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Onkel Maynard

Wenn Onkel Maynard über die Straße geht, dann gucken die Menschen ganz sonderbar. Einige grüßen, andere tun so, als würden sie ihn nicht sehen. Onkel Maynard grüßt immer so, dass er nur mit dem Kopf nickt. Ich finde das ulkig. Es sei denn, er kennt jemanden besser. Dann gibt er auch die Hand. Er lächelt nie, aber ich mag Onkel Maynard, denn er weiß immer, was ich denke, und kann für mich sprechen, weil ich selbst es nicht kann.

Es ist spannend, Onkel Maynard zuzuhören, denn er ist gut darin, Worte zusammenzusetzen: „Diese linken Bazillen wollen unseren Staat zersetzen“, habe ich mal von ihm gehört, oder „Diesem Lump vom Premierminister müsste man das Dasein entziehen“. Ich verstehe nicht immer alles, was Onkel Maynard sagt. Aber ich weiß, dass er gut darin ist zu reden und dass die Leute ihm immer zuhören, wenn er etwas sagt. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte das auch.

Wenn Onkel Maynard sich kämmt, dann kämmt er sich so eine durchsichtige Paste in die Haare und legt sich einen ganz strengen Scheitel an. „Es ist wichtig gut auszusehen“, sagt Onkel Maynard. „Nicht so, wie dieses einfältige Pack“, sagt er er dann. „Achte immer darauf, dass deine Sachen sauber sind, der Kragen gut sitzt und deine Haare gekämmt sind, Jojanne. Alles klar?“ Ja, alles klar, Onkel Maynard. Würde ich gerne sagen, aber kann ich ja nicht. Ich nicke dann nur und lächle. Onkel Maynard nickt zurück, aber er lächelt nie.

Onkel Maynard ist in einer Partei, sagt er. Es sei die schnellstwachsende Partei Europas, was immer das heißt. Hin und wieder kommen Freunde von Onkel Maynard vorbei. Sie treffen sich und trinken Bier. Auch die Freunde von Onkel Maynard sehen so aus wie er. Weiße Hemden, Hosenträger, Seitenscheitel. Sie beachten mich kaum, die Freunde von Onkel Maynard, und sie lächeln auch nicht viel.

Neulich war ich mit Onkel Maynard beim Kinderarzt, und wir haben uns Bilder auf so Folien angeschaut. „Da muss man doch was machen können“, hat Onkel Maynard zu dem Arzt gesagt. „Tun Sie was!“. Aber der Arzt hat mit dem Kopf geschüttelt und mich freundlich angelächelt. „Ich wollte es gäbe etwas“, hat der Arzt gesagt“, aber man wird bei dem Mädchen nichts machen können.“ Onkel Maynard ist dann aufsprungen, hat auf den Tisch gehauen und ist hinausgestürmt. Dabei hat er dem Arzt noch zugerufen: „Sie Schwein! Ich werde zusehen, dass Sie Ihren Job verlieren!“ Die Tür hat er hinter sich geknallt. Ganz verstanden habe ich nicht, warum Onkel Maynard so böse zu dem Arzt war, ich fand den eigentlich ganz nett. Der Arzt hat eine Weile erschrocken dagesessen und mich dann angelächelt. „Möchtest du einen Loli? Dein Onkel wartet sicher draußen auf dich, so schlimm ist es nicht.“ Ich habe auch gelächelt und meine Finger ausgestreckt, damit ich den Loli bekomme.

„Du darfst dir von niemandem etwas gefallen lassen, Jojanne, hörst du! Von niemandem!“, hat Onkel Maynard abends gesagt. „Und wenn dich jemand damit aufzieht, vielleicht sogar einer von diesen Zecken, dann haust du ihm eine, verstanden?“. Ich hatte verstanden, und nickte. Aber ich würde niemanden hauen, auch wenn Onkel Maynard das sagte. Ich wollte niemandem wehtun.

Eines Tages klingelte es an der Tür und Onkel Maynard öffnete. Draußen standen zwei Polizisten und eine Frau. Sie redeten miteinander. Onkel Maynard ist sehr wütend geworden und hat gegen den Türrahmen geschlagen, da haben die beiden Polizisten ihn runtergedrückt und ihm die Hände verbunden. Ich wollte schreien, als ich das gesehen habe, aber ich konnte nicht. Also habe ich geweint. Aber Onkel Maynard ist dann trotzdem mit den Polizisten mitgegangen. Zum Abschied hat er mich noch einmal angeguckt und mir zugerufen: „Von niemandem, Jojanne, verstehst du? Von niemandem!“ Ich habe geweint, aber auch genickt, weil ich glaube, dass Onkel Maynard das Mut gemacht hat, in diesem Moment.

Ich wohne jetzt nicht mehr bei Onkel Maynard, ich wohne jetzt in einer Gruppe mit anderen Kindern. Es geht mir eigentlich ganz gut hier, aber manchmal vermisse ich Onkel Maynard. Die meisten anderen Kinder sind nett zu mir. Einige versuchen mich zu ärgern, sie lachen über meine weißen Blusen und meine Hosenträger. „Es ist wichtig gut auszusehen“, hatte Onkel Maynard gesagt. Die anderen Kinder wundern sich, wenn ich nicht antworte, und dann tue ich so, als hätte ich sie nicht gehört. Dann lassen sie mich meist in Ruhe. Es gibt auch eine Leiterin, eine Erwachsene, und ich finde, die ist ganz nett. Sie lächelt sogar manchmal. Onkel Maynard hat nie gelächelt.

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Die Kaffee-Extraversion

„Logbuch 4-1703, bis hier höre ich die…

Ach nee, ich schweife ab. Stop. Die Lage ist dennoch ernst. Stop. Die Vorräte gehen zur Neige, und es ist nicht mehr auszuschließen – stop – dass sie nicht mehr bis Ende April reichen werden. Over!

