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Anderen mal was Nettes sagen

Es ist verrückt, ich habe das wirklich so gut wie nie gemacht: Menschen, die ich mag, ab und zu mal etwas Nettes sagen. Warum genau nicht, versuche ich gerade zu erforschen, und habe da eine heiße Spur…

Die Sache ist aber auch die: Ich dachte mal, dass es sich für mich auch falsch anfühlen würde, wenn ich damit anfänge. Und deswegen würde ich das erst recht nicht machen. Ich täte das ja nur, um auch etwas zurück zu kriegen. Phishing for compliments, quasi. Und irgendwie wäre das nicht ich.

Aber wer ist man wirklich, und ist man am Ende nicht nur Produkt seiner vielen Gewohnheiten, von denen man ja alte mit neuen durchaus überschreiben kann? Und vielleicht fühlt es sich ja nach ein wenig Training sogar richtig an. Aber genau das ist eben notwendig: Training. Anderen etwas Nettes sagen, sie in etwas bestärken, sie aufmuntern. Und wenn es vor Kitsch trieft, dann war es wohl noch nicht der richtige Ton, den man nach ein wenig Training ja vielleicht viel besser treffen kann.

Meine ersten Ergebnisse nach drei Tagen Training sind erstaunlich (?) positiv: Es hat sich noch keiner darüber beschwert. ??‍♂️ Nicky und Jens J. haben mich nach meinem Aufruf am Freitag danach befragt und jeweils ein Kompliment zurückbekommen. Meine Nachbarin am Samstag einfach so, und als ich gestern mit zwei Freunden wandern war, habe ich versucht, das eine oder andere Positive in die Gespräche einzustreuen.

Und nein, es hat sich nicht nur keiner beschwert, eigentlich alle fanden es nett, und es hat sich sogar organisch angefühlt. Ich musste mich dafür allenfalls anfangs ein klein bisschen verstellen. Aber beim vierten Versuch fiel es mir schon gar nicht mehr schwer. Wenn man nur sein Ego mal ein wenig ducken lässt… Jetzt muss ich da nur dranbleiben. Wer mag, darf mich in persönlichen Gesprächen gerne daran erinnern, wenn ich es vergesse, und nach einem Kompliment fischen. Ich gebe dann auch gerne eins.

Und wenn du dir beim Lesen gerade denkst: „Wovon um alles in der Welt redet der? Anderen was Nettes sagen, ist doch was ganz Natürliches, das macht doch jeder?!“ Na ja, eben nicht. Schau mal auf deine Schwäche und vielleicht verstehst du dann, dass jeder irgendwo ’ne Meise hat und gar nichts selbstverständlich ist.

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Die FPD

Tempolimit auf deutschen Autobahnen, damit Deutschland die notwendigen Klimaziele kurzfristig eher erreichen kann? Dagegen: die FDP.

Verbrenner-Aus ab 2035? Beinahe alle EU-Länder dafür, Rot-Grün auch. Dagegen: die FDP.

Aus der Atomkraft sofort komplett aussteigen, die letzten Meiler vom Netz nehmen? Dagegen: die FDP.

Gas- und Ölheizungen ab 2024 endlich in den Wind schießen und vornehmlich auf Wärmepumpen setzen, die Energiewende forcieren und die Abhängigkeit von zweifelhaften Öl- und Gasnationen weiter verringern? Dagegen: die FDP.

Tempo 30 statt Tempo 50 in Städten zur Regelgeschwindigkeit machen, um schwere Verkehrsunfälle zu minimieren, einen Beitrag zur Klimawende leisten, KFZ aus Innenstädten möglichst raushalten. Dagegen: die FDP.

Die FDP, die FDP, die FDP.

I get it, okay? Man muss in einer Regierung nicht für alles sein, nur weil es die beiden Koalitionspartner sind. Vor allem, wenn es klar gegen die eigene Überzeugung geht, zu der ein Tempolimit auf Autobahnen meinetwegen gehört, warum auch immer. Aber an einigen der Beispiele wird man das Gefühl nicht los, dass die FDP, gerade in Umweltfragen, zu einer Dagegen-Partei geworden ist und sich in dieser Rolle sogar sehr gut gefällt. Motto: Das kleine bisschen Macht, das diese ungeliebte Koalition uns gegeben hat, nutzen wir voll aus, damit keiner vergisst, dass es uns auch noch gibt. Asterix gegen die Römer, wer auch immer die dann in dem Fall eigentlich wären…

Wäre sogar beinahe charmant, wenn da nicht gute Ideen bei auf der Strecke blieben. Will die ach so fortschrittliche FDP wirklich die Dagegen-Partei werden?

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Freitag schwang ich mich aufs Rad und machte ein wenig Training, fuhr nach Ippendorf und dort ein paarmal den Berg rauf und runter. Die Strecke ließ ich von Strava protokollieren.

Etwas später erhielt ich eine Glückwunsch-E-Mail:

Heißt: Die App hat alleine und korrekterweise aus meinem GPS-Tracking geschlossen, dass ich ich ein paar Mal in Ippendorf den Berg rauf und runter gefahren bin, das ohne mein Zutun mit einer Challenge abgeglichen, die es offenbar gibt („Ippendorf Up & Down“), ermittelt, dass ich das in den letzten 90 Tagen anscheinend öfter gemacht habe als alle anderen Strava-Nutzer und mir daraufhin selbstständig eine Badge per Mail zugeschickt und mich zur „Local Legend“ erklärt.

Das ist clevere Datenanalyse! Well done, Strava, well done!

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Hach, der Frühling!

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Feuerwanzen. Irgendwas sagt mir, dass wir davon dieses Jahr noch einige sehen werden…

2 Antworten auf „Anderen mal was Nettes sagen“

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