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Lass mit dir Schluss machen

Ich habe einen sehr emotionalen Beitrag über das Ende einer tollen Beziehung geschrieben, aber ich weiß noch nicht, ob es klug wäre, den hier zu veröffentlichen. Wenn meine größten Feinde den lesen würden, oder gar meine Kollegen… 😉

Was ich öffentlich sagen mag, ist, dass diesmal etwas anders ist. Man neigt dazu, den Schmerz direkt betäuben zu wollen, der entsteht. Das wollte ich diesmal nicht, ich habe ihn zugelassen. Und ich glaube, das hat etwas verändert. So guten Zugang zu meinen Gefühlen hatte ich lange nicht mehr.

Wie die meisten von euch auch habe ich Angst davor, meine Gefühle zuzulassen. Klar, die sind auch oft negativ. Mit der jetzt gemachten Erfahrung kann ich aber fast Entwarnung geben. Ja, es tut weh, sehr sogar, aber es tut gar nicht mal so lange weh. Und es tut in Summe weniger weh, als wochen-, monate-, jahrelang etwas mit sich herumzuschleppen, als halber Zombie rumzulaufen. Es geht schneller vorbei, als du denkst und es fühlt sich am Ende wie Heilung an.

Ich habe viel gelernt dadurch, wer ich bin, wie ich mit anderen Menschen umgehe, wie ich anderen weh getan habe, ohne mir das selbst einzugestehen. Ich habe mich anderen gegenüber verletzlich gezeigt (und es ist mir nichts passiert), ich bin sehr offen mit dem Thema umgegangen, was ich früher nie so getan hätte, und es hat sich befreiend angefühlt – ich glaube sogar, auch für die anderen. Nicht mehr diese Arroganz, die ich wohl sonst immer an den Tag gelegt habe, ohne es selbst zu merken: „Probleme? Ich? IHR vielleicht! ICH habe doch keine Schwächen!1!11“.

Ich werde einige Dinge ändern in meinem Leben, alles natürlich nicht, dafür ist mein Dachschaden zu groß, und die Gewohnheiten sind zu stark. Aber loslassen, mehr zu mir selbst stehen und mehr Mensch sein. Das sollte jetzt möglich sein. Von daher war diese Erfahrung heilsam.

Versteht mich nicht falsch: Es ist immer noch sehr, sehr traurig, das Ganze, es ist etwas Tolles zerbrochen, und ich rate bestimmt nicht dazu, aus einer Laune heraus einfach Schluss zu machen. So masochistisch bin ich auch wieder nicht veranlagt. (Oder sadistisch – dem anderen tut es mindestens genauso weh!) Aber wenn es passiert, wenn es unvermeidlich ist, dann die Gefühle zulassen, statt sie wegzuschieben, das wäre mein Rat.

Oder noch besser: Lasst es in euren Beziehungen gar nicht erst so weit kommen! Stellt vorher schon Verbindung zu euren Gefühlen her und lasst sie zu statt sie zu betäuben. Redet miteinander, zeigt euch verletzlich, hört zu. Dann bleibt euch das ganz dicke Ende vielleicht erspart.

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Gefühl und Erinnerung

Drei Monate lang habe ich jetzt täglich verschiedene Werte von mir festgehalten. Auf einer Skala von 0 bis 100:

  • Wie geht es mir (Mood)?
  • Wie entspannt bin ich (Relaxation)?
  • Wie sehr ruhe ich in mir (Spirit)?
  • Wie viel Energie habe ich (Energy)?
  • Wie ist es um meine Gesundheit bestellt (Health)?
  • Wie gut habe ich mich ernährt (Nutrition)?
  • Wie viel habe ich mich bewegt (Motion)?
  • Wie viel habe ich an diesem Tag gelernt (Education)?
  • Wie war das Wetter (Weather)?

Aus einigen dieser Werte haben ich Grafiken erstellt, die Zusammenhänge darstellen sollen.

Vermutlich ist es nicht so spannend für euch, wie es mir so ging und was ich so gemacht habe. Deswegen versuche ich etwas zu abstrahieren und zu generalisieren.

Mood & Relaxation = Wie sehr hängt meine Stimmung von meinem Stresslevel ab:

Antwort: Im Januar sehr stark. Ich war – erstaunlicherweise durch eine zweiwöchige Corona-Infektion – tiefenentspannt, hab viel gelesen, nur das tun müssen und war gut drauf.

Schon der März zeigt allerdings: Trotz erstaunlich hoher Entspannung war meine Stimmung deutlich getrübter:

Die Frage also: Woran hat’s gelegen, wenn nicht an der vorhandenen Entspannung? Zumindest auch nicht an der Ernährung und der Bewegung. Da scheint es zwar deutliche Zusammenhänge zu geben. Januar:

Oder März:

Allerdings war beides insgesamt hoch: Heißt, ich habe mich in beiden Monaten ausreichend bewegt (70 = mindestens 10.000 Schritte am Tag. >70 = Sport) und an vielen Tagen halbwegs gesund gegessen.

Es scheint tatsächlich etwas mit dem Wetter zu tun zu haben. Im Januar war die Stimmung trotz schlechten Wetters noch okay:

Im März war die Stimmung dann deutlich getrübter:

Rückblickend würde ich sagen: Das Wetter war schon nicht das einzige Problem. Aber der nicht enden wollende Winter hat mir schon irgendwann ganz schön zu schaffen gemacht, da bin ich ganz ehrlich.