Moment, eins habe ich noch vergessen. Stop. Wie die Außenwelt auf all das reagieren, wie die Nachwelt es bewerten wird – wenn es eine Nachwelt gibt, was wir nicht wissen. Stop. Lasst sie bitte wissen, dass ich Belle geliebt habe. Stop. Trotz allem, was sie heute Morgen über mich…“

„Alter, du weißt schon, dass ich hier neben dir sitze und dir zuhöre, wenn du dein so genanntes Log ins Telefon sprichst.“

„Smartphone nennt sich das, und es ist die Sprachrekorder-App.“

„Ändert nichts daran, dass ich das alles mitkriege. Und du nicht nach jedem zweiten Satz ‚Stop‘ sagen musst. Du hast sie doch nicht alle!“

„Aber du schon, oder was? Trinkst die dritte Tasse, als hätten wir’s dicke!“

„Weil ich es anders mit dir nicht aushalte“.

„Im verschlafenen Zustand, in dem du sonst immer bist?“

„DU schläfst doch den ganzen Tag“.

„Weil die Welt da draußen ja auch immerhin vor die Hunde geht.“

„Das hat dich noch nie gekümmert.“

„Aber jetzt ist es mir wichtig.“

„Ist klar.“

„Warte, wer hat hier jetzt eigentlich was gesagt?“

„Hört man doch in deinem so genannten Log.“

„Ja, aber wenn man das hier liest, kommt man durcheinander. Stop. So wie ich bei dir immer wieder durcheinander komme.“

„Hör auf ‚Stop‘ zu sagen!“

„Ich hab’s nur nett gemeint.“

„Dass ich dich durcheinander bringe?“

„Ja.“

„Hui!“

Danach wäre ich am liebsten über sie hergefallen, aber Belle stand einfach auf und ging aus dem Zimmer. Doch wohl nicht, um sich noch einen Frappuccino mit Sprühsahne und Hagelslag… Aber das wäre dann der vierte. Das würde selbst sie nicht aushalten.

Das hier sage ich tatsächlich jetzt off the record. Wenn es mit Belle auch anstrengend ist. Ich bin froh, dass ich sie bei mir habe in dieser Zeit. Seit Monaten zehren wir von den Vorräten, die man uns für diese Mission gegeben hat. 250 Gramm Sidamo-Espresso, Tansania, noch ungemalen, 500 Gramm Pamwamba, Malawi, fein gemahlen. Terazul aus Ecuador, 60-40-Mischung von einer Rösterei in der Südstadt, 500 Gramm. Dabei löst Robusta in mir Wahnvorstellungen aus. Ich versuche, es Belle unterzumischen.

„Zu viel Filterkaffee, zu wenig Espresso“, hatte sie sich beschwert.

„Dann stehen wir die Tage entspannter durch“, lobte ich die Mischung.

„Aber wir werden nicht richtig wach.“

„Wozu denn auch, wir müssen doch nur hier durchhalten und Videos gucken. Willst du den Plot von Sex/Life etwa mitkriegen?“

„Lieber Sex/Life haben“, lachte sie.

Ich lachte auch. Etwas lauter als sie.

Danach wäre ich nun wirklich gerne über sie… aber sie lachte nur und murmelte etwas von „heut Abend vielleicht“. Langsam kamen wir mit den Zeitebenen durcheinander. Das passiert, wenn man so lange hier eingesperrt ist, wie wir es sind.

Waren es sieben oder zehn Wochen? Ich konnte es nicht mehr sagen. Alleine, dass die Vorräte langsam zur Neige gingen, ließ sich nicht mehr leugnen. Und an das Danach wollte keiner von uns denken. Das Danach und das Dadraußen. Keiner konnte wissen, wie die Welt da draußen aussah, seit wir uns hier eingeschlossen hatten, notgedrungen eingeschlossen, sagte Belle, sage ich auch.

Ob nicht längst marodierende Zombies von Haus zu Haus gingen? Woran würde man das eigentlich merken, hier im vierten Stock? Der Strom lief noch, aber das Haus hatte Fotovoltaik, das Wasser auch noch, aber mit eigener Grundwasserspeisung und Pumpe – clever vorgesorgt hatte er, der Vermieter. Gott habe ihn selig. Wir hatten seit Wochen nichts von ihm gehört und mussten das Schlimmste annehmen.

Und eines Morgens war es dann so weit. Die weißen Papiere für den Filterkaffee gingen zur Neige. Ich musste lachen, als ich das sah, lange lachen, zu lange lachen, nie hätte ich gedacht, dass dieser Riesenberg an Filtern zur Neige gehen könnte. Niemals, nie!

„Werd nicht hysterisch!“, schalt mich Belle.

Du wirst hysterisch!“

„Dann holen wir halte neue!“

„Vom Supermarkt unten oder was? Mensch, siehst du denn nicht, was hier los ist? Die V60-Filter!“

„Die weißen?“

„Die weißen!“

„Oh“, sagte sie.

„Ja“, sagte ich.

Das Internet! Es müsste doch noch funktionieren, oder etwa nicht? Ich konnte an Belles Augen ablesen, dass sie dasselbe dachte. Wir sprinteten zum Rechner, beinahe stieß ich mich an der Tür, sie war erstaunlich schnell, ich hielt sie am Hemd fest (war das nicht meins?), riss es dabei kaputt.

„Das wirst du büßen“, keuchte sie. „Schon wieder!“

„Das war mein Hemd!“

„Mir steht es besser.“

„Das ist jetzt nicht wichtig.“

„Nein, wirklich nicht.“

„Nicht jetzt.“

Wir rannten weiter Richtung Laptop, fielen durcheinander, aufeinander, übereinander. „Sex?!“ dachte ich und sagte es wohl auch. Sie sah mich strafend an.

