Andy von der Meditations-App Headspace sagte in einer Folge der sehr guten Netflix-Serie „A Guide To Meditation“ einmal, dass er sich seine Gedanken wie Autos auf einer Autobahn vorstelle. Er steht dabei auf einer Brücke und schaut sich das bunte Treiben an, das seine Gedanken sind, ohne sie sich dabei zu eigen zu machen.
Manchmal kann ich das auch, ich kann einfach von meinen Sorgen und Nöten abstrahieren. Dann bin ich ganz gechillt und stelle mir vor, ich würde meine Ängste und Schwächen einfach an die Wäscheleine im Garten hängen. Dann wäre ich sie vorübergehend los und müsste mir keine Gedanken um sie machen, während sie draußen hängen und erstmal „trocknen“ können. Wenn ich sie dann reinhole, sind sie schon gar nicht mehr so „nass“, also bedeutsam. Ich kann sie dann im Schrank verstauen, wo ich mich nur ab und an mal mit ihnen befassen muss. Oder sie tragen und der ganzen Welt offen zeigen. Dann merke ich vielleicht, dass sich gar nicht alle über mich und meine Schwächen lustig machen, sondern sie gar nicht beachten. Und ich sie dann irgendwann auch nicht mehr. Und wenn sie ausgedient haben, kommen sie einfach weg. ??♂️
Ich bin bei weitem noch nicht so weit, dass mir das immer gelänge. Aber es tut es tatsächlich manchmal, und dann fühle ich so frei, ich könnte die ganze Welt umarmen.
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42 km: Joachim und ich sind heute 42 km von Bonn-Tannenbusch über Weilerswist bis nach Köln (Sülz) gelaufen. Die ersten 15 km liefen bei mir noch ganz gut, aber dann bin ich zunehmend eingebrochen. Ich brauchte nach 20 km dringend eine Pause (am Swister Turm), nach 30 km nochmal eine (am Bleibtreusee) und hab mich von da eigentlich nur noch ins Ziel geschleppt.

Zumindest gefühlt. Die Daten sagen etwas anderes aus: Zwar waren wir am Anfang etwas schneller als am Schluss, komplett kollabiert sind wir (oder bin ich, Joachim war durchgehend fit) eigentlich nicht. Auch für die meisten Kilometer am Schluss hatten wir noch einen Schnitt über 5 km/h. Und insgesamt, Pausen mit eingerechnet, sind knapp 9 Stunden für 42 km eine immer noch ziemlich gute Zeit.
Das Ding ist nämlich: Es lief zwar nicht rund bei mir, aber ich hab weiter gemacht, so gut ich halt konnte. Und hab jetzt ein gutes Resultat (gäbe uns die Schulnote: 2) als Ergebnis. Nach einer Wanderung, bei der ich das Gefühl hatte, es wäre richtig mies gelaufen.
Hat man das nicht sogar öfter? Dass man denkt, etwas wäre die Vollkatastrophe gewesen, aber dann beschwert sich keiner, keiner lacht, die anderen haben vielleicht noch Nachfragen, mehr aber auch nicht. Vom Chef gibt’s kein Lob, aber auch keinen Tadel, und alles läuft weiter wie gehabt. Achtet mal drauf, so schlecht ist die Basisversion von uns gar nicht. Und dass man völlig und komplett ein Desaster vom Zaun bricht, ist die absolute Ausnahme.
Ganz nebenbei bin ich übrigens sogar recht froh, dass es heute mal nicht so lief. Zwei Monate bleiben noch, und ich weiß jetzt unter anderem, dass ich nochmal ein paar andere Schuhe testen sollte und an welchen Stellschrauben ich noch drehen kann.
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Swister Turm:

Bleibtreusee:

Köln (Symbolfoto):

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Tauben: Die haben gar noch ein Nest gebaut und ein Ei reingelegt. Das habe ich jetzt aber noch entfernt. Ein Küken, das süß ist und dabei alles vollkackt, ist genug. Dürfte auch langsam flügge werden. Ich finde, das reicht als mein Beitrag für den Fortbestand der umstrittenen Spezies.