Zusammenhänge gibt es auch zwischen Ernährung und dem Energielevel (hier der Februar-Wert), aber das dürfte jetzt nicht besonders überraschend kommen:

Vielleicht noch ein paar Unterschiede zwischen Gefühl und Wahrnehmung:

  • Ich habe die letzten Monate als „ein wenig getrübt“ in Erinnerung. Tatsächlich hatte ich allerdings nur an 9 der 90 Tage bei mir eine Stimmung unterhalb von 50 notiert.
  • Des Weiteren kam es mir vor, als wäre es eine recht stressige Zeit für mich gewesen, vor allem im Januar und Februar, als ich noch fleißig Chemie gelernt habe (im März habe ich dann ganz damit ausgesetzt). Tatsächlich aber habe ich im Januar nur 2x bei Relaxation einen Wert unter 70 notiert. Im Februar dann allerdings gleich 17x! Und das besserte sich erst, als ich mit dem Lernen vorläufig ausgesetzt hatte. Da scheint aber noch etwas Anderes der Auslöser gewesen zu sein.
  • Ferner hatte ich im Kopf, dass ich „die ganze Zeit krank“ gewesen wäre, oder zumindest diesen Winter „öfter krank als gesund“. Die notierten Werte zeigen da ein anderes Bild. Ja, demnach war ich dreimal krank, was für drei Monate schon recht häufig ist. Allerdings war ich insgesamt nur 14 von 90 Tagen insgesamt so krank, dass ich ernsthaft außer Gefecht gewesen wäre. Und klar, am liebsten wäre man gar nicht krank. Aber so schlimm war es dann also fei auch wieder nicht.

Und die Moral von der Geschicht: Zumindest die nähere Vergangenheit malt man keinesfalls immer rosarot, eher im Gegenteil. Sie scheint deutlich besser gewesen zu sein, als man sich an sie erinnert.

Das Wertenotieren macht übrigens Spaß. Es ist eine Art Tagebuchführen ohne vieler Worte, und es erdet. Ich werde damit weiter machen.

*

Bayern hat Dortmund auseinander genommen am letzten Samstag, dann aber gestern überraschend zuhause im Pokal gegen Freiburg verloren. Und schon liest man Meldungen wie diese hier:

Seit der Posse um den Trainerwechsel ist der FC Hollywood endgültig zurück. ?

Und es nährt die Hoffnung, dass da vielleicht doch noch nicht alles entschieden ist im Meisterrennen…

*

Die Kirschblüte muss jeden Tag kommen, ist aber noch nicht da. Die Gelegenheit für die Nebenstraßen, den ersten Touris was zu bieten:

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Strebe nach weniger

Wenn ich eine einzige Weisheit in diesem Leben weitergeben dürfte, dann wahrscheinlich diese hier: Wenn es dir mal nicht gut geht, weil die Welt mal wieder scheiße zu dir ist, dann verlange weniger von ihr und von dir selbst.

Deine Beziehung ist weit von einer echten Romanze entfernt? Ihr streitet euch nur noch? Der Chef macht Stress, die Arbeit nervt? An der Supermarktkasse hat sich einer vorgedrängelt? Du hast das Auto beim Einparken gegen die Stoßstange des Nebenparkers gesetzt? Du hast keine Perspektive, weißt nicht, was das alles soll?

Dann halte mal kurz inne und steige ein, zwei Stufen herab auf der Bedürfnispyramide. Jetzt ist vielleicht einfach nicht die Zeit für Selbstverwirklichung.

Sei froh, dass du eine Beziehung hast (wie viele Menschen haben keine oder hatten noch nie eine!). Hilft ein wenig Dankbarkeit dafür nicht vielleicht sogar, den nächsten Streit zu umgehen? Der Job ist öde, okay, aber du hast ihn! Er gibt dir Geld, um deine Rechnungen zu bezahlen. Das ist ja erst einmal das Wichtigste. Schau dich dann in Ruhe nach was Anderem um. Einer hat sich vorgedrängelt? Was soll’s. Du kommst dadurch 30 Sekunden später mit tollen Waren nach Hause, die du dir kaufen kannst, weil du im reichen Teil der Welt aufgewachsen bist. Die Stoßstange des Nebenautos ist beschädigt? Ätzend, aber wenigstens ist niemandem was passiert.

You get the picture.

Und ja, ich weiß, ist erstens schwer. Und zweitens sollen wir doch nach den Sternen greifen. You gotta kick it like a big bass drum, wie ein weiser Mann (Juan!) einst sagte.

Sicher, auf lange Sicht sollen wir das. Aber nicht zwingend immer und zu aller Zeit. Ich glaube, zum Meister wirst du auch nur, wenn du zuweilen eine Durststrecke und kleine Ungerechtigkeiten ertragen kannst. Strebe nach weniger, zumindest dann, wenn du gerade eine Krise hast. Dann löst sich die Krise schneller auf.

*

Müsli-Boykott

Neulich stand ich im Supermarkt vor dem Müsli-Regal und dachte: „Ach komm! Du hast seit beinahe fünf Jahren kein Populär-Radio mit Werbung mehr gehört. Du kannst Seitenbacher für diese blöden Spots vergeben, die du immer gehasst hast, deinen Boykott beenden und das Zeug wieder kaufen. Am Ende war’s doch gar nicht soo schlimm, oder? Da hat halt einer geschwäbelt und ganz oft „Seitenbacher“ gesagt. Und wahrscheinlich macht der das schon lange nicht mehr.“

Vorhin auf dem Weg zu Ikea nach zehn Minuten auf 1live:

„WOASCHT, KARLE!“

Radio aus.

Nein, ich bin doch noch nicht so weit, und ich glaube, ich werde es auch niemals sein.

Was nicht ist, kann niemals sein!

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I don’t need more things, I need more time

Seit ein paar Monaten jetzt schon umkreise ich eine Instagram-Werbung und sie umkreist mich: Storyteller Tactics. Ein schon was älterer Dude hat die Weisheit mit der Schneeschaufel gefressen aus all den Büchern über Rhetorik, Dramarturgie und eben Storytelling auf ein paar bunten Karten zusammengeschrumpft. Wäre etwas, was mich interessiert und sicher auch beruflich weiterbrächte. Deren Zielgruppe sind eher Unternehmen, weniger Autoren – es geht ihnen vor allem um besseres Präsentieren und Rhetorik. Aber ich könnte mir vorstellen, es für beides anzuwenden.

