Kategorie: Argh

  • „Es wird nicht auf Sie geschossen worden sein!“

    Gestern Abend musste ich kurz an eine Szene aus dem Film „13 Days“ denken. Auf dem Höhepunkt der Kubakrise 1962 will die US-Armee einen Aufklärungsflug über Kuba durchführen, um zu ermitteln, ob die Sowjetunion dort Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen stationiert hat. Sollte da auch nur ein einziger Schuss auf die Maschine abgefeuert werden, wäre das der Vorwand für die Hardliner, um in Kuba einzumarschieren und damit unter Umständen den Dritten Weltkrieg auszulösen. Präsidentenberater Kenny O’Donnell (gespielt von Kevin Costner) lässt sich daraufhin vor dem Abflug mit dem Piloten verbinden: „Was immer da oben passiert, Commander, Sie werden nicht abgeschossen werden!“ – „Na ja, wir werden unser Bestes tun, Sir!“ – „Sie haben mich nicht verstanden, Commander, Sie werden nicht abgeschossen werden, es wird nicht auf Sie gefeuert worden sein, es wird keine Rakete auf Sie gerichten worden sein. Verstehen Sie, Commander?“

    Gestern Nacht höre ich die Abendnachrichten auf dem Smart Speaker im Bad und bei n-tv heißt es über die in Polen eingeschlagene Rakete en passant: „… würde der Nato-Bündnisfall greifen, was den Dritten Weltkrieg zur Folge hätte.“ Und dann weiter mit dem Wetter.

    ?

    Könnte ich ausrasten. Denn das ist zum einen eine Falschinformation, zum anderen gilt es, in solch einem Fall, besonnen zu halten und zu deeskalieren. Zwar gälte im Falle eines vorsätzlichen Angriffs auf einen Nato-Staat nach Artikel 5 des Nato-Vertrags das Beistandsgebot. Die Nato-Staaten haben sich dann untereinander abzustimmen, ob und wie sie reagieren wollen. Sie haben dann ausdrücklich die Erlaubnis, das mit Waffengewalt zu tun, sie müssen es aber keinesfalls. Also selbst wenn die Rakete vorsätzlich abgeschossen worden wäre, könnte man das cool abhandeln und müsste nicht zurückschlagen. Und ein Dritter Weltkrieg müsste – Gott sei Dank – schonmal gar nicht zwingend Folge eines solchen Irrläufers sein.

    Wir können von Glück sagen, dass die Beteiligten und Betroffenen jetzt besonnen reagiert haben und von einer fehlgeleiteten, ukrainischen Boden-Luft-Rakete sprechen. Aber ganz ehrlich: Selbst wenn sie das nicht war, lohnt es sich nicht, die Situation deswegen eskalieren zu lassen. Polen ist nicht von Russland beschossen worden, weil es schlicht das Vernünftigste ist. Den Gefallen, da jetzt irgendwie zurückzuschießen, sollte man Russland auch nicht tun.

    Typ hinter mir an der Kasse murmelt unaufhörlich leise vor sich hin. Ah, der telefoniert, denke ich, es klingt so. Bis ich mich umdrehe und sehe, dass er gar kein Headset trägt und auch kein Handy am Ohr hat. Er brabbelt einfach nur vor sich hin, leise allerdings und völlig unaufdringlich, beinahe angenehm…

    Ich sagte es schon einmal: Dass man heute nicht mehr auf den ersten Blick erkennen kann, wer freihändig telefoniert und wer mit sich selbst redet, sagt viel über diese Gesellschaft aus.

    Dann wiederum: Wer hat nicht schonmal mit jemandem telefoniert und hinterher das Gefühl gehabt, gar nicht wirklich zu Wort gekommen zu sein? Derjenige hat sich einfach leergequatscht. Der Unterschied zwischen jemandem, der vor sich hin brabbelt und jemandem, der das am Telefon tut, ist also schlicht das Telefon. Ist das dann wirklich besser?

