Zu den großen Dramatikern zählten Aischylos, Euripides und vor allem Sophokles. Sein „König Ödipus“ mit Chor und drei Schauspielern (Protagonist, Deuteragonstik und Trigonist) gilt als Musterbeispiel für die Struktur einer klassischen Tragödie.
Vergil schuf 29 bis 19 v. Chr. die Aeneis, das auf die Odyssee basierende, wichtigste Epos in lateinischer Sprache, das die Gründungsgeschichte des alten Roms nacherzählt.
Beowolf (8. bis 11. Jahrhundert), das älteste vollständig erhaltene angelsächsische Epos, entstammt nordischen und germanischen Mythen und war Inspirationsquelle für viele spätere Fantasysagen, unter anderem für Tolkiens „Herr der Ringe“.
Tausendundeine Nacht (8. bis 15. Jh.) besteht aus einer Rahmenhandlung innerhalb derer Prinzessin Sheherazade dem Sultan Abend für Abend eine weitere Geschichte erzählt, weil sie nur so dem ihr drohenden Tod durch Hinrichtung entgehen kann.
Erst seit der Renaissance schreiben westliche Dichter in ihrer eigenen Sprache statt auf Griechisch oder Latein. Einer der ersten davon war Dante Alighieri, dessen „Göttliche Komödie“ er im Florentiner Dialekt verfasste. Er erfand obendrein den ins Geschehen involvierten Erzähler und die Erzählform in Terzinen (Reimform, die jeweils drei Zeilen verbindet).
Geoffrey Chaucer führte in den Canterbury-Erzählungen ein breites Spektrum von weltlichen Figuren ein, womit er sich vom bis dahin üblichen, zentralen religiösen Thema löst.
Cervantes und sein Zeitgenosse Shakespeare (um 1600) befassen sich in nie dagewesener Weise mit psychologisch komplexen Charakteren, ihren Handlungsweisen und ihren Gefühlen. Vor allem Shakespeare war Meister der bildreichen Sprache, die er mit wenigen Worten erschuf. Er entwarf sehr „menschliche“ Charaktere und hielt dem Publikum damit einen Spiegel vor. Dies erreichte er vor allem mit dem gekonnten Einsatz von Monologen, in denen ein Charakter sein Innerstes nach außen kehrt und sich dadurch mit dem Publikum verbrüdert oder entzweit.
Matsuo Basho kombiniert in seinem Reisetagebuch „Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland“ (Japan, 1702) erzählende Prosa und Haiku-Gedichte.
Im Sturm und Drang (spätes 18. Jh.) brechen ihre Vordenker Goethe und Schiller mit vorherrschenden Konventionen des Dramas (um sie später in der Romantik wieder aufzugreifen): expressive Sprache und Beschreibung drastischer Ereignisse und Gefühle.
Laurence Sterns „Tristram Shandy“ (1759) greift mit einem ungewöhnlichen Stil, Selbstzensur, geschwärzten Seiten, Fußnoten und einem Stream of Consciousness der Moderne und Postmoderne vorweg.
Laclos revolutionierte in „Gefährliche Liebschaften“ (1782) den Briefroman mit einer aufregenden Handlung.
In der Romantik (spätes 18., frühes 19. Jahrhundert) zählten die Gefühle eines Helden mehr als seine Taten. Ja, war doch der Held mehr ein Antiheld, der sich gegen herrschende Strukturen auflehnte. Die Weimarer Klassik war in Deutschland die höchste Schule der Romantik. Ihre Verfechter wie – erneut – Goethe, Kleist und Schiller bauten ihre Werke auf den Grundelementen Gehalt, Gestalt und Inhalt auf. Bei einigen Autoren fand eine Hinwendung zur Natur statt: der Transzendentalismus ist quasi eine Gegenbewegung zur Urbanisierung und Industrialisierung. In Russland erfand Alexander Puschkin den „überflüssigen Menschen“, einen reichen Dandy, der in den Tag hineinlebt und dabei nichts erschafft.
Goethes „Faust“ gilt wegen seines frühen Existenzialismus, seiner zahlreichen Anspielungen auf frühere Gattungen und die Verwendung dersolchen als Meisterwerk.
