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Ziele

Mit Nadine kann man sich gut über Ziele unterhalten. Welche davon in unseren Köpfen sind, welche wir wirklich wollen, welche uns die Werbung zugeflüstert hat, welche wir meinen haben zu wollen und welche wir am Ende trotzdem haben, auch wenn die Werbung sie uns eingeflüstert hat, aber man sie tief und innig trotzdem eigentlich will. Ein klein Häuschen mit Garten etwa, spricht ja nicht so viel gegen.

Ich bin völlig ziellos gerade. Will kein Haus, keine Familie, will keine Weltreise, will keine Karriere machen. Aber das geht nicht, sagen Hinterkopf und Gesellschaft im Jahr 2023: Du musst nicht alles wollen, was die Werbung dir suggeriert, aber du musst auf jeden Fall Ziele haben, und vor allem darauf hin arbeiten sie zu erreichen!

Ja, habe ich aber nicht. ??‍♂️ Ich weiß noch nicht mal, wohin ich eigentlich im August in Urlaub fahren will. Ich weiß nur, dass er dringend nötig ist.

Ich könnte jederzeit eine Weltreise machen, ich hätte das Geld dafür, den passenden Job, der mir die Flexibilität gibt. Ich könnte mir beinahe jedes Auto kaufen, das ich will (teuren Sportwagen will ich eh nicht), bekäme sicher auch ein klein Häuschen irgendwie finanziert, könnte Karriere machen. Familie gründen? Sicher auch irgendwie möglich…

Keine Ziele zu haben, fühlt sich grauenhaft an. Ich weiß gerade gar nicht, warum ich hier eigentlich was mache. Buddhisten applaudieren vielleicht: Der Mann muss zwangsweise im Hier und Jetzt leben, weil er im Morgen gar nicht denken kann. Stimmt aber nicht ganz: Ich denke gerade mehr über Vergangenheit und Zukunft nach, als mir lieb ist.

Nee, ist nicht schön, ist auch ein elendiges Luxusproblem. Ich weiß, dass 99,9 Prozent der Menschen, die auf diesem Planeten jemals lebten, überhaupt nicht die Möglichkeit haben oder hatten, sich selbst zu verwirklichen. Ich habe sie und lasse sie völlig ungenutzt. Aber nur, weil ich die Mäglichkeit habe, eine Weltreise zu machen und damit praktisch die Verpflichtung es auch zu tun, heißt das doch noch lange nicht, dass ich das auch will. Auch werde ich es wohl irgendwann bereuen, es nicht getan zu haben, weil ich dann zu krank bin, zu alt, zu pleite, zu eng eingebunden in Doch-eine-Familie, oder weil die Welt bis dahin vor die Hunde gegangen ist (wird sie wahrscheinlich). Aber trotzdem: Jetzt gerade weiß ich einfach nicht, was ich anderswo soll.

Mary erzählte neulich davon, dass sie auf den Azoren Whale Watching gemacht hat und man da sogar Blauwale sehen kann. Ey, Blauwale! Die größten Tiere, die auf der Erde noch leben. Du könntest dahin und dir welche angucken! Und trotzdem wäre es mir egal, müsste ich morgen sterben und wüsste ich, dass ich in meinem Leben nie einem Blauwal leibhaftig ins Auge geschaut hätte. ??‍♂️

Ich weiß ja auch nicht. Jetzt gerade sortiere ich final aus, und das ist auch ein krasses Projekt. Er versetzt mich auch extrem in Unordnung. Ich bin nicht ganz ich selbst, gerade. Oder mehr ich selbst als ich es jemals war? ? Vielleicht ändert sich das auch wieder. Aber jetzt gerade habe ich als einziges Ziel, erstmal fertig zu werden mit dem finalen Ausmisten. Vielleicht sehe ich danach alles ganz anders.

Und ihr? Welche Ziele habt ihr, habt ihr sie schon erreicht, lebt ihr ohne Ziele? Braucht ihr welche, damit es euch gut geht? Wie geht es euch jeweils damit?

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Smart

Heute beim Radsport fuhr ein Smart #1 vor mir. 1 ganz hübsches Elektroauto, klein, aber nicht zu klein, flink. Und ich dachte: Hey, Smart! Elektro! Vielleicht solltest du doch nochmal umswitchen und endlich die Elektrorevolution mitmachen. Die Umwelt rettest du damit schon nicht, aber besser als nen Benziner ist das allemal. Und ist nen kleiner Smart. Wie teuer kann der sein?

