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Verliere!

Zum Thema, „Was ich meinem 14-jähirgen Ich am liebsten noch mit auf den Weg geben möchte, wenn ich durch die Zeit reisen könnte“: Verliere! Verliere so oft und so viel du kannst, im Sport, in der Liebe, im Berufsleben! Verliere nicht unbedingt dein Geld oder deine Haustürschlüssel, auch wenn das sicher auch mal eine lohnenswerte Erfahrung ist. Aber lass dir deinen Entwicklungsplan auf der Arbeit mal um die Ohren hauen, kassiere Abfuhr nach Abfuhr bei Flirtversuchen, sei mal Tabellenletzter und verliere Spiel um Spiel.

Und dann – ganz wichtig! – lerne daraus.

Genau das habe ich nämlich leider nicht gemacht. Verloren haben ich viel und oft, aber mich danach immer irgendwie über mich selbst geärgert und gedemütigt gefühlt. So gedemütigt, dass ich mich danach schon weniger getraut und am Ende auch deswegen weniger oft verloren habe. Eigentlich der falsche Weg. Kassierst du eine Abfuhr von der Frau, die du eigentlich willst, probierst du es dann danach vielleicht eher bei einer, die dir eigentlich egal ist. Steigst du als Tabellenletzter ab, versuchst du es danach eine Liga tiefer – und bist damit ganz zufrieden, weil du hier viel mehr Spiele gewinnst. Aber das bringt dich natürlich nicht weiter.

Finde heraus, warum du verloren hast und dann arbeite daran. Hast du bei deiner Präsentation etwa etwas Wichtiges vergessen? Warum bist du Tabellenletzter geworden? Was waren deine Schwächen? Hast du der Frau vor lauter Aufregung nur peinliche Dinge erzählt, kamst du zu wenig selbstbewusst rüber oder hat sie dich aus Arroganz abblitzen lassen? Die Unterscheidung ist wichtig. Die richtige Antwort gibt dir wichtige Hinweise darauf, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst.

Ganz wichtig: Es weiter versuchen, die Taktik verändern, an den Schwächen arbeiten, sie beim nächsten Mal nicht mehr machen. Weiter verlieren. Verlieren, verlieren, verlieren und danach wieder aufstehen. Und irgendwann wirst du auch einmal gewinnen.

Das Allerwichtigste aber: Niederlagen nicht zu ernst nehmen! Sie gehören zum Leben dazu, sie machen dich stärker, popkulturell gelten sympathische Verlierer sogar als charmant. Wenn du am Ende gewinnen willst, verliere oft und nimm es dir nicht zu Herzen. Und jetzt, viel Spaß in der Pubertät, deinen 20ern und all den Midlife Crises, die danach noch kommen!

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Singapur vs. Deutschland

Einreise nach Singapur in Corona-Zeiten*:

  • Mach bitte einen PCR-Test 24-48h vor Abflug und zeig uns das negative Ergebnis (sonst flieg gar nicht erst los)!
  • Installiere dir noch vor Abflug unsere Corona-Warn-App, die du danach bitte Tag und Nacht laufen hast und im Übrigen noch drei Wochen nach deiner Wiederausreise (sonst lassen wir dich gar nicht erst rein)!
  • Mach einen weiteren PCR-Test direkt nach Ankunft, wir leiten dich direkt zum Testzentrum!
  • Begib dich danach sofort in Selbstisolation und warte auf das negative Testergebnis binnen 24 Stunden**!
  • Mache einen Antigen-Schnelltest an den Tagen 2, 3, 4, 5, 6 und 7 (!) deines Aufenthalts*! Melde dich sofort bei uns, sobald eins der Ergebnisse positiv ist (sonst setzt es was)!
  • Okay, das reicht dann. Ist das alles negativ, glauben wir dir, dass du keine Gefahr für unser Land darstellst. Beweg dich frei, check überall mit der App ein, trag ansonsten deine Maske und gut is‘!

* Die Bestimmungen ändern sich immer wieder. Inzwischen sind die ART-Tests nicht mehr notwendig, zwischendurch waren aber mal bis zu 4 PCR-Test vorgeschrieben.
** Es kam nach 6h.

