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Right

Ziele

Mit Nadine kann man sich gut über Ziele unterhalten. Welche davon in unseren Köpfen sind, welche wir wirklich wollen, welche uns die Werbung zugeflüstert hat, welche wir meinen haben zu wollen und welche wir am Ende trotzdem haben, auch wenn die Werbung sie uns eingeflüstert hat, aber man sie tief und innig trotzdem eigentlich will. Ein klein Häuschen mit Garten etwa, spricht ja nicht so viel gegen.

Ich bin völlig ziellos gerade. Will kein Haus, keine Familie, will keine Weltreise, will keine Karriere machen. Aber das geht nicht, sagen Hinterkopf und Gesellschaft im Jahr 2023: Du musst nicht alles wollen, was die Werbung dir suggeriert, aber du musst auf jeden Fall Ziele haben, und vor allem darauf hin arbeiten sie zu erreichen!

Ja, habe ich aber nicht. ??‍♂️ Ich weiß noch nicht mal, wohin ich eigentlich im August in Urlaub fahren will. Ich weiß nur, dass er dringend nötig ist.

Ich könnte jederzeit eine Weltreise machen, ich hätte das Geld dafür, den passenden Job, der mir die Flexibilität gibt. Ich könnte mir beinahe jedes Auto kaufen, das ich will (teuren Sportwagen will ich eh nicht), bekäme sicher auch ein klein Häuschen irgendwie finanziert, könnte Karriere machen. Familie gründen? Sicher auch irgendwie möglich…

Keine Ziele zu haben, fühlt sich grauenhaft an. Ich weiß gerade gar nicht, warum ich hier eigentlich was mache. Buddhisten applaudieren vielleicht: Der Mann muss zwangsweise im Hier und Jetzt leben, weil er im Morgen gar nicht denken kann. Stimmt aber nicht ganz: Ich denke gerade mehr über Vergangenheit und Zukunft nach, als mir lieb ist.

Nee, ist nicht schön, ist auch ein elendiges Luxusproblem. Ich weiß, dass 99,9 Prozent der Menschen, die auf diesem Planeten jemals lebten, überhaupt nicht die Möglichkeit haben oder hatten, sich selbst zu verwirklichen. Ich habe sie und lasse sie völlig ungenutzt. Aber nur, weil ich die Mäglichkeit habe, eine Weltreise zu machen und damit praktisch die Verpflichtung es auch zu tun, heißt das doch noch lange nicht, dass ich das auch will. Auch werde ich es wohl irgendwann bereuen, es nicht getan zu haben, weil ich dann zu krank bin, zu alt, zu pleite, zu eng eingebunden in Doch-eine-Familie, oder weil die Welt bis dahin vor die Hunde gegangen ist (wird sie wahrscheinlich). Aber trotzdem: Jetzt gerade weiß ich einfach nicht, was ich anderswo soll.

Mary erzählte neulich davon, dass sie auf den Azoren Whale Watching gemacht hat und man da sogar Blauwale sehen kann. Ey, Blauwale! Die größten Tiere, die auf der Erde noch leben. Du könntest dahin und dir welche angucken! Und trotzdem wäre es mir egal, müsste ich morgen sterben und wüsste ich, dass ich in meinem Leben nie einem Blauwal leibhaftig ins Auge geschaut hätte. ??‍♂️

Ich weiß ja auch nicht. Jetzt gerade sortiere ich final aus, und das ist auch ein krasses Projekt. Er versetzt mich auch extrem in Unordnung. Ich bin nicht ganz ich selbst, gerade. Oder mehr ich selbst als ich es jemals war? ? Vielleicht ändert sich das auch wieder. Aber jetzt gerade habe ich als einziges Ziel, erstmal fertig zu werden mit dem finalen Ausmisten. Vielleicht sehe ich danach alles ganz anders.

Und ihr? Welche Ziele habt ihr, habt ihr sie schon erreicht, lebt ihr ohne Ziele? Braucht ihr welche, damit es euch gut geht? Wie geht es euch jeweils damit?

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Smart

Heute beim Radsport fuhr ein Smart #1 vor mir. 1 ganz hübsches Elektroauto, klein, aber nicht zu klein, flink. Und ich dachte: Hey, Smart! Elektro! Vielleicht solltest du doch nochmal umswitchen und endlich die Elektrorevolution mitmachen. Die Umwelt rettest du damit schon nicht, aber besser als nen Benziner ist das allemal. Und ist nen kleiner Smart. Wie teuer kann der sein?

Hab gerade mal nach den Preisen geschaut:

Ich glaub, bei euch piept’s wohl! Da kriege ich ja fast nen Tesla für. Nee, so dringend muss ich die Elektrowende dann doch nicht mitmachen. Ich will mich selbst damit sanieren, nicht die deutsche Autoindustrie.

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Minimieren heißt auch digital Minimieren. Also alte Dateisammlungen nochmal durchgehen und alles löschen, was nicht mehr gebraucht wird. And here comes the enjoyable part: Alte Filme, die – weiß gar nicht, woher die kommen ? – auf meiner externen Festplatte gelandet sind und die ich noch nie gesehen habe, also das dringend mal nachholen sollte.

