So! Während ihr euch die Sonne auf den Pelz habt brennen lassen oder fremde Städte erkundet, hab ich an diesem Wochenende mal die Schulbank gedrückt und in einem VHS-Kurs das Gedichteschreiben erlernt. Vielleicht geht es euch wie mir: Gedichte schreiben kann echt Spaß machen. Anderer Leute Gedichte lesen: nicht ganz so attraktiv. 😉 Aber vielleicht mögt ihr euch mal anschauen, welche Gedanken nie das Licht der Welt erblickt hätten, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Mein erstes und mein letztes Gedicht des Seminars. Vielleicht seht ihr da sogar eine Entwicklung. 🙂
Ein Mensch, er lag bloß da
Ja nun
Ja nun
Ja nuhuhuhuhuhn
Huhn frisst Mann
Was hatte er getann?
Er hatte auf dem Feld gewerkelt
Mann, Mann, Mann
Das Huhn, das ging zum Fenster raus
Dort hinten sprang es aus dem Haus
Der Mann, er lag bloß da
Mit seinem Rechen gar
Die Ente sprang alsdann auf ihn
Und hob den Schnabel volatin
Worauf der Mann im Schlund verschwand
Mann, Mann, Mann
Nur manchmal, wenn der Mensch sich fragt,
Was ihn des langen Tages plagt
Denkt er an diesen armen Mann
Den eine Ente fressen kann.
Halt, nein, es war ein Huhn.
Habe ich das schonmal geschrieben?
Es war ein Tag, an dem ich aufstand
Einfach aufstand, wie ich war
Und hineinging in das Haus des Meisters
Des Meisters, dessen Schüler ich einst war
Wenig noch, was uns verband
Wärme karger Lebensgeister
Habe ich das schonmal geschrieben?
Als ich einging in das Haus des Meisters
Ging ich ein, so wie ich war
Und beschloss erst, nichts zu sagen
Keine Worte, klar und rar
Im Gefühl doch wohl entgeistert
Gab es vieles, was ich wollte fragen
Hatte ich das nicht wirklich schon geschrieben?
Mein Herz klopfte
Als ich an die Pforte pochte
Und ich lange nichts vernahm
Banges Warten her vom Kopfe
Müh Gedanken mit mir fochte
Wie ein Räuspern mir entkam
Doch, das hatte ich schon einmal geschrieben.
Und erlebt.
Denn ich wusste, was nun folgte
War mit breiter Brust von ihm
Ein sehr laut gestärkter Ruf
Tritt doch ein, mein Baldrachin
Worauf tief ich tollte
Als der Schüler, den er schuf
Dann hatte ich es halt schonmal geschrieben
Und wollte nicht erneut erleben
Was geschehen, was erduldet
Worte, Schwerter er gebar
Nicht nochmal darüber reden
Nur das Schreiben mir geblieben
War, was mir geschuldet
Lieber schreiben, lieber schreiben
Nicht den Mut, noch zu erleiden
Was dort einst geschehen war.
*
Bei Poesie fällt es eigentlich am meisten auf, dass Sprache im Grunde Mathematik ist. Versmaße? Genau vorgegeben. Reimschemata? Algorithmen! Ich glaube, so lässt sich Sprache am klarsten bauen. Und, hui, das hat erst an der Oberfläche gekratzt! Es gibt noch so viel mehr darüber zu lernen und zu erproben. Schade, dass es dann niemand lesen will. 😉
2 Antworten auf „Poesie“
Och, das ist doch vorzeigbar! Und originell! Ich würde einen Lyriksammlung von Dir kaufen.
Danke dir, Jens! 😉