Heute Morgen wachte ich auf, und es war ruhig. Ich ging auf meinen Balkon, lukte raus und sah nichts Besonderes. Es schien noch weiter geregnet zu haben in der Nacht, wie auch schon fast den ganzen Tag davor. Nervig, kein echter Sommer halt, aber mehr auch nicht.
Hätte ich 30 Kilometer weiter weg gewohnt, könnte ich jetzt tot sein. Die Nachrichten heute sind unfassbar. Im Kreis Euskirchen sind 15 Menschen tot, an der Ahr, wo ich gerne wandern gehe, mindestens 18. Viele weitere werden vermisst. Zur Stunde meldet Tagesschau.de 58 Tote und noch viele Vermisste. Das ist schon jetzt eine größere Katastrophe als das Oder-Hochwasser von 2002. Und dabei hat es „bloß“ einen Tag lang geregnet…
Die Leute dort dachten wahrscheinlich das gleiche wie ich. Dass es halt was mehr regnen würde. Dass, wenn es schlecht läuft, nachher vielleicht der Keller unter Wasser steht. Mehr nicht.
In Schuld an der Ahr sind nun ganze Häuser eingestürzt. Die Leute wurden in der Nacht vom Wasser überrascht und hatten teils nicht mehr Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. In Wuppertal ist eine Talsperre übergelaufen, bei der nahe Euskirchen droht die Staumauer noch zu brechen. Meine Güte, was ist los…
Klimawandel, sagen die einen. Kann gut sein. Aber ganz ehrlich: Was feilschen wir jetzt noch darum, wie viel Grad mehr wir dem Planeten zumuten können? Das ist doch längst zu spät. Die Katastrophe ist da und von jetzt an wird es nur noch schlimmer werden. Tun wir doch alles dafür, um es nicht weiter zu verschlimmern und betreiben wir lieber proaktives Katastrophenmanagement. Darum wird es auch in der nächsten Wahl gehen. Eigentlich egal, wer gewinnen wird, denjenigen bleibt gar nichts anderes übrig, als sich des Themas anzunehmen.
Ich sitze hier derweil in meinem Elfenbeinturm und weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Das hier scheint der sicherste Ort der Welt zu sein. Eine stabile Demokratie, Freiheit, Sicherheit, gemäßigtes Klima, Reichtum. Und morgens stehst du auf und hast keine Katastrophe vor der Tür (toi, toi, toi, zu allem).
Aber machst du es dir zu bequem, rettest du die Welt auch nicht.
Update: Und ach so und ach ja, wo ich jetzt die ersten Reels sehe, wie wenig Armin Laschet und alle Kanzler(kandidaten) vor ihm sich herzlich wenig für den Klimawandel geschert haben, wo der „Spiegel“ doch schon 1986 einen Kölner Dom im Hochwasser auf dem Titelbild hatte.
Ganz ehrlich: Wer von uns hat das denn?!? Politiker machen doch auch nichts Anderes als das, was wir nur vehement genug von ihnen fordern. Und da hat das vor Greta eben nur eine kleine Minderheit. Oder anders gesagt: Der, der die letzten 20 Jahre herzlich gerne Fleisch gegessen hat, rege Billigflieger genutzt, seine Klamotten aus China online bestellt und lieber in ein neues iPhone statt in Infrastrukturprojekte in armen Ländern investiert hat, der werfe den ersten Stein.
2 Antworten auf „Elfenbeinturm“
Die neue Farbe ist aber nicht Elfenbein… ?
Aber ansonsten haben wir glaube ich die erste echte Naturkatastrophe, die in Deutschland Spuren hinterlassen wird.
So sieht’s wohl aus. 🙁