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Orange oder gelb?

Neulich stand ich an der Fußgängerampel neben einem Vater mit seinem Sohn. Um sich die Wartezeit zu vertreten, schaute der Kleine (also das Kind) auf die Autoampel. „Jetzt ist es grün“, kommentierte er. „Und gleich wird es orange.“

Orange? Das muss doch „gelb“ heißen, dachte ich. Ist doch klar festgelegt für eine Verkehrsampel: Rot – gelb – grün. Aber tatsächlich hätte ich in dem Moment nicht sagen können, welche Farbe da wirklich zwischen rot und grün aufleuchtet. Ist es gelb oder ist es orange? Natürlich vergingen daraufhin quälend lange Sekunden, in denen die Ampel nicht umsprang und uns lange auf die Antwort warten ließ.

Wüsstet ihr es auf Anhieb? 🙂

Tatsächlich habe ich seit der Kinderweisheit öfter mal auf Ampeln geachtet. Und tatsächlich: Die Farbe ist ein ganz klares Orange:

Was mich an der Erkenntnis am meisten fasziniert: Wir sehen ja, dass es orange ist, aber wir sagen trotzdem „gelb“. Warum eigentlich? Wir sagen ja auch nicht „grün“ zu einem blauen Himmel oder „schwarz“ zu einem roten Auto. Nur vor den Altglascontainern stehe ich manchmal und kann mich nicht so recht entscheiden: Ist die Flasche jetzt eher grün, eher braun oder irgendwas dazwischen?

Aber das liegt an der Flasche.

Und liegt es daran, dass wir nicht sagen können, ob die Ampel gelb oder orange ist, weil wir den Widerspruch schon völlig verinnerlicht haben?

Ich werde auf jeden Fall jetzt öfter mal lauschen, was Kinder so zu sagen haben. Scheint gar keine schlechte Idee zu sein…

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Doch noch: Neujahrsvorsätze

Zumindest die, die ich öffentlich machen kann. Gleich vorweg: Mich würde die wichtigste Sache interessieren, die ihr euch 2021 vorgenommen habt! Wenn ihr mögt, schreibt mir das in die Kommentare! Nee, interessiert mich wirklich. 😉

Okay, un selbs? So viel habe ich gar nicht mehr vor. Im Kleinen sicher das eine oder andere. Für Selbstoptimierung bin ich langsam zu alt. Zu viele zu schwierige Sachen würden mich zu sehr unter Druck setzen und dann mache ich sie eh nicht… Bleibt also noch:

  • Hardcore-Chillen
  • Final ausmisten (ich weiß, ich schreib das jedes Jahr…)
  • Ein neues Projekt auf der Arbeit angehen (hab Bock!)
  • Kameratauglich werden
  • Letzte berufliche Lücken schließen
  • Bis zur Impfung überstehen, ohne mir Corona einzufangen
  • Auch privat langsam mal wissen, was ich eigentlich will
  • Die Hintergrundfarbe hier im Blog verändern. Das aber nur, damit ich 1 Vorsatz auch mindestens durchkriege. 😉 Wenn ihr das hier lest und die Farbe nicht mehr weiß ist, hab ich’s geschafft.

Mehr nicht, reicht. Der Rest ist optional. Bin gespannt – auch auf eure Vorsätze!

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154: Weihnachtshamstern

His lockdown commeth and that right soon!

Ich gehe davon aus, dass die den Laden hier nach Weihnachten dicht machen.

Also die: der Staat, und Laden: het Schland.

Vielleicht sogar schon an Weihnachten, aber das würde keinen großen Unterschied machen.

Wer Familie ist, feiert natürlich trotzdem zusammen.

Also in einem Haushalt zumindest.

Würden sich die Treffen von mehr Haushalten verbieten lassen? Würde schwer. Wer soll das denn kontrollieren?

So oder so aber werden die Leute mir vorher den Supermarkt leerkaufen.

Weihnachten wird ein langes Wochenende, dann folgt der Lockdown und dann mit Silvester und Neujahr wieder ein langes Wochenende. Ich gehe von Hamsterkäufen aus.

