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Ein paar Gedanken über Corona

Ich war gerade eine Runde draußen (und bin froh, dass das noch geht). Dabei macht man natürlich Beobachtungen und sich so seine Gedanken.

  • Viele Restaurants verkaufen jetzt außer Haus. Bei mir in der Gegend sind das gleiche mehrere (Italiener, Asiate, Spanier…) Wenn ihr wollt, dass es sie nach der ganzen Sache noch gibt, dann ruft da einfach mal an, bestellt was vor und holt es ab.
  • Generell: Ruft doch mal an (oder schickt, bisschen diskreter noch, eine Sprachnachricht). Ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben. Aber alle paar Tage mal ein gutes Gespräch mit einem Freund ist ein ganz guter Ersatz für nun ausbleibende soziale Kontakte.
  • Mittlerweile sind die Leute allerdings auch gefühlt des Kommunizierens ein wenig überdrüssig. Die vergangenen Tage flatterten noch täglich mehrmals „Wie geht’s dir?“-Nachrichten oder Klopapier-Memes ins Haus. WhatsApp-Status blüht mehr denn je, ansonsten scheinen die Leute mittlerweile ein klein wenig mehr auf Abstand zu gehen – auch, weil sie mit dem weniger Abstand zuhause erstmal klarkommen müssen. Die Nachrichten werden weniger. Zum einen brauchen wir vielleicht alle gerade wirklich etwas Ruhe. Zum anderen ist die Krise aber auch schneller Alltag geworden, als man für möglich gehalten hat.
  • Ähnlich wie bei Restaurants sieht es mit einigen Einzelhandelsgeschäften aus. Sie verkaufen außer Haus. Auch das eine gute Möglichkeit, sie in diesen wirtschaftlich sehr schweren Zeiten zu unterstützen. Rainer hat es hier schon kommentiert und die Idee scheint mir eigentlich gut: Wenn ihr etwas einkaufen wollt, dann guckt doch vielleicht erstmal, ob das Geschäft, zu dem ihr sonst gegangen wärt, nicht auch einen Online-Shop hat, bevor ihr direkt zu Amazon geht. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
  • Wohl dem, der jetzt einen Online-Shop hat! Praktisch jedes Geschäft hat jetzt einen Info-Zettel an der Tür hängen, ob und wie man gerade noch etwas verkauft. „Ihr könnt bei uns online oder telefonisch bestellen“ schreiben die einen. „Ihr findet uns weiterhin auf Facebook oder Instagram“ die anderen. Wer von beiden ist wohl besser aufgestellt…
  • Es war noch nie so einfach wie jetzt, dumme Leute auf der Straße zu erkennen. Ich sage nicht, dass jeder sofort eine hohle Nuss ist, nur weil er noch im Pulk mit anderen rumsteht. Aber die paar, die ich gerade unterwegs traf, und die zu fünf oder sechs im Kreis standen, teils vor sich hin spuckend (wie blöd kann man sein!), sah man die Dummheit aus drei Kilometern Entfernung an. Vielen Dank für diesen Einblick!
  • Was im Umkehrschluss aber auch bedeutet: Die allerallermeisten Anderen sind zuhause geblieben, haben es also begriffen. Wie auch im Supermarkt die meisten mittlerweile wirklich auf Abstand gehen und überhaupt die meisten Maßnahmen beherzigen. Das ist nicht nur schlau, das ist auch nachsichtig. Manchmal ist die Welt doch gar nicht so schlecht.
  • Zumindest bis morgen, Samstagnachmittag. Denn wie ich meine Pappenheimer kenne, halten gute Vorsätze nur so lange wie man arbeitsmüde in der Ecke liegt. Bei schönem Wetter am freien Samstag setzt der Herdentrieb ein. Cafés haben zum Glück geschlossen, aber es wird viele, viele Leute nicht davon abhalten, sich in Gruppen auf öffentlichen Plätzen zu versammeln.
  • Das heißt auch: Das Laissez-faire der Bundesregierung fruchtet nicht. Es werden Ausgangsbeschränkungen auch hier kommen, wie einzele Bundesländer und Städte sie schon eingeführt haben.
  • Mit der erzwungenen Freizeit könnte man jetzt eigentlich ganz schön viel Sinnvolles anfangen. Aufräumen, ausmisten, renovieren, ein gutes Buch lesen, vielleicht auch – wie wir es im Trendblog vorgeschlagen haben – mit spannenden Online-Angeboten etwas Neues lernen. Reell ist mir gerade am meisten danach, zu couchen und weiter „The Morning Show“ zu sehen. Wie das kommt? Weil die Woche sich abgesehen vom Ausnahmezustand so sehr gar nicht von anderen unterschieden hat. Es gab viel Arbeit und sehr viel Information zu verarbeiten. Der eine oder andere hat jetzt auch noch lärmende Kinder ständig im Haus. Meine Prognose deswegen: Vielleicht sind wir in 2-3 Wochen dann auch mal etwas aufnahmefähiger, aber die ersten erzwungenen Tage zuhause werden die meisten nicht viel Anderes tun als netflixen, zocken oder die Kinder zu bespaßen.
  • Und nach Corona? Rainer schickte mir einen Link zu einem Essay von Zukunftsforscher Matthias Horx: Die Welt nach Corona. Horx malt darin das rosige Bild einer entschleunigten Gesellschaft, bewusst über das, was wirklich wichtig ist (gute soziale Kontakte z.B.) und von den Schattenseiten des Kapitalismus größtenteils geheilt. Zur Normalität, wie wir sie kannten, würden wir niemals zurückkehren. Liest sich gut, mag ich aber nicht so ganz glauben. So leicht werden wir wohl nicht auf unseren Wohlstand verzichten, der im Kapitalismus eben auch begründet ist. Aber einige Dinge werden sich ändern, haben sich schon jetzt geändert. Und, ja, ich sehe auch, dass die Krise durchaus auch ihre rosigen Seiten hat.
  • Und dann fragt man sich einige Dinge über den Kapitalismus, die so absurd sind, dass man sie wirklich zu lange nicht gefragt hat. Um in meiner Branche zu bleiben: Warum muss es z.B. über 200 verschiedene Notebooks geben, die sich größtenteils ähneln wie ein Ei dem anderen? Warum reicht ein Smartphone namens E15 nicht? Warum muss es auch ein E15 Pro, Pro Premium Edition, Lite, Plus, i, i smart, i smart lite, i smart young geben? Neben einem Y (2020), Pro, smart, lite, plus, i, i smart lite… (jeweils fiktive Namen aber keine fiktive Darstellung)? Warum von jedem Hersteller? Warum jedes Jahr aufs Neue? Was soll die Scheiße eigentlich? Das ist Kapitalismus, den wirklich keiner braucht.

