Egal, ob ich in letzter Zeit mal zu Fuß, mit dem Auto, dem Fahrrad oder, wie aktuell, einem E-Moped unterwegs bin: Sie rauben mir den letzten Nerv, diese sonderbaren Verkehrsteilnehmer. Raser, Drängler und rabiate Radfahrer meine ich nicht, die kennt man ja schon, ohne die würde fast etwas fehlen. Es sind eher diese bisher kaum besprochenen Speziäe:
- Die Nur-Nach-Gehör-über-die-Straße-Geher: Sie gehen einfach, wenn kein Auto zu sehen ist. In letzter Zeit sehe ich vor allem alte Männer, die das tun. Oh, und ich meine hier nicht diejenigen welchen, die schon zum Gehen angesetzt haben, mit einem Bein auf dem Radweg stehen und dann doch noch stoppen. Ich meine Leute, die einfach so gehen. Die schon zwei Meter weit auf der Fahrbahn sind, wenn du gerade den Berg runtergerauscht kommst. Die dich noch nicht einmal bemerkt haben, wenn du mit deinem – erstaunlicherweise – lautlosen Fahrrad schon direkt hinter ihnen bist. Überfahren darfst du sie natürlich trotzdem leider nicht.
- Die Komme-Was-Wolle-zu-zweit-Nebeneinander-Geher: Ihr trefft sie vor allem gerne vor euch auf schmalen Fußwegen, wenn ihr es selbst gerade eilig habt. Sie bestehen darauf, nebeneinander zu gehen und dabei den ganzen Weg auszufüllen. Sie bemerken euch aber nicht hinter sich, egal, wie laut ihr absichtlich schlurft oder wie sehr ihr ihnen schon in den Nacken atmet. Natürlich gibt es genau dann keine Möglichkeit, irgendwie zu überholen, meist weil Gegenverkehr kommt. Ihr könnt gut und gerne 50 Meter lang hinter ihnen hergehen, sie hören euch erst, wenn ihr euch laut räuspert oder sie irgendwann ansprecht und wörtlich bittet, zur Seite zu treten.
- Die 40-in-der-50er-Zone-Fahrer: Sie fahren gerne vor euch im dichten Feierabendverkehr. Die Ampel habt ihr hinter euch gelassen, die Tempo-30-Zone ist gerade vorbei, aber der im Auto vor euch macht trotzdem keine Anstalten, in irgendeiner Art und Weise schneller zu werden. Er bleibt bei 30 oder – sehr gerne auch – 40, da wo 50 erlaubt sind. Könnte ja bald die nächste Ampel kommen… Gibt es natürlich nicht nur in 50er-Zonen. Jeder kennt auch die, die nach einer Ampel auf der Landstraße weiter 70 fahren. Neulich habe ich mal mit dem Fahrrad in einer Tempo-30-Zone ein Auto überholt, das stoisch bei 25 blieb.
So sehr die Hölle hier die Anderen sind. So sehr ist es manchmal auch die Verkehrsführung, die sie dazu treibt. Oft sehe ich einen Tempo-30-Hinweis mit gleichzeitigem Baustellen-Schild, obwohl die Baustelle da schon lange nicht mehr ist. Manchmal fehlt ganz offensichtlich das Schild, das eine Beschränkung wieder aufhebt. Es gibt Autofahrer, die bergauf hinter und neben mir auf dem Rad herkriechen, weil sie wegen des 1,50-Abstandsgebots nicht überholen dürfen. Eine völlig unrealistische Regelung, in meinen Augen, die den dichten Feierabendverkehr noch weiter ausbremst und die Autos zu gefährlichen Überholmanövern verleitet. Wie übrigens auch Autos und vor allem LKW, die mich auf dem E-Moped überholen, weil das aus absurden gründen nicht schneller als 45 km/h schnell sein darf.
Es ist immer wieder ein Chaos da draußen. Und du kannst dir nie sicher sein, dass du da lebend wieder raus kommst. Du bist den Anderen hilflos ausgeliefert und wenn es nicht um gefährliche Situationen geht, dann rauben sie dir mit ihren Marotten den allerletzten Nerv.
Ich weiß schon, warum ich lieber im Home Office arbeite.