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Sigh

Grün als Protestwahl

Ein Tag, der mit einer politischen Meinungsverschiedenheit auf WhatsApp beginnt. Wenn von einem, den ich eigentlich immer für recht intelligent gehalten habe, plötzlich Sprüche kommen wie: „Die Grünen gehören vor ein Gericht gestellt“ oder „Was ist so schlimm an rechts? Gehört für mich zum politischen Spektrum dazu: links, mitte, konservativ, rechts.“

Weil die Rechten dir genau das weiß machen wollen, merkt ihr das denn nicht?!

Abends auf dem Weg ins Kino erzähle ich einem anderen Freund davon, und er sagt gerade heraus: „Also, ich hab Grün gewählt, um es den ganzen AfD-Sympathisanten zu zeigen.“ – „Also eine Art Protestwahl?“ – „Sozusagen.“

Aus Protest die aktuelle Regierungspartei wählen. 😅 Ich hab mich köstlich amüsiert.

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Furiosa

War schon toll! Sie haben wieder enorm viel aufgefahren (wenn auch nicht so viel wie in „Fury Road“, das merkt man schon). Diesmal gab es gleich noch ein paar Antagonisten mehr – Chris Hemsworth brilliert als „falscher Moses der Wüste“. Und überhaupt die überall christliche Symbolik von der verbotenen Frucht über die Verteibung aus dem Paradies bis hin zur Wiedergeburt. „Furiosa“ ist eine stimmige Hinleitung zum Hauptfilm. Vielleicht hat mir als letztes i-Tüpfelchen so eine Gallionsfigur gefehlt wie in „Fury Road“ der völllig überflüssige und deswegen immer so genial eingewobene Typ mit der E-Gitarre vor dem Truck:

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Sigh

Für welches Land jubeln wir hier eigentlich?

Freitag beginnt die EM 2024, und ich habe zum Eröffnungsspiel ein paar Freunde zu mir eingeladen. In die Einladung schrieb ich als Programmpunkt:

20.55 Gemeinsames, feierliches Singen/Summen der Nationalhymne

Ich kann mir bei meinen Freunden sicher sein, dass sie die Ironie dahinter verstehen.

Bei vielen anderen Deutschen kann ich das nicht mehr.

Die Europawahl gestern hat ein tief gespaltenes Land offenbart. Es ist gar nicht mal, dass die drei Regierungsparteien abgestraft wurden – das macht der Bürger schon, solange es die Demokratie gibt – oder dass die AfD bundesweit auf 16 Prozent kommt – das hätte schlimmer kommen können. Es geht um dieses Ost-West-Gefälle. Die Grafik, die das Katapult-Magazin dazu erstellt hat, könnte eindrücklicher kaum sein:

via Katapult-Magazin/Instagram

Wo verlief bis 1990 noch einmal die deutsch-deutsche-Grenze? Schau auf die Wahlkarte, 34 (!) Jahre später.

Und das alles, nachdem bekannt wurde, wen diese Partei alles „remigrieren“ möchte, dass sie von Russland finanziert und gefördert wird, dass sie den französischen Rechten zu rechts ist und für China spioniert hat. Wer mit der aktuellen Bundesregierung unzufrieden ist, hatte zahlreiche andere Parteien zur Auswahl; sehr viele entschieden sich für die CDU/CSU. Wer eher links unterwegs ist und trotzdem etwas gegen die Migrationspolitik oder die Superwokeness der heutigen Gesellschaft hat, konnte beim Bündnis Sahra Wagenknecht Protest wählen.

Haben die 25-40 Prozent Wähler im Osten nicht gemacht, die die AfD dort in fast jedem Kreis zu stärksten Partei gemacht haben. Wer jetzt noch die AfD gewählt hat – da gibt es keine andere Erklärung mehr für – ist offen rechts und scheißt auf die Bundesrepublik Deutschland.

