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Hm

Let’s face it

# Ich könnte hier jetzt heroisch mit einem Helfie posieren, wie drei Kumpels und ich am Freitag spontan einer älteren Dame an der Ahr in Sinzig geholfen haben, ihren Garten und Keller per Kärcher und Schubkarre vom Hochwasser-Schlack zu befreien. Aber am Ende wäre das auch nicht viel mehr als Katastrophentourismus.

# Ja, wir wollten helfen, ja, wir haben geholfen. Aber am Ende war es auch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein an einem Ort, an dem es eigentlich schon viel Hilfe gab (was sehr löblich ist!). Es war gut, mal ein Gefühl dafür zu bekommen, was die Leute dort durchgemacht haben. Aber richtig etwas verändern konnten wir nicht. Und ganz ehrlich: Angesichts der Ausmaße würde es wohl erst etwas verändern, wenn ganz Bonn einen Monat lang täglich dort aushilfe, wo es am dringendsten ist.

# Geld überweisen. Vor ziemlich genau 10 Jahren schrieb ich auf Basic Thinking mal einen Beitrag darüber, dass Geld überweisen so einfach und schnell wie E-Mail schreiben sein müsste. Das war noch vor dem Aufkommen von Fintechs, der Standard-Umstellung auf IBAN und vor Echtzeitüberweisungen. Von einigen Kommentatoren wurde ich zurechtgewiesen, ich solle doch bitte nur von Dingen schreiben, von denen ich Ahnung hätte. Gerade eben habe ich einem Bekannten Geld gepaypalt. Nicht einmal eine Minute später whatsappte er zurück: „danke, ist angekommen!“. Das geht natürlich schon länger, aber erst da fiel mit auf, dass Geld überweisen heute wirklich so einfach wie E-Mail schreiben ist (und es trotzdem noch einfacher ginge). Und dass jeder, der mal eine Idee für eine bessere Welt hat, sich bloß nicht von Miesmachern die Suppe vollweinen lassen sollte.

# Verbal fighting. Vorhin zog ich als Regenschutz eine Plastiktüte über den Sattel der E-Schwalbe, die ich gerade teste und die ich vor unserem Haus geparkt habe. Das urige Retro-Design im knalligen Orange sorgt immer wieder für Aufmerksamkeit. Eine ältere Dame aus dem Nachbarhaus bemerkte im Vorbeigehen, „oh, fährt die elektrisch?“, und entschuldigte sich im gleichen Moment lachend: „Damit wollte ich nicht ausdrücken, dass ich damit nicht einverstanden gewesen wäre, wenn sie nicht elektrisch wäre.“ Ich lachte freundlich zurück: „Ganz ehrlich? Das wäre mir auch egal gewesen.“ Ich weiß nicht, woran das liegt, aber ich reagiere bereits auf mögliche Kritik immer noch übertrieben wehrhaft. Aber es wird langsam besser. Und ich glaube mittlerweile, das ist durchaus nicht unangebracht in dieser Gesellschaft, sich rhetorisch so gut es geht verteidigen zu können. Der Tag wird kommen, an dem ich das mal für etwas wirklich Wichtiges brauche.

# Corona-Sensationalismus: Ich dachte, ich wäre der letzte, der Meldungen über Corona übertrieben nennen würde. Aber mittlerweile ist es so weit. Der Beitrag unten stammt aus der FR von heute Abend, aber er hätte genauso gut aus einer der 1.000 anderen derzeit gleich klingenden Online-Postillen stammen können. Und er kann einem eine Heidenangst einjagen. „Rasant steigende Inzidenz“. ? „Trotz aller Warnungen!“ ?? „Delta-Variante kaum noch kontrollierbar“ ???.

Nein, ich fange jetzt nicht an zu schreiben, dass da eine große Verschwörung in Gange wäre. 😉 Aber kritisieren muss ich die Kollegen trotzdem. Denn vor der Sensationalisierung sollte der Blick doch wenigstens einmal auf alle Zahlen fallen. Ja, über 40.000 Neuinfektionen pro Tag sind eine Menge. Allerdings sieht es für mich ganz klar so aus, als wäre Britain längst over the peak. Die Zahlen sinken schon wieder, die vierte (oder eigentlich da erst dritte) Welle scheint gebrochen:

64 Todesfälle an einem Tag, dazu 618 Patienten landesweit auf Intensivstationen und 4.658 Patienten in Krankenhäusern. Das ist nicht nichts, aber das ist gerade mal noch ein Fünftel bis ein Zehntel von dem, was GB bei der letzten Welle trotz Lockdowns im Winter verzeichnet hatte. Und diesmal hat wohl gemerkt alles wieder auf. Die Leute feiern in Discos, sie sitzen vollgepackt in Restaurants und Pubs. Trotzdem: vergleichsweise sehr wenige Todesfälle…

… deutlich weniger Krankenhauseinweisungen und Personen auf Intensivstationen:

Spielt das überhaupt gar keine Rolle mehr? Geht es nur noch um die Zahl der Infizierten? Der Eindruck, der nach Lektüre solcher Nachrichten wie oben bei den Leuten aber bleibt, ist: „Boris Johnson ist ein Vollidiot, die spinnen, die Briten, sie spielen mit Menschenleben und sie handeln völlig unverantwortlich“. Nein, tun sie (ausnahmsweise mal) nicht. Andere Länder, die mit dem Impfen noch nicht so weit sind, sollten und dürfen vorsichtig sind, wen sie da aus GB ins Land lassen und wen nicht. Aber Britain itself is doing just fine. Und das darf man ruhig auch mal so aufschreiben.

# Die letzte Folge der 2. Staffel von „The Mandalorian“ setzt Maßstäbe, mehrfach. Großartig!

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Argh

Hell is other Verkehrsteilnehmer

Egal, ob ich in letzter Zeit mal zu Fuß, mit dem Auto, dem Fahrrad oder, wie aktuell, einem E-Moped unterwegs bin: Sie rauben mir den letzten Nerv, diese sonderbaren Verkehrsteilnehmer. Raser, Drängler und rabiate Radfahrer meine ich nicht, die kennt man ja schon, ohne die würde fast etwas fehlen. Es sind eher diese bisher kaum besprochenen Speziäe:

  • Die Nur-Nach-Gehör-über-die-Straße-Geher: Sie gehen einfach, wenn kein Auto zu sehen ist. In letzter Zeit sehe ich vor allem alte Männer, die das tun. Oh, und ich meine hier nicht diejenigen welchen, die schon zum Gehen angesetzt haben, mit einem Bein auf dem Radweg stehen und dann doch noch stoppen. Ich meine Leute, die einfach so gehen. Die schon zwei Meter weit auf der Fahrbahn sind, wenn du gerade den Berg runtergerauscht kommst. Die dich noch nicht einmal bemerkt haben, wenn du mit deinem – erstaunlicherweise – lautlosen Fahrrad schon direkt hinter ihnen bist. Überfahren darfst du sie natürlich trotzdem leider nicht.
  • Die Komme-Was-Wolle-zu-zweit-Nebeneinander-Geher: Ihr trefft sie vor allem gerne vor euch auf schmalen Fußwegen, wenn ihr es selbst gerade eilig habt. Sie bestehen darauf, nebeneinander zu gehen und dabei den ganzen Weg auszufüllen. Sie bemerken euch aber nicht hinter sich, egal, wie laut ihr absichtlich schlurft oder wie sehr ihr ihnen schon in den Nacken atmet. Natürlich gibt es genau dann keine Möglichkeit, irgendwie zu überholen, meist weil Gegenverkehr kommt. Ihr könnt gut und gerne 50 Meter lang hinter ihnen hergehen, sie hören euch erst, wenn ihr euch laut räuspert oder sie irgendwann ansprecht und wörtlich bittet, zur Seite zu treten.
  • Die 40-in-der-50er-Zone-Fahrer: Sie fahren gerne vor euch im dichten Feierabendverkehr. Die Ampel habt ihr hinter euch gelassen, die Tempo-30-Zone ist gerade vorbei, aber der im Auto vor euch macht trotzdem keine Anstalten, in irgendeiner Art und Weise schneller zu werden. Er bleibt bei 30 oder – sehr gerne auch – 40, da wo 50 erlaubt sind. Könnte ja bald die nächste Ampel kommen… Gibt es natürlich nicht nur in 50er-Zonen. Jeder kennt auch die, die nach einer Ampel auf der Landstraße weiter 70 fahren. Neulich habe ich mal mit dem Fahrrad in einer Tempo-30-Zone ein Auto überholt, das stoisch bei 25 blieb.

