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  • Letzte Bücher weglesen

    Ich werde nicht alle meine letzten etwa 30 Bücher wegminimieren. Einige gefallen mir so gut, dass ich sie gerne für immer behalten möchte, auch in gedruckter Form. Ich will euch nicht damit langweilen, welche das alles sind, aber „Das Parfum“ von Patrick Süskind gehört zum Beispiel dazu. Da habe ich mich beim Lesen schimmelig gelacht (und das obwohl es gar keine Komödie sein soll… ?).

    Den Rest, den ich noch habe, würde ich gerne noch einmal lesen, das Wissen speichern und dann weg damit. Aber das dauert. Ein ganzer Schinken über Wissenschaft und Technik ist dabei, den ich noch nie ganz gelesen habe. Eventuell blättere ich den nur durch und das reicht mir dann. Schöner ist das erfreulich kurze „Schriftsteller werden“ von Dorothea Brande. Und dann ist da noch dieses Sketchnote-Buch, mit dem ich auf meine alten Tage noch rudimentäres Zeichnen lernen möchte, gerne auch digital am Mac.

    Aber, ja, es ist ein Ding mit diesem Minimalismus. Es kostet einfach verdammt viel Zeit!

    *

    Shakespeare

    Wir haben einen Englischlehrer im Tischtennisverein, mit dem ich mich ab und an über Literatur unterhalte. Meistens über solche, die ich im Englischunterricht damals nicht verstanden habe. ? Gestern ging es um das Abitur und dass Shakespeare in einigen Jahren in der Oberstufe nicht mehr drankommen solle.

    „Wir haben noch Macbeth im Englisch-LK gelesen“, erinnerte ich mich. „Aber ich hab erstens nicht verstanden, was die da reden, und zweitens nicht, was die Moral von der Geschicht ist.“

    „Wer die göttliche Ordnung stört, wird den Preis dafür zahlen“, sagte er. „MacBeth tötet den König und alle möglichen Thronfolger, um sich selbst zum König zu machen, und wird darüber, wie seine Frau auch, blutrünstig und wahnsinnig.“

    „Ach…“

    „Jaja!“

    Und das verlangt(e) man also, von adoleszierenden Jungerwachsenen aus 400 Jahre altem schottischen Englisch herauszulesen? Ich glaube, zwischen den Erwartungen der Kultusministerien und dem tatsächliche Leistungsstand der Schüler klaffen Welten. Warum dann doch die meisten das Abi schaffen, die es auch in die Oberstufe geschafft haben, ist mir da ein Rätsel. Das passt irgendwie nicht zusammen.

    Auf jeden Fall müsste ich jetzt eigentlich nochmal Macbeth lesen, dachte ich mir. Heute, wo ich – im Gegensatz zu damals – eigentlich ganz gut Englisch kann. ?

    Vielleicht reicht es mir aber auch, die Botschaft jetzt zu wissen, ohne sie selbst erarbeitet zu haben. ?

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    Fotografieren mit Digitalzoom: Sollte man ja mal eine Zeitlang ums Verrecken nicht tun. Nun hat Apple im iPhone 14 Pro eine 2x-Digitalzoomstufe eingebaut, die ich sehr gerne benutze, die nur den Innenbereich des Sensors ausliest und damit qualitativ verlustfrei arbeiten soll. Einfach weil der Sensor insgesamt so viele Pixel hat (48 MP).

    Verlustfrei ist er allerdings nicht wirklich. Die Bilder sind deutlich schlechter. Also dachte ich, könnte ich auch gleich den Zoom benutzen, um zum Beispiel 1,3x an Motive heranzoomen, wenn das gerade der beste Ausschnitt ist. Mache ich jetzt einfach. So wie heute Abend, nachdem ich mit dem Rad den steilen Pfad den Kreuzberg hochgekraxelt bin (Puls auf beinahe 160) und die Kreuzberg-Kapelle mal wieder wunderschön in der Golden Hour dalag. 1,3x herangezoomt. Sieht man’s?

    Ja, sieht man schon, fürchte ich, wenn man genau auf die Details schaut, wird es was krisselig. Verdammt!

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    Hab heute den ganzen Tag noch einmal REM gehört, nach dem Blogpost vorgestern und nachdem Jens, Jens J. und Christian mich drauf angesprochen haben. Und doch, haben schon tolle Musik gemacht, die Jungs, auch schon in den 80ern. „The One I love“ habe ich mittlerweile etwas zu oft gehört, aber auch „Orange Crush“ von der „Green“ (1988) ist klasse:

  • Es ist für alle schwer

    REM sangen mal: „Everybody hurts, sometimes“, frei übersetzt: Jeder ist mal traurig, auch die, die immer glücklich wirken, selbst andere verletzen oder so tun, als könnte nichts sie erschüttern.