Bei Rückkehr nach Deutschland:

  • – Zeig uns denen Impfnachweis. Danke.
    – „Moment, Moment, wollt ihr nicht auch einen aktuellen Test… irgendwie?!“
    – Nein, wieso?
  • Ja gut. THEOREEEETISCH musst du dich sofort in Quarantäne begeben, sobald du aus einem Hochrisikogebiet (wie Singapur) zurück nach Deutschland kommst, egal ob du’s hast oder nicht! Das steht ja schon auf der Website des Auswärtigen Amtes, da sind wir eiskalt!!!!1!11!!

    Das kannst du aber umgehen, indem du uns einen Genesenennachweis, ein negatives Testergebnis oder eben deinen Impfnachweis (2x reicht) vorlegst. Kann jeder.

Autoritär vs. Laissez-faire. Und jetzt ratet mal, welcher Ansatz mir besser gefallen hat…

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Don’t eat!

Eigentlich jedes Mal, wenn ich mir an einem vollgepackten Tag dachte: „Ach Mensch, essen musst du auch noch was“, habe ich es hinterher bereut, wenn ich es tat. Sich schnell was reinschieben, selbst wenn es was halbwegs Gesundes ist, das führt alles zu nichts. Liegt dann schwer im Magen, führt zu Schweißausbrüchen, Müdigkeit zur falschen Zeit. Und es kostet auch noch Zeit. Manchmal genau so viel, dass ich mir danach über die eigentlich noch anstehende Aufgabe denke: „Ach nee, jetzt noch anzufangen, lohnt sich auch nicht mehr.“

Es ist dieses ungute Sattsein, was einen dann dazu verleitet, einfach abzuwinken: „Kann ich auch morgen noch machen.“ Das kann mal ganz erquickend sein. Der Mensch ist ja keine Produktivitätsmaschine. Manchmal braucht er auch Pausen, von denen wir ja tendenziell eher zu wenig machen. Aber in den meisten Fällen sabotiere ich mich selbst mit einer unpassenden Mahlzeit und ärgere mich hinterher. Gerade wenn eh viel zu tun ist und es eigentlich nur einer Initialzündung bedarf, um endlich anzufangen. Dann etwas zu essen, scheint mir genau der falsche Weg.

Also wenn ihr das nächste Mal vor einer schwierigen Aufgabe steht und nicht so recht wisst, wie ihr sie lösen sollt, wäre mein Rat: Macht lieber eine Viertelstunde Pause, einen kurzen Spaziergang, aber esst nichts, nur um auf andere Gedanken zu kommen. Das hilft nicht.

Anders als die Killer-Headline es vermutet lässt, halte ich Essen an sich natürlich für wichtig – und mitunter sehr schmackhaft, gerade wenn man wirklich Appetit und ein gutes Essen vor sich hat. Aber – wie ich auch hier schon öfters schrieb – wir essen ja tendenziell eher viel zu viel. Lieber mal eine Mahlzeit überspringen, hat weit weniger negative Effekte, als man zunächst glauben mag.

Ich bin im siebten Himmel. 🙂 The Cuphead Show (neu auf Netflix) erinnert mich an die alten Cartoons aus den 1930ern und 40ern. Ihr wisst schon, als „Tom & Jerry“ noch lustig waren.

Und seit wann ist die Bahn eigentlich so billig? ? So viel habe ich in Singapur neulich beinahe für ein (zugegeben ziemlich teures) Bier bezahlt. Man kommt fast in Versuchung, einfach mal auf gut Glück zu buchen, egal ob man am Ende fährt oder nicht (aber das wäre dann auch schon wieder zu dekadent).

Und ja, ich spiele mit dem Gedanken, mal mit dem Rad vom äußersten Norden Deutschlands in den äußersten Süden zu fahren, und da muss man natürlich in Sylt anfangen.

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Teuerste Stadt der Welt?

