Kategorien
Argh

76: Nee, lass mal

Es ist gekommen, wie befürchtet. Der Westdeutsche Tischtennisverband (WTTV) will die Saison kommende Woche ganz normal starten lassen. Unter Hygieneregeln, die für einen Draußensport ausreichen würden. Weitere Maßnahmen für drinnen sind, sinngemäß: lüfteter halt nen bisschen.

Können wir in der eigenen Halle bei den aktuellen Temperaturen auch machen. Aber was ist bei Auswärtsspielen? Und wenn’s deutlich kälter wird? Bei 10 Grad Außentemperatur stellt keiner mehr eine Turnhalle auf Durchzug. Dann frieren dir auch die Finger beim Spielen ein. Wir haben derzeit mehr Neuinfektionen pro Tag als Mitte März, als derselbe Verband es (zu Recht!) nicht mehr verantworten konnte, die Sicherheit seiner Mitglieder aufs Spiel zu setzen und die Saison abbrach. Aber jetzt soll es plötzlich wieder sicher sein?

Ebenfalls wie erwartet: Im Verein haben das alle erstmal abgenickt oder nichts dazu gesagt.

Ich habe beschlossen, das so nicht hinzunehmen. Ich will unter diesen Voraussetzungen nicht spielen. Ich sehe aber auch nicht ein, mir dafür den Schwarzen Peter unterjubeln zu lassen. Ich habe erstmal eine Mail an den WTTV geschrieben und eine Nachricht an die Vereins-WhatsApp-Gruppe geschickt. Wir haben auch ältere Leute im Verein, die eindeutig zur Risikogruppe zählen. Viele schätze ich so ein, dass sie aus Pflichtgefühl lieber nichts sagen und sich für den Verein dem Risiko aussetzen würden. Das würde ich all zu gerne verhindern.

Mal sehen, was noch passiert und was ich noch machen kann. Ich werde kämpfen.

Weg da, Partybus!

Aah! (Brühler Schloss)

Heute war schlicht mal nichts los, außer dass ich nach der Arbeit mit dem E-Bike nach Brühl gefahren bin, um Matthias zu treffen, dort erst nass geworden bin und den ganzen Abend gefroren habe (meine Regenjacke ist vielleicht doch gar nicht so toll? Ich sollte auf jeden Fall nochmal alles neu imprägnieren vor der finalen Tour.)

Zweite Ausgabe „Luft nach oben“:

Und mehr war heute nicht los. ? Reicht mir aber auch schon.

Kategorien
Argh

.38: Alles tut weh

Mit tut alles weh. 60km-Tour nach Köln heute Abend, und auf dem Weg zurück habe ich mich irgendwo in den Lülsdorfer Wiesen verfranst.

Malerisch! Und hätte ich nur ein Bild davon gemacht. Aber es hat nur für die Alte Liebe in Köln-Rodenkirchen gereicht…

Ich bin nicht mehr gemacht für solche Strecken, auch wenn ich 60km gar nicht so schrecklich viel finde… Da muss ich wohl noch viel trainieren.

Nach der mittlerweile 3. Testfahrt innerhalb der zwei Tage denke ich mir: Irgendwie nicht ganz zu Ende gedacht, das Konzept E-Bike. Bis 25 km/h zieht der Motor rasant an, nur um dich dann bei 27 km/h deinem Schicksal zu überlassen. Knackpunkt ist die Schwelle. Jedes Mal, wenn du von einer hohen Unterstützung kommst und dann die 25 km/h überschreitest, fühlt es sich an, als würdest du rüde abgebremst.

Vermutlich trainierst du als E-Biker irgendwann, möglichst effizient die 25 km/h zu halten und möglichst selten zu überschreiten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum E-Bikes als Rentnerfahrzeug verschrieen sind. Ich würde so gerne 30 oder 35 damit fahren. Kann ich auch, aber dann mit Muskelkraft…

So im Nachhinein hätte ich mir vielleicht doch lieber ein S-Pedelec geholt (Unterstützung bis 45 km/h!). Ich recherchiere gleich noch mal…

Was ich dem Konzept E-Bike aber zugestehen muss: Kannst du nicht mehr (und das war bei mir am Ende der Tour heute der Fall), dann schaltest du einfach auf 3 oder 4 (höchste Stufe), bewegst die Beine ein bisschen und riderst damit easy mit 25 km/h weiter. Das ist im Grunde enorm – nur wenn ich noch gut kann, dann mir irgendwie zu wenig.


