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  • Oh, wie schön ist Andor!

    Oh, wie schön ist Andor!

    Wie immer in letzter Zeit bin ich eher spät dran mit Serien. Das ganze hat seinen Reiz ein Stück weit verloren, die ganz große Serien-Zeit scheint vorbei, was jetzt noch rauskommt, ist sehr oft Stangenware. Aber natürlich gibt es großartige Ausnahmen wie The White Lotus, Severance – oder eben Andor.

    Andor ist kein Planet, wie ich anfangs dachte (habe ich mit dem Waldmond Endor verwechselt, auf dem die knuffigen Ewoks aus „Rückkehr der Jediritter“ wohnen). Andor ist vielmehr die Hauptfigur Cassian Andor (Diego Luna), der in der Serie mehr oder weniger unfreiwillig gleich mehrfach zum Revolutionär wird. Einfach, weil er so ist, wie er ist. Er zettelt nicht groß etwas an, er ist kein Mastermind der Rebellion wie die eigentlichen Strategen, die gegen das Imperium aufbegehren.

    Andor schlittert mehr oder weniger immer wieder in Situationen, in denen er nicht anders kann als sich aufzulehnen. Er ist nie die treibende Kraft, aber er ist resolut, er bestärkt andere und folgt dann seinem Gespür und seinem Gewissen. Nicht immer heldenhaft, aber immer mutig, immer konsequent.

    Die erste Staffel von „Andor“ ist bereits von 2022, und ich habe sie am Wochenende durchgesuchtet. Einfach ein wunderbarer Plot, spannend als Politthriller inszeniert von Tony Gilroy, der auch für die Bourne-Filme bekannt ist. Daneben atemberaubend besetzt mit Stellan Skarsgard, Anton Lesser, Genevieve O’Reilly und eben auch Luna. Selbst für Forest Whitaker war da nur in einer kleinen Nebenrolle noch Platz.

    „Andor“ ist praktisch das Prequel zu Gilroys 2016er-Spielfilm „Rogue One“, der wiederum das Prequel zum ersten verfilmten Star Wars, also Episode IV „Eine neue Hoffnung“, ist. Kurz vor Vollendung des ersten Todessterns. Bisschen kompliziert, aber Star-Wars-Fans wissen Bescheid. 🙂

    Hab die 12 Folgen sehr genossen und musste mich bremsen, nicht auch sofort mit Staffel 2 anzufangen, sondern das alles erstmal etwas sacken zu lassen. Hat die Serie auf jeden Fall verdient.

    *

    Okay, es ist also so weit: Das iPad wird zum Mac, zumindest fast. iPadOS 26 erhält eine Menüleiste, eine Vorschau, ein neues Design für die Dateien-App, die dann wie auf dem Mac aussieht, die gleiche Designsprache, auswählbare Audioquellen, anpassbare Fenster. Der Mac mit Touch, der nie sein durfte, ist jetzt also praktisch da. Warum auch nicht.

    Der Rest der WWDC 25 sieht übrigens nicht so spektakulär aus. Die Systeme heißen jetzt wie das Jahr, in dem sie hauptsächlich aktiv sein werden: iOS 26, macOS 26, iPadOS 26, tvOS 26… Es gibt für alle Systeme eine einheitliche Designsprache namens Liquid Glass – und die ist echt hübsch geworden:

    Sonst? Nicht viel. Wenig KI, Apple Intelligence hängt noch weit hinterher, der Rest sind auf den ersten Blick eher kleine Anpassungen. Bis eben auf das neue Design und das Mac-iPad. Zumindest darauf bin ich gespannt.

  • Das Leben ist ein seltsames Spiel

    Das Leben ist ein seltsames Spiel

    Mir neulich mal wieder bewusst geworden, dass ich in meiner Freizeit eigentlich kaum mal etwas spiele. Brettspiele mit anderen schon selten, aber fast noch häufiger als Computerspiele, was für andere das Höchste ist. Ist nach dem C64 nie wieder richtig mein Ding geworden, viel auch, weil ich irgendwann wusste, dass da zu viel Zeit bei draufgeht.

    Manchmal blicke ich aber schon fast ein wenig neidisch auf alle, die mal eine Call-of-Duty-Phase hatten (nie gespielt), die Fallout (auch nicht), The Last of Us (no, no, never) oder anderes mal gezockt haben. Dadurch ist mir auch viel entgangen.