    Ich würde das noch erweitern mit: Für jeden ist es schwer, dieser Alltag, dieses blöde Leben:

    • Der graue Winter
    • Die Steuererklärung
    • Das Erwachsenwerden
    • Dieser Beziehungsmist
    • Die monatlichen Rechnungen, die bezahlt werden müssen
    • Dass einer in der 50er-Zone vor dir 30 fährt, wenn du es gerade eilig hast
    • Die Mühe, etwas Neues zu lernen
    • Und die Zeit, die es dauert, darin richtig gut zu werden
    • Das Missverständnis der Anderen
    • Verfluchte Gebrechen des Körpers
    • Freunde, Familie oder andere wichtige Bezugspersonen zu verlieren
    • Wegziehen zu müssen
    • Irgendwann zu sterben

    Und vieles, vieles mehr.

    Seid nett zu anderen, so komisch sie auch auf euch wirken mögen!

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    (Was ist eigentlich aus REM geworden? Warum hört die heute keiner mehr?)

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    In Mitten dieses ganzen Chaos‘ gerade herausgefunden, woher meine Ost-West-Schwäche rührt. 🙂 Nämlich daher, dass sie Ost-West-Schwäche heißt.

    Schaut’s: Es gibt einige Begriffe, die was mit Ost-West heißen:

    • Ost-West-Konflikt
    • Ost-West-Politik
    • Ost-West-Gefälle
    • Ost-West-Wanderung
    • Ost-West-Achse
    • Ost-West-Passage
    • Ost-West-Schwäche

    Und ganz selten mal ein Begriff, der West-Ost-irgendwas heißt, allenfalls:

    • West-Ost-Ausdehnung

    In der westlichen Hemisphäre lesen wir aber von links nach rechts, oder, schon etwas seltener, von oben nach unten:

    Nur dass der Osten eben nicht „links“ auf der Karte ist, sondern rechts:

    Es wäre also logischer und würde für weit weniger Verwirrung sorgen, wenn es West-Ost-Konflikt heißen würde.

    Eine Rechts-Links-Schwäche oder besser: Links-Rechts-Schwäche habe ich nicht. Ich vermute also tatsächlich, dass es von didaktisch unklug angeordneten Begriffen wie „Ost-West-Konflikt“ kommt. Wenn ihr auch eine Ost-West-Schwäche habt, bedankt euch bei denjenigen, die den Ost-West-Konflikt „erfunden“ haben – Josef Stalin und Harry S. Truman. ?

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    WordPress, ich hasse dich! Wie konnte aus diesem einstmals wunderbaren CMS so eine Usability-Wüste werden?

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    Meine Nachbarin hat eine Playlist mit mir geteilt, die mir beinahe durchweg gefällt. Hab schon einige Songs davon gespeichert…

    War das nicht früher mal ein Ding? Der gleiche Musikgeschmack? O-Ton einer Mitschülerin damals: „Ich könnte nie mit jemandem zusammen sein, der eine andere Musik hört als ich.“

    Ich habe seit Jahrzehnten niemanden mehr getroffen, der die gleiche Musik mag wie ich (oder umgekehrt). Einzelne Bands oder Lieder, ja, aber mehrere oder gleich eine ganze Playlist?

    Es ist ohnehin selten geworden, dass man Musik mit anderen teilt. Wenn, dann geht das wohl sowieso nur noch in Form von Spotify-Playlists. Und eigentlich traut man ohnehin dem Algorithmus zu, dass er eine bessere Auswahl für einen trifft. In diesem speziellen Fall muss ich aber sagen: ein einzelner Mensch schlägt hier die Maschine, wenn halt eben auch nur einmal in 20 Jahren.

    Die Mitschülerin von damals habe ich übrigens gerade mal gegoogelt und nicht gefunden. Eventuell hat sie inzwischen geheiratet. Ob sie jetzt gemeinsam Jungle hören und dabei glücklich sind?