„Ja dann spaltet euch halt ab und macht euren eigenen Staat“, ruft die trotzige Stimme in einem. „Zahlt ihr uns aber dann die 2 Billionen (!) Euro zurück, die in euren Wiederaufbau geflossen sind, hier an allen Ecken und Enden gefehlt haben, den Sozialabbau erst notwendig gemacht und Notentscheidungen wie die De-Industrialisierung der Bahn in den 90ern befördert haben.“

Aber das täte mir zu sehr leid für die vielen tollen Menschen, die von dort kommen oder die ich da drüben kenne und die definitiv nicht rechts sind.

„Die da drüben“, denn das ist schon das, was ich mittlerweile so formulieren würde. Das da drüben wirkt auf mich zunehmend wie ein eigenes Land, das sich abschotten will, das keine Lust mehr auf irgendeinen Konsens hat, mit dem wir hier aber auch nicht mehr viel gemeinsam haben und einem langsam auch das Verständnis abgeht.

Wenn am Freitag die EM beginnt, bleibt das im Hinterkopf. Deutschland ist zwei Länder in einem. Bleibt einem der Jubel über die Tore, die es hoffentlich geben wird, da nicht irgendwo im Halse stecken?

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Apple Intelligence

Es hat gedauert, aber Apple nailed it! Leider erst nur auf Englisch, für Mac ab M1-Chip und vorerst nur für das iPhone 15 Pro (Max). Hat sich der Kauf also doch noch gelohnt…

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Right

Kind sein

Ich werde öfter jünger geschätzt, als ich bin. Gestern, als ich nach Hause kam, traf ich meine Nachbarn von unten mit einem befreundeten Pärchen und deren Tochter im Garten. Ich smalltalkte eine Weile mit ihnen. „Schätz mal, wie alt Jürgen ist“, bat meine Nachbarin irgendwann das Mädchen, das in die dritte Klasse geht. Sie überlegte kurz und sagte dann: „Ich glaube, vielleicht so: 31?“

Ich bin natürlich um einiges älter, fühle mich dann aber immer sehr geschmeichelt. Wenn der-/diejenige überrascht über mein wahres Alter ist, sage ich dann oft, wie gestern auch, halb im Scherz: „Ich bin einfach noch nicht erwachsen geworden.“ Gestern fügte ich aber hinzu: „Vielleicht sollte ich das langsam mal.“

„Weiß ich nicht, ob das gut wäre“, antwortete meine Nachbarin. „Was wäre denn dann anders?“

Ja, was wäre dann eigentlich anders? Ich hab darüber mal ein wenig nachgedacht. Ich wäre dann wahrscheinlich verheiratet und hätte eine Doppelhaushälfte irgendwo im Speckgürtel, vielleicht auch 1-2 Kinder. Einen Job mit Leitungsfunktion, eine Mittelklasselimousine einer deutschen Marke als Firmenwagen. Ich wäre immer noch etwas unkonventionell, würde nicht voll in meiner Arbeit aufgehen, eher, wie mein Vater, im Garten und am Haus werkeln, und wäre auch in dieser alternativen Realität im Tischtennisverein aktiv. Mein Leben wäre… anders… Aber wäre es auch besser?

Einen Job mit Leitungsfunktion habe ich im Grunde, auch wenn der wieder etwas unkonventionell ist. Ich verdiene nicht schlecht. Dadurch, dass ich kein Haus und keinen Garten habe, benötige ich auch weniger Geld zum Leben und dürfte den ähnlich bescheidenen Wohlstand haben, den mein mehr verdienendes Alternativ-Ich wahrscheinlich auch hätte.

Wenn ich das wirklich, wirklich, wirklich gewollt hätte: Die Chance zu heiraten und dann auch Kinder zu kriegen, war mehrfach da. Ich habe sie jeweils ausgeschlagen, weil mir Werte wie Freiheit und Selbstbestimmheit wichtiger waren, mit den entsprechenden Konsequenzen. Gegen eine Doppelhaushälfte – oder noch eher ein klein Bungalow mit Minigarten – hätte ich nichts. Aber für diesen Traum hätte ich – haben viele andere in den letzten Jahren – teuer bezahlt.

Nur eine Sache wäre wirklich anders, wenn ich das Leben eines Erwachsenen leben würde: Ich würde Verantwortung für jemanden übernehmen. Das ist tatsächlich das, was ich noch nie in meinem Leben für mehr als ein paar Stunden musste.