    Was mache ich dann als Single ohne Kinder und große Karriereambitionen mit meiner ganzen Freizeit? Na ja paar so Sachen, z.B.:

    1. Dating
    2. Ukulele
    3. Tischtennis
    4. Nach einem Gebrauchtwagen suchen
    5. Lesen
    6. Ein Buch schreiben

    Und vielleicht ahnst du schon, worauf ich jetzt hinaus will. All das kann man auch als Spiele begreifen, muss man eventuell sogar:

    1. Dating: Was du da alles falsch machen kannst und auch erst mal lernen musst, über dich, über andere, über das Flirten, über das richtige Kommunizieren, das Treffen IRL. Wie du lernst, besser darin zu werden, alles nicht mehr so ernst zu nehmen und das Ganze – nun ja – spielerischer zu sehen.
    2. Ukulele: Ich spiele jeden Tag ein paar Minuten auf dem Instrument, meistens Songs, die mir gerade in den Sinn kommen und wodurch ich immer ein paar neue Akkorde lerne. Es ist toll zu sehen, wie man darin über die Zeit immer besser wird, wie in einem Computerspiel.
    3. Tischtennis ist ohnehin ein gamifizierter Sport. In Deutschland gibt es ein Punktesystem, das ungefähr deine Spielstärke anzeigt. Ich hatte neulich 1500 Punkte, jetzt wieder etwas weniger, und ich will dort wieder hin. Irgendwie will man das. Dazu will ich mehr trainieren und mehr Spiele gegen andere Gegner machen.
    4. Okay, ein Autokauf als Spiel betrachten… Zumindest als etwas, in dem man besser werden kann. Nachdem ich mit ChatGPTs Hilfe neulich von einem Gebrauchtwagenkauf Abstand nahm und mich seitdem bei Freunden und –wieder – ChatGPT nach geeigneten Modellen erkundige und dabei immer mehr über Autos lerne, besser darin werde, wie bei einem Spiel.
    5. Lesen: Zuweilen lese ich vier Bücher gleichzeitig. Auch eine Art von Spiel. Und ich habe das Gefühl, dass ich mit etwas Training schneller lese, mehr Dinge behalte, viel lerne und Lust habe, weitere Bücher zu lesen.
    6. Ein Buch schreiben. Okay, was ich da gerade als Buch verzapfte, ist mehr oder weniger ein Tagebuch. Und sollte das irgendwann mal als echter Roman rauskommen, muss da noch viel dran gefeilt und anonymisiert werden. Vor allem aber muss da noch mehr Tiefe, Variation, ja, Spiel rein. Und Literaturtechniken nähert man sich eher spielerisch.

    Okay, und dann noch die ganzen Scharaden auf der Arbeit, Dinge automatisieren, ähnlich wie Spielen, um besser darin zu werden, Herausforderungen zu meisten.

    Also ja, eigentlich spiele ich genug. Und du? Bleibt natürlich die Frage, was mit echten Gaming-Leckerbissen wie GTA ist, von dem der sechste Teil immer näher rückt. Würde ich schon auch gerne spielen. Aber woher die ganze Zeit nehmen, wenn das ganze Leben schon irgendwo ein Spiel ist?

  • Gute Frage!

    Gute Frage!

    Für Euronics produziere ich derzeit ein Blog im Blog über die European League of Football, American Football also: das ELF-Blog. In den ersten beiden Folgen (jeden Donnerstagmittag eine neue) konnte ich mich darum herumdrücken. Aber nun geht es ans Eingemachte: die Regeln für American Football (insert scream-emoticon here).

    Mangels einer Ahnung darüber (und das ist okay, darum soll es im Blog gehen) begann ich also erst einmal zu recherchieren. Früher wäre dafür die erste Anlaufstelle Google gewesen (das passenderweise gestern zur I/O tausende neue KI-Suchtools vorgestellt hat), vielleicht auch Wikipedia.

    Derzeit heißen meine bevorzugten Suchen Perplexity.ai und ChatGPT. Hier musst du nicht selbst in Quellen suchen, hier bekommst du immer eine Antwort (ob sie nun richtig ist oder nicht).

    Und dann gibt es noch ein charmantes Detail, das vor allem ChatGPT sehr gut beherrscht. Stellst du eine kontextbasierte Nachfrage, geht das nämlich auch. Und nicht nur das. Es kommt meist ein kleines Lob vorweg:

    • „Spannende Frage!“
    • „Das ist eine tolle Frage!“ oder auch:
    • „Gute Frage!“

    Und dann natürlich eine Antwort dazu. Klar, du weißt nicht, ob die Antwort stimmt. Aber das wusstest du bei Google und sonstwelchen Quellen auch nicht. Gegenrecherche war und ist notwendig. Heute sieht die bei mir zunehmend so aus, die gleiche Frage erst einmal verschiedenen KI-Suchen zu stellen. Mal sehen, was Gemini zu dem sagt, was ChatGPT oder Perplexity im Web gefunden haben.