    Von der Playlist meiner Nachbarin übrigens ist dieser Song hier, und, how cool is that! Laleh: Speaking of Truth (2014):

  • Anderen mal was Nettes sagen

    Es ist verrückt, ich habe das wirklich so gut wie nie gemacht: Menschen, die ich mag, ab und zu mal etwas Nettes sagen. Warum genau nicht, versuche ich gerade zu erforschen, und habe da eine heiße Spur…

    Die Sache ist aber auch die: Ich dachte mal, dass es sich für mich auch falsch anfühlen würde, wenn ich damit anfänge. Und deswegen würde ich das erst recht nicht machen. Ich täte das ja nur, um auch etwas zurück zu kriegen. Phishing for compliments, quasi. Und irgendwie wäre das nicht ich.

    Aber wer ist man wirklich, und ist man am Ende nicht nur Produkt seiner vielen Gewohnheiten, von denen man ja alte mit neuen durchaus überschreiben kann? Und vielleicht fühlt es sich ja nach ein wenig Training sogar richtig an. Aber genau das ist eben notwendig: Training. Anderen etwas Nettes sagen, sie in etwas bestärken, sie aufmuntern. Und wenn es vor Kitsch trieft, dann war es wohl noch nicht der richtige Ton, den man nach ein wenig Training ja vielleicht viel besser treffen kann.

    Meine ersten Ergebnisse nach drei Tagen Training sind erstaunlich (?) positiv: Es hat sich noch keiner darüber beschwert. ??‍♂️ Nicky und Jens J. haben mich nach meinem Aufruf am Freitag danach befragt und jeweils ein Kompliment zurückbekommen. Meine Nachbarin am Samstag einfach so, und als ich gestern mit zwei Freunden wandern war, habe ich versucht, das eine oder andere Positive in die Gespräche einzustreuen.

    Und nein, es hat sich nicht nur keiner beschwert, eigentlich alle fanden es nett, und es hat sich sogar organisch angefühlt. Ich musste mich dafür allenfalls anfangs ein klein bisschen verstellen. Aber beim vierten Versuch fiel es mir schon gar nicht mehr schwer. Wenn man nur sein Ego mal ein wenig ducken lässt… Jetzt muss ich da nur dranbleiben. Wer mag, darf mich in persönlichen Gesprächen gerne daran erinnern, wenn ich es vergesse, und nach einem Kompliment fischen. Ich gebe dann auch gerne eins.

    Und wenn du dir beim Lesen gerade denkst: „Wovon um alles in der Welt redet der? Anderen was Nettes sagen, ist doch was ganz Natürliches, das macht doch jeder?!“ Na ja, eben nicht. Schau mal auf deine Schwäche und vielleicht verstehst du dann, dass jeder irgendwo ’ne Meise hat und gar nichts selbstverständlich ist.

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    Die FPD

    Tempolimit auf deutschen Autobahnen, damit Deutschland die notwendigen Klimaziele kurzfristig eher erreichen kann? Dagegen: die FDP.

    Verbrenner-Aus ab 2035? Beinahe alle EU-Länder dafür, Rot-Grün auch. Dagegen: die FDP.

    Aus der Atomkraft sofort komplett aussteigen, die letzten Meiler vom Netz nehmen? Dagegen: die FDP.

    Gas- und Ölheizungen ab 2024 endlich in den Wind schießen und vornehmlich auf Wärmepumpen setzen, die Energiewende forcieren und die Abhängigkeit von zweifelhaften Öl- und Gasnationen weiter verringern? Dagegen: die FDP.

    Tempo 30 statt Tempo 50 in Städten zur Regelgeschwindigkeit machen, um schwere Verkehrsunfälle zu minimieren, einen Beitrag zur Klimawende leisten, KFZ aus Innenstädten möglichst raushalten. Dagegen: die FDP.

    Die FDP, die FDP, die FDP.

    I get it, okay? Man muss in einer Regierung nicht für alles sein, nur weil es die beiden Koalitionspartner sind. Vor allem, wenn es klar gegen die eigene Überzeugung geht, zu der ein Tempolimit auf Autobahnen meinetwegen gehört, warum auch immer. Aber an einigen der Beispiele wird man das Gefühl nicht los, dass die FDP, gerade in Umweltfragen, zu einer Dagegen-Partei geworden ist und sich in dieser Rolle sogar sehr gut gefällt. Motto: Das kleine bisschen Macht, das diese ungeliebte Koalition uns gegeben hat, nutzen wir voll aus, damit keiner vergisst, dass es uns auch noch gibt. Asterix gegen die Römer, wer auch immer die dann in dem Fall eigentlich wären…

    Wäre sogar beinahe charmant, wenn da nicht gute Ideen bei auf der Strecke blieben. Will die ach so fortschrittliche FDP wirklich die Dagegen-Partei werden?