Ich war als erster am Laptop, setzte mich, atmete einmal kurz durch. Belle stoppte hinter mir. Langsam öffnete ich den Deckel. Würde er noch… Er funktionierte!

Amazon, V60-Filter, Minimalistenpackung, 100 Stück, Versand bis morgen, secure payment. Würde das reichen? Ich sah zu Belle hinauf. Sie nickte ernst. Ich drückte ab.

„Erledigt“, sagte ich und ließ meinen Kopf gegen ihr Becken sinken. Sie nahm ihn und streichelte ihn.

Du bist erledigt“.

„Sagst du so. Ich hab uns doch gerade gerettet.“

„Noch sind die Filter nicht hier.“

„Ich hab das Gefühl, die werden das hinkriegen.“

„Und wenn nicht?“

„Haben wir noch die Robusta-Mischung.“

„Die du seit letzter Woche versuchst mir untermischen.“

„Das hast du gemerkt?“

„Hallo, wir hausen seit Wochen zusammen auf 40 Quadratmetern.“

„Vielleicht sollten wir langsam mal rausgehen.“

„Glaubst du denn, dass es sicher ist?“

„Wie schlimm kann es sein?“

„Kaum schlimmer, als mit dir!“

„Du bist unglaublich.“

„Und du erst.“

„Hast du das denn eigentlich ernst gemeint?“

„Was?“

„Was du da vorhin in deinem komischen Log gesagt hast, dass du mich liebst, trotz allem.“

„Ich glaube schon. Und du?“

„Sonst wäre ich kaum noch hier.“

„Dann sage ich mal: danke.“

„Ja, du mich auch.“

„Logbuch 4-1706. Wir haben durchgehalten. Stop. Es ist Mai. Stop. Keine Frage, ob ich den Dolce e Gusto noch sehen kann. Doppel-Stop. Er wurde als Notfallkaffee gekauft. Wir können nur hoffen, dass das Dadraußen noch existiert mit seiner Abstra-, Akstra…“

„Abstraktion heißt das.“

„Danke, Abstraktion.“

„Was soll das überhaupt heißen?“

„Das geht dich nichts an, ich bin mitten in meinen Aufzeichnungen, das ist privat“.

„So privat, dass du dabei neben mir sitzt und ich nicht weghören kann.“

„Dann geh woanders hin, ins Schlafzimmer oder so.“

„Kommst du dann mit?“

„Erst wenn ich hier fertig bin.“

„Wann wirst du jemals fertig?“

„Wenn du mich in Ruhe lässt und da draußen…“

„Was soll da draußen eigentlich sein?“

„Nichts, wofür es wert wäre, da rauszugehen, finde ich.“

„Finde ich auch nicht.“

„Dann sehen wir uns im Schlafzimmer?“

„Wenn du das Licht ausmachst, dann nicht.“

„Mache ich dann lieber.“

Und sie ging.

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Als ich einmal einen Freund von mir verkuppeln wollte

Vielleicht kennt die eine oder der andere die TV-Serie „My Name is Earl“ (aktuell verfügbar auf Disney+). Earl ist ein Tunichtgut und Kleinkrimineller, der sich meist mit kleinen Diebstählen durchschlägt. Als er das Siegerlos zu einer Lotterie bei einem Autounfall verliert, wochenlang ins Krankenhaus kommt, seine Frau von einem Freund von ihm schwanger wird, beschließt er, etwas zu ändern. Er stellt eine Liste von all den schlechten Dingen auf, die er jemals gemacht hat und will sie wieder gut machen. Mit dem Wunsch, dass ihm selbst einmal etwas Gutes widerfährt. Karma eben.

Schon die erste Folge ist ebenso wunderbar komisch wie rührend. Earl beschließt, den Mann zu verkuppeln, den er in der Schule am meisten drangsaliert hat. Als der sich dann als Schwuler entpuppt und Earl natürlich auch noch Schwulenhasser ist, nimmt das Ganze noch mehr Dynamik auf, weil Earl sich an sein Wort gebunden fühlt.,,

Das Konzept wird nach einigen Folgen tatsächlich ein wenig langatmig, genauso wahrscheinlich, wie uns trotz gegenteiliger Beteuerungen rein positive Nachrichten nach einiger Zeit furchtbar langweilen würden. Aber ein paar davon kann man sich sehr gut einmal anschauen, von beidem.

Die Frage, die sich daraus ergibt, die ich derzeit auch mit einer Freundin diskutiere, ist: funktioniert das auch im echten Leben? Sicher, die anderen würden sich freuen, wenn man ihnen hülfe, aber würde einem damit automatisch Gutes widerfahren?

Ich habe ein Positivbeispiel in der Richtung. Ich war mal mit einem Freund ein Bier trinken, von dem ich wusste, dass er schon lange Single ist. Als ich dann in der gleichen Bar eine Bekannte mit Freunden an einem anderen Tisch sitzen sah, dachte ich: das könnte doch eigentlich passen… ?

Völlig wahnwitzige Idee eigentlich. Verkuppelungen klappen äußerst selten. Jedenfalls stellte ich die beiden einander vor, wir schmissen die beiden Partys dann zusammen, kamen rüber zu ihrem Tisch, und ich wurde nicht müde, meinen Freund in den höchsten Tönen zu loben und Gemeinsamkeiten der beiden zu unterstreichen.

Ich glaube, wir hatten gut Spaß, die beiden verstanden sich, wir lachten viel. Auch ich hatte eine gute Zeit. Irgendwann nahm meine Bekannte mich dann zur Seite und sagte: „Hör mal, Jürgen, das ist superlieb, was du hier machst. Du weißt aber schon, dass ich an deinem Kumpel nicht interessiert bin.“ – „Oh, das wusste ich nicht, warum denn nicht?“ – „Der ist nett, aber nicht mein Typ.“ – „Okay, und wer ist dein Typ?“ – „Na… du!“

Was angeblich Jahre schon der Fall war und sie sich bloß niemals getraut hatte mir zu sagen, kann durch so eine blöde Aktion erst ans Tageslicht. Obwohl oder vielleicht sogar gerade weil ich es wirklich gut mit den beiden gemeint hatte.

Der Punkt ist: Würde das wirklich auch im Alltag funktionieren? Dauerhaft? Auch in unserem hohen Alter noch? Und es ist ja heute nicht so, dass ich nur neidisch und missgünstig gegenüber anderen wäre oder sie sabotieren würde. Aber dieses aktive Unterstützen und ihnen etwas Gutes wollen – das kam vielleicht in letzter Zeit wirklich etwas kurz.

Ist es egoistisch, anderen zu helfen, nur mit dem Hintergedanken, dass einem selbst dann etwas Gutes widerfährt? Vielleicht, aber das ist Egoismus, der niemandem schadet, im Gegenteil, es wäre Win-Win für alle Seiten. So wie auch Earl in der Serie schon nach seiner ersten guten Tat sein Lotterielos wiederbekommt – und dann nicht aufhört, sondern das Geld investiert, um seine Liste abzuarbeiten.

Es könnte sich lohnen, das mal in der Praxis auszuprobieren.

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Alte Videos von sich beim Tischtennis wiederfinden…

(Screenshot)

Das ist mindestens fünf Jahre her. Und normal konnte ich mir sowas früher gar nicht anschauen… Wie sehe ich denn da aus, was habe ich da an, was mache ich da für komische Schläge, und dann ist das Video ganz nebenbei auch noch furchtbar gelbstichig.

Heute denke ich mir: Hey cool, wie du seitdem abgenommen, deinen Modegeschmack deutlich verbessert hast, und auch deine Schlagtechnik ist besser geworden. Gut, mal den Unterschied zu sehen!

Ganz abgesehen davon hatte ich schon wahrlich hässlichere Brillen als die, die ich da trage.

Also, ja, schaut euch ruhig mal alte Videos von euch an und lernt daraus. So schlimm ist es mitunter gar nicht.

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Hells yeah!

Das hat noch kein Bundesligist vor ihnen geschafft. Und dann der erste Titelgewinn überhaupt… Sollte jetzt etwa noch die Meisterschaft… Es wird spannend!

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War gestern Radfahren… Es war schön!

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Den Teufel werd ich tun!

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Und last but not least kann ich auch noch diese Zahnpasta empfehlen. Letzten Samstag war sie eigentlich leer, und zwar wirklich. Ich hab dann noch einmal nachgeschoben, und jetzt hält sie schon seit über einer Woche. Als ich die gekauft habe, war ich noch in einer Beziehung. ? Also lohnt sich, außer, ihr ihr habt Angst um eure Beziehung…

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Der perfekte Rucksack ?

Auf der Suche nach dem einen für alles und dem Anlegen einer neuen Outdoorausrüstung habe ich endlich nach langer Suche den perfekten Rucksack gefunden. Den Aevor Travelpack:

  • Fasst 38 bis 45 Liter
  • Hat ein Extra-Fach für Schuhe
  • Geht viel rein, aber wirkt nicht übermäßig groß
  • Sieht noch fashionable dabei aus, wirkt nicht wie ein Trekking-Rucksack
  • Lässt sich aber dafür einsetzen
  • Ist gut gepolstert, hat viele, viele Taschen
  • Kann man auch gut als Daypack, zum Verreisen oder zum Einkaufen nutzen
  • Hat gute Bewertungen erhalten
  • Ist noch bezahlbar
  • Lieferung bis gestern

Ich fand ihn auf Amazon und dachte mir: Sieht praktisch aus, ist voll Hipster, aber na ja, die Farbe…

Ich hab schon eine schwarze Trekking-Jacke, schwarze Trekking-Hose, schwarze Trekking-Unterhose… Immer schwarz! Sparkt das so Joy? Nee, schon nicht.

Dann sah ich, dass für den Travelpack noch zwei weitere Farben angezeigt wurden: Dieses schon deutlich hübschere Blau:

Bild: Aevor

Und dieses wunderschöne Hellgrau! Sparkt et Joy? Oh yes, it does! ?

Bild: Aevor

Vorsicht, Jürgen! Keinen hellen Rucksack kaufen, der verusselt nur! Na ja, aber der ist ja so meliert, da fallen ein paar Spritzer Dreck gar nicht auf.

Problem ist bei beiden Farben ohnehin das:

Aber macht nichts. Es gibt ja das Internet, den weltgrößten Marktplatz! Ich suchte auf Google Bilder, Google Shopping, jedem einzelnen Taschen- oder Outdoor-Shop. Überall das gleiche Bild:

Und beim Hersteller selbst?

Gibt es jetzt neben dem Schwarz nur noch so neue Farben.

„Proof Sundown“. Na ja…

„Proof Olive Gold“. ?

Was denken sich die Produktdesigner bei Aevor? „Lass ma‘ alles, was hübsch ist, aus dem Sortiment nehmen und dafür was Hässliches reinstellen?“

Ich durchforstete noch einmal das Internet und fand schließlich doch noch einen Shop, der die schöne Farbe verkauft…

Das sieht SUPERseriös aus…

Was mich vor allem ärgert, ist, dass Amazon und viele, viele andere Shops den Rucksack immer noch im Katalog aufführen und anzeigen, auch wenn er wohl schon längst nicht mehr produziert oder verkauft wird.

Hätte ich gar nicht gewusst, dass es den gibt, wäre ich längst weitergezogen und mit was Anderem glücklich geworden. Aber so… ?

*

Und ja, First World Problem, mimimi…

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Bundestagsverkleinerung

An sich eine gute Idee. Mehr als 700 Abgeordnete braucht das Parlament nicht – was soll der Quatsch… Also reduzieren. Aber so…?

