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142: Cycling home for Christmas?

Mein letztes Aventure ist schon wieder eine Weile her. Klar, ich probiere, nach nur drei Monaten fließend Niederländisch zu sprechen. Das ist so eine Art Alltagsaventure. Ich würde gerne mehr mit Videos machen, das auch. Aber wirklich unterwegs sein, so echte urbane Abenteuer erleben, gab es lange nicht mehr.

Da kam mir heute die Idee, ich könnte zu Weihnachten mit dem Fahrrad nach Hause fahren, also nach Meppen.

Über Distanz und Kälte mache ich mir da am wenigsten Sorgen. Wären knapp 300 km mit dem Rad, aber das ließe sich auf drei Etappen aufteilen. Meistens ist es gerade um die Jahreszeit erstaunlich mild und wäre eine Frage der Ausrüstung. Und sollte es glatt sein, würde ich eben nicht fahren. Ich sehe eher andere Probleme:

  • Ich bräuchte Unterkünfte unterwegs. Hotels müssten für Reisende öffnen dürfen (dürfen sie gerade nicht und die Aussichten dafür stehen nicht gut.)
  • Das würde auch mehrere unnötige Kontakte bedeuten. Mit dem Auto würde ich einfach fahren und niemanden unterwegs treffen.
  • Zurückfahren müsste ich per Zug, weil ich das Rad auch wieder mitnehmen möchte. Das wären noch einmal deutlich mehr unnötige Kontakte, zumal ich mit vollen Zügen rechne.

Vielleicht verlege ich das doch lieber auf Ostern/nach dem Impfstoff. Aber die Idee gefällt mir irgendwie.

Und wer aus dem Jahr 2019 hierhin zeitreisen und das lesen würde, würde sich denken: Was ist mit dem los? Völliger Soziopath oder was? 😉

45 Tage Niederländisch. Und mit dem DuoLingo-Kurs bin ich offiziell halb durch. Lektion 3 von 6 ist geschafft:

Passt aber nicht ganz, denn Lektion 1 hatte ich nach etwa einer Woche durch. Die Übungen waren kleiner, das ging ratzfatz. Jetzt sind sie viel, viel länger. Um jetzt zur Hälfte der Zeit auf die goldene Mitte zu kommen, habe ich gestern noch einmal 5 quälend lange Stunden daran gesessen. So langsam geht mir der Spaß an der Sache verloren.

Gar nicht mal am Niederländischen. Ich finde immer noch, dass das eine tolle Sprache ist. Es ist DuoLingo, das mir zunehmend die Lust verhagelt. Ewige Wiederholungen, nur gleichviel Punkte wie am Anfang für deutlich mehr Leistung, ein Algorithmus, der mal zu kleinlich, mal zu tolerant ist. Ich mache weiter, aber ich werde mein Tempo drosseln. Das alles in weiteren 45 Tagen zu schaffen, noch dazu in der Vorweihnachtszeit, ist zwar möglich, aber nicht erstrebenswert. Da bliebe zu viel Anderes für auf der Strecke. Wie machen das die Leute nur, die nebenbei noch studieren?

Wie früher schon einmal erwähnt: Das Schwierigste an Niederländisch neben het oder de und der korrekten Schreibweise einiger Wörter sind die false friends:

„Eng“ heißt nicht „eng“, sondern „unheimlich“:

„Schattig“ heißt allen Ernstes „niedlich“. Wird schwer, sich dafür eine Eselsbrücke zu basteln…

„Slim“ ist weder „schlimm“, noch lehnt es sich ans Englische „slim“ für „dünn“ an, sondern heißt: „klug“.

Na gut, „ingewikkeld“ für „kompliziert“ ist schon wieder lustig. 🙂 Das muss man sich nur grafisch vorstellen.

Doch, schön war’s mit „Long Way Up“! Hätte ich nach der ersten Folge so nicht gedacht. Und, ja, vielleicht mussten sie anfangs etwas überproportionert planen. Dafür bekommen die Zuschauer wahnsinnig tolle Bilder und eine ganze Menge toller Typen. Spannende Geschichten irgendwo auch, auch wenn es meistens doch darum geht, wie sie die E-Motorräder und die begleitenden E-Geländewagen wieder aufgeladen kriegen. Doch, wer Apple TV+ noch auf irgendeinem neu erworbenen Apple-Geräte kostenlos nutzen kann: für ein paar Shows lohnt sich das helemaal!

Bild des Tages. Das iPhone 12 Pro Max macht mir irgendwie Spaß, obwohl oder gerade weil die Kamera eine etwas unwirkliche Stimmung erzeugt:

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140: Normalität

Ein Abend mit drei Leuten aus drei Haushalten – ist eigentlich schon nicht mehr erlaubt. Die Frage ist: Wie hält man in diesen Zeiten eigentlich die Normalität noch aufrecht? Es ist ja nicht verboten, noch Spaß zu haben, sich gut zu fühlen, andere Menschen zu treffen. Es muss nur unter genauer definierten Regeln erfolgen. Aber ganz darauf zu verzichten – würde uns schon komplett ins Chaos stürzen. Wie machen wir das?