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    Freitag schwang ich mich aufs Rad und machte ein wenig Training, fuhr nach Ippendorf und dort ein paarmal den Berg rauf und runter. Die Strecke ließ ich von Strava protokollieren.

    Etwas später erhielt ich eine Glückwunsch-E-Mail:

    Heißt: Die App hat alleine und korrekterweise aus meinem GPS-Tracking geschlossen, dass ich ich ein paar Mal in Ippendorf den Berg rauf und runter gefahren bin, das ohne mein Zutun mit einer Challenge abgeglichen, die es offenbar gibt („Ippendorf Up & Down“), ermittelt, dass ich das in den letzten 90 Tagen anscheinend öfter gemacht habe als alle anderen Strava-Nutzer und mir daraufhin selbstständig eine Badge per Mail zugeschickt und mich zur „Local Legend“ erklärt.

    Das ist clevere Datenanalyse! Well done, Strava, well done!

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    Hach, der Frühling!

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    Feuerwanzen. Irgendwas sagt mir, dass wir davon dieses Jahr noch einige sehen werden…

  • Letting it all out

    Wenn man eh schon dabei ist, kann man auch in die Tiefen gehen. Unterhielt mich heute Abend auf WhatsApp mit einer guten Freundin über Beziehungskram. Wir kamen darauf zu sprechen und dann ließ ich es laufen. All meine schlechten Eigenschaften, was sie sind, woher sie – wahrscheinlich – kommen (so genau lässt sich das nicht immer lokalisieren) und was ich dagegen unternehme. Denn dass ich zumindest einige davon noch loswerden muss, um noch ein paar glückliche Jahrzehnte auf diesem Planeten zu führen, das weiß ich mittlerweile.

    Immerhin zwei meiner schlechtesten Eigenschaften konnte ich ziemlich genau zurückverfolgen. Warum fällt es mir zum Beispiel so gottverdammt schwer, Menschen, die ich mag, mal etwas Nettes zu sagen? Einfach fehlende Gewohnheit, klar. Aber da steckt auch mehr dahinter, und ich glaube, ich komme langsam dahinter, was.

    Und mehr schlechte Eigenschaften möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht aufzählen. Zum einen würde das ein seeehr langer Beitrag werden, zum anderen ist das hier ja alles öffentlich, und das muss dann auch nicht zwingend jeder lesen können. Wen es interessiert und wer sonst noch mit mir in Kontakt steht, der kann sich ja privat bei mir melden. Ich schreibe ihr oder ihm dann auch etwas Nettes zurück! Will das ja jetzt üben. 😉

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    Der überflüssige Trainerwechsel ohne bisher deutlichen Erfolg, aus zwei Wettbewerben ausgeschieden, auch aufgrund der schlechten Platzverhältnisse also, dafür dann jetzt der „überfällige“ Greenkeeperwechsel, Oliver Kahn angezählt, wobei es eigentlich Hasan Salihamidzic treffen müsste, was aber als persönliche Niederlage für Uli Hoeneß gälte, und was der nie zulassen würde…

    Danke, FC Hollywood Bayern! So irre und daher spannend war die Liga schon lange nicht mehr. Schade dass es keinen Rivalen gibt, der jetzt in der Lage wäre, das auszunutzen.

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    Als einzige deutsche Mannschaft im Halbfinale der drei europäischen Wettbewerbe (Champions League, Euro League und Conference League) ist übrigens Bayer Leverkusen verblieben. Sagt auch einiges über die Qualität der Bundesliga aus.

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    „Boys‘ Club“: Ganz ehrlich? Noch nicht mal als Journalisten interessiert es mich besonders, was da im Hause Springer und der Causa Reichelt genau vorgefallen ist. Ja, wird übel gewesen sein, ja, ist gut und richtig, dass das jetzt aufgedeckt und der Sumpf trockengelegt wird. Aber nein, kommt nicht überraschend, und einen Podcast dazu hören, wie gut auch immer er wahrscheinlich produziert sein wird? Nö, da weiß ich mit meiner Zeit was Spannenderes anzufangen. ??‍♂️

    Ging mir übrigens auch im Falle Claas Relotius so. Ja, der Mann hat Journalistenpreise noch und nöcher für seine teilerfundenen Reportagen bekommen, weil eben keiner genau hingeschaut hat. So what? Vielleicht sollte man dann einfach mal aufhören, Journalistenpreise so hoch zu hängen oder Reportagen als die höchste Kunst der journalistischen Darstellungsformen anzusehen. Hab auch manchmal das Gefühl, dass das nicht all zu viele Leute außerhalb des „Spiegel“-Verlagshauses überhaupt interessiert hat.