Screenshot: turi2.de

Geplant ist jetzt, dass Überhangmandate verschwinden und Sitze nur noch anhand der Zweistimmen verteilt werden. Das heißt, es werden einige Direktkandidaten in Wahlkreisen nicht mehr automatisch in den Bundestag einziehen.

Das ist, wie wenn der Meister der Regionalliga nicht automatisch aufsteigen würde. Ach warte, ist ja auch schon so.

Aber das ist keine gute Regelung. Ein Direktkandidat sollte auch automatisch in den Bundestag einziehen. Da hätte man besser bei den Zweitstimmen kürzen sollen.

Hier kann ich den Unmut der Gegner durchaus verstehen.

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ChatGPT-Journalismus:

Screenshot: turi2.de

Was ich nicht verstehe, ist: Wer zahlt für sowas dann noch Geld und liest das?

Ich bekomme mittlerweile auch täglich Werbung für Seminare, Tools oder „Rezepte“, um alles aus ChatGPT rauszuholen, mir Kurzgeschichten, LinkedIn-Posts, Tweets oder ganze Romane von der KI schreiben zu lassen.

Schön und gut, aber warum sollte irgendjemand das dann noch von den „Autoren“ lesen, die ihre Inhalte so erstellt haben? Die kann sich doch jeder selbst zuhause mit ChatGPT zusammenbauen.

Oder anders gesagt: Wenn ich 99 Pasta-Rezepte will, dann kann ich ja direkt ChatGPT fragen und muss mir nicht mehr die „Lisa Kochen & Backen“ kaufen.

Wenn ich einen Roman lesen will, den eine KI geschrieben hat (warum sollte ich), dann lasse ich mir selbst eine von ChatGPT schreiben, aber kaufe niemandem sein Buch ab, der zu faul oder uninspiriert war, selbst etwas zu schreiben.

Ja, kann man vertuschen, dass man das gar nicht selbst war. Aber lange wird das nicht gut gehen. Und echte Meisterwerke kriegt die KI sowieso nicht hin.

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Colin Hay: Maggie

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On being happy

Ich glaube mittlerweile, dass andere Menschen durchaus die Macht haben uns unglücklich zu machen, während wir aus dem Umgang mit anderen Menschen viel Kraft ziehen können. Glücklich machen können wir uns aber am Ende nur selbst. Und das lässt sich (mal mehr, mal weniger leicht) beeinflussen:

  • Die Arbeit, die wir machen
  • Wie wir sie machen
  • Wie wir mit unseren Kolleg:innen umgehen
  • Wie wir unsere Tage planen
  • Wie wir uns auf verschiedene Gegebenheiten vorbereiten
  • Wie akribisch wir alles planen wollen, ob wir uns dann über Unvorhergesehenes völlig aus der Ruhe bringen lassen oder es erwarten und dann locker sehen.
  • Welche Menschen wir wann und wie oft treffen
  • Wie gut wir uns selbst kennen und auf unsere Bedürfnisse eingehen
  • Was wir tun, damit es unserem Geist und unserem Körper gut tut
  • Dabei natürlich auch sehr wichtig: Was uns eigentlich Spaß macht
  • Wo wir Impulse für Neues sammeln
  • Ob es immer etwas Neues sein muss oder ob wir manchmal einfach die Ansprüche runterschrauben und dann dadurch glücklich sind.

Für ganz wichtig halte ich aber auch die Erkenntnis, dass man nicht immer und zu aller Zeit glücklich sein kann oder auch nur muss. Es lohnt sich, Ärger und Trauer manchmal zuzulassen. Dazu hier noch ein (kurzer, guter) Essay zum Weiterlesen von Nick Wignall: In Defense of Feeling Bad.

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Aktionismus gegen Trauer

Als die Trennung noch frisch war, beschloss ich, alle Trauer zuzulassen. Jetzt, drei Wochen später, stelle ich fest, dass ich in Aktionismus verfallen bin. Für Trauer war teilweise schlicht kaum Zeit, teilweise lief die Verarbeitung aber auch so gut, dass gar keine Trauer aufkam. Heute Abend dann aber doch.

Und ich wollte zumindest einmal ausprobieren, wie es läuft, wenn man in völligen Aktionismus verfällt, andere Dinge macht, lesen, Bilder bearbeiten, Serie schauen, ein Bad nehmen nach der langen Wandertour, eine Kleinigkeit essen – Dinge bestellen!

Denn nach so einer Trennung ist man hin- und hergerissen dazwischen, sich der Trauer hinzugeben und nach vorne zu schauen. Wenn Letzteres, hilft bekanntlich ein Sich-neu-Erfinden, und da müssen zum Teil neue Dinge her. Ich bin ja noch dabei, mir die perfekte, minimalistische Outdoor-Ausrüstung zuzulegen.

Also kurz zusammengefasst: Es ist eben genauso wie erwartet gelaufen. Der Aktionismus hat gut abgelenkt, aber die Trauer war nur aufgeschoben, sie kam später wieder. Und dann ist es natürlich besser, sich mal eine Stunde Zeit zu nehmen und hinzuhorchen, worüber genau man denn eigentlich traurig ist.

Und das mache ich jetzt mal.

Weil ich heute sonst nichts weiter habe, hier nur noch ein paar Fotos von meiner Pilgeretappe durch die Eifel: Rheinbach bis Bad Münstereifel. Wieder einmal gemerkt: Wenn ich wandere, bin ich ganz ich selbst. Es gibt nichts, womit ich mich besser fühle (zumindest wenn das Wetter gut ist, alles läuft und ich nie mehr diese blöde Funktions-Unterhose anziehen muss, die sich aufrollt und mir ins Bein schneidet…)

Meine Traumfrau wandert gerne. Und viel mehr muss sie eigentlich gar nicht. Nur den Jakobsweg zusammen mit mir gehen und dann ist gut. ???‍♂️

*

Echt aussehendste Spam/Phishing-Mail, die ich je bekommen habe. Sehr gut imitiert, kein offensichtlicher Rechtschreib- oder Grammatikfehler und ein echt aussehender Link (auch wenn der beim Mouse-over natürlich auf was ganz anderes verweist). Ich hoffe mal, dass das jetzt nicht daran liegt, dass die KI langsam so weit ist, aber ich fürchte doch.

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Es ist für alle schwer

REM sangen mal: „Everybody hurts, sometimes“, frei übersetzt: Jeder ist mal traurig, auch die, die immer glücklich wirken, selbst andere verletzen oder so tun, als könnte nichts sie erschüttern.

Ich würde das noch erweitern mit: Für jeden ist es schwer, dieser Alltag, dieses blöde Leben:

  • Der graue Winter
  • Die Steuererklärung
  • Das Erwachsenwerden
  • Dieser Beziehungsmist
  • Die monatlichen Rechnungen, die bezahlt werden müssen
  • Dass einer in der 50er-Zone vor dir 30 fährt, wenn du es gerade eilig hast
  • Die Mühe, etwas Neues zu lernen
  • Und die Zeit, die es dauert, darin richtig gut zu werden
  • Das Missverständnis der Anderen
  • Verfluchte Gebrechen des Körpers
  • Freunde, Familie oder andere wichtige Bezugspersonen zu verlieren
  • Wegziehen zu müssen
  • Irgendwann zu sterben

Und vieles, vieles mehr.

Seid nett zu anderen, so komisch sie auch auf euch wirken mögen!

*

(Was ist eigentlich aus REM geworden? Warum hört die heute keiner mehr?)

*

In Mitten dieses ganzen Chaos‘ gerade herausgefunden, woher meine Ost-West-Schwäche rührt. 🙂 Nämlich daher, dass sie Ost-West-Schwäche heißt.

Schaut’s: Es gibt einige Begriffe, die was mit Ost-West heißen:

  • Ost-West-Konflikt
  • Ost-West-Politik
  • Ost-West-Gefälle
  • Ost-West-Wanderung
  • Ost-West-Achse
  • Ost-West-Passage
  • Ost-West-Schwäche

Und ganz selten mal ein Begriff, der West-Ost-irgendwas heißt, allenfalls:

  • West-Ost-Ausdehnung

In der westlichen Hemisphäre lesen wir aber von links nach rechts, oder, schon etwas seltener, von oben nach unten:

Nur dass der Osten eben nicht „links“ auf der Karte ist, sondern rechts:

Es wäre also logischer und würde für weit weniger Verwirrung sorgen, wenn es West-Ost-Konflikt heißen würde.

Eine Rechts-Links-Schwäche oder besser: Links-Rechts-Schwäche habe ich nicht. Ich vermute also tatsächlich, dass es von didaktisch unklug angeordneten Begriffen wie „Ost-West-Konflikt“ kommt. Wenn ihr auch eine Ost-West-Schwäche habt, bedankt euch bei denjenigen, die den Ost-West-Konflikt „erfunden“ haben – Josef Stalin und Harry S. Truman. ?

*

WordPress, ich hasse dich! Wie konnte aus diesem einstmals wunderbaren CMS so eine Usability-Wüste werden?

*

Meine Nachbarin hat eine Playlist mit mir geteilt, die mir beinahe durchweg gefällt. Hab schon einige Songs davon gespeichert…

War das nicht früher mal ein Ding? Der gleiche Musikgeschmack? O-Ton einer Mitschülerin damals: „Ich könnte nie mit jemandem zusammen sein, der eine andere Musik hört als ich.“

Ich habe seit Jahrzehnten niemanden mehr getroffen, der die gleiche Musik mag wie ich (oder umgekehrt). Einzelne Bands oder Lieder, ja, aber mehrere oder gleich eine ganze Playlist?

Es ist ohnehin selten geworden, dass man Musik mit anderen teilt. Wenn, dann geht das wohl sowieso nur noch in Form von Spotify-Playlists. Und eigentlich traut man ohnehin dem Algorithmus zu, dass er eine bessere Auswahl für einen trifft. In diesem speziellen Fall muss ich aber sagen: ein einzelner Mensch schlägt hier die Maschine, wenn halt eben auch nur einmal in 20 Jahren.

Die Mitschülerin von damals habe ich übrigens gerade mal gegoogelt und nicht gefunden. Eventuell hat sie inzwischen geheiratet. Ob sie jetzt gemeinsam Jungle hören und dabei glücklich sind?

Von der Playlist meiner Nachbarin übrigens ist dieser Song hier, und, how cool is that! Laleh: Speaking of Truth (2014):

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Anderen mal was Nettes sagen

Es ist verrückt, ich habe das wirklich so gut wie nie gemacht: Menschen, die ich mag, ab und zu mal etwas Nettes sagen. Warum genau nicht, versuche ich gerade zu erforschen, und habe da eine heiße Spur…

Die Sache ist aber auch die: Ich dachte mal, dass es sich für mich auch falsch anfühlen würde, wenn ich damit anfänge. Und deswegen würde ich das erst recht nicht machen. Ich täte das ja nur, um auch etwas zurück zu kriegen. Phishing for compliments, quasi. Und irgendwie wäre das nicht ich.

Aber wer ist man wirklich, und ist man am Ende nicht nur Produkt seiner vielen Gewohnheiten, von denen man ja alte mit neuen durchaus überschreiben kann? Und vielleicht fühlt es sich ja nach ein wenig Training sogar richtig an. Aber genau das ist eben notwendig: Training. Anderen etwas Nettes sagen, sie in etwas bestärken, sie aufmuntern. Und wenn es vor Kitsch trieft, dann war es wohl noch nicht der richtige Ton, den man nach ein wenig Training ja vielleicht viel besser treffen kann.