    Der eigentliche Punkt ist aber: Hier wirst du fürs Fragen gelobt. Lehrbeauftragten oder anderen Menschen gegenüber gehst du mit dauernden Nachfragen auf die Nerven. Und eine Antwort bekommst du oft nicht, dafür meist einen blöden Spruch dazu: „Das sollten Sie längst wissen“ oder „Was ist das für eine blöde Frage?“. Sogar von denen, die sagen, blöde Fragen gebe es nicht. Und dann hast du erst recht keinen Bock mehr zu fragen, und wer nicht fragt, bleibt dumm.

    ChatGPT und Co. liefern also nicht nur bessere Antworten als Menschen, sie sind auch geduldiger, motivierter, hilfsbereiter, höflicher, einladender. Mensch, schaff dich ab, wir brauchen dich wirklich nicht mehr!

    Braucht man mich noch? Wer die American-Football-Regeln wissen will, kann auch gleich zu ChatGPT gehen und braucht dafür kein ELF-Blog. Aber er bekommt nicht so wunderbare lakonische Kommentare wie von mir, keine Emotionen, kein Mitfiebern. Oder Angebote von Euronics ;), eingebettete Videos, das ganze Drum und Dran.

    Zumindest noch nicht.

  • Good News

    Good News

    Die Lage zwischen Indien und Pakistan eskalierte neulich. Beide Länder, ohnehin bis an die Zähne bewaffnet, standen vor einem bewaffneten Konflikt (sprich: Krieg), es wäre nicht der erste seit der umstrittenen Grenzziehung 1947. Aktueller Auslöser war ein Massaker an Touristen im indischen Teil Kaschmirs, für das Indien Pakistan verantwortlich machte. Und dann kam es zum Militärschlag. Indien griff Ziele in Pakistan und im pakistanischen Teil Kaschmirs an, Pakistan schlug zurück. Es gab Luftschläge, Drohnenangriffe. Verlässliche Zahlen habe ich keine gefunden, aber man vermutet 100 bis 200 tote Zivilisten und Soldaten in den ersten Tagen des Konflikts. Und dann…

    Dann ließen sie es dabei. Am 10. Mai, nur einige Tage später, einigten sich beide Länder plötzlich auf eine Waffenruhe und darauf, die Truppenstärken wieder auf das Vorkriegsniveau zu reduzieren. Konflikt vorerst beigelegt, nachdem beide einmal die Muskeln haben spielen lassen. Öh.

    Und viel hat man darüber dann nicht gelesen. Wohl las ich in den Tagen davor über eine immer weitere Zuspitzung, dann Eskalation des Konflikts, eine zunehmende Anspannung und dann den Ausbruch der Gewalt. Aber dass dann Schluss war, hat kaum jemand mitbekommen. Positive Nachrichten halten wir für selbstverständlich, deswegen interessieren sie uns nicht lange. Leider.

    Oh, und ach ja: Der Dax hat heute die Rekordmarke von 24.000 Punkten geknackt. Erstmals. Nicht mitbekommen? Ist ja auch weniger interessant, als wenn die Märkte weltweit ins Rutschen kommen.

    Aber wer hätte sich das vor ein paar Wochen vorstellen können, als Trump mit seinen mittlerweile berühmten „tariffs“ die ganze Weltwirtschaft für ein paar Tage in Schnappatmung versetzt hatte. Was habe ich in jenen Tagen alles gelesen von Bärenmärkten, dem Ende des Aktienzeitalters, dem Beginn einer neuen Depression und weiß nicht, was noch alles. Klar, kann alles noch kommen. Aber dass sich die Märkte so schnell erholen, nur Wochen später gar neue Rekorde einfahren – interessiert nun fast niemanden mehr.

    Wir neigen ja dazu, schlechte Nachrichten besser im Kopf zu behalten als gute. Und ja, es gibt noch genuuug Schlechtes auf der Welt. Aber immerhin, hier sind doch mal zwei gute Nachrichten: Zwei Atommächte führen keinen Krieg gegeneinander, obwohl es lange so aussah. Und wir sind erst einmal nicht auf dem Weg in eine neue Große Depression. Außerdem haben wir einen tollen neuen Papst und das Wetter ist gut (etwas zu gut, okay.) Also bitte nicht unterbewerten, und bitte nicht vergessen! Es passieren auch gute Dinge da draußen.

  • Wie ChatGPT mir half, (k)ein Auto zu kaufen

    Wie ChatGPT mir half, (k)ein Auto zu kaufen

    Ich bin gerade auf der Suche nach einem guten gebrauchten Geländewagen, um damit nach Australien zu fahren (ja nun).