    Elon Musk schmeißt erst die Hälfte der Twitter-Belegschaft raus, verkündet dann das Ende der Home-Office-Option, was wiederum für Hunderte Mitarbeiter das Aus bedeutet, zusätzlich haben etliche leitende Angestellte das Unternehmen verlassen. Und von dem, was jetzt noch übrig ist, verlangt Musk totales Commitment, 80-Stunden-Wochen oder noch mehr. Also alles, was gegen die Vernunft und den wissenschaftlichen Rat spricht, der flexible Arbeitsorte, Work-Life-Balance, 4-Tage- und 30-Stunden-Wochen längst empfiehlt.

    Und das alles komplett ohne Not. Twitter war jetzt nicht der Star unter den Silicon-Valley-Startups oder das finanzstärkste, aber es hat trotz der – in der Tat – hohen Mitarbeiterzahl von 7.000 irgendwie funktioniert. Und das jetzt als reichster Mann der Welt einfach vor die Wand zu fahren… 5.000 Menschen, die sich völlig ohne Not jetzt einen neuen Job suchen müssen. Was für ein kompletter Irrsinn!

    Donald Trumps erneute Kandidatur, der letztlich doch knappe Sieg der Republikaner bei den Kongresswahlen und das Riesenbaby Musk mit dem Rotstift in der Hand. Nein, Amerika ist noch lange nicht über dem Berg…

    Morgen geht’s nach Berlin – was unpraktisch ist, da die Strecke zwischen Hannover und Berlin heute Morgen wegen einer Kollision zweier Güterzüge gesperrt ist und meine gebuchte Bahn deswegen ausfällt. Alternativen muss ich mir selbst suchen. Ich habe jetzt eine Fahrt über Frankfurt gefunden und auf Verdacht einen Sitzplatz gebucht. Das wird nicht smooth gehen, das wäre ein Wunder. Wird also ein spannender Tag morgen. Ich hoffe, ich habe wenigstens Internet.

    Witchcraft: An Alternative to Freedom (2012):

  • Achtervolgen

    Ich hasse es, wenn Leute, die ich nicht kenne, in gleicher Geschwindigkeit neben mir her gehen. Meistens geschieht das, wenn der eine von uns aus einer Nebenstraße auf den gleichen Gehweg abbiegt. Ich bin sehr empfindlich bei sowas, und es hilft nichts, das eigene Verhalten dann anzupassen. Was ja oft geschieht, ist, dass der eine sein Tempo erhöht oder verlangsamt, oder stehen bleibt und so tut, als müsse er was auf dem Handy checken, um dem anderen einen Vorsprung zu gewähren, oder schlicht die Straßenseite wechselt. Aber das ist doch affig.

    Außerdem hilft das nicht. Wenn ich zum Beispiel einer Frau den Vortritt lasse, latsche ich mitunter hunderte Meter hinter ihr her. Ich bin halt ein großer Typ in dunklen Klamotten, der gerade in der dunklen Jahreszeit gerne spazieren geht. Dass ich harmlos bin und ihr nichts will, weiß sie ja nicht. Und ich fühle mich dann schlecht, weil ich sie verfolge und ihr Angst mache.

    Heute Abend hatte ich das gegenteilige Beispiel. Ich stand an einer roten Ampel vor dem Bundesrechnungshof und ging los, als es grün wurde, worauf die Frau, die im gleichen Tempo gleichzeitig losging, den ganzen Weg bis runter zum Rheinufer nur ein, zwei Schritte hinter mir herging. Bin fast wahnsinnig geworden.

    Was macht ihr in einem solchen Fall, was kann man tun, ohne irgendwie weird rüberzukommen oder sich selbst unwohl zu fühlen?

    So, das Manuskript ist fertig! Ich war am Wochenende und heute sehr fleißig und habe für jedes Kapitel jetzt einen Infokasten geschrieben, unter anderem über die Westerland-Punks, die Elbphilharmonie, „Wir können gar nichts. Außer Hochdeutsch“, Theodor Storm und das graue Husum und die Abwanderungswelle aus dem Osten.

