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Aventure Pieces #2

Schaut man sich die Tage im Netz um, könnte man meinen, die Welt wäre binnen zweier Wochen komplett verrückt geworden.

Da lässt Sido krude Verschwörungsmythen los, so dass ihm ein Bild-Reporterteam auf die Pelle rückt, Sido sie tätlich angreift, ein RND-Journalist dafür sogar Verständnis äußert, weil selbst Promis ein Recht auf Privatsphäre haben, und Sido sich am Ende von den Verschwörungsmythikern distanziert.

Journalistsein ist in diesen Tagen ein gefährlicher Beruf geworden. Überhaupt scheint in diesem Land nichts mehr selbstverständlich. Ich würde gerne mal einen Soziologen fragen, was eigentlich in den letzten 20 Jahren passiert ist. Das kann doch bitte alles nicht nur an Hartz IV und dem Internet liegen!

Mittlerweile gibt es Tipps für den Umgang mit Verschwörungstheoretikern, die sicher nicht schaden können. Aber was tun, wenn man es mit aggressiven solchen zu tun bekommt, für die ja jeder Journalist mittlerweile ein rotes Tuch ist? Sicht bewaffnen? Einfach nicht mehr berichten?

Warum nicht Letzteres! Wenn Teilnehmer solcher Demos ohnehin nur noch das glauben, was sie wollen, Journalisten für Intriganten halten und teilweise handgreiflich werden, warum lässt man sie dann nicht am langen Arm verhungern und schenkt ihnen einfach keine Aufmerksamkeit mehr? Bekehren kann man sie ja eh nicht.

Oder einfach gleich wieder damit anfangen, keine Nachrichten mehr zu hören bzw. nur noch morgens und abends kurz im Radio, ob die Welt sich noch dreht? Es macht glücklicher und am Lauf der Welt ändert es auch nichts, ob man hinhört oder nicht. Ich bin immer wieder versucht…

Gibt aber auch gute Nachrichten zwischendurch, wie dass sich Dutzende Bonner für einen Obdachlosen einsetzen, den die Stadt einfach wegräumen ließ. Letzteres ist echt eine Schande, aber die Reaktion zeigt, dass noch nicht alles verloren ist.

Als Deutscher schüttelt man immer den Kopf über die Amis und ihre Waffenlobby. Als wären wir da so viel besser. Die Politik hier lässt sich dafür von der Autolobby auf der Nase herumtanzen. Kommt die tatsächlich mit dem Vorschlag um die Ecke, neue Abwrackprämien für Verbrennermotoren aufzulegen, um die Industrie zu retten, die das Elektroauto völlig verschlafen und lieber Stimmung dagegen gemacht hat. Auch mit der Raserei geht es weiter. Das Bundesverkehrsministerium hat erwirkt, die geplanten, strengeren Strafen für Raserei wieder zurückzunehmen. Tenor: Haben wir eh nicht wirklich ernst gemeint, wir wollten nur mal sehen, wer sich alles drüber aufregt.

Es sterben Menschen deswegen. Nicht so viele wie durch Waffen, meinetwegen. Aber beide Beispiele zeigen, dass mit Vernunft gegen eine fest etablierte Lobby hüben wie drüben nicht mehr anzukommen ist.

Come on, SPD! Die Grundrente einzuführen, ist die richtige Entscheidung. Bleibt hart, bleibt ein einziges Mal hart!

Was war ich nochmal von Beruf? Ach ja, einer, der schon als 6-Jähriger an Autos rumgeschraubt und Fernseher auseinander genommen hat, so dass er damals schon wusste, dass er was mit Technik machen würde, weil er Technik einfach lebt und sowas wie Handbücher nicht braucht, um ein simples Autoradio… (Hilfääääää!)

Abgefahren, im positiven Sinne abgefahren!

War mit dem Moped im Siebengebirge unterwegs. Lief gut und war schön:

https://www.instagram.com/p/CAOYiYnnqyK/
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Das Jahr der E-Vespas?