Im Ranking um die teuerste Stadt der Welt taucht Singapur meistens recht weit vorne auf, manchmal sogar ganz vorne. Im jüngsten Mercer-Ranking liegt Singapur immerhin auf Platz 7, im Economist-Ranking kürzlich belegt Singapur zusammen mit Paris Platz 2, überboten nur noch von Tel Aviv, womit Singapur die teuerste Stadt Asiens wäre (wenn man Tel Aviv selbst nicht dazu zählt).

Und ich denke mir immer: hääh?! Singapur? Dieses Land, in dem eine 15-minütige U-Bahn-Fahrt in einem der modernsten Nahverkehrssysteme der Welt nicht einmal 1 Euro kostet? In dem du eine ganze Mahlzeit fantastischsten Essens für 3, 4 Euro bekommst, wenn du weißt, wo. In dem ein wunderbarer Kaffee, für den du einen Starbucks links liegen lässt, 1 Euro kostet. Wo es anständige Fahrräder für um die 200 Euro gibt, du nicht einmal Wasser kaufen musst, weil du das Leitungswasser (im Prinzip) trinken kannst? In dem auch Mode, Lebensmittel (in offenen Märkten), Körperpflegeprodukte oder Zugang zu Museen nicht sonderlich teuer sind und es ein fantastisches Netzwerk öffentlicher Büchereien für wenig Geld gibt. Die teuerste Stadt der Welt?!

Aber stimmt schon: Isst du abseits der öffentlichen Wohnblocks und wohnst auch nicht dort, bist du schnell 20, 30 Euro für ein Abendessen los. Besonders wenn du noch etwas dabei trinken willst, in dem Alkohol ist. Auch bei anderen Genussmitteln wie Schokolade, Zigaretten, American Style Coffee (Latte und Konsorten) wird es schnell teuer. Auf die Idee, dir ein Auto zu kaufen, kämst du schon nicht, wenn du nicht gerade 50.000, besser 100.000 auf der hohen Kante hast. Du kriegst auch ein Zimmer zur Miete für 500 Euro – wenn es weit draußen ist, dir 9 qm reichen und es nicht zwingend eine Klimaanlage oder gar ein Fenster haben muss. Lebensmittel aus dem Supermarkt kosten eine ganze Menge, auch Milch und Milchprodukte. Für Expats sind auch andere Dinge teuer, etwa das Schulgeld für Kinder. Und das alles bei Gehältern, die im Schnitt eher unter unseren liegen (wobei die Steuern lachhaft niedrig sind).

Also kurz gesagt: Teuer ist Singapur im Grunde nur dann, wenn du genauso leben willst wie zu Hause. Aber wer will das schon.

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Singapore Slings II

Anderthalb Wochen bin ich jetzt immerhin schon in Singapur – und ich habe erschreckend wenig zu erzählen. Es geht hier alles seinen Gang, es ist etwas Ruhe und mittlerweile so etwas wie Alltag eingekehrt.

