Ich war nicht gut drauf heute Nachmittag, und wenn das der Fall ist, drehe ich oft mal eine Runde um den Block. Das hilft meist, die schlechte Laune zu halbieren. Weil ich gerade in der Nähe des Aldis war, fiel mir ein, dass ich noch Müsli brauchte, und ging spontan rein. Die Leute dort gingen mir auf den Geist, immer stand einer im Weg, hatte es zu eilig oder mir passte seine Nase nicht. Ich weiß es gar nicht genau, aber ich war völlig genervt.
Vor mir an der Kasse dann eine Mutter mit kleinem Jungen, und sie wirkte leicht überfordert. Wer in den letzten 15 Jahren mal bei Aldi an der Kasse stand, weiß eigentlich: Du hast genau 0,7 Sekunden Zeit, dein Zeug in den Korb oder Einkaufswagen zu schmeißen, weil die Verkäuferin das in der Zeit alles auf die 10 cm breite Einpackschneise geschoben hat und sofort den nächsten dran nimmt.
Die Frau vor mir kam da nicht hinterher. Sie hatte wohl 20 Sachen gekauft, packte dies ganz ruhig in eine Tasche, jenes in die andere, ach nee, da war ja schon was drin, packte um, schloss die Tasche, machte sie wieder auf, um ihr Portmonee rauszuholen, während sich hinter ihr schon die Leute die Beine in den Bauch standen.
Jetzt passierte etwas Ungewöhnliches. Die Kassiererin war beim letzten Item der Frau angekommen, einer Packung Äpfel, und hier funktionierte der Barcode nicht. Sie schaute auf einer Liste nach, fand die Äpfel aber nicht. Per Headset meldete sie sich bei ihrer Kollegin und fragte nach dem Preis. Das alles gab der Frau vor mir die Zeit, ihr Zeug doch noch einzupacken. Und als die Kassiererin den Preis durchgesagt bekam und dann auch schon anfing, meine Sachen über den Scanner zu schieben, war die Frau fast fertig.
Mittlerweile hatte ich auch ein paar mal tief durchgeatmet und war deutlich gelassener als davor. Dass es mal etwas langsamer von statten ging, fand ich plötzlich eigentlich sehr schön.
Interessant auf jeden Fall, die Frau genau die Zeit bekam, die sie brauchte. Ist es vielleicht das, was wir alle brauchen? Ein wenig mehr Zeit, etwas weniger Sofort? Muss man wirklich in 2 Minuten an der Aldi-Kasse fertig sein, oder ist es schlimm, wenn es mal 3 oder gar 5 sind? Was verpasst man groß in der Zeit? Muss der neue Rucksack zwingend direkt am nächsten Tag geliefert werden, oder würde vier Tage später nicht auch noch reichen? Wäre dann nicht sogar die Vorfreude größer? Täte unserer ganzen Gesellschaft das nicht vielleicht mal richtig gut, alles ein klein wenig langsamer anzugehen?
Manchmal habe ich den Eindruck: Corona und die damit auch verbundene Chip-, Liefer-, Ersatzteil-, Arbeitskräfte- und überhaupt Krise hat schon geholfen uns daran zu erinnern, dass es so schlimm gar nicht ist, wenn man mal ein paar Tage auf etwas warten muss. Das 9-Euro-Ticket hatte uns auch noch einmal vor Augen geführt, wie leidensfähig wir sind und dass volle Züge, Verspätungen und Zugstreichungen uns am Ende gar nicht so viel ausmachen.
Etwas mehr Geduld und Gelassenheit könnte uns allen ziemlich gut tun.
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Rucksack
Am Ende habe ich sie mir doch beide bestellt, die beiden Rucksäcke aus meiner engeren Auswahl. Den Aevor Travel Pack in Schwarz und den Vaude Wizard 30+4 in Rot. Am Ende musst du ausprobieren, nur Gucken hilft nicht:
Haben beide sehr viele Vor- und ganz wenige Nachteile. Der Vaude hat kein Laptop-Fach, dafür aber ein Netz, das den Rücken trocken hält. Schuhe passen allerdings nur in das Extra-Schuhfach unten, wenn man die Erweiterung öffnet, also die genannten +4. Dem Aevor fehlt eine Regenhülle, vor allem aber eine Extra-Tasche vorne für Kleines. (Nichts ist notwendiger als das Überflüssige!) Aber ansonsten geht sehr viel rein, drinnen hat’s viele Taschen und der Extra-Zugriff an der Seite ist toll.
Und jetzt bin ich drauf und dran beide zu behalten. ? Ja, was kost‘ die Welt… kosten ja beide „nur“ um 120 Euro. Sparken aber beide viel Joy. Der Vaude würde sich ideal für Tischtennis, Pilgern und Wandern eignen, der Aevor bestens als Alltags-, Einkaufs- und Reiserucksack.
Dann hätte ich halt nicht einen für alles, sondern zwei.
Scheiß drauf…
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Minimalismus
Gerade fiel mir auf, dass ich in den letzten Wochen mein Minimalisten-Büro gar noch weiter entschlackt habe. Ich habe mir tatsächlich Maus und Mauspad abgewöhnt und arbeite jetzt nur noch mit dem Trackpad des Laptops. Heißt: Auf meinem Schreibtisch steht jetzt wirklich nur noch ein Laptop (und hin und wieder eine Tasse Kaffee und ein Smartphone). Sonst nichts. ??♂️
Zeig mir denjenigen, der da noch minimalistischer ist als ich! 😉
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Schinken
Genau 9 gedruckte Bücher habe ich noch, die ich mir vor dem Wegschmeißen noch einmal genau anschauen wollte. Dabei diesen dicken Wälzer über Wissenschaft & Technik:
Wo kommt der eigentlich her? Ich weiß es gar nicht mehr. Und könnte ich den nicht eigentlich so weghauen und mir alles, was ich wissen muss, im Internet durchlesen?
Vorhin blättere ich durch und stelle fest: nee. Das ist einfach zu interessant, zu gut und kompakt beschrieben und zu toll illustriert. Werde ich nicht behalten wollen, aber sollte ich definitiv noch einmal lesen, um meine letzten Wissenslücken beim Thema Technik zu schließen.
Sind ja bloß 500 Seiten… ? Hab noch keine Ahnung, wann ich das alles lesen soll. Jeden Tag eine Doppelseite und am Wochenende mal ein paar mehr? Würde dann trotzdem 150-200 Tage dauern. Und ich wollte doch diesen Sommer alles fertig minimiert haben.
Damn…