    Und der Jeep aus dem Angebot sah schon echt nicht schlecht aus. Angerufen, spontanen Termin vereinbart. Vorher noch ein paar Checklisten von ADAC und Co. überflogen. Wichtigste Regeln: Achten Sie auf Rost, defekte Dichtungen, ob der Wagen noch schnell geputzt wurde, um Lackschäden oder Lecks zu kaschieren. Und auch darauf, wie der Händler sich verhält. Verwickelt er Sie in Gespräche, fallen oft Bemerkungen wie: „Das ist bei der Marke so“?

    Heute Morgen dann die Fahrt zum Autohaus in die Eifel. Ich komme an und der Jeep steht gerade unter der Waschanlage. Fängt ja gut an (Regel #1). Toll sieht er aber schon aus, der Lack schön schwarz, das Innenleben gut in Schuss, ein paar Kratzer, aber auf den ersten Blick nichts Gravierendes. Ich öffne die Motorhaube: sieht im Großen und Ganzen okay aus.

    Der Besitzer des Autohauses kommt und fängt einen zwanglosen Plausch mit mir an über Laufsport, Geländewagen als solche, was ich mit dem Wagen möchte, woher ich komme und das Leben auf dem Land oder in der Stadt. Ist er nur nett, möchte er wissen, ob das Auto zu mir passt oder macht er auf gut Freund (Regel #2)? Kann ich in dem Moment noch nicht abschätzen.

    Er drückt mir die Schlüssel in die Hand, lädt mich ein, das Ding ausgiebig probezufahren (sehr nett), will die Motorhaube schließen. „Lassen Sie ruhig noch auf“, sage ich. „Ich würde gerne sehen, wie das mit laufendem Motor aussieht.“ Er ist einverstanden.

    Der Motor vibriert, aber ansonsten sieht oben alles nicht schlecht aus. Ich schließe die Haube, fahre los, aus dem kleinen Ort heraus, vielleicht 1km vom Autohaus entfernt auf der Landstraße. Plötzlich leuchtet die Motorkontrolllampe auf und der Wagen bleibt stehen. Ich drehe den Schlüssel, will neu starten. Nichts geht mehr. Ein Blick auf die Anzeige: Es ist der Tank – der ist tatsächlich leer.

    Da isser liegen geblieben.

    Ich steige aus, stelle Warnblinker an, baue Warndreieck auf, rufe im Autohaus an, schildere die Lage, bitte sie, mit einem Kanister vorbeizukommen. Wenig später kommt die gleiche Mitarbeiterin, die auch das Auto gewaschen hat, entschuldigt sich vielmals, füllt mit dem Kanister Benzin nach. Und es kann weitergehen. Einfach nur Pech? Kann schon sein. Will ich ihnen nicht ankreiden, find’s sogar lustig. Aber die Motorkontrollleuchte geht nicht wieder aus. Das wäre normal sagt der Besitzer später (Regel #3?), weil der Tank leer war, geht die Anzeige an, Fehlerspeicher müsste ausgelesen und die Anzeige wieder gelöscht werden. Stimmt das? Ich fragte ChatGPT. ChatGPT sagt, dass das durchaus möglich ist.

    Der Rest der Probefahrt verläuft fehlerfrei und macht sogar Spaß. Allrad, tolles Innenraumkonzept, alles darin funktioniert, und ganz nebenbei: tolles Soundsystem! Wäre das Ding vielleicht doch etwas? Ich bin nicht gut im Handeln, frage ChatGPT, ob es ein paar Tipps für mich hat. ChatGPT sagt: Auf Fehler hinweisen, freundlich bleiben, dann geht oft was.

    Bei der Rückkehr muss ich kurz warten, bis der Verkäufer wieder Zeit hat. Ich nutze die Wartezeit, um noch einmal um das Auto herumzugehen und genau zu gucken.

    Und da sehe ich es: ein völlig durchgerostetes Bauteil unten (Regel #4). Ich kenne mich wenig aus mit Autos, mache ein Foto, lade es bei ChatGPT hoch und frage, welches Teil das ist und ob das ein gravierender Mangel ist, und ChatGPT sagt:

    ChatGPT erklärt den Mangel. (Eigener Screenshot)

    Ich weise den Verkäufer auf das durchgerostete Bauteil hin, zeige ihm das Bild. Er sagt: Ja, das komme schon mal vor bei solchen Fahrzeugen (Regel #3). Da müsse man noch mal genau in Augenschein nehmen, ob das Bauteil ausgetauscht werden müsse (äh, ja, muss es! Regel #4) und ob ich eigentlich einen Kaffee wolle (nett, aber auch Regel #2).

    Ich verabschiede mich dann wenig später mit den Worten, ich müsse nochmal drüber nachdenken, ob ich das Ding wirklich kaufen möchte. Was bringt es da jetzt, unhöflich zu sein. Ist nicht meine Art und nett waren sie ja immerhin auch. Also nehme ich auf nette Art und Weise von einem Kauf Abstand.