  • Die Wohnung ist top. Wir haben einen Master Room mit eigenem Bad, Balkon, Fensterfassade und Blick auf die Arab Street mit der Moschee, einem, na gut, weniger hübschen Hochhaus auf der anderen Seite. Und man sieht sogar ein bisschen was vom Singapore Flyer. Bilder werde ich mal nachliefern, heute bin ich zu müde.
  • Die Wohnung ist teuer, aber für Singapurer Verhältnisse sogar noch in Ordnung. Viel Platz hat man natürlich nicht, hat man in diesem Land aber nirgendwo.
  • Zwei nette Mitbewohner aus China und Vietnam wohnen in den anderen Zimmern. Mit ihnen teilen wir uns die Küche. Man sieht sie öfter mal, weil sie auch im Home Office arbeiten, und hält ein kleines Schwätzchen.
  • Das Wetter ist mittlerweile auch richtig klasse. Kaum noch Regen und wenn doch, freut man sich über die Kühle, wenn man nicht gerade reingerät. Heute Abend ist es so angenehm, dass ich mal auf dem Balkon sitzen und hier bloggen kann. Gestern Abend noch hätte ich es hier keine 10 Minuten ausgehalten.
  • Ich spiele so viel Tischtennis wie seit Jahren nicht mehr. Das liegt daran, dass ich mich noch vor Abflug nach einigen Tischtennis-Gruppen umgesehen und direkt an den Organisator des Tischtennis-„Untergrund“-Sports und seine WhatsApp-Gruppe geraten bin und sehr nett unter seine Fittiche genommen wurde. Ich war mittlerweile schon an drei verschiedenen Orten spielen, und es ginge auch noch viel, viel mehr, wenn man wollte und die Zeit hätte. Auf jeden Fall freue ich mich, hier gleich ein wenig Anschluss gefunden zu haben.
  • Vorgestern stand ich hier zum ersten Mal auf einem Fahrrad. Die Geschichte alleine ist einen Blogpost wert, er soll Ende des Jahres auf dem Trendblog erscheinen. Nur so viel: Ganz ungefährlich ist Radfahren hier nicht, aber ich habe jetzt eine Strecke gefunden, die kaum Risiken birgt. Brauche ich eigentlich nur noch ein Fahrrad. Das Leihradsystem hier ist unzuverlässig und die Räder sind: na ja, nichts für längere Touren.
  • Das Essen ist sowieso fantastisch, ist aber beinahe müßig, das in einem Atemzug mit Singapur zu erwähnen. Ich übe aktuell das Videofilmen für die Arbeit, indem ich kurze Videos von jeder Mahlzeit drehe. Sobald da etwas Vorzeigbares bei herauskommt, gebe ich Bescheid.
  • Noch besser ist der Kaffee. Es gibt hier natürlich auch Starbucks, Coffeebean & Tea Leaf und jede Menge Hipstercafés. Aber meine Leidenschaft gilt ohnehin eher dem lokalen Kopi, der erfreulicherweise nur einen Bruchteil der anderen kostet. Am liebsten würde ich sogar einen Kurs darin machen, wie man ihn zubereitet. Mal sehen, was sich da noch finden lässt.
  • Auch Craftbeer ist hier längst ein Ding, gestern kamen wir noch an einer neuen Craftbeerbar in Somerset vorbei. Der Genuss daran geht natürlich immer so weit, wie das Portemonnaie gefüllt ist. Bier ist hier bekanntlich so teuer, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Aber weil man für Craftbeer ja auch in Europa nicht gerade wenig zahlt und ich mir vorgenommen hatte, eh mal wieder ein bisschen weniger zu trinken, leiste ich mir das vielleicht doch ein oder zweimal. Weihnachten oder so.
  • Ich habe angefangen, wieder Tagebuch zu führen. Also nicht Blog, sondern richtig Tagebuch mit Kladde und Stift. Fühlt sich gut an.
  • Ein paar Ideen dazu, was ich über Singapur noch für ein Ebook schreiben könnte, werden konkreter.
  • Eine jecke Idee, die mir neulich noch kam, ist das Nachtwandern. Ich wandere ja gerne, gerne auch urban und auch in Singapur bin ich schon mehrmals gewandert. Weil das Wetter eigentlich nur nachts richtig angenehm ist, überlege ich gerade, das einmal nachts durchzuziehen. Vom Flughafen in die Stadt oder so.
  • Morgen geht dann endlich auch mein Englisch-Sprachkurs los. Ich bin sehr gespannt.
  • Ach so, und Corona? Gibt’s hier auch, die ersten Omikron-Fälle sind auch hier angekommen. Die Leute wirken auf mich aber gechillt und vernünftig gleichermaßen. Es gibt Einlasskontrollen per App für doppelt Geimpfte und Genesene in jedem Laden und jeder Freizeiteinrichtung, und auch nicht viel Diskussionen darüber. Das geht einem so schnell ins Fleisch und Blut über, dass man es kaum noch wahrnimmt. Für meinen Geschmack findet noch etwas zu viel drinnen statt – müsste man zwingend drinnen essen, wenn es auch außen Schattenplätze mit Ventilator gibt? Ich weiß ja nicht. Aber sonst: alles erstmal im Rahmen.
  • Nur dass ich hier wohl so schnell an keinen Booster-Shot kommen werde, gibt mir ein wenig zu denken. Meine zweite Impfung ist jetzt fast 5 Monate her, der Impfschutz ist praktisch am Nullpunkt angelangt, aber ich bin hier nur mit einem Quasi-Touristenvisum. Und Impfstoff gibt es natürlich erst einmal nur für Einheimische und hier arbeitende Ausländer. Nicht ideal leider.