Wobei ich mir das zutrauen würde.

Ach, und dieses Kind-Erwachsenen-Ding kam neulich auch einmal bei einer Fortbildung zu Tage. Ich besuche derzeit einige Kurse über kreatives Schreiben. Bei einer Übung verlangte die Dozentin tatsächlich: „Stellen Sie sich vor, Sie wären noch einmal Kind. Ich weiß, das hat man uns allen im Laufe des Lebens abtrainiert, aber…“

Ja, das hatte man uns in der Schule abtrainiert. Viel zu früh in meinen Augen und teils auch auf einen Schlag. Profitiert haben davon diejenigen, die unbedingt schnell erwachsen werden wollten, geschwollen reden konnten und heute Ärzte oder Rechtsanwälte sind. Sind die wohl besser, reicher, glücklicher?

Ich glaube, sie sind erwachsener. Mehr aber auch nicht.

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Important note to self: Telefonat mit meiner Schwester hat meine Stimmung heute um 180 Grad gedreht. Zum Guten! Meine Abneigung gegenüber dem Telefonieren relativiert sich langsam. Es kommt aber anscheinend schon darauf an, mit wem man worüber telefoniert.

Ja, für mich kommt das überraschend. 😉

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Eminem – Houdini

Wohl das neueste Video, das ich hier jemals gepostet habe (via Hendrik). Eminem macht immer noch Laune, das Video auch. Lässt sich nur leider hier nich einbetten, müsster auf YouTube gucken.

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OK

Krisen haben eine Halbwertszeit

Es fühlt sich in dem Moment nicht so an, in dem die Krise akut ist. Es fühlt sich dann völlig hoffnungslos an und dass es nie wieder gut werden könnte. Ist aber nicht so. Jede Krise geht vorbei. Einige mentale Krisen lösen sich sogar komplett auf. Und man fragt sich ein paar Tage später fast: Was war denn eigentlich noch mal los?

Man müsste nur zum Zeitpunkt der Krise selbst schon nach vorne schauen können und sich dann denken: „Was bin ich jetzt so hoffnungslos, ist doch nur eine Krise, kriege ich schon hin.“ Kriege ich aber nicht gut hin; ich bin in dem Moment lieber hoffnungslos…

Wie immer können bereits bekannte und hier viel diskutierte Gegenmaßnahmen Wunder wirken. Als da wären:

  • Schlafen, schlafen, schlafen. Ich behaupte sogar, die ganze Welt wäre eine bessere und deutlich friedlichere, wenn jeder Mensch jeden Abend mindestens 9 Stunden schlafen würde.
  • Spazieren gehen, mehrfach, weit.
  • Sport treiben, mehrfach, energisch
  • Arbeiten. Den Fokus auf etwas anderes lenken.
  • Die Probleme niederschreiben, braindumpen, mögliche Lösungen dahinter schreiben. Wichtigste Krisenlöser sind aber eindeutig:
  • Menschen, die zuhören und ehrlich daran interessiert sind, dir in Zeiten der Krise zu helfen.

Deswegen danke an alle, die ich die letzten Tage mit meinen Problemen heimsuchen durfte und die auch wirklich zugehört haben. Ich kann euch nicht genug danken, mir dafür aber eine dicke Scheibe von euch abschneiden!

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Enno Bunger: Ponyhof

Passend dazu. Werdet ihr euch eh nicht anhören. Schade, denn für einen deutschen Song ist das richtig gut!

Stammt übrigens aus dem Newsletter Ein Song reicht, den ich an dieser Stelle mal wärmstens empfehlen kann. Hab’s mir zum Ritual gemacht, den Song des Tages morgens beim Aufstehen direkt zu hören. Kamen schon einige von auf meine Playlist.

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Sigh

Lose yourself

Wie es dazu kam, ist jetzt mal nebensächlich. Aber wenn du an einem Abend mit all deinen Schwächen und Fehlern auf einmal konfrontiert wirst, dann ist die Stimmung prächtig… Eventuell war das hier nur eine manische Phase, auf die dann folgerichtig… na ja, so fühlte es sich zumindest heute an. Bis zu diesem Moment, in dem du dich völlig verlierst und nicht mehr über das Ganze nachdenkst.