Viel mit Wegfahren ist dieses Jahr nicht. Österreich überlegt derzeit, die Grenzen wieder zu öffnen; ich hoffe noch, die Schweiz wird folgen. So oder so wird Urlaub 2020 eher im Nahbereich stattfinden. Travel at home sozusagen, ein erzwungener, aber ein eigentlich auch fürs Klima einmal hübscher Trend.

Ich hätte ja Lust, mit einer Elektrovespa durch die Gegend zu fahren, gerne sogar bis ins Tessin. Auf dem Trendblog habe ich passend dazu mal das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und euch und mir über 20 Elektro-Mopeds präsentiert, die auch nach was aussehen.

Emco Nova

Solche Gefährten machen auf mich Urlaubsstimmung, und sie sind die naheliegendste Lösung. Bieten ein wenig Motorradfeeling, fahren aber nur 45 km/h schnell und lassen sich deswegen mit einem KFZ-Führerschein fahren. Ab 2.000 Euro, eher 3.000, seid ihr mit einem ordentlichen Modell und einer halbwegs okayen Reichweite auch für Überlandfahrten dabei. Ich soll kommende Woche ein Testgerät bekommen und bin sehr gespannt.

Auch was für euch?

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The One Thing That Unites Us All

„One World – together at home“ war ein gestern Abend live gestreamtes Konzert von Weltstars wie Lady Gaga, Rolling Stones, Paul McCartney, Taylor Swift, Billie Eilish… Weil das Virus keine gemeinsamen Auftritte erlaubt, haben die Künstler sich von zuhause gestreamt, und jeder weltweit mit einer stabilen, unzensierten Internetverbindung konnte es sehen. Über 6 Stunden dauerte das Ganze.

Etwas in der Form hat es bisher noch nie gegeben. Ja, es gab Livekonzerte, Super-Bowl-Halbzeit-Shows oder auch Eurovision Song Contests, die in viele Länder der Welt übertragen wurden. Aber nicht in alle Länder, immer abhängig von Auswahl und Einkäufen bestimmter Programmmanager. Weltweit unbeschränkter Zugang, für alle gleich, das ist neu. Ein Virus also, das in einigen Lebensbereichen kurzzeitig den Kommunismus herbeiführt. Marx und Lenin hätten sich das nicht besser hätten ausmalen können.

Besonders schön aber in meinen Augen der damit verbundene Wegfall einer Social Pressure. Niemand, der mit teuer Geld (oder hohem Dispo) zu der Show selbst anreisen konnte, um dann auf Instagram mit Bildern vom roten Teppich oder nebenbei dem eigenen Spaziergang auf dem Walk of Fame zu prahlen. Kein anderer Star, der mit den Stones zusammen ein After-Show-Selfie aufnahm, das von irgendwelchen Klatschpostillen aufgegriffen und viral geschaltet wurde, wo dann am nächsten Nachmittag 1live-Moderatoren keine anderen Beiträge mehr brauchen.

Zum ersten Mal seit den faktischem Sieg über den Kommunismus waren für einen kurzen Moment alle gleich.

Oder hätten es sein können. Ich habe es nämlich verpasst. ?

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Wie jetzt, was jetzt? Aventurer?!

Die handverlesene Auswahl von euch, die trotz der nicht gerade wenigen Umzüge des vergangenen Jahres hier gelandet ist, fragt sich wahrscheinlich gerade, was um alles in der Welt das jetzt wieder soll. Gestern war noch Junglenotes, vorgestern Leidartikel und jetzt Aven-was? Was zum Teufel, Jürgen! Was soll das hier?

Tja, was soll ich sagen: Sorry dafür! Ich sagte es schon einmal und ich sage es hier jetzt wieder: Leidartikel war es nicht mehr, Junglenotes aber irgendwie auch nicht. Aventurer kam bei meiner letzten Namensfindung schon einmal auf und war ein Name, der mir gut gefiel.

