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Möh

Genug geheult, Corona ist jetzt Alltag

Die ersten Tage waren noch ganz lustig. Endlich mal zuhause bleiben, ohne schlechtes Gewissen Serienkoma, passende E-Learning-Kurse heraussuchen. Auch eine Gymnastikmatte und ein paar Widerstandsbänder mit Türschnalle habe ich mir bestellt und direkt 1x benutzt.

Das alles macht mir nichts. Mein Job ist safe, die Leute brauchen Online-News und Dinge, die sie bestellen können, jetzt umso mehr. Ich kann jederzeit draußen spazieren und joggen gehen. Der Penny um die Ecke hat zwar kein Klopapier, aber sonst eigentlich alles. Ich komme klar.

Nach einer Woche „Maßnahmen“ ein erster kleiner Anflug von Unwohlsein. Die Arbeit läuft normal weiter, und ich habe gar nicht so viel Zeit, um mit meinen E-Learnings, Büchern und Serien hinterherzukommen, von denen jetzt plötzlich viele kostenlos sind. In den Supermärkten gelten nun Abstandsregeln, Mehl ist ausverkauft. Jeden Tag Spazierengehen ist dröge. Mir fehlen ein paar Gesichter aus dem Fitnessstudio und die Verdötschten aus dem Tischtennisverein. Und ob ich nicht doch mal überprüfen könnte, ob Einsparpotenzial da ist, fragt der Kunde. Nur für den Fall.

Zwei Wochen jetzt, oder drei, vier? Wie lange gelten die Maßnahmen schon? Mir ist jedes Zeitgefühl abhanden gekommen. Was ist heute überhaupt? Dienstag oder Mittwoch? Alles läuft normal weiter, außer dass normal irgendwie anders geworden ist. Wie lange soll das eigentlich noch gehen? Und wie wird die Welt danach aussehen? Der Nachbar im Treppenhaus, der immer so gerne plauscht, wirkt niedergeschlagen. Mir fehlen die täglichen Fußballergebnisse. Etwas Belangloses, das mich ablenkt. Die belgische Profiliga beendet die Saison vorzeitig, unser Tischtennisverband auch. Ich brauche ein neues Notebook, ganz unabhängig von der Krise, aber nichts passt für mich. Bei einem potenziellen Kandidaten steigt die Lieferzeit auf 24 (!) Wochen.

Und dann kommt er, der schwarze Donnerstag (oder ist es ein Mittwoch?). Ich will so nicht mehr, ich möchte meine Leute sehen, ich mag keinen Sport zuhause. Würde gerne wegfahren, nach Italien oder Südostasien, aber ich kann da nicht hin. Die Straßen sind voll von Spaziergängern, aber sie gehen mir auf den Geist, alleine weil sie da sind. Ich will meine Normalität zurück. Oder, um es mit den Worten eines hoch geschätzten, ehemaligen Mitschülers zu sagen: „Ich mag das hier aber alles nicht!“

Es ist tatsächlich ein mittlerweile virales Video von Mai Thi Nguyen-Kim, das mich irgendwie erdet. Vielleicht, weil darin einfach mal jemand ausspricht, was sich eigentlich jeder schon zusammenreimen konnte aber keiner wirklich wahrhaben wollte. Dass das hier noch eine ganze Weile weiter gehen wird. Mehr noch: Dass das hier jetzt das neue Normal ist. Besser, Jung, du gewöhnst dich dran.

So eine Erkenntnis setzt neue Kräfte frei. Dann wird eben Ausmisten mein neuer Sport. Da war ich ja eh noch nicht ganz fertig mit. Ich wollte meine letzten Übrigbleibsel bei eBay verticken, meine letzten Bücher noch einmal lesen, bevor ich sie weggebe. Meine Fotos sortieren. Und dann, wenn alles fertig ist, vielleicht das mit dem sprichwörtlichen Tapetenwechsel doch endlich mal konkret in Angriff nehmen. Und ein wenig Disziplin. Du brauchst Bewegung, damit es dir gut geht? Dann sorg da täglich für. Und wenn sich rausstellt, dass du doch ein halbes Jahr nicht ins Fitnessstudio kannst, dann kauf halt die scheiß Rudermaschine und spende sie danach den Armen.