Meinen haben schon erledigt. 😉

Aber klar, ein paar Dinge vergisst man oder muss man doch frisch kaufen.

Also die Tage nochmal die Flinte umgeschnallt und raus da. Bloß nicht am Tag vor Heiligabend feststellen, dass etwas Wichtiges fehlt.

Habt ihr schon alles?

Wenn ihr wissen wollt, ob der Obdachlose, der euch um Geld anbettelt, wirklich echt ist, gibt’s einen einfachen (und leider auch bisschen zynischen) Trick. Ihr geht abends um 2200 Uhr durch die Innenstadt, wenn die Bürgersteige hochgeklappt sind. Wer da vor einem Laden, in einer Ecke oder im Self-Cash-Compartment der Commerzbank campiert, der ist echt. ??‍♂️ Freiwillig macht das keiner.

Und so sah ich dann gerade bei meinem Spaziergang den Typen, der jeden Tag vor dem Stadthaus sitzt und bettelt. Und von dem ich immer dachte, der mache das nur als Dayjob. Er saß mit Sack und Pack auf seiner Matratze neben der Einfahrt zu einer Tiefgarage. Nachts um kurz vor 2300 Uhr. Der ist also tatsächlich auch echt. Oha…

Sie werden immer besser (außer bei der Namensfindung!

Bild des Tages, gab nen echt hübschen Sonnenuntergang heute:

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146: Weekend Edition

Und wenn wir einfach nur im Januar und Februar auswandern? Irgendwohin, wo sie Ende Dezember keine staatlichen Superspreaderevents organisieren?

Den Aerosol-Rechner auf Zeit.de finde ich hochinteressant. Auch wenn es da leider keine verlässlichen Zahlen für Nicht-Kontakt-Sportarten in Turnhallen gibt. Hab mal alles auf Maximum gesetzt. Könnte schlimmer, könnte besser:

Dit arme dier! Wobei, lachen musste ich bei der Geschichte schon:

Fugging pity 🙁

Mein Beitrag für den Weltfrieden:

Das mit den iPad-Apps auf dem ARM-MacBook Air ist jetzt erstmal auch nicht so great wie advertised. Wobei das mit dem Workaround eigentlich ganz gut funktioniert (außer für Netflix). Ich hab darüber mal getrendbloggt:

Nederlands:

Wat? Deine Moeder ist besorgt um deine Gesundheit!

Geneesmiddelen, jaja.

A propos:

Das Zeug ist der Hammer. ?? Can strongly recommend.

Das iPhone 12 Pro Max macht eigentlich geile Fotos, bis auf die ausgefransten Lichter und die Lens Flare, mit der es echt Probleme hat:

Das hier gefällt mir dennoch:

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145: Unterfordere dich!

Der Gedanke kam mir gestern beim Zähneputzen. Ich glaube, der Mensch ist langfristig am glücklichsten mit einer ganz leichten Überforderung. Sprich: Er kann das anwenden, was er gelernt und perfektioniert hat, lernt aber noch Neues dazu, meistert neue Herausforderungen und verlässt hin und wieder seine Komfortzone, was sich immer lohnt, auch wenn es anfangs stressig ist.

Gängiger sind eigentlich eine dauernde Unterforderung (stupide jeden Tag dasselbe machen) oder eine starke Überforderung wie dauernde Fortbildungen zusätzlich zur 60-Stunden-Woche.

Ich plädiere dafür, dass wir uns hin und wieder mal komplett unterfordern. Gar nicht mal nichts tun, das wäre zu schwierig (ja, schwierig!), mehr so eintönige, einfache Aufgaben erledigen. Stundenlang. Bildgrößen ändern, Dateien umbenennen oder, im Haushalt, Wäsche falten, Tische abwischen, Spülen, Rasenmähen.

Diese kleinen Dinge unterfordern uns so sehr, dass wir zum Nachdenken kommen und kreativ werden. Sollten wir eigentlich ein paar Stunden pro Woche mit verbringen.