    Ich freue mich trotzdem über den Ausflug. Hab mir trotz Unerfahrenheit nichts aufschwatzen lassen. Kritische Grundhaltung + ein paar Tipps + ChatGPT als Ersatz für einen Mitfahrer oder gar KFZ-Experten, den ich kurzfristig nicht auftreiben konnte waren hier der Schlüssel. Das sind die Anwendungsfälle, in denen ChatGPT wirklich brillieren kann. Jeder hat plötzlich ein paar Experten immer griffbereit am Handy.

    „Amerikanische Geländeautos taugen auch nichts“, schreibt Bene mir später. „Kauf dir lieber einen Toyota oder Nissan“.

    Ja, ich denke, ChatGPT und ich werden mal in die Richtung gehen.

  • Extremkanzlerwetter

    Für letzten Samstag hatten sie Gewitter angekündigt, was in Bonn selten genug passiert. Der Deutsche Wetterdienst hatte vorab ein paar Warnmeldungen parat, die Apokalyptisches prophezeiten:

    UNWETTERWARNUNG, Extreme Gewitter, heftiger Starkregen, schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis 95 km/h, Hagel mit 2 cm dicken Hagelkörnern, zusätzliche Warnung vor starken Gewittern.

    Da drohte die Hölle loszubrechen. 😱

    Am Ende hat es – gewittert.

    Und versteht mich nicht falsch: Die Ausmaße eines Gewitters sind vorher schwer abzuschätzen. Und die Katastrophe an der Ahr anno 2021 hat gezeigt, dass man lieber eine Warnung zu viel rausschickt als eine zu wenig. Und wenn das die Nachrichtenlage war, dann musste sie auch kommuniziert werden. Es war auch richtig, die Großveranstaltung Rhein in Flammen für die Dauer der Warnung zu unterbrechen.

    Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass die Kommunikation sich verändert hat, dass wir auch zu einem normalen Gewitter jetzt lieber extremes (!!!1!11) Gewitter sagen, damit überhaupt noch jemand das Handy aus der Tasche holt und draufguckt. In der Effekthascherei des Alltags zwischen allen Breaking News und Schönheits-Reels nehmen wir ansonsten nichts mehr wahr.

    Vielleicht wollen wir sogar, dass Dinge nicht so glatt laufen. So wie einige Abgeordnete Fritze Merz im ersten Wahlgang nicht zum Kanzler wählten, um die Sache spannender zu machen.

    Ist ja auch irgendwo witzig, dass dem selbstgefälligen Haufen dadurch nochmal schnell ein Denkzettel verpasst wird. Nach dem Motto: Vergesst nicht, dass ihr eine Verantwortung habt und nicht jeden Blödsinn machen solltet, den ihr im Vorfeld schon mal angekündigt habt.

    Dass der Mann damit schon zum zweiten Mal (nach der Wahlschlappe bei der Bundestagswahl) im Amt beschädigt ist und das alles der AfD in die Karten spielt, ist die Kehrseite der Medaille. Gabor Halasz fasst das für die Tagesschau treffend zusammen: für einen Denkzettel ist die Sache zu ernst. Sollte die Koalition jetzt auch wieder vorzeitig platzen, ist klar, wer dann stärkste Kraft wird: diejenigen, die einen radikalen Plan haben und ihn entschlossen durchpeitschen. Weil Radikalität eben auch leichter ist als immer wieder Kompromisse finden zu müssen. Die in einer komplexen Gesellschaft nun aber einmal sein müssen.

    Irgendwer muss ja auch mal regieren. Und völlig daneben klingt mir der Koalitionsvertrag nicht. Also auch wenn wir nicht alle auf Merz (und noch weniger die CSUler in seinem Kabinett) stehen: er hat schon die Chance verdient, jetzt erst einmal zu machen. Was wäre denn auch die Alternative?

    Aber dieser Start lässt trotzdem nicht viel Gutes für die Zukunft erahnen. Ein Stück weit passt es in die heutige Zeit und ein gutes Stück weit wollen wir das alles anscheinend auch nicht anders.

  • Auf der Rennbahn

    Auf der Rennbahn

    War ich bisher noch nie. Dann schlug Matthias vor, da mal hinzugehen. Galopprennbahn Köln-Weidenpesch.

    Klingt total dekadent, war dann aber völlig mainstream mit ein paar Ausschlägen nach oben. Da trifft sich wirklich alles von reichen, aufgetakelten Schnöseln bis hin zu Asi-Prolls (oft beides in einer Person). Und wir irgendwo dazwischen.

