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Telefon wegdigitalisieren

Mein Nacken bringt mich derzeit um den Schlaf, ist dauerverzogen und das mittlerweile seit Wochen. Ich bin jetzt so weit, dass ich dafür sogar zum Arzt gehen würde. Und, weil mir das immer wieder passiert, soll es jetzt mal ein Osteopath sein.

Bei Osteopathen scheint es ein Ding zu sein, dass nur der Anrufbeantworter läuft, man sein Anliegen, seinen Namen und seine Nummer aufs Band spricht und der Osteopath später persönlich zurückruft. Habe ich so bei zwei Praxen gemacht und gedacht: hey, mal nicht zu diplomatisch sein. Sag, dass es dir übel geht, du Schmerzen hast und möglichst schnell drankommen möchtest. Ist ja auch die Wahrheit.

Osteopath 1 hat sich bis heute nicht gemeldet, Osteopath 2 immerhin rief binnen einer Stunde schon zurück, war sehr verständnisvoll, bot mir einen Termin kommende Woche an und riet mir außerdem, mir von meinem Hausarzt ein Privatrezept für ihn ausstellen zu lassen. Dann würde meine Kasse einen Teil davon bezahlen. Aber ganz wichtig: Müsse ein Privatrezept sein, auf dem bis zu drei Behandlungen vermerkt wären.

Kompliziert, aber ich merkte mir das, eigentlich bin ich zu schüchtern, um um mein Recht zu kämpfen, rief aber dann doch bei meinem Hausarzt an, sagte erst, ich wolle vorbeikommen – „nee, bei ’nem verzogenen Nacken können wir nichts machen, der Doktor ist Internist“ – und fragte dann, ob ich mir ein oben beschriebenes Rezept abholen dürfe. Durfte ich. Bekam ich dann auch später.

Ich kann mittlerweile telefonieren. Ich tue es immer noch nicht gerne, eine latente Angst schwingt immer noch mit, aber es geht irgendwie, wenn es muss. Und das war ganz sicher nicht immer so. Als Jugendlicher sehr schüchtern, mit einem Sprachfehler „ausgestattet“, Selbstbewusstsein sowieso keins, zeitweise depressiv und ganz nebenbei keinerlei Telefonvokabelskills im Repertoire (was sagt man da eigentlich so, wie geht so ein Telefonat?). Und dann sagt die Gegenseite was wie: „Rufen Sie doch kurz durch!“ oder meldet sich genervt mit: „Was wollen Sie?“

Woran ich bei der Arztaktion dachte: Was ist mit all den Menschen, die – anders als ich – heute immer noch schüchtern, depressiv oder ohne Selbstbewusstsein sind? Die einen Sprachfehler haben oder einfach Angst vor dem Telefonieren? Laut einer Studie von JIM aus dem Jahr 2018 haben um die 30 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren Angst davor, Tendenz eher steigend. Bei Erwachsenen gibt es leider keine Studien dazu, aber ich bin mir sicher, dass viele diese Angst aus der Jugend mitnehmen oder sogar noch vergrößern.

Psychologen suchen nach Ursachen und Lösungen für die Telefonphobie. Mal eben am Telefon eine Pizza bestellen oder einen Arzttermin ausmachen – das dürfe einem doch keine Angst machen.

Ich hätte eine Lösung dafür: Das Telefon wegdigitalisieren! Dinge wie Arzttermine ausmachen, Pizza bestellen oder den Friseur nach einer Spülung fragen, sollten standardmäßig online erledigt werden können. Auch weil Telefonieren in solchen Fällen aufhält, Zeit kostet, für beide Seiten ein Umweg ist. Während der Corona-Pandemie, als man Erkrankungen des eigenen Kinds in der Kita an das Gesundheitsamt telefonisch durchgeben sollte und nicht durchkam, konnte das sogar Menschenleben kosten.

Also weg damit! Wir können das Telefon an sich ja behalten – für manch eine Kommunikation wie mit Freunden, die man lange nicht gesprochen hat etwa, für Eltern, die einem zum Geburtstag gratulieren wollen oder für Informanten mit brisanten Insiderinformationen über eine sichere Leitung. Aber standardmäßig ginge es doch einfacher, Terminabsprachen oder Nachfragen digital online zu erledigen.

Würde vielen Menschen die Teilnahme am täglichen Leben wieder ermöglichen. 💁🏻‍♂️

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Tischtennis-YouTuber Adam Bobrow hat den berühmtesten Tech-Vlogger Marques Brownlee zum Duell herausgefordert. Und das ist nicht nur amüsant geworden, sondern sehr lehrreich für alle, die denken, Tischtennis sei einfach nur: gerade den Ball übers Netz zu lupfen. Nee, nämlich nicht, das bekommt auch Brownlee zu spüren:

Der Place ist ganz nebenbei dope. Er nimmt dich standardmäßig auf Video auf, und wenn du einen guten Schlag gemacht hast, drückst du auf einen Knopf, das System extrahiert die letzten 30 Sekunden der Aufnahme, in denen dein Monsterschlag vorkam und mailt ihn dir als Link per E-Mail. How cool ist that?

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Lese gerade noch einmal „Learning to See Creatively“ von Bryan Peterson. Und rückblickend war das wohl das Buch, das meine Fotoskills am weitesten nach vorne gebracht hat. Es inspiriert mich gerade noch einmal neu zu solchen Bildern (übrigens aufgenommen mit dem iPhone):

Bin überrascht, wie viel aus dem Buch ich längst verinnerlicht habe. Das zweite Lesen liest sich wie eine Wiederholung. Wer möchte – ich werde es nach dem Lesen aussortieren.

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Hab kein Halloween gefeiert, dieses Jahr. Die Nachbarn ein paar Straßen weiter aber offenbar schon. SEHR COOLE Deko!

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Die Bayern sind im DFB-Pokal gegen Drittligist Saarbrücken ausgeschieden. 🙂 Freuen tut mich das selbstverständlich nur, weil das auch die Meisterschaft endlich mal wieder spannend machen könnte. Die anderen dürften sehen können, dass die Bayern derzeit eben doch schlagbar sind.

Eine Antwort auf „Telefon wegdigitalisieren“

+1 für weg mit dem Telefon.
Ich versteh es oft einfach nicht. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, wirst du aus deiner Arbeit raus gerissen, musst sie sofort unterbrechen und im Gehirn einen Kontextwechsel machen.
Und grade sowas wie Terminvergabe: beide Seiten gucken in einen digitalen Kalender und eine Seite wird immer genervter und die andere fühlt sich immer schlechter wenn auch der vierte und fünfte genannte Termin nicht passt…

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