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Wann war euch zum letzten Mal langweilig?

Und so kam es denn, dass ich einen substantiellen Teil meines Mittwochabends damit verbrachte, die „Relaxliege“ wieder zusammenzunähen, die ich vor wenigen Wochen erst bei Amazon geshoppt hatte.

War nämlich nicht mehr viel mit Relaxen. Der Bezug drohte sich am Schwerpunkt aufzulösen. Diesen Typ Liege hatte ich schon mehrmals, und meistens hatte er immer ein paar Jahre gehalten. Diesmal ist aber offenbar einfach die Qualität schlecht. Warum ich sie dann nicht einfach zurückschicke? Weil die Liege riesig ist, ich die Verpackung nicht mehr habe, sie erst zur Post fahren müsste, solche Liegen gerade Lieferschwierigkeiten haben… und überhaupt. Erstmal sehen, ob sich da nicht von Hand noch was machen lässt.

Was mich zum heutigen Thema bringt: Eigentlich ist hier bei mir immer was zu tun. Vor der Arbeit meditiere ich meist schon und mache meinen Sprachkurs, dann arbeite ich und dann geht eine Freizeitaktion los. Und wenn das nicht Liege-Zusammennähen ist, dann war es in den letzten Monaten Bilder aussortieren, dann ist es Wohnung umgestalten, Daten aussortieren, die Steuer machen, Finanzielles weiter regeln, Sport treiben, eventuelle Auslandsaufenthalte nach Corona oder überhaupt noch den Sommerurlaub planen und, ach ja, bloggen.

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann mir zum letzten Mal langweilig war. Das muss irgendwann vor Corona gewesen sein. Es kann natürlich damit zusammenhängen, dass ich hier in der Stadt wohne, wo immer was los ist. Vielleicht aber auch einfach daran, dass ich Wege gefunden habe, mich immer zu beschäftigen. Langeweile habe ich als kein schönes Gefühl in Erinnerung, vermisse ich also nicht. Und kurz vor dem Burnout stehe ich auch nicht; im Gegenteil. Dieses Ständig-Aktivsein macht mir Spaß, solange das Tempo nicht zu hoch ist.

Wie ist das bei euch? Geht euch das ähnlich? Kommt ihr besser mit Langeweile klar als früher? Und wann war euch zum letzten Mal so richtig langweilig?

Es hört übrigens nie so richtig auf. Nachdem ich mit dem Nähen fertig war, wollte ich die Naht eigentlich noch kleben, um die Haltbarkeit zu verbessern. Mein Sekundenkleber war aber schon völlig eingetrocknet, muss ich erstmal neuen kaufen. Immer ist was – das kann nervend oder schön sein.

Jalousie und Eifersucht heißt im Niederländischen dasselbe. Denkt mal drüber nach! ☝?

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Eigentlich habe ich gar nichts gegen Smalltalk

Er muss nur von Herzen kommen.

Heute Abend war ich mit dem Vässla Bike in der Bonner City unterwegs, das ich gerade teste. Feines Ding, das lässt sich jetzt schon sagen:

Um ein Foto für meinen kommenden Testbericht zu machen, habe ich dann tatsächlich direkt an der Rheinpromenade gehalten, wohl wissend, dass das für Aufmerksamkeit sorgen würde. Aber das war mir heute mal egal. Vielleicht wollte ich das sogar mal ein wenig.

Früher habe ich mich bei sowas immer gerne versteckt aus einer latenten Angst heraus… Ich habe neulich mal versucht zu erörtern, was da eigentlich hinter steckt. Ich glaube, es ist nur die Angst, in dem Moment nicht schlagfertig zu sein und nichts Adäquates auf eventuelle Bemerkungen antworten zu können. Früher schwang auch immer die Angst mit, da könnte sich einer wegen irgendwas beschweren. Aber da würde ich heute einfach mit meinen zurechtgelegten Floskeln „tatsächlich?“, „ah ja?“ oder „habe ich nicht gewusst“ drauf reagieren.

Heute Abend dauerte es denn auch nicht lange, bis ein älterer Mann auf mich zu kam, und wir ein wenig über das Bike quatschten und darüber, dass E-Scooter eigentlich gar nicht so schlecht seien und die Leute bescheuert, die die Dinger einfach im nächsten Gewässer entsorgen würden.