Wie geht es euch denn da drüben?

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Singapore Slings I

Kaum zu glauben, dass ich vor drei Tagen noch in der Kälte saß. Und es sich jetzt schon anfühlt, als wäre ich seit Ewigkeiten hier. Ja, es geht mir gut, ja es ist schön hier, nein, Corona gibt’s hier auch, ja, es dürfte gerne noch paar Grad kühler sein. Was bisher so los war und ist:

  • Wir wohnen jetzt im 8. Stock des 46-stöckigen Gebäudes Duo Residences in einer Art WG. Die Aussicht ist auch so schon nicht schlecht.
  • Das Gebäude sieht aus wie eine riesige Honigwabe.
  • Mit Corona nehmen sie es hier noch viel ernster als zu Hause.
  • Und das fühlt sich gar nicht mal so schlecht an.
  • Einchecken mit der TraceTogether-App drinnen an jeder Ecke, bei Eintritt ins Gebäude ebenso wie in jedem Geschäft und jeder Bude.
  • Nicht nur Einscannen übrigens, sondern das grüne Signal, dass ihr safe seid, auch einem Offiziellen zeigen, der da sitzt.
  • Maskenpflicht nicht nur in Gebäuden, sondern auch draußen.
  • Und dann keine Diskussion: Einmal hatte ich in einem Café im Untergeschoss keinen Empfang, weswegen auch der Scan nicht funktionierte. Aber der Verkäufer hat drauf bestanden. Kein grünes Licht, kein Kaffee.
  • Trotzdem lassen sie es außerhalb der offiziellen Regelwut dann auch schonmal Fünfe gerade sein. Als ich mich in einer Sport-App zu einem Tischtennis-Event registrieren wollte, stand da als Regel: mindestens 14 Tage vorher nicht im Ausland gewesen sein. Auf meine Nachfrage beim Organisator, antwortete der: die haben bloß ihre Regeln noch nicht aktualisiert. Du bist ja doppelt geimpft – komm einfach vorbei!
  • In den Tischtennis-WhatsApp-Gruppen, in denen sie mich aufgenommen haben, gibt es seit einigen Tagen heiße Diskussionen, was cooler ist. Booster mit Pfizer-Pfizer-Moderna oder Pfizer-Pfizer-Pfizer. Der letzte Schrei ist das erste, weil das noch was besser schützen soll.
  • In Deutschland diskutiert man derweil mit Impfskeptikern…
  • Noch ist Regenzeit. Das heißt: Das Wetter ist erstaunlich angenehm, vor allem abends. Luftige 26 Grad und dabei ausnahmsweise mal nicht zuuu drückend.
  • Nachts ist es entweder zu kalt oder zu heiß. Klimaanlagen lassen sich kaum wärmer stellen als 25 Grad. Trotzdem ist es dann gefühlt noch teils zu kalt. Die Klimaanlage einfach ausstellen? Dann wird es binnen 30 Minuten unerträglich heiß. Heute mal ausprobieren: Klimaanlage auf 18 Grad und dafür eine dicke Decke. Besonders toll fürs Klima-Klima ist das natürlich auch nicht…
  • Völlig untersportet und aus Angst vor dem überfüllten Gym bin ich gestern Abend spontan eine Stunde laufen gegangen – und weil ich das ein Jahr lang wegen meiner Knie nicht getan habe, habe ich jetzt den Muskelkater meines Lebens.
  • Das Ziel bleibt 10.000 Schritte am Tag. Kristine meinte, ich muss Jollibee probieren! Durchaus lecker, aber auch ein ziemlich schweres Abendessen ohne jegliche Viatmine… Dieselbe Kristine meinte danach aber auch: Lass doch noch mal nach Little India spazieren, da ist noch Deepavali-Deko, und danach könnten wir zur Weihnachtsdeko an der Orchard Road gehen.
  • >10.000 Schritte also problemlos auch heute.
  • Und die Gegend soweit: Einfach traumhaft! Unser Gebäude ist gerade mal knappe 5 Jahre alt, das Hotel nebenan, The Parkview Square, ist ein Hotel im Art-Deco-Stil. Und auch sonst: zentraler und gleichzeitig lokaler geht kaum. Das ist schon prima. Bilder dazu unten.
  • So richtig angekommen bin ich aber trotzdem noch nicht… 😉
  • Mein Sprachkurs beginnt erst nächste Woche. Und eine gute Idee fehlt mir noch, was ich sonst noch speziell arbeitstechnisch in Singapur machen kann. Ich hätte Bock, ein E-Book zu schreiben. Nur: worüber? ?
  • Wie geht es euch?
  • Paar Impressionen noch, dann gute Nacht:

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Warum Niederländisch?

Interessanterweise haben mich das erst zum Ende meiner Sprachreise die ersten Leute gefragt – abgesehen von meiner Lehrerin, die es irgendwie bis zuletzt nicht so ganz verstanden und immer wieder nachgefragt hat… Scheint wohl nicht so oft vorzukommen – zumal ich Niederländisch als einziger im Kurs freiwillig gelernt habe. Die anderen brauchten die Sprachkenntnisse, um im Land arbeiten zu können.

Tja, warum eigentlich? Nur weil ich es immer schon unfair fand, dass „alle“ Niederländer Deutsch sprechen können, aber „kein“ Deutscher Niederländisch? Nein, das allein ist es nicht.

Und ganz ehrlich? Ich weiß es selber nicht so ganz genau. Ich glaube, hauptsächlich ging es am Ende wirklich darum, mir selbst zu beweisen, dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre. Dass ich fit genug bin, auch mit über 40 noch eine Sprache zu lernen. Auch: dass ich es schaffen kann, so lange bei einer Sache am Ball zu bleiben.

Aber wenn es darum ging: Warum habe ich dann nicht irgendetwas „Sinnvolles“ gemacht, wie: endlich mal richtig Ukulele oder – noch besser – Gitarre lernen? Eine Weiterbildung zum Datenjournalisten, Online-Marketing-Experten, Data Scientist? Oder wenn schon eine Sprache: Warum dann nicht wenigstens eine, die ich sowieso immer schon mal lernen wollte, wie Spanisch?

Berechtigte Fragen. Zum einem habe ich das nie als Entweder-Oder-Entscheidung gesehen. Also ich hätte nicht die Motivation gehabt, mehr Ukulele zu lernen, wenn ich keine Sprache gelernt hätte. Das sind irgendwie verschiedene Bereiche. Eine Sprache zu lernen, hat mich auch irgendwie ein wenig aus dem Alltag geholt, von dem Corona-Mist abgelenkt und den Stress auf der Arbeit ein Stück weit vergessen lassen – was bei Weiterbildungen nicht der Fall gewesen wäre. Und warum dann kein Spanisch? Nun ja, kommt vielleicht noch! Aber Niederländisch hat mich fasziniert, als ich da letztes Jahr im Urlaub war, ebenso wie das ganze Land. Ich mag sehr viele Ausdrücke und irgendwie auch den Klang der Sprache. Ja, sie müssten auch für meinen Geschmack die ch-Laute nicht so stark betonen. 😉 Aber ansonsten: höre ich das echt gerne. Und der Gedanke, sich einfach mal irgendwo anders in der EU niederzulassen, wenn einen Deutschland mal wieder zu sehr nervt – kommt einem ein Stück näher, wenn man die Sprache eines anderen Landes ein wenig beherrscht.

Ich bereue auf jeden Fall nichts – im Gegenteil. Die 7 Wochen dort waren großartig, das ganze Jahr Sprachenlernen hat meine Sinne irgendwie geschärft. Ich fühle mich jetzt aufnahmefähiger, ich lese mehr, bin neuen Dingen gegenüber aufgeschlossener, fühle mich tatsächlich weniger eingerostet als davor. Und ich habe das Jahr nicht als besonders stressig in Erinnerung. Anstrengend ja, aber nicht stressiger als normal.