Am neuen MacBook Air mit M1-Chip fällt eigentlich gar nicht auf, wie schnell er eigentlich ist, bis man es mal zufällig entdeckt. Neulich merkte ich, wie schnell das Ding Bilder bearbeiten kann. Heute fiel mir auf, wie schnell es Vorschaubilder anzeigen kann, wenn ich mal von Hand durchscrolle. Schaut mal im Video oben. Die Verzögerungen da am Anfang kommen durch mich zustande, nicht das System. Versucht das mal bei euch!

Yee-hah!

Das nennt ihr krass? Also das nenne ich krass:

Wobei der so viel mehr Punkte als ich auch nicht hat… ?

Bild des Tages:

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125: Vanavond

Ich hab natürlich weiter gemacht, bald drei Wochen durch und fange langsam an, Niederländisch zu denken. Glaube, es lohnt sich fast immer, niemals aufzugeben.

Lockdown? Na, nützt ja nix. Wobei sie den Outdoor-Sport in kleinen Gruppen schon noch hätten lassen können. Wer jetzt keine Freunde hat, ist ganz schön arm dran. (Ist er sonst aber auch.)

Ik hou van bonen!

En van mijn kamera soms ook.

Te weinig, te laat und außerdem komplett banaan, die Idee!

Lawaai!

En jullie? Jullie maakt al niet genoeg lawaai! 🙂

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113: Schröder <3 Nawalny

Endlich hat’s mal einer ausgesprochen. ?

Achtung, „Bild“-Link.

Der Beschuldigte ist darüber übrigens not amused, will jetzt wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte gegen die „Bild“ klagen:

Leider hat Nawalny wirklich keine Beweise vorgelegt, was schade ist, und auch gar nicht notwendig gewesen wäre. Denn eine kurze Webrecherche ergibt Folgendes:

Also Verwaltungsrat von Nord Stream 2, was eine 100-prozentige Gazprom-Tochter ist. An Gazprom wiederum ist zu >50 Prozent der russische Staat beteiligt ist, den wiederum Wladimir Putin seit dem Jahr 2000 mit eiserner Hand regiert.

Als Aufsichtsrat des ersten Nord-Stream-Konsortiums erhielt Schröder 250.000 Euro im Jahr. Was er diesmal bekommt, ist nicht bekannt, umsonst die Tätigkeit allerdings nicht. Hört man sich dann noch an, wie Schröder in seinem Podcast pro Russland und Putin trommelt, darf man sich schon fragen, was an der Adelung „Laufbursche“ nicht stimmen soll. Verdeckte Zahlungen sind es allerdings nicht, es sind Vergütungen, die obligatorisch sind und um die eben kein Geheimnis gemacht wird, von denen nur die Höhe unbekannt ist.

Mensch, Nawalny, das hätte dir doch auffallen müssen! Und das alles nach nur einem kleinen bisschen Nowitschok.

Schröder, mein ohnehin allerliebster Kanzler aller Zeiten, der sich nicht zu schade dafür ist, sich für seine Hartz-Reformen feiern zu lassen. Obwohl 9 Prozent aller Erwerbstätigen, oder rund 4 Millionen Menschen, trotz Arbeit in Armut leben. In Deutschland, dank Schröder.

Bild des Tages mal wieder vom üblichen Ort. Ich komme nicht viel rum in letzter Zeit:

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79: An einem Wochenende nach Rotterdam?

So der Plan. Die letzten 300 Kilometer auf der Veloroute 15 von Bonn bis Hoek van Holland kurz hinter Rotterdam. Das sollte doch an drei Tagen schaffbar sein, denke ich, im Campingmodus bin ich eh noch. Also los.

Am ersten Tag breche ich nach Feierabend auf. Die Strecke zwischen Wesseling und Köln kenne ich fast schon auswendig. Macht aber nichts, hübsch ist sie eh nicht, und heute möchte ich wegen der späten Startzeit vor allem Kilometer abreißen. Es läuft aber eher so schleppend. Der Weg führt mich am Kölner Rheinufer vorbei, mitten durch die flanierenden Menschenmassen. Ein paar Fahrradaktivisten bieten mir an, auf der Straße zu fahren, sie haben eine Spur abgeklebt, irgendwas Politisches. Leider nur für etwa einen halben Kilometer.

