Es fühlt sich in dem Moment nicht so an, in dem die Krise akut ist. Es fühlt sich dann völlig hoffnungslos an und dass es nie wieder gut werden könnte. Ist aber nicht so. Jede Krise geht vorbei. Einige mentale Krisen lösen sich sogar komplett auf. Und man fragt sich ein paar Tage später fast: Was war denn eigentlich noch mal los?
Man müsste nur zum Zeitpunkt der Krise selbst schon nach vorne schauen können und sich dann denken: „Was bin ich jetzt so hoffnungslos, ist doch nur eine Krise, kriege ich schon hin.“ Kriege ich aber nicht gut hin; ich bin in dem Moment lieber hoffnungslos…
Schlafen, schlafen, schlafen. Ich behaupte sogar, die ganze Welt wäre eine bessere und deutlich friedlichere, wenn jeder Mensch jeden Abend mindestens 9 Stunden schlafen würde.
Spazieren gehen, mehrfach, weit.
Sport treiben, mehrfach, energisch
Arbeiten. Den Fokus auf etwas anderes lenken.
Die Probleme niederschreiben, braindumpen, mögliche Lösungen dahinter schreiben. Wichtigste Krisenlöser sind aber eindeutig:
Menschen, die zuhören und ehrlich daran interessiert sind, dir in Zeiten der Krise zu helfen.
Deswegen danke an alle, die ich die letzten Tage mit meinen Problemen heimsuchen durfte und die auch wirklich zugehört haben. Ich kann euch nicht genug danken, mir dafür aber eine dicke Scheibe von euch abschneiden!
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Enno Bunger: Ponyhof
Passend dazu. Werdet ihr euch eh nicht anhören. Schade, denn für einen deutschen Song ist das richtig gut!
Stammt übrigens aus dem Newsletter Ein Song reicht, den ich an dieser Stelle mal wärmstens empfehlen kann. Hab’s mir zum Ritual gemacht, den Song des Tages morgens beim Aufstehen direkt zu hören. Kamen schon einige von auf meine Playlist.
Wie es dazu kam, ist jetzt mal nebensächlich. Aber wenn du an einem Abend mit all deinen Schwächen und Fehlern auf einmal konfrontiert wirst, dann ist die Stimmung prächtig… Eventuell war das hier nur eine manische Phase, auf die dann folgerichtig… na ja, so fühlte es sich zumindest heute an. Bis zu diesem Moment, in dem du dich völlig verlierst und nicht mehr über das Ganze nachdenkst.
Bei mir war das heute nach dem Tischtennis der Fall. Wir waren im Sommercup zu Gast bei einem Verein auf dem Land. Entspanntes Spiel, keiner, der irgendwas zu ernst nahm. Vor allem supernette Spieler uns Fans des Gegners. Die sich die „Schlägermeister“ nennen und sich vorher erstmal einen solchen (Jägermeister) genehmigt haben. Hinterher leerte man noch ein paar Flaschen Bier zusammen (alkoholfrei bei mir), schnackte, alberte herum. Und da passierte es, dass ich zum ersten Mal an diesem Tag nicht über die ganze Misere nachdachte und mich hinterher besser fühlte.
Indem man sich in einem Kreis netter Menschen verliert. Wäre schön, wenn das immer und viel einfacher möglich wäre.