    Die gefälschten Hitler-Tagebücher (die gerade ihren 40. feiern!) toppt ohnehin nichts mehr.

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    Vokabeltraining: 105 von 105. Ich glaube, das ist auch das erste Mal überhaupt, dass mir das gelingt. Es sind die kleinen Dinge…

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    Spring in the City

  • Early Weekend Challenge

    Ich hätte mal wieder Bock auf eine Challenge. Und in meinem Falle ist das theoretisch drin: Wie früh in einer Woche könnte ich eigentlich Wochenende machen? Ich habe mehr oder weniger ein Wochenpensum, das ich in meinem Job zu erfüllen habe. Soundsoviele Beiträge redigieren, selbst schreiben, Aufgaben vorgeben, im Team-Planungstool aktiv sein, E-Mails beantworten, konzeptuelles Planen. Das lässt sich in mehrere Schritte aufteilen, und zumindest die schwergewichtigen Aufgaben davon ließen sich en bloc zu einem beinahe beliebigen Zeitpunkt durchführen.

    Heißt auf Deutsch: Wenn ich alle Beiträge geschrieben, redigiert, Arbeit verteilt, E-Mails beantwortet und noch ein Happen weiter konzeptioniert habe, wäre ich in der Woche quasi fertig. Wie früh ist das zu schaffen, ohne dass die Qualität oder irgendetwas anderes leidet? Das würde ich gerne mal herausfinden. Haupt-Stellschraube wäre wahrscheinlich die Effizienz. Clever arbeiten statt hart arbeiten.

    Und wenn meine Kollegen das hier lesen: Keine Sorge: ich glaube nicht, dass mir die Arbeit so früh ausgeht und ich dann nicht mehr erreichbar wäre. Aber ich sage sogar zu euch/ihnen: Im Grunde ist es mir egal, wie lange ihr in der Woche arbeitet. Ihr müsst nur euer Pensum erfüllen. Schafft ihr das an einem einzigen Tag: super! Braucht ihr fünf Tage dafür: auch okay.

    Vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Zeitlang erfolgreich die 4-Tage-Woche bei mir eingeführt. Ich hatte fast jeden Freitag frei, und wenn ich mich richtig erinnere, war ich sehr glücklich damit.

    Da würde ich gerne wieder hin.

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    Sketchnotes

    Eins der letzten Bücher, die ich noch nicht wegminimiert habe, ist ein Einführungsbuch in Sketchnotes. Kaum etwas hat mich seinerzeit mehr begeistert. Kunstlegastheniker wie ich können mit einfachen Mitteln binnen Stunden lernen, witzige, cartoonartige Zeichnungen anzufertigen. Selbst wenn sie (wie ebenfalls ich) eigentlich gar nicht richtig zeichnen können.

    Hab mir da heute Abend nochmal eine Übung angesehen und gemacht. Zeichne ein paar Gegenstände nur mit den Grundformen Kreis, Quadrat, Dreieck, Strich und Punkt. Alles andere als leicht…

    Wie sieht denn überhaupt so ein Hund schematisch aus? Oder ein Mülleimer? Ein Baum? Ringe um den Saturn? Alles gar nicht so einfach. Und wie bitte soll man die Welt nur mit den Grundformen zeichnen? Aber, ja, im Prinzip kann ich – kann jeder – zeichnen. Das war eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens damals.

    Und ja, bisschen Übung kann ich auf jeden Fall noch brauchen. ?

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    Entweder ist es das iPhone, das meine Bilder aus dem eigenen Fotostream für den Startscreen aufhübscht (Stichwort: KI). Oder manchmal knipse ich gar keine so schlechten Bilder. You decide…

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    Ach, einfach mal so, ja?!

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    Das scheint denen wichtig zu sein:

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    1.FC-Köln-Fanpfahl in meiner Straße. I guess, because: why not?

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    Right!

  • Momente festhalten

    Gestern war ich in der Kirche (ja, schlagt mich) und hab der Messe beigewohnt. Eigentlich wollte ich überhaupt nicht, bin dann aber doch. Und es gibt genug Gründe, nicht in die Kirche zu gehen. Der Verein wandelt sich halt nur seeehr langsam, und nach all den Missbrauchsskandalen ist der Ruf natürlich völlig lädiert. Ich zahle trotzdem noch Monat für Monat das „Abo“, und da will man ja auch mal was von haben. Jedes Mal, wenn ich dann da auf der Holzbank sitze, denke ich mir aber: Da könntste schon niemanden mit hinbringen, der nicht damit aufgewachsen ist. Dieser altertümliche Gesang, diese ständige Aufstehen und sich Setzen, Weihrauch für die Massen – es könnte auf Außenstehende unfreiwillig komisch wirken.