Diesmal: „Shaun of the Dead“. Neulich auf der Bonner Bierbörse kamen wir aus irgendeinem Grund auf Filme zu sprechen und gute Komödien. Meine Perspektive: Es gab in diesem Jahrtausend vielleicht eine gute Handvoll guter Komödien, mehr nicht. Einer von Olis Kumpels meinte: „Du hast aber schon ‚Shaun of the Dead‘ gesehen, oder nicht?“ Nein, hatte ich tatsächlich noch nicht, bis jetzt…

Und was soll ich sagen: Wurde Zeit! ? Natürlich genau mein Humor. Herrlich stumpf und dabei feste druff. Fast wie in bester Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Manier. Hier halt auf Zombies. Alleine schon, dass die eine halbe Stunde des Films brauchen, um überhaupt zu checken, dass sie mitten in der Zombie-Apokalypse sind. Bei der Szene, wie sie den Escape Plan schmieden, erst die Freundin zu retten, dann die Mutter, dann den schon infizierten, ungeliebten Stiefvater noch schnell plattzumachen, um dann nach Hause… ach nee, doch erst die Mutter, dann den Stiefvater, dann die Freundin und dann lieber in die Stammkneipe, um da in aller Ruhe bei ein paar Bier dem Weltuntergang zuzusehen… ? Herrlisch…

Kennt ihr sicher alle schon. Ich bin froh, dass ich jetzt auch dazu gehöre.

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Wall of Dick-Pics

Der Besitzer kam rein und erklärte uns die Wand. „Dick“ wäre die Abkürzung für „Richard“ und damit wäre das die Wall of Dick-Pics. Hab nicht alle erkannt. Ihr? Und klar, der Precht ist auch dabei. ?

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Argh

Traffic

Wie macht man das am besten? Mit einem kaputten Fuß, den man eigentlich nicht belasten sollte, zu einem Termin nach Berlin und am gleichen Abend wieder zurück.

Den Fuß einfach dalassen? Ja, das wär’s…

Ich stehe um 0545 auf, die Bahnfahrt beginnt um 0704. Busse halten gerade nicht hier, Taxi wird was knapp, mein Rad mag ich nicht den ganzen Tag am Bahnhof stehen lassen. Die Lösung: ein Leihscooter!

Nur dass der Voi um die Ecke mir fünfmal den angeforderten Bestätigungscode nicht schicken mag. Und der Bolt 50 Meter weiter zehn Fenster bis zur Anmeldung braucht. Name, E-Mail, Geschlechtskrankheiten. Es vergehen 5 Minuten, bis ich endlich losfahren kann.

Der RE5 in Bonn kommt nur leicht verspätet, also erwische ich ihn noch. Bis Brühl holt er die Verpätung sogar wieder auf. Bis es dann heißt: kein Halt in Köln-Süd, wir halten statt dessen in Hürth-Kalscheuren. Und ab da geht dann alles schief. Wir kommen kurz vor Köln-Süd außerplanmäßig zum stehen. Der Zugchef ruft etwas von wegen Signalstörung durch. Wir rollen an, stehen, rollen, stehen, es vergehen fünf Minuten, zehn, schließlich 15. Ich verpasse meinen ICE, der natürlich einmal pünktlich ist, um genau 1 Minute.

Immerhin: Die Bahn-Mitarbeiter sind hilfsbereit, buchen mich um, organisieren mir sogar einen Sitzplatz im Ersatzzug 45 Minuten später. Wäre ich eine Stunde später als geplant da.

Doch natürlich sammelt der Nachfolgezug auch wieder Verspätung auf. Ich komme am Ende fast zwei Stunden später in Berlin an. Wie komme ich nun zur Veranstaltung? Taxi? Nein, schon wieder nicht. Google Maps sagt, dass ich mit der U5 schneller bin, na dann.

Mit kaputtem Fuß merkt man erstmal, wie schnell sich alle fortbewegen, wie rücksichtslos manche sind, wie ellenbogenartig die Gesellschaft, wie alt man selbst geworden ist.

Nach der Veranstaltung zurück in die U-Bahn. Ausgerechnet für ein U-Bahn-Ticket will die Bahn-App plötzlich meine Anmeldedaten haben, die ich gerade nicht auswendig weiß. Ich kaufe ein Ticket am Automaten. Das dauert – zehn Sekunden. Kein Scheiß! Der ranzige Automat mit Touchscreen blendet sofort „Einzelticket A/B“ ein, ich tippe drauf, höre sofort das Bezahlen-Geräusch, keine weitere Bestätigung nötig, ich kann meine Debitkarte auflegen und das Ticket ist gelöst. Verblüffend.

Der ICE fährt ab Berlin HBF erst los und hat da schon 5 Minuten Verspätung. Vor Hannover kommen wir zum Stehen wegen is nicht. Insgesamt werden es 25 Minuten bis Köln. Wodurch ich natürlich meinen Anschluss nach Bonn wieder verpasse. Es ist bereits Mitternacht. Ich schaue in der Wartehalle im Kölner HBF auf die Anzeigentafel: Es fahren in der nächsten Stunde noch 6 (!) Bahnen nach Hennef (!), aber keine einzige nach Bonn. Wohl aber noch vier Straßenbahnen – na toll. So tuckere ich eine Stunde lang mit der 16 am Rheinufer entlang, bis ich in Bonn-West ankomme.