Bin ich jetzt nicht mehr der leidende Hobbypoet, sondern der draufgängerische Abenteurer? Nun, ich wäre es zumindest lieber. Der Name Aventurer soll mich von nun an immer wieder daran erinnern und dazu motivieren, nicht rumzuheulen, sondern den Arsch hoch zu bekommen und aktiv zu werden. In der Taiga mit Bären um mein selbst erlegtes Essen ringen werde ich (erst einmal) eher nicht. Aber die Komfortzone verlassen, gegen die Schwere ankämpfen und das eine oder andere urbane Abenteuer erleben. Das würde ich gerne und darum soll es hier gehen.

Und, nope, ich kann noch nicht einmal Stein und Bein schwören, dass das hier der endgültige finale Namenswechsel sein wird. Und ja, ihr könnt das gerne auf meine (langsam aber sicher endende) Midlife Crisis schieben. Diesmal war ich immerhin so schlau, Weiterleitungen ein(zu)richten zu lassen. Großen Dank übrigens an Nicky für die technische Umsetzung des Umzugs!

Und vielen Dank für eure Treue, wenn ihr jetzt immer noch nicht genug von dem Ganzen habt…

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Ein paar Gedanken über Corona

Ich war gerade eine Runde draußen (und bin froh, dass das noch geht). Dabei macht man natürlich Beobachtungen und sich so seine Gedanken.