Hab gerade mal nach den Preisen geschaut:

Ich glaub, bei euch piept’s wohl! Da kriege ich ja fast nen Tesla für. Nee, so dringend muss ich die Elektrowende dann doch nicht mitmachen. Ich will mich selbst damit sanieren, nicht die deutsche Autoindustrie.

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Minimieren heißt auch digital Minimieren. Also alte Dateisammlungen nochmal durchgehen und alles löschen, was nicht mehr gebraucht wird. And here comes the enjoyable part: Alte Filme, die – weiß gar nicht, woher die kommen ? – auf meiner externen Festplatte gelandet sind und die ich noch nie gesehen habe, also das dringend mal nachholen sollte.

Diesmal: „Shaun of the Dead“. Neulich auf der Bonner Bierbörse kamen wir aus irgendeinem Grund auf Filme zu sprechen und gute Komödien. Meine Perspektive: Es gab in diesem Jahrtausend vielleicht eine gute Handvoll guter Komödien, mehr nicht. Einer von Olis Kumpels meinte: „Du hast aber schon ‚Shaun of the Dead‘ gesehen, oder nicht?“ Nein, hatte ich tatsächlich noch nicht, bis jetzt…

Und was soll ich sagen: Wurde Zeit! ? Natürlich genau mein Humor. Herrlich stumpf und dabei feste druff. Fast wie in bester Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Manier. Hier halt auf Zombies. Alleine schon, dass die eine halbe Stunde des Films brauchen, um überhaupt zu checken, dass sie mitten in der Zombie-Apokalypse sind. Bei der Szene, wie sie den Escape Plan schmieden, erst die Freundin zu retten, dann die Mutter, dann den schon infizierten, ungeliebten Stiefvater noch schnell plattzumachen, um dann nach Hause… ach nee, doch erst die Mutter, dann den Stiefvater, dann die Freundin und dann lieber in die Stammkneipe, um da in aller Ruhe bei ein paar Bier dem Weltuntergang zuzusehen… ? Herrlisch…

Kennt ihr sicher alle schon. Ich bin froh, dass ich jetzt auch dazu gehöre.

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Wall of Dick-Pics

Der Besitzer kam rein und erklärte uns die Wand. „Dick“ wäre die Abkürzung für „Richard“ und damit wäre das die Wall of Dick-Pics. Hab nicht alle erkannt. Ihr? Und klar, der Precht ist auch dabei. ?

4 Antworten auf „Ziele“

Moin Jürgen! Ach Ziele, schwieriges Thema, oder? Ich bin, eigener Einschätzung nach, nicht zielstrebig, und manchmal einfach nur faul.
Im Rückblick kann man aber schon sagen dass vieles erreicht wurde, teilweise irgendwie erschreckend beiläufig, zufallsbedingt?
Also, was ich sagen will, Zielsetzung ist sicherlich wichtig, aber verbissen zum Ziel zu „drücken“ ist vielleicht manchmal nicht die beste Variante.
Sicherlich sind wir aber alle verschieden und gehen die Sachen anders an.
Auch die Leute die uns umgeben sind wichtig, Unterstützung, Beispiel, Erwartung, Dynamik, aber auch Hinderung sind nicht unerheblich.
Noch ein Satz zu deinem Minimieren – was ist am Ende das Ziel, außer einfach „minimal“ zu besitzen?
Ab bestimmter Schwelle wird es zusätzlich komplizierter den erreichten Stand zu halten.
Die Frage ist ob dich der jetzige Besitzstand belastet, oder nur die Idee dass es weniger sein könnte 😉
Was ich sagen will, man kann sicherlich auch mit nicht sortierten Fotos und 10 Büchern wunderbar leben, und die Minimier-Zeit und Energie für Neues verwenden.
Sicherlich ist die persönliche Schwelle entscheidend, aber – locker kommt weiter 😉
Schöne Grüße aus dem Norden!

Hey Boris! Schöne Perspektive wieder einmal von dir! 🙂 Ja, was spricht dagegen auch mal faul zu sein und wenig Ziele zu erreichen? Du hast ja trotzdem einiges erreicht, finde ich. Und wenn es beiläufig ist, warum denn nicht!