So sehr die Hölle hier die Anderen sind. So sehr ist es manchmal auch die Verkehrsführung, die sie dazu treibt. Oft sehe ich einen Tempo-30-Hinweis mit gleichzeitigem Baustellen-Schild, obwohl die Baustelle da schon lange nicht mehr ist. Manchmal fehlt ganz offensichtlich das Schild, das eine Beschränkung wieder aufhebt. Es gibt Autofahrer, die bergauf hinter und neben mir auf dem Rad herkriechen, weil sie wegen des 1,50-Abstandsgebots nicht überholen dürfen. Eine völlig unrealistische Regelung, in meinen Augen, die den dichten Feierabendverkehr noch weiter ausbremst und die Autos zu gefährlichen Überholmanövern verleitet. Wie übrigens auch Autos und vor allem LKW, die mich auf dem E-Moped überholen, weil das aus absurden gründen nicht schneller als 45 km/h schnell sein darf.

Es ist immer wieder ein Chaos da draußen. Und du kannst dir nie sicher sein, dass du da lebend wieder raus kommst. Du bist den Anderen hilflos ausgeliefert und wenn es nicht um gefährliche Situationen geht, dann rauben sie dir mit ihren Marotten den allerletzten Nerv.

Ich weiß schon, warum ich lieber im Home Office arbeite.

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Sigh

Der sonderbarste Sommer aller Zeiten

Vielleicht wundert sich der eine oder die andere, wenn er/sie das jetzt liest, aber, ja: Wir haben tatsächlich gerade Sommer.

Das soll keine Schelte alleine über das Wetter sein, das wäre auch zu billig. Aber dieses nur manchmal warme und sonnige Wetter ist auch eine der Komponenten für diese komische Zeit gerade:

  • Es ist plötzlich alles wieder möglich, aber gleichzeitig nicht sinnvoll. Du kannst dich sogar ungeimpft und ungetestet in eine Gaststätte reinsetzen. Du kannst in Kellerbars gehen. Viele Leute tun das auch und denken sich nichts dabei. Die Tatsache, dass ich das vorerst nicht mache, kommt mir zwar vernünftig, aber schon ungewöhnlich vor. Ich könnte es, es würde mir Spaß machen und trotzdem mache ich es nicht, weil – Virus.
  • Es wird nicht gut ausgesehen. Das ahnt man im Grunde jetzt schon. Die Nachbarn haben schon die vierte Welle, wir beschwören sie gerade mit aller Macht herauf. Spätestens im September sind wir dann auch so weit.
  • Damit einher geht wohl auch der nächste Lockdown. Und das ist umso absurder, als dass man das jetzt schon weiß und es dadurch unausweichlich scheint, obwohl es das streng genommen nicht sein müsste.
  • Und wenn du beim Gedanken an einen Lockdown bloß müde abwinkst, stimmt auch irgendwo was nicht. Keine Angst, kein Ärger, nur noch Gleichgültigkeit. Wir hatten jetzt schon so viele davon, machen kannste eh nix. Soll er halt kommen, ich komm drauf klar, muss ich ja, schaffe ich auch.
  • Ärgerlich ist nur, dass trotzdem kein Ende in Sicht ist. Wann ist der Driss endlich vorbei? Dieses Jahr noch? Erst im Frühling? Nie? Wann kann ich wieder nach Singapur reisen? Oder Australien? Keiner weiß es.
  • Dann sollte mein Urlaub Mitte August eigentlich in die Niederlande gehen. Aber da sind sie jetzt schon so weit, wie wir erst im Herbst. Risikogebiet aktuell, Hochinzidenzgebiet ziemlich sicher bis dahin. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von aktuell über 400. Mit entsprechenden Einschränkungen. Könnte ein toller Urlaub werden…
  • Dabei sind die Krankenhäuser dort leer, wenn ich das richtig sehe. Die Niederlande verzeichnen in den letzten Tagen Zahlen der an und mit Corona Verstorbenen im einstelligen Bereich. Landesweit wohl gemerkt. Laut dem niederländischen Institut für Gesundheit und Umwelt sind in der vergangenen Woche ganze 31 Patienten auf Grund von Corona auf die Intensivstation verlegt worden. Pro Woche, nicht pro Tag. Trotz tausender neuer Corona-Fälle täglich. Das klingt jetzt wirklich nicht mehr gefährlicher als die Grippe (Impfung sei dank?). Was sagt also die Zahl der Erkrankten und die 7-Tages-Inzidenz überhaupt noch aus? Sind wir dann nicht im Grunde schon so weit, dass wir „nach der Impfung“ zur Normalität zurückkehren könnten?
  • Und dann liegt derzeit diese gespenstische Stimmung über Bonn. Man merkt es irgendwie, dass 15 km weiter „Ground Zero“ ist. Viele Leute in Bonn feiern und genießen den Sommer zwar trotzdem, aber es fehlt ein wenig die Unbeschwertheit. Vielleicht ist es auch dieser Gedanke daran, dass so etwas erst der Anfang war von dem, was in Zukunft traurige Normalität werden wird: Naturkatastrophen noch und nöcher, die wir nicht verhindern können.
  • Und moralisch? Ich sehe viele Menschen in der Umgebung gerade ihren Camper packen und in Urlaub brausen. Sollte man nicht lieber hier bleiben und irgendwie helfen? Sollte man?
  • Sicher, die Meldungen widersprechen sich, ob da nun jeder einzelne zum helfen kommen soll oder ob der dann wieder weggeschickt wird. Und ich habe ja nicht frei, nur weil nebenan Katastrophe war. Die Arbeit brummt und die Steuer ist langsam aber sicher fällig, auch wenn ich das gerne geflissentlich ignoriere. Aber stimmt schon. Wenn man wollte, könnte man mit anpacken. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie am besten. Und ich habe ganz ehrlich einen Heidenrespekt vor dem, was mich dort erwarten würde.