  • Viele Restaurants verkaufen jetzt außer Haus. Bei mir in der Gegend sind das gleiche mehrere (Italiener, Asiate, Spanier…) Wenn ihr wollt, dass es sie nach der ganzen Sache noch gibt, dann ruft da einfach mal an, bestellt was vor und holt es ab.
  • Generell: Ruft doch mal an (oder schickt, bisschen diskreter noch, eine Sprachnachricht). Ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben. Aber alle paar Tage mal ein gutes Gespräch mit einem Freund ist ein ganz guter Ersatz für nun ausbleibende soziale Kontakte.
  • Mittlerweile sind die Leute allerdings auch gefühlt des Kommunizierens ein wenig überdrüssig. Die vergangenen Tage flatterten noch täglich mehrmals „Wie geht’s dir?“-Nachrichten oder Klopapier-Memes ins Haus. WhatsApp-Status blüht mehr denn je, ansonsten scheinen die Leute mittlerweile ein klein wenig mehr auf Abstand zu gehen – auch, weil sie mit dem weniger Abstand zuhause erstmal klarkommen müssen. Die Nachrichten werden weniger. Zum einen brauchen wir vielleicht alle gerade wirklich etwas Ruhe. Zum anderen ist die Krise aber auch schneller Alltag geworden, als man für möglich gehalten hat.
  • Ähnlich wie bei Restaurants sieht es mit einigen Einzelhandelsgeschäften aus. Sie verkaufen außer Haus. Auch das eine gute Möglichkeit, sie in diesen wirtschaftlich sehr schweren Zeiten zu unterstützen. Rainer hat es hier schon kommentiert und die Idee scheint mir eigentlich gut: Wenn ihr etwas einkaufen wollt, dann guckt doch vielleicht erstmal, ob das Geschäft, zu dem ihr sonst gegangen wärt, nicht auch einen Online-Shop hat, bevor ihr direkt zu Amazon geht. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
  • Wohl dem, der jetzt einen Online-Shop hat! Praktisch jedes Geschäft hat jetzt einen Info-Zettel an der Tür hängen, ob und wie man gerade noch etwas verkauft. „Ihr könnt bei uns online oder telefonisch bestellen“ schreiben die einen. „Ihr findet uns weiterhin auf Facebook oder Instagram“ die anderen. Wer von beiden ist wohl besser aufgestellt…
  • Es war noch nie so einfach wie jetzt, dumme Leute auf der Straße zu erkennen. Ich sage nicht, dass jeder sofort eine hohle Nuss ist, nur weil er noch im Pulk mit anderen rumsteht. Aber die paar, die ich gerade unterwegs traf, und die zu fünf oder sechs im Kreis standen, teils vor sich hin spuckend (wie blöd kann man sein!), sah man die Dummheit aus drei Kilometern Entfernung an. Vielen Dank für diesen Einblick!
  • Was im Umkehrschluss aber auch bedeutet: Die allerallermeisten Anderen sind zuhause geblieben, haben es also begriffen. Wie auch im Supermarkt die meisten mittlerweile wirklich auf Abstand gehen und überhaupt die meisten Maßnahmen beherzigen. Das ist nicht nur schlau, das ist auch nachsichtig. Manchmal ist die Welt doch gar nicht so schlecht.
  • Zumindest bis morgen, Samstagnachmittag. Denn wie ich meine Pappenheimer kenne, halten gute Vorsätze nur so lange wie man arbeitsmüde in der Ecke liegt. Bei schönem Wetter am freien Samstag setzt der Herdentrieb ein. Cafés haben zum Glück geschlossen, aber es wird viele, viele Leute nicht davon abhalten, sich in Gruppen auf öffentlichen Plätzen zu versammeln.
  • Das heißt auch: Das Laissez-faire der Bundesregierung fruchtet nicht. Es werden Ausgangsbeschränkungen auch hier kommen, wie einzele Bundesländer und Städte sie schon eingeführt haben.
  • Mit der erzwungenen Freizeit könnte man jetzt eigentlich ganz schön viel Sinnvolles anfangen. Aufräumen, ausmisten, renovieren, ein gutes Buch lesen, vielleicht auch – wie wir es im Trendblog vorgeschlagen haben – mit spannenden Online-Angeboten etwas Neues lernen. Reell ist mir gerade am meisten danach, zu couchen und weiter „The Morning Show“ zu sehen. Wie das kommt? Weil die Woche sich abgesehen vom Ausnahmezustand so sehr gar nicht von anderen unterschieden hat. Es gab viel Arbeit und sehr viel Information zu verarbeiten. Der eine oder andere hat jetzt auch noch lärmende Kinder ständig im Haus. Meine Prognose deswegen: Vielleicht sind wir in 2-3 Wochen dann auch mal etwas aufnahmefähiger, aber die ersten erzwungenen Tage zuhause werden die meisten nicht viel Anderes tun als netflixen, zocken oder die Kinder zu bespaßen.
  • Und nach Corona? Rainer schickte mir einen Link zu einem Essay von Zukunftsforscher Matthias Horx: Die Welt nach Corona. Horx malt darin das rosige Bild einer entschleunigten Gesellschaft, bewusst über das, was wirklich wichtig ist (gute soziale Kontakte z.B.) und von den Schattenseiten des Kapitalismus größtenteils geheilt. Zur Normalität, wie wir sie kannten, würden wir niemals zurückkehren. Liest sich gut, mag ich aber nicht so ganz glauben. So leicht werden wir wohl nicht auf unseren Wohlstand verzichten, der im Kapitalismus eben auch begründet ist. Aber einige Dinge werden sich ändern, haben sich schon jetzt geändert. Und, ja, ich sehe auch, dass die Krise durchaus auch ihre rosigen Seiten hat.
  • Und dann fragt man sich einige Dinge über den Kapitalismus, die so absurd sind, dass man sie wirklich zu lange nicht gefragt hat. Um in meiner Branche zu bleiben: Warum muss es z.B. über 200 verschiedene Notebooks geben, die sich größtenteils ähneln wie ein Ei dem anderen? Warum reicht ein Smartphone namens E15 nicht? Warum muss es auch ein E15 Pro, Pro Premium Edition, Lite, Plus, i, i smart, i smart lite, i smart young geben? Neben einem Y (2020), Pro, smart, lite, plus, i, i smart lite… (jeweils fiktive Namen aber keine fiktive Darstellung)? Warum von jedem Hersteller? Warum jedes Jahr aufs Neue? Was soll die Scheiße eigentlich? Das ist Kapitalismus, den wirklich keiner braucht.

Ein abschließendes Fazit habe ich hier gar nicht. 🙂 Bleibt’s gesund und macht’s a guade Stimmung vernünftig, dann ist der ganze Mist vielleicht noch vor dem Sommer zu Ende.