Schon wenig später folgte auf die Romantik der Gesellschaftsroman, der sich mehr über herrschende Strukturen mokierte und sie aufs Korn nahm, statt die wilden Gefühle eines Protagonisten zu thematisieren. Charlotte Brotës „Jane Eyre“ gilt als bedeutendster weiblicher Bildungsroman seiner Zeit. Ihre Schwester Emily Brontë entwickelte um 1850 mit „Sturmhöhe“ einen Schauerroman. Etwa zeitgleich erschien auch Herman Melvilles „Moby Dick“ in der Ausprägung „schwarzer Romantik“ mit Elementen des enzyklopädischen Romans, einer Art Gut gegen Böse auf dem Meer mit biblischem Anspruch.
Aus dem Gesellschaftsroman entstand im späten 19. Jahrhundert der Realismus, die noch deutlich weiter zugespitzte Abbildung der Wirklichkeit. Autoren beschrieben die Moderne mit allen Vor- und ungeschönten Nachteilen. Themen wie Massenentfremdung, Langeweile, Krieg und Sklaverei wurden zu Themen. Autoren wie Jules Verne träumten in frühen Science-Fiction-Romanen von einer besseren Zukunft.
Im psychologischen Realismus im späten 19. Jahrhundert steht die Titelfigur wieder im Mittelpunkt. Auch hier ist sie eher Antiheld als Held, kaputt, verabscheuungswürdig oder überflüssig wie in Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“. Etwa zeitgleich entdeckten Autoren Kinder als neue Zielgruppe von Büchern. Frühe Kinderbücher mit Bedeutung bis heute waren etwa Alice im Wunderland (Lewis Carol, 1865), Pinocchio (Carlo Collodi, 1883) oder das Dschungelbuch (Rudyard Kipling, 1894).
Madame Bovary (1856) von Gustave Flaubert zeigt die Tragik der unglücklich verheirateten und sich gefangen fühlenden Protagonistin, die den Ausbruch mit Affären versucht, was in der Katastrophe endet.
Die 1860er- und 1870er-Jahre gelten als goldene Epoche der russischen Literatur. Werke wie Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ und Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ oder „Anna Karenina“ treten als perfekte Charakterstudien des Menschen in seinem oftmals zerrütteten Umfeld hervor.
In „Krieg und Frieden“ wie auch in George Eliots „Middlemarch“ treten allwissende, auktoriale Erzähler erstmals in bekannten Werken in Erscheinung.
In einem Schlüsselroman treten reale Zeitgenossen (z.B. Abraham Lincoln) zusammen mit fiktiven Charakteren auf.
Der Naturalismus ist eine Nebenströmung des Realismus. Er kritisiert die Wirklichkeit aus einer wissenschaftlichen, überlegenen Perspektive heraus.
Auf die Spitze trieben den Naturalismus Kolonialliteraten wie Joseph Conrad in „Herz der Finsternis“, einer Art Abrechnung mit der Spezies Mensch.
In der Moderne (erste Hälfte des 20. Jahrhunderts) wandten sich die Literaten vom ungeschminkten Realismus ab, begannen mit neuen Stilen wie Existenzialismus oder Collage zu experimentieren und alte zu erneuern, wie etwa den Bildungsroman oder den Bewusstseinsstrom. In manchen Werken mischten zum Beispiel Proust oder Woolf mehrere Stile. Die Schrecken des 1. Weltkrieges fanden auch in ungewöhnlichen Formen ihren Ausdruck wie etwa den Gedichten des Briten Wilfred Owens. Immer höhere Alphabetisierungsraten sorgten auch für Trivial- und Populärliteratur, die den Geschmack eines Massenpublikums treffen sollten, darunter Detektivgeschichten, Groschen- und Fortsetzungsromane.
Kafkas existenzialistischer Erzählung „Die Verwandlung“ liegt die Angst des Menschen zu Grunde, die Absurdität und Bedeutungslosigkeit unseres Daseins zu erkennen.