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Bayern-Trainer
Nach diesem Frühlingstheater mit Popcorn-Charakter und jedem dritten Tag einem neuen heißen Kandidaten, der angeblich kurz vor der Unterschrift steht und dann am Ende doch nicht will. Alonso nicht, Zidane nicht, Nagelsmann nicht, Rangnick nicht, Flick nicht, Sebastian Hoeneß nicht, De Zerbi nicht, Demichelis nicht, Mourinho sowieso nicht, Tuchel auch keine Rolle rückwärts…
Da ist es fast schade, dass die Bayern in Vincent Kompany jetzt doch irgendjemanden gefunden haben. Und dann auch noch einen, den man in meinen Augen recht schmerzfrei wieder entlassen kann, wenn es am Ende doch nicht passt. Das wäre bei einem größeren Namen viel schwerer geworden. Ich glaube auch nicht, dass Bayern länger als ein paar Monate an ihm festhalten wird. Wobei er die Chance hat, zum Ted Lasso des Teams zu werden. Schauen wa mal…
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Der Magnesium-Mann
Im stehe im Penny vor dem Gesundheitsregal und hab Taxofit-Magnesium in der Hand. Da kommt ein Mann auf mich zu, lange Haare, aufgeknöpftes Hemd, Typ Späthippie und sagt: „Das Magnesium kann der Körper so nicht aufnehmen.“ Ich so: „Hm? Warum denn nicht?“ – „Weil das nur Magnesiumoxid darin ist. Das hat fast keine Bioverfügbarkeit.“ – „Aber ich nehme das eigentlich immer und fühle mich danach besser.“ – „Kann Placebo-Effekt sein“. – Schon möglich.“
Er sagt, er kenne sich da ein bisschen aus. Seine Schwägerin wäre auch Internistin und hätte ihm zu anderem Magnesium geraten. Es gäbe da eins beim dm mit Magnesiumcitrat, was der Körper viel besser aufnehmen könne. Wäre meine Entscheidung, klar, aber das Taxofit-Zeug wäre ja recht teuer dafür dass es dann gar nicht helfe.
Ich überlege noch einen kurzen Moment. Dann lasse ich das Taxofit-Zeug tatsächlich stehen, bedanke mich mehrmals bei dem Mann, google später die verschiedenen Magnesium-Präparate und kaufe am Abend beim dm das genannte mit Magnesiumcitrat.
Ganz ehrlich? Man redet im Supermarkt viel zu wenig miteinander. Ich fand das jetzt ungewöhnlich, aber ungemein hilfreich. Muss ich jetzt nicht bei allem haben, was ich kaufen will („Sie kaufen Schokolade? Oh, das würde ich lassen. Da übersteigt der Zucker einer Tafel schon den täglichen Höchstwert“). Aber ist mir doch lieber, als wenn jeder da nur für sich sein Ding und sich niemand füreinander interessiert. Danke, Magnesium-Mann!
Seit etwa Anfang des Jahres habe ich immer mal wieder Phasen, die ungewöhnlich für mich sind. In denen…
Ich mir fast alles zutraue
Fast keine Angst vor irgendwas habe
Völlig in mir selbst ruhe
Superentspannt bin
Mich nicht ständig selbst hinterfrage
Den Tag so gestalte, wie ich gerne möchte
Es mir egal ist, was andere von mir denken
In denen ich niemanden brauche, um glücklich zu sein
Schon gar keine Partnerschaft
Pannen und Probleme zwar passieren, aber mich nicht tangieren
Ich aus mir heraus lächele und einfach positiv gestimmt bin
Was dann auch auf andere wirkt, die dann zurücklächeln
Ich andere mit meinen Ideen mitreißen kann
Dann schmiede ich Pläne, die ich mir sonst nicht zutraue, etwa, jetzt doch mal um die Welt zu reisen. Normal schrecke ich davor zurück vor allem aus Angst vor Einsamkeit unterwegs. Aktuell überhaupt nicht.
Zweimal hatte ich diesen Anflug schon, und einige Tage später war das wieder vorbei. Diesmal hält es schon eine ganze Weile. Wenn ihr mich fragt, was das ist, würde ich sagen: ein gesundes Selbstbewusstsein, das mit Selbstannahme einher geht.
So ungefähr, stelle ich mir vor, kann das funktionieren mit einem glücklichen Leben, so könnte es Spaß machen, damit wäre auch der Welt gedient.
Nur hatte ich das irgendwie noch nie. Normal sind bei mir schreiend laute Selbstzweifel an allen Ecken und Enden die Regel. Wie ist denn das bei euch? Was ist da der Normalfall? Würde mich jetzt echt mal interessieren.
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AI
Ich finde es hochspannend, was die Großkonzerne gerade zum Thema KI raushauen. Es macht mittlerweile allen Anschein, als könnte es unseren Alltag verbessern und weit weniger Arbeitsplätze kosten, als mal befürchtet.