Schöner als gedacht und definitiv mal etwas für einen Kurztrip: Zons am Rhein, und auch das, was ich von Neuss gesehen habe, sieht nicht schlecht aus. Als es Abend wird, suche ich auf Google Maps einen Campingplatz, finde einen mit einer Bewertung von 4,7, klingle durch und erwische nur den Anrufbeantworter: Sorry, aber nach einer ausgedehnten Mittagspause ist unsere Rezeption nur bis 1830 geöffnet. In der Hauptsaison?! Nicht euer Ernst! Ich rufe die nächstbesten anderen an, Google-Bewertung 3,4. Tenor der Rezensionen: Platz okay, Leute nett, das mit den Ratten war was doof. Aber, come on, eine Nacht? Ich will es riskieren und kann auch noch vorbei kommen, kein Problem, auch um 2100 Uhr noch.

Und siehe da: Ein schöner, ruhiger Platz direkt gegenüber der Düsseldorfer City, eine Dusche ist gerade frei, nachts kommen keinerlei Nagetiere zu Besuch. Dafür Regen und Gewitter. Im Morgengrauen um 0600 rolle ich bei gefühlten 24 Grad das Zelt zusammen, das diesmal nass vom Regen ist, nicht vom Morgentau.

Weil es gestern nur 80km waren, plane ich für heute eine „Gewaltetappe“. Möglichst früh los, möglichst weit kommen. Was ich da noch nicht ahne: Dass es wahrscheinlich auch die für mich schönste Etappe der ganzen Rheinroute wird. Und das überrascht mich. Fast den ganzen Morgen nieselt und regnet es. Und es geht an dem vorbei, was Landschaftsarchitekten nicht gerade als malerisch beschreiben würden. Fabriken, alte Hochöfen und Destillerien im Duisburger Umland (wusstet ihr, dass Dujardin aus einem baufälligen Backsteinbau in Krefeld-Uerdingen stammt?). Aber diese Industrie-Kultur ist ebenso ehrlich wie atemberaubend. Wer einen Einblick darüber will, wie die industrialisierte, westliche Welt im Jahr 2020 mit all ihren Licht- und Schattenseiten funktioniert, der sollte diese Etappe mal gefahren sein.

Gegen Mittag hinter Moers wird die Gegend plötzlich unerwartet hübsch und auch das Wetter bessert sich. Orte wie Homberg, Baerl und Rheinberg sagen mir zwar nichts, aber gefallen mir mit ihren traditionellen Häuschen und weiten Wiesen erstaunlich gut. Xanten! Ein Ort, in den die Lateiner in der Mittelstufe unfreiwillig einen Exkurs machen mussten: eine richtig hübsche Altstadt mit angrenzender Nord- und Südsee (jaja!).

Der Plan, direkt an diesem Tag noch nach Arnheim zu fahren und dabei noch ein paar Mini-Umwege in Orte einzulegen, an dem Freunde und Bekannte aufgewachsen sind, erscheint mir zunehmend ambitioniert. Zumal ich mich mehrmals verfahre. Die Beschilderung ist schlecht und nichts kostet mehr Zeit und Kraft, als immer wieder in die falsche Richtung zu fahren. Aber so bekomme ich wenigstens mal Rees, Emmerich und Elten zu sehen. Wirklich keine schlechte Gegend.

Es wird langsam später und Arnheim ist immer noch 30-40 Kilometer entfernt. Ich spare mir Kleve und fahre direkt von Elten nach Arnheim. Nicht der hübscheste Weg an der Hauptstraße entlang, und seit Rees ist der Gegenwind auch mächtig aufgefrischt. Aber als deutscher Radfahrer kommt man sich in den Niederländern sofort vor wie in der Zukunft. Klar gekennzeichnete Fahrradwege, Fahrradampeln, Verkehrsverlangsamungen für Autos, viele Schilder, die Radwege top in Schuss. Alle Macht dem Fiets. Wow!

Nur eins vermisse ich: die offiziellen Schilder für die Eurovelo 15. Tatsächlich finde ich sie hier und am nächsten Tag trotz Ankündigung kein einziges Mal vor.