    Nur dass es diesmal gar nicht so komisch war. Keine Orgel, sondern eine Keyboarderin. Und während der Kommunion spielte sie tatsächlich „Champagne Supernova“ von Oasis (kein Scheiß!). Ein Typ drei Reihen weiter grinste in sich hinein – er hatte es auch erkannt. Beim Rest der Anwesenden bin ich mir gar nicht so sicher.

    Schönster Moment für mich aber: Beim Auszug setzte sie noch einen drauf und spielte „Halo“ von Beyoncé. Und um mich herum die meisten Leute setzten sich wieder, um noch eine Weile zuzuhören. Ich mich auch. Und als dann das Klaviersolo einsetze, hatte ich ein wenig mit den Tränen zu kämpfen. (Ja, die letzte Woche war nicht gerade leicht…) Als sie fertig war, applaudierten wir alle. Ich hatte das Bedürfnis, die Dame einfach zu umarmen. Habe ich natürlich (leider?) nicht gemacht.

    The thing is: Seitdem gehen mir diese Szene und dieser Song nicht mehr aus dem Kopf. Aber leider genau so, wie die Keyboarderin ihn gespielt hat. Ich kann auf Spotify das Original hören oder auch Piano-Versionen „in the style of Halo“. Aber es wird diesen einen Moment nicht mehr zurückbringen. Ich muss ihn im Geiste festhalten oder – Achtung, jetzt wird’s bisschen cheesy – im Herzen tragen. Oder mich mit der Keyboarderin anfreunden und sie irgendwann mal bitten, dass sie das noch einmal für mich spielt. 🙂

    Und der „Verein“ hat mich an diesem Abend ein wenig überrascht. Oasis und Beyoncé in einem Gottesdienst – way to go! Warum nicht immer so? Vielleicht macht es doch einen kleinen Unterschied, wer da in Rom auf dem Chefsessel sitzt. Franziskus gilt nicht als der geborene Leader, aber als entspannterer, moderner Zeitgenosse. Hätte es unter Benedikt wohl schon so nicht gegeben. Jetzt noch lückenlose Aufklärung der Missbrauchsfälle, Aufhebung des Zölibats, Frauen in Priesterberufen und Segnung von Homosexuellen, und der Laden hat in den nächsten 50 Jahren noch mal eine Chance. Come on, you can do it!

  • Innerer und äußerer Jakobsweg

    Gestern bin ich spontan die erste Etappe des Bonner Jakobswegs gelaufen (Köln/Bonn – Trier – Metz), und es hat irrsinnig Spaß gemacht. Vor allem wegen der ersten Pause direkt nach 500 Metern (unten im Bonner HBF, ich brauchte unbedingt noch Kaffee und Kuchen, und der Haferkater ist eine erstaunlich gute Anlaufstelle dafür. Vor allem seit nebenan der Starbucks aufgemacht hat und deswegen im Haferkater alles leer ist). Klingt faul, aber am Ende wurden es genau 25 km mit einem steilen Anstieg bei Gielsdorf, dann bis kurz vor Lüftelberg und von da noch zur S-Bahn. Und genau da würde ich gerne demnächst hin zurückkehren und die nächsten Etappen gehen. Ist nicht der berühmte, „echte“ Jakobsweg unten in Spanien (den Nicky gerade geht!), aber ein guter Anfang.

    Sehr cool war dann auch noch, hinterher Christian in Bonn zu treffen, die Ereignisse der letzten Tage und Wochen bei einem Bifteki und ein paar Bierchen beim Griechen und in Bonns einziger Craftbeerbar zu besprechen und zwei gemeinsamen Freunden feuchtfröhliche Sprachnachrichten aufs Handy zu schicken. Ich bin mit Alkohol sehr vorsichtig seit dem Ende, das löst bekanntlich keine Probleme, aber das gestern hat wirklich gut getan!