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Ein Jahr ohne Süßigkeiten

Ein Kumpel erzählt gerne herum, ich hätte 1 Jahr kein Alkohol getrunken, und ich ernte dann respektvolle Blicke. Wenn ich dann einwerfe, dass es „nur“ Süßigkeiten waren, ist der Respekt schon nicht mehr ganz so groß. Zucker ist (noch) nicht allgemein als Droge anerkannt, sollte es in meinen Augen eigentlich aber.

Aber nun, wie war es denn so, dieses Jahr als Ex-Junkie? Kurz gesagt: Anfangs verdammt hart, und schwer ist es bis heute. Ihr müsst euch vorstellen, dass mein Süßigkeitenkonsum schon etwas Suchtartiges hatte. Ich aß Süßigkeiten eigentlich täglich und kannte kein wirkliches Maß. Was da war, habe ich meistens auch vertilgt. Egal ob die Schokolade dann 100 oder 300 Gramm hatte. Im Nachhinein betrachtet, ist es ein halbes Wunder, dass sich mein Gewicht noch halbwegs im Rahmen hielt. Mein „Rekord“, sofern ich mich erinnere, lag bei 93-94kg bei 1,84m Körpergröße. Das ist drüber, aber nicht exorbitant. Mittlerweile bin ich bei 76kg angelangt, womit ich mir deutlich besser gefalle.

Die ersten Wochen waren eine langsame Entwöhnung. Ich begann mit dem Verzicht noch in Singapur und gestand mir zwar keine „festen“ Süßigkeiten zu, wohl aber gesüßte Drinks. Und in Singapur gibt es da nicht nur die fantastischen Teh C oder Kopi C (jeweils mit reichlich gesüßter Kondensmilch und dazu noch Zucker aufgeschäumter Tee oder Kaffee) und dazu noch Snickers oder Mars als Drink. Aber im Endeffekt gar nicht so viel davon. Nach ein paar Monaten gab ich auch die gesüßten Drinks auf, statt Süßes zum Nachtisch gab es Nüsse. Ich betrieb eine Art Methadonprogramm. Und es wirkte. Es wurde weniger.

Mein Retter, wenn es ganz schlimm kam, waren zuckerfreie Zahnpflegekaugummis. Gerade nach dem Essen teilen die dem Körper anscheinend mit, dass er gerade Nachtisch bekommt. Dann ist erstmal Ruhe.

Anfangs musste ich die Augen schließen, wenn ich im Supermarkt am Süßigkeitenregal vorbei lief. Hundsgemein, was in dem Jahr alles auf den Markt kam! Oreos eingebaut in praktisch allem, von der Milka-Schokolade bishin zur Festtagstorte, roher Keksteig zum Löffeln, M&Ms in Erdnussbutter- oder Kaffeegeschmack. Ich stand vor dem Regel und muss geweint haben wie ein Präriehund.

Es dauerte ein ganzes verdammtes halbes Jahr bis ich halbwegs von dem ganzen Mist kuriert war. Ich ging dann etwas gelassener durch den Supermarkt. Das Zeug interessierte mich immer weniger. Angebote nach Kuchen schlug ich viel leichter aus.

Nach dem überstandenen Jahr begann ich das langsame Wiedereingewöhnen mit ein paar Stücken filipinischem Yema Cake zu Weihnachten (fantastisch!) und aß die Tage darauf nur ein paar kleine süße Snacks, wobei es blieb und was problemlos ging.

Wieder zurück in Deutschland durchstreifte ich das Süßigkeitenregal. Ich gestand mir zu, einmal richtig zuzuschlagen mit all dem, was ich in dem Jahr versäumt hatte. Ich ging das Regal auf und ab, durchsuchte alles genau, fand aber bei Gott nichts, was ich unbedingt kaufen wollte. Die Sache hatte ihren Reiz völlig verloren. Ich kaufte schließlich eine Packung Mars mit Brownie-Füllung – und war am Ende ziemlich enttäuscht. Coole Idee eigentlich, aber schmeckte wie purer Zucker ohne wesentlichen Hauptgeschmack. Dazu gummiartig in der Konsistenz. Und darauf hatte ich nun ein Jahr gewartet?

