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Lesen erdet

Wenn Schluss ist, spielt das innere Team Theater. Alles nicht so schlimm, sagt eine innere Stimme, jetzt bist du wieder frei, eine andere. Ein wenig Panik stieg heute in mir auf bei dem Gedanken daran, alleine zu sein, zu keinem Kreis dazuzugehören, oder anders gesagt: niemanden zu haben, der sich für mich interessiert. Warum genau das mit solche Angst bereitet, konnte ich leider ad-hoc nicht herausfinden.

Schmerz zuzulassen ist wichtig und richtig. Aber heute habe ich also auch die Grenzen dieser Idee kennengelernt. Was ist, wenn dann nicht Trauer aufsteigt, sondern Angst, und kein Mittel da ist, um sie wieder abzustellen?

Ich ging mein Telefonbuch durch und suchte nach Namen, die ich im Notfall anrufen könnte, wenn ich nicht mehr weiter wüsste. Ich fand zum Glück einige.

Weil ich mich aber immer noch nicht lange ablenken oder den Schmerz betäuben wollte, begann ich schließlich zu lesen. Wolfgang Herrndorfs seinerzeit postum als Buch veröffentlichtes, aber weiterhin online verfügbares Blog „Arbeit und Struktur„. Es ging mir nicht direkt gut damit, aber sofort deutlich besser.

Für einen Journalisten lese ich sehr selten Prosa. Dabei macht mir das bei guten Romanen sehr oft sogar richtig Spaß und ich lerne viel guten Stil davon. Und doch muss ich mich immer wieder ein Stück weit dazu zwingen, mir ins Gedächtnis rufen, dass Lesen mich erdet. Anders als Schreiben oder Spazieren/Wandern, was ich jeden Tag von selbst einfach mache. Schade eigentlich.

*

It’s here!

3 Antworten auf „Lesen erdet“

Niemand zu haben der sich für dich interessiert?
Allein hier lesen zig Menschen jeden Tag was dich grade beschäftigt – weil es sie interessiert!
Du bist nicht gar so allein wie die eine Stimme im Kopf das behauptet 🙂

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