Als der Mann kurz danach gegangen war und ich zur Rückfahrt aufbrechen wollte, kam noch eine Frau auf mich zu. Ich dachte erst, sie interessiere sich auch für das Bike, aber ihr ging es eher um den alten Mann, mit dem ich davor gesprochen hatte. Der würde seit 5 Tagen bei ihnen im Hof auf der Parkbank schlafen, auch in der prallen Sonne. Welchen Eindruck er auf mich gemacht hätte.

Wir redeten noch ein bisschen. Stellte sich heraus, dass sie sich nur Sorgen um ihn machte und ihm auch schon etwas zu trinken raus gestellt hatte. Ich sagte, der wäre mir sehr entspannt und gelassen vorgekommen. Sie wollte das mal weiter beobachten. Ich dankte ihr dafür, dass sie sich für den Mann interessierte und mich danach gefragt hatte.

Zwei nette Gespräche innerhalb von 5 Minuten. Also nicht viel mehr als Smalltalk, der aber jeweils von Herzen kam. Das mag ich, dann mag ich Menschen sogar. ? Und wenn sie nett sind und mich nicht irgendwie anstrengen, könnte ich das auch noch viel länger.

Würde ich gerne öfters probieren.

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Be Good to Your Future Self!

Heute nur kurz. Es ist Sommer, es ist EM, ich fahre viel Rad im Moment und war heute mal wieder ein wenig Stand-up-Paddlen. Das Leben kann auch in Corona-Zeiten manchmal schön sein.

Derzeit habe ich etwas Schwierigkeiten, das richtige Maß für etwas zu Essen zu finden. Es gibt Tage, da komme ich mit 1 Mahlzeit am Tag aus. Meistens sind es aber 2, weil ich zusätzlich weiterhin intervallfaste (16:8) und ich manchmal wirklich Schwierigkeiten habe, zwei Mahlzeiten in diesen 8 Stunden unterzubringen. So viel Hunger habe ich oft schlicht gar nicht mehr…

Der Körper ist inzwischen auf deutlich weniger eingestellt und manchmal wären 10 Stunden Essenszeit besser. Weiß ich, dass ich es wahrscheinlich bei 1 Mahlzeit am Tag belasse, haue ich bei der dann meistens richtig rein. Was dann natürlich blöd ist, denn so speichert der Körper die überschüssige Energie. Und die kann ich mittlerweile quasi in Skalen am Bauchfett ablesen. Cleverer wäre es, auch in der 1 Mahlzeit normal zu essen und es nicht zu übertreiben. Denn das rächt sich später.

Genauso wie es sich rächt, das 1 Bier mehr doch noch zu trinken, die leidige Aufgabe auf der Arbeit auf nächste Woche zu verschieben, heute keinen Sport zu machen, nicht zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen oder doch eben erst morgen Milch für den Kaffee zu kaufen, auch wenn dann am nächsten Morgen der Kaffee schwarz bleibt. Ausbaden musst du es selbst am nächsten Tag, der nächsten Woche oder ein paar Jahre später.

Ich bereue nichts™️. Aber ja, es wäre schon cleverer gewesen, wenn mein 20-jähriges Ich von Anfang weiter Sport gemacht und ein wenig auf seine Ernährung geachtet hätte. Genau wie mein 43-jähriges Ich vor einer Woche, der die zwei Scheiben Toast mehr dann doch noch gegessen hat, weil’s so lecker war. My point being?

Be good to your future self! Zumindest hin und wieder mal. Geh lieber vorher einen Schritt weiter als einen zu wenig, erledige Dinge sofort und lade keinen Müll auf dem ab, der das dann ein paar Tage später in Form von Sport wegräumen darf. Denn so viel weiß ich inzwischen: Es kann genug dazwischen kommen, warum der Sport doch nicht stattfinden kann (Termine, Verletzung, Wetter, Unlust, Fahrrad kaputt…). Besser, wenn du ihn gar nicht nötig hast.

Das alles nur als kleine Notiz an mein Zukunfts-Ich.

I’m sold!!! ???

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Nur noch Sommer?

Bei warmen Temperaturen laufe ich meist auf Hochtouren, bin leistungsfähiger, brauche weniger Schlaf, bin allgemein wacher (wobei es eigentlich immer ein Nachmittagstief gibt, das mit einem starken Kaffee bekämpft werden muss) und besser gestimmt. Was die Frage aufwirft: Wie wäre das wohl, wenn man nur noch im Warmen leben würde?