James Joyce’ „Ulysses“ und T.S. Eliots Langgedicht „Das wüste Land“ sprengten die Grenzen bisher bekannter Lyrik und erzählender Prosa. Joyce arbeitet im Ulysses mit einem inneren Erleben ohne Vermittlung durch einen Erzähler.
Während der Nazizeit blühte – tragischerweise – die Exilliteratur auf. Autoren wie Thomas Mann, Bertolt Brecht oder Antoine de Saint-Exupéry wurden vor eine neue Perspektive gestellt.
Die Autoren der Nachkriegsliteratur trieben neben den Verarbeitungen des Krieges und der Frage der Schuld die Experimente der Moderne noch auf die Spitze. Erzähler wurden unzuverlässig, die chronologische Ordnung auseinandergerissen oder Erzählungen durch Paradoxe unterlaufen. Der New Journalism wie von Truman Capote oder Tom Wolfe vermischte Fiktion und Non-Fiktion.
Der Stalinismus, der Krieg und die sich schon anbahnende Blockbildung inspirierte George Orwell zu seiner Dystopie „1984“.
Die Beat-Generation brach mit der konservativen Ignoranz, Nüchternheit und Engstirnigkeit der alten Eliten. Bekannte Vertreter sind „Der Fänger im Roggen“ (J.D. Salinger, 1951) und „Unterwegs“ (Jack Kerouac, 1957).
Immer mehr Schriftsteller aus entkolonialisierten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas widmen sich der Literatur.
Schwarzer Humor wie in Joseph Hellers „Catch-22“ entsteht aus Gefühlen wie Verzweiflung und Vergeblichkeit, eine Art Weiterentwicklung des Existenzialismus.
Wichtige neue Stilrichtungen der Postmoderne (etwa 1980-2010) waren der magische Realismus, die allegorische Satire oder die Metafiktion.
„Wie ein Reisender in einer Winternacht“ von Italo Calvino ist ein Paradebeispiel für Metafiktion. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird auf die Beziehung zwischen Fiktion und Realität gelenkt und der Leser zu einem der Protagonisten.
„Mitternachtskinder“ von Salman Rushdie ist ein Vertreter des magischen Realismus’. Derartige Werke kombinieren eine realistische Erzählung mit surrealen Elementen, die von den Handelnden wie selbstverständlich wahrgenommen werden.
Die allegorische Satire, wie „Die Stadt der Blinden“ des portugiesischen Autors José Saramago, verweist auf einen hinter der eigentlichen Handlung verborgenen moralischen oder politischen Subtext. Dieses Werk etwa handelt von einer Gesellschaft, die kollektiv erblindet. Hintergrund ist der Faschismus des portugiesischen Estado Novo.
Moderne literarische Stile der Gegenwart sind Hybridliteratur, das Verschmelzen mehrerer Stile und das Experimentieren mit Stilen, Perspektiven und Erzählstrukturen. Bis heute am beliebtesten geblieben ist der klassische Roman mit seinem bekannten Spannungsbogen und den handelnden Figuren, praktisch seit Jahrhunderten erprobt und immer wiederholt. Zum guten Ton gehört es für moderne Schriftsteller auch, immer ein wenig mit Stilen und der Sprache zu spielen. Der österreichische Autor Daniel Kehlmann etwa erzeugt in einigen seiner Romane Komik durch den inflationären Gebrauch indirekter Rede.
Die Bezirksvertretung Bonn beschloss in einer bemerkenswerten Abstimmung, die Viktoriabrücke (die übrigens nach einer Victoria benannt war, auch mal interessant) in Guido-Westerwelle-Brücke umzubenennen.
Das kann man kritisieren, zumal damit die einzige Brücke in Bonn, die nach einer Frau benannt war, jetzt auch nach einem Mann benannt wird (nach der Konrad-Adenauer-Brücke, der Kennedybrücke und der Friedrich-Ebert-Brücke). Fortschrittlich ist das nicht gerade.
Andererseits war Guido Westerwelle ein begnadeter Rhetoriker und der geborene Oppositionspolitiker, der zweifellos viel zu früh an Krebs verstarb.