Googles Project Astra letzte Woche sah schon sehr vielversprechend aus:
Microsofts Recall auf den neuen Copilot+-PCs gestern dann auch:
Und dann noch OpenAIs GPT-4o:
Problem ist hier nur, dass die Stimme „Sky“ doch etwas sehr nach Scarlett Johansson klingt, sogar das leicht heisere, das Scarlett in der Stimme hat. Die Stimme und vor allem die wahnsinnig gute Umsetzung der Sprachsteuerung erinnerten nicht wenige an den 2013er-Film „Her“ von Spike Jonze, in dem sich Joaquin Phoenix in die KI-Stimme von Scarlett Johansson verliebt (obwohl er auch Amy Adams in echt haben könnte 🙄):
Zehn Jahre später Realität geworden. Schon klein bisschen gruselig. Ich war schon von der Sprachsteuerung der ChatGPT-App mit der 3.5-Version begeistert, auch wenn ich da mit nem Dude spreche, der aber auch so Nachdenk-Ähs einbaut und damit täuschend echt klingt. GPT-4o soll das jetzt also noch besser hinkriegen. Ich würde es gerne mal ausprobieren, aber seit dem Upgrade kommt bei mir keine Verbindung mehr zustande.
Scarlett Johansson ist auch nicht amused. Zumal OpenAI sie wohl vergangenen Herbst kontaktiert hatte, um der KI ihre Stimme zu verleihen und sie abgelehnt hatte.
Da graute mir am meisten vor: Meine externe Festplatte noch einmal nach alten Erinnerungen durchsehen, die ich über die Jahre wahllos dort gespeichert hatte. Am Ende habe ich es mir einfach gemacht:
Alles, was nicht nach Arbeit aussah, habe ich mir noch einmal angeschaut
Alles, was ich ohne reichlich Aufwand nicht mehr hätte öffnen können, habe ich einfach gelöscht…
Zu letzterem gehörten vor allem alte E-Mails von vor über zwanzig Jahren. Wären sicher noch einige Schätze darunter gewesen, aber ohne Installation alter E-Mail-Programme und Wiederherstellen der Dateien nicht mehr lesbar. Good Riddance!
Und dann gab es auch noch ein paar schöne Erinnerungen. Tatsächlich ein Verzeichnis alter Bilder, von deren Existenz ich nichts mehr wusste. Der Prototyp für einen Podcast, den ich einmal produzieren wollte, von dem ich nicht dachte, ihn jemals aufgenommen zu haben, und der gar nicht einmal so schlecht klang.
Eine Zeitlang war ich mal in einem Chor und dachte mir damals: Wenn ich auch nur eine Sache aus dieser Zeit mitnehmen könnte, dann wäre das, wie wir „Tourdion“ singen. Und siehe da: Das scheine ich irgendwann tatsächlich mal aufgenommen zu haben. Womit weiß ich nicht mehr, eventuell mit meinem allerersten Smartphone? Man hört mich leider raus und besser wäre es gewesen, das Aufnahmegerät näher an den Sopran und Alt zu halten, die konnten das besser. Aber immerhin: Es gibt einen Mitschnitt dieser Erinnerung. 🙂
Ebenfalls behalten: ein paar alte Arbeitsproben und meine Diplomarbeit. Alle anderen Unterlagen aus dem Studium habe ich ausnahmslos gelöscht.
War eine schöne Erinnerung. Ich rate euch dazu, das auch einmal zu machen, am besten wenn ihr, wie ich heute Abend, in guter Stimmung seid. Dann bessert die sich noch weiter auf.
Nun, das erste Problem daran ist zu wissen, wer man denn überhaupt ist. Dauert ja etwas und verlangt auch einige Mühen, das herauszufinden. Ich bin seit einigen Jahrzehnten dabei.
Und dann ist da da Bürgerliche Gesetzbuch, das dir einige Dinge vorschreibt. Ich bin kein Jurist, aber ich vermute mal, des gesunden Miteinanders Willen. Ich kann zum Beispiel nicht, um die Überschrift hier mal wörtlich zu nehmen, einfach mal ich selbst sein und so auf die Straße rennen, wie Gott mich schuf. Gäb Ärger, es sei denn, er wäre Kunst, müsste dann aber vorher angemeldet werden.
Und dann ist da der moralische Komplex. Man brüllt nicht einfach mitten am Nachmittag laut in der Nachbarschaft herum oder trägt noch braune Cordhosen mit Schlag zum karierten Hemd.
Nein? Nun, Ersteres ist den Jungs, die da täglich auf dem Platz vor meiner Tür sitzen, herzlich egal, so wie ihnen fast alles egal ist. Letzteres ist fluid, kannst du schon tragen, wirst du nur eventuell sozial für ausgegrenzt, zumindest solange, bis es wieder in Mode kommt, und das passiert.
