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157: Evening Aventure

Mit tut langsam der Rücken weh. Ich bin deutlich untersportet. Gymnastik zuhause ist nicht meins, eine Bonner Brückenrunde, die von Haustür zu Haustür beim mir 18km lang ist, mit dem Rad auch irgendwie nicht erfüllend. Da muss mehr her. „Tu etwas, was dir Angst macht“, erinnerte mich heute Morgen eine Quora-Weisheit. Angst und Sport kombinieren? Warum nicht!

Ich einigte mich mit mir selbst auf eine Fahrt nach Köln mit dem Rad. Abends im Winter, bei diesigem Wetter, ja fast Nebel, und Dunkelheit. Angst macht mir das eigentlich nicht, kalt ist es eigentlich auch nicht. 7-8 Grad. Aber ein kleines Aventure ist das schon. Zumindest weil ich den Weg rechtsrheinisch kaum kenne und man bei Dunkelheit schonmal den einen oder anderen Wegweiser übersieht.

Um 1900 Uhr bin ich abmarschbereit. Wäre schön, in zwei Stunden wieder da zu sein, denke ich mir. Die südlichste Kölner Rheinbrücke sollte erstmal reichen.

Auf der Bonner Nordbrücke setze ich über. Es kommen Bergheim, Mondorf, wo ich links abbiege und auf die Rheinroute gelange. Es folgen Niederkassel, Lülsdorf und die ersten Wege, die ich nur flüchtig kenne. Der Mond ist nicht zu sehen, aber ein paar Sterne leuchten über mir.

Die Gegend ist eigentlich ganz interessant. Viele Felder, eine alte Kirche, gegenüber die Wesselinger Raffinerieanlegen. Durchaus spektakulär bei Nacht:

Auch das Rheinufer. Mein iPhone weiß nicht genau, wie hell es sich stellen soll. So kommen recht spektakuläre Nachtfotos dabei heraus:

Irgendwann gegen 2000 Uhr meine ich, etwas von Zündorf zu lesen. Aber der Ort kommt und kommt nicht. Das ganze dauert deutlich länger als gedacht. Und nach Stadt sieht das alles so gar nicht aus. Hin und wieder mal kommen mir einzelne Jogger oder Spaziergänger mit Hund entgegen. Einmal meine ich, einen Fuchs zu sehen. Oder ist es ein Hund? Aber ganz ohne Herrchen oder Frauchen? Da endlich, die Zündorfer Kirche:

Es ist bereits 2030 Uhr. Verdammt, wie konnte das so lange dauern! Selbst von hier ist es noch ein ganzes Stückchen bis zur Brücke. Da kommt vorher unter anderem noch Porz.

Als ich endlich die Brücke erreiche und ein paar Bilder von der entfernten Kölner Innenstadt schieße, ist es bereits kurz vor 2100 Uhr.

Also eigentlich die Uhrzeit, zu der ich schon wieder zuhause sein wollte. Was genau ist da schiefgelaufen? Klar ist man langsamer, wenn man den Weg nicht kennt. Aber 20 km/h im Schnitt habe ich für mein Empfinden schon geschafft. Habe ich mich verfahren? Auch nicht wissentlich. Seltsam, das alles.

Besonders kalt ist mir eigentlich nicht. Nur am Nacken zwackt’s ein bisschen und langsam werden mir die Füße kalt. Die Handschuhe halten dafür dicht, und auch meine Radhose hält warm. Lediglich der Pöppes meldet sich. Ein Gefühl, das ich wahrlich nicht vermisst habe…

Zurück geht es deutlich schneller. Rodenkirchen, Weiß… Als ich kurz anhalte, um zum ersten und einzigen Mal auf Apple Maps zu schauen, spricht mich ein Spaziergänger an. Ich solle mein Vorderlicht mehr nach vorne neigen. Das blende, er kenne das selbst vom Radfahren. Ich nicke und erzähle ihm die emotionale Geschichte, wie ich gerade durch die dunklen Lülsdofer Wiesen gefahren bin und das Licht höher stellen musste, um überhaupt noch etwas zu sehen. Jetzt in der Stadt, klar, geht das wieder runter, hatte ich nicht dran gedacht.

Aber er lässt nicht locker. „Stellen Sie das runter, das blendet sonst.“ Ja doch, ja doch! (Arschloch.)

Langsam will ich auch nach Hause. Immerhin: Die App zeigt an, dass es bis Wesseling nur noch geradeaus geht. Ich fahre und fahre und langsam kommt mir die Gegend bekannt vor. Die Godorfer Stadtbahn-Haltestelle. Yeah! Selten habe ich mich darüber so gefreut. Und weniger später Wesseling. Die Industrieanlagen: Nachts durchaus beeindruckend:

Und dann kommen auch schon bald Wesseling City, Urfeld, Widdig und schließlich Uedorf und Hersel. Zurück geht es irgendwie deutlich schneller. Keine Ahnung, wieso genau.

Mir ziemlich kalten Füßen, völlig verdreckt und mit irgendwie nassem Helm alleine von der Luftfeuchtigkeit, erreiche ich schließlich gegen 2220 Uhr das traute Heim.

Der Hinweg rechtsrheinisch hat also letztlich 2 Stunden gedauert, der Rückweg 1:20h. Sonderbar. Klar, hin musste ich erst über den Rhein übersetzen, aber das war jetzt auch kein Riesenact. Vielleicht hätte es mir eine Warnung sein müssen, dass ich vom Zündorfer Tischtennisturnier jeden Sommer mit dem Rad zurück auch immer etwas über 1 Stunde gebraucht habe. Ich muss das morgen mal in Ruhe nachmessen, aber rechtsrheinisch scheint die Strecke einfach länger zu sein.

Aber doch: Spaß hat’s gemacht. Ein richtig schöner Workout. Sollte man sich öfter die Zeit für nehmen. Vielleicht Weihnachten doch mit dem Rad nach Meppen… Nein, ist auch aus anderen Gründen der falsche Zeitpunkt dafür. Aber Ostern? Mal sehen!

5 Antworten auf „157: Evening Aventure“

Tolle Fahrt und beeindruckende Bilder!
Ist doch immer wieder erstaunlich, wie zufrieden man ist, wenn man ersteinmal den Schweinehund überwunden hat…!

Du vermutest richtig, die Strecke ist rechtsrheinisch deutlich länger, weil man quasi an der Außenseite eines Bogens fährt. Immerhin machst du sowas noch, meine letzte Radtour ist ca. 5 Jahre her ? Schöne Bilder.

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