    Ich glaube, jetzt ist das Buch atmosphärisch dicht und könnte ein Page Turner werden. Da sind jetzt meine gepimpten Reisetagebuchaufzeichnungen drin, die ihr teils schon kennt, ein kleiner Spannungsbogen, ein wenig Charakterentwicklung (jaja!), massig schöne oder kuriose Bilder dazu und jetzt eben noch Hard Facts in leicht verdaulicher Manier. Wird mir keiner mehr wegschlafen, wenn er das liest! Jetzt kann’s ans Layouten gehen.

    BR.de:

    „Die Bundesregierung will den Steuerfreibetrag im nächsten Jahr stärker anheben als bisher geplant. Aus dem Finanzministerium heißt es, der Freibetrag werde im Januar um 561 Euro auf 10.908 steigen.“

    Steuerberater, werd kreativ! Vielleicht kann ich meine ganze Wohnung als Betriebsstätte absetzen. ?

    Sportschau.de:

    „Nach Angaben der Tageszeitung Le Parisien soll der seit Sommer 2022 laufende neue Kontrakt Mbappé rund 630 Millionen Euro brutto über drei Jahre einbringen. […] Das Jahresgehalt wird auf 72 Millionen Euro beziffert, dazu sei eine Unterschriftsprämie von 180 Millionen Euro gekommen.“

    Jajaja, zu viel und so, jeden Bezug zur Realität… Schere zwischen Arm und Reich usw… Was ich mich aber eher frage, ist: Wenn die Zahlen stimmen, wo ist der Gegenwert? Also klar hat der eine oder andere Scheichklub vielleicht das Geld für so etwas. Aber das Gehaltsgefüge kann ja nicht unendlich weit nach oben gehen. Der Rest kann da ja nie und nimmer mithalten. Kommt da bei den anderen Neid auf? Was ist, wenn Mbappé danach woanders hinwechseln will oder muss? Da kann er sich ja nur verschlechtern, und wer könnte ihn da überhaupt rauskaufen?

    Mehr habe ich heute nicht. ??‍♂️ Nicht mal einen Song des Tages. Deswegen habe ich hier einen zufälligen Song aus meinem Spotify-Mix der Woche ausgewählt und poste ihn hier ohne dafür zu bürgen, geschweige denn, ihn gehört zu haben. Hoffe, er taugt was. Ahoi!

  • This better be worth it…

    ?

    Vorfreude ist gering, aber vorhanden, Erwartungshaltung niedrig, aber nicht bei null, das Wissen, dass das mindestens 200 Euro zu teuer ist, ist hoch. 256 GB sollten’s sein, damit man angesichts des Preises ein bisschen länger was davon hat. Die 130 Euro weniger für 128 GB wären am falschen Ende gespart gewesen. Weiß ich, dass es keine offensichtlichen Innovationen gibt? Ja. Weiß ich, dass Apple das Thema Schnellladen, das jedes Mittelklasse-China-Handy längst kann, samt und sonders ignoriert? Ja. Weiß ich ferner, dass das wertvollste Unternehmen der Welt hier gerade die Inflation vorschiebt, um eine satte und keinesfalls notwendige Preissteigerung von 150 Euro im Vergleich zum iPhone 13 Pro durchzudrücken? Ja. Habe ich das Ding trotzdem gekauft? Ja.

    Es wird meine Kamera werden, es wird tolle Fotos machen, es wird schnell sein, es wird Bilder per Knopfdruck zum Mac schicken (was auch mit einem Android-Phone ginge, wenn Apple es erlauben würde), es soll mich die nächsten Jahre überallhin begleiten, es wird tun, was es soll. Und wenn Apple in dieser Kriechgeschwindigkeit mit Innovationen weitermacht, wird es sich auch in 5 Jahren noch wie ein modernes iPhone anfühlen.

    In der gleichen Woche, in der Huawei (!) eine Smartphone-Kamera mit variabler Blende vorstellt und Motorola eins mit 125-Watt-Schnellladetechnik (Apple schafft 25) und eigentlich allem anderen auch für 900 Euro – zahle ich 500 Euro zu viel für ein Smartphone.

    Ihr hört mich ächzen. Und nicht nur, weil ich krank bin.

    Immerhin: Das geht aufwärts. Man sollte öfter mal 12 Stunden am Stück schlafen. Es wirkt Wunder. Man hustet danach nicht mehr.

