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Literatur

Das hier ist eigentlich kein Wissens-Blog, aber weil man gelernte Dinge am besten behält, wenn man sie anderen erklärt, lest ihr hier heute frisch meine Zusammenfassung über Literatur, hauptsächlich – aber nicht nur! – basierend auf meiner Lektüre des „Literatur-Buches“ aus dem DK-Verlag. Die Erklärung hier kratzt selbstverständlich nur an der Oberfläche. Bei groben Fehlern und Unklarheiten bitte Bescheid geben, eine Liste mit Literaturvorschlägen hier finden.

Literatur meint gemeinhin alles, was geschrieben steht. Der Begriff bezieht sich aber enger auf die erhabenere Kunst hochwertiger Lyrik, Dramatik und Epik. Die ersten literarischen Werke speisen sich aus Jahrtausende alten, mündlichen Überlieferungen und wurden als erstes in Mesopotamien (Gilgamesch-Epos), Indien (Mahabharata) und dem antiken Griechenland (Ilias und Odyssee) verschriftlicht.

Das griechische Drama (ab ca. 600 v. Chr.) führt einen balladenhaften Chor ein, sowie die heute noch übliche Trennung zwischen Tragödie und Komödie.

Die ersten Romane entstanden derweil im alten China und Japan („Die Geschichte des Prinzen Genji“ um 1000). Als erster Roman der westlichen Welt gilt gemeinhin der „Don Quixote de la Mancha“ von Miguel Cervantes (um 1600). William Shakespeares Stücke mit oft sehr persönlichen und nachvollziehbaren Charakteren revolutionierten das Drama. Daniel Defoe schuf mit Robinson Crusoe ein Jahrhundert später die erste fiktionale Autobiografie und damit den Beginn des fiktionalen Ich-Erzählers.

Autor:innen der folgenden Jahrhunderte experimentierten mit immer neuen Stilen wie dem Schauerroman, nicht-chronologischen Abfolgen, Romantik, unzuverlässigen Erzählern, der Montage oder dem Bewusstseinsstrom. In jedem neuen Genre spiegeln sich auch die Besonderheiten der jeweiligen Epoche wider, wie der Entfremdung des Menschen während der Industriellen Revolution.

Epen waren Versgedichte in Langform, die meist Abenteuer großer Krieger oder Herrscher gegen die Mächte des Bösen erzählten. Zu einer Zeit, in der die wenigsten Menschen lesen und schreiben konnte, machte ihre Versform es einfacher, sie auswendig zu lernen und zu rezitieren.

  • Das Gilgamesch-Epos (etwa 2100 v. Chr. Babylon, auf Tontafeln verschriftlicht) thematisiert die Sterblichkeit des Menschen.
  • Die Fünf Klassiker aus China (etwa 12.-11. Jhr. v. Chr.) sind philosophische Schriften. Das Daodejing (Laozi, 5. Jh. v. Chr.) enthält zentrale Texte des Daoismus.
  • Die Ilias (etwa 8. Jh. v. Chr.) ist die Geschichte des trojanischen Krieges aus der Sicht des Kriegers Achill. Die sich daran anschließende „Odyssee“ handelt von der Irrfahrt des Odysseus. Beide Epen werden Homer zugeschrieben. Sie und auch ihre Poesie mit wohlklingenden Versmaßen haben die westliche Literatur beeinflusst wie keine anderen.
  • Das Mahabharata (5. Jh. v. Chr. Indien) handelt von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Herrscherfamilien und dem Dharma, der Frage des rechten Handelns.
  • Die Alten Griechen erfanden ebenfalls im 5. Jh. v. Chr. das Drama, die schauspielerische Darbietung einer Geschichte. Zu den großen Dramatikern zählten Aischylos, Euripides und vor allem Sophokles. Sein „König Ödipus“ mit Chor und drei Schauspielern (Protagonist, Deuteragonstik und Trigonist) gilt als Musterbeispiel für die Struktur einer klassischen Tragödie.
  • Vergil schuf 29 bis 19 v. Chr. die Aeneis, das auf die Odyssee basierende, wichtigste Epos in lateinischer Sprache, das die Gründungsgeschichte des alten Roms nacherzählt.
  • Beowolf (8. bis 11. Jahrhundert), das älteste vollständig erhaltene angelsächsische Epos, entstammt nordischen und germanischen Mythen und war Inspirationsquelle für viele spätere Fantasysagen, unter anderem für Tolkiens „Herr der Ringe“.
  • Tausendundeine Nacht (8. bis 15. Jh.) besteht aus einer Rahmenhandlung innerhalb derer Prinzessin Sheherazade dem Sultan Abend für Abend eine weitere Geschichte erzählt, weil sie nur so dem ihr drohenden Tod durch Hinrichtung entgehen kann.
  • Erst seit der Renaissance schreiben westliche Dichter in ihrer eigenen Sprache statt auf Griechisch oder Latein. Einer der ersten davon war Dante Alighieri, dessen „Göttliche Komödie“ er im Florentiner Dialekt verfasste. Er erfand obendrein den ins Geschehen involvierten Erzähler und die Erzählform in Terzinen (Reimform, die jeweils drei Zeilen verbindet).
  • Geoffrey Chaucer führte in den Canterbury-Erzählungen ein breites Spektrum von weltlichen Figuren ein, womit er sich vom bis dahin üblichen, zentralen religiösen Thema löst.
  • Cervantes und sein Zeitgenosse Shakespeare (um 1600) befassen sich in nie dagewesener Weise mit psychologisch komplexen Charakteren, ihren Handlungsweisen und ihren Gefühlen. Vor allem Shakespeare war Meister der bildreichen Sprache, die er mit wenigen Worten erschuf. Er entwarf sehr „menschliche“ Charaktere und hielt dem Publikum damit einen Spiegel vor. Dies erreichte er vor allem mit dem gekonnten Einsatz von Monologen, in denen ein Charakter sein Innerstes nach außen kehrt und sich dadurch mit dem Publikum verbrüdert oder entzweit.
  • Matsuo Basho kombiniert in seinem Reisetagebuch „Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland“ (Japan, 1702) erzählende Prosa und Haiku-Gedichte.
  • Im Sturm und Drang (spätes 18. Jh.) brechen ihre Vordenker Goethe und Schiller mit vorherrschenden Konventionen des Dramas (um sie später in der Romantik wieder aufzugreifen): expressive Sprache und Beschreibung drastischer Ereignisse und Gefühle.
  • Laurence Sterns „Tristram Shandy“ (1759) greift mit einem ungewöhnlichen Stil, Selbstzensur, geschwärzten Seiten, Fußnoten und einem Stream of Consciousness der Moderne und Postmoderne vorweg.
  • Laclos revolutionierte in „Gefährliche Liebschaften“ (1782) den Briefroman mit einer aufregenden Handlung.