Kurzum: Nee, so ist das alles nichts. Irgendwie müssen wir da in diesen Sommer noch den Turn reinkriegen. 🙂

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Yeah

Eine Woche ohne Dusche

Der Traum eines jeden kleinen Jungen – ausprobiert, damit ihr es nicht müsst.

Aber im Ernst, wie kam ich da jetzt drauf? Vergangene Woche Donnerstag habe ich meine Zweitimpfung mit Biontech bekommen (worüber ich sehr dankbar bin). Am nächsten Morgen kam ich kaum aus dem Bett. Kaffee, Dusche, alles half nicht, ich war wie in Watte gepackt. Als auch am Samsung klar war, dass ich wohl noch etwas länger unter den Nebenwirkungen laborieren würde, stand ich mehr oder weniger gar nicht erst auf.

Am Sonntag kam mir die Idee, da vielleicht ein kleines Experiment draus zu machen. Wie lange würde ich ohne eine Dusche durchhalten? Die Zeit war eigentlich perfekt. Sport konnte ich wegen der Erkältungserscheinungen eh nicht machen, Leute treffen auch nicht so wirklich, das Wetter war eher frühlingshaft als sommerlich.

„Ohne Dusche“ heißt übrigens nicht, dass ich gar keine Körperhygiene betrieben hätte. Mein Deo und etwas Parfüm benutzte ich weiterhin. Einige sensible Stellen wusch ich einzeln trotzdem, bei anderen wie Achseln, Kniekehlen, Ellenbogen… kam täglich meine Geheimwaffe feuchtes Toilettenpapier zum Einsatz. Ich dürfte also all die Tage nicht gestunken haben. Ist das Zeug denn gut für die Haut? Na ja geht so, könnte schlechter:

Wasser ist unbedenklich. ? Das ist doch toll.

Am Montagabend nahm ich in Köln am Fühlinger See an einem Stand-up-Paddle-Kurs teil. Ich hatte mich vorher noch mit Sonnenmilch eingecremt, fiel aber während des Kurses fünf, sechs Mal in den See. Auch eine Art Duschersatz. Hinterher hätte ich trotzdem normalerweise noch geduscht. Aber, come on. Ein recht natürlicher See ohne viel Verschmutzung. Viel besser geht es doch kaum. Zuhause befreite ich allerdings meine Füße unter der Brause noch einmal vom Sand.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (die Tage 4-5) wurde es langsam fies. Also nicht in der Form dass ich gestunken hätte (dürfte ich nicht haben), sondern dass es auf der Haut unangenehm wurde und stellenweise anfing zu jucken. Das kann natürlich an den Erzeugnissen der Mücken und Wasserflöhe gelegen haben, die montags auf dem See wie Hyänen über mich herfielen (Zufall?). Einige Körperstellen hatte ich da wirklich tagelang nicht von Hand gesäubert. Zum Beispiel die Beine bis auf die Kniekehlen oder den Rücken.