Mittlerweile ist der Alltag eingekehrt, ich kaufe mir hin und wieder jetzt was Süßes, wenn ich Bock drauf habe, oder esse ein Eis, wenn es lecker aussieht. Das alles längst nicht mehr täglich. Und doch, tatsächlich versuchen die alten Geister immer wieder durchzurufen. „Iss die ganze Tafel!“, „Du brauchst mehr!“. Ich weiß nicht einmal, woher das überhaupt kommt. Vor allem schreit mein Körper nach jeder größeren Mahlzeit immer noch lauthals „NACHTISCH“, warum auch immer. Ich hatte vor, es einfach natürlich handzuhaben, zu hoffen, der Körper gebe sich auch mit weniger zufrieden. Aber das ist gar nicht so einfach. Ohne Disziplin geht es nicht. Ich habe mir nun auferlegt, nichts mehr über 200 Gramm zu kaufen und nie mehr als die Hälfte davon auf einmal zu essen. Eine Art zweite Entwöhnung. Es ist hart, aber bisher klappt’s.

Aktuell liegt in meiner Vorratsschublade eine Tafel Kinderschokolade, die seit vier Tagen täglich um ein paar Riegel schrumpft. Früher hätte sie keinen Tag überlebt. Ganz klar ein Fortschritt. Und doch frage ich mich, wie das sein kann, dass Zucker eine derartige Sucht entfachen kann, die bei einem Raucher oder Alkoholiker kaum größer sein kann. Ganz ohne Zucker wäre es schon ein fades Leben, aber ob es klug ist, Süßigkeiten weiterhin als normale Mahlzeit zu betrachten und das Zeug in rauen Mengen zu Spottpreisen kaufen zu können? Irgendwie scheint mir das gar nicht gut zu sein.

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Nichtstu-Challenge

Wann kommt man eigentlich mal dazu, wirklich nichts zu tun, um, sagen wir, über das Leben nachzudenken? Ich hab da gerade einiges, was ich durchdenken müsste, aber wenig Zeit übrig. Außerdem strebe ich danach, die Freizeit mit irgendwelchen Aktivitäten zu füllen. Es gibt da ja noch Arbeit vorzubereiten, Bücher zu lesen, Podcasts zu hören, Dinge wegzuschmeißen, an Linux rumzubasteln, Netflix zu gucken.

Von daher ist wohl mal wieder eine neue Challenge notwendig. Ich beginne mal mit 30 Minuten Nichtstun vor dem Schlafengehen. Ab jetzt täglich. Abschließen möchte ich das Ganze mit einem Wochenende voller Nichtstun. Und wenn ich Nichtstun schreibe, dann meine ich auch Nichtstun. Einfach nur dasitzen oder liegen und die Gedanken kommen und gehen lassen. Sonst nichts. Meditieren, nennen das die Esoteriker wahrscheinlich. Aber ob es dasselbe ist, weiß ich nicht und ist mir auch erstmal egal.

Heute am ersten Tag gehe ich mal für ein paar Stunden all out. Wir haben es jetzt 2230 Uhr und für gewöhnlich gehe ich nicht vor 0100 Uhr schlafen. 15-20 Minuten erledige ich jetzt alles, was ich noch wollte, damit ich da gleich nicht dran denken muss. Dann sollten 2 Stunden Nichtstun folgen. Das wird hart! Denn ich weiß jetzt schon, dass mir erstmal 20 Sachen in den Sinn kommen, die ich unbedingt noch machen wollte. Da wird Durchhalten gefragt sein.