Schon die kurze Fahrt durch das Zentrum von Arnheim ist schön. Leider habe ich auf diesem Trip nicht mehr die Zeit, mir sie genau anzuschauen. Aber ich werde garantiert mal wiederkommen und das nachholen!

Aber es ist spät und ich möchte zum Zeltplatz. Meine Kräfte sind am Ende, der Akku ist leergefahren und ausgerechnet jetzt wird die Gegend erstaunlich hügelig (hallo, Niederlande?!).

Am Campingplatz das übliche Spiel: nichts mehr frei, aber irgendwas geht noch. Eigentlich sei man voll besetzt, heißt es meist von den Betreibern, die was von modernem Marketing (Stichwort: Overperforming ) verstehen. Mit traurigen Kulleraugen beschreibe ich dann meist, dass mein kleines, (wirklich!) schmales Zelt noch in jede Ecke passe und dass ich ja am nächsten Morgen schon wieder weg wäre. Und so ist es auch diesmal. Die Betreiberin telefoniert kurz mit ihrem Mann am anderen Ende des Platzes und lächelt mich dann an: ja, wir haben doch noch einen Platz frei. Na sowas… 😉

Ihren Mann treffe ich dann am anderen Ende des Zeltplatzes. Er erklärt mir alles. Toll sage ich, und echt nur 13 Euro? Ja, voll günstig, ne? Ach so, es gibt da einen kleinen Haken. Über uns steht ein Birnenbaum, der gerade Früchte abwirft. Das lockt die Wespen an. Ich mach’s dann immer so, dass ich sie mit Fallobst anlocke und dann einfach totschlage. Zur Demonstration schnappt er sich eine Schaufel und hämmert wie verrückt ein paarmal auf den Wespen am Boden herum, die sonderbarerweise daraufhin nicht über ihn herfallen und ihn allemachen. Hier die Schaufel, wenn du es nachher selbst einmal versuchen willst? Äh, danke, gerne, mal sehen.

Ich behalte die Schaufel, aber lasse die Wespen danach lieber Wespen sein. Live and let live und so. Freue mich aber auch darüber, dass mein kleines, schmales Zelt erstaunlich insektendicht und das Obst schon reif ist.

170km bin ich an diesem einen Tag gefahren. Was für Strecke! Ein wenig ruhte meine die Hoffnung darauf, dass ich es am nächsten Tag dafür halbwegs ruhig angehen könnte, mit den restlichen, geplanten 100 km nach Rotterdam. Doch mein Nebenzelter, ein Engländer aus Plymouth, mit dem ich danach ein Bier trinke, ist in den letzten zwei Tagen die Gegenrichtung gefahren. No way, dude, das seien mehr so 200km gewesen und ganz schön anstrengend, selbst mit Rückenwind.

200? Woher kommt denn meine Info, dass es nur 100 seien? Ich checke Komoot, Google Maps, die offizielle Website der Eurovelo. Und ja, tatsächlich. Alles deutet auf eher 200km hin. Ich könnte eine eigene Route fahren, das ganze abkürzen, aber dann wären es immer noch etwa 150km. Bisschen viel, um einen Lauen zu machen. Die Eurovelo-Website ernüchtert mich noch obendrein. Denkt bitte daran: Aktuell könnt ihr in der niederländischen Bahn keine Fahrräder mitnehmen. Ouha. Vergiss nicht den Gegenwind!, gibt der Engländer mir noch einen mit. Oh ja, richtig. Und was das heißt, die ganze Zeit, heftigsten Gegenwind zu haben, habe ich schon auf der Strecke Eltern-Emmerich gelernt. Es kostet dich 5-10 km/h und massenweise Akku.

Ziemlich konsterniert gehe ich früh schlafen in der Hoffnung, dass mir dabei die goldene Idee für den nächsten Tag kommt. Die letzte Etappe an einem Tag durchzuziehen, halte ich für beinahe unmöglich. Aventurer hin oder her. 150-200km, und das mit Gegenwind, nachdem ich mich am Vortag schon voll verausgabt habe? Ich könnte ein Stück in die Richtung fahren, aber wie soll ich dann ohne Bahn nach Hause kommen? Ich entscheide mich dafür, zurück bis Wesel zu fahren. Denn eine kleine Tour möchte ich schon noch machen, und von dort fährt der Regionalexpress direkt bis Bonn durch.