Wie es der Zufall will: 5 Voi-Scooter, aber das habe ich erstmal aufgegeben, aber auch 2 Bolt. Der erste: defekt, der zweite: funktioniert und bringt mich nach Hause. Immerhin.

Jetzt ist es kurz vor 2 und ich könnte tot umfallen. Aber ich habe in der Bahn für morgen schon vorgearbeitet. Und Bloggen muss nach einer solchen Tour sein.

7.500 Schritte meldet die Sportuhr. Das sind 7.500 zu viel für meinen Fuß. Aber weniger ging wohl nicht. Die Bahnsteige sind einfach zu lang.

Aber wir brauchen noch eine Quintessenz. Ich gebe euch eine: Man ist erstaunlich leidensfähig, wenn man unterwegs ist. Dann kommt man halt mal zu spät wohin. Es löst bei mir nicht mehr so viel Stress aus. Und wenn man am Ende heile zurück ist, ist das meiste davor vergessen.

Optimierungsfähig ist das alles natürlich, klar (außer der Fahrkartenautomat in Berlin!), aber das wisst ihr ja alle.

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Grrr

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Argh

Was man nicht im Fuß hat…

Mittwochabend war ich mit Nicky spazifonieren; es wurde ein etwas längerer Abendspaziergang mit 13km laut Sportuhr. Ich kam wieder, stellte die Schuhe in die Garage und legte mich hin, alles war wie immer. Nur dass ich nachts ein paarmal aufwachte, weil mir irgendwie der linke Fuß wehtat, und gestern Morgen dann waren die Schmerzen so stark, dass ich nicht mehr auftreten konnte. WTF?!

Ich krabbelte ins Nebenzimmer zu meinem Handy und rief erstmal bei meinem Hausarzt an, dann bei seiner Vertretung, weil er im Urlaub war. Ich konnte vorbeikommen, wir begutachteten den Fuß und die Ärztin schickte mich zum Röntgen.

Kleine Nebenanekdote: Ich musste dafür das Internet wälzen und insgesamt vier Anrufe tätigen, wo man mich jeweils 2:30 min in der Warteschleife hingen ließ und dann aus der Leitung warf. Ich habe das Gefühl, die meisten Radiologie-Praxen in Bonn ziehen sich einfach raus und lassen das St.Josefs-Hospital in Beuel die ganze Arbeit machen, wo man ohne Termin zum Röntgen gehen kann – man aber auch nirgendwo anders unterkommt. Ich kam dafür erstaunlich schnell dran (nach 10 Minuten), die Fachkraft war sehr zuvorkommend und emsig bemüht, hielt Rücksprache mit dem Arzt und kam zu dem Ergebnis: Gebrochen ist da nichts und die Bänder sind auch in Ordnung; sie tippen auf eine Entzündung. Keine Ahnung, wodurch ausgelöst.

Meine Ärztin, mit der ich später noch telefonierte, wusste es auch nicht (Internistin mit Spezialisierung auf Psychotherapie und Gelbfieberimpfung – spannende Kombination. Ich habe bei der Gelegenheit direkt einen Termin zur Impfung vereinbart; es soll ja noch auf Weltreise gehen ?). Ich beschloss also, mir zwei Ibu einzuwerfen, den Fuß möglichst nicht zu belasten und einfach abzuwarten. Und siehe: Heute tut er schon viel weniger weh, auch wenn er jetzt etwas dicker ist. Aber Abwarten scheint zu helfen.

My point is: Wenn sich der Fuß nicht benutzen lässt, du also praktisch nur auf einem Bein durch die Wohnung hüpfen kannst, musst du dir guuut überlegen, was du wann wo tust. Zum Beispiel musste ich trotz „Krankheit“ noch dringend Handtücher und Unterwäsche waschen. Die Schmutzwäsche ist in meiner Wäschetonne im Schlafzimmer, die Handtücher sind im Badezimmer. Mitnehmen zum Arztbesuch wollte ich noch meinen Rucksack (Küche) und meinen Laptop (Arbeitszimmer, falls die Wartezeit exorbitant würde, wurde sie zum Glück nicht).

Also erst in die Küche, Rucksack schultern, noch ein Glas Wasser trinken, aus dem Bad die Handtücher holen, aus dem Schlafzimmer den Rest der Wäsche, dann aus dem Arbeitszimmer den Laptop, im Flur die Schuhe anziehen, runter in den Wäschekeller, die Maschine anschmeißen, im Hof das Fahrrad holen und losradeln. Ganz einfach.

Lief natürlich nicht so. Ich trug mich zwar in die Küche, aber vergaß den Rucksack, hoppelte wieder zurück, ging ins Schlafzimmer, die Wäsche holen, dann die Handtücher, war abmarschbereit, erinnerte mich dann an meinen Laptop, wollte noch einen Schluck trinken, wozu ich in die Küche musste und… ach nee, das Fenster muss noch zu…. Und dann natürlich auf mehr oder weniger nur einem Bein die Treppe runter und das Fahrrad die Treppe zum Hof hoch. Puh… Ich kam völlig fertig bei der Ärztin an.

Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben, sagt der Volksmund. Und wenn dir nur eins deiner beiden Beine zur Verfügung steht, musst du viiieeel in der Birne haben – aber wo soll das auf die Schnelle herkommen…

Nebenbei eine ganz gute Erinnerung daran, dass Gesundheit nichts Selbstverständliches ist und von einen auf den anderen Tag vorbei sein kann. Ich habe meine Trailrunner als Übertäter in Vermutung, richtig gut haben sie von Anfang an nicht gepasst. Werde mich vor dem Marsch mal noch nach was Anderem umsehen.

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Tauben

They grow up so fast! ?

Heute gab’s den ersten Spaziergang auf dem Balkonsims. Die Taubenmama hat sich viel Zeit genommen und dem Nachwuchs alles in Ruhe erklärt ohne zu drängeln. Wird nicht mehr lange dauern bis zum Jungfernflug…

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Regen

Heute Nachmittag begann es auf einmal zu regnen. Auch lange nicht gesehen. Etwa zeitgleich schoben ohne Übertreibung zehn Einsatzwägen mit Sirenen hier durch, als hätte das was miteinander zu tun. Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen, Notarzt, das ganze Programm. Wirkte wie Endzeit. Irre.

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Godesburg

Laufen kann ich derzeit nicht, aber Rad fahren. Hab heute eine kleine Abendtour zur Godesburg gemacht. Schon ne schöne Aussicht dort!

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Die Toten Hosen: Paradies (1996). Übe den Song gerade auf der Ukulele (meine Nachbarn wissen es schon ?). Er ist recht einfach, Am, G, D und ein bisschen C, Em und F. Also sechs Akkorde – wer hatte eigentlich behauptet, Punk wären immer nur drei? ?

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OK

Where do you belong?

Langes Telefonat heute mit Nicky, in dem ich mich connected gefühlt habe. Beste Freundin, deep talk, groß! Ich kam währenddessen zufällig an den chillfeiernden Leuten am Soundbike unterhalb der Beethovenhalle vorbei. Fand es schön, fühlte mich für den kurzen Moment gut dort, auch irgendwie connected, aber ging weiter, weil wir ja spazifonierten (Kunstwort aus Spazierengehen und Telefonieren).

Auf dem Rückweg kam ich wieder dort vorbei. Die offizielle Veranstaltung war beendet, aber einige Leute feierten noch. Unser Telefonat war mittlerweile beendet. Plötzlich fühlte ich mich hier fehl am Platze, gar nicht mehr aufgehoben, disconnected.

Sonderbar.

Und die Frage kam auf, wohin und zu wem ich eigentlich gehöre. Welche Stadt, welche Menschen, welche Circles, Freunde, Familie? Könnte man an einem anderen Ort leben, an dem man niemanden kennt, und sich trotzdem verbunden fühlen? Wie macht ihr das? Zu wem gehört ihr, und woher wisst ihr, wo ihr hingehört?

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Mich ruft nur selten mal jemand an, ich auch niemanden, folglich telefoniere ich äußerst selten und noch viel viel seltener länger als fünf Minuten. Aber wenn ich das dann doch mal tue, ruft in der Zeit garantiert noch jemand an.

Heute in den zwei Stunden, die ich mit Nicky telefoniert habe, haben gleich drei Leute insgesamt viermal versucht, mich anzurufen. Das kann doch kein Zufall sein!

Sobald ich das Smartphone ans Ohr halte oder die AirPods aufsetze, scheint irgendwo im Universum ein Signal an Freunde und Bekannte ausgesendet zu werden: Hey, den Jürgen könntet ihr mal wieder anrufen, jetzt ist ne gute Zeit dafür!

Oder so. ??‍♂️

Ist übrigens alles nicht schlimm. Mal abgesehen davon, dass ich viele andere Dinge lieber tue als zu telefonieren, freue ich mich trotzdem über jeden Freund, der es versucht und mit mir was starten will. Drei Anrufe heute kamen von Freunden, die mit mir ein Bier trinken wollten. ? And in that moment I felt like I belong…

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Antenne Deutschland hat den ersten, von einer KI-moderierten Radiosender gestartet. Der heißt Absolut Radio AI, und das ist genauso schlimm, wie es sich anhört. Also nicht, dass irgendjemand das von Berufs wegen anscheinend geforderte, dauerfröhliche Gesabbel von Radiomoderatoren vermissen würde – aber dann halt irgendwo doch. Zum einen hört man, dass da eine Maschine spricht, zum anderen ist der vermittelte Inhalt gar noch viel, viel seichter, quasi unanhörbar. Aber warte, das sind 1live und WDR2 mittlerweile auch.

Warum müssen im Radio alle immer gut gelaunt sein und alles toll finden, was da draußen so passiert? Gebt mir mal jemanden, der mies gelaunt ist, und ich schalte mal wieder ein. Bis dahin komme ich irgendwie auch ziemlich gut ohne Radio klar. Mehrere Jahre jetzt schon. ?

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Fotos vom Abendspaziergang:

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Die Evolution hat jetzt irgendwie für diese neuen Deckel gesorgt. Und so praktisch und wahrscheinlich umweltfreundlich die auch sein sollen: Ich mag die irgendwie nicht…

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Kate Miller-Heidke: Zero Gravity (2019)

Es gibt nicht viele Eurovision-Songs, die einem nicht nur gefallen, sondern sogar nachträglich im Gedächtnis bleiben. Aber der hier hat mich damals komplett weggeflasht. Beim ersten Mal Hören dachte ich mir: What the hell is that? Beim weiten Mal: Ach… Und dann hat es mich vollkommen aus den Latschen gekippt. Kann nicht genau sagen warum. Aber vielleicht sollten wir mal eine Liste mit ESC-Beiträgen dieses Jahrtausend machen, an die ihr euch noch erinnern könnt, weil es tolle Songs waren oder einfach die Show herrlich war – oder sogar beides.