Bei mir war das heute nach dem Tischtennis der Fall. Wir waren im Sommercup zu Gast bei einem Verein auf dem Land. Entspanntes Spiel, keiner, der irgendwas zu ernst nahm. Vor allem supernette Spieler uns Fans des Gegners. Die sich die „Schlägermeister“ nennen und sich vorher erstmal einen solchen (Jägermeister) genehmigt haben. Hinterher leerte man noch ein paar Flaschen Bier zusammen (alkoholfrei bei mir), schnackte, alberte herum. Und da passierte es, dass ich zum ersten Mal an diesem Tag nicht über die ganze Misere nachdachte und mich hinterher besser fühlte.

Indem man sich in einem Kreis netter Menschen verliert. Wäre schön, wenn das immer und viel einfacher möglich wäre.

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Bayern-Trainer

Nach diesem Frühlingstheater mit Popcorn-Charakter und jedem dritten Tag einem neuen heißen Kandidaten, der angeblich kurz vor der Unterschrift steht und dann am Ende doch nicht will. Alonso nicht, Zidane nicht, Nagelsmann nicht, Rangnick nicht, Flick nicht, Sebastian Hoeneß nicht, De Zerbi nicht, Demichelis nicht, Mourinho sowieso nicht, Tuchel auch keine Rolle rückwärts…

Da ist es fast schade, dass die Bayern in Vincent Kompany jetzt doch irgendjemanden gefunden haben. Und dann auch noch einen, den man in meinen Augen recht schmerzfrei wieder entlassen kann, wenn es am Ende doch nicht passt. Das wäre bei einem größeren Namen viel schwerer geworden. Ich glaube auch nicht, dass Bayern länger als ein paar Monate an ihm festhalten wird. Wobei er die Chance hat, zum Ted Lasso des Teams zu werden. Schauen wa mal…

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Der Magnesium-Mann

Im stehe im Penny vor dem Gesundheitsregal und hab Taxofit-Magnesium in der Hand. Da kommt ein Mann auf mich zu, lange Haare, aufgeknöpftes Hemd, Typ Späthippie und sagt: „Das Magnesium kann der Körper so nicht aufnehmen.“ Ich so: „Hm? Warum denn nicht?“ – „Weil das nur Magnesiumoxid darin ist. Das hat fast keine Bioverfügbarkeit.“ – „Aber ich nehme das eigentlich immer und fühle mich danach besser.“ – „Kann Placebo-Effekt sein“. – Schon möglich.“

Er sagt, er kenne sich da ein bisschen aus. Seine Schwägerin wäre auch Internistin und hätte ihm zu anderem Magnesium geraten. Es gäbe da eins beim dm mit Magnesiumcitrat, was der Körper viel besser aufnehmen könne. Wäre meine Entscheidung, klar, aber das Taxofit-Zeug wäre ja recht teuer dafür dass es dann gar nicht helfe.

Ich überlege noch einen kurzen Moment. Dann lasse ich das Taxofit-Zeug tatsächlich stehen, bedanke mich mehrmals bei dem Mann, google später die verschiedenen Magnesium-Präparate und kaufe am Abend beim dm das genannte mit Magnesiumcitrat.

Ganz ehrlich? Man redet im Supermarkt viel zu wenig miteinander. Ich fand das jetzt ungewöhnlich, aber ungemein hilfreich. Muss ich jetzt nicht bei allem haben, was ich kaufen will („Sie kaufen Schokolade? Oh, das würde ich lassen. Da übersteigt der Zucker einer Tafel schon den täglichen Höchstwert“). Aber ist mir doch lieber, als wenn jeder da nur für sich sein Ding und sich niemand füreinander interessiert. Danke, Magnesium-Mann!

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Gravenhurst: The Velvet Cell

Beim Aufräumen alter Daten wiederentdeckt. Enjoy!