Okay, bis später…

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Kaltdusche als Morgenroutine

Heute Morgen bin ich aus dem Bett geklettert, auf direktem Wege ins Bad, habe mich unterwegs meiner Klamotten entledigt und stand Sekunden später ohne weiter drüber nachzudenken in der Dusche, wo ich den Kaltwasserhahn (und nur den Kaltwasserhahn) voll aufgedreht und mich druntergestellt habe.

Die Kurzfassung einer Morgenroutine, wenn ihr so wollt.

Die sieht bei mir eigentlich anders aus: Aufwachen, Aufstehen, Jalousien hoch, Fenster auf, das Zimmer lüften, Zähneputzen und dabei auf dem Google Home Mini die Nachrichten hören, die Kaffeemaschine warmlaufen lassen, erst warm, dann kalt duschen, Anziehen, Bett machen, Kaffee kochen, mit Kaffee auf die Couch und bisschen mit dem Handy daddeln. Langsam in den Arbeitstag starten…

Fühlt sich gut an, dauert aber auch gut und gerne 30-45 Minuten. Heute hatte ich irgendwie keine Lust auf sowas Langes.

Und die Erfahrung des Ganzen? Die Dusche: nicht so schlimm wie erwartet. Ist die echt ganz kalt? Mein Körper nimmt es gelassen entgegen. Es kann an den Kaltdusch-Trainings gelegen haben oder daran, dass der schlaftrunkene Kopf in den 20 Sekunden von Bett zu Dusche einfach keine Möglichkeit hatte, auf Angst umzuschalten.

Ich hab sie kalt gelassen, mich eingeseift und dann auch kalt wieder abgespült. Danach natürlich noch Zähne geputzt, angezogen, gelüftet und Bett gemacht, bisschen mit dem Handy gedaddelt und dann an den Rechner. Wacher bin ich nicht, motivierter: höchstens ein bisschen. Scheint also egal zu sein, wie diese Morgenroutine aussieht. Es muss nur eine da sein.

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Was war, was wird

Der erste Monat Junglenotes ist rum. Ich habe euch einen Monat tägliches Bloggen versprochen. Das habe ich gehalten. Zeit, ein wenig inne zu halten. Gleich vorab: Es könnte gleichzeitig der letzte Monat von Junglenotes gewesen sein.

Nach dem Ende von Leidartikel habe ich nach etwas Neuem gesucht, etwas Positivem, habe lange nach einem guten Namen gefahndet. Und jetzt, nachdem es Junglenotes wurde, bekomme ich mehr und mehr das Gefühl, dass es Junglenotes eben doch nicht ist.

Was ist schon ein Name, mag der eine oder andere denken. Für einen Blogger sehr viel. Der Name ist Zugpferd, Motor und Inspirationsquelle in einem. Und daher muss er passen, sonst wird es kein Selbstläufer, sonst schleppt man sich täglich ab. Zu oft hatte ich in diesem Monat das Gefühl, mich abzuschleppen. Ob es jetzt nur am Namen lag oder auch ein paar anderen, teils unvorhergesehenen, Ereignissen, kann ich noch nicht genau sagen.

Fakt ist, dass ich aber schon mit irgend etwas weiter machen möchte. Geht also davon aus, dass ich euch in absehbarer Zeit etwas Neues präsentiere, auf das ihr, notfalls, automatisch umgeleitet werdet. Es tut mir Leid für das ganze Hin und Her der letzten Monate. Es ist wohl so eine Art Selbstfindungsprozess, und ich hoffe, der ist bald abgeschlossen.

A propos: Danke! Ich wollte das hier nicht an Zahlen fest machen, aber es ist toll, wie sehr ihr in diesem kurzen Monat bei Junglenotes mitgemacht habt, wie ihr kommentiert habt und wie mich das immer wieder neu motiviert hat. Dieser Monat zählt 63 Blogbeiträge, 167 Kommentare, davon 65 Antworten von mir, also 102 Kommentare von euch. Ihr seid einsame spitze!

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Stau-Classics im DLF

… der ab morgen keine Stau-Nachrichten mehr verliest. Aber wo ist Halstenbek-Krupunder, wo das Kamener Kreuz?