Ein halbes Jahr lang habe ich das mal getestet, ein halbes Praxisjahr in Singapur. Das war schon extrem, weil jeden Tag in etwa die gleiche schwüle Hitze, vor der du dich immer irgendwie schützen musstest. Ich habe praktisch pausenlos geschwitzt. Und bei Übernachtungen unter Klimaanlagen ist die Luft meist doch nicht so gut. Nach dem halben Jahr war ich tatsächlich froh, erstmal keinen Sommer mehr zu haben und im späten Winter wieder in Deutschland aufzuschlagen.

Die dauernde Hitze ist vergleichbar mit einem eiskalten Winter, bei dem du immer vor der Kälte flüchten und die ganze Zeit bei Heizungsluft leben musst. Nur umgekehrt.

Aber ich kam morgens immer verdammt gut aus dem Bett, das weiß ich noch.

Wäre das was für immer? Für euch? Es gibt ja auch Länder mit moderaterer Wärme, sogar in der EU, in der wir Freizügigkeit haben. Ich muss mal überlegen…

Rente…

Mit anderen Worten: Blüm hatte Unrecht. Da ist gar nichts mehr sicher, und das Rentensystem ist krachend gescheitert. Wenn es jetzt schon der letzte Strohhalm ist, Selbstständige dieses Fass ohne Boden finanzieren zu lassen, die ohne Arbeitgeberanteil nichts, aber auch gar nichts davon haben, dann ist nichts anderes als eine Bankrotterklärung.

Download-Ordner aufräumen…

Wo Niederländisch am schönsten ist… 🙂

Hach. 🙂

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Trainerkarussell

Ich hab das mal visualisiert:

TrainerKommt vonGeht zu
Marco RoseM’gladbachDortmund
Adi HütterFrankfurtM’gladbach
Oliver GlasnerWolfsburgFrankfurt

Und schaue ich mir das so an, verstehe ich die ganze Aufregung eigentlich nicht. Da haben drei Trainer rotiert, mehr nicht. Ein eher kleines Karussell.

Vor allem die ersten beiden Genannten haben allerdings einen massiven Schaden dadurch genommen. Sowohl Marco Rose als auch Adi Hütter haben mit ihren Teams nach Bekanntgabe der Wechsel mehr Niederlagen als Siege eingefahren und bessere Saisonziele verpasst. Frankfurt spielt künftig „nur“ in der Euro League, dabei war lange die Champions League möglich. Gladbach hat alle Saisonziele verpasst. Es ist nicht einmal die Conference League geworden.

Angesichts dessen muss man sich die Frage stellen, ob die Verpflichtung der beiden Traumkandidaten von ihren neuen Vereinen wirklich so traumhaft wird. Denn beide Trainer kommen nun gewissermaßen „vorbelastet“ zu ihren neuen Arbeitgebern. Fans und Funktionäre werden sie ganz besonders kritisch beäugen. Gerade Marco Rose ist, Stand jetzt, für mich einer der heißesten Kandidaten auf die erste Trainerentlassung in der kommenden Saison.

Zumal bei seinem künftigen Arbeitgeber in den Monaten nach der frühen Bekanntgabe seines Wechsels eine neue Lichtgestalt erschienen ist: Edin Terzic. Nur als Interimstrainer gedacht übernahm Terzic im vergangenen Winter das verunsicherte, kleine Dortmunder Star-Ensemble. Anfangs klappte längst nicht alles, weswegen man wohl auch in Dortmund beschloss, zur neuen Saison Rose zu holen.

Doch dann geschah Unerwartetes: Dortmund begann unter Terzic plötzlich wieder den altbekannten Zauberfußball zu spielen. Sieg um Sieg kämpfte sich die junge Truppe nach oben und erreichte am Schluss Platz 3 und das Minimalziel Champions League. Schlussendlich fehlte sogar nur 1 Punkt zu Platz 2 und damit dem, was als eigentliches Saisonziel realistisch gesehen möglich gewesen wäre.

Terzic, der große Gewinner der Rückrunde, steigerte seine Sympathiewerte gar noch weiter, indem er ankündigte, loyal zu sein, bei Dortmund zu bleiben und hinter Rose ins zweite Glied rücken zu wollen. Meine Prognose: Wenn es bei Dortmund in den ersten Spielen der Liga und der Champions League nicht läuft, man vielleicht sogar irgendwo früh ausscheidet, zum Beispiel im DFB-Pokal, könnte schon am 10. Spieltag wieder Terzic ganz links auf der Trainerbank sitzen.