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Yeah

Die Sache mit dieser Selbstakzeptanz

Seit etwa Anfang des Jahres habe ich immer mal wieder Phasen, die ungewöhnlich für mich sind. In denen…

  • Ich mir fast alles zutraue
  • Fast keine Angst vor irgendwas habe
  • Völlig in mir selbst ruhe
  • Superentspannt bin
  • Mich nicht ständig selbst hinterfrage
  • Den Tag so gestalte, wie ich gerne möchte
  • Es mir egal ist, was andere von mir denken
  • In denen ich niemanden brauche, um glücklich zu sein
  • Schon gar keine Partnerschaft
  • Pannen und Probleme zwar passieren, aber mich nicht tangieren
  • Ich aus mir heraus lächele und einfach positiv gestimmt bin
  • Was dann auch auf andere wirkt, die dann zurücklächeln
  • Ich andere mit meinen Ideen mitreißen kann

Dann schmiede ich Pläne, die ich mir sonst nicht zutraue, etwa, jetzt doch mal um die Welt zu reisen. Normal schrecke ich davor zurück vor allem aus Angst vor Einsamkeit unterwegs. Aktuell überhaupt nicht.

Zweimal hatte ich diesen Anflug schon, und einige Tage später war das wieder vorbei. Diesmal hält es schon eine ganze Weile. Wenn ihr mich fragt, was das ist, würde ich sagen: ein gesundes Selbstbewusstsein, das mit Selbstannahme einher geht.

So ungefähr, stelle ich mir vor, kann das funktionieren mit einem glücklichen Leben, so könnte es Spaß machen, damit wäre auch der Welt gedient.

Nur hatte ich das irgendwie noch nie. Normal sind bei mir schreiend laute Selbstzweifel an allen Ecken und Enden die Regel. Wie ist denn das bei euch? Was ist da der Normalfall? Würde mich jetzt echt mal interessieren.

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AI

Ich finde es hochspannend, was die Großkonzerne gerade zum Thema KI raushauen. Es macht mittlerweile allen Anschein, als könnte es unseren Alltag verbessern und weit weniger Arbeitsplätze kosten, als mal befürchtet.

Googles Project Astra letzte Woche sah schon sehr vielversprechend aus:

Microsofts Recall auf den neuen Copilot+-PCs gestern dann auch:

Und dann noch OpenAIs GPT-4o:

Problem ist hier nur, dass die Stimme „Sky“ doch etwas sehr nach Scarlett Johansson klingt, sogar das leicht heisere, das Scarlett in der Stimme hat. Die Stimme und vor allem die wahnsinnig gute Umsetzung der Sprachsteuerung erinnerten nicht wenige an den 2013er-Film „Her“ von Spike Jonze, in dem sich Joaquin Phoenix in die KI-Stimme von Scarlett Johansson verliebt (obwohl er auch Amy Adams in echt haben könnte 🙄):

Zehn Jahre später Realität geworden. Schon klein bisschen gruselig. Ich war schon von der Sprachsteuerung der ChatGPT-App mit der 3.5-Version begeistert, auch wenn ich da mit nem Dude spreche, der aber auch so Nachdenk-Ähs einbaut und damit täuschend echt klingt. GPT-4o soll das jetzt also noch besser hinkriegen. Ich würde es gerne mal ausprobieren, aber seit dem Upgrade kommt bei mir keine Verbindung mehr zustande.

Scarlett Johansson ist auch nicht amused. Zumal OpenAI sie wohl vergangenen Herbst kontaktiert hatte, um der KI ihre Stimme zu verleihen und sie abgelehnt hatte.

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Yeah

Erinnerungen wiederherstellen

Da graute mir am meisten vor: Meine externe Festplatte noch einmal nach alten Erinnerungen durchsehen, die ich über die Jahre wahllos dort gespeichert hatte. Am Ende habe ich es mir einfach gemacht:

  • Alles, was nicht nach Arbeit aussah, habe ich mir noch einmal angeschaut
  • Alles, was ich ohne reichlich Aufwand nicht mehr hätte öffnen können, habe ich einfach gelöscht…

Zu letzterem gehörten vor allem alte E-Mails von vor über zwanzig Jahren. Wären sicher noch einige Schätze darunter gewesen, aber ohne Installation alter E-Mail-Programme und Wiederherstellen der Dateien nicht mehr lesbar. Good Riddance!