Meine ersten Ergebnisse nach drei Tagen Training sind erstaunlich (?) positiv: Es hat sich noch keiner darüber beschwert. ??‍♂️ Nicky und Jens J. haben mich nach meinem Aufruf am Freitag danach befragt und jeweils ein Kompliment zurückbekommen. Meine Nachbarin am Samstag einfach so, und als ich gestern mit zwei Freunden wandern war, habe ich versucht, das eine oder andere Positive in die Gespräche einzustreuen.

Und nein, es hat sich nicht nur keiner beschwert, eigentlich alle fanden es nett, und es hat sich sogar organisch angefühlt. Ich musste mich dafür allenfalls anfangs ein klein bisschen verstellen. Aber beim vierten Versuch fiel es mir schon gar nicht mehr schwer. Wenn man nur sein Ego mal ein wenig ducken lässt… Jetzt muss ich da nur dranbleiben. Wer mag, darf mich in persönlichen Gesprächen gerne daran erinnern, wenn ich es vergesse, und nach einem Kompliment fischen. Ich gebe dann auch gerne eins.

Und wenn du dir beim Lesen gerade denkst: „Wovon um alles in der Welt redet der? Anderen was Nettes sagen, ist doch was ganz Natürliches, das macht doch jeder?!“ Na ja, eben nicht. Schau mal auf deine Schwäche und vielleicht verstehst du dann, dass jeder irgendwo ’ne Meise hat und gar nichts selbstverständlich ist.

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Die FPD

Tempolimit auf deutschen Autobahnen, damit Deutschland die notwendigen Klimaziele kurzfristig eher erreichen kann? Dagegen: die FDP.

Verbrenner-Aus ab 2035? Beinahe alle EU-Länder dafür, Rot-Grün auch. Dagegen: die FDP.

Aus der Atomkraft sofort komplett aussteigen, die letzten Meiler vom Netz nehmen? Dagegen: die FDP.

Gas- und Ölheizungen ab 2024 endlich in den Wind schießen und vornehmlich auf Wärmepumpen setzen, die Energiewende forcieren und die Abhängigkeit von zweifelhaften Öl- und Gasnationen weiter verringern? Dagegen: die FDP.

Tempo 30 statt Tempo 50 in Städten zur Regelgeschwindigkeit machen, um schwere Verkehrsunfälle zu minimieren, einen Beitrag zur Klimawende leisten, KFZ aus Innenstädten möglichst raushalten. Dagegen: die FDP.

Die FDP, die FDP, die FDP.

I get it, okay? Man muss in einer Regierung nicht für alles sein, nur weil es die beiden Koalitionspartner sind. Vor allem, wenn es klar gegen die eigene Überzeugung geht, zu der ein Tempolimit auf Autobahnen meinetwegen gehört, warum auch immer. Aber an einigen der Beispiele wird man das Gefühl nicht los, dass die FDP, gerade in Umweltfragen, zu einer Dagegen-Partei geworden ist und sich in dieser Rolle sogar sehr gut gefällt. Motto: Das kleine bisschen Macht, das diese ungeliebte Koalition uns gegeben hat, nutzen wir voll aus, damit keiner vergisst, dass es uns auch noch gibt. Asterix gegen die Römer, wer auch immer die dann in dem Fall eigentlich wären…

Wäre sogar beinahe charmant, wenn da nicht gute Ideen bei auf der Strecke blieben. Will die ach so fortschrittliche FDP wirklich die Dagegen-Partei werden?

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Freitag schwang ich mich aufs Rad und machte ein wenig Training, fuhr nach Ippendorf und dort ein paarmal den Berg rauf und runter. Die Strecke ließ ich von Strava protokollieren.

Etwas später erhielt ich eine Glückwunsch-E-Mail:

Heißt: Die App hat alleine und korrekterweise aus meinem GPS-Tracking geschlossen, dass ich ich ein paar Mal in Ippendorf den Berg rauf und runter gefahren bin, das ohne mein Zutun mit einer Challenge abgeglichen, die es offenbar gibt („Ippendorf Up & Down“), ermittelt, dass ich das in den letzten 90 Tagen anscheinend öfter gemacht habe als alle anderen Strava-Nutzer und mir daraufhin selbstständig eine Badge per Mail zugeschickt und mich zur „Local Legend“ erklärt.

Das ist clevere Datenanalyse! Well done, Strava, well done!

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Hach, der Frühling!

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Feuerwanzen. Irgendwas sagt mir, dass wir davon dieses Jahr noch einige sehen werden…

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Letting it all out

Wenn man eh schon dabei ist, kann man auch in die Tiefen gehen. Unterhielt mich heute Abend auf WhatsApp mit einer guten Freundin über Beziehungskram. Wir kamen darauf zu sprechen und dann ließ ich es laufen. All meine schlechten Eigenschaften, was sie sind, woher sie – wahrscheinlich – kommen (so genau lässt sich das nicht immer lokalisieren) und was ich dagegen unternehme. Denn dass ich zumindest einige davon noch loswerden muss, um noch ein paar glückliche Jahrzehnte auf diesem Planeten zu führen, das weiß ich mittlerweile.

Immerhin zwei meiner schlechtesten Eigenschaften konnte ich ziemlich genau zurückverfolgen. Warum fällt es mir zum Beispiel so gottverdammt schwer, Menschen, die ich mag, mal etwas Nettes zu sagen? Einfach fehlende Gewohnheit, klar. Aber da steckt auch mehr dahinter, und ich glaube, ich komme langsam dahinter, was.