Ein abschließendes Fazit habe ich hier gar nicht. 🙂 Bleibt’s gesund und macht’s a guade Stimmung vernünftig, dann ist der ganze Mist vielleicht noch vor dem Sommer zu Ende.

5 Antworten auf „Ein paar Gedanken über Corona“

Aber ich mag lieber die positiven Seiten, bin ja Optimist.
Und ja Kapitalismus in der von dir beschriebenen Form ist völlig unnötig. Wirtschaftlich heißt es ja Angebot und Nachfrage regeln sich. Aber braucht man die ganzen Angebote bzw. gibt es überhaupt die spezielle Nachfrage ?!?
Ich denke, dass es den meisten Konsumenten völlig wurscht ist, ob es ein Pro, Plus oder sonstwas ist. Den Überblick im Computer-Markt zu behalten? Halte ich für völlig irre!

Das ist, glaube ich, die Idee dahinter: Die Leute sollen gar keinen Überblick mehr haben, sondern einfach von der Marke, von der sie gehört haben, kaufen, was „shiny“ aussieht, möglichst wenig vergleichen und vergessen, was es gestern noch gab. Hab aber auch leider (?) kein BWL studiert, sondern in der Richtung nur eine Lehre als Industriekaufmann gemacht. 😉 Warum die Hersteller in Zeiten des harten Wettbewerbs ihr Heil im Überangebot suchen, obwohl nach menschlichem Ermessen doch das Gegenteil vernünftig wäre: I don’t know.

Diese Zukunftsstudie ist übrigens ziemlicher Mist. Hab mir die gestern mal durchgelesen. Das sind ja alles vier Dystopien, wie sie so auf keinen Fall eintreten werden.

Musst aber einen guten Ausbilder gehabt haben… 😉

Ja, ich fand die vom Zukunftsinstitut auch nicht so überzeugend, dafür dass sie sich professionell mit der Zukunft beschäftigen…
Deswegen habe ich dir ja auch den anderen Artikel geschickt. 🙂

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