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Mixtapes und Podcasts

Für die Arbeit bin ich ja gerade dabei, meine letzten Kassetten zu digitalisieren. Darunter ist einmal ein Mitschnitt von unserem Zeltlagerradio vor 30 Jahren. Die Moderatoren haben damals richtig gute, humorvolle Wortbeiträge produziert, Teilnehmer des Camps interviewt, Nachrichten vom Lagergeschehen vorgelesen oder Fake-Reportagen aufgenommen. Und das alles mit Musikwünschen garniert. Geniale Mischung!

Daneben habe ich auch noch zwei Mixtapes, die ich damals mit Filmzitaten unterlegt habe, als ich ein Verbindungskabel zwischen Videorekorder und Stereoanlage hatte. Ich habe also meine damaligen Lieblingslieder aufgenommen („Song 2“ z.B. ist drauf) und dem etwa „Was haben die Römer je für uns getan“ aus „Das Leben des Brian“ vorangestellt. Oder auch: „GUMP! Wozu sind Sie einzig und allein in der Army?!“ – „Um das zu tun, was Sie mir sagen, Drill Sargent!“ – „Gottverdammt, Gump! Sie sind ein verfluchtes Genie!“ Danach kommt, glaube ich, „Hey Jude“.

Dazu habe ich mir vom Marius mein altes Tapedeck zurückgeliehen, es über einen Audiograbber mit meinem MacBook verbunden und dort mit Garageband aufgenommen. Jede Seite einzeln, aber als zusammenhängenden Track. Also habe ich jetzt Wort-Musik-Kombis von 45 Minuten Länge als MP3s vorliegen, die ich am Wochenende natürlich rauf- und runtergehört habe. Die Soundqualität ist gemessen an heutige Ansprüche mäßig, aber das ist natürlich zu vernachlässigen, wenn der Inhalt stimmt, und das tut er.

Warum gibt es sowas heute nicht mehr? Es gibt entweder Podcasts von 45-60 Minuten Länge, oder du kannst Musik auf Spotify streamen. Kombinierte Wort-Musik-Beiträge in 45 Minuten Länge zum Abonnieren, Downloaden und Unterwegshören für Spotify und Co. Das wär’s! Nennt sie meinetwegen wieder „Mixtapes“. Aber nehmt sie auf!

Liquid Culture. Oder auch: Bewegtbild. Zuletzt gesehen:

Im Westen nichts Neues (Netflix, 2022):

Sonderbares Remake, das mit der Romanvorlage nur noch entfernt etwas und mit dem Original-Spielfilm eigentlich gar nichts mehr gemeinsam hat. Hohe Ästhetik, ähnlich wie in Sam Mendes‘ „1917“, das mir wie ein Videospiel vorkam. Aber auch hier wirkt es künstlich, oberflächlich, irgendwie fehl am Platz. Es geht um Krieg, was hat da Ästhetik verloren? Und trotz eindrucksvoller Szenen, brutaler Gewalt und der bitteren Schlussviertelstunde geht einem das Ganze nicht nahe.

Der Film könnte tatsächlich einige Oscars für die Kinematik, beste Kamera, Schnitt und Ton gewinnen. Beim Thema Antikrieg reicht er aber in meinen Augen nicht mal ansatzweise an die Eindringlichkeit der 1930er-Filmvorlage von Lewis Milestone heran, die sich ab einem gewissen Alter eigentlich jeder einmal anschauen sollte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Krieg wirklich bedeutet. Das schafft das 2022er-„Im Westen nichts Neues“ nicht. Das wirkt auf mich wie ein Kunstprojekt und verfehlt damit das Thema – auch wenn es ganz bestimmt kein schlechter Film ist.

Shantaram (Apple TV+, 2022):

Ein verurteilter Straftäter flieht aus einem australischen Gefängnis und landet im Bombay der 1980er-Jahre. Dort scheint er in einem Slum eine zweite Chance zu bekommen, doch dann lässt ihn seine kriminelle Vergangenheit nicht los. Ein ganz anderes Setting, ein spannender Plot, gleich mehrere fiese Antagonisten und ein unkorrumpierbarer Held, der eigentlich Antiheld sein müsste. Obwohl am Schluss „To be continued“ steht, hat Apple die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt. Schade, denn da ginge noch einiges mehr.

Bonn (ARD Mediathek, 2023):

Die junge Bundesrepublik und genauer – die beschauliche Hauptstadt Bonn – wird vom Machtkampf zweier Geheimdienste erschüttert. Die Organisation Gehlen mit einem waschechten Alt-und-immer-noch-Nazi an der Spitze vs. den Verfassungsschutz und dessen jüdischen Nazijäger als Vorsitzenden. Bin mir nach zwei Folgen allerdings unsicher, ob ich überhaupt noch weitergucken soll. Immer schön, Max Riemelt zu sehen (hier in einer Rolle als Dreifachagent), und auch Martin Wuttke als Reinhard Gehlen macht das ziemlich gut, aber die eventmäßige Agenten-Handlung ist nah dran am Sat.1-Katastrophenfilm und ist bei genauer Betrachtung der Geschichte doch Bullshiat…

Asbest (ARD Mediathek, 2023):

Schrieb ich neulich schon drüber. Knast-Drama von „4 Blocks“-Hauptdarsteller Kida Khodr Ramadan. Entfaltet seine Wirkung ähnlich langsam. Toll besetzt, atmosphärisch dicht, sehr kurzweilige 5 Folgen.

Severance (Apple TV+, 2022):

Das Severance-Programm lässt Mitarbeiter Arbeit und Privatleben auch gedanklich voneinander trennen. Wer tagsüber ins Büro fährt, weiß nichts mehr von seinem Leben draußen und umgekehrt. Für den einen oder anderen wie den Protagonisten, der seine verstorbene Frau betrauert, ist das eine vermeintlich willkommene Zuflucht. Aber die ist nicht für jeden, denn es gibt keinen Weg raus. Nach drei Folgen bin ich schwer begeistert. Was für eine coole Machart! Endlich mal wieder eine Serie zum Durchsuchten. Und ob Apple daran gedacht hat, dass man das als bitterböse Kritik auf die eigene Unternehmenskultur verstehen könnte?!

Chemie:

Wenn Wasser erst bei 100 Grad siedet, wie kann es dann schon bei weit niedrigeren Temperaturen Wasserdampf, Verdunstung und überhaupt Luftfeuchtigkeit geben?

Jedes Kind weiß: Wasser siedet bei 100 Grad Celsius und verdampft dann, geht also in den gasförmigen Zustand über. Aber schon bei 20 Grad kann Luft bis zu 17,5g gasförmiges Wasser pro Hektoliter Luft aufnehmen. Nasse Wäsche trocknet, ohne dass du sie kochen müsstest, beim Duschen bei 35 Grad entsteht Wasserdampf… Wo kommt bei niedrigen Temperaturen also der Dampf her?

Hier könnte ich sie wieder alle… die Wissenschaftler. Jeder nennt seinen Text und sein Video zwar „Warum verdunstet Wasser?“, aber er erklärt dann nur die Gesetze, die dort wirken, nicht das eigentliche Warum. Das musste ich mir mal wieder selbst herleiten.

Fangen wir mal klein an: Das Sieden bei 100 Grad ist nicht die einzige Möglichkeit, wie Wasser den gasförmigen Zustand erreichen kann. Das geht zum Beispiel auch über Verdunstung.

Wasser verdunstet schon bei niedrigen Temperaturen, wenn die Luft darüber noch nicht gesättigt, also vergleichsweise trocken ist. Warum aber tut Wasser das? Kurz gesagt: Weil die Moleküle sich als Flüssigkeit nicht wohler fühlen als als Gas. Sie wollen lieber frei sein, als in der Enge und versuchen aus dem System flüssiges Wasser auszubrechen. Die Bindungskräfte der Wassermoleküle untereinander halten sie zurück. Klares Motto: Wir sind alle gleich, keiner kriegt eine Sonderbehandelung! Aber einzelne Teilchen des Wassers (nennen wir sie: die Jugend von heute) verachten das System. Sind sie schnell genug, hauen sie ab.

Wenn Wasser nämlich zum Beispiel eine Temperatur von 20 Grad Celsius hat, ist das seine gemittelte Temperatur. Einige H2O-Moleküle sind kälter als das Mittel, andere wärmer, sprich: sie bewegen sich schneller. Das sind diejenigen, die aus dem System ausbrechen können und tatsächlich aufsteigen.

Warum nimmt die Luft darüber sie auf? Weil ihr Druck geringer ist als der von Wasser. Die Wassermoleküle können also der Enge entfliehen und fühlen sich in der Luft wohler, freier. Die Luft selbst nimmt diese „Geflüchteten“ gerne auf, wenn sie noch Platz hat, also noch nicht gesättigt ist.

Kommt jetzt auch noch Wind hinzu, kann dieser nun das Luft-Wasser-Gemisch davonposten. Neue, trockenere Luft kommt als Ersatz und nimmt weiteres Wasser auf, bevor es selbst wieder davongeweht wird und wieder ersetzt wird. Wind beschleunigt also die Verdunstung. Weil die wärmeren Teilchen aus dem Wasser entweichen, wird das Wasser im Mittel außerdem kühler. Es versucht dann seinerseits dem Gefäß, in dem es sich befindet, wieder Wärme entziehen, um die eigene Temperatur konstant zu halten. Auf ähnliche Weise kühlt auch Schweiß den menschlichen Körper.

Technikjournalismus…

Feel it still (Portugal the Man) gesungen vom Psycho-Chor der Uni Jena (2023).

Why? Weil YouTube mir das aus irgendeinem Grund vorgeschlagen hat und ich dann reingehört habe. Kann man machen!

2 Antworten auf „Mixtapes und Podcasts“

London 97
Da waren wir doch auf Klassenfahrt? Sind sehr gute Interpreten und Songs drauf, die ich heute noch höre!

Und: könntest du bitte was aus deinem Talent machen und genau solche Physik, Bio und Chemiebücher schreiben wie du es anhand des Wasserdampf-Textes exemplarisch vorgemacht hast?
Sehr stark. Du schaffst es mit deinem Technik Journalist Stil die Welt der Physik in die Welt eines Nicht-MINT Schülers zu übersetzen
Für den Blog hier oder dein nächstes Lehrbuch Projekt die Anregung:
wie funktioniert ein Kühlschrank?
Und: wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Die Texte und Videos die ich im Netz gefunden habe, sind auch nur mittelmäßig, was glaub ich daran liegt, dass dort immer ausgespart wird, was auf atomarer Ebene passiert. Thermodynamische Prozesse… du weißt schon. 😉

Danke mein Lieber! Und, na ja, ich mache sowas ja schon beruflich, wenn auch selten auf dieser elementaren Erklärbär-Ebene. Die ganze Physik oder Chemie. Ja, das wäre mal eine Herausforderung.

Der Peter aus meinem Team hat übrigens erklärt, wie eine Wärmepumpe funktioniert: https://trendblog.euronics.de/smart-home/wie-funktioniert-eine-waermepumpe-113359/ Also, Text ist nicht von mir, aber von mir beauftragt und abgenommen. Aber wenn wir uns nächste Woche treffen, versuche ich vielleicht mal, dir zu erklären, wie ein Kühlschrank funktioniert. 😉

Du warst damals mit in London? Kann mich gar nicht mehr so ganz genau erinnern. Ja, ich hatte extra meinen „Muckentoaster“ dabei, der im englischen Stromnetz dann leider vor Ort die Grätsche gemacht hat. So oft kam die Kassette also leider gar nicht zum Einsatz. Die habe ich noch mit TKKG-Zitaten unterlegt. Digitalisierung läuft gerade, während ich diese Zeilen schreibe. Soll ich dir mal whatsappen? 😉

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