    Wir kamen an und hatten gerade noch Zeit, das erste Rennen mitzuwetten. Es läuft dann fast wie am Fließband. Alle 20-30 Minuten ist ein Rennen und in der Zwischenzeit hast du Gelegenheit, die Gewinnerquoten abzuwarten, die Siegerehrung zu sehen, kurz auszutreten, eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken und dir Gedanken zu machen, auf wen du als nächstes setzt.

    An Monitoren geben sie die Wettquoten bekannt. Und gegen Ende kriegst du ein bisschen ein Gefühl dafür, wer was taugen könnte. Sind oft auch dieselben Jockeys, die mehrmals starten und dann wettest du nicht mehr auf Pferde, sondern auf den Jockey. Sibylle Vogt haben wir am Ende oft gewählt, weil sie davor schon mehrere Rennen gewonnen hatte. Thore Hammer-Hansen hatte es uns alleine schon vom Namen her angetan.

    Und überhaupt: Die Namen! Sunshine Baby, Charlie Brown, DingDong, Bright Smiles, Sovereign State, Oak Lahoma, Kosakenzipfel aus dem Stall „Wo laufen sie denn?“. Pferde, deren Namen mich zum Lachen brachten, standen direkt höher im Kurs bei mir, auch wenn die Quote nicht gut war.

    Dann schnell die Wette platzieren (geht ab 50 Cent und du kannst meist auch so wetten, dass du was gewinnst, wenn dein Pferd unter die ersten 3 kommt) und wieder zurück zur Rennbahn. Zwischendurch gewinnst du immer mal wieder was. Kleinbeträge, mein bestes waren 13,50 Euro, Matthias hat in der letzten Runde stolze 32,50 Euro gewonnen. Eintritt waren aber 16, und du trinkst und isst was und verlierst natürlich am Ende doch etwas mehr als du gewinnst.

    Aber es war eine Mordsgaudi, weil du die ganze Zeit irgendwie beschäftigt bist. Hab schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.

    Was könnte man als nächstes tun, was ein dekadenter Spaß wäre, überlegten wir noch am Schluss. Im Casino waren wir beide schon mal, Formel 1 soll langweilig sein, Opern auch, Musicals sind Mainstream geworden.

    Ne Idee?

  • Du bist heilig

    Du bist heilig

    Religion ist gerade wieder ziemlich in. Die halbe Welt pilgert nach Rom, um dem Papst den Rest zu geben die letzte Ehre zu erweisen. Die Blicke sind nun auch auf die ewige Stadt gerichtet, weil natürlich mit Spannung ein Nachfolger erwartet wird und bald das – seit wann heißt es eigentlich „das“? – Konklave zusammentritt. Ob es wieder einen so progressiven Versöhner geben wird wie Franziskus oder einen Hardcore-Konservativen, der immer wieder aus dem Kontext gerissen wird, wie Benedikt? (Ihre zeitweilige und gewissermaßen historische Koexistenz übrigens seinerzeit sehr schön porträtiert in Die Zwei Päpste.)

    Aber auch hier in Bonn war in der Kirche zuletzt so viel los wie lange nicht. Ich gehe ja tatsächlich gerne (wenn auch selbst nicht mehr wirklich jung) in die Messe für junge Leute sonntagsabends in Bonner Münster, wo auch schon mal Oasis oder Beyonce gespielt werden und die manchmal seltsam anmutenden Rituale der katholischen Kirche auf ein Minimum reduziert sind. Und da ist manchmal im Hochchor kaum noch ein Platz zu kriegen. Das alles ist ebenso unperfekt wie progressiv, also fast so wie Franziskus selbst. Ein Stück weit, wie man sich einen Gottesdienst immer vorgestellt hat. Vielleicht entdecken Menschen sie gerade auch als Ersatz für die bröckelnde Demokratie.

    Und vielleicht irre ich mich auch und außerhalb meiner Bubble ist Religion trotz eines progressiven Ex-Papstes gar nicht mehr so in. Die beiden großen Kirchen verlieren jährlich hunderttausende Mitglieder – übrigens hauptsächlich durch Todesfälle älterer Mitglieder und weil weniger junge Menschen mit einer Konfession aufwachsen – und in Deutschland sind mittlerweile mehr Menschen konfessionslos als dass sie einer der beiden großen Kirchen angehören. Gründe dafür sind auch diese sonderbaren Rituale, mit denen moderne, junge Menschen nicht immer etwas anfangen können, und der Nicht-Veränderungswille der Kurie.

