Okay, falls man das überhaupt verallgemeinern kann (ich finde: ein bisschen schon), so kommen mir viele Niederländer etwas direkter vor als Deutsche. Kein Verstecken im Kontext: Gerade heraus, was man denkt, egal ob Lob oder Kritik. Dass bei niederländischen Männern zwischen 40 und 60 gerade irgendwie die Beethoven-Mähne im Wet-Look in ist: wohl einfach nur eine andere Mode.
Dass uns das Land, was Infrastruktur, Architektur, Agrikultur, Innovation und Wohlstand angeht, um geschätzte 20 Jahre voraus ist, würde ich auf simples Vorhandensein der notwendigen Finanzen zurückführen. Denen fehlen eben keine 2.000 Milliarden in der Bilanz, die bei uns die Wiedervereinigung gekostet hat. Das ist ganz schön viel Geld, mit dem man viele tolle infrastrukturelle Projekte hätte anstoßen können.
Eins ist mir aber noch aufgefallen: Was ich bisher so gesehen habe, sind mir viele Niederländer weniger darauf bedacht, sich irgendwie anzupassen. Man ist dann mal da, man ist dabei auch schon mal laut, man macht direkt sein Ding und kümmert sich erst einmal wenig darum, was andere davon halten könnten. Klar, man tritt dabei schon niemanden auf den Fuß, und täte man es doch, würde man sich höflichst und ehrlichst entschuldigen. Aber man weiß auch, was man darf und kann und füllt diesen Raum voll aus. Fühlt sich jemand dadurch gestört, hat man auch kein Problem damit, sorry zu sagen und ein paar Oktaven tiefer zu singen. Aber man hat diesen vorauseilenden Gehorsam nicht, den ich Deutschland so oft sehe. Wir können hier nicht so laut sein, wir müssen uns hier so und so benehmen, wir gehen schon ganz rechts die Straße entlang, weil da irgendwann ein Auto kommen könnte. Da sind wir dann doch oft sehr angepasst.
Ja, blöde Generalisierungen… Gilt natürlich nicht für alle, sind nur Beobachtungen, gibt viele Gegenbeispiele… Ihr wisst, was ich meine.
2 Antworten auf „Deutsche und Niederländer“
Was ich durch Kundenkontakt (Sondermaschinenbau) sagen kann ist dass die niederländische Mentalität sowohl positive als auch negative Seiten hat (wie es immer so ist…)
Man kommt zwar schneller in Gespräch und auch direkter zum Ergebnis, andererseits wenig Kompromissbereitschaft bei Problemen des Gegenübers, immer maximale, nicht immer sinnvolle, Forderung bei der Aufgabenstellung, ausgeprägte „All-in“-Erwartung.
Auch leidet hier die menschliche Komponente etwas, nach Gefühl ist alles „amerikanischer“ – oberflächliche Freundlichkeit, „hire and fire“.
Kurzum, bei kurzen Kontakten i.O., und sinnvoll, bei längeren (Geschäfts)Beziehungen nicht so gut, meiner Meinung nach.
Kluge Analyse! Danke! 🙂 Hab mal irgendwo gelesen, dass die Niederländer den Turbokapitalismus erfunden hätten. Und ja, etwas weniger sozial kommt mir die Marktwirtschaft hier vor. Die Leute an sich allerdings: in ihrer Gruppe sehr gezellig.