Es geht jetzt wohl darum, kluge Lösungen für das Ganze zu finden. Und aktiv zu werden. Corona als der innere Antreiber, der zum ständigen Begleiter wird. Muss jetzt halt, ist dann eben so. Kriegen wir auch noch hin!

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Allgemein

Muss man eigentlich heute vor jedem Fisselchen warnen?

Heute Nacht werden es in Bonn 0 Grad C. Wo, bitte, ist das „exteme Kälte“?

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Tech

Und jetzt? Linux oder Mac?

Ich mag es kaum glauben. So gerade beschleicht mich etwas wie Wehmut. Ich muss morgen das Testgerät vom Dynabook Tecra X40-F zurückgeben, auf dem ich Linux in allen Facetten getestet habe. Und ich mag nicht so wirklich gehen. Es hat richtig Spaß gemacht, obwohl oder gerade weil Linux so unperfekt ist. Und obwohl ich da bestenfalls Anfänger-Wissen habe. Deepin war am Ende zu anfällig, aber mit Ubuntu und manchmal Kubuntu/Plasma kam ich jetzt richtig gut zurecht. Teilweise wirkt es weiter, auf jeden Fall mit mehr Enthusiasmus umgesetzt als ein zuletzt kaum noch weiter verbessertes (allerdings schon seit Jahren nahezu perfektioniertes) macOS.

Ich brauche ein neues Notebook, das steht fest. Aber welches soll es werden? Schaut man sich mal um, gibt es eigentlich nur zwei ernstzunehmende Hersteller, die Notebooks von Haus aus mit Linux bestücken: Lenovo und Dell. Lenovos treffen nicht ganz so meinen Geschmack. Ein gangbarer Weg wäre das Dell XPS 13 2-in-1. Allerdings bietet Dell nur das XPS 13 ohne Touch in einer Version mit Ubuntu an. Auf dem anderen könnte ich auf eigene Faust Ubuntu installieren. Dann wären aber einige Teile wie die Webcam nicht mit der aktuellen Ubuntu-Version 19.10 kompatibel. Außerdem geht bei Linux immer irgend etwas schief. Deswegen wäre es eigentlich stark, da ein von Haus aus installiertes Linux und auch noch ein wenig Support zu haben. Nur müsste ich dann ohne Touchscreen auskommen.

Update: Holla, wer bist du denn? Ein „neuer“ XPS 13 mit Touchscreen, verbessertem Tastaturlayout, 16 GB RAM und Ubuntu zu einem bezahlbaren Preis? So ganz sollte ich die Idee doch noch nicht aufgeben. P.S. Ich weiß nicht, ob Dell sich einen Gefallen damit tut, XPS-13-Modelle mit der 10. Intel-Core-Generation vorrätig zu halten und ein paar Wochen später den „neuen“ XPS 13, ebenfalls mit der 10. Intel-Core-Generation anzukündigen. Wer soll da den Überblick behalten?

Also doch wieder Mac? Das neue MacBook Air erhält gute Kritiken. Touch gibt es hier auch wieder nicht. Da müsste ich zum iPad Pro mit Magic Keyboard greifen. MacOS macht schon noch einige Dinge besser als Linux. Einzelne Apps haben schlicht einen höheren Reifegrad. Und manchmal sind es kleine Dinge, wie, dass irgendwie nur Apple die kluge Idee hatte, eine Musik-On/off-Taste gleich ins Gerät einzubauen ebenso wie Skip-Tasten. Muss ich einmal Bilder im Dutzend verkleinern (und das muss ich oft genug), kann die Vorschau das mit nur einem Befehl.

Oder ein MacBook Air und darauf Parallels mit Linux installieren? Wäre auch noch eine Möglichkeit. Vielleicht sogar die Beste, die mir gerade einfällt. Touchscreen… ach, egal…

Verdammte Axt, ich hätte nicht gedacht, dass die Auswahl so schwierig sein würde! Aber ohne Linux würde mir etwas fehlen, das weiß ich.

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Möh

Was wurde eigentlich aus der Abschaffung der Zeitumstellung?

Die Zeitumstellung, die uns gestern Nacht wieder eine Stunde Schlaf gekostet hat, sollte eigentlich abgeschafft werden. Der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach sich Anfang 2019 dafür aus und forderte von den Mitgliedsstaaten eine rasche Einigung, so dass die Zeitumstellung spätestens 2021 Geschichte sein sollte. Wie viele andere stimmte ich vergangenen Frühling für die dauerhafte Beibehaltung der Sommerzeit. Seitdem ist aber nicht viel passiert. Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich nicht einigen können.

Klingt nach üblicher europäischer Bürokratie und kleinstaatlichem Hühnerhaufen, hat aber, je mehr man darüber liest, durchaus nachvollziehbare Gründe. So haben etwa das westspanische La Coruna und die rund 2.000 km weiter östlich gelegene polnische Hauptstadt Warschau die gleiche Zeitzone (MEZ). Das hat eher politische als geografische Gründe. Demnach wäre die mitteleuropäische Zeit eigentlich nur in Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze korrekt, das auf genau 15 Grad östlicher Länge von Greenwich liegt. Hier erreicht der Sonnenstand nach „Normalzeit“ um 12 Uhr mittags den höchsten Punkt. In Westspanien wäre das erst weit nach 13 Uhr der Fall, in Ostpolen hingegen schon gegen 11 Uhr. Bei dauerhafter Sommerzeit alles eine Stunde später, in La Coruna also erst gegen 14 Uhr.

Damit würde es in La Coruna mit dauerhafter Sommerzeit auch erst zwei Stunden später hell, als eigentlich „natürlich“ wäre. Gleich doppelt schlecht etwa für Schulkinder: Sie müssten gerade in den Wintermonaten morgens deutlich länger im Dunkeln zur Schule (wo statistisch gesehen mehr Unfälle passieren) und wären dazu noch unausgeschlafen, weil das blaue Tageslicht beim Wachwerden hilft.

Und dann gibt es noch Länder wie Finnland, in denen es im Sommer überhaupt kaum mal dunkel wird, was dafür sorgt, dass die Leute schlechter schlafen. Ein wenig mehr Dunkelheit zu früherer Stunde wäre höchst willkommen. In Finnland ist die Mehrheit deswegen für die dauerhafte Winterzeit.

Alles für mich nachvollziehbare Gründe. In Deutschland freuen wir uns über lange Sommernächte und hätten auch nichts gegen etwas später noch Tageslicht in den tristen Wintermonaten. Wir haben aber auch gut Reden, wenn wir nah dran an der „natürlichen“ Zeit sind.

Also wieder mehr Zeitzonen einführen? Sollen die Spanier halt eine Stunde vor gehen und die Polen eine Stunde zurück? Würde auch nicht wirklich dafür sorgen, dass wir in Europa näher zusammenwachsen, und wäre für pan-europäischen Transit eher hinderlich. Klingt mir aber eigentlich nach einer besseren Lösung als ein „großeuropäischer Zeitenkompromiss“, der so einfach wohl nicht möglich ist.

Das nur als Erinnerung, dass die Anderen nicht alle doof sind, sondern das das mit einer einheitlichen, dauerhaften Sommer- oder Winterzeit so einfach eben nicht ist.

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Yeah

Corona Baldie

Wenn, dann jetzt.

Ich könnte nur was ausgeschlafener in die Landschaft gucken (obwohl ich’s eigentlich bin).