Und dann gab es auch noch ein paar schöne Erinnerungen. Tatsächlich ein Verzeichnis alter Bilder, von deren Existenz ich nichts mehr wusste. Der Prototyp für einen Podcast, den ich einmal produzieren wollte, von dem ich nicht dachte, ihn jemals aufgenommen zu haben, und der gar nicht einmal so schlecht klang.

Eine Zeitlang war ich mal in einem Chor und dachte mir damals: Wenn ich auch nur eine Sache aus dieser Zeit mitnehmen könnte, dann wäre das, wie wir „Tourdion“ singen. Und siehe da: Das scheine ich irgendwann tatsächlich mal aufgenommen zu haben. Womit weiß ich nicht mehr, eventuell mit meinem allerersten Smartphone? Man hört mich leider raus und besser wäre es gewesen, das Aufnahmegerät näher an den Sopran und Alt zu halten, die konnten das besser. Aber immerhin: Es gibt einen Mitschnitt dieser Erinnerung. 🙂

Ebenfalls behalten: ein paar alte Arbeitsproben und meine Diplomarbeit. Alle anderen Unterlagen aus dem Studium habe ich ausnahmslos gelöscht.

War eine schöne Erinnerung. Ich rate euch dazu, das auch einmal zu machen, am besten wenn ihr, wie ich heute Abend, in guter Stimmung seid. Dann bessert die sich noch weiter auf.

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Yeah

Sei einfach du selbst

Nun, das erste Problem daran ist zu wissen, wer man denn überhaupt ist. Dauert ja etwas und verlangt auch einige Mühen, das herauszufinden. Ich bin seit einigen Jahrzehnten dabei.

Und dann ist da da Bürgerliche Gesetzbuch, das dir einige Dinge vorschreibt. Ich bin kein Jurist, aber ich vermute mal, des gesunden Miteinanders Willen. Ich kann zum Beispiel nicht, um die Überschrift hier mal wörtlich zu nehmen, einfach mal ich selbst sein und so auf die Straße rennen, wie Gott mich schuf. Gäb Ärger, es sei denn, er wäre Kunst, müsste dann aber vorher angemeldet werden.

Und dann ist da der moralische Komplex. Man brüllt nicht einfach mitten am Nachmittag laut in der Nachbarschaft herum oder trägt noch braune Cordhosen mit Schlag zum karierten Hemd.

Nein? Nun, Ersteres ist den Jungs, die da täglich auf dem Platz vor meiner Tür sitzen, herzlich egal, so wie ihnen fast alles egal ist. Letzteres ist fluid, kannst du schon tragen, wirst du nur eventuell sozial für ausgegrenzt, zumindest solange, bis es wieder in Mode kommt, und das passiert.

Hier sind wir auch beim eigentlichen Thema: Sich immer noch darum scheren, was man jetzt macht und was nicht, obwohl man sich schon gefunden hat, aufs BGB eingeschworen ist und sogar Mode mitmacht, soziale Normen mitspielt. Spätestens dann muss man eigentlich damit aufhören, sich in vorauseilendem Gehorsam selbst zu zensieren. Oder sich seinen Ängsten zu unterwerfen. Oder einer kruden Vorstellung davon, wie man selbst eigentlich zu sein hat.

Gar nicht mal so einfach, eigentlich. Aber ich werde das mal versuchen.

Danke, Nicky!

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Argh

Rayuela

So, jetzt reicht’s auch mal. Gut 300 Seiten von diesem Buch habe ich geschafft und jetzt mag ich auch nicht mehr. Ist ein Buch für Intellektuelle, klar, und da bin ich keiner von. Die meiste Zeit passiert aber auch einfach nichts, und wie es jetzt weitergeht, ist mir schlicht egal.

Dabei hatte ich mich sehr auf das Buch gefreut. Der argentinische Autor Julio Cortazar hat in „Rayuela“ viel ausprobiert. Zwischen den Kapiteln der Hauptgeschichte gibt es weitere, die man lesen kann. Der Autor selbst gibt die Reihenfolge vor. So liest du zum Beispiel Kapitel 6, wirst dann zu Kapitel 132 geleitet und liest erst dann bei Kapitel 7 weiter. Eine geniale Idee – eigentlich.

Denn die Kapitel abseits der Hauptgeschichte sind allesamt belang- und bedeutungslos, während die Hauptgeschichte mich die meiste Zeit genervt hat. So würde ich Rayuela vor allem als Inspiration für andere Autoren betrachten, einmal mit der klassischen Reihenfolge zu brechen und Subgeschichten einzuführen. Die sollten dann aber bitte etwas zum Inhalt beitragen, eine alternative Ebene schaffen und sich munterer lesen lassen als dieses Werk, das ich jetzt dem offenen Bücherschrank übergebe. Es gibt schönere Bücher, die ich jetzt lieber lese.

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Alright!

Poesie

So! Während ihr euch die Sonne auf den Pelz habt brennen lassen oder fremde Städte erkundet, hab ich an diesem Wochenende mal die Schulbank gedrückt und in einem VHS-Kurs das Gedichteschreiben erlernt. Vielleicht geht es euch wie mir: Gedichte schreiben kann echt Spaß machen. Anderer Leute Gedichte lesen: nicht ganz so attraktiv. 😉 Aber vielleicht mögt ihr euch mal anschauen, welche Gedanken nie das Licht der Welt erblickt hätten, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Mein erstes und mein letztes Gedicht des Seminars. Vielleicht seht ihr da sogar eine Entwicklung. 🙂

Ein Mensch, er lag bloß da

Ja nun
Ja nun
Ja nuhuhuhuhuhn
Huhn frisst Mann
Was hatte er getann?
Er hatte auf dem Feld gewerkelt
Mann, Mann, Mann

Das Huhn, das ging zum Fenster raus
Dort hinten sprang es aus dem Haus
Der Mann, er lag bloß da
Mit seinem Rechen gar

Die Ente sprang alsdann auf ihn
Und hob den Schnabel volatin
Worauf der Mann im Schlund verschwand
Mann, Mann, Mann

Nur manchmal, wenn der Mensch sich fragt,
Was ihn des langen Tages plagt
Denkt er an diesen armen Mann
Den eine Ente fressen kann.
Halt, nein, es war ein Huhn.

Auch von mir. Collagen-Übung

Habe ich das schonmal geschrieben?

Es war ein Tag, an dem ich aufstand
Einfach aufstand, wie ich war
Und hineinging in das Haus des Meisters
Des Meisters, dessen Schüler ich einst war
Wenig noch, was uns verband
Wärme karger Lebensgeister
Habe ich das schonmal geschrieben?

Als ich einging in das Haus des Meisters
Ging ich ein, so wie ich war
Und beschloss erst, nichts zu sagen
Keine Worte, klar und rar
Im Gefühl doch wohl entgeistert
Gab es vieles, was ich wollte fragen
Hatte ich das nicht wirklich schon geschrieben?

Mein Herz klopfte
Als ich an die Pforte pochte
Und ich lange nichts vernahm
Banges Warten her vom Kopfe
Müh Gedanken mit mir fochte
Wie ein Räuspern mir entkam
Doch, das hatte ich schon einmal geschrieben.

Und erlebt.
Denn ich wusste, was nun folgte
War mit breiter Brust von ihm
Ein sehr laut gestärkter Ruf
Tritt doch ein, mein Baldrachin
Worauf tief ich tollte
Als der Schüler, den er schuf

Dann hatte ich es halt schonmal geschrieben
Und wollte nicht erneut erleben
Was geschehen, was erduldet
Worte, Schwerter er gebar
Nicht nochmal darüber reden
Nur das Schreiben mir geblieben
War, was mir geschuldet

Lieber schreiben, lieber schreiben
Nicht den Mut, noch zu erleiden
Was dort einst geschehen war.

*

Bei Poesie fällt es eigentlich am meisten auf, dass Sprache im Grunde Mathematik ist. Versmaße? Genau vorgegeben. Reimschemata? Algorithmen! Ich glaube, so lässt sich Sprache am klarsten bauen. Und, hui, das hat erst an der Oberfläche gekratzt! Es gibt noch so viel mehr darüber zu lernen und zu erproben. Schade, dass es dann niemand lesen will. 😉