Ganz billig ist das Ganze nicht, aber ich hatte mir vorgenommen, in diesem Jahr vor allem in Bildung zu investieren. Es wäre mir den Spaß wert, Bock drauf, das alles zu lesen, zu studieren und anzuwenden hätte ich auch. Es ist der Faktor Zeit, der mich zurückhält.

Ich habe mittlerweile eine ellenlange Liste an Büchern, Themen und Dingen, die ich gerne lesen und lernen würde. Und ich hab noch nicht einmal das erste Thema (Chemie) überhaupt beendet. Mir fehlen zum Glück kein Geld und auch keine Ideen, mir fehlen die Zeit und ein Stück weit auch das Lernvermögen. Man ist halt nur bedingt aufnahmefähig, selbst wenn eigentlich zu Weilen eine Menge Freizeit da ist.

Wie machen das Menschen, die neben der Arbeit noch studieren?

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My Case Against AirDrop

Eigentlich mag ich Apples AirDrop und ich setze es oft für die Arbeit ein. Ohne viel Hassle eben ein paar Bilder kabellos vom iPhone auf den Mac rüberschieben. Etwas, wofür iCloud zu langsam ist.

AirDrop in letzter Zeit aber leider auch. Ich klagte da die Tage schon einmal drüber, diesmal habe ich Beweise gesammelt. Es braucht zunächst eine ganze Weile, bis AirDrop auf dem iPhone mein MacBook (das direkt daneben steht) überhaupt findet:

Um dann ewig zu warten und dann noch eine weitere Ewigkeit länger zu brauchen, um zu senden:

In der Zeit ist schon längst das Übertragungssignal ertönt, auch wenn die Datei noch lange nicht gesendet worden ist. Und wenn du jetzt den Fehler machst, oben auf „Fertig“ zu tippen, bricht die Übertragung ab. Das heißt, du musst auch noch die ganze Zeit warten und kannst mit dem iPhone in der Zwischenzeit nichts Anderes tun.

??‍♂️

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My Case Against Safari

Ja, heute kriegt Apple es von mir ab. Mit einer Akkuladung im iPhone 14 Pro kam ich mal zwei Tage hin. Seit ein paar Wochen ist es nur noch etwas über 1 Tag. Es scheint vor allem Safari zu sein, das meinen Akku leersaugt:

Selbst wenn ich Safari gar nicht aktiv benutze:

Nein, Apple macht auch nicht immer alles richtig und alles gut.

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Gefunden: Eine Hafermilch, die es geschmacklich mit der Oatly Barista aufnehmen kann:

Nur dass eben doch Bullshit drin ist:

Okay okay, das klingt nicht so, als wäre es irgendwie Chemie oder schlecht, aber eine reine Hafermilch ist es dann ja eigentlich auch nicht.

??‍♂️??‍♂️

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Sogar die Kirche arbeitet im „Gotteslob“ mit Platzhaltern. ?

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Marlene Kuntz: Impressioni Di Settembre (2010):

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Immer was Bargeld dabei haben

Heute Abend kam ich bei einem Spaziergang an der evangelischen Freikirche vorbei. Ein Typ wartete davor und fragte, ob ich was Geld für ihn hätte. „Heute nicht“ – meine Standard-Antwort, wenn ich nichts übrig habe. Ich hatte aber auch tatsächlich kein 1- oder 2-Euro-Stück im Portmonee, das wusste ich.

„Nicht so schlimm“, sagte er. Gleich bekäme er hier ja was zu essen. Und dann rief er mir noch hinterher:

„Ist übrigens immer gut, etwas Bargeld in der Tasche zu haben. Wenn der Akku leergeht, können Sie dann nirgendwo mehr bezahlen.“

?

Point taken.

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Hab mich selten so sehr (oder überhaupt jemals? ?) über einen Leverkusen-Sieg gefreut.

Quelle: Kicker.de

Dortmund ist neun Spieltage vor Saisonende jetzt tatsächlich vor den Bayern. Geht da am Ende vielleicht doch noch etwas?

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AirDrop nervt.

Dude, das MacBook steht direkt neben dir! Du findest es aber nicht und wenn, dauert’s neuerdings 2 Minuten, bis ein Bild versendet ist.

Apple macht auch nicht alles gut.

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Poppelsdorfer Schloss Bonn. She’s a beauty!

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Alda

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Früher Aufstehen bringt nichts

Da stehst du früh auf, um am Ende eine Menge Geld loszuwerden, unproduktiv in die Arbeit zu gehen und ständig von dem Gefühl verfolgt zu werden, dass du irgendwas vergessen hast. Dazu fühlt es sich an, als würde die Zeit viel schneller vergehen, mehr Wachzeit bedeutet eben auch: mehr Hunger, also isst du eine Mahlzeit mehr. Und am Ende hast du die gleiche Arbeit auf mehr Stunden verteilt.

Ne, das ist doch alles nichts.

Ich bleibe Fan des 6-Stunden-Tages und der 4-Tage-Woche, auch wenn ich selbst am Ende oft mehr arbeite. Solange das nach meinen Bedingungen und meinem Schlafrhythmus funktioniert, schaffe ich die gleiche Arbeit auch in weniger Zeit, ohne mitten in der Nacht aufzustehen.

Ich wollte, niemand müsste das.

*

Um 0715 Uhr also raus, den Wagen in die Werkstatt gebracht, nur um dann später den Anruf zu bekommen, dass es 900 (!) Euro kosten würde, den Wagen noch einmal durch die TÜV zu bringen. 900! Und was mich noch mehr wundert, ist, dass ich die Nachricht beinahe achselzuckend aufnahm: ja, ist dann halt so. Fahrbarer Untersatz ist eben teuer.