Und es geht weiter mit dem Lernen: In Singapur werde ich wohl ein paar Privatstunden Englisch nehmen, um hier auf Native-Speaker-Level zu kommen. Warum nicht…

Und, ach so: Ist Niederländisch eigentlich schwer zu lernen, wurde ich jetzt auch einmal gefragt. Klares Urteil: Schon leichter als Deutsch – und definitiv schwerer als Englisch! Die Grammatik ist dem Deutschen sehr ähnlich, sie haben weniger Beugungen, kein der/die/das – aber um es dann auch schon wieder nicht zu leicht zu machen, neben de auch het. Und es gibt hin und wieder Satzkonstruktionen, die in keinem Lehrbuch stehen.

Die eigentliche Schwierigkeit aber? Die Redewendungen und Wörter beherrschen, die sich eben nicht aus dem Deutschen herleiten lassen. Alles im Griff haben? Nee, eben nicht alles in de grip hebben, oder met alles in de grip zijn sondern: iets goed voor elkaar hebben. Politik kann politiek heißen, wird aber genauso oft het beleid genannt. Die korrekte Endung zu finden, ist ebenfalls nicht ohne: heißt „plötzlich“ nun plotselijk, plotsend oder plotsing? Weder noch, es heißt: plotselig. Liest du ein Wort wie werkomstandigheid, kannst du dir herleiten, dass Arbeitsumgebung damit gemeint sein könnte. Aber wenn du, anders herum, nach der niederländischen Entsprechung für Arbeitsumgebung suchst, würdest du an arbeidsomgeving oder etwas in der Art denken, was es aber nicht gibt. Bedeutet: Als Deutscher, der Niederländisch lernt, verstehst du Texte und einzelne Wörter schneller. Aber willst du die Sprache auch sprechen, musst du genauso viel lernen, wie jeder andere auch.

Will aber nicht rumheulen. Wie gesagt: Ich bereue nichts, es war toll. Es sollte noch irgendwann einmal weitergehen. B2-Level sollte es schon noch sein, um sich mit den Leuten gut austauschen können. Und wer weiß, wofür das alles vielleicht doch einmal gut war.

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Stress und Einsamkeit

… scheinen verwandt zu sein. Vor ein paar Tagen fühlte ich mich plötzlich furchtbar allein hier und habe die halbe Welt verflucht. Zum zweiten Mal schon, seit ich hier bin. Dabei war eigentlich nichts passiert. Unsere Sprachlehrerin hatte einfach nur angekündigt, dass unser Mittwochkurs ausfallen, aber später nachgeholt würde. Ach so und ach ja, nächste Woche die Stunden voraussichtlich auch.

Ich wäre beinahe ausgerastet. Denn das hat meine Pläne ziemlich durcheinander gewürfelt. Ich mach das hier ja alles nicht zum Spaß, außerdem habe ich hier keinen, mit dem ich Niederländisch oder überhaupt reden kann. Fällt der Kurs aus, bringt mich das buchstäblich vom Kurs ab. Außerdem komme ich mit dem Vokabellernen nicht hinterher. Und mit allem anderen irgendwie auch nicht. Was mache ich hier eigentlich? Was will ich mir hier beweisen, außer dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre? Ich fühle mich alt und allein.

Dienstagabend bin ich dann irgendwann aus dem Haus, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Die Luft war überraschend mild. Ich setzte einen Schritt vor den nächsten und dann noch einen. Und wurde immer langsamer und nachdenklicher dabei. Was mache ich hier eigentlich? Mache ich das richtig? Tut mir das gut? Bringt es irgendwem was, wenn ich derart unter Druck stehe? Wer macht mir den Druck überhaupt außer ich mir selbst? Wäre es klug, jetzt aufzuhören? Bin ich wirklich einsam oder einfach nur gestresst?

Ich fiel in einen tiefen, langen Schlaf und am nächsten Morgen war ich direkt dankbar, dass der Kurs ausfiel – sonst hätte ich gar nicht so lange schlafen können. Außerdem hatte ich dadurch plötzlich unfassbar viel Zeit. Erst einmal keine weiteren Aufgaben. Dafür Zeit, Vokabeln nachzulernen und mich in Ruhe der Arbeit zu widmen. Mich auch mal um ein paar private Dinge zu kümmern. Plötzlich sah das alles gar nicht mehr so schlimm aus. Den Druck hatte ich mir offenbar hauptsächlich selbst gemacht. Und statt mich über die unerwartete Pause zu freuen, hatte ich mich über sie geärgert.