Sportart gesucht: Tischtennis darf und mag ich gerade nicht, Fitnessstudio dto., zuhause ein paar Gymnastik-Übungen alle paar Tage (täglich habe ich nicht durchgehalten, hab Nacken davon bekommen) ist es auch nicht. Outdoor-Gym ist trotz Abständen gerade nicht erlaubt (zu viele Haushalte, s.o., könnte in meinen Augen eigentlich erlaubt werden), Laufen ist schwierig bei mir, mein Knie muckt wirklich auf, ich vermute den Meniskus. Peloton und Gedöns: sich jetzt irgendeinen fetten Heimtrainer in die Wohnung zu stellen, ist auch nicht meins. Das einzige, was ich überhaupt noch mache, im Moment, ist Radfahren. Aber das geht auch nicht jeden Tag, zumal es meistens dunkel ist, wenn ich dazu Zeit habe. Jemand eine Idee?

Das iPhone 12 Mini – ich habe sehr wenig daran auszusetzen, habe es „Die große Zuflucht“ genannt. Und doch. Für mich selbst ist das noch nicht einmal zu klein. Ich bin vor allem was sauer auf Apple wegen der Kamera. Nur Weitwinkel und Ultraweitwinkel. Das braucht doch keiner™. Der Trend geht gerade zu immer mehr Weitwinkel und weg von Tele-Linsen mit 2-, 3-, 5- oder 10-fach-Zoom, dabei war das eine hocherfreuliche Entwicklung. Nicht immer kannst du mit deinen Füßen heranzoomen, und was mir hier schon fehlt, ist noch nicht einmal eine Tele, sondern eine Normalbrennweite. Matthias stand mit seinem Galaxy S10e neben mit und hat mit der normalen Kamera den Kunsthund unten doppelt so groß draufbekommen. Das darf doch nicht wahr sein!

Und, ja, schöne Bilder macht das iPhone 12 Mini trotzdem:

Auch wenn Nicky meinte, das sähe real ganz anders aus. Real, real, wer spielt schon für Real?

(Toni Kroos. Und der hat gestern vom Kicker eine „6“ bekommen.)

Ich meinem, zoomt hier mal rein: ihr könnt noch Details hinter dem Fenster erkennen. Probiert das mal mit eurer Handykamera!

Oder hier den Mond sehen:

Wobei ihr halt mit dem iPhone 12 Pro Max eben noch deutlich näher (und ohne sichtbaren Qualitätsverlust) heranzoomen könnt:

Teste ich jetzt erstmal das.

Boris, ich guck noch nach, wie das mit dem Display aussieht!

Seht zu!

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124: Seid ihr auch gespannt?

Was da jetzt kommen wird? Ein Lockdown, vielleicht sogar in Wellen, vielleicht auch erstmal nur weitere Einschränkungen? Oder sogar noch härtere Beschränkungen als wir im Frühjahr hatten? Und was das dann für den Alltag bedeuten wird?

Ich sehe dem erstaunlich gelassen entgegen. Noch.

Behaupte ja nach wie vor, wir hätten das Schlimmste verhindern können. Aber vielleicht müssen die Dinge auch erst eskalieren, bevor die Leute es verstehen. Schaun mer mal.

Ich merke langsam: Je mehr ich mich der Minimalismus-Endstufe nähere (das allermeiste ist mittlerweile weggeschmissen), desto weniger habe ich hier zu erzählen. Es ist nicht so, dass nichts mehr passieren würde, aber kaum noch etwas davon erscheint mir berichtenswert. Das würde meine Theorie unterstützen, dass alles™ zusammenhängt. Ballast in der Wohnung mit körperlichem Ballast (Übergewicht), Datenballast und geistigem Ballast. Bist du mit allem durch, dann hast du auch innere Ruhe und bist rank und schlank. Es scheint in die Richtung zu gehen.

Ich werde berichten – oder eben nicht. 😉

Nice! DuoLingo erlaubt auch Faulensprache:

Und von wegen, es gäbe viele umgangssprachliche deutsche Ausdrücke im Niederländischen. Geht auch andersrum:

Kennt ihr das, wenn ihr von was Digitalem auf was Analoges wechseln wollt, dass ihr emsig prokrastiniert und ihr lieber alles Andere macht als z.B. ein analoges Buch zu lesen?

Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass das ein 1000-Seiten-Buch ist und mit seinen Proportionen ganz schön abschreckt…

Es kommt deswegen auch jetzt weg, nachdem ich es noch einmal durchgeblättert haben werde…

Bild des Tages: Nach und nach bekommt Bonn eine ganz hübsche Skyline:

Und mein Galaxy S10 macht irgendwie immer auffallender verrauschte Fotos…

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109: Grün

Gibt Tage, da hat man das Gefühl, nichts erlebt zu haben, obwohl man eine ganze Menge gemacht hat. Habe heute etliche E-Mails geschrieben, zusammen mit Daniel 1 Podcast-Folge aufgenommen, versucht, Linux auf einem neuen Rechner zu installieren (erstmal erfolglos), gekocht und schließlich Tischtennis gespielt. Hier diesmal auch nicht das Gefühl gehabt, dass ich mich hätte anstecken können bei ganzer Zeit geöffneter Tür, aber schauen wir mal. Immerhin mein erstes Einzel gewonnen, gegen einen Gegner, der ganz offensichtlich mindestens genauso lange wie ich nicht trainiert hatte.

Unser Podcast drehte sich um Serien. Dabei fiel mir auf, dass ich eigentlich kaum noch Serien schaue. Selbst „The Handmaid’s Tale“, dessen 3. Staffel ich gerade gucke, lässt mich inzwischen relativ kalt. Es gibt immer mal wieder was, was mich reizt. Aber ansonsten ist der große Serienhype für mich vorbei.

Habe beschlossen, dass bei der nächsten Bundestagswahl die Grünen gewinnen müssen. Es geht nicht mehr anders. Ja, ich könnte mich mit Söder als Kanzler anfreunden, aber der Rest der CSU geht gar nicht. Schaut man sich heute an, wer da alles wichtige Ministerposten bekleidet und dabei von einer Peinlichkeit in die nächste schlittert (nehmt exemplarisch Scheuer und Seehofer), dann muss ich sagen, reicht mir das nicht. Wir brauchen eine familienfreundlichere Politik, wir brauchen klare Kante gegen die AfD, wir brauchen natürlich auch eine grünere Politik. Außerdem kann es überhaupt nicht sein, dass keine Frau nachts rausgehen kann, ohne Angst zu haben, überfallen zu werden, und dass das allen scheißegal ist. Wo sind wir denn eigentlich inzwischen hingekommen? Warum gibt es keine echte wählbare Alternative zur CDU, die mal etwas wirklich anders machen würde? (Nein, nicht die AfD, die ist nicht wählbar.)

Rauft euch zusammen, Grüne, und bietet noch irgendwen Wählbares als Kanzlerkandidatin auf! Ja, ich schreibe bewusst Kandidatin, weil Frauen die besseren Staatslenker*innen sind. Wir brauchen einen Wechsel, und die SPD taugt dafür nicht.

Den „Aufmacher“ von Günter Wallraff nachgeholt. (Danke fürs Ausleihen, Mattes!) War ganz anders, als ich erwartet hatte. Wallraff präsentiert sich hier viel angriffslustiger als in seinen späteren Werken. Bis auf ein Kapitel (in dem Bild-Redakteure Selbstmordkandidaten ermutigen, es durchzuziehen) gingen mir die Geschichten auch nicht besonders nahe. Es ist sogar zum Teil amüsant zu lesen, wie Wallraff als Hans Esser zu einer schon feststehenden Schlagzeile einen Beitrag erschaffen muss, der dann mit der Realität auch gar nichts mehr zu tun hat. Das Buch ist 43 Jahre alt und auch, wenn viele der Methoden sicher heute noch gelten, könnte ich mir vorstellen, dass die Aufdeckung damals recht revolutionär war. Heute ist die dargestellte Vorgesehensweise Alltag, bei Bild immer noch, besonders aber auch in vielen Online-Medien. Daran ist man mittlerweile gewöhnt und gewissermaßen abgestumpft. Ein gutes Werk von Wallraff, aber „Ganz unten“ fand ich im Nachhinein wesentlich beeindruckender.

Ein Bild noch, mehr habe ich heute nicht. Ein Verkeherschaos mit einer gewissen Ästhetik:

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98: Viel planen vs. viel machen

In letzter Zeit bin ich chronisch müde, schlafe schlecht, hab noch nicht ganz raus, woran das liegt. Meist stelle ich mir den Wecker auf 9, haue ihn dann nochmal aus und komme erst um 10 wirklich hoch, bin dann immer noch müde trotz 9 bis 10 Stunden Schlafs und schleppe mich irgendwie so durch den Tag, wo ich abends zur Einschlafenszeit meist hellwach werde und wieder nicht schlafen kann. Grandios.

Für heute dachte ich mir auf jeden Fall, ich gönne mir mal einen Tag Pause, hab auch gestern Abend noch eine Schicht eingelegt und über die neuen Apple-Produkte geschrieben. Das Ziel: Ausschlafen, möglichst wenig machen, mal gucken, ob ich den Testbericht etwas weiter drehe, fertig.

Irgendwann wache ich dann heute Morgen auf, drehe mich nochmal um, schlafe weiter, wache einige Zeit später noch mal auf und fühle mich auch schließlich wach, stehe auf. Wie spät mag’s wohl sein? Ich gucke auf die Uhr: 0945 Uhr. Ach!

Aber richtig wach bin ich trotzdem nicht. Ich lege mich auf die Couch, beantworte ein paar E-Mails, grase meine Feeds ab und schnappe mir irgendwann zwischen Tür und Angel die Kamera, um die Fotos für den Testbericht neu aufzunehmen. Zwei Stunden später bin ich dann auch so weit, sie auf den Rechner zu übertragen.

Ich esse was, schreibe noch ein paar Mails, lese ein wenig in meinem Text herum, erledige ein paar Dinge im Backend, die zündende Idee fehlt mir noch. Irgendwann esse ich was, lege mich wieder auf die Couch, bearbeite die Bilder nebenbei und lade sie hoch, schreibe noch ein paar E-Mails. Plötzlich eine gute Idee für den Testbericht. Es ist mittlerweile 1700 Uhr und ich gehe an den Schreibtisch, formuliere den Text. Nicky meldet sich. Wir waren um 1930 zum Essen verabredet. Ob ich auch früher…? Klar. Aber, oha, jetzt muss ich mich ein wenig beeilen. Formuliere den Text fertig, füge die Bilder ein, speichere ab, fahre los.

Was für ein fauler, unproduktiver Tag! Und doch habe ich alles erledigt, was gefragt war, mehr sogar noch: den Testbericht schon fast fertig, für den ich mir eigentlich bis Donnerstag Zeit gegeben hatte. Und das obwohl oder gerade weil ich mir vorgenommen hatte, heute nichts zu tun. Verrückt irgendwie…

Das Auswärtige Amt hat Nord- und Südholland zum Risiko-Gebiet erklärt. Das heißt, die Tour, die ich vorletzte Woche beendet habe, könnte ich heute schon nicht mehr machen, ohne mich danach in Selbstisolation begeben zu müssen.

Die Einschläge kommen also langsam näher. Immer mehr neue Risikogebiete in Frankreich, Österreich, der Schweiz und eben den Niederlanden. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in Deutschland wieder die Zahlen mehren. Aber hey, machen wir einfach so weiter wie gehabt, bevor wir vorausschauend was ändern, right? Spielen wir halt morgen Tischtennis in der Halle und warten wir die zwei, drei Wochen ab, bis sie die Saison wieder abpfeifen. Dann haben wir wenigstens drei, vier Spiele gemacht.

Wenn dein Handy in der Hosentasche Party feiert, selbstständig einen WhatsApp-Status abschickt, dein Reisebuddy Holger sich dazu meldet und das Kunstwerk als „Corona-Depression“ interpretiert… ?

Getting closer… Jetzt noch etwas größer…

Biggest Zumba (?) Party I’ve ever seen. Klar, bei so vielen Leuten auf einem Fleck sinkt das Lampenfieber. Ich käme mir trotzdem zu beobachtet vor:

Society’s a waste:

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95: Election Day

Linksgrünversiffter Stadtteil galore. 🙂 <3

Nachdem ich mir die Debatten und Positionen der Kandidaten in den letzten Tagen noch einmal genau angeschaut habe, muss ich es noch einmal sagen: Democracy is a bitch. Ich mag den Dude, den wir da hatten. Als er vor fünf Jahren antrat und sich in Interviews präsentierte, da war ich angenehm überrascht. Wirkte klug, kompetent, in sich ruhend und brachte Spezialwissen in der Verwaltung mit. Konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Sahen auch die Bonner so und gaben ihm knapp über 50%. (Womit sie auch die SPD abstraften, die sich in den Amtszeiten davor wirklich nicht mit Ruhm bekleckert hatte).

Fünf Jahre später steht derselbe Mann in der Kritik für all das, was er nicht gemacht hat. Dafür dass Visionen fehlten, nichts wirklich vorangehe, Ziele nicht erreicht wurden, eine Millionensumme an einen Investor vertendelt. Und jetzt steht er da, schon nicht mehr ganz so sehr in sich selbst ruhend und sagt: Nun ja, ich würde ja gerne. Aber nicht alles ist so einfach möglich, vieles wurde im Rat blockiert, einiges hängt von Landes- oder Bundesgeldern ab oder wir warten noch auf Rückmeldungen vom Landkreis, der uns umschließt, um mit dem was zusammen zu erarbeiten.

Und du denkst dir: Der Mann hat eigentlich die Chance verdient, das zu Ende zu bringen, was er auf den Weg gebracht hat. Er musste die Versäumnisse seiner Vorgänger aufräumen, viele Früchte erst sähen, die er jetzt noch nicht ernten konnten. Paar Dinge gehen aber auch auf seine Kappe, ganz klar. Gleichzeitig steht da eine Gegenkandidatin mit Visionen, die der Amtsinhaber kaum noch hat, weil er weiß, dass er die eh nicht durchgesetzt bekäme. Wählst du statt dessen sie, sind die Bemühungen des Amtsinhabers dahin und sie wird ein paar Jahre brauchen, sich erst einmal in das komplexe Geschehen einzuarbeiten, kann bis dahin schon viele Fehler machen, und um ihre Visionen umzusetzen, wird sie kaum Gelegenheit haben.

Wem also jetzt die Stimme geben?

Sagen wir’s so, die Ergebnisse liegen ja jetzt vor: Der Amtsinhaber fiel auf ca. 35 Prozent zurück, die Herausforderin kommt auf etwa 27. Es wird zur Stichwahl zwischen den beiden kommen und es könnte wirklich eng werden. Also was wählen? Die verheißungsvolle aber ungewisse Zukunft oder erstmal den erfolgreichen Abschluss der Gegenwart?

Ich bekomme wieder ein People Deficit. Jemand eine Idee, was man in der kalten Jahreszeit trotz Corona machen kann, um neue Leute kennenzulernen?

Moria chillt:

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94: Learning like no one is watching

Den ganzen Sommer über gedacht: Hey, dieses Stand-up-Paddling sieht cool aus. Aufgefallen, dass ich das eigentlich auch selbst mal machen könnte, ist mir das allerdings erst neulich im Gespräch mit Kathrin und Michael, als sie erwähnten, auf dem Bleibtreusee in Brühl könne man das lernen.

Also war ich heute auf jenem Bleibtreusee in Brühl, um es zu lernen. Im Gespräch mit Nicky gestern kamen wir auch darauf, wie die Begleitumstände das Lernen beeinflussen. Ich glaube, dieses ungute Gefühl von „Du bist hier wieder in der Schule, und die anderen Kinder hassen dich“ lässt sich auch im Erwachsenenalter nur schwer abstellen. Ich habe immer ein etwas mulmiges Gefühl, wenn ich irgendwo zum ersten Mal bin, zusammen mit Leuten, die ich noch nie zuvor gesehen habe, und etwas völlig Neues lerne. Ob im Fitnessstudio einen neuen Kurs oder an der VHS ein Seminar für autogenes Training, irgendwie bin ich erstmal aufgeregt.

In der Regel übrigens völlig unbegründet. Die meisten gucken auf sich selbst und interessieren sich nicht für dich. Gerade in der Erwachsenenbildung gehen Lehrer von völlig unterschiedlichem Wissensstand der Teilnehmer aus. Die Runden sind meist entspannter und es gibt fast immer einige, die ganz genau wie du bei null anfangen.

Bei Ankunft am Bleibtreusee ist schon einiges los an der Wasserskianlage. Ich schlängele mich zur Kasse durch, werde nett begrüßt und bekomme als erstes einen Neopren-Anzug in die Hand gedrückt. „Unkleidekabinen sind wegen Corona leider nicht auf.“ Na toll. Und Schließfächer gibt es auch keine.

Beides ist nur so semi-günstig. Ich habe zum Glück eine Synthetik-Unterhose schon an, mit der ich auch ins Wasser kann, und mich dann hinter dem Kassenhäuschen kurz umgezogen, ohne mich ganz nackig machen zu müssen. Der Rest der Teilnehmer war offenbar cleverer und hat sich schon zuhause Badeklamotten angezogen. Der einzige Nachteil letztlich: die fehlenden Schließfächer. Auf gut Glück verstaue ich alle meine Wertsachen im Rucksack, platziere ihn etwas unauffällig an der Seite und hoffe, dass hinterher noch alles da ist. Soetwas ist eigentlich Gift dafür, wenn man etwas Neues lernen möchte, denn ein Teil deiner Gedanken ist dann immer bei deinen Wertsachen. Vom See werfe ich später immer mal wieder ein Auge darauf.

Der Kurs dauert nur 90 Minuten und besteht aus 12 Leuten von, geschätzt, 10 bis 70 Jahren. Die Kursleiterin erzählt uns anfangs alles haarklein zur Theorie. Ich versuche in Trockenübungen alles direkt nachzuahmen, was sie vormacht. Das hilft mir später, das meiste richtig zu machen.

Wir steigen zunächst auf Knien auf die Bretter. Aber das empfohlene Aufstehen ist überraschend einfach und gelingt allen auf Anhieb. Dass die Kursleiterin ankündigt, wir würden anfangs etwas steif und wackelig auf den Brettern stehen, nimmt mir die Angst. Kaum einer kann es besser, aber alle bleiben erstmal stehen. Auch das Paddeln und Navigieren gelingt wie erwartet.

Es dauert nur ein, zwei Minuten, da liegt die erste Teilnehmerin im Wasser. Die arme Frau, ich würde sie auf etwa 45 schätzen, reagiert völlig hilflos, verkrampft und versucht verzweifelt sich wieder aufs Brett zu ziehen, dabei kippt es um, das Paddel entgleitet ihr. Die Kursleiterin eilt ihr zur Hilfe. Keiner lacht, aber alle gucken natürlich, wenn auch mehr aus Anteilnahme; man würde ihr gerne helfen.

Als sie wieder auf dem Brett kniet, muss sie erst überredet werden, wieder aufzustehen. Ihr ist die Sache denkbar peinlich. Als ich an ihr vorbeipaddle, versuche ich, ihr entwas Aufmunterndes zuzurufen: „Du hast es jetzt wenigstens schon hinter dir“, worauf sie sich wirklich ein wenig zu entspannen scheint und antwortet: „Ich glaube, da kam meine Angst vor dem Ertrinken plötzlich hoch.“ Und siehe: Sie versucht es danach weiter.

Plötzlich verkrampfen meine Füße. Ich gehe auf die Kniee und paddle zur Kursleiterin rüber. „Das ist normal“, sagt sie. „Du bist verkrampft, weil du nicht ins Wasser fallen willst. Da gibt’s einen einfachen Trick: Spring mal rein, dann hast du gleich keine Angst mehr.“

Ich tu’s und danach wird es tatsächlich besser. Noch ein zweites Mal muss ich sie später im Hilfe bitten, als ich bei der besprochenen Dreiviertelkreisdrehung völlig auf dem Schlauch stehe und das auch zugebe. Sie erklärt es mir in aller Ruhe, mehrfach. Ich habe den kompletten Blackout, aber ich mache einfach nach, was sie mir zeigt, und plötzlich geht’s.

Ich bin schon mit der Erwartung angereist, bestimmt 50 Mal ins Wasser zu fallen (so wie jedes Mal, wenn ich versucht hatte, Wakeboardfahren zu lernen) und mich komplett zum Horst zu machen. Von daher ist mir alles plötzlich überhaupt nicht mehr peinlich. Am Ende habe ich auch den Bogen weitestgehend raus. Ich stehe noch etwas steif aber sicher, komme gut vorwärts und falle tatsächlich nur noch ein einziges weiteres Mal ins Wasser.

Und so kommen wir dann nach einer guten Stunde „auf See“ zurück in den „Hafen“ gelaufen. Die beiden kleinen Jungs aufrecht und entspannt, ihre Mutter aber auch. Zwei Teilnehmerinnen pitsche-patsche nass, eine nur noch auf Knien. Der Rest (darunter ich) irgendwie so dazwischen. Aber ich bin zufrieden. Für einen Grobmotoriker wie mich hat das ganz gut geklappt.

Also Moral von der Geschicht: Vergesst die blöde Schule, habt keine Angst vor Fehlern und dann kommt am Ende schon was Zählbares bei raus.

Morgen ist Bürgermeisterwahl in Bonn. Meine Prognose (und wer mag, hat noch bis morgen 1800 Uhr Zeit dagegen zu halten ;):

Ashok Sridharan (CDU): 42%
Lissi von Bülow (SPD): 18%
Katja Dörner (Grüne): 18%
Werner „Hümmi“ Hümmerich (FDP): 9%
Michael Faber (Linke): 5%
Sonstige: 8%

Hab ich mich erstmal kaputtgelacht über die Schlagzeile. Gott* mit Gendersternchen schreiben… Wären wir hier noch beim Thema Politik, könnte man der Katholischen Studierenden Jugend Populismus vorwerfen. Als wäre „I saw God, she was black“ heute noch was Neues. Muss man sich Gott überhaupt als Person vorstellen? Schon unser Religionslehrer damals war anderer Ansicht.

Ich muss es zugeben: Der Musiksender, den ich im Auto mittlerweile am häufigsten höre, ist WDR4. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich die immer gleiche Popsülze auf allen anderen Sendern nicht mehr ertrage. Aber auch daran dass ich alt geworden bin auch WDR 4 nicht mehr das WDR 4 ist, mit dem meine Eltern uns damals auf dem Weg zu meiner Tante immer gequält haben. Als kein Deutscher-Schlager-Gedudel mehr, sondern hauptsächlich Oldies, richtig gute Oldies.

Daran dass ich mir das jetzt nach einiger Zeit erst wirklich eingestehe, seht ihr die Schwierigkeit eines Rebrandings. Vor jedem, dem ich das erzähle, muss ich das erst einmal verantworten. Man kann es sich schlicht nicht vorstellen. Dabei ist der Relaunch von WDR 4 vom Schlager- zum Oldieradio schon fast 10 Jahre her.

Eins vererbt sich also doch von Generation zu Generation: Sollte ich irgendwann mal Kinder haben, werde ich sie auf dem Weg zur Tante auch mit WDR 4 quälen. Das ist mein gutes Recht. 🙂

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93: Deutschland, was ist schief gelaufen?

Besucht man mal einige unserer direkten Nachbarländer, denkt man sich fast, man wäre in der Zukunft gelandet. Ich nenne hier nur mal die Infrastruktur und Sauberkeit in der Schweiz. Hier hat jeder noch so kleine Ort einen Bahnhof, einen Migros oder einen Coop. Selbst im Heidi-Dorf hast du 4G+ (und auch schnelles mobiles Internet. In Deutschland kommt ja oft auch nichts, obwohl „4G“ draufsteht). In den Niederlanden ist es das wohl weltbeste Radverkehrsnetz, das sich durch’s ganze Land zieht. Fahrräder haben Vorrang vor allem, die Wege sind weit verzweigt teils mit modernstem Bodenbelag ausgestattet. Trotzdem hast du als Autofahrer eigentlich nicht das Gefühl, hier groß benachteiligt zu werden. Die beiden Verkehrsmittel ko-existieren friedlich nebeneinander. Eine sehr gute Ladeinfrastruktur sorgt zudem dafür, dass hier überdurchschnittlich viele E-Autos rollen. Dazu ist das Bahn-Netz fantastisch ausgebaut, und verpasst du einen Zug, kommt der nächste gleich ein paar Minuten später.

Wie es dagegen in Deutschland aussieht, brauche ich euch nicht zu erzählen, das seht ihr selbst jeden Tag. Es herrscht Krieg auf den Straßen. Und jedes neue Verkehrmittel, wie im vergangenen Jahr die E-Scooter, werden erst einmal weggemobbt.

Ja, ist richtig. In der Schweiz und den Niederlanden fahren sie zu einem großen Teil unsere Autos, nutzen unsere Haushalts-, Energie- und Anlagentechnik. Die deutsche Wirtschaft ist stark, exportiert weiterhin kräftig hochqualitative Produkte weltweit. Wir kamen gut durch noch jede Krise der letzten 15 Jahre. Wenn also etwas schief gelaufen ist, dann eigentlich nur beim Thema Infrastruktur. Da aber gewaltig.

Ich stelle hier mal eine steile These auf und sage: Noch weit vor politischer Lähmung, Inkompetenz und Fortschrittsfeindlichkeit liegt es am Geld. Die Schweiz und die Niederlande hatten keine geschätzten 1,3 bis 2,0 Billionen Euro für eine Wiedervereinigung zu zu berappen. Das ist öffentliches Geld, das natürlich an allen Ecken und Enden fehlt und mit dem man so einige hübsche Infrastrukturprojekte wie ein bundesweites Fahrradnetz hätte einführen können. Man hätte die Rentenkassen und die Bahn nicht systematisch ausplündern müssen (gut, hätte man so auch nicht, aber ich kann die Motivation der damals Regierenden dahinter zumindest so weit verstehen, dass sie unter Zugzwang standen, Gelder aus dem Hut zaubern zu müssen). Und man hätte vielleicht ein offeneres Ohr für Visionäre, würde mehr Miteinander statt Gegeneinander denken und vielleicht sogar mal ein bisschen Geld für eine moderne Schulbildung übrig haben.

Vielleicht kommt auch ein wenig daher dieser Trotz, der in Deutschland aktuell vielfach herrscht. Nachdem mit Digitalisierung auch (aber nicht nur) aus den genannten Gründen nicht viel los ist, ist unsere Automobilindustrie tatsächlich Wirtschaftsmotor und ein Stück weit sogar Innovationstreiber in einem, selbst wenn Tesla 5 Jahre Vorsprung hat. Trotzreaktion also: „Lasst bloß die Finger von unserer Automobilindustrie!“

Das kann ich verstehen. Fängst du trotzdem an, darüber zu erzählen, wie toll es in der Schweiz oder den Niederlanden ist, werden Gründe gesucht, das herunterzuspielen. Und das kann es eigentlich nicht sein. Wir müssen sehen, woher wir kommen und dürfen uns hier meinetwegen sogar mal als Opfer fühlen. Schließlich sind weder die Menschen im Osten noch im Westen mit diesem Billionengrab glücklich. Statt Gewinner gibt es eigentlich nur Verlierer auf beiden Seiten der einstigen Grenze.

Aber dann fangen wir doch bitte an, uns Infrastrukturprojekte in anderen Ländern als Vorbilder zu nehmen. Denn mittlerweile hat Deutschland ja wieder aufgeholt, hat die Lasten der Wiedervereinigung langsam abgeschüttelt. Jetzt kann auch langsam mal in die Zukunft gedacht oder zumindest versucht werden, in die Gegenwart aufzuschließen. Wer das nicht für nötig hält, der genieße einmal ein Wochenende lang einen Fahrradausflug in die Niederlande oder einen Tag autofreie Innenstadt in Basel. Vielleicht bringt ihn das zum Umdenken. Vielen Dank!

Der Moment, der nie eintreffen sollte, ist dann also doch gekommen: mein einst unbegrenzter Speicherplatz bei Google ist so gut wie voll. Schaut man sich die Statistik an, ist das umso bemerkenswerter, als dass ich eigentlich nie offiziell ein Google-Fotos-Konto eröffnet habe. Aber sieht zumindest so aus, als wäre hier noch Pozential für ein weiteres, kostenloses Jahr. Ein Jahr auch, um mal zu überlegen, ob ich bei GMail bleiben möchte. Ist für mich nach wie vor der beste E-Mail-Provider. Aber die Liebe zu Google erkaltet immer mehr.

Die drei letzten Biopics/Musikfilme, die ich gesehen habe:

  • Bohemian Rhapsody (2h 15 min)
  • Walk the Line (2h 15 min)
  • A Star is born (2h 15 min)

Also kein Scheiß. Musikfilme müssen offenbar knapp über 2 Stunden lang sein, sonst fehlt es ihnen an Impact. (La La Land ist 2h 8 Minuten lang).

Wir kommen der Sache laaangsam näher:

Und auch am alkoholfreien Aperol-Spritz forsche ich weiter. Das hier (Beneventi Red Bitter mit Schweppes Tonic Water) ist auf jeden Fall noch ausbaufähig. So oder so ein erfrischender Spätsommerdrink:

Genießt die letzten heißen Tage!

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91: Moria

Keiner hört uns zu, keinen interessiert’s. Das Lager ist vierfach überbelegt und jetzt werden wir hier wegen Corona auch noch unter Quarantäne gestellt, die Lage ist hoffnungslos, die wollen dass wir hier krepieren. Was machen wir? Wir fackeln das ganze Ding ab! Dann müssen sie uns evakuieren. Und dann rollt plötzlich auch eine ungeahnte Welle der Solidarität.

Europäische Flüchtlingspolitik...

Kaum Corona-Fälle in Deutschland und der Deutsch-Schweiz. 10.000 neue Fälle täglich in Frankreich. Reisewarnungen für erste Teile Frankreichs und zwei frankophone Schweizer Kantone.

Wie bitte hängt das zusammen?!

Auch ich hab neulich „Wehrt euch“ gefordert, als Jünger eines wild gewordenen Fernsehkochs auf Journalisten losgegangen sind. Klaas Heufer-Umlauf ist als Mann der Tat gleich in Aktionismus verfallen und hatte die glorreiche Idee, Bodybuilder zu Journalisten auszubilden und sie auf die große Anti-Corona-Demo zu schicken. Herrlische 14 Minuten, vor allem Minute 6:10, die Rache am berühmten Hut-Bürger. 🙂

Bild des Tages (Köln-Ehrenfeld):

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75: Einer von 8 Milliarden

Es gibt Leute, die denken einfach nicht drüber nach und machen. Und es gibt Leute, zu denen ich leider auch gehöre, die sich denken: Ich bin doch nur einer von 8 Milliarden unter unendlich vielen Sternen. Was ich mache, hat im großen Kosmos keinerlei Einfluss. Warum also so viel Aufhebens um sich machen? (Warum überhaupt etwas machen?)

Weil es die Gesellschaft leider nun einmal verlangt. Und weil du ihr scheißegal bist, wenn du dich nicht selbst um dich kümmerst.

Muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen.

Heute habe ich einen Tag, wo mir das alles recht leicht fällt. Erstmal einen Zahnarzttermin (Jahreshauptuntersuchung) gemacht. Kam ich erstaunlich schnell dran. Ja, um sowas kümmere ich mich meist erst Ende des Jahres. Auch weil ich mir selbst nicht so wichtig bin.

Dann fiel mir heute ein, eigentlich ist es ja egal, von welcher Seite aus man es sieht. Eigentlich könnte ich auch reich werden. Reich werden zu wollen ist in diesem Land im Grunde eine Wahl. Es ist möglich! Es ist nur die Frage, wie du es dann am besten anstellst und wie weit du zu gehen bereit bist.

Wollen musst du es natürlich auch.

Und auf der einen Seite Geld sparen. Hier wieder einmal ein Akt aus der Gesellschaftstragödie „Du musst kündigen, sonst lacht sich der Vertragsteilnehmer über dich kaputt“:

2 Jahre war ich zufriedener Kunde von Vodafone (damals noch UnityMedia), zahlte für eine 150-Mbit/s-Leitung 25 Euro im Monat. Die Welt war in Ordnung. Dann plötzlich standen 30 Euro auf der Rechnung. Um zum ersten Mal Ärger. Wie kam es dazu? Die 2 Jahre, in denen der Preis galt, waren abgelaufen. Und treue Kunden erhalten als Dank für ihre Treue höhere Preise. Und ärgern sich auch noch über sich selbst, wenn sie vergessen, rechtzeitig zu kündigen.

Den Monat drauf berechnete Vodafone mir dann 35 Euro. Wutenbrannt durchsuchte ich das Kundencenter nach einem Service-Kontakt, hing 10 Minuten in der Warteschleife, legte dann auf. Schrieb eine E-Mail mit der Bitte um Aufklärung, bekam nie eine Antwort.

Stattdessen bekam ich eine standardisierte Mail mit Bitte um Feedback, in der ich den Service bewerten sollte. Welchen Service? Mir wurde ja gar nicht geholfen. Ich gab in allen Kategorien 0/10 Punkten und schrieb noch wütend „Nie wieder Vodafone!“ dazu.

Danach stand erst einmal mein Urlaub an. Als ich wiederkam, hatte ich eine Kündigungsbestätigung von Vodafone im Briefkasten. Was interessant ist, denn offiziell hatte ich gar nicht gekündigt. Beleidigt war ich trotzdem nicht, hier hatte der Service zwar übertrieben, aber meinen Ärger vorausschauend kanalisiert. Eine Nummer war dort noch angegeben, unter der ich mir ein neues Angebot einholen und die Kündigung zurücknehmen könnte.

Aus schlechter früherer Erfahrung weiß ich noch: An der Kündigungshotline sitzen die Leute, die Kompetenzen haben, also die fachlich was können und produktpolitisch was dürfen. Die wollen dich halten, die können und sollen dir was anbieten.

Das Ende vom Lied ist, dass ich jetzt zwei Jahre weiter Vodafone-Kunde sein werde, mir das spätestmögliche Kündigungsdatum rot im Kalender markiert habe und dass ich downgegradet habe: auf 100 Mbit/s für 22 Euro (für zwei Jahre). 250 Mbit/s hätten für zwei Jahre 30 gekostet, danach 40. Aber warum dem Saftladen mehr bezahlen? So viel lade ich ja gar nicht runter, Kabelinternet leidet meist eh unter einer schwachen Response-Zeit; es dauert dann immer einen kleinen Moment, bis Webseiten beginnen zu laden. Aber da ist kein Unterschied, ob 100 oder 150 Mbit/s. Damit werde ich klarkommen.

Nur den ganzen Ärger hätten sich beide Seiten ersparen können, man hätte die Servicekosten gering halten können, seinen guten Ruf verteidigen, wenn man einfach nur alles so gelassen hätte, wie es war. Warum tut man das? Warum verärgert man Kunden so, wenn man sie doch eigentlich gar nicht loswerden will?

Ein Bild habe ich heute nicht, aber ein Video. Mir kam der Gedanke, mal ein neues Format für die Arbeit auszuprobieren. Arbeitstitel: „Luft nach oben“. Mit einem täglichen Aufreger, kurz und schmerzlos aus der Hüfte geschossen. Aber es muss gut sein, sonst kann es nicht auf Arbeit. Hier der erste Versuch:

Ein richtig guter Longread auf Spiegel.de über offenen Rassismus in Deutschland, erstaunlicherweise frei und nicht auf Spiegel+. Sollte sich jeder mal zu Gemüte führen.