Die Brücke, die nun seinen Namen tragen soll, führt in die Bonner Weststadt und an ihrem Ende in Richtung Altstadt müssen Radfahrer stets ein paar Bodenwellen passieren. Es versteht sich folglich von selbst, dass wir sie liebevoll „Westerwelle“ nennen werden.
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Israel
Zum Wiederaufflammen der Gewalt in Israel und dem Gaza-Streifen ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem.
Ich finde es derweil erstaunlich, wie schnell und eindeutig sich viele Menschen auch hierzulande auf eine der beiden Seiten geschlagen haben. So als hätte es die Spirale der Gewalt in den letzten Jahrzehnten nie gegeben.
Wer jetzt die Idee für eine schnelle Lösung hat, der möge bitte noch einmal ganz genau hinschauen, was u.a. alles in den 1990er-Jahren gerade von einem Jitzak Rabin und einem Jassir Arafat unter enormen Anstrengungen für den Frieden in der Region schon einmal unternommen wurde und wie wenig davon nach Rabins tragischer Ermordung noch bestehen blieb.
Wie würden, ganz nebenbei, wir reagieren, wenn wir so etwas erleben würden wie Israel am 7. Oktober? Würden wir dann einfach sagen: „Ja, ist ja klar, sind wir selber Schuld, dass die sich radikalisiert haben und zu tausenden unser Land überfallen, hunderte ermorden, egal ob Frauen, Kinder, Greise. Jetzt fangen wir dann mal an, die Grenzen wieder zu öffnen und halten neben der rechten auch die linke Wange hin.“
Würden wir? Wirklich?
Ein Teil von mir hofft natürlich trotzdem inständig darauf, dass die geplante Bodenoffensive Israels in den Gaza-Streifen, die nun auch schon einige Tage auf sich warten lässt, ausfällt wegen: lassen wir einfach mal.
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Harry
Hatte heute ein langes Telefonat mit einer Sozialarbeiterin, die Harry wohl schon länger betreut, auch schon vor Jahren, als er schon einmal auf der Straße lebte.
Details darf ich natürlich keine veröffentlichen, aber sagen wir so: Es bemühen sich offenbar weit mehr Menschen um ihn, als es für mich den Anschein hatte. Einiges ist halt komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Es wird versucht, ihn noch vor dem Winter, der ja mit Riesenschritten naht, in eine Unterkunft zu bekommen. Und vielleicht kann ich wenigstens versuchen, ihm da gut zuzureden; viel mehr kann ich wohl auch nicht tun. Das muss er natürlich selbst auch wollen.
Nach all dem, was ich jetzt gehört habe, ist auf jeden Fall mein Vertrauen in dieses Land ein Stück weit zurückgekehrt. Hier wird doch nicht einfach jemand allein sich und den Elementen überlassen. Immerhin, muss man sagen. Es ist noch Hoffnung da.
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Pubquiz
Interessanter Abend. Ich bin heute Morgen gegen Covid und Grippe geimpft worden und merke seit heute Nachmittag einiges davon. Wollte trotzdem natürlich meine 10.000 Schritte gehen und schlenderte auf dem Rückweg durch die Altstadt an der Pinte vorbei, wo ich Torsten in Mitten einer Gruppe seiner Freunde traf.
Eins führte zum anderen und man überredete ich, noch am Pubquiz teilzunehmen. Einiges konnte ich beisteuern (die Frage nach der Westerwelle-Brücke kam tatsächlich auch), für einige Fehler sorgte ich aber auch – ich dachte, Christian Lindner wäre in Düsseldorf geboren, statt dessen stammt er aus Wuppertal.
Gewonnen haben wir tatsächlich trotzdem. 😅 Und ich glaube, das liegt schlicht an der Spontaneität, der Ungeplantheit des Ganzen und dem Unvermögen der anderen. Man zahlte uns den Gewinn in Flüssigkeit aus – ich verabschiedete mich aber noch vor Genuss des Pitchers:
Christian Lindners Geburtsort habe ich dann noch gegoogelt, und – meine Güte – die ähnlichen Fragen bei Google. 🤣
Die 10.000 Schritte vermeldete die Fitbit dann auch noch, 100 Meter, nachdem ich das Pub verlassen hatte.