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Möh

Okay, so langsam wird mir langweilig

And that might be a good thing.

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OK

Ein paar Gedanken über Corona

Ich war gerade eine Runde draußen (und bin froh, dass das noch geht). Dabei macht man natürlich Beobachtungen und sich so seine Gedanken.

  • Viele Restaurants verkaufen jetzt außer Haus. Bei mir in der Gegend sind das gleiche mehrere (Italiener, Asiate, Spanier…) Wenn ihr wollt, dass es sie nach der ganzen Sache noch gibt, dann ruft da einfach mal an, bestellt was vor und holt es ab.
  • Generell: Ruft doch mal an (oder schickt, bisschen diskreter noch, eine Sprachnachricht). Ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben. Aber alle paar Tage mal ein gutes Gespräch mit einem Freund ist ein ganz guter Ersatz für nun ausbleibende soziale Kontakte.
  • Mittlerweile sind die Leute allerdings auch gefühlt des Kommunizierens ein wenig überdrüssig. Die vergangenen Tage flatterten noch täglich mehrmals „Wie geht’s dir?“-Nachrichten oder Klopapier-Memes ins Haus. WhatsApp-Status blüht mehr denn je, ansonsten scheinen die Leute mittlerweile ein klein wenig mehr auf Abstand zu gehen – auch, weil sie mit dem weniger Abstand zuhause erstmal klarkommen müssen. Die Nachrichten werden weniger. Zum einen brauchen wir vielleicht alle gerade wirklich etwas Ruhe. Zum anderen ist die Krise aber auch schneller Alltag geworden, als man für möglich gehalten hat.
  • Ähnlich wie bei Restaurants sieht es mit einigen Einzelhandelsgeschäften aus. Sie verkaufen außer Haus. Auch das eine gute Möglichkeit, sie in diesen wirtschaftlich sehr schweren Zeiten zu unterstützen. Rainer hat es hier schon kommentiert und die Idee scheint mir eigentlich gut: Wenn ihr etwas einkaufen wollt, dann guckt doch vielleicht erstmal, ob das Geschäft, zu dem ihr sonst gegangen wärt, nicht auch einen Online-Shop hat, bevor ihr direkt zu Amazon geht. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
  • Wohl dem, der jetzt einen Online-Shop hat! Praktisch jedes Geschäft hat jetzt einen Info-Zettel an der Tür hängen, ob und wie man gerade noch etwas verkauft. „Ihr könnt bei uns online oder telefonisch bestellen“ schreiben die einen. „Ihr findet uns weiterhin auf Facebook oder Instagram“ die anderen. Wer von beiden ist wohl besser aufgestellt…
  • Es war noch nie so einfach wie jetzt, dumme Leute auf der Straße zu erkennen. Ich sage nicht, dass jeder sofort eine hohle Nuss ist, nur weil er noch im Pulk mit anderen rumsteht. Aber die paar, die ich gerade unterwegs traf, und die zu fünf oder sechs im Kreis standen, teils vor sich hin spuckend (wie blöd kann man sein!), sah man die Dummheit aus drei Kilometern Entfernung an. Vielen Dank für diesen Einblick!
  • Was im Umkehrschluss aber auch bedeutet: Die allerallermeisten Anderen sind zuhause geblieben, haben es also begriffen. Wie auch im Supermarkt die meisten mittlerweile wirklich auf Abstand gehen und überhaupt die meisten Maßnahmen beherzigen. Das ist nicht nur schlau, das ist auch nachsichtig. Manchmal ist die Welt doch gar nicht so schlecht.