Und mehr schlechte Eigenschaften möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht aufzählen. Zum einen würde das ein seeehr langer Beitrag werden, zum anderen ist das hier ja alles öffentlich, und das muss dann auch nicht zwingend jeder lesen können. Wen es interessiert und wer sonst noch mit mir in Kontakt steht, der kann sich ja privat bei mir melden. Ich schreibe ihr oder ihm dann auch etwas Nettes zurück! Will das ja jetzt üben. 😉

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Der überflüssige Trainerwechsel ohne bisher deutlichen Erfolg, aus zwei Wettbewerben ausgeschieden, auch aufgrund der schlechten Platzverhältnisse also, dafür dann jetzt der „überfällige“ Greenkeeperwechsel, Oliver Kahn angezählt, wobei es eigentlich Hasan Salihamidzic treffen müsste, was aber als persönliche Niederlage für Uli Hoeneß gälte, und was der nie zulassen würde…

Danke, FC Hollywood Bayern! So irre und daher spannend war die Liga schon lange nicht mehr. Schade dass es keinen Rivalen gibt, der jetzt in der Lage wäre, das auszunutzen.

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Als einzige deutsche Mannschaft im Halbfinale der drei europäischen Wettbewerbe (Champions League, Euro League und Conference League) ist übrigens Bayer Leverkusen verblieben. Sagt auch einiges über die Qualität der Bundesliga aus.

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„Boys‘ Club“: Ganz ehrlich? Noch nicht mal als Journalisten interessiert es mich besonders, was da im Hause Springer und der Causa Reichelt genau vorgefallen ist. Ja, wird übel gewesen sein, ja, ist gut und richtig, dass das jetzt aufgedeckt und der Sumpf trockengelegt wird. Aber nein, kommt nicht überraschend, und einen Podcast dazu hören, wie gut auch immer er wahrscheinlich produziert sein wird? Nö, da weiß ich mit meiner Zeit was Spannenderes anzufangen. ??‍♂️

Ging mir übrigens auch im Falle Claas Relotius so. Ja, der Mann hat Journalistenpreise noch und nöcher für seine teilerfundenen Reportagen bekommen, weil eben keiner genau hingeschaut hat. So what? Vielleicht sollte man dann einfach mal aufhören, Journalistenpreise so hoch zu hängen oder Reportagen als die höchste Kunst der journalistischen Darstellungsformen anzusehen. Hab auch manchmal das Gefühl, dass das nicht all zu viele Leute außerhalb des „Spiegel“-Verlagshauses überhaupt interessiert hat.

Die gefälschten Hitler-Tagebücher (die gerade ihren 40. feiern!) toppt ohnehin nichts mehr.

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Vokabeltraining: 105 von 105. Ich glaube, das ist auch das erste Mal überhaupt, dass mir das gelingt. Es sind die kleinen Dinge…

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Spring in the City

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Momente festhalten

Gestern war ich in der Kirche (ja, schlagt mich) und hab der Messe beigewohnt. Eigentlich wollte ich überhaupt nicht, bin dann aber doch. Und es gibt genug Gründe, nicht in die Kirche zu gehen. Der Verein wandelt sich halt nur seeehr langsam, und nach all den Missbrauchsskandalen ist der Ruf natürlich völlig lädiert. Ich zahle trotzdem noch Monat für Monat das „Abo“, und da will man ja auch mal was von haben. Jedes Mal, wenn ich dann da auf der Holzbank sitze, denke ich mir aber: Da könntste schon niemanden mit hinbringen, der nicht damit aufgewachsen ist. Dieser altertümliche Gesang, diese ständige Aufstehen und sich Setzen, Weihrauch für die Massen – es könnte auf Außenstehende unfreiwillig komisch wirken.

Nur dass es diesmal gar nicht so komisch war. Keine Orgel, sondern eine Keyboarderin. Und während der Kommunion spielte sie tatsächlich „Champagne Supernova“ von Oasis (kein Scheiß!). Ein Typ drei Reihen weiter grinste in sich hinein – er hatte es auch erkannt. Beim Rest der Anwesenden bin ich mir gar nicht so sicher.

Schönster Moment für mich aber: Beim Auszug setzte sie noch einen drauf und spielte „Halo“ von Beyoncé. Und um mich herum die meisten Leute setzten sich wieder, um noch eine Weile zuzuhören. Ich mich auch. Und als dann das Klaviersolo einsetze, hatte ich ein wenig mit den Tränen zu kämpfen. (Ja, die letzte Woche war nicht gerade leicht…) Als sie fertig war, applaudierten wir alle. Ich hatte das Bedürfnis, die Dame einfach zu umarmen. Habe ich natürlich (leider?) nicht gemacht.

The thing is: Seitdem gehen mir diese Szene und dieser Song nicht mehr aus dem Kopf. Aber leider genau so, wie die Keyboarderin ihn gespielt hat. Ich kann auf Spotify das Original hören oder auch Piano-Versionen „in the style of Halo“. Aber es wird diesen einen Moment nicht mehr zurückbringen. Ich muss ihn im Geiste festhalten oder – Achtung, jetzt wird’s bisschen cheesy – im Herzen tragen. Oder mich mit der Keyboarderin anfreunden und sie irgendwann mal bitten, dass sie das noch einmal für mich spielt. 🙂

Und der „Verein“ hat mich an diesem Abend ein wenig überrascht. Oasis und Beyoncé in einem Gottesdienst – way to go! Warum nicht immer so? Vielleicht macht es doch einen kleinen Unterschied, wer da in Rom auf dem Chefsessel sitzt. Franziskus gilt nicht als der geborene Leader, aber als entspannterer, moderner Zeitgenosse. Hätte es unter Benedikt wohl schon so nicht gegeben. Jetzt noch lückenlose Aufklärung der Missbrauchsfälle, Aufhebung des Zölibats, Frauen in Priesterberufen und Segnung von Homosexuellen, und der Laden hat in den nächsten 50 Jahren noch mal eine Chance. Come on, you can do it!