Hier sind wir auch beim eigentlichen Thema: Sich immer noch darum scheren, was man jetzt macht und was nicht, obwohl man sich schon gefunden hat, aufs BGB eingeschworen ist und sogar Mode mitmacht, soziale Normen mitspielt. Spätestens dann muss man eigentlich damit aufhören, sich in vorauseilendem Gehorsam selbst zu zensieren. Oder sich seinen Ängsten zu unterwerfen. Oder einer kruden Vorstellung davon, wie man selbst eigentlich zu sein hat.
Gar nicht mal so einfach, eigentlich. Aber ich werde das mal versuchen.
So, jetzt reicht’s auch mal. Gut 300 Seiten von diesem Buch habe ich geschafft und jetzt mag ich auch nicht mehr. Ist ein Buch für Intellektuelle, klar, und da bin ich keiner von. Die meiste Zeit passiert aber auch einfach nichts, und wie es jetzt weitergeht, ist mir schlicht egal.
Dabei hatte ich mich sehr auf das Buch gefreut. Der argentinische Autor Julio Cortazar hat in „Rayuela“ viel ausprobiert. Zwischen den Kapiteln der Hauptgeschichte gibt es weitere, die man lesen kann. Der Autor selbst gibt die Reihenfolge vor. So liest du zum Beispiel Kapitel 6, wirst dann zu Kapitel 132 geleitet und liest erst dann bei Kapitel 7 weiter. Eine geniale Idee – eigentlich.
Denn die Kapitel abseits der Hauptgeschichte sind allesamt belang- und bedeutungslos, während die Hauptgeschichte mich die meiste Zeit genervt hat. So würde ich Rayuela vor allem als Inspiration für andere Autoren betrachten, einmal mit der klassischen Reihenfolge zu brechen und Subgeschichten einzuführen. Die sollten dann aber bitte etwas zum Inhalt beitragen, eine alternative Ebene schaffen und sich munterer lesen lassen als dieses Werk, das ich jetzt dem offenen Bücherschrank übergebe. Es gibt schönere Bücher, die ich jetzt lieber lese.
So! Während ihr euch die Sonne auf den Pelz habt brennen lassen oder fremde Städte erkundet, hab ich an diesem Wochenende mal die Schulbank gedrückt und in einem VHS-Kurs das Gedichteschreiben erlernt. Vielleicht geht es euch wie mir: Gedichte schreiben kann echt Spaß machen. Anderer Leute Gedichte lesen: nicht ganz so attraktiv. 😉 Aber vielleicht mögt ihr euch mal anschauen, welche Gedanken nie das Licht der Welt erblickt hätten, wenn ich nicht dort gewesen wäre. Mein erstes und mein letztes Gedicht des Seminars. Vielleicht seht ihr da sogar eine Entwicklung. 🙂
Ein Mensch, er lag bloß da
Ja nun Ja nun Ja nuhuhuhuhuhn Huhn frisst Mann Was hatte er getann? Er hatte auf dem Feld gewerkelt Mann, Mann, Mann
Das Huhn, das ging zum Fenster raus Dort hinten sprang es aus dem Haus Der Mann, er lag bloß da Mit seinem Rechen gar
Die Ente sprang alsdann auf ihn Und hob den Schnabel volatin Worauf der Mann im Schlund verschwand Mann, Mann, Mann
Nur manchmal, wenn der Mensch sich fragt, Was ihn des langen Tages plagt Denkt er an diesen armen Mann Den eine Ente fressen kann. Halt, nein, es war ein Huhn.
Auch von mir. Collagen-Übung
Habe ich das schonmal geschrieben?
Es war ein Tag, an dem ich aufstand Einfach aufstand, wie ich war Und hineinging in das Haus des Meisters Des Meisters, dessen Schüler ich einst war Wenig noch, was uns verband Wärme karger Lebensgeister Habe ich das schonmal geschrieben?
Als ich einging in das Haus des Meisters Ging ich ein, so wie ich war Und beschloss erst, nichts zu sagen Keine Worte, klar und rar Im Gefühl doch wohl entgeistert Gab es vieles, was ich wollte fragen Hatte ich das nicht wirklich schon geschrieben?
Mein Herz klopfte Als ich an die Pforte pochte Und ich lange nichts vernahm Banges Warten her vom Kopfe Müh Gedanken mit mir fochte Wie ein Räuspern mir entkam Doch, das hatte ich schon einmal geschrieben.
Und erlebt. Denn ich wusste, was nun folgte War mit breiter Brust von ihm Ein sehr laut gestärkter Ruf Tritt doch ein, mein Baldrachin Worauf tief ich tollte Als der Schüler, den er schuf
Dann hatte ich es halt schonmal geschrieben Und wollte nicht erneut erleben Was geschehen, was erduldet Worte, Schwerter er gebar Nicht nochmal darüber reden Nur das Schreiben mir geblieben War, was mir geschuldet
Lieber schreiben, lieber schreiben Nicht den Mut, noch zu erleiden Was dort einst geschehen war.
*
Bei Poesie fällt es eigentlich am meisten auf, dass Sprache im Grunde Mathematik ist. Versmaße? Genau vorgegeben. Reimschemata? Algorithmen! Ich glaube, so lässt sich Sprache am klarsten bauen. Und, hui, das hat erst an der Oberfläche gekratzt! Es gibt noch so viel mehr darüber zu lernen und zu erproben. Schade, dass es dann niemand lesen will. 😉
Manchmal steht man vor einer gravierenden Entscheidung, hat aber die Erfahrung nicht. Wohin jetzt gehen? Was jetzt tun? Links oder rechts, ja oder nein. Gut, wenn man einen Mentor dafür hat, der einem mit Rat und Tat zu Seite steht.
Ich finde viele Analogien zu Filmen. Einer meiner Lieblingsfilme ist mittlerweile Gravity: Selbstunsichere Astronautin muss ihre Selbstunsicherheit überwinden, um am Leben zu bleiben. Aber kein Ding, wenn man George Clooney als Mentor hat. Bis man ihn dann plötzlich nicht mehr hat und selbst entscheiden muss.
Wenn du einen Mentor hast: Gut so! Nutze die Chance, lerne von ihm, wachse an ihr. Sehr oft im Leben hat man allerdings keinen und ist auf sich alleine gestellt. Was dann tun?
Ich habe mir in solchen Situationen oft Rat von Freunden geholt, manche Entscheidungen Kollegen aufgebrummt, sie einfach vertagt oder gar nicht angegangen. Alles nur so semi-gute Ideen. Klar, manchmal lösen sich Probleme wahrlich von selbst, Freunde können gute Ratgeber sein, wenn sie etwas von dem verstehen, wonach du sie fragst. Und auch Kollegen wissen viel. Aber sehr oft habe ich Entscheidung einfach „outgesourct“, die ich zu feige war selbst zu treffen. Hätte ich doch nur einen Mentor gehabt…
Nun, hatte ich bei näherer Betrachtung, haben wir alle schon in uns eingebaut. Nennt sich: Bauchgefühl. Das Bauchgefühl, das uns meistens mitteilt, ob etwas richtig oder falsch ist. Mit ihm schaltet man den Kopf ja nicht aus. Der Kopf ist in das Gefühl schon eingearbeitet. Das funktioniert deutlich besser nach einigen Jahren Erfahrung, als wenn wir Neuling auf einem Gebiet sind. Aber mit ein paar Jahren Berufserfahrung? Bauch! Er trifft meist die richtigen Entscheidungen.
Nicht immer, klar. Niemand trifft immer die richtigen Entscheidungen. Das Risiko ist immer da, Fehler zu machen. Manchmal bekommen wir die Chance, eine falsche Entscheidung noch zu korrigieren, manchmal nicht. Aber eine Entscheidung müssen wir treffen. Zum Glück sind nicht alle so grav(ity)ierend, dass wir unseren Bauch dafür fragen müssen. Aber wenn doch, ist er der beste Mentor, den wir kriegen können. Nutze ihn!
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Technik, die entgeistert
Zwei Stunden. Zwei Stunden heute am Mittag, um meine verdomden Bremsbeläge am Fahrrad auszutauschen. Weil man dafür nämlich das ganze Rad abschrauben muss, ja logo. Ey, es hat doch früher nicht so ewig gedauert, sein Fahrrad zu reparieren, oder etwa doch? Und da soll noch einer sagen, Technik würde unser Leben immer leichter machen.
