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Alright!

Innerer und äußerer Jakobsweg

Gestern bin ich spontan die erste Etappe des Bonner Jakobswegs gelaufen (Köln/Bonn – Trier – Metz), und es hat irrsinnig Spaß gemacht. Vor allem wegen der ersten Pause direkt nach 500 Metern (unten im Bonner HBF, ich brauchte unbedingt noch Kaffee und Kuchen, und der Haferkater ist eine erstaunlich gute Anlaufstelle dafür. Vor allem seit nebenan der Starbucks aufgemacht hat und deswegen im Haferkater alles leer ist). Klingt faul, aber am Ende wurden es genau 25 km mit einem steilen Anstieg bei Gielsdorf, dann bis kurz vor Lüftelberg und von da noch zur S-Bahn. Und genau da würde ich gerne demnächst hin zurückkehren und die nächsten Etappen gehen. Ist nicht der berühmte, „echte“ Jakobsweg unten in Spanien (den Nicky gerade geht!), aber ein guter Anfang.

Sehr cool war dann auch noch, hinterher Christian in Bonn zu treffen, die Ereignisse der letzten Tage und Wochen bei einem Bifteki und ein paar Bierchen beim Griechen und in Bonns einziger Craftbeerbar zu besprechen und zwei gemeinsamen Freunden feuchtfröhliche Sprachnachrichten aufs Handy zu schicken. Ich bin mit Alkohol sehr vorsichtig seit dem Ende, das löst bekanntlich keine Probleme, aber das gestern hat wirklich gut getan!

Dabei wollte ich eigentlich gar nicht raus. Ich wollte zuhause meinen letzten noch zu entrümpelnden Schrank angehen, in dem sich Kindheitserinnerungen und meine letzten Bücher stapeln. Der innere Jakobsweg sozusagen, die weit steilere Strecke. Deren erste Etappe bin ich dann heute aber auch noch angegangen:

  • Die letzten Bücher in Stapel sortiert: behalten / noch einmal reinschauen und dann weg / direkt weg. Die meisten kamen auf den zweiten Stapel, direkt weg kam nur mein Niederländisch-Arbeitsbuch vom Sprachkurs in Den Haag, das brauche ich nun wirklich nicht mehr.
  • Alte Mappen mit Spielberichten der Schul-Tipperliga, sozusagen meine ersten journalistischen Gehversuche.

Und da nochmal reinzuschauen, hat richtig Spaß gemacht. Sich Woche für Woche neuen Blödsinn einfallen lassen, den man dann zu quasi Fake-Spielberichten verarbeitet. Das habe ich damals gemacht. Was war das? Irgendwas genau zwischen Prosa mit zweistelligen Leserzahlen und harten News. Ich habe es „Sportsatire“ genannt – und Jahre später dann sogar meine Diplomarbeit darüber geschrieben.

Das war schon das größte Schelmenstück meines Lebens bisher, muss man sagen. Wenn auch alles ehrliche und teils harte Arbeit war, aber ich keine Scheu davor hatte und auch Rückschläge meist gut weggesteckt habe. So gesehen eine durchaus gelungene erste Etappe und anscheinend wenig Strecke, vor der man Angst haben müsste. Aber eben auch das: ein Weg mit vielen Etappen, der mit dem ersten Schritt beginnt.

Mehr Pilgern also in nächster Zeit: innerlich wie äußerlich.

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