Diesmal ist es schon fast 0800 Uhr, als ich alles zusammgepackt habe. Mein anderer Nebenzelter, den ich bis dahin noch gar nicht gesehen habe, überholt mich beim Zusammenpacken, spaziert an mir vorbei, grüßt, deutet auf den Himmel und dann auf seine Wetter-App, die einen heftigen Ausschlag nach oben zeigt. Das da kommt in 5 Minuten auf uns runter, ich hab mich nur deswegen beeilt. Ich packe daraufhin etwas schneller zusammen, und tatsächlich: Nicht 5 aber 10 Minuten später setzt recht starker Regen ein. Ich geselle mich zu meinem Lebensretter unter die überdachte Terrasse der Rezeption. Und er bietet mir freundlicherweise einen Kaffee aus seinem Campingkocher an. Wir kommen ins Gespräch. Wohin er reise, wohin ich. Und ach ja, frage ich beiläufig. Warum ist denn der Fahrradtransport in niederländischen Bahnen nicht erlaubt, nur wegen Corona. Das ist doch Quatsch. Ach so das, erwidert er, das war vor ein paar Wochen noch so, aber Fahrrad kannst du längst wieder mitnehmen. Aha!

Er wird es nicht mehr erfahren, aber damit hat er meine letzte Etappe für mich geplant. Ich möchte nun einfach so weit Richtung Westen fahren, wie ich schaffe, und mich dann in den Zug Richtung Heimat setzen.

Und es geht schwerlich voran. Wieder einmal ist nichts mit Schildern für die Eurovelo, und selbst mit der auf Komoot geladenen GPX-Strecke verfahre ich mich. Anfangs ist der Weg noch bewaldet und immer noch erstaunlich hügelig (was ist denn da bitte los, Niederlande?). Die Gegend ist hübsch, aber als ich endlich am Rhein ankomme, ist der Spaß denn auch begrenzt. Der schon erwartete Gegenwind ist da, und er weht heftig aus westlicher Richtung. Selbst mit Stufe 2/4 auf dem E-Bike schaffe ich nur knapp 20 km/h. Der Akku leert sich zusehends und langsam vergeht mir auch die Lust, zumal ich immer wieder in Regenschauer gerate.

Gegen Mittag steht mein Entschluss fest: Ich fahre noch bis ’s-Hertogenbosch, wo ein Zug direkt nach Venlo durchfährt. Und das reicht mir dann. Dort umsteigen nach Düsseldorf und dann noch einmal umsteigen nach Bonn. 3x Zugfahrt insgesamt mit extra für den Trip gekauften, diesmal ventilfreien FPP2-Masken. Sollte halbwegs sicher sein.

Und so kommt es dann auch. Mit massivem Gegenwind und einem Platzregen am Ende der Etappe schleppe ich mich zum Bahnhof von ’s-Hertogenbosch, kaufe mir ein Ticket und einen heißen Kaffee und verschiffe mich über drei Etappen nach Bonn. Was erstaunlich problemarm funktioniert, von einer sehr kurzen Umsteigezeit in Venlo, defekten Fahrstühlen und nervigen deutschen Fahrgästen einmal abgesehen. Aber das war ja zu erwarten.

Laut Karte fehlen mir jetzt noch 110km bis zum Ende der Rheinroute. Das dürfte mit Gegenwind in 2 Etappen zu schaffen sein. Ich könnte es mir auch leicht machen und in die Gegenrichtung fahren. 😉 Aber ein schöneres Gefühl wäre es natürlich, wenn sich nach all den Strapazen zu guter Letzt die Nordsee vor dir auftut und du weißt, dass du am Ende des Films bist. Mal sehen, wie am nächsten oder übernächsten Wochenende das Wetter wird…

Danke fürs Lesen. 🙂

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.51: Meppen

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