  • Zumindest bis morgen, Samstagnachmittag. Denn wie ich meine Pappenheimer kenne, halten gute Vorsätze nur so lange wie man arbeitsmüde in der Ecke liegt. Bei schönem Wetter am freien Samstag setzt der Herdentrieb ein. Cafés haben zum Glück geschlossen, aber es wird viele, viele Leute nicht davon abhalten, sich in Gruppen auf öffentlichen Plätzen zu versammeln.
  • Das heißt auch: Das Laissez-faire der Bundesregierung fruchtet nicht. Es werden Ausgangsbeschränkungen auch hier kommen, wie einzele Bundesländer und Städte sie schon eingeführt haben.
  • Mit der erzwungenen Freizeit könnte man jetzt eigentlich ganz schön viel Sinnvolles anfangen. Aufräumen, ausmisten, renovieren, ein gutes Buch lesen, vielleicht auch – wie wir es im Trendblog vorgeschlagen haben – mit spannenden Online-Angeboten etwas Neues lernen. Reell ist mir gerade am meisten danach, zu couchen und weiter „The Morning Show“ zu sehen. Wie das kommt? Weil die Woche sich abgesehen vom Ausnahmezustand so sehr gar nicht von anderen unterschieden hat. Es gab viel Arbeit und sehr viel Information zu verarbeiten. Der eine oder andere hat jetzt auch noch lärmende Kinder ständig im Haus. Meine Prognose deswegen: Vielleicht sind wir in 2-3 Wochen dann auch mal etwas aufnahmefähiger, aber die ersten erzwungenen Tage zuhause werden die meisten nicht viel Anderes tun als netflixen, zocken oder die Kinder zu bespaßen.
  • Und nach Corona? Rainer schickte mir einen Link zu einem Essay von Zukunftsforscher Matthias Horx: Die Welt nach Corona. Horx malt darin das rosige Bild einer entschleunigten Gesellschaft, bewusst über das, was wirklich wichtig ist (gute soziale Kontakte z.B.) und von den Schattenseiten des Kapitalismus größtenteils geheilt. Zur Normalität, wie wir sie kannten, würden wir niemals zurückkehren. Liest sich gut, mag ich aber nicht so ganz glauben. So leicht werden wir wohl nicht auf unseren Wohlstand verzichten, der im Kapitalismus eben auch begründet ist. Aber einige Dinge werden sich ändern, haben sich schon jetzt geändert. Und, ja, ich sehe auch, dass die Krise durchaus auch ihre rosigen Seiten hat.
  • Und dann fragt man sich einige Dinge über den Kapitalismus, die so absurd sind, dass man sie wirklich zu lange nicht gefragt hat. Um in meiner Branche zu bleiben: Warum muss es z.B. über 200 verschiedene Notebooks geben, die sich größtenteils ähneln wie ein Ei dem anderen? Warum reicht ein Smartphone namens E15 nicht? Warum muss es auch ein E15 Pro, Pro Premium Edition, Lite, Plus, i, i smart, i smart lite, i smart young geben? Neben einem Y (2020), Pro, smart, lite, plus, i, i smart lite… (jeweils fiktive Namen aber keine fiktive Darstellung)? Warum von jedem Hersteller? Warum jedes Jahr aufs Neue? Was soll die Scheiße eigentlich? Das ist Kapitalismus, den wirklich keiner braucht.