Okay, früher habe ich alle Nasen lang Reifen flicken, die Kabel wieder in den Dynamo stecken, Ketten ölen oder Birnen austauschen müssen. Das ist heute zum Glück sehr viel seltener geworden. Dafür brauchst jetzt aber zwei Stunden, um Bremsbeläge zu tauschen, musst bei einer Nabe einen Ölwechsel machen oder – na gut, das war’s. Einfacher aber: nicht wirklich. Nur anders komplex.
Well worth it, though: Bremsbeläge getauscht, die Schutzblechhalterung vom freundlichen Fahrradmechaniker um die Ecke geradebiegen lassen, die Reifen mal wieder aufgepumpt (hatten noch 2 bar…), bisschen Staub abgeputzt, währenddessen mit Nachbarn geschnackt. Es fühlte sich danach wie ein neues Fahrrad an. Also ruhig mal bisschen Zeit investieren, um Dinge zu erledigen. Kann sich lohnen.
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Im Auge des Sturms
Screenshot
Sieht vor Ort dann so aus:
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Keiner will Bayern-Trainer werden
Eine wunderbare Anekdote in einer Saison, in der Bayern unter Umständen keinen Titel holt, Leverkusen Meister wird und die selbstgenügsame (und irgendwie viel zu groß geratene) Bank an Ehrenpräsidenten und sonstwelchen Entscheidungsträgern keinen Trainer überzeugt bekommt, das Pulverfass dort anzufassen und ein Jahr den Platzhalter für Xabi Alonso zu spielen, bevor der seine Mission bei Leverkusen beendet hat. Mir geht langsam das Popcorn aus. Einfach herrlisch!
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Ren: Hi Ren
Abgefahrenste Mischung aus Song und Monodrama, das ich je gesehen habe. 9 Minuten, die deine Sicht auf Musik für immer verändern werden.
Es gibt diesen Film „Manchester by the Sea“ mit Casey Affleck, in dem der Hauptdarsteller nach einem schweren Schicksalsschlag einfach nur versuchen muss, ein normales Leben zu führen. Das gelingt ihm jedes Mal so weit, bis er dann doch wieder an diesen Schicksalsschlag erinnert wird und alles, was er aufgebaut hat, zerschlägt. Es ist diese eine Sache, die er nicht überwinden kann. Und gegen Ende des Films (sorry für den Spoiler!) in einer sehr bewegenden Szene offenbart es sich seinem Nebendarsteller und sieht es ein: „I can’t beat it.“ Egal, was ich versuche, ich schaffe es nicht.
Okay, dieses Geschiedener-Typ-meistens-mit-Bart-in-Neuenglischem-Fischerdörfchen-findet-durch-junge-Bezugsperson-zu-sich-selbst-Klischee wurde in amerikanischen Indiefilmen jetzt etwas zu oft bemüht. Aber der Film ist gut und die Problematik echt.
Es muss nicht zwingend ein Schicksalsschlag, es darf auch gerne eine schlechte Eigenschaft sein, die man dir in die Gene gelegt hat oder die du durch Umstände im Laufe des Lebens erworben hast. Aber ich glaube mittlerweile, jeder hat diese eine Sache, die er nicht überwunden bekommt. Bei mir ist es wahrscheinlich, dass ich in sozialen Situationen einfach nicht entspannt sein kann. Vor allem, wenn ich die Mehrheit der Menschen dort nicht kenne. Ich wünsche mich dann weg, überspiele meine Ängste, kann nicht entspannen oder ganz ich selbst sein. Probiere das jetzt seit Jahrzehnten, kriege es nicht hin.
Ich beschäftige mich seit einiger Zeit wieder verstärkt mit dem Thema Religion. Interessanterweise hat mich diese Erkenntnis daran erinnert. Ein weit verbreiteter Irrtum ist etwa, dass derjenige in den Himmel komme, der ständig Gutes tut. Ist nämlich nicht so. In den Himmel soll kommen, wer Jesus Christus als seinen Erlöser annimmt. That’s it. Gleichermaßen fordert Jesus von einem Christen gute Taten ein, und zwar so viele, dass schon Propheten sagten und auch Theologen abwinken: Es ist überhaupt nicht möglich, all das zu tun, was Christus forderte. Aber versuchen und guten Willen zeigen müssen Christen trotzdem, wenn sie in den Himmel kommen wollen. Das ist quasi Bedingung 2.