    Ostersamstag erlebe ich von einer Abkehr von der Kirche im Bonner Münster allerdings wenig. Ich will in die Osternachtsmesse, komme extra eine halbe Stunde früher – und bekomme im voll besetzten Kirchenschiff gerade noch einen der letzten Plätze in einer Seitenbank, von der man den Altar nicht sehen kann. Die Organisatoren fahren alles auf, was geht. Vier (!) Lesungen, sakrale Zwischengesänge, Soli, gesungene Aufzählung aller (!) Heiligen. Als sie bei Johannes XXIII. angekommen sind, muss ich lachen. Jetzt haben sie auch wirklich gleich alle durch. Es dauert eine geschlagene Stunde bis zum Evangelium, und dann geht es munter weiter. Das Schlimme ist: I didn’t sign up for that. Eine normale Messe dauert rund eine Stunde. An einem hohen Feiertag auch schon mal bisschen länger. Ich denke, nach anderthalb Stunden bin ich da wieder raus. Nichts davon. Sie geben einem das Vollrogramm – drei (!) Stunden lang.

    Am Schluss laden sie noch zu einem Get-Together nach der Messe ein. Nix da, raus hier! Mit der Wartezeit vorher habe ich über drei Stunden hier verbracht und fühle mich fast schon heilig, allein dafür, dass ich da war.

    Ich glaube, wer immer neuer Papst wird: sie werden nicht viel verändern. Sie sitzen das einfach aus, bis das Pendel in die andere Richtung schlägt und die Menschen wieder konservativer werden – was ja gerade auch passiert. So lange sie mir die Messe für junge Leute lassen, gehe ich da trotzdem auch noch als 80-Jähriger hin. Was bleibt mir auch anderes übrig. Die Demokratie? Anders als die Kirche längst nicht mehr das, was sie mal war und dadurch kein Stück begehrenswerter.

  • Zu Fuß von Bonn nach Köln (Entry Level)

    Ich betrachte Köln und Bonn ja mittlerweile als eine Stadt, und so falsch ist das gar nicht. Zwar trennen die beiden Innenstadtkerne etwa 30km, und vom nördlichsten Worringen bis zum südlichsten Mehlem wären es gut 60 km. Aber fast die gesamte Strecke ist bebaut und die kürzeste Distanz zwischen beiden Städten ist deutlich kleiner. Ich bin sie heute in knapp 2 Stunden gelaufen.

    Nochmal zur Verdeutlichung:

    Die normale Strecke Bonner Münster bis Kölner Dom, Luftlinie etwa 25km, Laufstrecke etwas über 30km. Normal weit:

    Screenshot

    Bonn vom südlichsten Punkt Mehlems direkt an der Grenze zu Rheinland-Pfalz bis in Kölns äußerten Norden Worringens an der Grenze zu Dormagen: gut 60km. Ganz schön weit:

    Screenshot

    Und hier der Trick: Von Bonns nördlichstem Punkt, der Mondorfer Fähre in Graurheindorf bis zu Kölns südlichstem Stadtteil, dem rechtsrheinischen Libur, sind es nicht einmal 10km. Gar nicht weit:

    Screenshot

    Du setzt also einmal in Graurheindorf mit der Fähre über, durchquerst Mondorf, lässt Rheidt und Niederkassel im wahrsten Sinne des Wortes links liegen, gehst durch die Felder, auch an einem Golfplatz und einigen Baggergruben vorbei, passierst schöne Obstplantagen, Rollrasen- (!) und Rapsfelder, bis du in Uckendorf (nie zuvor gehört) wieder auf eine Ortschaft stößt und an dessem Ortsausgang schon der Liburer Weg beginnt.

    Das ist leider eine Landstraße ohne Bürgersteig, der du die letzten 2km noch folgen musst, auch über einen Kreisverkehr hinweg, bevor es zum Schluss rechts in die Pastor-Huthmacher-Straße einbiegst. An einem Feldkreuz vorbei kommt dann auch schon das Ortsschild mit der Aufschrift „Porz-Libur, Stadt Köln“, direkt gefolgt von der Hausnummer 32, dem dann wohl südlichsten Wohnhaus Kölns.

    Libur ist im Grunde nur ein Dorf mitten im Nichts mit etwas über 1.000 Einwohnern, einer großen Kirche, einem Gasthaus und sonst nicht viel mehr. Ein Wegweiser verrät es: Bis zur Kölner Innenstadt sind es von hier noch 18km, mehr als in die Bonner City. Aber, voilà, streng genommen bist du jetzt von Bonn nach Köln gelaufen. Meine Sportuhr zeigt 1:48h an und 9,04 km, gestoppt ab der Fähre in Mondorf.

    Das Ganze wozu? Um deinen Enkelkindern (oder Kegelbrüdern) aufs Brot zu schmieren, dass du mal wahrhaftig zu Fuß von Bonn nach Köln gelaufen bist.

    Aus Spaß an der Freud? Na ja, eigentlich nicht. Es gibt wirklich schönere Wanderstrecken, zumindest andere als diese kürzeste Version. Aber heute, an Karfreitag, war ja auch ein Tag der Buße.