My point being? Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, klar. Aber gerade langfristig zeigt sich, wie gut jemand wirklich ist. Und mit großen Ankündigungen wartet man vielleicht wirklich am besten, bis die eigentliche Arbeit erledigt ist. Selbst wenn die Reporter täglich danach fragen. Auch wenn das übrigens nicht ganz fair ist. Denn als Rose sich mit Dortmund schon geeinigt hatte, stieg der Druck in der Presse und der Fanszene ins Unermessliche. Rose müsse sagen, was Sache ist, sonst mache er sich unglaubwürdig und verliere die Spieler, hieß es von dort. Wie er es gemacht hätte, wäre es verkehrt gewesen.

Sehr klug gemacht hat es in meinen Augen Oliver Glasner, der „leise Österreicher“ in Wolfsburg. Er brachte die Saison erst in Ruhe zu Ende – und auf Platz 4 mit mehr, als so manch einer Wolfsburg zugetraut hätte. Und erst dann verkündete er Frankfurt als seinen neuen Arbeitgeber. Bei seinem alten Klub kann ihm nun niemand böse sein, zumal er dort trotz aller Erfolge ohnehin nicht sonderlich beliebt war. Wer nun auf ihn folgt, bekommt eine intakte Mannschaft, die in der Champions League spielen wird.

Glasner wählte für sich selbst den besten Zeitpunkt. Er hat nun viel Wind im Rücken, ist im Guten gegangen und sein neuer Job wird definitiv eine spannende Herausforderung. Denn Frankfurt liegt nach dem Weggang von Hütter und des Managers Bobic, dem Verpassen der Champions League und voraussichtlich dem Verkauf des Starstürmers Andre Silva am Boden. Glasner kann hier erneut zur Lichtgestalt werden.

Im Fußball wird es auf jeden Fall nicht langweilig. Es war eine richtig spannende Saison, die mir die Corona-Zeit deutlich versüßt hat. Sie hätte am Ende nur etwas anders ausgehen können…

Wir sind mittlerweile im Februar 2021. Immer noch das iPhone 12 Pro Max:

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Belarus

Scharfer Protest gegen Belarus wegen eines abgefangenen Flugzeugs und inhaftierten Bloggers, ist auf jeden Fall: genau richtig. Wo kommen wir denn dahin, wenn jetzt schon ganze Flugzeuge wegen personae non gratae abgefangen werden, eben diese Personen inhaftiert und misshandelt werden! Die EU reagierte schnell, überraschend eindeutig und vorbildlich mit scharfen Worten und geplanten Sanktionen. Besonders amüsant finde ich die Anordnung des Rigaer Bürgermeisters. Dort, wo gerade die Eishockey-WM stattfindet, an der auch die belarussische Nationalmannschaft teilnimmt, ließ er die Flagge der belarussischen Opposition hissen. Eine herrliche Provokation!

All das ist nur eines nicht: besonders mutig. Mich erinnert das irgendwie an eine Schulklasse, an der sich alle gegen den reichen Streber verbündet haben, den eh schon keiner mag, der sich das aber auch irgendwo selbst eingebrockt hat, weil er verächtlich auf alle herunter schaut. Der Klassensprecher teilt vor versammelter Mannschaft gegen ihn aus und alle springen auf den Zug auf. Den Klassentyrannen lassen sie derweil unbehelligt, an den trauen sie sich nicht ran.

China, die Uiguren, Hongkong, ausgewiesene westliche Journalisten, Ende einer Quasi-Demokratie? Ein wenig Protest vielleicht, aber ernsthafte Konsequenzen? Lieber nicht, wir brauchen die ja. Saudi-Arabien und der Fall Kaschoggi? Proteste, ja, aber Sanktionen gegen das saudische Königshaus, die den Namen verdienen würden? Fehlanzeige. Russland und der Kremlkritiker Nawalny? Schon nicht okay, das mit dem geplanten Mordanschlag und jetzt das Straflager. Scharfe Proteste, ja, sogar einzelne Sanktionen. Aber sonst?

Beim Protest gegenüber Belarus können deswegen alle so laut schreien, weil sie hier keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben. Kein Gas, keine Smartphones, keine Massenware, kein Öl – Belarus kann uns nicht den Hahn zudrehen. Russland und China könnten das schon.