    Meine jetzige Smartphone-Kamera nähert sich derweil Van Gogh an. 🙂 Wie gesagt: Nicht nur ein iPhone kann schöne Bilder machen…

  • Ist die Welt noch dieselbe?

    Heute habe ich mich kurz zu ein paar Besorgungen rausgeschleppt und kam da auch beim Ali vorbei. Der Ali ist – wie jeder weiß – der Besitzer vom Aksoy Kiosk, einer Institution hier in der Bonner Altstadt. Drei türkische Brüder (oder eigentlich Cousins, teils verschwägert, wie ich heute erfahren habe) haben einen Kiosk mit allem, was Tag- und Nachtschwärmer so brauchen, vorzugsweise Bier, Blättchen und Zigaretten. Sie haben immer ein offenes Ohr, sind kulant, haben beste Preise, sind Tag und Nacht im Schichtbetrieb für dich da. Und du weißt: Solange es den Aksoy gibt, ist die Welt noch in Ordnung.

    Den Aksoy gibt es auch noch, aber der Ali ist da mittlerweile alleine bzw. beschäftigt nun nur noch Aushilfskräfte, wie er mir heute erzählte. Seine beiden Cousins haben das Handtuch geworfen. Warum, wollte ich wissen. Es war ihnen zu viel. Der Job mit dem Dreischichtbetrieb war immer schon anstrengend, besonders für Familienväter, aber immer noch erträglich. Corona hätte dann aber alles verschärft. Niedrigere Einnahmen, vor allem aber zunehmend aggressive Leute. Viele Leute haben Corona nicht gut verkraftet, sagt Ali.

    Szenenwechsel: Heute las ich, dass man immer noch eine Woche in eine Quarantäne-Einrichtung muss, wenn man nach China einreisen will. Das würde es schwer machen, da mal eben kurz hin zu reisen. Klar, die Pandemie ist noch immer nicht vorbei, und jetzt kommt der Herbst und die Zahlen werden wieder einmal steigen, Maßnahmen werden verschärft.

    Aber was ist eigentlich, wenn das das neue Normal ist? Wenn nichts mehr so vergleichsweise unbeschwert wird, wie es mal war. Wenn die Leute so aggressiv bleiben, wenn Grenzen nicht mehr aufgemacht werden, wenn sich die Wirtschaft gar nicht mehr erholt? Wenn die Welt nicht mehr zurückkehrt zu dem, was sie mal war?

    Nebenbei: Inflation scheint es nur hier zu geben, nicht in Amerika. Da bleiben die Preise für die neuen iPhone 14 stabil und auch vor Steuern deutlich preiswerter. Hier hat Apple die Preise noch einmal raufgesetzt. 999 Euro jetzt für ein iPhone 14, 1.299 Euro für ein iPhone Pro, 1.449 Euro für ein iPhone Pro Max. Jeweils für 128 GB, wozu man ja niemandem raten kann. Veränderungen wieder einmal nur inkrementeller Natur, nichts, was begeistert. Neue Apple Watch Series 8 noch dazu? 500 Euro. Die neue Watch Ultra: 1.000 Euro!

    Ich hatte gesagt, ich wollte mir auf jeden Fall ein neues iPhone 14 Pro kaufen, aber angesichts des Preises bin ich mir jetzt gar nicht mal mehr so sicher. Man sollte ja zu mindestens 256 GB greifen – wofür Apple dann 1.429 Euro aufruft. Plus Ladegerät, plus Zubehör… Ich glaube, es hackt!

    Jetzt wird sich zeigen, wie schlimm die Zeiten wirklich sind. Ich behaupte: noch nicht so schlimm, als dass das iPhone 14 nicht wieder ein Erfolg werden würde. Wird schon gut sein, wird wieder viele tolle Funktionen unter der Haube haben, die man erst nach und nach entdeckt. Wird trotzdem 500 Euro zu teuer sein.

    Seit ich das Problem mit der Datenübertragung von Android zu Mac gelöst habe, fremdle ich mit dem Samsung A53 auch gar nicht mehr so sehr. Ist halt nicht toll, aber für seine knapp 400 Euro so schlimm auch wieder nicht. Macht zum Beispiel ganz anständige Fotos:

    Schon wieder einer mit nem E-Scooter im Geschäft. Da ist doch was im Gange!