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Shirukid
Auf dem Nachhauseweg kam ich noch am Aksoy vorbei. Die jungen Leute hinter mir packten in der Zwischenzeit eine Actioncam aus und sprachen davon, jetzt hier eine Szene drehen zu wollen. Ich fragte: wovon? Sie sagten, sie würden ein Musikvideo drehen. Von wem, fragte ich? Von mir, sagte der supernette Künstler fröhlich.
Ich fragte nach Name, Stilrichtung und ob er berühmt sei. Na ja, geht so, sagte er. Er heiße übrigens Shirokid und ich könnte einen Sticker mitnehmen und mal reinhören, wenn ich wollte. Wollte ich.
… tut das jetzt seit ungefähr zwei Wochen mehr oder weniger direkt vor meinem Fenster. Das geht gewissermaßen problemlos, weil für die nächsten Jahre keine Busse hier lang fahren, weil die Bornheimer Straße umgebaut wird. Herrlich übrigens, ohne Busse schläft es sich viel ruhiger.
Aber zurück zu dem alten Mann. Der ist offensichtlich obdachlos, entspricht allerdings so gar nicht dem Klischee eines Obdachlosen. Zum Beispiel trägt er Chucks, einen recht hippen Bart und eine modische Brille, wenn er liest. Und das tut er viel, was ich so sehe, auch ziemlich dicke Schinken von Dan Brown und Co.
Nachdem ich ihn zwei Wochen lang umkreist habe, die letzten Nächte aber übel kalt waren, dachte ich heute nach dem Sport: Komm, sprichste ihn einfach mal an und fragst, ob er was braucht.
Er saß da nicht alleine, ein anderer Mann aus der Nachbarschaft sitzt da öfter mit ihm. Der Alte sagte, er sei hier nett aufgenommen worden, die meisten Bonner seien nett. Jeden Morgen brächte ihm einer einen Kaffee von der Bäckerei mit. Warm genug wäre ihm auch. Auf seinem Sack und Pack lag ein Fladenbrot. Wir unterhalten uns noch keine zwei Minuten, da kommt eine Asiatin vorbei und drückt ihm eine Box mit gebratenen Nudeln in die Hand. Na sowas.
Er erzählt noch ein wenig davon, wie er dort gelandet ist und fragt, ob mein E-Bike ein Besseres wäre. Das sähe so aus. 🙂 Meine Hilfe brauch er aktuell nicht, aber: vielen Dank!
Ich glaube, ich werde ihm mal Hummus vorbeibringen, ist kurzfristig das Beste, was ich für ihn tun kann. Wer ist denn schon gerne Fladenbrot ohne alles?
Und, ach ja, einem Redakteur vom Generalanzeiger habe ich auch Bescheid gestoßen.
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Urlaub
Auch noch nicht erlebt: Ich fand im Netz nach etwas Suche ein richtig schickes und noch bezahlbares Trekking-Rad mit 11-Gang-Nabenschaltung. Und noch während ich mich heute Abend auf mein altes Rad schwang, um einmal darüber nachzudenken, ob ich bereit wäre, so viel Geld dafür auszugeben, waren alle verfügbaren Modelle ausverkauft und erst wieder in 6 Wochen lieferbar. ?
Macht aber wahrscheinlich eh nichts, weil ich mir gerade offenbar etwas eingefangen habe. Scheine krank zu werden. Dabei hat der Urlaub doch noch gar nicht angefangen…
„Wenn der substantivische Bestandteil aus einer Wortgruppe verkürzt worden ist, schreibt man zusammen. Oft ist der Artikel und/oder eine Präposition weggelassen worden.“
Gilt demnach für Wörter wie „mondbeschienen“ (eigentlich: vom Mond beschienen) und „sagenumwoben“ (eigentlich: von Sagen umwoben) und für mein Verständnis auch für „videoüberwacht“ = per oder von (einer) Video(kamera) überwacht.
Also klein und zusammen. Aber wer beherrscht schon all diese Regeln…
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Live-Kunst
Der Hund ist echt und lag da am Fenster des Ateliers rum. Ob Teil der Ausstellung, konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln. Passte aber irgendwo. ?
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Ich, oder was? ?
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