Am Mittwoch an Tag 5 hätte ich am liebsten aufgehört. Es wäre einfach herrlich angenehm gewesen, über den ganzen zirpenden Mist (Körper) mal fünf Minuten lang eine Ladung Wasser zu gießen. Statt dessen versuchte ich, beinahe den ganzen Körper mit feuchtem Toilettenpapier abzureiben. Für ein kurzzeitiges Frischegefühl kaum schlechter als eine Dusche.

Meine Haut jubelte indes. Musste ich eigentlich sonst einige Stellen nach dem Duschen immer eincremen, war diesmal alles schon von Haus aus „in Butter“ (kann natürlich auch an der regenbedingt hohen Luftfeuchtigkeit gelegen haben). Selbst meine Haare – seit Tagen nicht entölt – schimmerten nicht fettig und fühlten sich auch nicht so an. Na gut: Die Glatze habe ich regelmäßig mit feuchtem Toilettenpapier poliert, der Haarkranz ist aktuell nur 2mm lang. Da sieht man keine fettigen Haare. Aber abgesehen davon, dass es oberflächlich an einigen Stellen ein wenig juckte und ziepte, fühlte ich mich „tief drin“ wohl in meiner Haut.

Bei unseren Vorfahren, ja selbst bei unseren Eltern und Großeltern, war es keinesfalls usus, täglich zu duschen. Dermatologen nennen das ohnehin einen Irrsinn. Wir tun es für das tägliche Frischegefühl, auch ein wenig, um abzuschalten und morgens in die Gänge zu kommen. Wirklich notwendig ist das nicht, gut für die Hautflora auch nicht.

Es kam, wie es kommen musste. An Tag 7 (heute) wachte ich morgens auf und dachte mir: Och, eigentlich könntest du noch ein paar Tage so weiter machen. Passt doch alles.

Dass ich mir jetzt gleich nach dem Runtertippen dieser Zeilen doch noch noch ein Bad gönnen werde, hängt schlicht damit zusammen, dass ich gerade zum ersten Mal seit einer Woche wieder Sport gemacht habe. Und nee, sorry. Schwitzen und danach nicht duschen geht für mich nicht. Das musst entklebt werden. Bin gespannt, wie das wird. Sich in Wasser legen: komische Vorstellung. Kriege ich da am Ende Ausschlag von? ?

Und jetzt? Was habe ich daraus gelernt? Na ja, zum einen ist die Welt nicht untergegangen. Wenn jetzt mal das Wasser ausfallen sollte oder ich unterwegs auf Reisen bin: Mal einen Tag oder gar drei nicht duschen?! ? Früher undenkbar. Jetzt hat die Vorstellung irgendwie ihren Schrecken verloren. Gut so!

Im Alltag würde ich es jetzt den Gegebenheiten anpassen. Tatsächlich mache ich an den meisten Tagen der Woche Sport und danach brauche ich eine Dusche. Aber an Tagen, an denen es kalt ist, ich hier im Home Office keinen treffe, mich nicht viel bewege und auch so irgendwie in die Gänge komme? Werde ich wohl immer mal wieder einen Tag skippen. Kein Problem.

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Right

Elfenbeinturm

Heute Morgen wachte ich auf, und es war ruhig. Ich ging auf meinen Balkon, lukte raus und sah nichts Besonderes. Es schien noch weiter geregnet zu haben in der Nacht, wie auch schon fast den ganzen Tag davor. Nervig, kein echter Sommer halt, aber mehr auch nicht.

Hätte ich 30 Kilometer weiter weg gewohnt, könnte ich jetzt tot sein. Die Nachrichten heute sind unfassbar. Im Kreis Euskirchen sind 15 Menschen tot, an der Ahr, wo ich gerne wandern gehe, mindestens 18. Viele weitere werden vermisst. Zur Stunde meldet Tagesschau.de 58 Tote und noch viele Vermisste. Das ist schon jetzt eine größere Katastrophe als das Oder-Hochwasser von 2002. Und dabei hat es „bloß“ einen Tag lang geregnet…

Die Leute dort dachten wahrscheinlich das gleiche wie ich. Dass es halt was mehr regnen würde. Dass, wenn es schlecht läuft, nachher vielleicht der Keller unter Wasser steht. Mehr nicht.