  • Die Woche vor dem Urlaub II

    Ich sagte es schon einmal und ich sage es wieder: Ich liebe Urlaube, aber ich hasse die Woche vor dem Urlaub. Du musst alles packen, zu Hause sauber machen, die Reiseroute langsam vorplanen, deine Arbeit delegieren, zehntausend Fragen dazu beantworten, deinen geplanten Arbeitsausfall teilweise vorschaffen, natürlich trotzdem weiter essen, Sport machen, auf 300% laufen.

    Ich wollte eigentlich nie wieder dahin. Ich habe die meisten meiner Sachen ja auch schon vorher gepackt, die grobe Route abgesteckt. Und jetzt bin ich doch wieder genau da gelandet, wo ich immer lande.

    Aber anders als früher kann ich mich jetzt wenigstens selbst so weit analysieren, dass ich weiß, woran es liegen könnte. Auf der Arbeit laufen zu viele Entscheidungen über mich. Wahrscheinlich habe ich das selbst so eingerichtet in den letzten Jahren aus Angst nicht loslassen zu können. Aber das muss ein Ende haben, das kann ja so nicht weiter gehen…

    Erkenntnis… immerhin ein Anfang. Und jetzt noch irgendwie die letzten zwei Tage durchhalten, hoffentlich zum letzten Mal.

    Ozark: Bin in der vierten Staffel, die auch schon die letzte ist. Und ja, es macht Spaß, es unterhält und mir gefällt die Botschaft: Wie weit darfst du gehen, um dein eigenes Leben und das deiner Familie zu retten? Wie viele andere Leben darfst du dadurch unwiderbringlich zerstören?

    Aber irgendwie ist es auch seltsam. Es passieren einfach zu viele krasse Dinge. Gerade in der letzten Staffel wird ständig einer abgemurkst, wechselt die Seiten, stellt sich gegen seine Familie, erpresst wieder jemanden, sabotiert die Aktion eines Anderen, wechselt nochmal die Seiten. Und es lässt einen seltsam teilnahmslos zurück. Vielleicht einfach deswegen, weil die Show derart durchjagt, dass man zu keinem Charakter mehr eine richtige Beziehung aufbauen kann. Und sie einem deswegen auch beinahe alle egal sind.

    Ja, coole Geschichte, toll geschauspielert, gut gescriptete Dialoge, spannend, keine Frage, A-Level-Serie, aber mit den ganz Großen wie Game of Thrones, Breaking Bad oder auch Better Call Saul (wo ich jede neue Folge herbei sehne) kann Ozark letztendlich nicht mitspielen.

    Daily sort-out: Selbsthilfebuch beende ich gleich, die eine Spotify-Playlist wohl auch noch. Dann ist auch erstmal genug wegminimiert vor dem Urlaub. Wird mir fehlen, fühlt sich mittlerweile so normal an.

    Wo ist der Sommer hin?

    Hässlich ist der Sommer aber schon nicht:

    Moderat: Reminder (2016):

  • In der Projektmanagement-Hölle

    Für die Arbeit habe ich jetzt zwei Wochen lang nach einem Projektmanagement-Tool gesucht, das Kanban, Gantt, Berichte und vielleicht noch einen Kalender kann. Wir benutzen bislang eine kostenlose Version von MeisterTask, aber die kann in der kostenlosen Variante nicht so viel.

    Bei der Recherche festgestellt:

    • Das kostenlose Internet ist Geschichte.
    • Gut, das wussten wir im Grunde, siehe auch Paid Content bei Spiegel, Zeit und Co. Aber dass es so schlimm ist, hatte ich nicht gedacht.
    • Praktisch alle Projektmanagement-Tools verfolgen die gleiche Preisstruktur: Einen Zeitraum kostenlos testen, dann zahlen und zwar richtig! Die meisten verlangen ab 8-12 Euro netto im Monat – pro Nutzer, exklusive Mehrsteuer.
    • Wir haben ein Team von 10 Leuten, bei 10 Euro im Monat ergibt das 1.200 Euro im Jahr – für eine bescheuerte Projektmanagement-Software!
    • Betriebssysteme, Bildbearbeitungsprogramme (außer Photoshop), ganze Office-Lösungen, Netflix, Spotify… sind billiger.
    • Um das Geld halbwegs zu rechtfertigen, bieten diese oft völlig überladenen Tools meistens ALLES, also auch Dinge, die man gar nicht will, wie Integration deiner Telefon-App, E-Mail-Konten, Zeiterfassungs-Tools um deine Mitarbeiter zu überwachen.
    • Das, was ich eigentlich will – Aufgaben strukturiert managen – ist dafür dann in irgendwelchen Untermenüs verschachtelt.
    • Am Ende kann trotzdem keins genau das, was ich eigentlich suche.
    • Die noch sympathischsten davon bieten immerhin eine Basisversion dauerhaft kostenlos.
    • Die ersten 5 Treffer auf Google sind immer Anzeigen der gleichen 5 Unternehmen, selbst wenn ich nach „free project management tools“ suche.
    • Einige kannst du dir nicht einmal anschauen, ohne deine Telefonnummer, deinen Klar- und deinen Firmennamen einzugeben.
    • Das Marketing eines Anbieters – ich sag einfach mal: Wrike – war besonders aggressiv. Nachdem ich so naiv war, meine echte Telefonnummer anzugeben, erhielt ich eine personalisierte E-Mail, kurze Zeit darauf zwei Anrufe direkt hintereinander, deren Absender mein Smartphone unter Spam-Verdacht stellte, eine Nachricht auf meine Mailbox („Leider erreiche ich Sie nicht. Rufen Sie mich dringend zurück!“) und später am Nachmittag noch eine E-Mail. Hab mein Konto sofort danach wieder gelöscht.

    Puh, nee, beim Kostenlos-Internet war auch nicht alles toll, aber da zahle ich anderswo lieber mit meinen Daten, als dass ich so einen Mist mitmache. Wir bleiben jetzt erst einmal bei MeisterTask, auch wenn die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen. Die haben uns bisher nicht im Stich gelassen und ein bisschen Restsympathie ist zumindest noch da. Ich hoffe, das bleibt auch.

    Daily sort-out: „Feeling Good“, S. 350-400. Dr. Burns im Kampf vs. eine Nihilistin.

    Hab noch einige Steuerbelege eingescannt und mir meine bisherigen Belege der Umsatzsteuervoranmeldung angeschaut. Offenbar hat mein Vergangenheits-Ich sogar Extra-Arbeit geleistet und selbst Belege gesammelt und gescannt, die Einkommensteuer-relevant sind.

    Gestern die vier Kündigungen an Vodafone und jetzt das! Mein Vergangenheits-Ich ist manchmal gar kein so verkehrter Typ…

  • Ich muss hier weg

    Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass noch nie irgendein Mensch in der Situation war, in der ich jetzt bin. 44, Single, nie verheiratet gewesen, keine Kinder, vor Ort irgendwie fehl am Platze, aber auch mit Bedenken, mal eben schnell woanders hinzugehen, da nicht gerade Hansdampf in allen Gassen, eher sogar was menschenscheu, auf jeden Fall introvertiert. Klar, Ängste hat jeder, Veränderung heißt: Ängste überwinden, aus der Komfortzone ausbrechen. Aber ich weiß auch gar nicht, wo ich eigentlich mit mir hin soll. Eine Stadt, in der ich noch nicht alles kenne, in der viel geboten ist und in der man trotzdem leicht Leute kennenlernen kann, in der es noch genug Wohnraum und bezahlbare Mieten gibt, das wär’s. Aber ich glaube mehr und mehr, das hier ist es nicht mehr. Ich muss hier weg. Vielleicht nicht für immer, aber schon mal für eine längere Zeit. Also: wohin…?

    Sehr, sehr, sehr geil! Vor allem ist das ein Beispiel dafür, wie eben nicht nur Geld Tore schießt, sondern wie ein eher mittelmäßiges Team alleine mit Bock, Engagement und grenzenlosem Support der Fans ein eigenes Märchen schreiben kann. Bin kein Eintracht-Fan, aber das ist einfach sensationell!

    Das ist ja alles sehr interessant, aber was hat das mit mir zu tun? ?

    Daily sort-out, Parkview Square, Singapore. Almost cannot believe this was my home base for three months. ?

  • Ungeduld

    Ist eine meiner schlechtesten Eigenschaften und eine, die mir das Leben immer wieder schwer macht. Besonders im Kommunikationsverhalten. Ich bin, glaube ich, ein klassisches Social-Media-Opfer, das auf Antworten von Freunden manchmal minütlich wartet und sich dann wundert, dass einige fünf oder zehn Minuten für eine Antwort brauchen. Spontan bin ich eigentlich nur, wenn es sich für mich lohnt, dafür erwarte ich oft von Anderen, spontan zu sein. Da kommt dann auch immer Neid, Missgunst, teilweise sogar mein latent narzisstischer Charakter zum Vorschein.

    Diesen Sommer wollte ich bei mir zu Ende aufräumen, also nicht nur die Wohnung, auch meinen Kopf und meinen Geist. Und dann auch mit schlechten Eigenschaften brechen. Aber wie wird man sowas wie Neid, Ungeduld, Geiz und Gier eigentlich los? Mit Liebe vermutlich. ? Aber wie geht das dann konkret?

    Ich hatte mir das etwas leichter vorgestellt mit dem Reiseführer. Zum einen fehlt mir gerade die Zeit und Energie für das Inhaltliche. Vor allem habe ich aber zum Anderen das mit den Bildern unterschätzt. Ich sortiere da mittlerweile seit Monaten, und es wird einfach nicht weniger. Mittlerweile mag ich Singapur weder sehen, noch den Namen überhaupt hören. Das mag ein gutes Zeichen sein, Motto: Es wird nicht gut, ehe du nicht Blut, Schweiß und Tränen vergossen hast. Ich wollte natürlich dennoch, ich wäre schon weiter. Bücherschreiben schüttelt man also auch nicht mal eben aus dem Ärmel. *rumheul*

    Auch wenn es natürlich lustig ist, dass in Singapur Raucher nicht nur in klein abgegrenzten Zonen rauchen müssen, sondern bei >30 Grad mittags auch in der prallen Sonne. ?

  • Kleinigkeiten in Summe

    Nicht zu wissen, was als nächstes kommt, kein klares Ziel zu haben, eigentlich gar nicht zu wissen, worauf man zielen soll, ist eine der unangenehmsten Erfahrungen, die ich kenne. Das muss in Richtung dieser Perspektivlosigkeit gehen, von der man so oft hört. Mit dem Unterschied, dass ich im Moment leistungsfähig und topfit bin, also eigentlich alles machen könnte, erst einmal nur wissen müsste, was.

    Bin in der Krise.

    Eine tägliche Routine zu haben, ist toll und erdet. Bis zu dem Moment, wo einem das alles zu viel wird. Täglich meditieren, lesen, ein Kapitel für den Reiseführer schreiben, Vokabeln lernen, Dinge aussortieren, Ukulele lernen, Sport treiben…

    War vielleicht alles auch wirklich bisschen viel auf einmal… Zumindest an den Wochenende werde ich mit einigen davon mal pausieren.

    Zu viele Kleinigkeiten machen den Stress. Mein Induktionskochfeld ist kaputt seit ich aus Singapur wieder da bin, und ich habe mich noch nicht drum gekümmert, weil mir das Vorstellungsvermögen dafür fehlt, wen ich dafür eigentlich anrufen könnte. Ich weiß, das wäre innerhalb einer halben Stunde herauszukriegen und jemand damit zu beauftragen. Ich nenne es meinen blinden Fleck, auch wenn ich das Feld gestern immerhin schon einmal aus der Halterung gehoben (und einen Plastiktortenheber dabei kaputt gemacht) habe.