Ziel des Minimierens bei mir ist das Abwerfen von Ballast, geistig wie physisch. Also zum einen möchte ich nicht nicht mehr gedanklich an Dingen hängen. Oder, ganz prakmatisch, wenn ich doch noch einmal umziehe oder auswandere, dass ich dann das Notwendigste schnell zur Hand habe. Neulich bin ich mal nachts aufgewacht und dachte für einen kurzen Moment: „Hui, brennt’s? Riecht so.“ Hat es zum Glück nicht. Aber ich spielte es kurz in Gedanken durch: Was würde ich mitnehmen, wenn ich binnen 30 Sekunden meine Wohnung verlassen müsste und nur das Allernötigste mitnehmen könnte? Das war erstaunlich schnell geklärt: Smartphone, Laptop, Portemonnaie, externe Festplatte, die „Schatzkiste“ mit meinen Erinnerungsstücken, die ich gerade zusammenstelle + vielleicht noch den Reisepass, weil der so teuer war. 😉 Der Rest kann draufgehen. Wie ist das bei dir? Grüße zurück in den „Norden“, wenn man das bei dir überhaupt so nennen kann. 😉

Zum Thema Ziele: Das ist vermutlich ein Problem vieler Menschen, hilft aber auch nicht weiter. 🙂 Ich hab nur für mich festgestellt: So um 2017 herum hatte ich große Wünsche – ich wollte die Welt sehen, reisen, Dinge entdecken. Geld hatte ich zu dem Zeitpunkt auch genügend. Hat nicht geklappt, da kam u.a. Familie dazwischen (also das hatte ich beim besten Willen nicht geplant und gewollt – jetzt hab ich ne fünfjährige Tochter). Und jetzt hab ich irgendwie keinen Bock mehr auf die Welt. Ich frage mich da auch: Was soll ich da? Was bringt mir das? Was gewinne ich für neue Erkenntnisse? Ich hab für mich festgestellt, dass ich eher „meine Ruhe“ haben will, als in der Welt rumzutingeln. Mir reicht auch ein schöner See zum Baden und ein gutes Café um die Ecke. Mich zieht es weg aus Dresden – wohin? Keine Ahnung. Richtung Norden sagt das Gefühl, ganz ohne Werbung und suggerierte Wünsche. Ich versuche anders herum klarer herauszufinden, was ich NICHT will. Daraus möchte ich ableiten, was ich will. Denn das Suchen nach Zielen klappt irgendwie nicht. Und alte Wünsche/Ziele verpuffen mit der Zeit ohnehin.

Ich hab einige Erkenntnisse gesammelt mit den Jahren. Zuletzt bei meiner Workation in der Brandenburger Pampa. Ich stellte fest, dass ich mein winziges Büro nicht brauche, es mir sogar überhaupt nicht gut tut. Irgendwie findet ein kontinuierliches Aussortieren und Neusortieren im Kopf statt. Was will ich nicht führt zu was will ich. Und so komme ich vielleicht meinen Zielen näher, egal was das dann ist. Ein Haus fände ich schon schön, nach wie vor. Aber das ist unrealistisch geworden. Und ich weiß gar nicht, wie man solch utopischen Ziele erreichen soll. Denn eines weiß ich schon seit vielen Jahren sicher: Karriere will ich auch nicht machen. 🙂

tl;dr: Ich weiß doch auch nicht. ?

Hi Sven, große Ehre, hier mal einen Kommentar von dir zu bekommen! <3 Vielleicht kriegt man in unserem Alter langsam raus, was man möchte und was nicht. Auf der einen Seite finde ich es super, dass du erkannt hast, was du möchtest und dass eine Weltreise nichts für dich ist. Auf der anderen Seite finde ich, nach allem, was ich so gesehen und erlebt habe (und das ist nicht viel), dass ein eigenes Kind großzuziehen auch irgendwo eine Art Weltreise ist. Ich selbst habe ja nur Nichten und Neffen, und selbst die wenigen Momente mit ihnen waren schon erhellend, was man alles über die Welt und auch sich selbst dabei lernt. Was man alles für selbstverständlich hält, was Kinder dabei aber noch gar nicht können oder wissen. Das wird jemand mit eigenem Kind sicher bestätigen können. Soll heißen: Wozu noch durch die Welt reisen, wenn man die Weltreise (oder ein ebenso aufregendes Äquivalent) zu Hause haben kann. 🙂

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