In Schuld an der Ahr sind nun ganze Häuser eingestürzt. Die Leute wurden in der Nacht vom Wasser überrascht und hatten teils nicht mehr Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. In Wuppertal ist eine Talsperre übergelaufen, bei der nahe Euskirchen droht die Staumauer noch zu brechen. Meine Güte, was ist los…

Klimawandel, sagen die einen. Kann gut sein. Aber ganz ehrlich: Was feilschen wir jetzt noch darum, wie viel Grad mehr wir dem Planeten zumuten können? Das ist doch längst zu spät. Die Katastrophe ist da und von jetzt an wird es nur noch schlimmer werden. Tun wir doch alles dafür, um es nicht weiter zu verschlimmern und betreiben wir lieber proaktives Katastrophenmanagement. Darum wird es auch in der nächsten Wahl gehen. Eigentlich egal, wer gewinnen wird, denjenigen bleibt gar nichts anderes übrig, als sich des Themas anzunehmen.

Ich sitze hier derweil in meinem Elfenbeinturm und weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Das hier scheint der sicherste Ort der Welt zu sein. Eine stabile Demokratie, Freiheit, Sicherheit, gemäßigtes Klima, Reichtum. Und morgens stehst du auf und hast keine Katastrophe vor der Tür (toi, toi, toi, zu allem).

Aber machst du es dir zu bequem, rettest du die Welt auch nicht.

Update: Und ach so und ach ja, wo ich jetzt die ersten Reels sehe, wie wenig Armin Laschet und alle Kanzler(kandidaten) vor ihm sich herzlich wenig für den Klimawandel geschert haben, wo der „Spiegel“ doch schon 1986 einen Kölner Dom im Hochwasser auf dem Titelbild hatte.

Ganz ehrlich: Wer von uns hat das denn?!? Politiker machen doch auch nichts Anderes als das, was wir nur vehement genug von ihnen fordern. Und da hat das vor Greta eben nur eine kleine Minderheit. Oder anders gesagt: Der, der die letzten 20 Jahre herzlich gerne Fleisch gegessen hat, rege Billigflieger genutzt, seine Klamotten aus China online bestellt und lieber in ein neues iPhone statt in Infrastrukturprojekte in armen Ländern investiert hat, der werfe den ersten Stein.

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Yeah

There goes my Summer Holiday…

Schade…

Wie lange dauert es, bis so eine Welle gebrochen ist? Schafft ihr das in nem Monat?

Dann wollte ich eigentlich dahin…

Wobei die Impfungen anzuschlagen scheinen und das Ganze dann weniger bedrohlich wirkt…

Damit nachher keiner sagen, es hätte keiner ahnen können: In spätestens drei Wochen haben wir dieselbe Welle auch in NRW, wenn wir jetzt nichts tun.

Werden wir natürlich nicht.

Und wenn ich einfach jetzt schon fahre…? ?

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Hm

Notes to self

# Was mir bei einer Krankheit (oder den Nebenwirkungen einer Impfung) am besten hilft, um die Zeit totzuschlagen: Online-Shopping. Minimal anspruchsvoll, komfortabel, zeitraubend, notwendig. Ich kaufe natürlich nur notwendige Dinge…

# Wenn ich meditiere, bin ich danach meist ein paar Minuten früher mit Dingen fertig. Wenn ich nicht meditiere, laufe ich gefühlt meist hinter meinen Aufgaben hinterher. Das ist der Hauptunterschied bei mir.

# Ich habe mich jetzt genug mit vermeintlicher Weltliteratur herumgeschlagen und mir bleibt maximal noch ein halbes Leben für den Rest. Von jetzt an ist für mich ein guter Roman nur noch ein solcher, den ich nicht mehr aus der Hand legen mag. Das gilt auch für dich, Kinder, Pink Floyd und so…

# Die Niederlande führen wieder Corona-Maßnahmen ein, nachdem sie erst kürzlich beinahe alle Corona-Beschränkungen aufgehoben haben. Überall im westlichen Ausland steigen die Infiziertenzahlen und die 7-Tages-Inzidenzen wieder deutlich. Aber wir in Deutschland sind wenigstens klug, lernen von den anderen, sehen das Unheil kommen und heben die Maßnahmen gar nicht erst auf. Dann hätten wir ja bald die nächste Welle und die wollen wir natürlich verhindern. Wir haben endlich dazu gelernt!

# Haha, nur ein Scherz. Natürlich machen wir die Discos trotzdem wieder auf. Schließlich ist die 7-Tages-Inzidenz ja unter 10 gefallen. Da kann keinem was passieren, richtig? ???‍♂️

# Borgen, Staffel 1 nachgeholt. Politik und alle ihre Fallstricke, leicht und verständlich. Macht irre Spaß!

# Morgen steigt das EM-Finale und ich bin tatsächlich für Italien. Finde, die englischen Fans haben sich nicht gut benommen und jetzt der erste Titel nach über 50 Jahren, wo man gerade aus der EU ausgetreten ist… Würde das falsche Zeichen setzen und den Nationalismus noch weiter stärken. Obwohl ich’s dem Team und gerade Gareth Southgate schon gönnen würde.

# Ich mag dieses kurze Format hier. Vielleicht lässt sich damit hin und wieder arbeiten.

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Right

Never stop learning from other people

Gestern war ich mit Mattes und ein paar seiner Freunde auf dem Bukahara-Konzert. Ob das jetzt Corona-mäßig eine gute Idee war, wer weiß. Auf jeden Fall war es ein sehr netter Abend.

Wobei, eigentlich muss man das differenzieren. Denn ich habe mich anfangs sehr, sehr schwer getan, weil ich einiger in unserer kleinen Gruppe nicht kannte und ganz ehrlich verlernt habe, wie man mit Menschen, die man neu kennenlernt, interagiert. Als hätte ich damit nicht sowieso schon Schwierigkeiten, war ich jetzt durch Corona völlig eingerostet, musste praktisch gestern neu lernen, wie man kommuniziert.

Und das war sehr nett und aufschlussreich. B. erzählte mir von seiner Weltreise, wohin man in Indien gut reisen kann, und kam immer wieder humorvoll auf seine Suche nach der Liebe zu sprechen. Mit F. unterhielt ich mich eine Weile über Tischtennis. Und R. wusste an dem Abend noch nicht, ob er am nächsten Tag eine Konferenz würde leiten müssen. Sehr nette, normale Leute.

Mit dem Mattes war ich danach noch einen Absacker auf dem Frankenbadplatz trinken. Neben uns die Jungs gingen uns ziemlich mit ihrer Mucke auf den Sack. Aber wie das immer so ist, man sagt ja nichts. Irgendwann kam das Ordnungsamt und hat für Ruhe gesorgt. Die Jungs waren wenig begeistert.

Einer von ihnen kam danach in unsere Richtung getorkelt, haute vorher noch seine Flasche in den nächsten Mülleimer, schimpfte aufs Ordnungsamt und fragte uns, ob wir eine Zigarette für ihn hätten. Meistens sage ich in einem solchen Moment dann einfach: „Ich rauche nicht, sorry.“ Das habe ich mir irgendwie so als Standardfloskel angewöhnt.

Mattes antwortete aber etwas ganz anderes. Den genauen Wortlauf weiß ich nicht mehr, aber es war etwas wie: „Ist das dein Ernst? Ich geb dir doch jetzt keine Zigerette! Du hast dich gerade völlig daneben benommen, zeigst keinerlei Einsicht und jetzt willst du dafür auch noch belohnt werden?“

?

Ich war einigermaßen baff. Ich hatte völlig verlernt, dass man solche Situationen nicht immer zwingend deeskalieren oder ignorieren muss. Man kann den Leuten ruhig mal höflich die Meinung geigen…

Wie ging es weiter? Der Typ begann sich zu rechtfertigen, Mattes legte nochmal nach, irgendwann gab der Typ auf und ging einfach zu seinen Leuten zurück. Wirklich interessant! Werde ich mir abschauen. Und chapeau, Mattes!

My point being: Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich gehe inzwischen meist mit einer gewissen Erwartungshaltung in Situationen. Oft liege ich damit richtig. Nach über 40 Jahren auf diesem Planeten hat man einiges an Erfahrung gesammelt. Aber vieles kommt am Ende eben doch anders und man beraubt sich vieler Erfahrungen, wenn man von allem ausgeht, das würde schon irgendwie so sein, wie man es erwartet. Als würde derjenige, den man da sieht, genau das sein, was man von ihm erwartet.

Oder anders gesagt: Ich werde mir in den Hintern treten, um ja nicht aufzuhören, von anderen zu lernen. Und generell weniger erwarten.

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Argh

Ich fürchte, das wird uns noch um die Ohren fliegen

Ich bin heute mal durch die Bonner Innenstadt gewandert und beinahe aus meinen Latschen gekippt. Da sitzen die Leute wieder engst an engst draußen oder halb draußen, abgeschirmt durch Schirme und transparente Wände, also praktisch drinnen.