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Yeah

Ängste und Schwächen an die Leine hängen

Andy von der Meditations-App Headspace sagte in einer Folge der sehr guten Netflix-Serie „A Guide To Meditation“ einmal, dass er sich seine Gedanken wie Autos auf einer Autobahn vorstelle. Er steht dabei auf einer Brücke und schaut sich das bunte Treiben an, das seine Gedanken sind, ohne sie sich dabei zu eigen zu machen.

Manchmal kann ich das auch, ich kann einfach von meinen Sorgen und Nöten abstrahieren. Dann bin ich ganz gechillt und stelle mir vor, ich würde meine Ängste und Schwächen einfach an die Wäscheleine im Garten hängen. Dann wäre ich sie vorübergehend los und müsste mir keine Gedanken um sie machen, während sie draußen hängen und erstmal „trocknen“ können. Wenn ich sie dann reinhole, sind sie schon gar nicht mehr so „nass“, also bedeutsam. Ich kann sie dann im Schrank verstauen, wo ich mich nur ab und an mal mit ihnen befassen muss. Oder sie tragen und der ganzen Welt offen zeigen. Dann merke ich vielleicht, dass sich gar nicht alle über mich und meine Schwächen lustig machen, sondern sie gar nicht beachten. Und ich sie dann irgendwann auch nicht mehr. Und wenn sie ausgedient haben, kommen sie einfach weg. ??‍♂️

Ich bin bei weitem noch nicht so weit, dass mir das immer gelänge. Aber es tut es tatsächlich manchmal, und dann fühle ich so frei, ich könnte die ganze Welt umarmen.

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42 km: Joachim und ich sind heute 42 km von Bonn-Tannenbusch über Weilerswist bis nach Köln (Sülz) gelaufen. Die ersten 15 km liefen bei mir noch ganz gut, aber dann bin ich zunehmend eingebrochen. Ich brauchte nach 20 km dringend eine Pause (am Swister Turm), nach 30 km nochmal eine (am Bleibtreusee) und hab mich von da eigentlich nur noch ins Ziel geschleppt.

Zumindest gefühlt. Die Daten sagen etwas anderes aus: Zwar waren wir am Anfang etwas schneller als am Schluss, komplett kollabiert sind wir (oder bin ich, Joachim war durchgehend fit) eigentlich nicht. Auch für die meisten Kilometer am Schluss hatten wir noch einen Schnitt über 5 km/h. Und insgesamt, Pausen mit eingerechnet, sind knapp 9 Stunden für 42 km eine immer noch ziemlich gute Zeit.

Das Ding ist nämlich: Es lief zwar nicht rund bei mir, aber ich hab weiter gemacht, so gut ich halt konnte. Und hab jetzt ein gutes Resultat (gäbe uns die Schulnote: 2) als Ergebnis. Nach einer Wanderung, bei der ich das Gefühl hatte, es wäre richtig mies gelaufen.

Hat man das nicht sogar öfter? Dass man denkt, etwas wäre die Vollkatastrophe gewesen, aber dann beschwert sich keiner, keiner lacht, die anderen haben vielleicht noch Nachfragen, mehr aber auch nicht. Vom Chef gibt’s kein Lob, aber auch keinen Tadel, und alles läuft weiter wie gehabt. Achtet mal drauf, so schlecht ist die Basisversion von uns gar nicht. Und dass man völlig und komplett ein Desaster vom Zaun bricht, ist die absolute Ausnahme.

Ganz nebenbei bin ich übrigens sogar recht froh, dass es heute mal nicht so lief. Zwei Monate bleiben noch, und ich weiß jetzt unter anderem, dass ich nochmal ein paar andere Schuhe testen sollte und an welchen Stellschrauben ich noch drehen kann.

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Swister Turm:

Bleibtreusee:

Köln (Symbolfoto):

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Tauben: Die haben gar noch ein Nest gebaut und ein Ei reingelegt. Das habe ich jetzt aber noch entfernt. Ein Küken, das süß ist und dabei alles vollkackt, ist genug. Dürfte auch langsam flügge werden. Ich finde, das reicht als mein Beitrag für den Fortbestand der umstrittenen Spezies.

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Wegordnern

Bei mir ist ja gerade der Sommer des endgültigen Wegschmeißens™️ (diesmal wirklich) und heute waren meine letzten Ordner dran. Alter Papierkram (der Ordner hieß auch so), Steuerunterlagen von anno dazumal, darunter „Steuern 2011-2014“. Den müsste ich eigentlich noch bis Ende des Jahres behalten, weil zehn Jahre… aber, ach egal. Weg damit!

Blieben drei Ordner übrig mit Steuern aus den Jahren 2015, 2016 und 2017. (Wo sind all die anderen? ? Ich hab erst 2020 auf papierlos umgestellt… beim Steuerberater?). Dafür habe ich mir heute einen Scanservice im Internet rausgesucht, der die alle digitalisiert. Das wird in etwa so teuer wie meine letzten Musikkassetten zu digitalisieren (Euronics-Link), etwa 75 bis 85 Euro. Werde ich als Geschäftsausgaben – wie passend – von der Steuer absetzen können.

Überrascht hat mich vor allem, wie schnell das jetzt am Ende ging. Noch einmal durchblättern, wichtige Seiten retten, schreddern, zur Altpapiertonne gehen (integriert in einen Abendspaziergang) und Scanservice beauftragen hat mich jetzt zusammen etwa 2 Stunden gekostet, mehr nicht. Manches, was einem auf der Seele liegt – ich „liebe“ ja das Thema Steuern ? – ist dann doch erstaunlich schnell abgeschüttelt.

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Isaac Gracie: Last Words (2018).

Hey, this song rocks! Wie kann der schmächtige Typ nur mit seiner Stimme und der kleinen Gitarre einen ganzen Raum füllen?

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Alright!

Sich einen Wikipedia-Eintrag bauen

Unser neuer Suchmaschinenoptimist hat mir zu einem Wikipedia-Eintrag über mich selbst geraten. Gäbe unserer Seite mehr Credibility, wäre auch für mich selbst nicht schlecht.

And this got me thinking: Was würde in einem solchen Beitrag stehen? Man darf den offiziell gar nicht selbst anlegen oder muss, wenn, dann alles mit Quellen belegen. Wie beläge (sic!) ich, wann ich Geburtstag habe? ?

Die eigentliche Frage kann man sich aber auch abseits davon stellen oder auch, sich als Trockenübung mal einen Eintrag schreiben, wie er in der Wikipedia stehen könnte. Wie würde man das formulieren? Was kämen da als Stationen rein? Als Errungenschaften? Wie schafft man es, sich möglichst neutral zu beschreiben?

Spannend würde es auch noch, wenn der Eintrag dann online wäre und andere daran herumdoktern, zum Beispiel auch Kritik einbauen könnten. Wie klänge die? Welche Ex-Freundin würde vom Leder ziehen? Wie käme man damit klar, Kritik über sich selbst auf Wikipedia zu lesen? ??

Ich werde mich mal damit befassen. Vielleicht erdet sowas einen ja auch. ??‍♂️

Könntest du dir einen eigenen Wikipedia-Eintrag über dich vorstellen?

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Christian und Christoph brechen morgen zum Nimwegenmarsch auf (4x 50 km). Und so absurd das klingt: Ich bin ein wenig neidisch, nicht dabei sein zu können. An die beiden: „Succes!“ – wie der Niederländer sagt. Ihr packt das! ??

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Bonn auf dem Kreuzberg:

Etwa da, wo das rechte Drittel beginnt, kannst du den Kölner Dom sehen.

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Golem.de über Threads ?:

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Masterplan in 15 Minuten

Eigentlich wollte ich mir heute Abend einen Masterplan ausarbeiten…

  • Wie es mit der Arbeit weitergehen soll
  • Wie es mit mir selbst weitergehen soll – wie will ich sein, was möchte ich noch machen in diesem Leben?

Dann hab ich mich am späten Nachmittag dazu entschlossen, erst Sport zu machen und dann zu wellnessen. Dann meldete sich Mattes, und ich ging noch kurz zu Caro und den anderen auf dem Balkon. Jetzt ist es Mitternacht, nur noch ein paar Minuten Zeit für einen Mini-Masterplan:

  • Den Job weitermachen, den ich habe. Es ändert sich viel, er ist Herausforderung genug. Ich lasse mich nur nicht mehr stressen dabei. Daneben schreibe ich Bücher und reise um die Welt. Vielleicht nur nicht so Hardcore-mäßig wie neulich, bisschen entspannter, alter Mann ist ja kein D-Zug.
  • Radikale Selbstannahme: ??‍♂️ Schwächen akzeptieren, Stärken weiter stärken. Für alles Andere geht mir auch langsam die Puste aus.
  • Reisen und dann möglichst so, dass ich länger an einem Ort bin und da Anschluss habe (Couchsurfing, bei Gastfamilien wohnen oder Austauschprogramme – Caro sprach heute von Bildungsurlaub im Ausland – Kontakt zu den tollen Menschen zuhause halten). Sehen würde ich gerne unter anderem noch Israel, Indonesien, Vietnam, Thailand (nochmal neu), Hongkong, China, Taiwan, Südkorea, Indien, Alaska, Kanada, Argentinien, Curacao, Georgien, Griechenland. Ach, wenn man einmal anfängt…

Fehlt noch was? ? Mir fällt gerade eigentlich nichts ein.

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Taube: Wächst und gedeiht – und kackt alles voll…

Fühlt sich klein bisschen wie „mein Baby“ an… ?

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Emily Jane White – Pallid Eyes (2016):

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Alright!

Nightrunning

Die Fahrt von Düsseldorf zurück nach Bonn hat Verspätung und dauert ewig, ich bin ganz schön geschafft. War klasse, mit Duc ein paar Altbier zu trinken und über das große Ganze zu sprechen; Duc ist ein kluger Mann! Aber jetzt bin ich irgendwie nachdenklich, ziellos. Weil die Fahrt ewig dauert, komme ich auf die Idee, bei Skyscanner nach Flügen nach Toronto und zurück von Vancouver zu schauen. Teuer, aber bezahlbar. Von A nach B dann mit einem Camper, das wär’s. Aber alleine?

