Politik war jahrzehntelang eigentlich nur langweilig, jetzt wird es langsam bedenklich. Rechte an der Regierung in Italien, in Frankreich, in Polen, Ungarn, immer stärker auch in Deutschland, ein islamhassender Rassist wird Wahlsieger in die einstmals so toleranten Niederlanden. Migrationsfeindliche Ausschreitungen in Dublin, judenfeindliche Angriffe in Deutschland (!). Ich hatte immer gedacht, wenigstens hier wären wir besser als das, echte Probleme mit Migration haben wir ja eigentlich nicht. Das könnte aber schlicht daran liegen, dass wir keine Migration haben wollen. Beziehungsweise – und hier beißt sich die Katze in den Schwanz – haben die Migranten, die wir eigentlich brauchen, keine Lust mehr auf Deutschland. Im Report Expat Insider 2023 des Dienstes Internations landet Deutschland unter 52 Expat-Nationen auf dem letzten Platz. Und das liegt nicht nur an den langsamen Behörden oder daran, dass man fast nirgendwo mit Karte zahlen kann. Viele Expats beklagten die Sprachbarriere, unfreundliche Deutsche, die ihren festen Freundeskreis nicht erweitern wollten, Einsamkeit und dass es ihnen schlicht nicht leicht gemacht werde, nach Deutschland einzuwandern.
Ich dachte mal, das hätten wir alles schon hinter uns gelassen. Statt dessen scheint sich das Klima wieder zu verschlechtern.
Und ich verstehe es nicht. Ja, dieses Land hat auch seine Probleme, aber zu viel Migration ist es nicht. Auch andere reiche Länder wie Frankreich, Niederlande, Irland können sich über zu viel Migration eigentlich nicht beklagen. Es liegt nicht an der Migration, dass es überall an Wohnraum fehlt – was ein wirkliches Problem ist – sondern dass eigentlich europaweit jahrzehntelang zu wenig Wohnraum geschaffen und zu wenig gegen Immobilienspekulation getan wurde. Deutschland hat seit der Jahrtausendwenge Süßwasser in der Menge eines Bodensees verloren. DAS, zum Beispiel, ist ein Problem.
Wir fechten die falschen Kämpfe. Und schaffen uns und unsere Werte wie Toleranz, Gleichheit, Freiheit damit immer mehr ab. Und mir fehlt der Aufschrei deswegen. Wo bleibt er?
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Farbberatung
Nett war’s! Aber an mir hat die wirklich engagierte Frau Scholz sich beinahe die Zähne ausgebissen. Es gibt Menschen, die kommen rein und man weiß sofort, welche Farben ihm/ihr stehen und ob er/sie der Frühling-, Sommer-, Herbst- oder Wintertyp sind. Bei mir – musste sie tiefer forschen. Übrigens auch charakterlich. Es bringe nichts, jemandem knallige Farben zuzupassen, der sich am liebsten unterm Tisch verkriecht. Wohl auch deswegen – und weil wir uns gut verstanden – haben wir die ersten zwanzig Minuten eigentlich nur geredet. Zum Glück gibt es heute nicht mehr nur diese vier Haupttypen, sondern auch Zwischentypen, und einer davon bin wohl auch ich. Nur welcher?
Warme Farben, ja, aber auch nicht zu knallig, eher gedeckt, am meisten Schnittmenge mit dem Herbsttyp, definitiv nicht Winter. Schwarz geht, Weiß nicht (weil meine Zähne leider nicht so strahlend weiß sind). Ich könnte sowohl Gold als auch Silber tragen. Teils stehen mir demnach Farben, die ich niemals anziehen würde – Leberwurstbraun etwa. Jasses… Sie muss das alles noch einmal genau überdenken.
Vielleicht ist das auch die zweite gute Nachricht und ich kann mehr tragen, als ich möchte. Die erste gute Nachricht? Dass einem meist instinktiv gefällt, steht einem auch steht. Gut, ich hätte viele Gegenbeispiele dafür, gerade aus meiner schon etwas weiter zurückliegenden Vergangenheit. Aber das waren auch oft falsche Kombis, Schnitte oder Muster. Querstreifen, wenn man eh schon Wampe hat… na ja…
Ich bin gespannt, was am Ende dabei herauskommt. Empfehlen kann ich die Frau Scholz auf jeden Fall!