Ja, man könnte sie auch einfach „Spaziergänge“ nennen, aber das wäre nicht so cool. Außerdem haben diese Microwalks einen Sinn: Sie helfen mir beim Nachdenken.
Auf der Arbeit ist derzeit viel Organisatorisches zu erledigen und da kommen mir die besten Ideen nicht am Schreibtisch. Genau genommen bringt mich das Sitzen am Schreibtisch bei manchen Entwicklungen auf die Palme. Ich muss dann raus…
Mittlerweile mache ich oft zwei Runden am Tag draus. Muss nicht lang sein. Einmal um den Block, 1.500 bis 2.500 Schritte. Mittlerweile oft schon vor der Arbeit. Es hilft mir einfach, Dinge zu sortieren. Und dann noch einmal während der Arbeit. Hilft mir, Ärger, der manchmal entsteht, zu halbieren und clevere Lösungen zu finden, statt sofort dem ersten Impuls zu folgen.
So ein Microwalk dauert nicht mehr als 15-20 Minuten. Und wirkt immer wieder Wunder. Würde ich gerne Ratschläge erteilen (und das tue ich ja eigentlich), würde ich das jedem Bürohengst empfehlen, irgendwie in die Arbeit einzubauen. Probiert das mal!
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Tapas Essen in Köln mit Christian, Jasmin, Mary, Inga, Pascal und Nicola. War sehr cool. Vor allem, wenn man dann im Gespräch rauskriegt, dass die Nebensitzer:innen Ähnliches denken. Unter Menschen gehen? Joa, auch nur, wenn es unbedingt muss. So ein Wochenende im Pyjama ist doch mindestens genauso schön. Corona-Lockdown? War eine ungemein relaxte Zeit, weil man keinerlei sozialen Druck hatte und einfach nichts musste. Ich bin also nicht der einzige, der die Zeit des Lockdowns in positiver Erinnerung behalten wird. Sehr angenehm!
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Shakespeare’s Sister
Ja, die Assoziationskette im Kopf. Ich war heute Nachmittag kurz Radsporten und hab irgendwo an einem Lieferwagen für einen Bruchteil einer Sekunde einen Werbeslogan gesehen, der irgendwas „… yours“ hieß, was mein Gehirn auf die Idee brachte, das mit „Hormonally yours“ zu ergänzen. Und weil mein unnützes Wissen darin besteht, beinahe jeden Song und jedes Album aus den 1990ern zu kennen, weiß ich, dass das Album von Shakespeare’s Sister so hieß. Mich wundert das schon gar nicht mehr, mein Kopf arbeitet einfach so (euer auch? ?). Mich wundert dann eher, dass ich ich die Songs, die mir dadurch dann einfallen auch am liebsten sofort hören mag und sie nicht irgendwie über habe, weil damals schon zu oft gehört.
Bei Shakespeare’s Sister waren das natürlich die geniale Megaballade „Stay„, die ich immer schon geliebt habe. Der eigentliche Hit und mehr noch, der musikalische Evergreen, war aber eigentlich die übernächste Single „Hello, turn your radio on“.
Ein richtig cleverer Text voller Existentialismus:
„We’re bingo numbers and our names are obsolete
Why do I feel bitter when I should be feeling sweet?“
Ich übersetze mal: Wir sind alle im Grunde austauschbar: Was machen wir eigentlich hier? Warum schaffen wir dieses elendige Chaos, wenn nach 80-90 Jahren doch eh alles vorbei ist? Unterstützt vom Refrain:
„Life is a strange thing
Just when you think you learned how to use it it’s gone“
Der Witz ist ja, dass jedem das im Grunde klar ist und trotzdem jeder so tut, als wäre irgendwas Superwichtiges am Start und man müsse sich voll beeilen, was zu erreichen, obwohl ja nichts für die Ewigkeit ist.
Und weil jeder so tut, ist man verwirrt, weiß nicht, was eigentlich gespielt wird und muss sich hin und wieder vergewissern, ob man sie noch alle hat – als ob jemand das genau sagen könnte:
„Woke up this morning and my head was in a daze
A brave new world had dawned upon the human race
Where words are meaningless and everything’s surreal
Gonna have to reach my friends to find out how I feel.“
Und hey, das muss doch irgendjemand checken. Oder bin ich wirklich der einzige, der merkt, was los ist?
„Hello, hello, turn your radio on
Is there anybody out there?
Help me sing my song“
Nein, bin ich nicht, sonst wäre der Song nicht ein solcher Erfolg und so oft gecovert worden.
Und wenn dann noch das Gitarrensolo erklingt, das diesen Radiosong darstellen soll…
Hach, einfach ein toller Song. Zeitlos!
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Wir gehen morgen die 50 km an und ich gehe dann besser mal schlafen…
2 Antworten auf „Microwalks“
Sehr gut Deine Ausführungen im Kontext Turn Your Radio On.. Stimme hier mit dir vollkommen überein. Ich spüre diese Wahrheiten allerdings erst seit wenigen Jahren. Ich frage mich: Hätte ich all die Widerstände in Schule, Uni und Beruf uberwunden, wenn ich es dann schon gewußt hätte?
Widerstände zu überwinden ist ja so oder so gut. Wachsen befreit. Klar ist man irgendwann trotzdem tot. 😉 Aber bis dahin hat man gut gelebt.