    Dabei wollte ich eigentlich gar nicht raus. Ich wollte zuhause meinen letzten noch zu entrümpelnden Schrank angehen, in dem sich Kindheitserinnerungen und meine letzten Bücher stapeln. Der innere Jakobsweg sozusagen, die weit steilere Strecke. Deren erste Etappe bin ich dann heute aber auch noch angegangen:

    • Die letzten Bücher in Stapel sortiert: behalten / noch einmal reinschauen und dann weg / direkt weg. Die meisten kamen auf den zweiten Stapel, direkt weg kam nur mein Niederländisch-Arbeitsbuch vom Sprachkurs in Den Haag, das brauche ich nun wirklich nicht mehr.
    • Alte Mappen mit Spielberichten der Schul-Tipperliga, sozusagen meine ersten journalistischen Gehversuche.

    Und da nochmal reinzuschauen, hat richtig Spaß gemacht. Sich Woche für Woche neuen Blödsinn einfallen lassen, den man dann zu quasi Fake-Spielberichten verarbeitet. Das habe ich damals gemacht. Was war das? Irgendwas genau zwischen Prosa mit zweistelligen Leserzahlen und harten News. Ich habe es „Sportsatire“ genannt – und Jahre später dann sogar meine Diplomarbeit darüber geschrieben.

    Das war schon das größte Schelmenstück meines Lebens bisher, muss man sagen. Wenn auch alles ehrliche und teils harte Arbeit war, aber ich keine Scheu davor hatte und auch Rückschläge meist gut weggesteckt habe. So gesehen eine durchaus gelungene erste Etappe und anscheinend wenig Strecke, vor der man Angst haben müsste. Aber eben auch das: ein Weg mit vielen Etappen, der mit dem ersten Schritt beginnt.

    Mehr Pilgern also in nächster Zeit: innerlich wie äußerlich.

  • Lesen erdet

    Wenn Schluss ist, spielt das innere Team Theater. Alles nicht so schlimm, sagt eine innere Stimme, jetzt bist du wieder frei, eine andere. Ein wenig Panik stieg heute in mir auf bei dem Gedanken daran, alleine zu sein, zu keinem Kreis dazuzugehören, oder anders gesagt: niemanden zu haben, der sich für mich interessiert. Warum genau das mit solche Angst bereitet, konnte ich leider ad-hoc nicht herausfinden.

    Schmerz zuzulassen ist wichtig und richtig. Aber heute habe ich also auch die Grenzen dieser Idee kennengelernt. Was ist, wenn dann nicht Trauer aufsteigt, sondern Angst, und kein Mittel da ist, um sie wieder abzustellen?

    Ich ging mein Telefonbuch durch und suchte nach Namen, die ich im Notfall anrufen könnte, wenn ich nicht mehr weiter wüsste. Ich fand zum Glück einige.

    Weil ich mich aber immer noch nicht lange ablenken oder den Schmerz betäuben wollte, begann ich schließlich zu lesen. Wolfgang Herrndorfs seinerzeit postum als Buch veröffentlichtes, aber weiterhin online verfügbares Blog „Arbeit und Struktur„. Es ging mir nicht direkt gut damit, aber sofort deutlich besser.

    Für einen Journalisten lese ich sehr selten Prosa. Dabei macht mir das bei guten Romanen sehr oft sogar richtig Spaß und ich lerne viel guten Stil davon. Und doch muss ich mich immer wieder ein Stück weit dazu zwingen, mir ins Gedächtnis rufen, dass Lesen mich erdet. Anders als Schreiben oder Spazieren/Wandern, was ich jeden Tag von selbst einfach mache. Schade eigentlich.

    *

    It’s here!

  • Lass mit dir Schluss machen

    Ich habe einen sehr emotionalen Beitrag über das Ende einer tollen Beziehung geschrieben, aber ich weiß noch nicht, ob es klug wäre, den hier zu veröffentlichen. Wenn meine größten Feinde den lesen würden, oder gar meine Kollegen… 😉

    Was ich öffentlich sagen mag, ist, dass diesmal etwas anders ist. Man neigt dazu, den Schmerz direkt betäuben zu wollen, der entsteht. Das wollte ich diesmal nicht, ich habe ihn zugelassen. Und ich glaube, das hat etwas verändert. So guten Zugang zu meinen Gefühlen hatte ich lange nicht mehr.

    Wie die meisten von euch auch habe ich Angst davor, meine Gefühle zuzulassen. Klar, die sind auch oft negativ. Mit der jetzt gemachten Erfahrung kann ich aber fast Entwarnung geben. Ja, es tut weh, sehr sogar, aber es tut gar nicht mal so lange weh. Und es tut in Summe weniger weh, als wochen-, monate-, jahrelang etwas mit sich herumzuschleppen, als halber Zombie rumzulaufen. Es geht schneller vorbei, als du denkst und es fühlt sich am Ende wie Heilung an.