    Ich würd’s wieder tun.

    *

    Mobile Payment

    Der älteren Frau hinter mir an der Kasse entfährt ein „Woa!“ und dann ein „Haben Sie gerade mit dem Handy bezahlt? Das geht?“. Ja, entgegne ich, das geht. Auch schon recht lange und mittlerweile sogar mit einer Uhr…

    Ein paar Augenblicke später beim Einpacken kommt die Frau noch einmal auf mich zu: „Und braucht man da eine App dafür, oder wie geht das?“ Ich erkläre es ihr, nicht zwingend eine App, aber die Freischaltung durch die Bank.

    „Ach so, und dann machen Sie wahrscheinlich auch Mobile Banking. Das mache ich nicht, ist mir zu unsicher.“ Auch nicht unsicherer als Papierüberweisungen, versuche ich ihr zu erklären. Und könne man sich ganz einfach für freischalten lassen. Aber sie winkt ab: „Nee. Nee, das mache ich nicht. Mit dem Handy… lieber nicht. Nachher wird das noch geklaut und alles…“

    Ja, aber selbst dann könnten die Diebe nicht viel damit… versuche ich ihn noch hinterherzurufen. Aber da hat sie sich schon verabschiedet.

    Also, mit dem Handy bezahlen ja, aber Online-Banking lieber nicht. Na gut. 😉 Schade.

    *

    Bea and her Business: Safety Net

    Ist ein netter Pop Song, mehr eigentlich nicht. Aber ich mag, wie sie ihre Musik Guerilla-Style promoted, hier mit einem extra angeheuerten Chor in der Londoner Metro. Die haben Spaß dabei!

  • Farbenblind

    Farbenblind

    Sie hält sich ein hellblaues Oberteil vor ihr Shirt. „Siehst du“, jetzt wirkt mein Gesicht eher blass“.

    Ich sehe es nicht.

    Dann hält sie sich ein dunkelrotes Oberteil vor die Brust: „Und jetzt leuchtet mein Gesicht eher. Siehst du den Unterschied?“

    Ich sehe ihn nicht.

    „Also stehen dir eher rötliche Farben?“
    „Kann man so auch wieder nicht sagen. Es kommt aufs Rot an.“
    „Und welche Farben würden mir stehen?“
    „Na ja, du könntest Schwarz tragen oder allgemein eher dunkle Farben.“
    „Aber immer nur dunkel ist doch langweilig und feige. Deswegen habe ich ja die Farbberatung gemacht. Damit doch mal bisschen Farbe reinkommt.“
    „Aber was spricht denn gegen Schwarz, wenn es dir steht?“
    „Dass ich manchmal gerne etwas Auffälligeres, Fröhlicheres tragen würde.“

    Ich war lange der Meinung, dass man fast alles lernen kann. Sprachen, Musik, selbst Biologie. Aber vielleicht sind einem bestimmte Dinge einfach nicht gegeben. So wie viele Deutsche nicht nur wegen schlechter Englischlehrer kein „th“ aussprechen können. Oder manche Leute einfach keine Töne treffen können.

    Ich scheine dafür farbenblind zu sein. Also nicht in dem Sinne einer Rot-Grün-Blindheit. Sondern dass ich nicht sehen kann, welche Farben mir oder anderen stehen und warum. Ich kann nur sagen, wenn ich finde, dass etwas gut aussieht oder jemand in etwas gut aussieht (aber auch das mache ich wohl eher selten).

    Interessanterweise kam aber auch bei oben genannter Farbberatung seinerzeit nichts Handfestes bei raus. Die Farbberaterin konnte mich nicht eindeutig einem Sommer- oder Winter-, Herbst- oder Frühlingstyp zuordnen. Sie sagte, das hatte sie so auch noch nie gehabt. Und weil sie mir am Ende irgendwas geben musste, gab sie mir einen Farbfächer für den Herbsttyp mit, der noch am ehesten passte, und sagte, bestimmte dunklere Grüntöne und Leberwurstbraun (ausgerechnet!) würden mir schon stehen. Genauer könnte sie es aber auch nicht sagen.

    Scheiß drauf, bin ich halt farbenblind. Dann muss mich beim Klamottenkaufen eben immer jemand beraten, so what. Andere Menschen sind die Lösung und so.

    Es wundert mich nur, dass jemand „farbenblind“ ist, dem selbst eine Farbberaterin auch keine Farbe wirklich sicher zuordnen kann. Zufall?

    *

    Lynyrd Skynyrd – Simple Man:

    Habe noch einiges an Rock- und Popgeschichte nachzuholen und diesen Klassiker kannte ich tatsächlich noch nicht (den Film aus dem Video schon):