Mittlerweile geht es mir wieder gut, bin ich auch plötzlich die Ruhe selbst. Drei Wochen bin ich noch hier, das ist gar nicht mal mehr so schrecklich viel. Und ich hab noch viel zu erledigen. In Delft war ich jetzt, aber in Leiden noch nicht. Amsterdam hat noch mal einen längeren Besuch verdient. Noch nicht einmal auf den Haagsen Markt (größter Markt der Niederlande) habe ich es bisher geschafft. Und mir fehlen noch Fischbrötchen, Frikandel und Bitterballen auf meiner kulinarischen Reiseliste. Übernächstes Wochenende kommt Besuch. Und ein bisschen Zeit für Vokabeln und weiteres Lesen und Hörverstehen bleibt natürlich auch noch. Es wird vielleicht nicht ganz reichen mit dem Fluent in 7 Weeks. Aber dann ist das halt so. Schließe mache ich das alles ja eigentlich zum Spaß…

Weniger Stress = weniger Einsamkeit. Da scheint durchaus was dran zu sein.

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Wahl ’21

  • Bin froh, gerade nicht in Deutschland zu sein.
  • Gute Chance immerhin, dass Laschet wirklich verhindert wird.
  • <15% ist ein Desaster für die Grünen.
  • Deutschland hat der SPD also vergeben.
  • Aber nur um Laschet zu verhindern?
  • Und damit die Grünen nicht an die Macht kommen?!
  • Klimawandel? Ahr-Katastrophe? Alles schon vergessen?
  • Es wird also alles weiter gehen wie bisher.
  • Dann kann ich mich jetzt ja wichtigeren Dingen widmen.
  • ??‍♂️
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Deutsche und Niederländer

Okay, falls man das überhaupt verallgemeinern kann (ich finde: ein bisschen schon), so kommen mir viele Niederländer etwas direkter vor als Deutsche. Kein Verstecken im Kontext: Gerade heraus, was man denkt, egal ob Lob oder Kritik. Dass bei niederländischen Männern zwischen 40 und 60 gerade irgendwie die Beethoven-Mähne im Wet-Look in ist: wohl einfach nur eine andere Mode.

Dass uns das Land, was Infrastruktur, Architektur, Agrikultur, Innovation und Wohlstand angeht, um geschätzte 20 Jahre voraus ist, würde ich auf simples Vorhandensein der notwendigen Finanzen zurückführen. Denen fehlen eben keine 2.000 Milliarden in der Bilanz, die bei uns die Wiedervereinigung gekostet hat. Das ist ganz schön viel Geld, mit dem man viele tolle infrastrukturelle Projekte hätte anstoßen können.

Eins ist mir aber noch aufgefallen: Was ich bisher so gesehen habe, sind mir viele Niederländer weniger darauf bedacht, sich irgendwie anzupassen. Man ist dann mal da, man ist dabei auch schon mal laut, man macht direkt sein Ding und kümmert sich erst einmal wenig darum, was andere davon halten könnten. Klar, man tritt dabei schon niemanden auf den Fuß, und täte man es doch, würde man sich höflichst und ehrlichst entschuldigen. Aber man weiß auch, was man darf und kann und füllt diesen Raum voll aus. Fühlt sich jemand dadurch gestört, hat man auch kein Problem damit, sorry zu sagen und ein paar Oktaven tiefer zu singen. Aber man hat diesen vorauseilenden Gehorsam nicht, den ich Deutschland so oft sehe. Wir können hier nicht so laut sein, wir müssen uns hier so und so benehmen, wir gehen schon ganz rechts die Straße entlang, weil da irgendwann ein Auto kommen könnte. Da sind wir dann doch oft sehr angepasst.

Ja, blöde Generalisierungen… Gilt natürlich nicht für alle, sind nur Beobachtungen, gibt viele Gegenbeispiele… Ihr wisst, was ich meine.