Tja, Achtsamkeit…
Vor einer Woche belegte ich einen MBSR-Kurs in einem Kloster in der Eifel. Eine ganze Woche lang täglich Meditationen, Yoga, Bodyscans, Achtsamkeits-Theorie, Spaziergänge, Austausch mit zehn tollen, ruhigen, sehr reflektierten Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation.
Keine Esoterik übrigens, sondern basierend auf wissenschaftlichen Studien. Klar, dass ich mir hinterher natürlich trotzdem ein paar kecke Sprüche anhören musste, zumal wir zumindest einen Tag auch geschwiegen haben. 🙂 Geschenkt.
Alles für den Moment komplett entschleunigt, das ganze Leben einmal ganz durchleuchtet irgendwie. Und dann: Zurück in den Alltag.
Noch bei der Abschlussrunde gab ich der Kursleiterin als Feedback: Das alles wäre wie ein schöner Urlaub für mich gewesen, aber ab Montag ginge es ja zurück in die Realität. Und die würde regiert von lauten, unreflektierten Haudraufs wie Trump.
„Na ja“, entgegnete sie. „Das hier ist ja irgendwo auch ein Teil der Realität.“
Am Schluss blieb für mich der Wunsch, zumindest einiges von dem mit in den Alltag zu heben, und eine wichtige Erkenntnis:
Ich mache in meinem Leben alles immer schnell.
- Ich arbeite schnell
- Ich bewege mich schnell
- Ich putze mir morgens schnell die Zähne und höre dabei schon mal schnell die Nachrichten
- Danach geht es schnell einen Kaffee kochen und zack an die Arbeit
- Ich tippe schnell
- Ich kaufe schnell ein
- Ich beende Gespräche schnell
- Ich esse schnell
- Ich rede schnell…
- Ich muss dann schnell noch mal …
Immer alles schnell, schnell, schnell, schnell, schnell.
Warum eigentlich?
Am zweiten Arbeitstag erkannte ich zumindest eins der Symptome dafür. Ich bin in meinem Job quasi Mädchen für alles, erledige jede Woche gefühlt siebenundreißig Dinge gleichzeitig. Ein Stück verlangt und belohnt unsere Gesellschaft auch schnelles Handeln. Wer schnell ist und trotzdem hochwertige Arbeit abliefert, den liebt der Arbeitsmarkt. Wer viele Aktivitäten in seinen Alltag unterbringen kann, auf den schaut das Umfeld mit Respekt. Viel-viel bedeutet aber auch wieder schnell-schnell.
Der eigentliche Grund ist bei mir aber ein anderer, ein tiefenpsychologischer. Ich bin aufgewachsen mit dem Gedanken, nicht klug genug, auf Zack genug, attraktiv genug, gut genug, schnell genug, genug zu sein. Der Autor Jack Brody schreibt mir in einem aktuellen Essay aus der Seele: Erst waren es tatsächliche Kritiker, aber die braucht es längst nicht mehr, denn der innere Kritiker hat übernommen und übertönt seitdem alles.
Bei mir war ein richtiger innerer Diktator am Werk, fast ein Nazi. Ist erst ein paar Monate her, dass ich ihn vor meinem geistigen Auge feierlich gestürzt und gegen einen toughen, aber gutmütigen Lenker ersetzt habe. Das schaltet Prozesse, die sich über Jahrzehnte eingespielt haben, nicht von heute auf morgen ab. Aber es wird besser.
Nun, nach gut einer Woche seit dem Ende des Seminars habe ich einiges in den Alltag rübergeholt und alles ist etwas langsamer geworden. Ich habe seitdem täglich einen langsamen, achtsamen Morgenspaziergang eingelegt, ich schreibe mir einen eher entschleunigten Tagesplan in die Kladde und habe gestern mal einen Lazy Workday eingelegt. Dazu muss ich vielleicht noch einmal separat bloggen. Ich habe einfach mal einen Tag lang nicht schnell-schnell, sondern so langsam wie möglich gearbeitet – mit mehr oder weniger dem gleichen Arbeitsergebnis.
Noch muss ich mich zur Langsamkeit zwingen. Langsam ist nach all den Jahren der Hochgeschwindigkeit eben einfach nicht antrainiert.
Und ich suche noch nach meinem perfekten Tempo. Denn gaaanz langsam ist dann auch wieder nicht meins. Wenn mein Herbst-und-Winter-Alltag die 100 sind und der Sommer die 150, dann könnte ich mir gut vorstellen, am Ende irgendwo bei 30 bis 60 zu landen.
Entschleunigen ist nicht leicht, aber ich möchte es versuchen.
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Pudding mit Gabel
In Wien haben sich am Sonntag Vertreter der Gen Z in einem Park getroffen, um Pudding mit einer Gabel zu essen. Ein junger Mann hatte in den sozialen Medien dazu aufgerufen. Hunderte kamen. Der Trend stammt ursprünglich aus Karlsruhe.
Und die gesammelten O-Töne der Wiener Zeitung sind einfach wunderschön. Die Leute hatten einfach Lust, in einer kaputten Welt, in der jeder irgendwie nur noch für sich ist und täglich stundenlang aufs Handy starrt, endlich mal wieder andere Leute zu treffen, die die absurde Idee genau lustig fanden wie sie. Reale Kontakte mit normalen Menschen in einer Welt, die von Verrückten regiert, von Reichen und Schönen dominiert wird und jeder nur noch irgendwie funktionieren soll.
Ich sehe immer mehr Initiativen, die das so nicht mehr wollen. Social ja, Network auch, aber bitte mit echten, menschlichen Kontakten. Me too, please!
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Milka Brotaufstrich
They nailed it. Die Bezeichung „Haselnusscreme“ ist natürlich quatsch, sind nur 5 Prozent Haselnüsse drin. Das ist ein Schokobrotaufstrich, flüssige Milka-Schokolade. Und fertig. Verdammt lecker und – überraschend – ohne Palmöl.

Nanu, der eklige Konzern Mondelez, der hinter Milka steht und sich sonst für keine Trickserei zu schade ist, in einer edlen Mission unterwegs?
Ich glaube eher an Marketing. Palmölfrei, um am Markt anzukommen und Nutella ein paar Marktanteile abzujagen. Aber sobald das läuft, kommt die „verbesserte Rezeptur“ mit Palmöl – jede Wette. Ich gebe dem 1-2 Jahre.
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Can you English please
Diese Almgaudi-Ballermann-Oktoberfest-Hits sind eine Klasse für sich. An der Gürtellinie wird fest gezurrt, aber gerissen wird sie – meist – nicht. Oft aber die gleiche Leier zu einem pappigen Beat. Wobei ich hin und wieder einen solcher Song ganz witzig finde. „Ich überleg mit dem Saufen aufzuhören, aber ich schwanke noch“ bringt mich immer zum Schmunzeln. Ich kann den Song mittlerweile auf der Ukulele nachklimpern.
Und dann spielte mir Spotify neulich diesn Song der Schweizer Pop-Folk-Band Fäaschtbänkler, die mittlerweile einige Hits in der Sparte gelandet haben. Und ich war überrascht, sogar ein wenig von der Musik und der Story begeistert. Typ versucht sich auf plumpe Art an eine Frau ranzuschmeißen, aber dann kommt alles ganz anders. Schöner Song!