Das sind Leute drinnen bei geschlossener Tür in einer Tanzschule und, nun ja, tanzen. Da sitzen Leute drinnen in Restaurants, obwohl draußen genug frei wäre. Und dann sah ich vor einem Restaurant noch das hier:

Komm, scheißegal, werfen wir alle Vorsicht über Bord. Corona ist ja gerade vorbei, oder?

Ich kann’s echt nicht fassen, dass so viele Leute anderthalb Jahre seit Corona offenbar immer noch nichts gelernt haben. Ihr wollt die Normalität zurück? Dann seid doch nicht so doof und verspielt das alles binnen ein paar Wochen.

Ja, ihr seid möglicherweise schon geimpft, ja, eventuell seid ihr negativ getestet. Aber das bringt doch nen Scheiß, wie auch der Vorfall in einer Discothek in Enschede zeigt.

Es tut mir Leid, ich kann’s nicht anders sagen: ihr seid einfach zu doof.

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Möh

Corona als Ausrede

Am Mittwoch spielen Bukahara open air in Bonn. Und zwei Freunde haben mich unabhängig voneinander gefragt, ob ich dahin mitkommen mag.

Ich habe nein gesagt. * / ** / *****

Die Band habe ich diesen Frühling rauf und runter gehört (was lustigerweise keiner der beiden Freunde wissen konnte) und eigentlich wäre ich sehr gerne mal wieder auf ein Konzert gegangen. Gab es ja auch immerhin schon über 2 Jahre nicht.

Und die Zahl bringt mich ein wenig zum Nachdenken. Denn, klar, anderthalb Jahre lang war das jetzt mehr oder weniger nicht möglich, auf ein Konzert zu gehen. Aber auch vor Corona kann ich mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt auf einem gewesen wäre. In der „lachenden Kölnarena“ war ich noch im Februar 2020, falls man das Konzert nennen kann. Aber auch dazu habe ich mich überreden lassen.

Oder anders gesagt: Großer Konzertgänger war ich noch nie. Und so langsam, wo ganz langsam und wahrscheinlich auch erst einmal nur vorübergehend wieder so etwas wie Normalität einkehrt, muss ich mir und müsst auch ihr euch die Frage stellen: Was habe ich nur wegen Corona nicht gemacht? Und wofür war Corona in den letzten anderthalb Jahren eine willkommene Ausrede?

Zum Beispiel habe ich mir in den letzten Monaten ausgemalt, wie ich die halbe Welt bereisen würde, mal einen Monat von hier, mal einen Monat von da aus arbeiten würde. Wenn der Corona-Mist doch bloß endlich vorbei wäre!

Die Chance dazu hätte ich schon seit Jahren gehabt, und ich habe sie seltenst genutzt. Das Maximum bisher waren 3 Wochen Singapur, von der 1 Woche Urlaub war. ***/**** Und jetzt, wo die Möglichkeit wieder zum Greifen nahe ist, merke ich, dass ich vor der Idee ganz schön Respekt habe. Einen Monat lang nicht meinem mittlerweile doch ganz schön durchstrukturierten Alltag nachgehen können, ein völlig ungewohntes Umfeld betreten, meine gemütliche Komfortzone verlassen… gruselige Vorstellung.

Am gruseligsten aber ist die Vorstellung, dass da irgendwann plötzlich keine Pandemie mehr ist, auf die man alles schieben kann…

Zeit, sich ein paar Ausreden zu überlegen. 🙂

* Abgesagt habe ich, weil ich erst am Donnerstag meine zweite Impfung bekomme.

** Da wäre ich ja bekloppt, wenn ich jetzt auf den allerletzten Metern noch Corona riskierte.

*** Und im Nachhinein war das eigentlich eine verdammt coole Zeit, auch wenn ich mich teilweise ganz schön einsam gefühlt, dann aber gerade deswegen Dinge unternommen habe, um Menschen kennenzulernen und dann jemand sehr Nettes kennengelernt habe.

**** Und das würde jetzt alles noch etwas anders, besser laufen.

***** Am Ende habe ich dann doch noch zugesagt. Ich habe das Corona-Konzept des Veranstalters gesehen und halte es für gut. Wird schon nichts passieren. Hoffe ich.

Es ist so weit! Targeted Advertising stuft mich als „mit Niederländisch-Kenntnissen“ ein. ?

Was hieß nochmal „klus“? ?

Mein Gott, die Arme!