    Gerade war ich mal wieder auf Amazon und aus irgendeinem Grund ist der Account seit Wochen auf Englisch eingestellt und zeigte mir auch Angebote in Pfund an. Wenn ich Bilder aussortiere, tue ich das am liebsten im Finder im Mac. Ich drücke auf die Leertaste, sehe dann das Bild in voller Größe, ohne es mit einer App öffnen zu müssen, und scrolle dann mit den Pfeiltasten zum nächsten. Nur dass im aktuellen macOS das Bild nicht mehr in Gänze angezeigt wird, sondern nur noch in einer kleinen Vorschau. Abhilfe im Netz sagt: Mac neu starten. Ich muss also alle paar Tage den Mac neu starten, bevor ich aussortieren kann, was mich wertvolle Minuten kostet… Den WordPress-Entwicklern würde ich ohnehin am liebsten links und rechts ein paar dranhauen für einige Usability-Fails. Zum Beispiel kann ich die Überschrift eines Beitrags manchmal anwählen und markieren, aber nicht verändern. Dann springt der Browser ein paar Blöcke runter. Sämtliche Smartphones nehmen Audios und Videos in m4a, m4v oder mov auf. Aber WordPress erlaubt genau diese Formate nicht…

    All das sind Kleinigkeiten, die sich summieren und die bei mir meist der Anfang vom Ende sind, wenn ich zu viele davon zu lange ignoriere. Ist ja schön, dass das Leben nicht langweilig wird, aber das würde es so eigentlich auch nicht. Mir meistens eigentlich am liebsten, wenn Dinge einfach funktionieren.

    Was ist los?!

    Daily sort-out:

    Bonner Skyline:

    Just moved to Scheveningen, Sep. 2021:

  • Feige Außenpolitik

    Sagen wir’s mal so: Unsere neue Regierung ist noch recht frisch im Amt, viele sitzen zum ersten Mal auf einem Minister:innenposten. Und ich bin dankbar für jeden Tag, an dem der selbstgefällige bayerische Hinterwäldlerstammtisch (CSU) nicht an der Macht ist. Bin also eigentlich ganz froh über den Regierungswechsel.

    Dass sie aber nicht einmal diesen halbgaren Kompromiss von Impfpflicht durch den Bundestag bekommen hat, ist schon ein schwaches Bild für die Ampel. Von der angekündigten Impfpflicht für alle möglichst schnell war ja sogar nur noch ein Wischiwaschi-Vorschlag übrig geblieben, eine Impfpflicht für alle ab 60 irgendwann im Herbst. Noch nicht einmal alle eigenen Abgeordneten haben da jetzt mitgemacht. Impfpflicht vom Tisch. Schon schwach.

    Viel mehr ärgert mich allerdings die feige Außenpolitik. Russland aus Swift ausschließen? Recht früh die meisten EU-Staaten dafür, außer? Deutschland. Viele europäische Nato-Staaten, die noch mehr vom russischen Öl und Gas abhängig sind als wir, sagen: sofort Schluss damit! Ausnahme? Deutschland. Ab sofort keine Steinkohle mehr aus Russland beziehen, die ohnehin nur 10 Prozent der in der EU verbrauchten Steinkohle ausmacht. Auf eine 4-monatige Übergangszeit pochend: Deutschland. 4 Monate Übergangszeit kosten 4 Monate lang Menschenleben. Immer der Verzögerer, der Zauderer, der kühle Rechner: Deutschland.

    Ja, alles schlecht für die Wirtschaft wenn sofortiger Stopp und Einbußen für alle. Aber es ist gottverdammtnochmal Krieg, wir müssen Opfer bringen. Was hätten wir denn getan, wenn Russland uns angegriffen hätte? Weiter Kohle und Gas von denen beziehen?

    Beim Aufräumen hinter der Flurkommode gefunden. Wo um alles in der Welt kommt der her? Zwischenmieter, ist das deiner? Ich bin ja mittlerweile so digital, ich hab nicht einmal mehr eine Kamera…

    Bin aktuell süchtig nach dem Zeug. Ich verlängere die meist mit nem Gemüse, das ist dann 1 von 2 Mahlzeiten von mir am Tag. Und die von Maggi sind wirklich klasse. Ist sogar bisschen weniger Chemie drin als in denen vom Asia-Mann. #aktionfinalesabnehmen

    Daily Sort-out, Sommer 2021: