4 Menschen sind laut offiziellen Angaben in Bonn gerade akut an Covid-19 erkrankt. 4! In einer Stadt mit über 300.000 Einwohnern. Es gab in der vergangenen Woche 0,91 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, sprich: 3 an der Zahl.
Angesichts dessen wirkt eigentlich alles, was es gerade so an Maßnahmen gibt, maßlos übertrieben. Die 4 bekannten und gemeldeten Fälle werden ziemlich sicher überwacht. Die Chance, sich bei denen anzustecken, ist verdammt gering. Eher hole ich mir derzeit irgendwo Typhus.
Trotzdem laufen die Maßnahmen weiter wie bisher. Maske tragen im Supermarkt, Abstände halten. Der Biergarten, in dem wir heute waren, hatte Ein- und Ausgang strikt getrennt. In der Schlange trugen längst nicht alle Mundschutz. Könnte ich ad-hoc aber auch nicht sagen, ob das überhaupt muss. Vermutlich ja, aber – bei wem soll man sich auch anstecken, denke viele. (In meinen Augen nicht ganz zu Unrecht.)
Die Regelungswut klingt zu Weilen ein wenig absurd. Ich zitiere aus der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 des Landes NRW, gültig seit dem 19.6.:
(2) Mehrere Personen dürfen im öffentlichen Raum nur zusammentreffen, wenn es sich
1. ausschließlich um Verwandte in gerader Linie, Geschwister, Ehegatten, Lebenspartnerin-nen und Lebenspartner,
2. ausschließlich um Personen aus maximal zwei verschiedenen häuslichen Gemeinschaften,
3. um die Begleitung minderjähriger und unterstützungsbedürftiger Personen,
4. um zwingend notwendige Zusammenkünfte aus betreuungsrelevanten Gründen oder
5. in allen übrigen Fällen um eine Gruppe von höchstens zehn Personen handelt.
Sagt mir bitte, was ich da gerade wieder falsch verstehe. Aber macht Punkt 5 nicht das ganze Bohei der anderen 4 Regeln davor überflüssig? Oder gelten die übrigen Punkte für noch größere Gruppen, etwa, wenn ich im Falle von Punkt 1 verdammt viele Eltern, Kinder und Lebenspartner habe?
Gestern beim Grillen bei einem Freund – wir waren zu siebt und saßen auf dem Balkon. Keiner trug eine Maske. Hätten wir das beim Reingehen gemusst? Wenn nur einer alleine reingeht, wenn zwei oder mehr Leute gleichzeitig reingehen? Ich kann es ehrlich nicht sagen.
Aber tatsächlich saßen wir da, genossen die Freiheit und das gute Wetter, tranken ein kühles Blondes, und Corona war verdammt weit weg. Fast ein wenig wie Urlaub von dem ganzen Mist. Denn man ahnt, dass das nicht für immer so bleiben wird. Also nimmt man das jetzt einfach mit und macht, was möglich ist. Urlaub von Corona also. Denn schon bald könnte es wieder losgehen.
Auch die Bonner Lokalpresse macht gerade ein wenig Corona-Urlaub, und das ist ebenso amüsant wie erfrischend. Nach dem Streit neulich um einen rausgerissenen Busch an der S-Bahn-Haltestelle Helmholtzstraße geht es diesmal um die hart geführte Diskussion um die Fußgängerampel vor dem Uni-Hauptgebäude.
Hach, Urlaub!
Speaking of which: Die Sommerlochposse um die taz, Polizisten und die Müllkippe. Hendrik Zörner kritisiert in einem wunderbaren Kommentar für den DJV Bundesinnenminister Horst Seehofer, der Klage gegen die taz einreichen wollte:
„Der Minister also, der qua Amt die Pressefreiheit besonders schützen soll, holt den Knüppel aus der Schublade. Der Minister, der bisher trotz mehrmaliger Aufforderungen keine sichtbaren Anstrengungen unternommen hat, Journalisten vor rechtsextremistischem Hass zu schützen. Horst Seehofer zwingt damit mich und viele andere Journalisten zur Solidarität mit der taz-Kolumnistin. Das ist bitter. Denn ich finde die „Kolumne“ wirklich abgrundtief schlecht.“
Übrigens hat Seehofer trotz der Ankündigung bisher noch keine Klage eingereicht. Einige Tage war der Bundesinnenminister seltsam abgetaucht, bevor er sich heute am späten Nachmittag plötzlich mit einer Pressekonferenz wieder zurückmeldete. Ob er noch Klage einreiche, entscheide sich heute oder morgen, sagt er. Man munkelt, die Kanzerlin habe ihn zurückgepfiffen.
Hach, Angie!
Zwei halbe Ikonen haben just heute ihr Ende verkündet: Olympus-Kameras und Segway PTs. Genau, das eine sind die sußerspießigen, langsamen Fortbewegungsroller, meist eingesetzt für Touristengruppen, die einst als Zukunft der Mobilität galten. Dafür waren sie aber viel zu teuer. Ich könnte mir gut denken, dass letzendlich sogar E-Scooter ihre Nachfolge antreten. Schneller, praktischer, noch verhasster. Nach der Übernahme Segways durch Ninebot gibt es sogar E-Scooter aus eigener Produktion. Tatsächlich bin ich bis heute noch nie einen Segway gefahren. Ich werde mal versuchen, das noch nachzuholen.
Und Olympus? Wundert mich auch nicht so richtig. Hatten zuletzt wenige attraktive Kameras und als einzige noch auf das, für mich, veraltete, kleine 4/3-Format gesetzt. Bessere Bilder dürften damit kaum rausgekommen sein. Fuji, Sony und Panasonic waren umtriebiger. Wobei ich die Pen-Serie echt chic fand!
In beiden Fällen: Good Riddance!
Hach, Sommer…
2 Antworten auf „.33: Corona-Urlaub“
Ich vermute die Punkte sind deshalb einzeln aufgeführt, auch wenn Punkt 5 den Rest eigentlich inkludiert, damit man Punkt 5 einfach streichen kann wenn irgendeine Grenze überschritten wird und nicht alles neu geschrieben werden muss.
In Gütersloh gelten ja jetzt auch noch viele Regeln aus der Verordnung, aber Punkt 5 wurde für die Gütersloher gestrichen
Ah!