Ein abschließendes Fazit habe ich hier gar nicht. 🙂 Bleibt’s gesund und macht’s a guade Stimmung vernünftig, dann ist der ganze Mist vielleicht noch vor dem Sommer zu Ende.

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Möh

Verhängt lieber gleich eine Ausgangssperre

Die Bundesregierung möchte lieber abwarten, bevor sie eine Ausgangssperre verhängt. Sie appelliert an die Vernunft der Leute, sich an einem sonnigen Samstag, in der alle Freizeit haben, nicht in großen Gruppen zu treffen. Lasst mich raten, wie gut das funktionieren wird… gar nicht. Vielleicht zeigen sich sogar 90 Prozent vernünftig, das reicht aber nicht. Die Zahl der Infizierten in Deutschland hat mittlerweile die 10.000 locker überschritten. Selbst in Italien, das die Ausgangssperre schon verhängt hat, steigt die Zahl der Infizierten (und die der Todesfälle) munter weiter. Warum sollten wir das ganze noch weiter eskalieren lassen?

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Yeah

30€-Fitnessstudio für zuhause

Ich halte gar nichts von Heimtrainern. Die machen keinen Spaß, nehmen viel Platz weg und enden als Kleiderständer. Aber so ganz ohne Turnhalle und Fitnessstudio werde ich die nächsten Wochen wohl nicht überstehen. Bestellt habe ich mir deswegen eine Gymnastikmatte und ein paar Fitnessbänder mit Türhaken für zusammen nicht mal 30 Euro. Am Ende merke ich vielleicht noch, dass ich gar kein Fitnessstudio mehr brauche…

Ah, nein, keine Chance. Hätte mir vor fünf Jahren nicht ausmalen können, das mal zu sagen, aber: Ich war tatsächlich gerne da. Zuletzt die Übungen zu finden, die mir gut tun, die unterstützenden Übungen für mein Abnehmen-durch-Minimalismus-Programm (ohne wäre es nicht gegangen). Und, na ja, auch wenn ein Fitnessstudio kein Tischtennisverein ist, der die Leute zu einer eingeschworenen Gemeinschaft werden lässt: Ich mag das Personal da eigentlich, und schön war’s auch, immer mal wieder die eine oder andere bekannte Nase für einen Small Talk dort zu treffen. Ich hoffe, sie kommen irgendwie durch die Krise.

Und nichts auf dieser Welt ersetzt „mein“ Rudergerät. 10 Minuten bei jedem Training. Selbst dafür hat sich der Gang dahin meistens schon gelohnt. Kann man sich sogar für zuhause kaufen, kostet dann aber 1.300 Euro (oder 300 in der Light-Variante). Aber, siehe oben, ein Heimtrainer kommt mir nicht ins Haus. Nee, machen wir anders. Ich zahle euch den Monat, damit das Studio überlebt und wir beenden dann einfach die allgemeine Corona-Krise Ende April. Alle einverstanden?

P.S. Die Lieferfristen bei Amazon sind ganz schön gestiegen. Matte und Bänder kommen wohl erst am Wochenende. Ein Buch, das ich bei der Gelegenheit gleich mitbestellt habe, sollte gar erst in 1 Woche kommen. Bei der Frage nach der Lieferadresse war ich tatsächlich hin- und hergerissen. Nachhause liefern lassen für den kurzen Sozialkontakt mit dem Paketboten, bevor ich hier vereinsame, oder Packstation, um einen Grund zu haben, in der bald kommenden Ausgangssperre das Haus zu verlassen. Corona ey, was machst du mit uns…

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Möh

Corona Pros & Cons

Krise, welche Krise? Heute auf dem Frankenbadplatz vor meinem Haus war Stimmung wie immer. Straßenmusiker spielten die Rolling Stones, der Caféwagen war wie immer da, die Kinder tobten, die Leute saßen in Gruppen zusammen und tranken Bier. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, die Stimmung ansteckend. Alles wie immer, könnte man fast meinen. Man muss nur das Beste draus machen.

Und mittlerweile kann ich der Corona-Geschichte sogar Positives abgewinnen. Seit klar ist, dass wir uns einschränken müssen, spüre ich einen beinahe ungekannten Zusammenhalt in meinem Haus. Die WhatsApp-Gruppe ist aktiv, eine Nachbarin aus dem Nebenhaus, die ich gar nicht kannte, hängt einen Zettel auf, in dem sie anbietet, für eingeschränkte Personen einkaufen zu gehen. So viele Gespräche mit Nachbarn (aus sicherer Entfernung) wie in den letzten Tagen habe ich schon lange nicht mehr geführt. Wir bieten uns gegenseitig Hilfe an. Corona schweißt zusammen.

„Ist dir was aufgefallen?“, meinte mein Nachbar im Treppenhaus dann noch: „Plötzlich redet keiner mehr von einer Flüchtlingskrise.“ Oder überhaupt von irgendwas anderem. An einer Straßenecke fällt mir die Werbung eines Internetproviders auf: „Endlich WLAN in jeder Ecke deiner Wohnung“. Vor zwei Wochen noch hätte mich das brennend interessiert. Heute reicht es mir, in meinem Arbeitszimmer WLAN zu haben und die Leitung mit zwei Nachbarn teilen zu können, ohne große Einbußen zu haben.

Ich denke viel an meine Ex-Freundin. Erst vor zwei Wochen haben wir beschlossen es zu beenden, weil es irgendwie schwierig geworden war. Heute würde ich mir wünschen, sie wäre hier. Die Prioritäten haben sich komplett verschoben, alles andere wirkt so klein. Wie so oft merken wir wohl erst in Zeiten der Krise, was wirklich wichtig ist.

Gegen Abend ist die goldene Stimmung dann aber auch schnell vorbei. Mit den schnell fallenden Temperaturen verschwinden die Leute. Ich gehe noch einmal zum Supermarkt etwas einkaufen, auf dem Weg dahin begegne ich nur einem kleinen Mädchen, ihrem Hund und ihrer Mutter. Wir gehen alle auf Distanz. Eine Frau wandert langsam durch die Straßen, das Licht an ihrem Smartphone dauerhaft eingeschaltet. Es wirkt bizarr. Die Straßen sind deutlich leerer als sonst, die Restaurants, die noch geöffnet haben, natürlich auch. Dafür umso mehr Polizeipatrouillen. Ich sehe in der kurzen Zeit 5 Streifenwagen durch das Viertel fahren. Es herrscht eine fast gespenstische Stimmung und noch ist nicht einmal eine Ausgangssperre beschlossen.

Im Edeka das gleiche Bild wie im Penny heute Nachmittag. Einzelne Lebensmittel und Bedarfsgegenstände sind überall ausverkauft. Seife gibt es so gut wie keine mehr, Klopapier ist völlig aus. Selbst Waschmittel finde ich kaum noch. Eine Frau an der Kasse neben mir beklagt sich, dass es in keinem Supermarkt mehr Mehl gäbe. Auch Pasta wird knapp. Toilettenpapier-Memes fluten die sozialen Netzwerke, Desinfektionsmittel gibt es schon seit Tagen nicht mehr.

Das sei nur ein logistisches Problem, sagen Politiker und die Handelsketten. Es herrsche kein Notstand. Nun ja, aber offenbar doch, sonst gäbe es ja was. Notstand kann auch durch Hamsterkäufe verursacht werden. Und was ist eigentlich, wenn im Sommer Erntehelfer fehlen, weil jedes Land in Europa gerade seine Grenzen willkürlich dicht macht und Arbeitskräfte fehlen? Da herrscht ein völliges Gegeneinander, kein Miteinander.

Mittlerweile hat die Zahl der Infizierten in Deutschland 7.000 überschritten. Von gestern auf heute ist Zahl enorm geklettert. Das ist dieses exponentielle Wachstum, von dem man viel gelesen hat, aber es nicht wahrhaben wollte. In wenigen Tagen werden wir hier italienische Verhältnisse haben, die Maßnahmen werden verstärkt werden müssen. Das wird den Leuten nicht gefallen. Und schlechte Stimmung ist ebenso ansteckend wie gute.

Noch bin ich frohen Mutes. Es könnte schlimmer sein. Das Wetter könnte schlecht sein, man hat mir eine Jobgarantie ausgesprochen (die natürlich auch nur solange gilt, wie mein Hauptauftraggeber noch Umsätze macht). Aber ob wir wirklich, wie erhofft, Ende April mit allem durch sein werden, Staatshilfen uns gerettet haben und wir weiter machen können wie bisher: das ist eben die große Frage.

Aber vielleicht müssen wir auch gar nicht weitermachen wie bisher. Vielleicht haben wir dann endlich das Miteinander neu gelernt.