Wenn Heiko Maas also so etwas sagt, wie: „Jedem Diktator muss klargemacht werden, dass es dafür einen bitteren Preis zu zahlen gibt“, dann würde ich mir wünschen, dass das auch den Quasi-Diktatoren größerer Länder gölte.

Immer noch der Januar 2021, iPhone 12 Pro Max:

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Selbstbewusstsein

Just heute ist mir aufgefallen, dass vieles von selbst funktioniert, wenn nur Selbstbewusstsein dafür da ist. Selbstbewusstsein – zumindest geht es mir so – hat man aber nicht zwingend in allen Bereichen, sondern in einigen ja, in anderen nein. (Oder auch gar nicht oder nur, aber das dürften Extrembeispiele sein.)

Ich bin zum Beispiel Journalist, aber sehr, sehr schlecht darin, Interviews zu führen oder zu Ortsterminen zu fahren und dort mit Leuten zu smalltalken. Das kann zum einen natürlich an fehlendem Handwerkszeug liegen (ich kenne keine guten Fragetechniken), an meinem chronischen Desinteresse für andere Menschen (no offense, aber mich interessieren Innovationen mehr als die Leute, die sie entwickeln, und wer gar nichts entwickelt, interessiert mich halt gar nicht, also beruflich ??‍♂️). Zum anderen aber auch daran, dass unbewusst etwas abläuft.

Interessanterweise ist mir genau das bewusst geworden, als ich in den letzten Tagen die 1. Staffel von After Life gesehen habe. Die Hauptperson (gespielt von Ricky Gervais) ist dort Reporter eines überflüssigen Lokalblatts und wird immer rausgeschickt zu irgendwelchen Leuten, die unbedingt in die Zeitung wollen. Seine Aufgabe ist dann zu entscheiden, ob ihre Geschichte Nachrichtenwert hat. Und dazu stellt er eigentlich immer genau die richtigen Fragen.

Als ich das sah, dachte ich: okay, auf die Frage wäre ich auch gekommen. Aber ich hätte sie nicht gestellt, um die andere Person nicht zu beleidigen. Aber wäre das nicht eigentlich mein Job? Und müsste man kritische Fragen nicht einfach nur anders verpacken, damit sie weniger beleidigend sind? Ich war mal auf Presseveranstaltungen, hab als einziger kritische Fragen gestellt und bin teilweise sogar von den anderen Journalisten dafür komisch beäugt worden, warum ich unbedingt die Harmonie zerstören musste. War ich zu kritisch?

Im Technikjournalismus ist es nämlich schon so: Bist du zu kritisch, wirst du ausgeladen (es sei denn, du bist zu groß), kommst nicht mehr exklusiv zu irgendwelchen Produktvorstellungen und erhältst Testgeräte als letzter, wenn überhaupt noch. Also dann, wenn alle Anderen schon darüber geschrieben haben.

Sehr interessant auf jeden Fall. Alleine, weil ich all das im Hinterkopf hatte, hatte ich in der Hinsicht eine Blockade, die mir bei dem Thema auch Selbstbewusstsein genommen hat. Ähnlich ist es bei Lokalterminen. Ich habe mich da sehr oft gefragt, wie ich mich verhalten soll, ob ich die und die Frage stellen kann, wie ich mich kleiden muss, was von mir erwartet wird, ob mich jemand für „komisch“ hält, dass ich am Ende meist völlig verkrampft bei solchen Events aufgetreten bin und dann auch wirklich „komisch“ gewirkt haben muss.

Diese ganze Sache mit Vergangenheitsbewältigung und Minimieren hat mein Selbstbewusstsein in vielen Bereichen mittlerweile tatsächlich gestärkt. Und dazu noch die paar Folgen After Life als Erinnerung…

Heute war ich auf einem Ortstermin und es lief sehr gut. Ich sollte Fotos machen, ich sollte ein wenig mit meinem Gesprächspartner plaudern. Es hat gut funktioniert. Es war mir egal, was er davon hält, dass ich nur mit einem Smartphone fotografiere und filme (und augenscheinlich war es ihm dann auch egal) und ich habe ganz normal mit ihm geplaudert, und ich glaube, ich bin ihm nicht komisch vorgekommen.