    Ich habe viel gelernt dadurch, wer ich bin, wie ich mit anderen Menschen umgehe, wie ich anderen weh getan habe, ohne mir das selbst einzugestehen. Ich habe mich anderen gegenüber verletzlich gezeigt (und es ist mir nichts passiert), ich bin sehr offen mit dem Thema umgegangen, was ich früher nie so getan hätte, und es hat sich befreiend angefühlt – ich glaube sogar, auch für die anderen. Nicht mehr diese Arroganz, die ich wohl sonst immer an den Tag gelegt habe, ohne es selbst zu merken: „Probleme? Ich? IHR vielleicht! ICH habe doch keine Schwächen!1!11“.

    Ich werde einige Dinge ändern in meinem Leben, alles natürlich nicht, dafür ist mein Dachschaden zu groß, und die Gewohnheiten sind zu stark. Aber loslassen, mehr zu mir selbst stehen und mehr Mensch sein. Das sollte jetzt möglich sein. Von daher war diese Erfahrung heilsam.

    Versteht mich nicht falsch: Es ist immer noch sehr, sehr traurig, das Ganze, es ist etwas Tolles zerbrochen, und ich rate bestimmt nicht dazu, aus einer Laune heraus einfach Schluss zu machen. So masochistisch bin ich auch wieder nicht veranlagt. (Oder sadistisch – dem anderen tut es mindestens genauso weh!) Aber wenn es passiert, wenn es unvermeidlich ist, dann die Gefühle zulassen, statt sie wegzuschieben, das wäre mein Rat.

    Oder noch besser: Lasst es in euren Beziehungen gar nicht erst so weit kommen! Stellt vorher schon Verbindung zu euren Gefühlen her und lasst sie zu statt sie zu betäuben. Redet miteinander, zeigt euch verletzlich, hört zu. Dann bleibt euch das ganz dicke Ende vielleicht erspart.

  • Sich als Narzisst fühlen

    Ich habe einen längeren beitrag vorbereitet der ziemlich emotional wurde weil ich mich am montag auch so gefühlt habe dann habe ich beim schreiben gemerkt dass das ziemlich mimimi ist dann habe ich ihn entschärft und dann war das gel da raus es muss ja triefen sonst nimmt es einem keiner ab und das ist ganz schön übel wenn man mal darüber nachdenkt vor allem weil es mir hinterher fast schon wieder gut ging und jetzt halte ich mich für einen narzissten wahrscheinlich bin ich auch einer.

    Hab mir vorhin beim Pneumologen ein Rezept abgeholt. Die Arzthelferin (nennt man sie noch so? Wahrscheinlich längst irgendwas mit -assistent:in) zog dabei ein wenig über den Patienten her, der mir entgegen kam und den sie wieder weggeschickt hatte, weil er behaupte habe, es sei ein Notfall. Ein Notfall aber, sagte sie, sei, wenn jemand blau angelaufen wäre oder es aus dem Arm suppe, aber nicht, wenn einer nur keine zwei Monate auf einen Facharzttermin warten könne, da müsse man zum Hausarzt gehen. Und dann dachte ich und sagte leider nicht: Im Grunde sind wir eine ganze Nation von Narzissten, vielleicht sogar ein ganzer Planet, und der größte Narzisst von uns allen ist US-Präsident geworden.

    Vielleicht bin ich gerade aber auch einfach nur in der Verdrängungsphase und deswegen auf das Thema fixiert.

    Ich glaube zumindest, dass es nicht schadet, sich mal als Narzisst zu fühlen (ob man es nun ist oder nicht) und dann mit dem Wiedergutmachungsgedanken im Hinterkopf einfach mal nett zu und interessiert an anderen zu sein. Das tue ich nämlich seitdem, das habe ich vorher definitiv noch nicht gemacht, und seitdem sind die Ergebnisse teilweise verblüffend. Wobei, so verblüffend auch wieder nicht: die anderen freuen sich, wenn man sich für sie interessiert, sind halt auch Narzissten. Und wenn nun alle Narzissten nett zueinander sind, nur um etwas zurückzubekommen, dann ist das ja auch gar nicht so schlecht. Dann gibt man ja trotzdem und bekommt auch etwas zurück.

    Und vielleicht bin ich auch etwas unzurechnungsfähig gerade und schreibe mir einen ziemlichen Schwachfug zusammen.