In der Romantik (spätes 18., frühes 19. Jahrhundert) zählten die Gefühle eines Helden mehr als seine Taten. Ja, war doch der Held mehr ein Antiheld, der sich gegen herrschende Strukturen auflehnte. Die Weimarer Klassik war in Deutschland die höchste Schule der Romantik. Ihre Verfechter wie – erneut – Goethe, Kleist und Schiller bauten ihre Werke auf den Grundelementen Gehalt, Gestalt und Inhalt auf. Bei einigen Autoren fand eine Hinwendung zur Natur statt: der Transzendentalismus ist quasi eine Gegenbewegung zur Urbanisierung und Industrialisierung. In Russland erfand Alexander Puschkin den „überflüssigen Menschen“, einen reichen Dandy, der in den Tag hineinlebt und dabei nichts erschafft.

Goethes „Faust“ gilt wegen seines frühen Existenzialismus, seiner zahlreichen Anspielungen auf frühere Gattungen und die Verwendung dersolchen als Meisterwerk.

Schon wenig später folgte auf die Romantik der Gesellschaftsroman, der sich mehr über herrschende Strukturen mokierte und sie aufs Korn nahm, statt die wilden Gefühle eines Protagonisten zu thematisieren. Charlotte Brotës „Jane Eyre“ gilt als bedeutendster weiblicher Bildungsroman seiner Zeit. Ihre Schwester Emily Brontë entwickelte um 1850 mit „Sturmhöhe“ einen Schauerroman. Etwa zeitgleich erschien auch Herman Melvilles „Moby Dick“ in der Ausprägung „schwarzer Romantik“ mit Elementen des enzyklopädischen Romans, einer Art Gut gegen Böse auf dem Meer mit biblischem Anspruch.

Aus dem Gesellschaftsroman entstand im späten 19. Jahrhundert der Realismus, die noch deutlich weiter zugespitzte Abbildung der Wirklichkeit. Autoren beschrieben die Moderne mit allen Vor- und ungeschönten Nachteilen. Themen wie Massenentfremdung, Langeweile, Krieg und Sklaverei wurden zu Themen. Autoren wie Jules Verne träumten in frühen Science-Fiction-Romanen von einer besseren Zukunft.

Im psychologischen Realismus im späten 19. Jahrhundert steht die Titelfigur wieder im Mittelpunkt. Auch hier ist sie eher Antiheld als Held, kaputt, verabscheuungswürdig oder überflüssig wie in Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“. Etwa zeitgleich entdeckten Autoren Kinder als neue Zielgruppe von Büchern. Frühe Kinderbücher mit Bedeutung bis heute waren etwa Alice im Wunderland (Lewis Carol, 1865), Pinocchio (Carlo Collodi, 1883) oder das Dschungelbuch (Rudyard Kipling, 1894).

  • Madame Bovary (1856) von Gustave Flaubert zeigt die Tragik der unglücklich verheirateten und sich gefangen fühlenden Protagonistin, die den Ausbruch mit Affären versucht, was in der Katastrophe endet.
  • Die 1860er- und 1870er-Jahre gelten als goldene Epoche der russischen Literatur. Werke wie Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ und Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ oder „Anna Karenina“ treten als perfekte Charakterstudien des Menschen in seinem oftmals zerrütteten Umfeld hervor.
  • In „Krieg und Frieden“ wie auch in George Eliots „Middlemarch“ treten allwissende, auktoriale Erzähler erstmals in bekannten Werken in Erscheinung.
  • In einem Schlüsselroman treten reale Zeitgenossen (z.B. Abraham Lincoln) zusammen mit fiktiven Charakteren auf.
  • Der Naturalismus ist eine Nebenströmung des Realismus. Er kritisiert die Wirklichkeit aus einer wissenschaftlichen, überlegenen Perspektive heraus.
  • Auf die Spitze trieben den Naturalismus Kolonialliteraten wie Joseph Conrad in „Herz der Finsternis“, einer Art Abrechnung mit der Spezies Mensch.

In der Moderne (erste Hälfte des 20. Jahrhunderts) wandten sich die Literaten vom ungeschminkten Realismus ab, begannen mit neuen Stilen wie Existenzialismus oder Collage zu experimentieren und alte zu erneuern, wie etwa den Bildungsroman oder den Bewusstseinsstrom. In manchen Werken mischten zum Beispiel Proust oder Woolf mehrere Stile. Die Schrecken des 1. Weltkrieges fanden auch in ungewöhnlichen Formen ihren Ausdruck wie etwa den Gedichten des Briten Wilfred Owens. Immer höhere Alphabetisierungsraten sorgten auch für Trivial- und Populärliteratur, die den Geschmack eines Massenpublikums treffen sollten, darunter Detektivgeschichten, Groschen- und Fortsetzungsromane.

  • Kafkas existenzialistischer Erzählung „Die Verwandlung“ liegt die Angst des Menschen zu Grunde, die Absurdität und Bedeutungslosigkeit unseres Daseins zu erkennen.
  • James Joyce’ „Ulysses“ und T.S. Eliots Langgedicht „Das wüste Land“ sprengten die Grenzen bisher bekannter Lyrik und erzählender Prosa. Joyce arbeitet im Ulysses mit einem inneren Erleben ohne Vermittlung durch einen Erzähler.
  • Während der Nazizeit blühte – tragischerweise – die Exilliteratur auf. Autoren wie Thomas Mann, Bertolt Brecht oder Antoine de Saint-Exupéry wurden vor eine neue Perspektive gestellt.

Die Autoren der Nachkriegsliteratur trieben neben den Verarbeitungen des Krieges und der Frage der Schuld die Experimente der Moderne noch auf die Spitze. Erzähler wurden unzuverlässig, die chronologische Ordnung auseinandergerissen oder Erzählungen durch Paradoxe unterlaufen. Der New Journalism wie von Truman Capote oder Tom Wolfe vermischte Fiktion und Non-Fiktion.

  • Der Stalinismus, der Krieg und die sich schon anbahnende Blockbildung inspirierte George Orwell zu seiner Dystopie „1984“.
  • Die Beat-Generation brach mit der konservativen Ignoranz, Nüchternheit und Engstirnigkeit der alten Eliten. Bekannte Vertreter sind „Der Fänger im Roggen“ (J.D. Salinger, 1951) und „Unterwegs“ (Jack Kerouac, 1957).
  • Immer mehr Schriftsteller aus entkolonialisierten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas widmen sich der Literatur.
  • Schwarzer Humor wie in Joseph Hellers „Catch-22“ entsteht aus Gefühlen wie Verzweiflung und Vergeblichkeit, eine Art Weiterentwicklung des Existenzialismus.

Wichtige neue Stilrichtungen der Postmoderne (etwa 1980-2010) waren der magische Realismus, die allegorische Satire oder die Metafiktion.

  • „Wie ein Reisender in einer Winternacht“ von Italo Calvino ist ein Paradebeispiel für Metafiktion. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird auf die Beziehung zwischen Fiktion und Realität gelenkt und der Leser zu einem der Protagonisten.
  • „Mitternachtskinder“ von Salman Rushdie ist ein Vertreter des magischen Realismus’. Derartige Werke kombinieren eine realistische Erzählung mit surrealen Elementen, die von den Handelnden wie selbstverständlich wahrgenommen werden.
  • Die allegorische Satire, wie „Die Stadt der Blinden“ des portugiesischen Autors José Saramago, verweist auf einen hinter der eigentlichen Handlung verborgenen moralischen oder politischen Subtext. Dieses Werk etwa handelt von einer Gesellschaft, die kollektiv erblindet. Hintergrund ist der Faschismus des portugiesischen Estado Novo.

Moderne literarische Stile der Gegenwart sind Hybridliteratur, das Verschmelzen mehrerer Stile und das Experimentieren mit Stilen, Perspektiven und Erzählstrukturen. Bis heute am beliebtesten geblieben ist der klassische Roman mit seinem bekannten Spannungsbogen und den handelnden Figuren, praktisch seit Jahrhunderten erprobt und immer wiederholt. Zum guten Ton gehört es für moderne Schriftsteller auch, immer ein wenig mit Stilen und der Sprache zu spielen. Der österreichische Autor Daniel Kehlmann etwa erzeugt in einigen seiner Romane Komik durch den inflationären Gebrauch indirekter Rede.

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Westerwelle

Die Bezirksvertretung Bonn beschloss in einer bemerkenswerten Abstimmung, die Viktoriabrücke (die übrigens nach einer Victoria benannt war, auch mal interessant) in Guido-Westerwelle-Brücke umzubenennen.

Das kann man kritisieren, zumal damit die einzige Brücke in Bonn, die nach einer Frau benannt war, jetzt auch nach einem Mann benannt wird (nach der Konrad-Adenauer-Brücke, der Kennedybrücke und der Friedrich-Ebert-Brücke). Fortschrittlich ist das nicht gerade.

Andererseits war Guido Westerwelle ein begnadeter Rhetoriker und der geborene Oppositionspolitiker, der zweifellos viel zu früh an Krebs verstarb.

Die Brücke, die nun seinen Namen tragen soll, führt in die Bonner Weststadt und an ihrem Ende in Richtung Altstadt müssen Radfahrer stets ein paar Bodenwellen passieren. Es versteht sich folglich von selbst, dass wir sie liebevoll „Westerwelle“ nennen werden.

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Israel

Zum Wiederaufflammen der Gewalt in Israel und dem Gaza-Streifen ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem.

Ich finde es derweil erstaunlich, wie schnell und eindeutig sich viele Menschen auch hierzulande auf eine der beiden Seiten geschlagen haben. So als hätte es die Spirale der Gewalt in den letzten Jahrzehnten nie gegeben.

Wer jetzt die Idee für eine schnelle Lösung hat, der möge bitte noch einmal ganz genau hinschauen, was u.a. alles in den 1990er-Jahren gerade von einem Jitzak Rabin und einem Jassir Arafat unter enormen Anstrengungen für den Frieden in der Region schon einmal unternommen wurde und wie wenig davon nach Rabins tragischer Ermordung noch bestehen blieb.

Wie würden, ganz nebenbei, wir reagieren, wenn wir so etwas erleben würden wie Israel am 7. Oktober? Würden wir dann einfach sagen: „Ja, ist ja klar, sind wir selber Schuld, dass die sich radikalisiert haben und zu tausenden unser Land überfallen, hunderte ermorden, egal ob Frauen, Kinder, Greise. Jetzt fangen wir dann mal an, die Grenzen wieder zu öffnen und halten neben der rechten auch die linke Wange hin.“

Würden wir? Wirklich?

Ein Teil von mir hofft natürlich trotzdem inständig darauf, dass die geplante Bodenoffensive Israels in den Gaza-Streifen, die nun auch schon einige Tage auf sich warten lässt, ausfällt wegen: lassen wir einfach mal.

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Harry

Hatte heute ein langes Telefonat mit einer Sozialarbeiterin, die Harry wohl schon länger betreut, auch schon vor Jahren, als er schon einmal auf der Straße lebte.

Details darf ich natürlich keine veröffentlichen, aber sagen wir so: Es bemühen sich offenbar weit mehr Menschen um ihn, als es für mich den Anschein hatte. Einiges ist halt komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Es wird versucht, ihn noch vor dem Winter, der ja mit Riesenschritten naht, in eine Unterkunft zu bekommen. Und vielleicht kann ich wenigstens versuchen, ihm da gut zuzureden; viel mehr kann ich wohl auch nicht tun. Das muss er natürlich selbst auch wollen.

Nach all dem, was ich jetzt gehört habe, ist auf jeden Fall mein Vertrauen in dieses Land ein Stück weit zurückgekehrt. Hier wird doch nicht einfach jemand allein sich und den Elementen überlassen. Immerhin, muss man sagen. Es ist noch Hoffnung da.

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Pubquiz

Interessanter Abend. Ich bin heute Morgen gegen Covid und Grippe geimpft worden und merke seit heute Nachmittag einiges davon. Wollte trotzdem natürlich meine 10.000 Schritte gehen und schlenderte auf dem Rückweg durch die Altstadt an der Pinte vorbei, wo ich Torsten in Mitten einer Gruppe seiner Freunde traf.

Eins führte zum anderen und man überredete ich, noch am Pubquiz teilzunehmen. Einiges konnte ich beisteuern (die Frage nach der Westerwelle-Brücke kam tatsächlich auch), für einige Fehler sorgte ich aber auch – ich dachte, Christian Lindner wäre in Düsseldorf geboren, statt dessen stammt er aus Wuppertal.

Gewonnen haben wir tatsächlich trotzdem. 😅 Und ich glaube, das liegt schlicht an der Spontaneität, der Ungeplantheit des Ganzen und dem Unvermögen der anderen. Man zahlte uns den Gewinn in Flüssigkeit aus – ich verabschiedete mich aber noch vor Genuss des Pitchers:

Christian Lindners Geburtsort habe ich dann noch gegoogelt, und – meine Güte – die ähnlichen Fragen bei Google. 🤣

Die 10.000 Schritte vermeldete die Fitbit dann auch noch, 100 Meter, nachdem ich das Pub verlassen hatte.

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Shirukid

Auf dem Nachhauseweg kam ich noch am Aksoy vorbei. Die jungen Leute hinter mir packten in der Zwischenzeit eine Actioncam aus und sprachen davon, jetzt hier eine Szene drehen zu wollen. Ich fragte: wovon? Sie sagten, sie würden ein Musikvideo drehen. Von wem, fragte ich? Von mir, sagte der supernette Künstler fröhlich.

Ich fragte nach Name, Stilrichtung und ob er berühmt sei. Na ja, geht so, sagte er. Er heiße übrigens Shirokid und ich könnte einen Sticker mitnehmen und mal reinhören, wenn ich wollte. Wollte ich.

Hab tatsächlich schon weit Schlechteres gehört!

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Der alte Mann, der in der Bushaltestelle wohnt

… tut das jetzt seit ungefähr zwei Wochen mehr oder weniger direkt vor meinem Fenster. Das geht gewissermaßen problemlos, weil für die nächsten Jahre keine Busse hier lang fahren, weil die Bornheimer Straße umgebaut wird. Herrlich übrigens, ohne Busse schläft es sich viel ruhiger.

Aber zurück zu dem alten Mann. Der ist offensichtlich obdachlos, entspricht allerdings so gar nicht dem Klischee eines Obdachlosen. Zum Beispiel trägt er Chucks, einen recht hippen Bart und eine modische Brille, wenn er liest. Und das tut er viel, was ich so sehe, auch ziemlich dicke Schinken von Dan Brown und Co.

Nachdem ich ihn zwei Wochen lang umkreist habe, die letzten Nächte aber übel kalt waren, dachte ich heute nach dem Sport: Komm, sprichste ihn einfach mal an und fragst, ob er was braucht.

Er saß da nicht alleine, ein anderer Mann aus der Nachbarschaft sitzt da öfter mit ihm. Der Alte sagte, er sei hier nett aufgenommen worden, die meisten Bonner seien nett. Jeden Morgen brächte ihm einer einen Kaffee von der Bäckerei mit. Warm genug wäre ihm auch. Auf seinem Sack und Pack lag ein Fladenbrot. Wir unterhalten uns noch keine zwei Minuten, da kommt eine Asiatin vorbei und drückt ihm eine Box mit gebratenen Nudeln in die Hand. Na sowas.

Er erzählt noch ein wenig davon, wie er dort gelandet ist und fragt, ob mein E-Bike ein Besseres wäre. Das sähe so aus. 🙂 Meine Hilfe brauch er aktuell nicht, aber: vielen Dank!

Ich glaube, ich werde ihm mal Hummus vorbeibringen, ist kurzfristig das Beste, was ich für ihn tun kann. Wer ist denn schon gerne Fladenbrot ohne alles?

Und, ach ja, einem Redakteur vom Generalanzeiger habe ich auch Bescheid gestoßen.

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Urlaub

Auch noch nicht erlebt: Ich fand im Netz nach etwas Suche ein richtig schickes und noch bezahlbares Trekking-Rad mit 11-Gang-Nabenschaltung. Und noch während ich mich heute Abend auf mein altes Rad schwang, um einmal darüber nachzudenken, ob ich bereit wäre, so viel Geld dafür auszugeben, waren alle verfügbaren Modelle ausverkauft und erst wieder in 6 Wochen lieferbar. ?

Macht aber wahrscheinlich eh nichts, weil ich mir gerade offenbar etwas eingefangen habe. Scheine krank zu werden. Dabei hat der Urlaub doch noch gar nicht angefangen…

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Rechtschreibung

Sieht man ja oft so geschrieben, sieht für mich falsch aus, aber die Regel musste ich auch erst einmal im Duden suchen (Zusammen- und Getrenntschreibregel D59 (!)):

„Wenn der substantivische Bestandteil aus einer Wortgruppe verkürzt worden ist, schreibt man zusammen. Oft ist der Artikel und/oder eine Präposition weggelassen worden.“

Gilt demnach für Wörter wie „mondbeschienen“ (eigentlich: vom Mond beschienen) und „sagenumwoben“ (eigentlich: von Sagen umwoben) und für mein Verständnis auch für „videoüberwacht“ = per oder von (einer) Video(kamera) überwacht.

Also klein und zusammen. Aber wer beherrscht schon all diese Regeln…

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Live-Kunst

Der Hund ist echt und lag da am Fenster des Ateliers rum. Ob Teil der Ausstellung, konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln. Passte aber irgendwo. ?

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Ich, oder was? ?

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Where do you belong?

Langes Telefonat heute mit Nicky, in dem ich mich connected gefühlt habe. Beste Freundin, deep talk, groß! Ich kam währenddessen zufällig an den chillfeiernden Leuten am Soundbike unterhalb der Beethovenhalle vorbei. Fand es schön, fühlte mich für den kurzen Moment gut dort, auch irgendwie connected, aber ging weiter, weil wir ja spazifonierten (Kunstwort aus Spazierengehen und Telefonieren).

Auf dem Rückweg kam ich wieder dort vorbei. Die offizielle Veranstaltung war beendet, aber einige Leute feierten noch. Unser Telefonat war mittlerweile beendet. Plötzlich fühlte ich mich hier fehl am Platze, gar nicht mehr aufgehoben, disconnected.

Sonderbar.

Und die Frage kam auf, wohin und zu wem ich eigentlich gehöre. Welche Stadt, welche Menschen, welche Circles, Freunde, Familie? Könnte man an einem anderen Ort leben, an dem man niemanden kennt, und sich trotzdem verbunden fühlen? Wie macht ihr das? Zu wem gehört ihr, und woher wisst ihr, wo ihr hingehört?

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Mich ruft nur selten mal jemand an, ich auch niemanden, folglich telefoniere ich äußerst selten und noch viel viel seltener länger als fünf Minuten. Aber wenn ich das dann doch mal tue, ruft in der Zeit garantiert noch jemand an.

Heute in den zwei Stunden, die ich mit Nicky telefoniert habe, haben gleich drei Leute insgesamt viermal versucht, mich anzurufen. Das kann doch kein Zufall sein!

Sobald ich das Smartphone ans Ohr halte oder die AirPods aufsetze, scheint irgendwo im Universum ein Signal an Freunde und Bekannte ausgesendet zu werden: Hey, den Jürgen könntet ihr mal wieder anrufen, jetzt ist ne gute Zeit dafür!

Oder so. ??‍♂️

Ist übrigens alles nicht schlimm. Mal abgesehen davon, dass ich viele andere Dinge lieber tue als zu telefonieren, freue ich mich trotzdem über jeden Freund, der es versucht und mit mir was starten will. Drei Anrufe heute kamen von Freunden, die mit mir ein Bier trinken wollten. ? And in that moment I felt like I belong…

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Antenne Deutschland hat den ersten, von einer KI-moderierten Radiosender gestartet. Der heißt Absolut Radio AI, und das ist genauso schlimm, wie es sich anhört. Also nicht, dass irgendjemand das von Berufs wegen anscheinend geforderte, dauerfröhliche Gesabbel von Radiomoderatoren vermissen würde – aber dann halt irgendwo doch. Zum einen hört man, dass da eine Maschine spricht, zum anderen ist der vermittelte Inhalt gar noch viel, viel seichter, quasi unanhörbar. Aber warte, das sind 1live und WDR2 mittlerweile auch.

Warum müssen im Radio alle immer gut gelaunt sein und alles toll finden, was da draußen so passiert? Gebt mir mal jemanden, der mies gelaunt ist, und ich schalte mal wieder ein. Bis dahin komme ich irgendwie auch ziemlich gut ohne Radio klar. Mehrere Jahre jetzt schon. ?

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Fotos vom Abendspaziergang:

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Die Evolution hat jetzt irgendwie für diese neuen Deckel gesorgt. Und so praktisch und wahrscheinlich umweltfreundlich die auch sein sollen: Ich mag die irgendwie nicht…

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Kate Miller-Heidke: Zero Gravity (2019)

Es gibt nicht viele Eurovision-Songs, die einem nicht nur gefallen, sondern sogar nachträglich im Gedächtnis bleiben. Aber der hier hat mich damals komplett weggeflasht. Beim ersten Mal Hören dachte ich mir: What the hell is that? Beim weiten Mal: Ach… Und dann hat es mich vollkommen aus den Latschen gekippt. Kann nicht genau sagen warum. Aber vielleicht sollten wir mal eine Liste mit ESC-Beiträgen dieses Jahrtausend machen, an die ihr euch noch erinnern könnt, weil es tolle Songs waren oder einfach die Show herrlich war – oder sogar beides.

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Eifelpilgern

Ich wollte eigentlich ganz viel von der Eifel und meine kleine Pilgertour letztes Wochenende erzählen, aber jetzt bin ich hier, zurück in der Stadt, und es fühlt sich an, wie aus einem anderen Zeitalter. Als wäre das nicht ich gewesen, der da drei Tage lang von Bad Münstereifel bis Prüm unterwegs war. Verrückt. Ich muss in Stichpunkten weiterschreiben, etwas anderes kriege ich gerade nicht hin:

  • Es war sehr, sehr schön!
  • Ich mag die Eifel und ihre Menschen
  • Bin ich dort, frage ich mich, warum ich eigentlich nicht immer da bin. Oder zumindest jedes zweite Wochenende da wandern.
  • Gelaufen bin ich 1x 20, 1x 30 und noch einmal 30 km, also 80. Paar Umwege muss man dazurechnen und 5km waren nicht Teil der Strecke, ich wollte mir die Wartezeit für einen Bus sparen.
  • 30km zu wandern, ist nur beim 1. Mal schlimm, bei zweiten dann keine große Sache mehr. Vielleicht lässt sich das skalieren. ?
  • Vor allem Blankenheim und Kronenburg sind verdammt hübsche Orte!
  • Beinahe noch schöner ist aber der Weg dazwischen. Selbst wenn es nur der Löwenzahn ist, der da gelb blüht.
  • Regen und heftige Steigungen gab es zum Glück nur wenig.
  • Wenn ich pilgere, egal ob zu Fuß oder mit Rad, brauche ich viel weniger Schlaf und komme morgens viel leichter raus.
  • Post-Pilger-Syndrom hat mich gleich heute ereilt. Was soll das alles hier, warum kann ich nicht wieder in der Natur sein?

Ich glaube, es ist vor allem die Schlichtheit, die Pilgern so genial macht. Du hast genau 1 Ziel vor Augen. Du musst dich nicht mit tausend Dingen auf der Arbeit oder dem Alltag herumschlagen. „Wem muss ich noch auf seine E-Mail antworten? Was koch ich heute Abend?“ Alles egal. Du musst einzig und allein von Punkt A nach Punkt B kommen, und nichts weiter. Sollte immer so sein. Warum machen wir uns mit allem anderen das Leben so schwer?

Mehr fällt mir dazu nicht ein. Deswegen heute nur noch ein paar Bilder von dem Ganzen:

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Nochmal 20 sein mit dem Wissen von heute?

Cooler Abend gestern mit Christian und Jasmin. Drei Mittvierziger hauen noch einmal (ein bisschen) auf den Putz. Irgendwann stellte Jasmin die Frage, ob wir uns auch manchmal fragten, wie es wäre, nochmal 20 zu sein, aber mit dem Wissen/Mindset von heute.

Ja, fragten wir uns. Und schon das finde ich interessant. Dass sich Menschen im etwa gleichen Alter mitunter genau die gleichen Gedanken machen. Heißt wahrscheinlich auch: Alles, was ich so an vermeintlich bahnbrechenden Erkenntnissen hier ins Blog reinkritzele, haben andere in meinem Alter in Wahrheit auch, bzw. Generationen von Menschen schon vor mir gehabt. Na denn…

Aber nochmal 20 sein und heute schon wissen, wie der Hase läuft, das wär’s doch, oder? Dann würde man das doch komplett ownen.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich aber, dass das so ist.

Zum einen weiß ich noch lange nicht, wie der Hase läuft. ??‍♂️ Sonst wäre ich vermutlich nicht in dieser sonderbaren Lebenssituation, in der ich bin.

Zum anderen sind die Dinge heute nicht unbedingt einfacher als damals. Ich hatte zum Beispiel damals schon keine Idee, was ich aus meinem Leben machen soll. Wie sollte das erst heute sein, wo es gefühlt zehnmal so viele Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten gibt? Ich hätte genauso keine Ahnung und würde am Ende auf Verdacht irgendwas nehmen, was gut klingt.

Weniger drauf geben, was andere sagen oder von einem denken. Anderen Menschen mal was Nettes sagen, aufmerksam zuhören, weniger verbissen in Dinge gehen, Perfektionismus sein lassen, weniger wollen oder einfach mal Entschuldigung sagen, wenn man was Dummes getan oder gesagt hat. Das sind Erkenntnisse von teils weit später. Sich mit allen Stärken und Schwächen akzeptieren, die man hat oder überhaupt erstmal erkennen, wer man eigentlich ist: vielleicht die schwerste Übung überhaupt im Leben. Stimmt schon, das könnte nicht schaden, alles schon mit 20 zu wissen.

Aber so ist das Leben nun einmal nicht. Man kann auch nicht einfach nochmal 20 sein, es geht schlicht nicht. Nur sich ein wenig vom Mindset der heute 20-jährigen abschauen und mit dem Wissen von heute garnieren. Das wäre gar nicht so dumm. Man muss das Leben der heute 20-Jährigen jetzt nicht mehr leben (das hielte man auch nicht lange durch) und auch nicht die Fehler noch einmal machen, die sie noch begehen werden. Aber mit all dem Wissen, das man jetzt endlich hat, muss auch das Leben als Mittvierziger keinesfalls schlecht sein.

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Ein Kumpel von mir ist 20. Er macht gerade eine duale Berufsausbildung. Und jetzt am Wochenende schenkt er bei einem Festival Bier aus, weil er da leicht Geld verdienen kann und die Ausbildung auch nicht auslastet. Er hat in viele Berufe schon reingeschnuppert, unter anderem in Floristik, aber heute würde er lieber was machen, wo er mehr Geld verdienen kann, sagt er, deswegen macht er was mit Finanzen. Er setzt sich täglich mehrere Erinnerungen, um seine selbst gesteckten Herausforderungen zu erfüllen. Er macht viel Sport, coacht auch Jugendliche, trinkt nicht, ist viel unterwegs, hat einen klaren Plan von den Dingen, die er in den nächsten Jahren erreichen will, ist nett, höflich, hilfsbereit, hat beinahe unbegrenzt Energie – und hat Spaß dabei.

Joa, also auch so kann das Leben eines 20-Jährigen heute aussehen. Finde ich beeindruckend, ich hab mit 20 vielleicht ein Zehntel davon gemacht. Vielleicht ownen uns Mittvierziger einige schon mit 20. ?

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Wiederentdeckt: Jet: „Get born“ (2003). Für mich eins der besten Rock-Alben aller Zeiten.

Aller Zeiten, wirklich, obwohl 2000er? Ja, durchaus. Zum einem gibt es keinerlei Ausfall auf der ganzen Platte, dafür feinsten Rock’n’Roll, beeindruckende Balladen und natürlich den Gassenhauer „Are you gonna be my girl“. Mir gefallen aber auch die Texte. Das ganze Album ist ein einziges Liebeslied an das Leben, nicht nur das Jungsein:

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Hofgarten. Bonn really is a beauty sometimes:

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Lesen erdet

Wenn Schluss ist, spielt das innere Team Theater. Alles nicht so schlimm, sagt eine innere Stimme, jetzt bist du wieder frei, eine andere. Ein wenig Panik stieg heute in mir auf bei dem Gedanken daran, alleine zu sein, zu keinem Kreis dazuzugehören, oder anders gesagt: niemanden zu haben, der sich für mich interessiert. Warum genau das mit solche Angst bereitet, konnte ich leider ad-hoc nicht herausfinden.

Schmerz zuzulassen ist wichtig und richtig. Aber heute habe ich also auch die Grenzen dieser Idee kennengelernt. Was ist, wenn dann nicht Trauer aufsteigt, sondern Angst, und kein Mittel da ist, um sie wieder abzustellen?

Ich ging mein Telefonbuch durch und suchte nach Namen, die ich im Notfall anrufen könnte, wenn ich nicht mehr weiter wüsste. Ich fand zum Glück einige.

Weil ich mich aber immer noch nicht lange ablenken oder den Schmerz betäuben wollte, begann ich schließlich zu lesen. Wolfgang Herrndorfs seinerzeit postum als Buch veröffentlichtes, aber weiterhin online verfügbares Blog „Arbeit und Struktur„. Es ging mir nicht direkt gut damit, aber sofort deutlich besser.

Für einen Journalisten lese ich sehr selten Prosa. Dabei macht mir das bei guten Romanen sehr oft sogar richtig Spaß und ich lerne viel guten Stil davon. Und doch muss ich mich immer wieder ein Stück weit dazu zwingen, mir ins Gedächtnis rufen, dass Lesen mich erdet. Anders als Schreiben oder Spazieren/Wandern, was ich jeden Tag von selbst einfach mache. Schade eigentlich.

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It’s here!

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Erstmal wieder auf den Damm kommen

Drei Wochen ohne Sport. Ich hasse es. Bin nicht dafür gemacht, aber alle paar Jahre ereilt es mich. Eine Bronchitis, die meist nicht von alleine abklingt, sondern erst nach ein paar Wochen mit einem Kortisoninhalator. Es ist ätzend. Und ganz nebenbei habe ich schon 2 kg wieder zugenommen.

Immerhin: Ich weiß jetzt, was ich gut machen kann, wenn ich so platt danieder liege: Ein gutes Indie-Game spielen. Firewatch ist spannend, sollte schnell durch sein – und ich bin jetzt wirklich gespannt, was da noch kommt und wie es ausgeht.

Deutschland-Spiele sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Früher ging die Welt unter, wenn Schland verloren hatte. Heute ertappe ich mich in der 81. Minute bei dem Gedanken: „Wäre doch eigentlich ganz witzig, wenn sie jetzt verlieren würden. Dann überschlagen sich Medien und Experten in den nächsten Wochen mit Schwarzmalerei.“

Deutschland hat dann tatsächlich mit 0:1 verloren. Nur fürchte ich fast, dass das auch andere längst mit einem Achselzucken aufnehmen. War halt nur die Nations League, die Erwartungen sind eh niedrig nach dem Desaster 2018. Außerdem sind die Zeiten längst vorbei, in der sich Patriotismus in Deutschland alleine über den Sport äußern konnte. Alles nicht mehr so furchtbar wichtig heute.

Vielleicht auch schlicht nur, weil es gerade Wichtigeres auf der Welt gibt. Lachhafte Scheinreferenden in der Ostukraine, die Teilmobilmachung von „Wehrkräftigen“, für die sogar 60-Jährige nachts aus dem Tiefschlaf geklingelt werden. Irrsinn ohne Ende!

Die Netflix-Dokuserie „Chef’s Table: Pizza“ ist nicht nur sehr schön gemacht. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich heute – ohne Hunger zu haben – durch die halbe Stadt gelaufen bin, um mir eine (am Ende gar nicht sooo gute) Pizza bei der vermeintlich besten Pizzeria Bonns zu kaufen:

Nur nicht anders herum! ☝?

Nicky Blitz: Blast Off (2017). Für solche Songs würde ich echt gerne noch mal tanzen lernen. Was tanzt man dazu?!

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Wochenendtrips

Bin immer noch nicht völlig kuriert und in der Lage, klare Gedanken zu fassen. Deswegen hier eine völlig zusammenhanglose Liste:

  • Ich bin dabei, eine Bucketlist für Bonn zu erstellen.
  • Man soll Ziele haben im Leben, aber das Ziel muss ja nicht zwingend schon feststehen.
  • Ziel kann ja auch sein, erst herauszufinden, wohin es gehen soll.
  • Den Herbst könnte man deswegen eigentlich mal für ein paar Wochenendtrips nutzen. Das wäre ein moderater Anfang.
  • Mein Gefühl sagt mir: Belgrad, Griechenland, Kroatien, UK, Irland.
  • Einziges Hindernis wäre mein neu gefasster Vorsatz, jetzt 3x die Woche TT zu trainieren/spielen, um zu alter Form zurückzufinden. Und das würde bedeuten: auch am Wochenende.
  • Aber ich könnte als Kompromiss ja mal ganz klassisch die Herbstferien nutzen.

Gibt aber noch ein ganz anderes Problem: Wie reist man eigentlich im Jahr 2022 ökologisch und gleichzeitig preiswert? Hab mal nach Bahn-Verbindungen nach London geschaut: Ganz schön teuer! Fliegen? Kaum noch zu rechtfertigen, eigentlich, wenn es nicht auch Alternativen gibt. Wie macht ihr das?

Inventing Anna: Ist die perfekte Krankheitsserie. Kurzweilig, sehr leicht zu verstehen, unterhaltsam. Hat Schwächen, deswegen kommt sie wohl auch bei Kritikern nicht supergut weg. Wie sie in der vorletzten Folge Deutschland porträtieren, ist schlicht peinlich, weil zu 90% falsch. Wieso kriegen die Amis das auch im Jahr 2022 nicht hin, mal ein ganz normales Bild vom Ausland zu zeigen? Und immer die gleiche Leier: Aufstrebende Journalistin wittert den großen Scoop, geht zu ihrem CvD; CvD sagt: „nein du machst den Kaninchenzuchtverein, bringt mehr Auflage“, aufstrebende Journalistin muss ihren Scoop also hiemlich… jadijada.

Find’s aber ziemlich klasse, wie sie die narzisstische Persönlichkeitsstörung der Protagonistin darstellen. Denn das ist aus meiner Sicht gar nicht so falsch. Denn die meint, sie habe nur das Beste verdient, ist arrogant, verletzend, hat immer wieder Tobsuchtsanfälle (nebenbei: gut gespielt schon wieder von Julia Garner, gerade noch in Ozark gesehen), zieht trotzdem alle in ihren Bann, lässt ihre Mitstreiter:innen sogar zeitweise richtig aufblühen, lässt aber auch alle nach ihrer Pfeife tanzen, keiner kann sich so wirklich von ihr distanzieren oder glauben, dass sie eine Betrügerin ist.

Stellt man sie dafür zur Rede, ist sie nicht zu packen: „Ja gut, du regst dich jetzt auf, weil du die 60.000, die eigentlich ich bezahlen sollte, mit deiner Firmenkreditkarte vorstrecken musstest, weil sie meine gesperrt haben, und das Hotel schon mit seinen Schlägern hinter uns stand. Dann habe ich sie dir 3 Monate lang nicht zurückgezahlt, deine flehenden Anrufe und Nachrichten alle ignoriert, du hast deinen Job deswegen verloren und jetzt eine Klage am Hals. JA, SORRYIE! Ich hätte nicht gedacht, dass du deswegen jetzt so eine Bitch bist und mir gefällt im Übrigen dein Ton nicht.“

Also insgesamt: schon sehenswert!

Young Chinese Dogs: Sweet Little Lies (2013):

Leider verpasst…

Die Webseite dazu ist groß! Die argumentieren völlig schlüssig, warum jeder seinen Arbeitgeber beklauen muss, zumindest 1x im Jahr.

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Lernen

Ich lerne sehr viel im Moment. Über mich selbst, von Anderen. Ich weiß, dass es noch ein weiter Weg bis dahin ist, wo ich gerne sein würde, aber ich weiß auch, dass in einem Jahr alles anders sein wird. Besser, hoffentlich. Zumindest die Dinge, die ich beeinflussen kann.

Gemerkt, dass ich völlig verlernt habe, mit Frauen zu reden. Ich kann das auf eine geschäftige Art und Weise, aber nicht auf eine – sagen wir – romantisierende, flirtende Art.

Wer das dafür kann, ist mein Nachbar von oben. Das habe ich heute Abend gemerkt, als wir uns im Garten getroffen haben, unsere neuen Nachbarinnen dazu kamen und ihm praktisch nicht mehr von der Seite weichen wollten. Dabei hat er eigentlich nicht mehr gemacht, als die offenbar richtigen Sachen zur richtigen Zeit zu sagen. Sehr interessant und definitiv lernwürdig!

Ein Buch zu schreiben, ist doch noch einmal ein ganz anderes Kaliber als Bloggen oder journalistische Texte zu verfassen. Vor allem meine ersten beiden Kapitel lasen sich in der Buchvorlage viel zu langweilig. Musste ich noch einmal anders strukturieren, verdichten, Dinge ergänzen, andere weglassen, die Spannung steigern, Rätsel nicht sofort auflösen. Dürfte jetzt besser sein, aber das ganze Manuskript will jetzt noch einmal umgeschrieben werden. Wird viel Arbeit, macht aber Spaß. Das Lesen später hoffentlich auch.

Erinnert mich alles ein wenig an meine Abschlussarbeit damals. Das bis hierhin Gelernte anwenden. Das dürfte dann auch ganz gut werden. Aber es ist nichts, was das Genre neu erfindet. Das wird dann erst die nächste Stufe werden. Wieder einmal viel zu lernen.

Clever!

Nimm doch deinen E-Scooter gleich mit in den Penny:

Oder anders formuliert: Man kann sich oft viel mehr herausnehmen, als man gemeinhin annimmt.