Als ich nach dem Termin in der Eifel noch kurz nach Belgien reingefahren bin, mit der Intention, ein paar leckere Pommes zu essen, habe ich etwas Interessantes bemerkt. Ich fuhr über die Grenze, hinter der sofort ein Restaurant kommt und einige Leute schon draußen saßen. Mein ganzes neu gewonnenes Selbstbewusstsein sackte plötzlich in sich zusammen in Anbetracht der veränderten Situation. Denn das innere Team brüllte sofort los: „Belgien = anderes Land. Verstehen die mich da jetzt? In welcher Sprache soll ich grüßen? Ist es unhöflich, wenn ich direkt vor der Tür parke oder sie sofort auf Deutsch anspreche? Darf ich mich da überhaupt hinsetzen oder brauche ich einen Test? Soll ich die Leute grüßen? Was ist denn, wenn ich das tue, und die mir irgendwas zurufen, was ich nicht verstehe? Dann ruiniere ich die Situation für alle. Wie unangenehm.“

Hochinteressant.

Ich durfte mich dann übrigens auch ohne Test hinsetzen, nachdem ich die zweisprachige Kellnerin (französisch/deutsch) nett danach gefragt habe. Auf Deutsch übrigens, weil ich dachte, dass ich ja im deutschsprachigen Teil Belgiens bin, und wenn die ein Restaurant direkt hinter die Grenze bauen, dann bestimmt, weil sie auch Deutsch verstehen. Am Nebentisch saß ein Frankophoner, der gemütlich sein Bier trank und eh nichts von mir wollte. An einem weiteren Tisch saßen drei Typen, die aussahen wie Soldaten im Feierabend, und sich auf Niederländisch unterhielten. Die Kellnerin sprach mit ihnen auf Deutsch. Ich mit ihr auch, und ein paar leckere Fritten und ein alkfreies Bier habe ich auch bekommen:

Quintessenz: Die inneren Stimmen mal analysieren und zur Not zum Schweigen bringen. Und: After Life gucken. Zumindest Staffel 1 kann ich wirklich sehr empfehlen!

Nachdem ich alle alten Bilder nun von meiner externen Festplatte minimiert habe, kommen als letzter offener Posten nun die Bilder vom aktuellen Smartphone dran, das ich seit rund 1/2 Jahr im Einsatz habe. 9.700 Dateien habe ich davon soeben runtergeladen. Wie kann ein Mensch so viele Bilder machen ohne dass er in Urlaub fahren konnte?! ? Es dauert also noch paar Tage, bis ich wirklich fertig bin, aber die letzte Runde ist eingeläutet. Hallo Gegenwart:

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Nach Corona

Sonderbare Ideen spuken mir gerade im Kopf herum, was ich nach Corona wohl alles machen könnte. Wobei „nach Corona“ am ehesten „wenn ich Impfschutz habe“ heißt. Also nach derzeitigem Impftempo vielleicht irgendwann im Dezember… Mir kommen da Ideen wie:

  • Mit einem Standup-Paddle-Board den ganzen Rhein ab Bonn stromabwärts fahren. (Okay, das kommt jetzt weniger überraschend)
  • In einen Technoschuppen gehen und die ganzen Nacht abzappeln (das schon eher)
  • Selbst (!) eine Party schmeißen und Gäste zu mir (!) nach Hause einladen.
  • Irgendwo in der Eifel alleine im Wald campieren und es mit Wölfen und Bären aufnehmen (soll’s da geben).
  • 1 Monat irgendwo in den Niederlanden wohnen
  • Umziehen

Was einem halt so in den Sinn kommt… Könnte noch deutlich radikaler, da habt ihr recht.

Was plant ihr?

Me when I’m travelling:

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Popmusik

Hin und wieder lässt es sich nicht vermeiden, dass ich noch mal mit Popmusik in Kontakt komme. Zuhause höre ich eigentlich nur noch Spotify-Empfehlungen und Deutschlandfunk Nova, die etwas völlig Anderes spielen als die 1lives, HR3s oder SWR3s da draußen. Die hören ich dann nur an Tagen wie heute, wo ich mal im Auto sitze.

Und ich halte das nicht lange aus. Es klingt alles gleich. Dua Lipa, sagt der viel zu gut gelaunte Radiomann, kürzlich erst 80.000 Brit Awards abgeräumt. Es hätten auch genauso gut Katy Perry oder Rita Ora sein können. Ich höre den Unterschied nicht. Und es ist mir auch egal, wenn alles gleich klingt.

Und das ist vermutlich bei vielen der Moment, in dem sie merken, dass sie alt geworden sind. Ich nicht, ich weiß das schon lange. Aber es hat mich heute an die Fahrten mit meinen Eltern zu den Verwandten ins Münsterland erinnert. Ihnen war es egal, ob ich Kylie Minogue lieber mochte als Taylor Dayne (war so), sie haben eiskalt die ganze Zeit NDR1 oder (noch schlimmer) WDR4 laufen lassen – ein Sender, den ich mittlerweile tatsächlich auch lieber höre als 1live oder WDR2. Es ist so weit.

Und dann ist es mir mittlerweile auch herzlich egal. Als ich 14 war, gab es Glaubenskriege darüber, was man hört. Rave oder Metal, Metal oder Rock, die oder die Band. Mit 40 ist das egal. Du stehst auf Butch Kassidy? Kannst machen. Du musst das nur ernst meinen.

Auf SWR3 lief heute die (anscheinend gar nicht mehr sooo) neue Single „Intro“ von Jan Delay. Und ich finde sie grandios. Ja, wenn du schreibst, dass du etwas von Jan Delay magst, dann ist das mehr als ein „Ich mag mal“. Das ist ein Statement. Der Typ steht für etwas – was immerhin schon deutlich mehr ist, als die Dua Lipas und Rita Oras da draußen tun. Mit 40+ darfst du differenzieren und sagen: Ich könnte den schon nicht den ganzen Abend am Ohr haben, das würde dann irgendwann an Entzündung sterben. Aber dieser Song rockt wie Scheiße (<- das ist 90er-Jahre-Sprache) und ich glaube, das Album wird so gut, dass ich mir das zumindest mal anhören werde, wenn das nächste Woche raus kommt. Kostet ja nix.

Und jetzt zurück zu WDR4.

2010/11, iPhone 3GS:

Genauso war’s dann auch…

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Murmansk

In der Schule konnte ich nichts, aber mal wirklich nichts. Der blanke Hohn war, als sie mir am Ende trotzdem das Abi gegeben haben und ich im Schnitt angeblich sogar noch leicht über dem Durchschnitt gelegen habe. Was sagt das über unser Bildungssystem aus… ?

Na jedenfalls: Ich konnte gar nichts – außer Erdkunde. Oft saß ich da und habe gedankenverloren im Diercke-Atlas geblättert, mir die Karten anderer Kontinente und Länder angeschaut und mich gefragt: Wie mag es da wohl sein?

Murmansk etwa… Kommen die Russen doch auf die Idee, eine 300.000-Einwohner-Stadt weit nördlich des Polarkreises zu bauen. Die größte Stadt der Arktis. Der Hafen eisfrei, aber sonst nicht mehr wirklich viel Golfstrom da oben (sprich: bitterkalt). Das Tor zum Nordmeer allerdings und überlebenswichtig im 2. Weltkrieg (Nachschub durch die Westalliierten), entsprechend aber auch heftigst durch die Wehrmacht zerbombt.

Aber auf die Idee, mir das mal wirklich anzuschauen, wäre ich nicht gekommen, hätte ich nicht 2017 zufällig diese Tour zum Nordkap geplant und auf der Karte gesehen, dass das davon gar nicht mal sooo weit weg ist:

Also bin ich hingefahren…

(Nachdem ich in einem Supermarkt versehentlich mit einem 10.000-Rubel-Schein bezahlt habe…)

Danke, dass ihr so weit gescrollt habt…

My point being? Fahrt hin! Man muss ja nicht überall auf der Welt gewesen sein, aber die paar Orte, die ich schon im Atlas beeindruckend fand, waren es meist auch im echten Leben. Und vor Ort versteht man ein wenig was über das Warum und Wieso.

Und außerdem, ich meine: schaut euch diese Fotos an! Ist das nicht völlig abgefahren da? Ich war selbst so beeindruckt, dass ich der Meinung war, einen Beitrag darüber für Spiegel Online zu schreiben, und die das auch so sahen.

Und die Leute? Ich kann wahrlich nichts Schlechtes über sie sagen – außer dass sie wie die Wahnsinnigen durch die Innenstadt brettern. Wenn ihr mal da seid und an einer dieser Countdown-Ampeln steht, seht zu, dass ihr bei 0 auch wirklich drüben seid, sonst…