Als wir in Bonn ankommen, ist mir irgendwie nicht nach Partypeople in der Innenstadt; ich gehe den etwas längeren Weg durch das Musikerviertel. Da kommt mir auf einmal eine Joggerin entgegen. Jetzt? Um die Zeit? Es ist 2330 Uhr. Sie sieht vergnügt aus. Clever eigentlich. Jetzt brennt die Sonne ja nicht mehr, es stehen weniger Fußgänger herum als am Tag. Ich überlege kurz: Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal etwas Spontanes gemacht oder etwas Beklopptes? Etwa, joa, nachts joggen zu gehen? Aber wenn ich das jetzt täte, wäre das nicht irgendwie gefährlich? Ich habe auf dem Weg noch ein paar Haribo gegessen und dürfte vom Altbier noch Restalkohol haben. Was ist, wenn besoffene Jugendliche mir im Dunkeln auflauern? Oder ich den Weg nicht finde? Oder… oder?

Only one way to find out!

Zuhause angekommen, schmeiße ich direkt meine Sachen in die Ecke und ziehe mir Sportklamotten an. Das Handy lasse ich da, die Sportuhr muss den Weg aufzeichnen. Schuhe an, noch ein Glas Wasser trinken, Haustür abschließen und los. Es ist kurz vor Mitternacht. Auf dem Weg nach unten treffe ich meinen Nachbarn aus dem Erdgeschoss, der mit seinen Jungs im Garten chillen war, und weihe ihn kurz in meine Pläne ein. „Joa“, sagt der, „Jetzt ist ja auch endlich was kühler. Viel Spaß!“. Vor der Tür schalte ich die Sportuhr ein und laufe direkt los.

Der Tuscolo hat schon geschlossen, zwei Typen eine Ecke weiter gehen überrascht zur Seite, als sie mich hören. Sonst ist wenig los auf den Straßen und den Bürgersteigen. Den ersten Kilometer fliege ich nur so dahin. Ein klein wenig merke ich im Magen die Haribos von der Fahrt, aber noch ist das kein Problem. Hundert Meter hinter dem Römerkran runter zum Rhein läuft ein Igel über den Weg, ansonsten sehe ich bis zum Schänzchen nichts und niemanden. Erst da sind die ersten kleinen Gruppen von jungen Leuten, die dort abhängen, aber von mir keine Notiz nehmen, oder zumindest nichts sagen.

Es ist gar nicht so viel anders, als würde ich an einem Wintertag nach Feierabend laufen gehen. Die Wege sind belechtet, ein paar Leute sind halt unterwegs, aber niemand interessiert groß, was ich mache. Hoch in Richtung Kennedybrücke sind nur drei Mädels, die etwas zu viel getankt haben und mich erst im letzten Moment kommen sehen, erstaunt zur Seite weichen, aber ebenfalls nichts sagen.

Drüben in Beuel ist ein wenig Beschallung am Rhein, in den Anwesen entlang der Promenade klingt es nach Gartenpartys. Auf Höhe Schwarzrheindorf nach fünf gelaufenen Kilometern dann etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Hier enden plötzlich die Straßenlaternen, und es wird bis zur Brücke zappenduster. Ist das im Winter auch so? Ich kann mich eigentlich nicht an so viel Dunkelheit erinnern, freue mich auf jeden Fall über jeden Radfahrer, der mir entgegenkommt oder mich überholt und ein wenig der Strecke ableuchtet.

Es ist sternenklar an diesem Abend und sehr angenehme Luft. Es duftet ein wenig nach Heu, nach Blüten, hinter dem Klärwerk in Bonn ist es dann zwar dunkel aber auch himmlisch ruhig.

Womit ich auch nicht gerechnet hatte: Auch auf der Nordbrücke ist das Licht aus. Hier sind ja tatsächlich Scheinwerfer über der Fahrbahn, die für gewöhnlich auch die beiden Fußwege links und rechts ableuchten. Sie waren mir nie aufgefallen, solange sie angeschaltet waren. Nun sind sie aus – und ich sehe nicht mehr, wo ich hintrete. Als ich einem Radfahrer ausweiche, knicke ich fast um, weil neben dem Fußweg ein Loch ist. Die entgegenkommenden Autos leuchten zwar die groben Umrisse aus, doch die Lichtkegel reichen nicht bis zum Boden. Zwei Kilometer laufe ich dadurch nur auf Verdacht. Zum Glück kenne ich die Strecke von früheren Laufen und weiß, dass sie im Großen und Ganzen eben ist.

Die Bonner Seite ist dann wieder beleuchtet. Der Rhein ist derart niedrig im Moment, dass es einige Grüppchen es sich am Ufer bequem gemacht haben. Vier Jungs haben dort einen Tisch aufgestellt, ihn mit Lichtkringeln beleuchtet und spielen dort allen Ernstes Bierpong. ?

Ansonsten passiert nicht mehr viel. Ein wenig fühlt es sich in meinem Magen nach Sodbrennen an, aber nach keinem all zu schlimmen. Mein Knie schmerzt weniger als sonst. Ich bin wie immer durchgeschwitzt, als ich zuhause ankomme, aber vielleicht sogar etwas weniger, als wäre ich am Tag gelaufen.