Also sind gute Taten eigentlich nur ein Nebenprodukt des Christseins, nicht die Hauptsache. Gutes entsteht nur dadurch, dass man sich redlich bemüht, auch wenn man die Vollkommenheit nicht erreichen kann, wie sehr man es auch versucht. So ähnlich wie diese eine Sache im Diesseits, die man nicht besiegen kann, wie sehr man sich auch bemüht.
Oder anders gesagt: Aufgeben ist nicht. Ein wenig radikale Selbstannahme kann das Leben allerdings erleichtern. Kommt man dann trotzdem noch in den Himmel? Ich denke, wenn du das wirklich willst, Bedingung 1 erfüllst und dich – nach der Selbstannahme – bemühst, weiterhin Gutes zu tun, sollte das schon klappen. So verstehe ich das zumindest.
Und diese eine Sache, die du nicht besiegen kannst? Musst du wohl mit leben. Es ist besser, sie zu akzeptieren, als zu versuchen, sie zu verstecken oder vergeblich alles dafür zu tun, sie nicht haben zu wollen.
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The Dead South: Yours to Keep
Cooler Song, weirdes Video, aber das ist wohl so gewollt.
Ich weiß, ich war von der ersten Folge noch nicht gerade überzeugt, nicht nur wegen der überzogenen Gewaltdarstellung. Für mich wirkte das anfangs noch wie ein erneuter Aklatsch von The Walking Dead/ The Last of Us gekreuzt mit Westworld und einer Prise Wayward Pines. Und auch Sci-Fi-Dystopien mit Experimenten perfekter Gesellschaften gab es schon. Vielleicht erinnert sich noch einer an die Serie Ascension.
Bei Fallout zeigt sich aber schon bald, dass es um mehr geht und dass sich die Macher um eine teuflisch spannende Geschichte und vielschichtige Charaktere bemüht haben. Die gutgläubige Lucy, die plötzlich Kämpfermentalitäten entwickelt, als ihr Bunker von Rebellen gestürmt wird. Knappe Maximus, ein Außenseiter, der die Chance erhält, Ritter zu werden. Und über allen der abscheuliche Kopfgeldjäger Cooper auf persönlichem Rachefeldzug – gegen wen bleibt lange unklar – der sicher nicht zufällig an den „Mann in Schwarz“ aus Westworld erinnert.
Mehr und mehr sickert Folge für Folge der Hintergrund der Geschichte ein und die Charaktere entwickeln eine erstaunliche Verwandlung. Ritter, die zu feigen Schweinen werden, indoktrinierte Bunkerbewohner, die auf der Suche nach der Wahrheit erstaunlichen Mut offenbaren und ein vermeintlicher Antagonist, dessen Rolle auf einmal gar nicht mehr so klar ist.
Schon das Setting der Hintergrundstory ist phänomenal. Die Gesellschaft in einer Art alternativem 1960 hat bereits einen Atomkrieg hinter sich, setzt auf Robotik und Technik wie eine Smartwatch-ähnliche Manschette und hat Rassenkonflikte überwunden. Drei Dinge allerdings nicht: Krieg, Unrecht und Kapitalismus. Und gegen jene rebelliert diese Serie letztlich auf eindrückliche Weise. Es wirkt vom Plot her alles stimmig, selbst die wenigen, aber äußerst brutalen Kampfszenen unterstreichen den Zweck. Und auch die Gesellschaftskritik ist nicht zu übersehen: Darf sich eine Elite (Europa/USA/westliche Demokratien) auf eine Insel der Glückseligkeit zurückziehen, wenn gerade wegen ihr die Welt um sie herum zusammenbricht?
Amazon Prime hatte mit der ersten Großproduktion Ringe der Macht wenig Glück. Mit Fallout ist dem Videodienst nun ein Volltreffer gelungen. Starke Geschichte, großartige Schauspieler, tolle Kulissen, Musik und Kostüme. Ich gucke kaum noch Serien und das ist auch gut so. Aber ich kann jetzt schon Staffel 2 (bereits angekündigt) kaum noch erwarten. Ich hoffe, es dauert nicht zu lange damit!
Und wer es noch nicht getan hat: unbedingt anschauen!
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Xavier Rudd: Follow the Sun
Die Welt ausblenden und Xavier Rudd hören
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