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Hm

In Würde altern, wie geht das eigentlich?

Eine Frage, die ich mir so stellte, als ich mir vorhin beim Tischtennistraining irgendwie müde und unfit vorkam. 3-4 Kilo habe ich auch wieder zugelegt, seit ich aus Singapur zurück bin, das hilft auch nicht gerade (und das ist, leider, normal, im tropischen Klima läuft der Stoffwechsel schneller).

Also, Problemstellung: Man wird alt und fühlt sich manchmal auch so. Ich sprach mit Olaf aus meinem Tischtennisverein heute darüber, was Tischtennisspieler im hohen Alter so machen. Wenn es gut läuft, profitieren sie von der Erfahrung und einem „Händchen“, schicken dann den Gegner von links nach rechts, nach vorne und hinten, ohne selber laufen zu müssen.

Wenn es schlecht läuft, spielen sie mit langen Noppen, hoffen damit, das Spiel des unerfahrenen Gegners zu zerstören (was oft genug gelingt), und lassen sich irgendeine mehr oder weniger faire Marotte einfallen, um den Gegner einzuwickeln. Zum Beispiel, den gebrechlichen alten Mann zu spielen, der Knie, Hüfte und Schulter gleichzeitig hat, beim Gegner Mitleid erwirkt und im dritten Satz plötzlich wie Phönix aus der Asche steigt und jeden Ball trifft. Dazu vielleicht noch den Gegner blöd anmacht, sich vor jedem Aufschlag 30 Sekunden Zeit lässt, immer wieder Pausen erwirkt, die er eigentlich gar nicht braucht. So etwas. Alles schon erlebt… Besonders würdevoll ist das nicht.

Vielleicht ist die Lösung: Gelassenheit und Weisheit. Alles nicht mehr so ernst nehmen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, aber sich doch Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet haben, die Kraft und Geschwindigkeit ersetzen.

Ich fange schon einmal an, daran zu arbeiten.

A propos in Würde altern: Ich habe gestern und heute meine ersten echten Reels gedreht. Kurze, vertikale Videos für TikTok, YouTube Stories oder Instagram. Bin anscheinend dafür noch nicht zu alt.

Tom Cruise im Übrigen auch noch nicht für Top Gun: Maverick, scheint es. Sieht gut, aus der Trailer!

Ich wollte hier eigentlich noch zwei Bilder gepostet haben, aber das führte dazu, dass WordPress den ganzen Beitrag nicht anzeigen wollte. Dann halt nicht. Stellt euch ein verregnetes Haltern am See und einen sonnigen Kanal bei Nordhorn vor. Bilder von meinem Urlaub letzten Sommer. WordPress will mir damit wohl sagen, dass die eh keiner sehen will. ?

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Right

Hoppla, wo ist meine Menschenscheu hin?

Ein Journalist, der menschenscheu ist – das ist nicht unmöglich, aber keinesfalls ideal. Als Reporter auf die Straße würdest du schon eher nicht gehen. Interviews führen? Nicht, wenn es nicht nötig ist. Irgendwas telefonisch erfragen? Doch lieber per E-Mail. Bei mir kommt neben der Schüchternheit auch noch ein gewisses Desinteresse dazu: Dinge interessieren mich, Persönlichkeiten so gut wie gar nicht.

Heute fiel mir auf, dass zumindest diese Menschenscheu bei mir kaum noch da ist. Ich gehe wie selbstverständlich auf Veranstaltungen, Meetups, Abende mit Leuten, von denen ich niemanden oder nur einige kenne. Und ich habe kaum noch Angst vor Ablehnung, davor irgendwie „falsch“ zu sein oder nicht reinzupassen.

Für mich ein völlig unbekanntes Gefühl. Woher das kommt? Gute Frage. Klar, in Singapur wird einem das einfach gemacht. Es versucht einfach jeder, so gut es geht, nett zu jedem zu sein. Hier in Deutschland ist das nicht unbedingt so. Aber auch hier ist die Frage: wie oft wirst du reell wirklich ausgegrenzt, wie oft passt du wirklich wo nicht rein? Wie oft könnte man sich viel mehr herausnehmen und damit sogar das Gegenteil von Ablehnung erreichen?

Na ja, dass ich jetzt auf die Straße gehe und jede Frau anspreche, die mir gefällt, so weit bin ich jetzt noch nicht. Aber zumindest so weit, dass, wenn jemand auf mich zu käme, mich von oben herab behandeln würde oder mir komisch von der Seite käme, ich zumindest eher mal mit dem Schultern zucken würde. Bin gespannt, wohin das noch führt.

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Yeah

Das wär’s ja noch

Dass der russische Vormarsch in der Ukraine wegen Unvermögens derart zum Erliegen gekommen wäre, dass Russland sich nur noch auf militärische Ziele im Osten der Ukraine konzentrieren kann. Schlimm genug ist das schon noch. Mariupol muss aktuell die Hölle auf Erden sein. Trotzdem bietet die neue Nachrichtenlage ein wenig Hoffnung für Optimismus, und ich male – zur Abwechslung – mal ein positives Bild:

  • Russland muss sich aus der Ukraine zurückziehen, und das schon nächste Woche
  • Der Dritte Weltkrieg findet nicht statt
  • Putin ist nach diesem blamablen Eigentor erledigt
  • Auf der Welt sieht jeder aktuelle oder potentiell kommende Despot ein, dass ein Krieg im 21. Jahrhundert sinnlos und nicht zu gewinnen ist.
  • Wir halten trotzdem an der Abkehr von Gas und Öl fest und beeilen uns mit der Klimaneutralität
  • Wir merken, dass wir die 100 Milliarden gar nicht in die Armee stecken müssen und investieren sie statt dessen in Solarzellen auf allen Dächern Deutschlands.
  • Demokratische Reformen in Russland

Klingt vielleicht etwas zu positiv, aber darf ja ruhig auch mal sein.

Minimization today: alle iPhone-Fotos bis Juli 2021. Kann es kaum glauben, aber die 27.000 Bilder sind alle aus weniger als einem Jahr. Und, ja, der Bart war zu lang…

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Right

Back to Minimization

Es nützt wohl nichts, der Alltag muss erstmal weiter gehen. Nutze ich die Zeit bis zum 3. Weltkrieg eben, hier mir dem fertig zu werden, was ich eigentlich machen wollte:

  • Endgültiges Ausmisten
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Ideal(stmögliche)figur

Zum finalen Ausmisten sind noch geschätzt 400 Micro-Tasks offen, die machen sich auch nicht von selbst. Zur Persönlichkeitsentwicklung… wohl mindestens genauso viele, aber schwerer abzuschätzen. Das mit der idealsten noch möglichen Figur Mitte 40 ist im Grunde viel einfacher: weiter Sport machen, vielleicht langsam mal wieder in ein Fitnessstudio übersiedeln, im Sommer eine Deutschlandtour machen.

Heute davon geschafft:

  • Meine Dropbox leerräumen

Klingt nach nichts, aber da waren hunderte Fotos und noch einige andere krude Dateien drin. Muss man auch erstmal wegschaffen.

Das Problem beim finalen Minimieren ist, dass da immer wieder Dinge neu dazu kommen, die auch erstmal gemacht werden wollen. Zum Beispiel das Aussortieren der Fotos vom jetzt wegzugebenden iPhone. Sind auch mal eben schnell 27.000 (!) aus anderthalb Jahren, was jetzt wohl auch wieder Wochen in Anspruch nehmen wird. Ich werde hier berichten.

Furztrocken auf gewollte Provokationen reagieren. Kann ich:

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Hm

Heute mal etwas weniger Schaum vor dem Mund

… es bringt ja nichts. Ich ende hier sonst noch als verbitterter, alter Mann. Wobei ich schon glaube, dass ein Energieboykott alleine vielleicht nicht die Lösung ist, aber Putin mit der Ukraine noch lange nicht genug haben wird. Wir werden uns nicht für immer raus halten können, auch wenn wir jetzt noch so tun, als ginge uns das alles nichts an… Lösungen dringend erbeten. Das Baltikum, Polen und Moldawien schnellstmöglich bis an die Zähne bewaffnen?!

Ich wollte/musste die Bilder von meinem iPhone 12 Pro Max löschen und stellte verblüfft fest, dass der Speicher halb voll ist. Fast 190 GB alleine an Fotos und Videos –  die muss man erstmal vom Gerät runter kriegen. Ich buchte 200 GB iCloud-Speicher und wollte die Bilder dorthin laden, was die iCloud auch in einer stolzen Geschwindigkeit von etwa 1 Bild/Minute bewerkstelligen wollte. Hab den Kauf storniert und lade die Bilder jetzt mit „Digitale Fotos“ via Kabel vom iPhone auf die externe Festplatte, die ich eigentlich schon längst nicht mehr haben wollte. Minimalismus ist manchmal gar nicht so einfach.

Mein neues Phone, das Xiaomi 12X. Erster Eindruck: ziemlich gut, aber dem Prozessor (SDG 870) merkt man an, dass er nicht mehr der jüngste ist! Zweiter Eindruck: Sie haben Android 12 versprochen, es ist nur Android 11 drauf! Im Angesicht eines dritten Weltkriegs zwar nicht lebenswichtig, aber trotzdem ja nicht ganz korrekt.

Kultur: „Dazed and Confused“: Teenagerkomödie von 1993. Kann gar nicht genau sagen, worum es da eigentlich genau geht, aber Spaß hat’s irgendwie schon gemacht, vor allem die Tatsache, spätere Weltstars wie Matthew McConaughy und Ben Affleck mal in jungen Jahren zu sehen. (7/11)

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Argh

Putin trockenlegen

Ein Embargo von Öl- und Gaslieferungen könnte den Krieg in der Ukraine stoppen, rechnen die beiden russischen (!) Ökonomen Sergej Gurijew und Oleg Itskhoki im „Spiegel“ vor:

„… [D]a wir keine deutschen Staatsbürger sind, können wir die deutsche Regierung nicht dazu auffordern, Entscheidungen zu treffen, die erhebliche Kosten für die deutsche Bevölkerung mit sich bringen. Wir sind uns als Ökonomen jedoch sicher, dass ein europäisches Embargo gegen russisches Öl und Gas der schnellste Weg ist, um Putins Krieg in Europa zu stoppen.“

Ich bin mir da zwar nicht ganz so sicher, dass das reicht, den Krieg auch zu beenden, aber ich bin auch kein Ökonom. Vor allem aber denke ich mir: Wenn die Sache wirklich so einfach ist, dann: machen! Machen, machen, machen!

Es kann doch nicht sein, dass die Topmeldung in den Nachrichten heute schon wieder unsere hohen Energie- und Benzinpreise sind und nicht die Bombardierung ukrainischer Städte durch die russische Armee. Dass unser grüner (!) Wirtschaftsminister gerade durch Golfstaaten mit zweifelhaftem Ruf tingelt, um dafür zu sorgen, dass uns unser Erdgas nicht ausgeht. Wie tief wollen wir für unsere Bequemlichkeit denn noch sinken?

Wenn wir gerade die Chance haben, das Blutvergießen in der Ukraine zu beenden und einen dritten Weltkrieg mit bescheidenen Mitteln zu verhindern, dann sollten wir sie gefälligst auch nutzen1 Wie Ex-Bundespräsident Gauck neulich noch sagte: „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“.

Ist uns unsere Bequemlichkeit wirklich wichtiger als Menschenleben?

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Sigh

Radikal ehrlich kommunizieren

Ich fahre mit der Bahn nach Köln und sowohl die Frau vor mir als auch die hinter mir telefonieren gut hörbar auf ihren Mobiltelefonen. What is it with women and „private“ public phone calls? Die Frau hinter mir ist dabei besonders laut. Und so kriegt der ganze Zugteil mit, wie ihr Freund nach einer langen, schweigsamen Autofahrt Schluss gemacht hat, weil er eine offene Beziehung wollte, sie aber nicht, obwohl monogam leben eigentlich gar nicht ihr Ding… es ist mir scheißegal und ich will es nicht hören. Und das würde ich ihr am liebsten an den Kopf werfen. Aber irgendwie reiße ich mich zusammen und sage nichts. Sind ja nur noch 10 Minuten bis Köln-West.

Passenderweise fahre ich dorthin zu einem Meetup mit dem Titel „Extrem ehrlich kommunizieren“, und der Name ist hier Programm. Wobei es etwas anders abläuft, als ich dachte. Ein kleiner Kreis von völlig normalen Leuten sitzt da und wirft sich keine Gemeinheiten an den Kopf, wie „deine Schuhe sind hässlich“ (was mich zumindest nicht gewundert hätte, wenn das so abgelaufen wäre), sondern ganz im Gegenteil. Die Vorstellungsrunde läuft ziemlich amüsant ab, weil schon der Erste so beginnt, dass er in seinem Job nichts mehr ernst nehme und den Kunden nur noch Theater vorspiele und sein Laden seitdem plötzlich laufe wie geschnitten Brot. Der nächste stimmt mit ein, er habe damals sein Hobby zum Beruf gemacht, um endlich seine Bestimmung zu finden – die er jetzt 6 Jahre später immer noch sucht. Und immer so weiter. Ich heimse nach meiner Vorstellung überraschenderweise sogar das Kompliment zweier Teilnehmer ein, ich könne ja wunderbar reden und sollte einen Podcast machen, indem ich einfach nur erzähle. Sie könnten da stundenlang zuhören. Äh…

Später wird es dann deutlich emotionaler, als die Aufgabe lautet, zwei Dinge zu benennen, die wir unseren Eltern nicht verzeihen können. Und es kommen teils unfassbar traurige Geschichten zu Tage. Ich verbringe einen Abend mit wunderbar netten, ganz normalen Menschen, kommuniziere offen und ehrlich, und es ist herzlich und toll!

Auf dem Heimweg fällt mein Zug in Köln-West aus, und ich nehme eine Bahn in die Gegenrichtung zum Kölner HBF. Nachdem ich dort eine halbe Stunde mit Lesen totgeschlagen habe, drücke ich mich am Gleis herum. Das Pärchen neben mir trägt gelb-blaue Aufnäher an der Jacke. Ich spreche sie an und frage, ob sie aus der Ukraine kämen. Die Frau spricht sehr gut Deutsch und bejaht, und wir kommen ins Gespräch über die Situation vor Ort. Als die Bahn kommt, steigen wir zusammen ein und setzen und so, dass wir uns weiter unterhalten können.

Ich stelle hauptsächlich Fragen und will zuhören. Die Frau ist studierte Kulturwissenschaftlerin und analysiert die Lage in der Heimat. Währenddessen fährt und fährt die Bahn nicht ab. Es kommen Durchsagen wegen Verzögerungen aufgrund von Baustellen. Unsere (etwas einseitige) geopolitische Diskussion nähert sich dabei bereits dem Höhepunkt. Weil ich kaum etwas sage und nicht dieselben Details kenne, scheint sie mich irgendwann für schlecht informiert zu halten. Ihr Begleiter sagt die ganze Zeit nichts. Was sie glaube, wie es denn jetzt weitergehe, frage ich sie. Der Krieg werde nicht enden, antwortet sie, die Ukrainer würden nicht aufgeben, Putin auch nicht. Und vom Westen, gerade von Deutschland und seiner Trägheit, wäre sie schwer enttäuscht. Wie ich denn die Sache sähe?

Die Situation strengt mich an. Wir reden nun schon eine halbe Stunde. Ständig strömen Leute an uns vorbei. Die Sitznachbarin im Doppelsitz neben uns belauscht uns eindeutig. Und die Bahn hat gerade mal Hürth-Kalscheuren erreicht. Ich sage, dass ich nach den gegebenen Umständen einen Waffenstillstand und die Einigung auf eine Neutralität der Ukraine aktuell für die beste Lösung halte, damit der Krieg bald aufhöre und keine weiteren Menschen sterben müssten. Von einem jahrelangen Konflikt hätte keiner was und an einem dritten Weltkrieg wäre ich persönlich auch nicht interessiert. Das ist nicht das, was sie hören will. Und ich sehe es in ihren Augen, dass sie mich in die Ecke vielleicht nicht des Putin-Verstehers, aber zumindest des indifferenten Deutschen geschoben hat, der nur seine eigene Haut retten will. Und wir sind gerade mal in Brühl.

Unser Gespräch wird zunehmend einsilbiger. Ich will hier raus, ich will das nicht länger machen, aber ich halte aus Höflichkeit bis zum Ende durch. Beim Rausgehen sagen mir die beiden, dass am Samstag weitere Aktionen auf dem Bonner Marktplatz geplant seien, zu denen ich gelb-blaue Fähnchen schwingen könnte und dass ich auf Facebook weitere Informationen zu allem fände. Na, schönen Dank auch… Zum Schluss bekommt sie noch die Frage, nach wohin in Bonn sie und ihr Begleiter jetzt müssten, in den völlig falschen Hals. Ich verabschiede mich und gehe absichtlich in die Gegenrichtung. Ich mag nicht mehr.

Wobei sie natürlich Recht hat. Da sitzt einer im Kreml, der nichts mehr zu verlieren hat und sich über den Westen – nicht ganz zu Unrecht – kaputt lacht. Und worauf warten wir noch? Dass er das Baltikum auch noch angreift und wir dann darüber debattieren, ob wir nun den NATO-Bündnisfall ausrufen oder nicht? Weil, sind ja keine von Putin abgesegneten NATO-Mitglieder. Ich fürchte, Appeasement hat damals nicht geholfen und wird es diesmal auch nicht. Ist unsere Hoffnung jetzt ernsthaft, dass die Ukraine Putins Vietnam wird, damit wenigstens wir verschont bleiben? Und die Ukrainer? Dürfen dann in unseren Turnhallen schlafen, wenn sie es rechtzeitig raus schaffen. Echte Solidarität…

Stoppt Putin jetzt„, titelte der Spiegel anno 2014 nach Annexion der Krim und Abschuss der Passagiermaschine MH17, und zwar mit harten Wirtschaftssanktionen. War damals eine hoch umstrittene Schlagzeile. Jetzt gerade denke ich mir: Sie hatten leider völlig recht und wir hätten schon damals machen sollen, wozu wir uns heute erst zaghaft durchringen konnten.

Aber dieses Kommunizieren und dann auch noch ehrlich… Es klappt nicht immer, zumindest wenn die Weltlage einfach Mist ist.

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Hm

Going low

Notiz an mich selbst für später: Der Zustand traurig zu sein, hält für etwa 4-5 Stunden an. Er kann gelindert werden durch einen guten Chat mit Nicky, aber auch schlicht dadurch, dass ich ihn nicht zu sehr verdränge. Eine Tasse Tee hilft dabei, ein heißes Bad auch und ein halbwegs gesundes Essen. Bei letzterem überrascht mich, dass es mich überrascht. Normal greift man im Falle akuten Weltschmerzes ja eher zum nächstbesten Junkfood und ist danach zumindest eine Viertelstunde lang glücklich. Ob man einen Salatteller mit Pommes und Cevapcici beim Griechen als „halbwegs gesund“ bezeichnen kann, ist nochmal die andere Frage. Hatte auf jeden Fall mehr Vitamine als alles Andere, was ich die letzten drei Tage gegessen habe. Ein heißes Bad ist nicht nur meine Arme-Leute-Sauna (oder mittlerweile Reiche-Leute-Sauna bei den Energiekosten), es ist auch die 1 Stunde, in der ich mit meinen Gedanken alleine bin und mich durch nichts ablenken kann.

Was für Gedanken? Na ja, zum Beispiel dass ich seit 1 Monat wieder Single bin und mich das nicht unbedingt glücklich macht. Ganz neben der Tatsache, dass ich gerade aktuell hier sein muss, es eigentlich nicht will, mich dann aber eigentlich auch nicht drüber beschweren darf, denn hier ist ja gewissermaßen heile Welt mit Freiheit, Sicherheit und einer der 20 letzten stabilen Demokratien dieser Welt. Psychologen raten dazu, bei Trauer nicht zu tief einzusteigen, nicht zu viel davon zuzulassen. Aber die meiste Zeit, seit ich wieder hier bin, habe ich den Aspekt mehr oder weniger ignoriert, und das hat es auch nicht besser gemacht. Ich glaube, es hilft (zumindest mir), die Trauer in kleinen Dosen zuzulassen.

Und dann wäre noch die Überlegung, mal richtig, richtig tief einzusteigen, nach dem Motto: Geh doch mal wirklich durch die Jauchegrube, how low can you go? Und dann schau, was es mit dir macht.

Ich weiß aber noch nicht, ob das eine gute Idee ist. Weil, könnte ja sein, dass man am Ende auch nur braun angepinselt da raus kommt, aber kein Stück glücklicher.

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Right

Verliere!

Zum Thema, „Was ich meinem 14-jähirgen Ich am liebsten noch mit auf den Weg geben möchte, wenn ich durch die Zeit reisen könnte“: Verliere! Verliere so oft und so viel du kannst, im Sport, in der Liebe, im Berufsleben! Verliere nicht unbedingt dein Geld oder deine Haustürschlüssel, auch wenn das sicher auch mal eine lohnenswerte Erfahrung ist. Aber lass dir deinen Entwicklungsplan auf der Arbeit mal um die Ohren hauen, kassiere Abfuhr nach Abfuhr bei Flirtversuchen, sei mal Tabellenletzter und verliere Spiel um Spiel.

Und dann – ganz wichtig! – lerne daraus.

Genau das habe ich nämlich leider nicht gemacht. Verloren haben ich viel und oft, aber mich danach immer irgendwie über mich selbst geärgert und gedemütigt gefühlt. So gedemütigt, dass ich mich danach schon weniger getraut und am Ende auch deswegen weniger oft verloren habe. Eigentlich der falsche Weg. Kassierst du eine Abfuhr von der Frau, die du eigentlich willst, probierst du es dann danach vielleicht eher bei einer, die dir eigentlich egal ist. Steigst du als Tabellenletzter ab, versuchst du es danach eine Liga tiefer – und bist damit ganz zufrieden, weil du hier viel mehr Spiele gewinnst. Aber das bringt dich natürlich nicht weiter.

Finde heraus, warum du verloren hast und dann arbeite daran. Hast du bei deiner Präsentation etwa etwas Wichtiges vergessen? Warum bist du Tabellenletzter geworden? Was waren deine Schwächen? Hast du der Frau vor lauter Aufregung nur peinliche Dinge erzählt, kamst du zu wenig selbstbewusst rüber oder hat sie dich aus Arroganz abblitzen lassen? Die Unterscheidung ist wichtig. Die richtige Antwort gibt dir wichtige Hinweise darauf, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst.

Ganz wichtig: Es weiter versuchen, die Taktik verändern, an den Schwächen arbeiten, sie beim nächsten Mal nicht mehr machen. Weiter verlieren. Verlieren, verlieren, verlieren und danach wieder aufstehen. Und irgendwann wirst du auch einmal gewinnen.

Das Allerwichtigste aber: Niederlagen nicht zu ernst nehmen! Sie gehören zum Leben dazu, sie machen dich stärker, popkulturell gelten sympathische Verlierer sogar als charmant. Wenn du am Ende gewinnen willst, verliere oft und nimm es dir nicht zu Herzen. Und jetzt, viel Spaß in der Pubertät, deinen 20ern und all den Midlife Crises, die danach noch kommen!

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Hm

Chinesen und Narrative

Um nach gestern mal wieder etwas Optimismus zu verbreiten: Es ist noch nicht zwingend alles verloren. Wir können die allerschlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe noch abwenden. Wir müssten nur richtig, richtig Gas geben mit allem. Etwa mit dem Umstieg auf alternative Energien. Kriegen wir das zu 80-100 Prozent noch in diesem Jahrzehnt hin, reduzieren wir andere Treibhaustreiber wie die Fleischproduktion, ermöglichen wir „saubere“ Schifffahrten und Flüge und stoppen wir diesen elendigen kurzfristigen Konsum, dann haben wir vielleicht noch eine Chance. Wie auch immer das so schnell gelingen soll…

Irgendwie fällt China dabei eine Schlüsselrolle zu. Dass das Reich der Mitte in der Wüste Solarparks errichtet, die die Leistung von 450 (!) kleineren Kernkraftwerken haben sollen, wovon das erste Drittel schon dieses Jahr ans Netz gehen soll, ist gigantisch und die beste Meldung seit Wochen. Dass China aber gleichzeitig immer mehr Kohle verfeuert und damit zum größten CO2-Emittent der Welt wird, ist mehr als eine Randnotiz der gleichen Meldung. 2030 will China den Zenit des eigenen CO2-Ausstoßes erreichen, 2060 klimaneutral sein. Das kommt zu spät. Das käme auch für uns zu spät. Es muss schneller gehen. Und eigentlich ist doch gerade jetzt angesichts der angespannten Versorgungslage mit Gas und Öl auch im „Westen“ der Zeitpunkt da, mit Solarenergie all in zu gehen.

China fällt übrigens auch eine Schlüsselrolle im Ukrainekrieg zu. Nach US-Informationen hat Russland China angeblich um Waffen gebeten. Sollte das stimmen und China liefern, würde sich der Konflikt enorm ausdehnen und Russland, das bisher militärisch plump (aber leider nicht wirkungslos) agiert, in die Karten spielen.

Ich kann China schwer einschätzen. Ich traue den Machthabern nicht. Sie geben sich größtenteils friedlich, aber scheinen auf der anderen Seite kein Maß zu kennen. Meine Hoffnung liegt darin, dass sich diese neue Supermacht seiner enormen Stärke bewusst wird und realisiert, dass es sich langfristig nicht lohnen würde, sie auszunutzen. Sollte Xi irgendwann auf die Idee kommen, Taiwan einzukassieren, würde nichts und niemand ihn aufhalten können und das fühlt sich nicht gut an.

Mit welcher Begründung Russland eigentlich Waffen von China will? Mit einem perfiden Narrativ. Man befreie die Menschen in der Ukraine in Wahrheit von einem faschistischen Regime, das 2014 geputscht und die legitime Regierung gestürzt habe.

Diese Umdeutung ist nicht dumm, und ich finde es erschreckend, wie einfach solche Narrative im Jahr 2022 noch funktionieren. Erfinde eine gute Geschichte, lass deine Trollarmee in den sozialen Netzwerken und im staatlichen Fernsehen mit Bildern vermeintlich unterdrückter Russen in der Ostukraine um sich schmeißen, und schon hast du mindestens die Hälfte deiner eigenen Bevölkerung auf deiner Seite. Und nicht nur deiner eigenen Bevölkerung.

Es muss nur eine glaubwürdige Geschichte sein, und genau das scheint Putins Problem zu sein. Ich ziehe übrigens den Hut vor Marina Ovsyannikova, die in den russischen Hauptnachrichten im TV ein Transparent mit der Aufschrift „No war“ hochgehalten hat. Die Frau hat wirklich Eier!

Allerdings hatte auch George W. Bush anno 2003 keine gute Geschichte auf Lager, als er den Irak angreifen und der Welt etwas von Massenvernichtungswaffen auftischen wollte. Sanktionen gegen die USA haben wir trotzdem nicht erlassen. Wirklich nur, weil der eine in unseren Augen ein Despot war und der andere nicht?

Wikipedia hat immer wieder das Zeug, einen zu überraschen. Wie mit dieser Artikelsammlung über kognitive Verzerrungen (The Cognitive Bias Codex via Dense Discovery), toll grafisch aufbereitet – und mit noch viel, viel Lesefutter, wenn man das und damit unser Miteinander genau verstehen will…

I’ve never met you before but, stop what you’re doing right now and marry me! ??