Alles in allem hat das Spaß gemacht. Een klein avontuurtje, nicht mehr, nicht weniger. Aber ich strahle bis über beide Ohren, während ich die Geschichte jetzt aufschreibe. Einfach toll, mal eine spinnerte Idee spontan umzusetzen. 🙂

Ach so, und die Zeit? Nicht der Rede wert: 59:22 min für genau 10 km. Ich war schonmal schneller, auch schonmal langsamer. Alles unter 1 Stunde freut mich eigentlich immer, also bin ich ganz zufrieden damit.

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Düsseldorfer Altstadt: Schwer zu erklären warum, aber irgendwie mag ich es, alle paar Monate ausgerechnet da ein wenig durch die Straßen zu streifen, die Atmosphäre aufzusaugen und ein paar leckere Alt zu trinken (Kürzer hat ein ziemlich gutes). Und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht warum. Klar, ein kleinen Asi wohnt in jedem von uns, aber ich kann mit der Kölner Altstadt recht wenig anfangen, mit dem Ballermann auch nicht. In Düsseldorf ist es nicht weniger stumpf, oberflächlich, bekloppt, viel zu laut und verrückt. Als wir im Kürzer am Fenster sitzen, ist draußen die vielleicht sechsköpfige Gruppe von Expats derart laut, dass ich mein eigenes Wort nicht mehr verstehe. Sie brüllen sich bei jedem Satz an. Warum, weiß ich nicht. Es herrscht Massenabfertigung im Kürzer, im Fünfminutentakt folgt ein Altbierspaziergang auf einen Junggesellin:nenabschied. Ich komme nicht schnell genug weg und muss einer Zukünftigen für 5 Euro ein Stück aus dem Party-T-Shirt schneiden. Nach dem zweiten Alt stört mich das aber alles kaum noch. Es ist laut, es ist primitiv, ich fühle mich da irgendwie wohl. Verrückt.

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Camper Van Beethoven: Take the Skinheads Bowling (2007):

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Oha

Nur Geduld..

Am liebsten würde ich jetzt in Urlaub fahren. Aber der Zeitpunkt ist schlecht. Auf der Arbeit muss mal wieder am großen Ganzen geschraubt werden. Außerdem hatte ich mir eigentlich fest vorgenommen, erst dann wieder zu verreisen, wenn ich hier endgültig fertig minimiert und alles endgültig aussortiert habe. Keine Abkürzungen diesmal. Und dazu hatte ich mir unter anderem diesen Riesenschinken von Technikbuch als Endgegner auferlegt, den ich seit Jahren – im wahrsten Sinne – vor mir herschiebe:

Hat 500 Seiten, ich bin kurz vor 200. Immerhin.

Liest sich leider nicht mal eben so weg, ist nämlich teilweise ganz schön technisch, wenn auch toll erklärt und illustriert.

Dann sind da noch ein paar andere Bücher, Papierkram, die Steuer ist mal wieder fällig… Hier wird’s schon nicht langweilig.

Alles eine wunderbare Übung, um sich mal ein bisschen in Geduld zu fassen. Ist nämlich nicht gerade meine Stärke. Die der Gesellschaft aber auch nicht. Sich langsam mal dran gewöhnen, dass manche Dinge eben ihre Zeit brauchen und nicht alles immer sofort verfügbar sein muss. Eigentlich eine recht schöne Lektion.

Wo auch immer ich die Ruhe dafür hernehmen soll…

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Kinder, Schutzengel und Physik

Technikbuch sagt:

„Die Menge an potentieller Energie errechnet sich als Produkt der Masse (m), der Höhe (h) und der Gravitationsbeschleunigung (g), also m x g x h.“

Und das ist faszinierend. Denn hätte ich damals in Physik aufgepasst, hätte ich da schon den Irrglauben widerlegen können, dass Kinder einen Schutzengel haben. Fällt ein Kind mit dem Fahrrad hin (nicht hübsch, mir selbst passiert, als ich 5 war… ?) gibt es meist nur ein paar Schürfwunden, viele Tränen, aber das war es dann oft auch. Fällst du als Erwachsener mit dem Fahrrad hin, gibt es Knochenbrüche und Krankenhaus.

Das hat schlicht mit der höheren Aufprallenergie zu tun:

Potentielle Aufprallenergie eines fiktiven Kindes verglichen mit dem eines Erwachsenen, beide 18 km/h schnell (lässt sich gut in m/s umrechnen)…

Epot kind = 20 kg x 100 cm x 5 m/s x 10 m/s2 = 100.000 Joule

Epot erw = 80 kg x 180 cm x 5 m/s x 10 m/s2 = 720.000 Joule

Wenn ich mich nicht völlig verrechnet habe (durchaus möglich), hat ein fiktiver Erwachsener in unserem Beispiel also eine mehr als 7x so hohe Aufprallenergie wie ein fiktives Kind. So hätte man mir das in Physik recht anschaulich erklären können.

Allerdings mag ich das Wort „Aufprallenergie“ eigentlich nicht gerne im Zusammenhang mit Kindern… ?

Dafür mag ich den Gedanken an einen Schutzengel für Kinder. Einigen wir uns einfach darauf, dass es so ist? 🙂

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Funny take on that one! Chapeau!