Heute Nacht stirbt eine stabile Demokratie, und keinen interessiert’s. Das Radio hat einmal heute Morgen kurz darüber berichtet, dass China das „Sicherheitsgesetz“ für Hongkong durchgewunken hat, es war von „internationaler Kritik“ die Rede, und das war’s dann auch. Heute Abend schon nichts mehr davon in den Nachrichten. Und das finde ich ganz schön schwach, verdammt schwach um genau zu sein. Bei allem Moralischen wird immer auf die Weltpolizei (USA) geschielt, aber, ernsthaft? Die haben sich nicht erst seit dem Donald zumindest vom Thema Gleichberechtigung verabschiedet. Eine Mini-Demokratie irgendwo südlich von China ist denen egal.

Uns aber auch, und das ärgert mich noch mehr. Was tun wir Europäer? Wo ist der Aufschrei? Haben wir gerade wirklich nur uns selbst und Corona im Blick, und wie wir möglichst schnell unser China-Zeugs nach Hause kriegen? Ich gehe nicht davon aus, dass wir die Chinesen groß umgestimmt hätten. Aber wir hätten es wenigstens versuchen können!

Speaking of which, auch als Ergänzung noch zu gestern: Journalisten sind meiner Meinung nach viel zu lange zu devot aufgetreten. Nur weil es einige schwarze Schafe unter uns gibt (und die gibt es, keine Frage!), heißt das noch lange nicht, dass wir uns gegenüber offensichtlichen Idioten reumütig oder gar unterwürfig verhalten sollten. Das bestärkt Verschwörungsmythiker wie Hildmann ja nur noch. Bei mir ist damit jetzt Schluss. Wer mir mit pauschalen Vorurteilen gegenüber Journalisten kommt, wird sich künftig was anhören müssen.

Philipp Daum hat auf Zeit.de einen Reisebericht über Alaska geschrieben, der eigentlich jetzt schon genauso Kult ist wie Jack Londons „Ruf der Wildnis“ oder Sean Penns Verfilmung von „Into the Wild“. Denn Daum war (wegen Corona) gar nicht da, aber hat alles unternommen, um mit allen Sinnen irgendwie doch da zu sein. Er hat die ganze Strecke auf Streetview abgeklappert, kam mit Einheimischen in Kontakt (per Telefon, Mail und Radio), ist mit einem Flugsimulator mitgeflogen, hat zeitgleich in seiner Berliner Altbauwohnung gezeltet, Lachs gebraten, ein Duschgel namens „Alaska“ gekauft. Da ist ein echtes Meisterwerk entstanden! Kudos, Philipp Daum, und auch Zeit.de dafür, sich auf so eine abgefahrene Idee einzulassen.

Mitten im Wald (war gestern noch mit dem E-Bike im Kottenforst) hast du plötzlich Kunst…

Wirkt schon alles bisschen Blair-Witch-mäßig… Denn ich kam noch an ein Häuschen von Pfefferkuchen fein…

Was mag das hier für ne hübsche Gegend sein!

Kategorien
Argh

.37: Wehrt euch!

Ihr habt mich selten so wütend gesehen.

Ein Journalistenteam filmt eine Demo gegen Corona-Lockdown-Maßnahmen, plötzlich kommt Attila Hildmann auf das Team zu. Er beleidigt die Journalisten als „Faschisten, wir werden eure Namen finden und dann gucken wir mal weiter“, droht also eine Straftat an. Zu einem der Journalisten, die er ganz nebenbei duzt (Tatbestand der Beleidung, vor allem aber eine Respektlosigkeit), sagt er: „Zisch mal ab. Abflug!“, als er hätte er dort das Hausrecht. Was schon deswegen nicht geht, weil die Demo draußen in aller Öffentlichkeit vor dem Messegelände in Charlottenburg stattfindet.

Einige seiner Mitdemonstranten zücken die Handykameras, filmen ihrerseits die Journalisten. Das dürfen sie auch nicht einfach so. Jemanden ohne dessen Einverständnis zu filmen, etwa als Retourkutsche, ist etwas völlig anderes, als bewusst in eine Aufnahme zu laufen. Außerdem gibt es noch einen wichtigen Unterschied: Filmen darf man ein Ereignis der Zeitgeschichte, zu der auch eine Demonstration gehört, grundsätzlich, die Bilder auch veröffentlichen: kommt drauf an. Ein Grund für die Veröffentlichung ist dann gegeben, wenn das öffentliche Interesse den Schutz der Persönlichkeit übersteigen könnte. Hier sei zum Beispiel auf den berühmten Hutbürger hingewiesen. Da ist das öffentliche Interesse an der Person Hildmann natürlich größer als an ein paar unbekannten Journalisten.

Irgendwann wird einer der Demonstranten handgreiflich, die Polizei steht daneben. Der YouTuber Stefan Bauer, der zu den Demonstranten gehört, geht auf den Kameramann zu und missachtet bewusst den 1,50-Meter-Sicherheitsabstand mit dem Argument, er sei auch Journalist (korrekt, ist keine geschützte Berufsbezeichnung, im Prinzip ist nach Art. 5 (1) GG jeder ein Journalist), da dürfe er jeden einfach so interviewen (Blödsinn) und da müsse er keine Abstände einhalten (Schwachfug). Das Journalisten-Team hatte keine Abstände missachtet.

Einige Demonstranten fordern die Polizisten auf, einen der Journalisten nach seinem Presseausweis zu fragen, als wäre das Notwendigkeit dafür, eine Demonstration zu filmen (ist es nicht, darf praktisch jeder, siehe wieder Art. 5 (1) GG, sollte auch jeder wissen, zumindest Polizisten). Das Ganze schaukelt sich hoch, mehr Demonstranten kommen drohend auf die Journalisten zu, fragen: „Na, fühlen Sie sich bedroht?“. Die Polizisten greifen erst auf Bitten der Journalisten ein.

Überrascht über das alles bin ich nicht, irgendwo fassungslos dann aber doch. Was mich daran am meisten aufregt, mehr noch als das Selbstverständnis eines Angriffs auf Journalisten (als wären die plötzlich die Bösen in diesem Land, blöde, maßlos übertriebene Pauschalisierung), ist die devote Haltung der Journalisten gegenüber dem radikalen Koch und seinen außerirdischen Hohlköpfen. „Können Sie bitte ein bisschen Abstand halten“ ist schon die größte Beschwerde des Kameramanns. So als wäre das einzige Fehlverhalten des Verschwörungsmythikers, dass er die Corona-Abstandsregeln nicht einhält. Was ist aus „Keinen Fußbreit den Faschisten“ und Zero Tolerance gegenüber Dummheit geworden?

Wer bitte ist denn hier im Recht? Hildmann ja wohl nicht. Die Journalisten filmen die öffentliche Veranstaltung (dürfen sie), Hildmann tritt selbst vor die Kamera. Er darf als Person des öffentlichen Lebens außerhalb seiner Privatsphäre ohnehin gefilmt werden, ganz besonders aber auf einer öffentlichen Veranstaltung. Er stellt sich hier sogar noch in den Vordergrund, kommt von sich aus auf die Journalisten zu. Spätestens nach seinen Drohgebärden ist also auch das öffentliche Interesse da. Darf man filmen, zu 100 Prozent sicher. Im Video sieht man noch, wie die Journalisten versuchen, mit ihm in den Dialog zu treten, als wäre er dafür offen oder das Ganze der richtige Rahmen dafür.

Hildmanns Ziel ist ohnehin offensichtlich: Die Bühne zu nutzen, um seinen Jüngern zu zeigen, was man mit Journalisten in diesem Land anscheinend mittlerweile so alles machen kann. Beleidigen, einschüchtern, mundtot machen, Körperverletzung begehen.

So benimmt sich nur jemand, der offenbar meint, dass er dabei im Recht ist (ist er nicht) und keine Konsequenzen fürchten muss. Was bestärkt ihn? Dass er das offenbar wirklich nicht muss… Oder erwägt ein gewisser Bundesinnenminister auch hier eine Klage? Wohl nicht. Polizisten sollen geschützt werden (das ist seine Aufgabe, und das ist auch richtig), Journalisten aber offenbar nicht – dabei wäre das auch seine Aufgabe. Schärfere Gesetze gegen jeden Mist – warum nicht auch mal für den Schutz von Journalisten? Schutz vor körperlicher Versehrtheit, Schutz vor Angriffen wild gewordener Verschwörungsmythiker und – längst überfällig – eine Anonymisierung für Publizisten im Web. Die rechte PI-News etwa hat kein Impressum, jeder kleine Blogger muss eins haben – und kann damit am Telefon oder zuhause belästigt werden.

Grafik: RSF

Was ist das für ein Land, in dem die Jagd auf Journalisten eröffnet ist, indem die Jäger nichts zu befürchten haben? Wie lange sind wir dann noch eins der letzten 14 weiß markierten Länder in der Weltkarte der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ (s.o.)? Oder anders gefragt: Wie echt ist noch eine Demokratie, in der die Vierte Gewalt nicht gefahrlos arbeiten kann? Gibt es dann überhaupt noch Pressefreiheit?

Es fängt aber schon bei der Haltung der Journalisten an, auch untereinander. Wenn einer sogar Verständnis dafür äußert, dass ein Sido außerhalb seines Hauses gegenüber Journalisten handgreiflich wird, um sich danach in den sozialen Netzwerken dafür die Bestätigung zu holen, dann ist das ein Schritt zu weit. Wenn vermummte Demonstranten ein Team der Heute-Show brutal überfallen können, dann ist das viel zu viel. Wenn ein wild gewordener Verschwörer jedes Fernsehteam einfach so niedermachen kann, dann ist das un-er-träg-lich.

Es fängt allerdings schon bei der eigenen Arbeitseinstellung an oder sagen wir: zu devotem Verhalten. Vielleicht waren wir auch alle einfach zu lange zu nachsichtig, zu zurückhaltend, zu selbstunsicher. Sowohl im Netz, in Diskussionen am Stammtisch, bei der Arbeit auf der Straße. Das hier ist eine (relativ) neue Situation, und das hat so noch keiner erlebt, da steht man oft wie der Ochs vorm Berg. Aber hier ist Selbstbehauptung gefragt, keine Devotion. Warum hört man gegen einen Hildmann, der vor die Kamera tritt, nicht einmal so etwas wie „Verschwinden Sie!“, „Halten Sie gefälligst Abstand!“, „Was bilden Sie sich ein?“ oder „Wenn Sie nicht gefilmt werden wollen, dann gehen Sie nach Hause!“?

Ich bin wütend.

Die Spielregeln sollten natürlich auf beiden Seiten gelten. Ein eindeutiges „Ich möchte nicht gefilmt werden“ von Seiten einer Einzelperson – das muss akzeptiert werden, wenn das öffentliche Interesse nicht gegeben ist. Ja, auch bei einem Promi, der sich nichts zu Schulden hat kommen lassen und gerade nicht im öffentlichen Interesse steht. Das war aber bei Hildmann und bei Sido der Fall. Und das gilt natürlich nicht für größere Menschenansammlungen und schon gar nicht, wenn einer in die Kamera läuft.

Argh…

Noch bisschen was Erfreulicheres: Mein E-Bike wurde geliefert:

Erster Eindruck, leider: Gutes Teil, aber ich hatte mir das Ganze wohl etwas zu einfach vorgestellt. Das Ding hat 4 Stufen der Unterstützung. Mein erster Test heute den Bonner Kreuzberg hinauf (eine der höchsten Steigungen hier) mit Stufe 4 bedeutet aber nicht, dass ihr mal eben schnell den Berg rauffliegt. Ihr kommt mit 10 km/h recht gemütlich hinauf. Auf die Art schafft der Akku aber nicht einmal 20km. Außerdem würde ich eigentlich lieber schneller fahren als 10 km/h, aber dann muss ich doch wieder die meiste Kraft selbst leisten und komme ganz schön ins Schwitzen.

Deutlich weiter komme ich bei Stufe 1 (ca. 80km) oder 2 (50km). Das Problem hierbei: Das E-Bike ist verdammt schwer, etwa doppelt so schwer wie mein ohnehin schon recht schweres „Normalfahrrad“. Das heißt, um den Brocken überhaupt in der gleichen Geschwindigkeit anzuschieben, ist Stufe 2 schon notwendig.

Das dritte Problem: Die Unterstützung geht in allen Stufen nur bis 25 km/h. Darüber seid ihr auf euch alleine gestellt. Ich habe aber heute dank Tacho und Tests noch einmal gemerkt, dass meine Lieblingsgeschwindigkeit zumindest auf gerader Strecke eigentlich eher 30 km/h und noch etwas mehr ist. Das heißt, da strampel ich mir mit einem E-Bike fast genauso einen ab wie mit einem normalen Fahrrad. In diesem Sinne:

Jetzt ist die Frage, ob es sich auf langer Strecke, bei viel Gegenwind und krassen Steigungen (wie in der Schweiz zu erwarten) nicht doch irgendwie auszahlt. Ein 25er-Schnitt wäre ja an sich nicht schlecht und mit dem Ding fast zu halten. Das werde ich dann in den nächsten Tagen mal ausprobieren. Wenn das alles nicht überzeugend genug ist, dann, ganz ehrlich, muss das Ding eben wieder zurück…

Auf dem Kreuzberg ist’s aber immer hübsch: