Nun, das erste Problem daran ist zu wissen, wer man denn überhaupt ist. Dauert ja etwas und verlangt auch einige Mühen, das herauszufinden. Ich bin seit einigen Jahrzehnten dabei.
Und dann ist da da Bürgerliche Gesetzbuch, das dir einige Dinge vorschreibt. Ich bin kein Jurist, aber ich vermute mal, des gesunden Miteinanders Willen. Ich kann zum Beispiel nicht, um die Überschrift hier mal wörtlich zu nehmen, einfach mal ich selbst sein und so auf die Straße rennen, wie Gott mich schuf. Gäb Ärger, es sei denn, er wäre Kunst, müsste dann aber vorher angemeldet werden.
Und dann ist da der moralische Komplex. Man brüllt nicht einfach mitten am Nachmittag laut in der Nachbarschaft herum oder trägt noch braune Cordhosen mit Schlag zum karierten Hemd.
Nein? Nun, Ersteres ist den Jungs, die da täglich auf dem Platz vor meiner Tür sitzen, herzlich egal, so wie ihnen fast alles egal ist. Letzteres ist fluid, kannst du schon tragen, wirst du nur eventuell sozial für ausgegrenzt, zumindest solange, bis es wieder in Mode kommt, und das passiert.
Hier sind wir auch beim eigentlichen Thema: Sich immer noch darum scheren, was man jetzt macht und was nicht, obwohl man sich schon gefunden hat, aufs BGB eingeschworen ist und sogar Mode mitmacht, soziale Normen mitspielt. Spätestens dann muss man eigentlich damit aufhören, sich in vorauseilendem Gehorsam selbst zu zensieren. Oder sich seinen Ängsten zu unterwerfen. Oder einer kruden Vorstellung davon, wie man selbst eigentlich zu sein hat.
Gar nicht mal so einfach, eigentlich. Aber ich werde das mal versuchen.
Danke, Nicky!