„80 percent of success is showing up“
Woody Allen
Als Jugendlicher hatte ich keinen großen Plan für die Zukunft, ich lebte ein Stück weit in meiner Traumwelt. Das Umfeld redete mir Träume und Wünsche eher aus, statt mir konkrete Ziele vor Augen zu halten. Mangels besseren Plans tat ich also, was ich immer tat: Ich ging jeden Morgen zur Schule.
In der Schule war ich nicht gut oder beliebt, außer zu der Zeit in der Orientierungsstufe (anderswo: 6. Grundschuljahr), wo ich mal eine Zeitlang so gut war, dass es zum Gymnasium reichte. Dass ich dort keine wirklichen Freunde in der Klasse hatte, motivierte mich eher als alles andere: Ich hatte Angst, ich würde den Faden verlieren, weil mir niemand den verpassten Stoff erklären oder mich seine Hausaufgaben abschreiben lassen würde. Vielleicht deswegen wurde ich in der Schulzeit fast nie krank und war einfach jeden Morgen immer wieder da. Und weil es das Gymnasium war, ging ich eben immer wieder hin, bis ich 20 war. Ich hatte massive Bildungslücken, einige Lehrer hatten mich wegen meiner Faulheit auf dem Kieker. Andere hielten mich für cleverer und gaben mir gute mündliche Noten. Am Ende reichte es, um da durchzukommen. Der Lohn, um jahrelang jeden Morgen einfach wieder da zu sein, war ein mittelmäßiges Abi. Immerhin. 💁🏻♂️
Das unterstützt Allens These. Schaust du vorbei und machst du einfach, was getan werden muss, hast du die meisten anderen schon ausgestochen. Du nimmst immer etwas mit, du hinterlässt auch irgendwo einen positiven Eindruck (oder zumindest keinen so negativen wie der Mitschüler, der immer fehlt).
In der Arbeitswelt scheint es mir ähnlich zu sein: Einfach jeden Morgen wieder dazustehen und sein Ding zu machen, ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, sondern in vielen Unternehmen die Ausnahme.
Es ist keinesfalls immer Exzellenz gefordert. Ich glaube, das meiste erreicht man mit:
- Jeden Morgen wieder erscheinen.
- Sich auf das Wichtigste konzentrieren, Unwichtiges möglichst weglassen.
- Die Arbeit machen, für die man dich engagiert hat.
- Wenigstens 1 Stunde am Tag konzentriert und ohne Ablenkung die wichtigste Hauptarbeit verrichten.
- Den Entscheidern hin und wieder mal eine kreative Idee präsentieren.
- Viel spazierengehen.
Reicht. 🤷🏻♂️
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Jeder vor seiner eigenen Tür
Geholfen, bei einem älteren Mann die Wohnung zu putzen, der gerade im Krankenhaus liegt und von dem man noch nicht weiß, ob er das selbst noch mal wieder können wird. Man hatte mich vorgewarnt, und in meinem Kopf entstanden Bilder schlimmster Szenarien: Dass da ein Messi wohnt, ein Hoarder oder beides oder dass die Kakerlaken da schon Samba tanzen.
Am Ende war es überhaupt nicht so schlimm. Die Wohnung war aufgeräumt und insgesamt in einem guten Zustand. Der Gute hatte allerdings einige Putschikanen wie das Klo, die Dusche, den Herd oder den Kühlschrank seit längerem nicht mehr sauber gemacht. Trotzdem: Zu zweit hatten wir nach drei Stunden emsigen Putzens, Saugens und Wischens den gröbsten Dreck beseitigt.
Beim Putzen kam mir der Gedanke, wie sehr man sich eigentlich an „seinen eigenen“ Schmutz gewöhnt. Wenn ich auf meinem Herd zum Beispiel Nasi Goreng mache (also gebratenen Reis, eins meiner Leibgerichte) fliegen die Fetzen, sprich: die Reiskörner, und nicht immer habe ich die Muße, gleich sofort nach dem Kochen alles wieder wegzuputzen. Auch in meinem Bad gibt es Ecken, bei denen ich beide Augen zudrücke, weil es ja „mein“ Schmutz ist. Aber mal angenommen, jemand käme hierher und müsste meine Wohnung saubermachen… der würde sich an einigen Stellen sicher auch ekeln.
Von daher bin ich dankbar für diese Erkenntnis. Jeder kehre vor seiner eigenen Tür, und auch bei mir gibt es noch einiges zu tun. Werde ich mal in Angriff nehmen…
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Siebengebirge im Herbst
Ohne weitere Worte…
2 Antworten auf „Showing up“
Was für ein GEILES Bild.
Ein schönes Foto.
Geknipst mit IPhone nehme ich an?
Nur den Typ mit häßlichen outdoor Jacke hättest du aus dem Bild jagen sollen 😀
Deine Lebensweiheit bzw. die von Woody Allen gefällt mir😃
Ja, iPhone – und danke. Der Typ ist der Blickfang. Ohne den würde natürlich was fehlen. 😉