Ich verdiene nicht schlecht, ich kann gut leben, auch wenn rund um mich herum wirklich alles teurer wird und ich damit von einem Luxusleben wahrlich auch immer weiter entfernt bin. Aber 900 Euro, um einen 20 Jahre alten VW Lupo durch den TÜV zu bringen… Das wäre doch nie im Leben so teuer gewesen, wenn ich heute noch Student wäre und kein Geld hätte. Dann hätte das Universum mir eine Rechnung von 224,20 Euro geschickt. Für einen Studenten zwar auch teuer, aber eben keine 900…

Die Ausgaben wachsen mit den Einkünften. Und du scheinst nichts dagegen machen zu können. Würde ich 30.000 im Monat verdienen, hätte ich eine Rechnung von 3.000 oder noch mehr für den Lupo bekommen, da bin ich mir sicher.

*

RTL2 hat es für eine gute Idee gehalten, eine Doku-Soap über den Wendler, die Müller und ihr Babyglück zu drehen.

Und RTL2 ist dafür jetzt komplett abgestraft worden. Die Doku-Soap kommt nicht.

Ich glaube, der Protest spiegelt sehr schön das Moralempfinden der Menschen wieder. (Fast) Jeder hat eine zweite Chance verdient, aber es braucht eine gewisse Zeit und es braucht vor allem Reue und Schuldeingeständnis des Verschwörungsmythikers und Holocaust-Verharmlosers. Und die gab es vom Wendler ja nicht. Klarer Fall also von: too soon, way too soon.

*

BlackBerry, der Film:

Also, der Trailer von „Tetris“ neulich hat mir zwar noch besser gefallen, aber ich finde es immer klasse, wenn Technikgeschichte so spannend und teils lustig erzählt wird. Kann es gerne noch mehr von geben! Spotify, Facebook, Apple, Apple vs Microsoft gab es alles schon. Wer fehlt noch? Nokia vielleicht, Netscape, Commodore – ChatGPT? Charismatischer Geek baut mit einem Nerd-Duo zusammen die Computer-Revolution. Das bleibt nicht ohne Reibung, doch dann steht das Produkt, und die Leute gehen steil. Big Tech wird drauf aufmerksam, das große Geld winkt, die Offerte wird ausgeschlagen, weil die Jungs lieber den geraden Weg gehen wollen, dann legt einer sie rein und am Ende ist alles zerstört, auch die Freundschaft.

Story ist also klar, es geht nur um das „Wie“, bei Superheld:innenfilmen ja auch…

*

Gar noch mehr Trailer. Was ist denn heute los? Und worum um alles in der Welt geht es hier in „Beef“? ?

https://www.youtube.com/watch?v=AFPIMHBzGDs

Oder hier, in Mrs. Davis. ?

Erst „Everything everywhere all at once“, jetzt das: Gut gemachte, anarchische Komödien scheinen zurückzukommen. I like!

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Wer hat Angst vorm China-Mann?

Die neuesten Spitzen gegen chinesische Unternehmen und Technik klingen auf mich irgendwie – hysterisch. Ganz nach dem Motto: „Der böse China-Mann! Er hat zwar noch nichts gemacht, aber man muss ja jederzeit damit rechnen!“

Dass die App TikTok etwa zahlreiche Sicherheitsbedenken aufwerfe und Millionen von US-Amerikanern dadurch von der chinesischen Regierung überwacht werden könnten. Theoretisch zumindest. Das sagte FBI-Chef Christopher Wray bei einer Anhörung im US-Senat. Vermutungen: viele. Beweise: keine.

Oder wenn die Bundesregierung ein Verbot chinesischer Technik im 5G-Netz durchsetzen möchte. Der Grund: mögliche Spionage.

Es ist ja einerseits verständlich. Die Erfahrung mit Russland liegt schwer im Magen. Man hatte dem einstigen Gegner die Hand gereicht, jahrelang auf russisches Gas gesetzt und sich in eine unheilvolle Abhängigkeit begeben, an der man nun zu knabbern hat. Das soll nicht noch einmal passieren.

Aber ist das alles nicht mal wieder zynisch? Denn sagt mir, wenn ich mich irre, aber haben wir hierzulande nicht längst 5G-Netze, die mit chinesischer Technik laufen, reibungslos funktionieren und noch keine Anhaltspunkte für Spionage bieten? Steckt in jeder Hosentasche oder an jedem zweiten Handgelenk nicht längst Kommunikationstechnik, die mit chinesischen Komponenten in China hergestellt wurden? Die sind aber unbedenklich, solange am Ende ein Apfel darauf prangt? Dann geht es wieder um die Wirtschaft westlicher Länder und dann ist es wieder unbedenklich?

Man muss sicher nicht alles gutheißen, was China tut. Aber auf Konfrontation setzen und damit eine neue Blockbildung heraufbeschwören, das kann auch nicht in unserem Interesse sein. Wir täten besser mit einem China als Freund als als Gegner. Und das ist möglich, auch wenn man sich in einigen Dingen uneins ist.

Hat diesmal funktioniert, war ohrenbetäubend, kam eine Minute zu früh, ließ sich nicht wegklicken. So sollte es sein!

Zumindest Cell Broadcast. Die Nina-App hat sich erst ein paar Minuten später gemeldet und keinen Mucks von sich gegeben… Ich glaube, die kann dann auch mal weg.

Bonn bei Nacht:

Manchmal macht das iPhone 14 Pro dann doch ganz hübsche Bilder.

SYML: Where is my Love (Alternate Version):

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Schlaflos in Alicante

Mein Vergangenheits-Ich hielt es für angebracht, für seinen Geburtstag eine Reise nach Porto zu buchen (gute Idee) und dafür einen Gabelflug mit zehnstündigem Aufenthalt in Alicante zu wählen. Ganz dumme Idee, ganz dumm! Vor allem, wenn besagter Flug nach Alicante um 0605 morgens geht.

Problem ist dabei gar nicht mal das frühe Aufstehen an sich. Das Problem ist, dass die frühe Flugzeit nicht an mögliche Zubringer gekoppelt ist. Der Flughafenbus fährt zwar nur 100 Meter von meiner Haus entfernt ab, der erste seiner Art fährt aber „erst“ um 0451, kommt planmäßig um 0511 an (wenn er denn kommt), was mir exakt 24 Minuten Zeit gäbe, vom Bus zum Terminal und darin zur Sicherheitskontrolle gelangen, ebensolche zu passieren und dann zum Gate zu gelangen, das um 0535 schließt. Die Maschine ist beinahe ausgebucht, Ryanair macht first come, first serve. Ich habe zwar Priority gebucht, aber das bringt dir nichts, wenn du nicht rechtzeitig da bist. Die Alternative wäre ein Taxi für 60 (!) Euro (teurer als der Flug). Oder eben die Bahn, die um 0333 ab Bonn HBF fährt. Es wird: die Bahn.

Der Plan ist eigentlich simpel, zumal ich am Tag vor dem Flug noch nicht genesen bin: Angesichts des ohnehin gestörten Schlafrhythmus‘ einfach nachmittags vorschlafen, mitten in der Nacht wieder aufstehen, Sachen packen, zum Bahnhof marschieren, losfliegen. Gegen 1700 Uhr bin ich mit dem Wichtigsten der Arbeit durch, so platt, dass ich mich tatsächlich schon hinlege, auch kurz einnicke und um 1745 hellwach wieder auf der Matte stehe.

Dieser Zustand hält den Rest des Abends an. Mein Plan B ist also, schonmal zu packen, noch einmal frische Luft zu schnappen, ein paar E-Mails zu schreiben und dann halt erst um 2200 schlafen zu gehen.

Es wird 2300, aber gesagt getan. Um 0230 müsste ich raus – immerhin 3:30h Schlaf. Ich packe alles fertig, putze die Zähne, lese noch was, mache das Licht aus, lege mich zum Schlafen auf die Couch, wie schon öfter in den letzten Tagen – bin hellwach.

Ich vermisse die himmlische Ruhe von Berlin-Tempelhof, wo meine Freundin wohnt. Du hörst keinen Mucks! Das Bonner Ausgehviertel ist die Stadt, die nie wirklich schläft. Lärm von Partygängern, einer im Treppenhaus, der trampelt, Geräusche von Nachbarn, ein Juicer, der laut Akkus von E-Scootern wechselt, ein Einsatzwagen, der um Mitternacht mit Martinshorn durch die Straße düst (muss das um die Zeit noch sein?).

Gegen 0100 gebe ich auf, obwohl ich langsam müde werde. Ich esse meinen eigentlich für morgen eingeplanten Proviant (Sandwiches und Schokolade), mache eine Folge „Silicon Valley“ an. Es ist lustig, ich werde müde, aber kann nicht schlafen, noch eine Folge. Es wird 0200 und jetzt, kurz vor dem geplanten Aufstehen werde ich schläfrig, na toll. Ich versuche es nochmal mit einem Powernap, aber ich döse nicht weg. Um 0225 gebe ich endgültig auf, stelle die Kaffeemaschine an, lade Notebook und Smartphone noch einmal auf und gehe duschen.

So zu tun, als wäre es morgens und Aufstehzeit, aktiviert tatsächlich noch einmal Energiereserven. Der lecker Milchkaffee natürlich auch. Ich starte wie neu in den Tag, packe alles zusammen und verlasse die Wohnung um 0315.

Die Gegend ist menschenleer, mit meinem Rollkoffer trage ich nun natürlich dazu bei, die nächtliche Stille zu durchbrechen. Die ersten Menschen sehe ich am Stadthaus, dann erst wieder an Gleis 2 am Bahnhof, wo unser Zug abfahren soll.

Was sind das für Leute, die mitten in der Nacht eine Bahn nach Köln HBF oder den Flughafen nehmen? Ganz normale Menschen, wie mir scheint. Eine junge Frau, ein Typ in einem langen, beigen Mantel, der als einziger aussieht, als hätte er bis jetzt gefeiert (wo?), einige, die wirken, als wären sie auf dem Weg zur Arbeit, ein Mann und eine Frau, die miteinander zu flirten scheinen (sich aber dann später getrennt voneinander in die Bahn setzen), eine siebenköpfige Reisegruppe mit Koffern (die aber dann in Köln HBF aussteigt), ein älteres Ehepaar, das vor der klirrenden Kälte (na ja, -2 Grad, aber es ist März, Mensch!) in den Fahrstuhl geflüchtet ist und dort wartet.

Die Mittelrheinbahn hat bei Abfahrt schon 10 Minuten Verspätung, nimmt weitere auf, hält vor jeder großen Eiche und sammelt immer mehr verloren aussehende Menschen ein, die so früh schon auf dem Weg zur Arbeit zu sein scheinen. Noch am Kölner HBF steigen einige Leute zu, die wie Flughafenpersonal aussehen. Die Bahn wird leerer. In der Wartehalle an Gleis 1 sitzen die wahren Versprengten der Nacht, die keine andere Möglichkeit haben, der Kälte zu entfliehen.

Wir kommen gegen 0435 am Flughafen an. Das Boarding schließt in einer Stunde und aus einem Grund, der mir nicht ganz einleuchtet, ist die Maschine nach Alicante (an einem Mittwoch im Winter) ausgebucht. Viel später hätte ich also gar nicht eintreffen dürfen. Müde bin ich erst einmal nicht, aber zunehmend voller Adrenalin, das merke ich.

In der Zwischenhalle zwischen Bahnhof und Ankunftshalle übernachten gleich mehrere Menschen auf dem Boden. Nur einer davon entspricht dem Bild, das man von einem obdachlosen Menschen hat. Der Rest sieht irgendwie so aus, als wäre er nur zufällig dort gelandet, ist aber vermutlich gar nicht so.

Die Laufwege im Flughafen Köln-Bonn sind lang. Das macht mir an sich nichts, ich gehe ja gerne zu Fuß. Allerdings muss jemand, der in Terminal 2 einchecken will, am Ende immer genau in die Mitte des Gebäudes. Ich muss nach Abschnitt D – und damit wieder nach Terminal 1 zurück, wie sich am Ende herausstellt. Von da war ich gestartet.

Ich komme schnell und problemlos durch die Sicherheit, habe noch Zeit, einmal aufs Klo zu gehen, mein Wasser aufzufüllen (damit muss ich langsam mal aufhören, glaube ich, die Waschbecken in den Flughafentoiletten sind einfach so versifft, da kann kein sauberes Wasser rauskommen), zum Gate zu gehen und mich noch einmal kurz hinzusetzen, bevor um 0515 auch schon das Boarding beginnt. Ich mache nicht noch einmal den Fehler, ewig zu warten und dann meinen Trolley nirgendwo unter zu kriegen, sondern gehe sofort in die Priority-Schlange, für die ich gebucht habe. Ich bin einer der ersten und wir werden dankenswerterweise zehn Minuten lang draußen geparkt, bevor es weitergeht. Der Mann neben mir beschwert sich stark darüber, dass er in der Kälte warten muss. Ich finde ich es eigentlich ganz witzig und genieße das letzte bisschen Frischluft für die nächsten 3 Stunden.

Um 0548, mehr als eine Viertelstunde vor dem Start sitzen alle und sitzt alles. Hätte also allenfalls haarscharf gereicht, wenn ich den Bus genommen hätte. Aber dann wäre ich definitiv am Ende der Schlange gelandet und hätte sehen können, wie ich meinen Trolley noch unterkriege. Nee, war doch die bessere Idee mit dem Zug. Müde bin ich tatsächlich noch nicht, was beinahe schade ist, denn dann hätte ich auf dem Flug wenigstens kurz einnicken können. Ohnehin toppt nichts das abartig grelle Kabinenlicht einer Ryanair-Maschine. Ich rolle meinen Kopf sogar kurz in meinen Schal ein, aber es wird einfach nicht dunkler.

Solange ich in diesem Zustand bis gegen 1500 Uhr durchhalte, wenn es in Alicante zurück zum Flughafen geht, ist alles okay. Ich hoffe nur, ich bin nicht schon ein Zombie, wenn ich dort ankomme…

Wir landen gegen 0800 in Alicante und nach vergeblicher Suche nach einem Schließfach beschließe ich, ohne weitere Umschweife den Flughafenbus zu nehmen, in die Stadt zu gondeln und mein Gepäck einfach mitzunehmen. Das klappt problemlos. Der Bus trifft gerade ein, als ich an der Haltstelle stehe. Der Fahrer verkauft mir ein Ticket für 3,85 Euro und die Fahrt in die Sonnenstadt dauert etwa eine halbe Stunde. Auf Google Maps verfolge ich unseren Standort und steige in der Nähe der Promenade aus.

Es ist etwa 0900 und schon ordentlich warm. Ich trage meine Winterjacke und ziehe meinen Rollkoffer durch die belebte Promenade. Zwar kommen beim Anblick von blauem Himmel, Palmen, Meer und Sandstrand erste Frühlingsgefühle auf, aber langsam bin ich wirklich müde und ein wenig gereizt. Die anderen Passanten gucken mich neugierig an. Ich sehe wohl nicht mehr taufrisch aus und würde mich auch am liebsten kurz auf eine Parkbank legen. Doch ein ganz anderes Problem tritt plötzlich zu Tage: Ich muss nötig auf die Toilette, und zwar das Kompliziertere von beidem.

Entlang der Promenade hat jede der angezeigten öffentlichen Toiletten natürlich geschlossen oder hatte seit Jahren nicht mehr geöffnet. Ich bin leicht verschwitzt, müde, verschnupft, und noch dazu höre ich auf einem Ohr nur dumpf. Der Druckausgleich in der Maschine hat mit Erkältung nicht richtig funktioniert. Ich lasse mich kurz auf eine Bank am Sandstrand fallen und würde am liebsten ein kleines Schläfchen einlegen. Aber es nützt ja nichts. Eine Toilette muss her. Und so befrage ich Google Maps nach einem Hipster-Café in der Nähe, finde eins und werde über eine Brücke in die Touristenmeile gelotst.

Und auch wenn mein Zustand nicht der beste ist: Ich muss zugeben, dass es hier langsam hübsch wird. Ein toller Blick auf den Hausberg, malerische kleine Häuschen, gut erhaltene, alte Gemäuer. Ich schiebe mich durch, so gut es der Rollkoffer zulässt. Und schließlich komme ich an dem geplanten Café an – das völlig überfüllt ist. Also nehme ich meinen ganzen Mut und meine restlichen Kräfte zusammen und gehe in die kleine Cantina um die Ecke. Es ist die Art von Bar, in die die Einheimischen gehen, um einen Kaffee zu trinken, ein kleines Baguette zu essen und ein wenig zu klönschnacken.

Ich lasse mich an einem kleinen Tisch auf einen Stuhl fallen, mache die Kellnerin auf mich aufmerksam, bestelle einen Café con leiche, bekomme ihn, trinke ihn halb aus, lasse meinen Koffer stehen, nehme meinen Rucksack mit und verabschiede mich kurz auf die – glücklicherweise vorhandene und sehr saubere – Toilette. Dem Himmel sei Dank.

Wieder an meinem Tisch bestelle ich noch ein Schinkenbaguette dazu, lasse mir das Frühstück schmecken, zahle – nur 2,70 Euro für beides – und beschließe, mir jetzt noch ein wenig den Ort anzuschauen. Denn es ist gerade mal 1100, ich habe noch ein paar Stunden Zeit und das Frühstück und der Toilettengang haben neue Lebensgeister in mir geweckt. Ich bin gar nicht mal mehr so müde.

Wobei Tourismus gar nicht einmal so einfach ist mit einem Rollkoffer in der Hand. Denn es gibt verwinkelte Gässchen und viele kleine Treppen. Dazu poppt etwas Dringendes auf der Arbeit auf, worum ich mich auf einer perfekt gelegenen Aussichtsplattform über der Stadt kümmern muss. Aber etwas Negatives kann ich kaum darüber sagen, denn diese Stadt ist wunderwunderschön! Zumal an einem sonnigen, nicht zu heißen Frühlingstag.

Helles Gestein, ein Hausberg mit Burg mitten in der Stadt, freundliche kleine Häuschen, Dachterrassen, Fliesen, Blumen, Treppchen in verwinkelten Gässchen, und an vielen Ecken kleine oder große Aussichtspunkte oder -plattformen, Miradors, um hinunter auf die Dächer der Altstadt oder das azurblaue Meer zu blicken. Alicante ist richtig schön!

Mit dem Koffer in der Hand schiebe ich schließlich in die Altstadt, gönne mir eine Portion Churros mit halbfestem Schokoladenpudding, trinke noch ein Wasser. Mir bleibt noch Zeit für ein kurzes Schlendern über die Ramblas. Hier gibt es ein Open Air Irishpub mit Craftbier vom Fass. Ist das hier das gelobte Land? Zumindest eine der schönsten Städte, in der ich je war, wenn mich mein erster Eindruck nicht täuscht.

Gegen 1400 Uhr trete ich den Rückweg zum Flughafen an. Hungrig bin ich eigentlich nicht, müde auch noch nicht besonders. Wieder nehme ich den Flughafenbus, der ein paar Mal im dichten Verkehr stecken bleibt. Trotzdem bin ich etwa 2 Stunden vor Abflug da, kann noch etwas Zeit verbummeln und mich gebührend von dieser schönen Stadt verabschieden.

Gegen 1630 dann der Weiterflug nach Porto. Ich bin langsam wirklich kaputt, meine Konzentration lässt nach, laut ist es auf meinem Sitz ganz hinten rechts auch. Ich habe gerade noch die Aufmerksamkeitsspanne für ein paar Folgen „Silicon Valley“ auf meinem Handy, die Comedyserie, die ich endlich einmal beenden möchte. Ein paarmal nicke ich dann aber doch ganz kurz weg.

Leider klappt diesmal der Druckausgleich so gar nicht. Ich bekomme Schmerzen auf den Ohren, vor allem aber höre ich auf dem rechten Ohr danach nur dumpf. So wird mir für den Rest des Abends alles irgendwie unwirklich vorkommen. Die Müdigkeit tut ihr Übriges. Die Ankunft in Porto gelingt problemlos. Ich kenne mich hier schon ein wenig aus, kaufe ein U-Bahn-Ticket und fahre mit der Linie E mit Umstieg in Senhora de Hora in die Stadt rein. Weiß noch, wo ich aussteigen muss und – nach einem kurzen Augenblick Bedenkzeit – auch, in welcher Straße in Bonfim Nicky und Juan wohnen.

Es wird ein sehr schönes Wiedersehen. Wir belassen es an diesem ersten Abend aber beim Chillen auf der Couch, stoßen mit zwei Bier auf das Wiedersehen an und bestellen eine Bowl per Lieferdienst. Besonders einfach ist die Unterhaltung nicht, weil ich mir mit „verstopftem Ohr“ und nach über 30 Stunden ohne Schlaf irgendwie wie im Tunnel vorkomme. Schon auf der Couch werde ich immer müder und verabschiede mich dann auch bald ins Gästezimmer. Ich bekomme sogar noch eine Wärmflasche (es ist bitterkalt in portugiesischen Wohnungen im Winter) und einen Einschlaftee (als hätte ich den in meinem Zustand noch nötig), checke noch was auf dem Handy, will noch irgendwas erledigen, vergesse aber, was es ist, und mache dann schließlich gegen 2200 portugiesischer Zeit (2300 deutscher Zeit) das Licht aus und die Augen zu. Wenig später muss ich dann auch wohl einschlafen.

Endergebnis dieser mehr oder weniger geplanten Aktion: Etwas über 36 Stunden war ich insgesamt wach. Eine ganz schön lange Zeit in meinem hohen Alter. Es lief vergleichsweise gut, ich hatte mich die ganze Zeit im Griff und bin zumindest nie versehentlich weggenickt. Und bis auf das Ende war ich noch nicht einmal all zu müde dabei. Gut war es, es dabei nicht mit dem Kaffee zu übertreiben – ich hatte an beiden Tagen nur einen. Ich glaube, zu viel Koffein hätte mich völlig unentspannt gemacht. Wieder ausgeglichen habe ich das Ganze übrigens dann mit, gleich darauffolgend, stolzen 13 Stunden Schlaf am Stück.

Alles in allem also gar nicht so schlimm wie angenommen. Aber trotzdem nichts, was ich gerne all zu oft wiederholen würde. Highlight der Aktion war definitiv, Alicante zu sehen, eine richtig schöne Stadt. Schlaflos oder nicht. So gesehen vielleicht doch gar keine so dumme Idee. Aber wenn ich solche Gabelflüge irgendwie zu zivileren Zeiten wiederholen könnte – ich hätte nichts dagegen.

What the…? Und vor allem: who the…? Wandgemälde prankt wohl seit dem Wochenende hier am alten Postgebäude. Wer ist das? Update: Es ist Hans Riegel, langjähriger Chef der Marke Haribo, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Wenn du dich beschwerst, achte auf korrekte Sprache, sonst wirkt’s irgendwie…

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Ikea und der Kommunismus

Wie wir da heute vor der Warteschlange bei der Ikea-Retoure saßen, ewig darauf warteten, bis die Nummern eins weiter gingen, sich einige Leute vordrängelten, als die – vermeintliche – Expresskasse öffnete, Männer mit 50 Jahre alten, brauen Lederjacken über Wertgutscheine diskutierten. Ja, da fühlte ich mich plötzlich zurückversetzt in die Anfangstage meiner Bundeswehrzeit. Es hätte auch die NVA-Zeit sein können.

Wehrdienst, Gesundheitscheck, der ganze Zug (50 Mann) zu einem Oberarzt zur Nachmusterung. Jeder in etwa 10 Minuten drin, nur 1 Arzt, alphabetische Reihenfolge. Mit einem V im Nachnamen war ich wie immer einer der Letzten. Es dauerte den GANZEN Tag und es gab keine Sitzplätze in der Warteschlange. Auf den Boden setzen durften sich stramme Wehrpflichtige der Bundeswehr aber natürlich auch nicht. Ich hätte viel darum gegeben, zwischendurch mal das Antreten zu üben oder sogar im Schlamm rumzurobben.

Ohnehin, Ikea. Der Wartebereich dort nun immerhin mit ein paar frischeren Farben als eine DDR-Kantine. Aber sonst. Früher hatte man sich mal auf das Ikea-Essen gefreut. Heute gibt es nachgemachte Hackfleischbällchen an geschmacklosem Püree, das nie eine Kartoffel gesehen hat, nebst 20 abgezählten Tiefkühlerbsen, ertränkt in einer braunen Eimersoße. Massenabfertigung, dann die geschmacklose Sirup-Flatrate aus dem Spender – für mittlerweile auch immerhin 1,75 Euro (es waren mal 50 Cent). Und dann setzt du dich an einen der 400 Tische, an denen jeder dasselbe isst und auf denen deine Vorgänger noch Soße verkleckert haben. Ikea ist dem Kommunismus heute näher als in den 70ern und 80ern, als man tatsächlich mal Möbel von DDR-Zwangsarbeitern produzieren ließ.

Trotzdem: Das ist echt lecker! Schmeckt nach einer Mischung aus Kuchenteig und Marzipan.

Und nach all den Strapazen hinterher gibt’s dann eine…

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Gleiche Chancen für alle

Immer wieder in der Diskussion ist, ob nicht alle in diesem Land im Prinzip die gleichen Chancen hätten.

Schon aus in den letzten Tagen gemachter Erfahrungen sage ich: nein. Die letzten Tage waren privat ein wenig schwierig. Es gab Unsicherheiten, Streit, Ärger. Meine Arbeit habe ich geschafft, Vokabeln habe ich gelernt, aber mal in die Chemie reingucken, obwohl ich da kurz vor dem Ende stehe? Keine Chance, ich hatte schlicht den Kopf nicht frei dafür.

Und jetzt hineinversetzt in jemanden, der das täglich hat, weil: Dauerstress, Großfamilie, wenig Platz zu Hause, kein Rückzugsraum, den ganzen Tag in der Bude den Fernseher laufen, Eltern, die kein Verständnis dafür haben, wenn ihre Kinder lernen müssen, Kinder, die nachmittags arbeiten müssen, damit die Familie über die Runden kommt, häusliche Gewalt, Alkohol, Kinder arbeitsloser Eltern. Und das vs. eine stabile Familie von Akademikereltern, die ihren Kindern ein stabiles Umfeld, Zeit und Ruhe zum Lernen geben. Gleiche Chancen für alle? Nicht wenn das Umfeld nicht stimmt.

Glaubst du nicht? Dann lern doch mal zwei Kapitel Chemie an einem Abend, nachdem du gerade Beef mit deinem Vorgesetzten hattest, einen Streit mit deiner/m Partner:in oder beim rückwärts Ausparken an einem Pfeiler hängen geblieben bist. Viel Spaß!

Das neue Bing inklusive einer besseren Version von ChatGPT.

Hier (wenn ich das richtig verstanden habe) erst ein erster Sneak Peak:

Muss man auch erstmal finden, die Antwort. Ganz rechts auf der überladenen Page in der Seitenspalte…

Okay, einmal vollständig integriert wird das Design wahrscheinlich nicht so altbacken bleiben. Wenn doch, muss ich mir um meinen Job auf jeden Fall erstmal keine Sorgen machen.

Auch deswegen wohl nicht. Anders als ChatGPT nennt Bing die Quellen, auch wenn das in meinen Augen noch etwas prominenter ginge:

Und anders wird es nicht gehen. Eine KI kann immer nur so gut sein wie die Texte, von denen sie ihren Input hat. Und die würde keiner mehr schreiben, wenn die Autoren wüssten, dass sie ihre Arbeit umsonst machen. Bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt, ob das neue Bing die KI wirklich in den Mittelpunkt stellen wird und wie Google Bard im Vergleich dazu aussehen wird.

Aber spannend ist das so schon. Es wirkt, als hätte sich die KI die wertvollsten Inhalte der einzelnen Seiten geschnappt und ihn besser aufbereitet. Für Anwender:innen ist das auf jeden Fall ein Mehrwert.

#nofilter:

James: Getting Away With It (All Messed Up) (2001):